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Zwei Zahre WsuW (Bon unserem Vertreter.) ?. I. Warschau, Lt. Mai. Zwei Jahre sind es, daß durch das Geäst der Kastanien und Linden in den Alleen Warschaus die Kugelgarben der Ma schinengewehre psisscn. Zwei Jahre liegt der Staatsstreich je ^ polnischen Legionärs zurück, der mit säst asiatischer Plötzlich keit und harter Durchschlagskraft den Erfolg sich holte, dem es gelang, Offizieren und Soldaten, die gestern noch kamerad- schasilich beisammen sagen, über Nacht Gewehr und Revolver ; i Bruderkaivpf in die Hand zu zwingen, dem es geglückt ist, di oral- nie Verantwortlichkeit eines Umsturzes durch die Be de .tung des Errungenen zu sühnen. Seit vierundzwanzig Monaten kennt Polen keinen anderen Namen mehr, der ihm so viel, sei es in gutem oder schlechtem Sinne, bedeutet, als den Püind.l.s, keine andere Erscheinung, die die Wiedererstehung Po ens und seinen Willen zur Selbsterhaltung so wahr ver körpert, wie die Person des Marschalls. Ts ist nicht leicht, diese zwei Johre aus dem Dezennium vo':! scher Gesamtentwicklung als Periode für sich herauszu- gn en. noch viel schwerer, diesen Zeitraum nach Für und Wider PiNnd'ki zu sondert.. Die polnische Nation und ihr staatliches Gc Ute sind heute noch zu sehr im raschen Verändern und For mt sarger Entwicklung begriffen. Feststehend aber ist eine Ta sache. dag diese zwei Jahre Pilsudski Polen in uner wartetem. fast ruckartigem Stoße vorwärts geschnellt und übe: b-as ungesunde wirtschaftlich-politisch Unentschiedene der Elin r'isjuhrc weit hinausgebracht haben. Damit soll aber nicht ge agt sein, das; in gleichem Tempo sich auch schon die Ver ankerung des Gewonnenen vollzogen hat. Gerade daraus aber muß das Interesse des Auslandes, und in erster d'il.ie Deutschlands, den Schwerpunkt der Beobachtung legen. Die Einwirkung der Aera Pilsudski auf die außenpolitische Reifung Polens ist naturgemäß bedeutend geringer als ihre i u'ecpolitische Mission. Diese Einwirkung ist nur indirekt fühl bar v. h. sie kann nur insofern vermerkt werden, als sie durch in crpoli tische Festigung die natürliche und bedingte Er nolage für eine ungehemmte Entwicklung fester außen- xoüi.chcr Linien gab. Das Polen der „Vormai"-Jahre, ein gii liü, nntlares und verworrenes Garen einander nusreibender G<-.-ulräste, konnte durch innere Spaltung und Schwächung im ungezügelten Parteihader und nicht zuletzt im schlimmsten Kor- rm .ivnswesen Len Lbeg selbständiger äußenpotttifcher Aus wirkung nicht finden. Die Zeiten, wo Polen seine einzige Auf gabe darin sah, bei jeder Eclegetcheit in gänzlich unbegründeter Neri osUät und nnr zu oft bissiger Aggressivität den von allen sich bare» und unsichtbaren Mächten ständig Bedrohten zu spülen, sind noch in lebendiger Erinnerung. Während die p-oi.iilche Ostpolitik damals einem vollkommen unkontrollier- bcuen und nur mühsam gedämpften Feuerherde glich, bestand Polens Wegpolitik eigentlich in nichts anderem, als in einem stete» zänkischen Eifern gegen die deutsche Gefahr. Das, was heule leider immer noch in Ostoberschlesien, im Pofenschcn und in Po.ninerellen den beliebten Grundton aus macht, mit dem jede Aeußerung, die über die westliche Grenze zielt, gewürzt wird, war damals nicht nur Gemeingut ganz Polens, sondern auch oberstes Gebot der offiziellen polnischen Westpolitik. Selbst so großzügige und weitblickende Pioniere vernünftiger außenpolitischer Deiikungsweise, wie der ehemalige polnische Außenminister Graf Alexander