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S-itog. den SV. «prtl 1V2S «WW»«W Ablauf von Aufwerlungsfrislen Am SV. April lausen nachstehende Aufivertungssristen ab: 1. Fristablauf für die Anrufung der Spruchstellen durch die Gläubiger zwecks anderweitiger Festsetzung des Ausgabetages der Obligationen. (Durchs.-Verordng. Art. 31 Absatz 5). 2. Anmeldung ausgeloster oder gekündigter Obliga tionen durch den Gläubiger außerhalb Europas (Durchs.- Verordng. Art. 42). 3. Fristablauf für Klageerhebung auf Anerkennung oder Herausgabe ausgeloster Obligationen sür Gläubiger außer, halb Europas (Durchs-Verordng. Art. 47). 4. Erste Bekanntmachung der Teilungsmasse von Hypothe kenbanken im Ncichsonzciger (Durchf.-Vcordng. Art. 60). o. Anmeldung der Ansprüche auf Herausgabe ausgeloster oder gekündigter Pfandbriefe (Durchs.-Verordng. Art. 61 Abs. 2). 30. April: Ablaus der Frist zur Stellung von Anträgen üuf Erstattung der Lohnsteuer 1025. Keine Schvnfrist! Die Frist sür Anträge zur Erstattung der Lohnsteuer für 1925, die ursprünglich bis zum 31. März lief, ist durch das Gesetz zur Vereinfachung der Lohnsteuer vom 26. Febr. 1926 bis zum 30. April 1926 verlängert worden. Die Lohnsteuer kann erstattet werden, wenn infolge Verdienstausfalles der steuerfrei Lohn betrag von 860 Mark nicht voll berücksichtigt worden ist, sowie bei äußer-gewöhnlicher Belastung (z. B. durch Unterhalt und Er ziehung der Kinder, Unterhalt mittelloser Angehöriger, Krank heit, Verschuldung usw.) Den Erstaltungsanträgen sind die Un terlagen möglichst lückenlos beizufügen. Für die zu erstattenden Beträge sind durch das eingangs erwähnte Gesetz Pauschbeträge feslgelegt, die nach dem Familienstände abgestuft sind. Erstattet werden regelmäßig für jede Woche (gleich 6 Arbeitstage) des Ner- dienstaussalles: Bei ledigen, kinderlos verheirateten oder Kinder- los verwitweten Arbeitnehmern 2,— RM., bei verheirateten oder verwitweten Arbeitnehmern mit einem oder zwei minderjährigen Kindern 2,50 RM.. bei verheirateten oder verwitweten Arbeit nehmern mit mehr als 2 Kindern 3.— NM. Iahresbeträge un ter 4,— Mark werden jedoch nicht erstattet. Die kirchlichen Verhiilkniffe in Mexiko lieber die kirchlichen Verhältnisse in Mexiko hat der Hei lige Vater ein längeres Schreiben an die mexikanischen Bischöfe gerichtet, das eine Art Weißbuch über die Beziehungen des Vati- nans zur jetzigen mexikanischen Negierung genannt werden kann. Der Heilige Vater führt darin Klage über die kirchen- feindliche Gesetzgebung, die seit einigen Jahren dort erlassen worden ist, seitdem der sozialistische Präsident Talles am Ruder ist, welcher den früheren päpstlichen Vertreter zuerst ausgewiesen habe, und als ein neuer Nuntius das Agrement dieser Regierung gefuniden und die Einreiseerlaubnis erhalten, eine dienstliche Abwesenheit außer Landes des Nuntius benutzte, «um ihm die Rückkehr zu verweigern. Das päpstliche Dokument bringt die von dem mexikanischen Minister des Aeußern Lezeich trete Agrementsurkunde zur Bekräftigung. Des weiteren richtet der Heilig« Vater den Rat an die mexikanischen Katholiken und an den Klerus insbesondere, sich von seder Einmengung iu die Parteikämpfe