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Sächsische Volkszeitung : 30.04.1926
- Erscheinungsdatum
- 1926-04-30
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192604302
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19260430
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19260430
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1926
-
Monat
1926-04
- Tag 1926-04-30
-
Monat
1926-04
-
Jahr
1926
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 30.04.1926
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Walpurgiszauber „Der Frühling webt schon in den Birken, Und selbst die Fichte fühlt ihn schon; Sollt er nicht auch auf unsre Glieder wirken?" Wenn's Tollheiten zu entschuldigen gibt, dann ist der gute Goethe gewöhnlich gerade noch zu gebräuchen. So werden mit seinen goldenen Worten die wüstesten Walpurgis- gestthle in ein „klassisch" Gewand gesteckt und die Freuden- und Bocksprünge können getrost fünf Meter höher aus- fallen. Am Walpurgistage finden neben den Germanisten sogar die Buben und Rangen an Vater Goethe einen Willkommenen Freund. Sie hören in diesen Tagen aus jeder Hofecke den Teusel rufen: „Verlangst du nicht nach einem Besenstiele?" An WalpurgiS sind im weiten Deutschen Reiche außer Goethe noch verschiedene „Völkerschaften" aus dem Häuschen. Darunter nicht an letzter Stelle die auch sonsten in ver schiedener Hinsichi bevorzugte Völkerschaft der friedlichen „Lausitzer". Die Lausitz mit ihren Granitbergen sieht sowieso aus wie ein ganz unverschämter Dickkopf, der sich beim Lauf durch den Weltenraum eine ganze Anzahl blauer Beulen geholt hat. (Sie ist aber stolz darauf. Denn cs ist immer noch besser ein Kopf mit Beulen zu sein, als etwa der halb überflüssige kleine Finger.) Jedenfalls müssen doch jo dicke Beulen einmal im Jahre aufgchen. Und das geschieht eben alljährlich in der Walpurgisnacht, wenn die Feuer auf den Bcrgkuppen lodern. Also du siehst, lieber Leser, alles in der Welt findet seine natürliche Erklärung. Wenn einem das Feuer aus dem Kopfe sprüht, dann soll man nicht hochgehen und den „Faust" '»erwirklichen Helsen: Es trägt der Besen, trägt der Stock, Die Gabel trügt, cs trägt der Bock; Wer heute sich nicht heben kann, Ist ewig ein verlorner Mann." Walpurgis ist vielleicht der einzige Tag im Jahre, wo unsere Kebcn Mitmenschen wissen, warum sie tollen. Die einen Wodan und Freha zu Ehren. Die anderen aus Rache an den bösen Hexen, wieder andere aus Sympathie für Goethes Faust!, alle zusammen aber Wohl aus dem einfachen Grunde, weil jeder Mensch sich mal austollen must. Und dazu ist ja heute so wentZ Gelegenheit! Juckenact. Dresden Beschlüsse des Rakes Dresden, 29. April. Der Rat hat beschlossen, die Fe ue rsch u tz ste u e r für 1926 nach Höhe von 80 v. H. des tatsächlichen Aufwandes zu er- l-eben und setzt die Schleusen- und Strahenreini- gungsgebühren für 1926 in der gleichen Höhe wie für 1925, das sind 17 Mark für je 1V0Ü Mark Grundbetvag fest. Zur Entlastung desHaushaltplanes werden endlich 1015 000 Mark für tiefdauliche Herstellungen, und zwar 500 000 Mark für außerordentliche Unterhaltung und Neuher stellung. 