Skrzynski, konnte infolge der innerpolilischen Unklarheit keinen festen Fuß fassen. In dem Augenblick, in dem die innere Basis durch die gewalt- lame Nivellierungsaktion Pilsudskis an Tragfähigkeit gewann, konnte auch die polnische Außenpolitik die Bahnen nornraler Ent wicklung betreten. Diese Entwicklung bestand vor allem in dem wachsenden Erkennen, nicht für ewige Zeiten dem Versailler Traktat zufolge, die Rolle eines Beuirriihigungssaktoro Deutsch land gegenüber und einer Barrikade gegen Rußland spielen zu könne». An Stelle dieser mehr uneigennützigen als vorteilhaften Aufgabe »rat zwangsläufig und im bloßen Selbsterhaltungstrieb das Bestreben, eine» rnoclus vivendi mit den Nachbarn systematisch auszubauen. Am raschesten und vollkommensten gelang es der polnischen Außenpolitik in diesen letzte» zwei Jahren ihre selbständige Position dem Osten gegenüber zu erringen. Gerade hier aber lag und liegt noch die entscheidende Beeinflussung ausschließlich in den Hände» Pilsudskis, und es ist sein Verdienst, daß Polen, unbeschadet englischer und fran zösischer „Unterweisungen", seinen eigenen und, wie man wohl sagen kann, meist recht geschickten Weg gegangen ist. Die Einwirkung Pilsudskis, seiner Ideen und seiner Führer eigenschaften auf die innerpolitische Gestaltung Polens ist natürlich bedeutend sinnfälliger. Sein Prinzip, mit Gewalt sein Volk, das sich zu selbständigem inneren Ausgleich unfähig erwies, zu erziehen, und zu diesem Zwecke zunächst ihm die Selbständigkeit soweit als möglich zu entziehen, war sicher gut gemeint. Die große Gefahr, die in dem Experiment Pilsudskis lag, daß er den Moment des lle Herganges zur Locke rung der Zügel und Rückgabe der Verantwortung an das Volk übersehe, war von Anfang an gegeben. Tatsächlich hat auch Pilsudski diesen Anschluß, wie man heute wohl schon feststellen kann, versäumt. Damit verschiebt sich aber auch das ge samte Bild der auf Len ersten Blick so bedeutend erscheinenden inneren Festigung Polens und wird zu einem Zerrbild. Eben dadurch, daß der Marschall sein Sanierungswerk allein auf seiner individuellen Machtposition aufbaute und nicht gleich zeitig oder doch wenigstens allmählich auf breitere und — dauerndere Grundlagen stellte, ist das Bild der heutigen inner politischen Lage in Polen nicht etwa als fest verankerte und bereits sicher gewonnene Tatsache zu werten. Darin liegt der große Fehler der Pilsudski'sche» Aera. Die inncrpolitische Ent wicklung. wie sie Polen in diesen zwei letzten Jahren so rasch durchlaufen hat, ist nicht als organischer „nd natürlicher Aufbau zu werten, der in gleichzeitiger Entwicklung der Volksverant wortung verwurzelt ist. Die Stärke Pilsudskis ist, daß er zwangsweise ein bestimmtes Stadium innerstaatlicher Reife aufwirft, seine Schwäche, daß er eine systematische Selbstbildung seines Volkes bis zu jener Stuse nicht ermöglicht — durch die dauernde Konzentrierung von Macht und Verantwortung allein in seiner Person. Man mag in Polen fragen wen man will, sei es nun ein überzeugter Pilsudskiist oder ein standhafter Gegner von der Rechten, was denn zu erwarten sei. wenn einmal Pil sudski nicht mehr ist — man wird immer nur ein ablehnendes Achselzucken zur Antwort erhalten. Wird diese Drücke rascher Entwicklung, die der Wille eines kräftigen Baumeisters von unreifer Verwirrung weg auf gesunden Boden führte, dann so- uwit erhärtet sein, daß sie das Fehlen ihres Hauptpfeilers ver trägt? Oder wird sich daun erst rächen, daß diese Entwicklung eben nur als