sernzuhaiten. Bekanntlich hatte der Heilige Stuhl letzthin einen neuen päpstlichen Vertreter sür Mexiko ernannt, den Erzbischof von Porto Rico, Monsignore Carnuana, einen mexikanischen Bürger, weicher vor seiner Ernennung bereits in Mexiko anwesend war, so daß ein« Einreiseerlaubnis nicht erforderlich war. Der neue Nuntius Hot bereits seinen Verkehr mit den geistlichen Behör den Mexikos ausgenommen und ist bis setzt von den Regie- rungsbeHörden nicht belästigt worden, die gegenüber amerikani schen Bürgern nicht so rücksichtssog verfahren können. Immer« hin sind vorher auch novdamerikanische Ordensgeistliche und Nonnen ausgewiesen worden, was selbst in den nichtkatholischen Kreisen der Bereinigten Staaten großen Unwillen hervorgevufen hat. Der Verlauf -er Reichsgefuridhettswoche Dom Landesausschuß für hrigienische Volksbelehrung wird uns geschrieben: Die Neichsgesundheiiswoche ist vorüber. In einzelnen Orten unseres engeren Vaterlandes sind mehr oder weniger umfassende Veranstaltungen noch im Gange. Aus allen Teilen Sachsens wird von lebhafter Beteiligring berichtet. Das Preisausschreiben für Schüler hat großen Anklang gesunden. Wenn nur ein kleiner Teil der ausgestreuten Gesundheitsanre gungen fruchtbaren Boden gefunden hat und weiter wirken wirb, ist der Zweck der Reichsgefundheitswoche als Anfang einer an haltenden gesundheitlichen Volksbildung erreicht. M Men ml de« Ad«- M «M Reichskanzler und Reichsbankprüsi-enl über Wirtschaftslage und Derwaltungsreform Berlin, den 29. Apvill. Der Industrie- und Handelstag hielt gestern im Plenarsitzungssaale des vorläufigen Reichswirtschaftsrates seine diesjährige Hauptagung ab. Der Präsident Franz v. Men del sfohn konnte in seiner Eröffnungsansprache den Reichs kanzler, den Neichswirtschaftsmin'ister und Reichsfi-nanzminister, den preußischen Handelsminister und den Reichsbankpräsidenten in der Versammlung begrüßen. Reichskanzler Dr. Luther leitete die BerlMidlungen mit einer großen Rede ein, in der er auf die erhebliche Verbesserung hinwies, die Politik und Wirtschaft in Deutschland seit dem Ende des Weltkrieges und seit dem Ende des Ruhr-Kampfes erfahren haben. Von einer wirklichen Genesung des Volkslebens sind wir freilich noch weit entfernt. Die Zahl der Erwerbslosen und Kurzarbei ter spricht eine erschreckende Sprache. Die Eingliederung un serer Wirtschaft in den Welthandel ist noch iveit von dem Zu stande entfernt, der bei der gegenwärtigen Lage Deutschlands erforderlich ist. Es wäre aber das Verkehrteste, jetzt mutlos zu werden. Gerade die Schwierigkeiten müssen jeden Verant wortlichen dazu anspornen, unter Einsetzung aller Kraft sür die Besserung zu arbeiten. Den schlimmen Zeichen stehen auch ver heißungsvolle gegenüber, wie das Einsetzen einer neuen Spar tätigkeit und das Sinken der Unkostensätze im Geld- und Ka- prtalverkehr. Der Reichskanzler warnte dann vor den neuen Aufwer- tnngsbestrebungen, deren Durchführung die Grundlagen der Währung erschüttern müßte. Die Beruhigung aus poli tischem Gebiet sei das erheblichste, was die Regierung zum Gedeihen der Wirtschaft beitragen könne. In der Außen politik hat das verflossen« Jahr sichtbare und wirkliche Fort schritte in der