500 000 Mark für Unterhaltung beschotterter Straßen mit bituminösen Bindemitteln auf die Anleihe verwiesen mit der Maßgabe, daß der Betrag durch Rücklagen in den Haus- hattplänen für 1927 bis 1931 zu tilgen ist. Zur Vermeidung eines Fehlbetrages im Haushalt wird eine Erhöhung der Hunde- und Vergnügungssteuer vor gesehen. Für die im Haushaltplan 1926 vorgesehenen städtischen Beihilfen zur Förderung von Turnen, Sport und Leibesübungen (insgesamt rund 49000 Mark) wird die Verausgabung vor Verabschiedung des Haushaltplanes geneh migt. Folgenden Erleichterungen bei der Beschaffung von Wohnungen, die vom Wohnungsamt vorgeschlogen werden, wird zugestimmt: a. zur Gewährung von Vergütung für Freimachung von Wohnungen werden weitere 25 000 Mark, b. für Mietzuschüsse an Kinderreiche zur Ermietung ausrei chender größerer Wohnungen werden 20 000 Mark und e. zur Gervährung von Prämien für die Vermietung leerer Untermietzimmer an Ehepaare werden 1000 Mark aus dem Wohnungsfonds zur Verfügung gestellt. Den Stadtverordneten ivcrden folgend« Bewilligun gen vorgeschlagen: a. 2000 Mark Einrichtungskoston für Um wandlung der Eugenieanstalt im Rittergut Klingenbevg in eine Haushaltungsschule, b. 8000 Mark Mehraufwand für das Licht- und Luftbad im Zschonergrunde, dessen Baukosten zunächst mit 120 000 Mark veranschlagt waren, c. 10 000 Mark zur Einfüh rung neuer Verkehrsein Achtungen durch das Polizeipärsidium, insbesondere zur Errichtung erhöhter Standplätze für die Ver kehrsposten mit mechanischen oder optischen Verkehrsreglern. Am Schluß der Sitzung verabschiedete Oberbürgermeister Micher den Ende des Monats aus seinem Amte sä-eidenden Vorstand des Tieibauamtes und Vcrmessungsamtes Stadtbaurat Fleck unter anerkennender Würdigung seiner langjährigen ver dienstvollen Tätigkeit in der Stadtverwaltung. Aen-erung -er RlchMnten für die Wohnungszuweisung Das städtische Wohnungsamt teilt uns mit: Angesichts der geringen Möglichkeiten, in schweren Fällen von Wohnungsnot zu helfen, hat das Wohnungsamt im Mai 1924 Richtlinien auf gestellt, in denen der Kreis derer, di« für eine frei verfügoare Familicnwohnung in Frage kamen, scharf umgrenzt wurde. Der Zweck dieser Richlinien war, zunächst einmal die allerschwerstcn Fälle herauszusuchen und hier zu helfen. Es handelt sich um die allerschnrersten Ucberfüllungs- und die allerschwersten Krank- hcitsfnlle. Bei 3638 Familien mußte das Wohnungsamt in der Zeit vom 1. August 1924 bis 31. März 1926 anerkennen, daß ein solcher Fall vorlag. Davon sind nunmehr rund zwei Drittel erledigt. Immerhin lagen am 1. April 1926 noch 1268 solcher Fälle vor, in denen noch nicht geholfen werden konnte. Doch sind die Aussichten, zu helfen, bei denen nicht ungünstig, die für eine Wohnung von zwei Wohnräumen und Küche oder eine Wohnung von 5 und mehr Zimmern in Frage kommen. Ebenso liegt es bei denen, die für eine 3- oder 4-Zim- merwohnung vorgemerkt und nicht auf besonders billige Woh nungen angewiesen sind, während die Versorgung der für oillige 3- und 4-Zimmcrwohnungen Vorgemerkten noch längere Zeit in Anspruch nehmen wird. Entsprechend dem Plan des Wohnungsamtes, erst die schwersten Fülle von Wohnungsnot zu beseitigen und dann plan mäßig zu nüchstschweren Fällen überzugehen, konnte es bei dieser Sachlage verantwortet