Brücke an und für sich Unfertiges überspannt und nicht in natürlicher, fortbauender Zusammenarbeit Grund mauern entstehen ließ. Muß nicht jene Schicht der Erstarrung, die sich unter der Gewalt seines Willens über noch vorhandene tiefe inncrpolitische Unausgeglichenheit gelegt hat und heute den oberflächliche» Eindruck schon bestehender Nivellierung hervor ruft, an jenem Tage springen, an dem dieser Wille nicht mehr ist und damit ein neues Aufeinanderprallen zuriickgehaltencr Gegensätze bringen? In diesem Falle würde Polen auch außen politisch viele Stufen zurücksinken. Wir geben zu, daß das Polen von heute, das Polen Pil sudskis, ein bestehender und schwerwiegender Begriff und ein bedeutender Faktor in der Weltpolitik geworden ist. Wir können uns aber nicht den Einwand ersparen, daß dieser Faktor über Nacht eine bedrohliche Metamorphose erleben könnt«, wenn fein heutiger Exponent — Pilsudski — ausscheidet. Leipziger Sender Sonnabend, 2. Juni: 9.00 Uhr: Anläßlich üer Volkshochschuliagung in Dresden Ueberlragung der Vorträge von Elisabeth Stück. Arnstadt' „Die mittel- und kleinstädtische Abenövolkshocgschule", Dr Sievers, Flensburg: „Volkshochschularbeit im Dons" aus dem Vitzthumschcn Gymnasium, Dresden. 110V Uhr: Wirtschaftsnachrichlcn. 11.05 Uhr: Wetterdienst und Verkehrsjunk. 11.20 Uhr: Bekanntgabe des Tagesprogramms. 11.25 Uhr: Was die Zeitung bringt. 11-15 Uhr: Wetterdienst und -Voraussage iDeutsch uns Esse- rauto) und Wasserstandsmeldungen. 12.00 Uhr: Miltagsmusik mit Funkwerbung. 12.50 Uhr: Funkwerbenachrichten 12.55 Uhr: Nauener Zeitzeichen 13.15 Uhr: Presse- und Börsenbericht 13.25 Uhr: Funkwerbenachrichten. 15.00—16.00 Uhr: Konzert. 16.00 Uhr: Wirtschaftsnachrichten. 16.30— 18.00 Uhr: Konzert. 17.15 Uhr: (zwischen dem Konzert): Funkwerbenachrichten. 16.00—18.30 Uhr: Deutsche Welle. Berlin. 18.30— 18.45 Uhr: Funkbastelstunde. 18.45—19.00 Uhr: Walter Grohmann, Leipzig, vom Gemerk- schaftsbund der Angestellten: „Aus der Praxis des Arbeits rechts." 19.00—10.30 Uhr: Vortragsreihe: „Zeitungskunde". 10. Vortrag, Dr. Karl Blanck, Dresden: „Wie eine Zeitung entsteht." 19.30— 20.00 Uhr: Photographischer Lehrgang für Amateure IV, Franz Steffelbauer: „Aufnahmen bei künstlichem Licht." 2000 Uhr: Wettervoraussage und Zeitangabe. 20.05 Uhr: Funkwerbenachrichten 20.15 Uhr: Heiterer Abend. 22.15 Uhr: Pressebericht und Sportfunk. 22.30— 24.00 Uhr: Nachtmusik. VrmMMslrophe in AnlwerM Antwerpen, 30. Mai Eine große Sägemühle wurde durch eine Feuersbruust voll kommen zerstört. Diese griff auch auf die Nachbarhäuser über Das Haus des Besitzers des Sägewerks wurde ebenfalls ver- nichtet. Eine staatliche Schule und vier weitere Häuser wurden durch den Brand erheblich beschädigt. Man schätzt den Schaden auf mehrere Millionen. Wirüelsruru, über Wllppopel Sofia, 30. Mai. Philippopel wurde am Dienstag mittag von einem Wirbel sturm, der von Wolkenbrüchen und schwerem Hagelschlag be gleitet war, heimgejucht. Es wurde großer Schaden angerichtet. Eine Frau ist vom Blitz erschlagen worden. Zur Zeit des Un wetters wurden mehrere schwächere Erdstöße verspürt. In ganz Bulgarien ist starker Temperatursturz eingetreten,' stellenweise sairk das Thermometer mehrere Grad unter Null. Die Gebirge um Sofia tragen Neuschnee. Veranlworttich slir den polilychcn Teil: Dr. Gerhard DeSczhi, Dresden, lür den sächsischen Teil »nd daS Feuilleton vr. Mar DonOchle Dresden 'Nr Anzeigen: Ar! nr Lenz. Dresden. Kathol. Arbeilerverein Dresden-A. Sonntag, -en S. Juni 