Befriedung Europas und der Welt gebracht. Auch der vor wenigen Tagen mit Rußland abgeschlossene Vertrag bedeutet einen neuen Fortschritt aus dieses Ziel hin. Indem sie der Festigung des Friedens dient, glaubt die deutsche Regierung am wirkungsvollsten den wirtschaftlichen Wiederaufbau Deutsch lands zu fördern. ' . > Der-Staat würde sich aber auch zur Ausgabe machen, die Wirtschaft direkt zu fördern. Freilich nicht in der Form, daß er glaubt, durch S-taatsaufträge die Wirtschaft erhal ten zu können. Mit allen Kräften muß die Stärkung des inneren Marktes erstrebt iverden. Gleichzeitig aber ist unser Bestreben, uns in den weltwirtschaftlichen Warenaustausch so stark wie möglich einzufügen. Der Abschluß von Handelsver trägen, die diese Einfügung ermöglichen, ist ein« der vornehmsten Aufgaben der Regierung. In erster Linie wird unsere Aufgabe immer die Pflege der Qualitätsarbeit sein. Die Nc-ichs- regierung Ist vor allem bemüht, in Rußland gewissermaßen eine industrielle Ausrüstung und damit neue Absatzgebiete für die deutsche Industrie zu schassen. Gleich,zeitig mit der Förde rung des Exports hat sich die Regierung zu einer Steuersenkung bis an di« Grenze des Möglichen entschlossen. Allerdings iverden diese Bemühungen der Regierung nur Erfolg haben, wenn in der Wirtschaft Arbeitgeber und Arbeitnehmer einträchtig Zusammenarbeiten. Ueberhaupt iväre es segensreich, wenn gerade von der Wirtschaft die Ber- ständigu-ngÄbestrebungen im deutschen Volk« ausgingen. Es gilt heute die Ueberzeugung zu stärken, daß es in Deutschland wirk lich wieder aufwärts geht. Diese Ueberzeugung ist notwendig und begründet, weil die Anzeichen sür ein No ran schreiten deutlich erkennbar sind. Es geht zwar nur langsam und schrittweise vorwärts, aber zweifellos aus hoffnungsvoller Bahn. Die Rede des Reichskanzlers, die infolge des hosfnungs- frsMgen Tones, den sie bei aller nüchternen Betrachtung der wirtschaftlichen Lage anschlug, einen außerordentlich guten Ein druck machte, wurde von der Versammlung mit lebhaftem Beifall ausgenommen. Der preutzische Kandetsrnknister Schreiber bezeichnet« dos vergangene Jahr als ein Jahr der Nationali sierung der deutschen Wirtsäzaft. Es begann mit der Götter dämmerung größter Konzerne, um allmählich in einen allge meinen Ausscheidungsprozeß iiberzugehen, der noch nicht völlig abgeschlossen, aber in den letzten Wochen doch immerhin einer normalen Entwickelung nähergekommen ist. Im Ganzen ge nommen wird dieser Vorgang unseren Produkrions- und Ber tel lungsappa rat ivirtschoftlicher und deshalb gesünder gemacht haben. Das Ziel all unserer Bemühungen «miß die Verbilli gung unserer Produktion fein. Wenn diese Bemü hungen vollen Erfolg haben sollen, so imissen wir darauf be dacht sein, auch die öffentlichen Lasten noch weiter zu senken. Das wird nur möglich sein, wenn Ser behördliche Vermal« tungsappavat wesentlich einfacher gestaltet ivnd. Unsere Verwaltung ist im wesentlichen st«he»geblieben in einer Zeit, in der es noch Kain modernes Verkehrs- und Nachrichlenniitt« gab. Die Verwaltungsreform wird daher damit l>eginnen müs- sen, die zu kleinen und umvirtschaftlichen Derivaliun«s!