werden, d'e erste Miloerung der Vergebungs-Richtlinien eintretcn zu lassen. Die Richtlinien in der veränderten Fassung werden heule amtlich bekanntgegeben. Bei den geringen llnterbringungsmöglichkeiten konnte der zu berücksichtigende Kreis zunächst nur wenig erweitert werden. Deshalb beschränken sich die Milderungen im wesent lichen auf 2 Punkte: Um zunächst diejenigen schweren Fälle zu berücksichtigen, die am längsten unter der Wohnungsnot leiden, bestimnilen die früheren Richtlinien, daß die Voraussetzungen für die Unter bringung schon seit 1. Januar 1922 bestehen müssen. Dieser Zeitpunkt ist fetzt auf den 1. Januar 1924 heraufgesetzt. Für dir Unterbringung in billigen 3- und 4-Iimmerwohnungen mußte cs jedoch aus den oben dargelegten Gründen beim bis herigen Stichtag bleiben. Weiter wir- in vereinzelten Fällen, die in den Richtlinien genau umgrenzt sind, die Berücksichtigung unhaltbarer Zustände bei Zugezogenen vorgesehen, wenn der Zuzug vor dem 1. Januar 1922 lag. Sonderdrucke der Richtlinien werden vom 3. Mo: 1926 ab im Wohnungsamt und bei allen Stadtbezirksinspektionen zum Preise von 5 Pfg. abgegeben Fahrplanerwetterung ab 1. Mai Der Verkehrsausschuß des Dresdner Verkehrsvereins schreibt: Obwohl der eigentliche Sommerfahrplan der Reichsbahn erst mit dem 15. Mai in Kraft tritt, erfolgt doch bereits vom 1. Mai an mit Rücksicht auf den stärker werdenden Ausflugs- und auf den beginnenden Bäderoer kehr eine nicht unwesentliche Erweiterung des Fahrplans. Zum Teil treten auch Zugsverschiebungen mit diesem Tage ein, die nicht übersehen werden dürfen. Wie aljährlich Verkehren ab 1. Mai wieder di« Bäder-D-Züge Neichenbach i. V.—Bad Elster — Bad Brambach —Franzensbad-—Eger und zu rück: ab Reichenbach i. V. nachm. 2.21, in Bad Elster 3.56, im Egcr 5.40. Ab Eger mittags 12.21, ab Bad Elster 2.22, in Neichenbach i. V. 3.56. Von Dresden her schließt der Münchner Tagesschnellzua D 110, ab Dresden vorm. 10.47, in Reichenbach i. V. 2.04 unmittelbar an. Er führt durch laufende Wagen 2. und 3. Klasse bis Eger. Marienbad wiro abends 7.44 erreicht. Umgekehrt schließt der Zug an den D-Zug an, der abends 7.40 in Dresden eintrifft. Speisewagen in beiden Richtungen zwischen Dresden und Reichenbach i. V. im Zug. Wichtig ist, daß die Frühverbindung nach den Orten der Mttglitztalbahn Heidenau-Geistng—Mtenberg a n Sonntagen früher als bisher liegt. Statt 5.40 muß man 5.23 in Dresden abfahren; ab Heidenau 6.00 statt 6.19. An Werktagen ändert sich am bisherigen Fahrplan nichts. Nach Köni gsbrück verkehrt ein Sonntagszug früh 7.56 ab Dresden Hauptbahnhof. Abends 8.33 läuft ein Svnntagszug nach Meißen, abends 9.25 ein solcher von Meißen nach Dresden. Am ausgedehntesten ist die Fahrplanerweiterung auf der Linie Dresden-Bod enbach und Letschen. Die Die Werktagszüge ab Dresden früh 4.04 und 5.23 nach Pirna Verkehren auch Sonntags, erster«: läuft Sonntags bis Schöna. Ferner werden folgende Sonntagszügc wieder wie im vorigen Sommer gefahren: ab Dresden ftllth 5.50 bis Schöna (hält nur in Schandau und Schmilka), 6.43 bis Schöna und wie schon seit März — 7.10 bis Bodenbach. Zurück ab Schönau nachm. 