1928, abends 8 Uhr Versammlung im Kolpinghaus, Käufserstraße 4. Vorkrag deshochw.HerrnKaplanSchmitz Üett-lnletl, 130 cm breit, -s ro.8a rot gestreikt . . Vett-L^inoll, 130 cm breit, pa. vuaiilSt . . . . Slanxenleinea, prima Ware iianrilucklstolk, pa. Keln- lein., mitdaurmv. Kante Wiscbtuck. rot kariert 8Ü4 15ej 1.25 58^ 78^ 1.Z5 1.58 58^ 1.25 2.85 50 § 2.85 1.85 1.85 Wsrrke- u. vsunnvvSlksuL MLULnecx LrköLLergSLLS S keUv krsu«n»»r»vs Oartentlscinlecke, prima Scbneicivreu^, 100/NO Uederricklaxlaken, rex;u- L Vtt i^rv Orüüe, m. ttobi§. Netlrxarnilur, pa. biuon, 1 Ü«r., 2Ki§8., t Klüsen L tzk» best. . Oarnitur 8.75, Üettuck, 140/200, pa.11au8- S sM tuOb.m.Hobl'iaum. kert. ".OV Stepppüecke, klöppeln., ^4 OH Latin, pa. Klitterung L krottierkanlitticker, pa. o Zacquarci, 1.50, 1.15. . Üarictuck» pa. Zacquarri t) VN v6. KräuLeluloll» 100/100 UntertsiNe, pa. >VÄ8cke- 8tolk, mit Stickerei. . Hxkemü, ^ute tzualitölt, mit Stickerei . . . . ttemlikose, vorr.Vlktscke- 8to1k, mit Stickerei, 2.25, prinreürock, la OuailtÄt, reicb mit Stickerei, 2.45 Dam.-Strümpfe, 8>voUe, in viel. bell. Karben, 68, >Vs8cb8eläe, belle Üloüe- larden, m. KI. Kebi.» 1.05 K'aelüe, plattiert, ^anr vorrü^l. ^)ual., H.^aki Kiocier-Strümple, kardixx unü sctnvarr Orüüo l Oderbemü, pa. Üerkal oci. 2epkir. prima HuaUtÄt Iwako-t/nterbelnklelü, ciauerbalte HuaUtüt . vlnüer, pa. reine Seicie, bi1Ü8cb.Mu8ter,2.95,2.45 Uekect ^ dlu»terb» eegcbmackvoll u scknell N.-Q., Lolierutr. l7 dlu»terduck Ile^t >- ä.lieickdltrrlell, au. 8-IekaIsck - 8Skml»cke vampkeklkkuki-t aktiengasellsekult vrescien -14. 6 Qeorgenrtiaüe L rouristvnkskrt «NeoNt nae», «ksr »m ronntsg, 8. Zunl unck an den tolgendsn Sonntagen Qdknl,«'»; anUunttr Vkoklen 7"b i3br, Kstken 8°"Ekr, Künig- stein 8*° llkr. 8ckanciau-8bf. 9°^ kad Lebanclau y ^ Ukr, Sclimilka Utir Oreaden-I'errassenuker. . . 5" Ulir Ocescien-Ksaseviir . . . . Ekr Vresdon-Eaubegast. . . . 6"° Obr rsUrpr«!»» kür 8ru,sek»«i,o: naek Veblen—Kalken . . bin und rurüelc E. l.SO nack Xünigstsin—Sokandau , » » lAlc. 2.— nack Sekmilka , , -Ilc. 2.ZO Xinder die tltllkt« Die KOcklskrt kann mit jedem takrplanmSÜ, vampker. auasekl. Xonrerdampker und btotordoot, ockoigsn. Öösvn der b'abrsckeme an dsn TZbgangsrtationen an den Tagen vor der ttakrt Ist au empleklon. Alleinstehend. Fräulein sucht Stellung als in frauenlosem Haushalt, wenn möglich in Pfarrhaus. Zuschriften bitte an Irl lN.8eik,Chemnihi S Gravelvtte - Straße 17 »bei >>r. Richter.) Katholiken sollten vor allem der Sächsischen Volks Zeitung ihre Anzeigen znmelsen Dresdner Theater VpkrnlMs Sonnabend Auster Anrecbt Slartk» (t/,S B.-B.-B. Gr. l. 1701-1800 und 3601—8900 Gr. 2: 301-400 Sonntag Austei Anrecht Vndlnv (7) Schauspielhaus Sonnabend Anrechttzrethe 8 »amlvt (>/,?) Sonntag 10. Slorgvnkvlvr (V,12) klvknrd 8trnal! Sago v. kokmannatkal Außer Anrecht Lindau 81v,daU Oonatanvv stak rtvktlg vvrkliltr B.-B.-B. Gr. 1. 4101-4200 und 4601—4700 Thlllill-Sheiter Freitag Vertagte klavkt 8» Lonuadena Hermann, veat hl, de gemvla t8) Albert-Theatrr Sonnabend Ingeborg i>/.6) B.-B.-B. Gr. 1: 2701-2950 Sonntag Iler Hexer (>/,8) B.-B.-B 6 r.1:490l—5000 475 l —4800 und 5701 - 5900 Sonnabend Gastspiel Ernst Deutsch Ltuekt (°/.8) Erstausfithrnng Sonntag Gastspiel Ernst Deutsch Llnvkt <°/<8) btsl-enf-Nhratkr Sonnabend Vle 'lvlvktv IsabeU (8) B.-V.-B. Gr.1: 8401—3500 Sonntag vl« spnnlsvkv Ltiega (V,4) «Kleine Preises Vlv Ivlvkte Isabel! (8) Skntral. Theater Heute und folgende Tag« ver llerrog >»d die 8>nderln (8)