<nrkr den neuzeitlichen Verhältnissen anzupassen. Daneben werden sie Zuständigkeiten eine Neuregelung zu erfahren lzaben. Dir In teressen der Wirtschaft werden bei größere' Selbstveru-.ütung leistungsfähiger. Die Kommunalbezirke erfordern es, daß di« Führer der Wirtselzaft ihre sachkundige Mitarbeit trotz aller son- stiger Inanspruchnahme in möglichst hohem Maße zur Verfügung stellen. Wir haben in Preußen großzügige Eingemeindungs politik und im Ruhrrevier den Anfang gewichtiger organisa torischer Aenderungen gemacht. Es werden der kommenden Derwaltungsreform sicherlich manche Schwierigkeiten entgegengesetzt iverden. Ich bitte daher Sie als die berufenen Vertreter der Wirtsä>aft. den Gedanken -der Verwaltungsreform hinein,zu tragen in weiteste Kreise. Reichsbankprüsi-enl Dr. Schach! wies darauf hin, daß von der deutschen Währung und ihrer Stabilität heute überhaupt nicht gesprochen worden sei. Das sei ein Beweis, daß unsere Wä hr u n g gu t sei. Dr. Schacht drückte den Wunsch aus, daß auch die noch nicht in Ordnung gebrachten Währungen unserer Nachbarländer recht bald in Ord- mmg kommen möchten. Dr. Schacht verwies auf die außer ordentliche Geldflüssigkeit, die einmal aus die augenblicklich« Kris« und sodann aus die erheblichen Summen zurückzuführen sei, die von den ausländischen Krediten des Vorjahres unver- wendet geblieben seien. Die Reichsbank könne in ihrer Dis kontpolitik nur sehr vorsichtig und behüt sann Vorgehen. Sie werde keinen Augenblick versäumen, um ihren Zinssatz wie der herabzusetzen, wenn sie glaube, Saß der Geld- und Kapitalmarkt dies erlaube. Dr. Schacht sprach zum Schluß die Forderung aus, daß das neugebtldete und verfügbare Kapital vor allem der Wirtschaft zugute kommen müßte und die öffent lichen Körperschaften sich größter Zurückhaltung befleißigen müßten. Ministerialdirektor Posse» der Leiter der deutschen Wirtschaftsdelegation in Paris, äußert« sich sodann über die deutsch-französischen Handelsvertragsver» Handlungen. Die Pause, die jetzt bis zum 10. Mai etngetreton sei, sei nicht etwa daraus zurückzu führen, daß zwischen beiden Delegationen unüberwindliche Meinungsverschiedenheiten auf- ge-taucht seien. Sie beruhe nur daraus, daß der Hauptunter. Händler der französischen Seite zurzeit die Weltwirtschafts Kon- ferenz in Genf besuche. Wir gehen, so betonte der Redner, am 10, Mai unzweifelhaft in den Endkampf. Wir werden und müssen in diesem Abschnitt zu einem Ergebnis kommen, da» beiderseits befriedigt. Dr. von Siemens sprach dann über das Thema „N atio - nalisierung und ihr« wirtschaftliche Form". Ms letzter Redner nahm der Syndikus der .Handelskammer Mannheim das Wort zu einem Bortrag über „Europäische Probleme". Der Industrie- und Handelstog setzte darauf einen beson deren Ausschuß beim Präsidium ein. der im Einvernehmen mit der Regierung und den Wirtschaftsverbänden praktische Vor schläge zur Lösung der wirtschaftlichen Problem« machen soll. Nach Erledigung einiger geschäftlicher Angelegenheiten wurde dl« Tagung geschlossen. lportksur Ks s IH S g S! vrsrÄsi, -A., LoksnnsLLlrsKs 21 »«I p>en»>»«b«n n»d«n Usr ^obe»n»potb»k« Der Tod kehrt im Kotei ein Roman von Sven Elve st ad. Copyright 1924 bh Georg Müller, Verlag München. (Nachdruck verboten.) (22. Fortsetzung.! 