4.27 (hält nur in Schmilka und Lan-esfrauenbelrak -er Sächsischen Fenirumsparlei Anläßlich des Parteitages der Sächsischen Zentrum»« Partei am 25. April ist im Einvernehme» mit dem Landes« Vorstand ein Landesfrauenbund gegründet worden. Die Frauellbeirüte, die heute bei allem Landes- und Pro« vinzial-Organisationen der Zentrumspartei bestehen, haben den Zweck, gemeinsam mit der Partei die Frauen für di« Zentruinsideale zu gewinnen und für ihre Schulung Sorge zu tragen. Weiter ist die Aufgabe der Beiräte, die ein«, schlügigeu Frauenfragen zu studieren und die Ergebnisse für die Partei nutzbar zu machen. Schließlich soll di« verständnisvolle Würdigung der weiblichen Mitarbeit durch die Beiräte gefördert und der Einfluß der Frauen innerhalb der Parteiinstanzen gesichert werden. Dem Landesfrauenbeirat der sächsischen Zentrumspartel gehören vorläufig folgende Damen an: In Bautzen: Frau Agnes Wagner, Flinzstraße 14, in Chemnitz: Frl. Kraus, Leipziger Straße 109, in Dresden: Frau Frenzel, Wiener platz 4, Frl. Ponath, Weintraubenstraße 13, Frl. Ewers, Große Plauensche Straße 16, Irl. Burtscher, Radetzkh- straße 5, in Leipzig: Irl. Lehrerin Gerstner. Grasst« straße 36, in Zittau Frau Regierungsrat Dr. Götzeler, Haichtzollamt. — Der Vorstand des Landesfrauenbeirates besteht ans Frau Frenzel als Vorsitzende und Frl. Ponath als Schriftführerin. In den erweiterten Vorstand des Reichsfrauenbeirates der Deutschen Zentrumspartei wurde für Sachsen Frau Regierungsrat Götzeler, Zittau, gewählt. Schandau), ab Schandau abends 6.35, ab Schöna 7.02 und — wie schon seit März — ab Bodenbach 7.50. Auf der Borortsstrecke Dresden — Pirna Ver kehren die Züge früh 5.40 von Dresden nach Pirna und nachm, bzw. abends 5.36, 6.46 und 7.42 von Pirna nach Dresden an Sonntagen nicht mehr, sondern nur noch an Werktagen. Dafür laufen folgende Sonntags« Züge Don Pirna nach Dresden 5.01, 6.37 nnd 7.28. Der Zug früh 5.40 von Dresden nach Pirna wird an Sonn tagen durch den schon oben erwähnten Zug früh 5.23 ab Dresden erseht. Die Strecke Pirna —Lohmen —Arnsdorf weist ebenfalls einige neue Sonntagszüge auf: ab Pirna abends 7.18 und 10.53 nach Arnsdorf (Anschluß ab Dresden 5.46 und 10.15). Ab Arnsdorf früh 6.52 und abends 8.2S nach Pirna (in Dresden 7.52 und 9.46). Anmel-ung schulpflichtiger Kin-er Dresden, 29. April. Das Schulamt teilt uns mit: Nach A 4 des Volksschnl». gesetzes vom 26. April 1873 und 8 3 des Uebergangsgesetze» für das Volksschulwesen vom 22. Juli 1919 sind die Kinder, die in der Zeit vom 1. April 1919 bis mit 31. März 1920 geboren sind, am 1. April dieses Jahres schulpflich tig geworden. Zur Ueberwachung des Schulbesuchs haben Eltern und Pfleger alle Kinder dieses Alters in den sicher Tage durch die Stadtbezirksinspektionen zur Verteilung kom menden Hauszetteln aufzufahren. Blinde und taubstumme iowie andere nicht vollsinnige Kinder sind unter Angabe des betreffenden Gebreckens mit aufzuführen. Dabei ist anzuaeben. ob diese Kinder sieb bereits in einer Anstalt befinden, bejahendenfalls in welcher. Das für jedes Grundstück aufzustellende Verzeichnis ist nach 8 2 Absatz 1 der Lokalschulordnung vom 24. Septem ber 1878 vom Grundstücksbesitzer oder -Verwalter sofort nach Empfang unter sämtlichen Hausbewohnern in Umlauf zu sehen und bis zum 