21. Keiner der Gäste hatte die kleine Szene beobachtet, die sich zwischen Dr. Benediktson und Arran abspielte. Man meinte, Arran sei des Spielens überdrüssig geworden, habe die Improvisation mit einer schneidenden Dissonanz beendet und den Flügel verlassen. Die Gäste, besonders die Damen, brachten Arran wegen seines aparten Wesens viel Inter esse entgegen. Darum suchten einige ihn bet der Tür ein- znfangen und zu veranlassen, sein Spiel, das immer etwas eigenartig Fesselndes hatte, fortzusehen. Er aber fertigte sie mit einem kurzen: „Bedaure, meine Damen!" ab. Der Ingenieur und der Doktor aber setzten ihre Unterhaltung ruhig fort, als ob nichts geschehen sei. Sie sprachen von Arran, und bevor der Doktor den Saal verließ, sagre er: „Ich habe diesen seltsamen Menschen schon lange im Verdacht gehabt. Ich glaube, er spielt den Halbverrückten und Interessanten in einer bestimmten Absicht, nicht nur, um sich bei den Damen beliebt zu machen. Der mystische Mann mit den großen Stiefeln von heute nacht kann er nicht ge wesen sein, aber ich habe trotzdem eine Verbindung zwischen ihm und der schwarzgekleideten Dame festgestellt. Die rostbraunen Flecke an den Fingern „D e Blutflecke", murmelte der Ingenieur, und lächelte. „Na ja", sagte der Doktor mit einem Achselzucken, „es war dieselbe dunkle Farbe". „Blut aber läßt sich leicht abwaschen", wandte der Ingenieur ein. - „Ich sage ja auch nur, daß die Flecke Aehnlichkeit mit Blut hatten." „Es gibt indessen eine andere Verbindung zwischen Arran und der schwarzgekleideten Dame", sagte der Inge nieur, „die darauf deutet, daß sie sich kennen, obgleich st« sich.wicht grüßen. Ich habe gesehen, wie sie einen Blick miteinander wechselten, einen fast unmerklichen, aber viel sagenden Blick." «Das braucht nichts zu bedeuten." »Zugegeben. Aber es gibt noch mehr. Sie kamen am selben Tage an und vom selben Ort." „Au» der Hauptstadt, ja. Aber von dort kommen die meisten Gäste, das kann Zufall sein." „Weiter: Der Portier hat mir erzählt, daß sie beide bestimmte Zimmer im voraus bestellt hatten. Arran tele graphierte, ob er Zimmer Nr. 122 bekommen könne, und bat um Drahtantwort. Und die schwarzgekleidete Dame bestellte ausdrücklich Zimmer 130. Auch telegraphisch, mlt Rückantwort. Sie waren also beide über die Verhältnisse des Hotels orientiert und es lag ihnen daran, die bestell ten Zimmer zur selben Zeit'zu bekommen." „Wahrscheinlich haben sie hier schon früher gewohnt und kannten die Zimmer." „Der Portier sagte nein." „Der Portier ist noch nicht lange hier." „Ich habe auch Frau Alexandra gefragt. Sie behaup tet, diese Menschen noch nie gesehen zu haben. Sie behaup tete es sogar auffallend heftig. „Nie in meinem Leben", rief sie, „habe ich diese beiden Menschen gesehen." Der Doktor überlegte eine Weile. „Vielleicht haben die beiden Zimmer doch ihr Geheim nis", meinte er. „Vorläufig müssen wir im Auge behalten, daß die Zimmer im alten Teil des Hotels liegen," fuhr der Inge nieur fort, „und zwar in der Nähe des Korridors D." Bald darauf konnte man sehen, wie der Doktor seinen alten Platz im Üiegcstuhl unter den Bäumen des Gartens wieder einnahm. Dort hatte er den ganzen Tag gesessen, und er blieb auch noch, als es schon anf.ng zu dämmern. Man sah seinen Hut über dem grünen Rand der Hecke. Er verkörperte das Bild eines Menschen, der ungestört oen Frie den der Ferien und die Süße der Beschäftigungslosigkeit genießen will. Ingenieur Hallers Mütze und Stock hingen in der tigt, an einer Säule in der Halle, die dafür bestimmt war, eine Mitteilung für Gäste anziffchlagen. "Bekanntmachun gen aller Art pflegten dort zu stehen — Abganaszeiten der Züge, gefundene und verlorene Gegenstände, ärztliche Sprech stunden und dergleichen. Diesmal war es eine Warnung, und der Portier schüttelte bedenklich den Kopf, währen» er das Blatt befestigt«. „Was für unsichere Zelten!" sagte er. Di« Mitteilung enthielt «ine Warnung für Badegäste, sich im Walde aufzuhalten. Wilddiebe trieben sich von neuem herum und hätten auf einen Forstgehilifen ge schossen. Di« Mitteilung enthielt kein direktes Verbot, im Walde zu spazieren, sie machte di« Gäste nur darauf aufmerksam, daß man sich bet dem heimtückischen Krieg zwischen Forstangestllten und Wilddieben gewissen Gefahren auSketzte. Ingenieur Haller wurde gleich sehr aufmerksam. „Wer hat Ihnen das Plakat gegeben?" fragte er. „Einer -der Förster." „Ast er schon wieder fortgegangen?" „Vor einem Augenblick. Aber er kann noch nicht weit sein." Der Portier eilte zu der offenen Hoteltür. „Dort steht er noch und pumpt seine Radreifen auf", sagt« er. Der Förster war ein jüngerer Mann in Kniehosen und grüner Forstjacke. Neben ihm stand sein Jagdhund und tvitterte mit vorgestreckter Schnauze zum Walde. Ingenieurs Haller Mütze und Stock hingen in der Halle. Er setzte die Mütze auf, zog den Schirm tief über die Augen und trat zu dem Mann, der ül.-er sein Rad gebeugt stand. Als der Ingenieur ihm die Hand auf die Schulter legte, richtete er sich hastig auf und machte solch heftige Bewegung des Wiedererkcnnens, daß er das Rad fast umgerissen hätte. Der Jagdhund knurrte. Der Ingenieur sagte: „Vorsicht. Ich bin hier in kognito." Der Förster konnte seine Erregung kaum verbergen. „Soeben komme ich vom Telegraphenamt", sagte er, „wo ich ein Telegramm an Sie aufgegeben habe. Und plötz lich stehen Sie da, zwei Tagereisen von der Hauptstadt entfernt." „Tun Sie, als ob Sie mich nicht kennen. W:r lönnten von den Hotelfenstern aus beobachtet werden." Er machte eine Armbewegung, als ob er nach einem Wege in der Umgebung fragte. Der Förster nickte. „Kommen Sie mit", sagte der Ingenieur. Sie gingen zusammen über die Landstraße, der För ster führte sein Rad. Als sie sich so weit vom Hotel entfernt hatten, daß man sie von dort nicht mehr sehen konnte, jagte der Ingenieur: „Ich heiße Ingenieur Haller, merken Sie sich das, bitte. Ich habe schon seit einigen Tagen hier ge wohnt und erwartete nicht, einen alten Bekannten zu treffen. Wollen Sie nach Hause fahren?" „Ja, mein Hans liegt tief drinnen im Walde." »Ich begleite Sie." „Und ich habe Ihnen viel zn erzählen", sagte der Förster. Plötzlich blieb er stehen und rief: „Gott sei Dank, daß Sie da find!" „Ist es so ernst?" fragt« der Ingenieur. »Ja, »ch bin in Lebensgefahr"^ „antwortete der Förster. t-ortsetzung folgt.)