10. dieses Monats an die Stadt- bezirksinspektion abzugeben oder von diesem Tage an zur Abholung bereitzuhalten. Sür Vollständigkeit und Richtigkeit der Angaben in dem Verzeichnisse sino di« Eltern und die Pfleger der schul pflichtigen Kinder verantwortlich. : Die Tagesordnung der heutigen Stadtverordneteusttzung weist u. a. folgende Punkte auf: Prüfung der Frage der Unterbringung einer Ausgabestelle der Städtischen Bücherei und Lesehalle im stillgelegten Blasewitzer Wasserwerk; Aufrechterhal- timg der von der Stadtgeincinbe für die Flugverkehrsgesellschaft Europa-Union ausgesprochenen Kapitalbeteiligung für di« neu gegründete Reichsluftgesellschaft Deutsche Lufthansa; Schutz des Publikums gegen alle Belästigungen durch sogenannte militä rische Hebungen von Verbänden aller Art; Aufstellung des Ent wurfes zu einem Ortsgesetz -über die gemeindliche Regelung der Milchversorgung -in Dresden; Antrag auf Einlegung von schärf stem Protest gegen die Maßnahmen des Dresdner Polizeipräsi diums anläßlich der Verteilung von Flugblättern durch Erwerbs lose uiid einer von den Erwerbslosen am 23. April 1926 vor mittags in den Blumensälen übgehaltenen Versammlung und auf Forderung der Abberufung des Polizeipräsidenten Kühn; Her- übevgabe einer Vorlage, die ein« Verwendung der beiden Albrechtschkösser und der Gaststätte Saloppe für Mldungs- und Erholungszwecke der Arbeiterschaft und Arbeiterjugend Vorsicht. Der „Grüne Dom" Dresden, den Al. April. An hervorragender Stelle des kusstelliingsgeländes im Schnittpunkt mehrerer Achsen, in deren Richtung sich die großen Rosen- und Dahlienanlagen sowie die Sommerblumenfclder erstrecken, erhebt sich der „Grüne Dom". Die Idee dieses Bouivcrkes stammt von dem Architekten Joses Wentzler-Dortmund, in Gemeinschaft mit dem Gartenarchitekten Gustav Allinger, Berlin. Neben den architektonischen und künst lerischen Funktionen Hot der Bau den Zweck, den Besuchen! von der in 30 Meier Höhe befindlichen Plattform aus, einen Ueberblick über das gesamte Gelände der Ausstellung und weiterhin über die Wipfel des Großen Gartens bis zu den rings um Dresden sich hinziehendcn Höhenzügen zu ermöglichen. Die Konstruktion des Bauwerkes ist ganz m Holz durci-gesührt. Ein« besonders eigenartige Außenwirkung ist durch eine Begrünung mit mildem Wein erzielt ivorden, der in 15 Etagen überein ander ungeordnet ist. Für die Berandung waren ungefähr 3000 Schlingpflanzen nötig, die schon im Frühjahr 1925 in be sonders dazu vorbereitete Kästen gepflanzt worden sind. Jede dritte Etage hat außerdem einen Kranz von blühenden Blumen erlialten. Die Grundform des Grünen Doms ist sternförmig an gelegt. Di« Architektur des Innenraumes zeigt modern goti sierende Formen, schlanke Säulen streben durch zwei Emporen hindurch zur Höhe, während von oben herab das m Halbdunkel gehüllte Innere des Domes durch das Tageslicht beleuchtet wird. Tie Beförderung der Besucher auf die Plattform erfolgt durch Aufzug. Vom Eintritt der Dunkelheit ab wird der Grüne Dom mit seiner Umgebung durch Scheinwerfer beleuchtet, die in ver- schiedenen Teilen des Großen Gartens ausgestellt sind. Das gesamte Bauwerk steht auf einer künstlich angeschütteten Ter- raste, deren Durchmesser etwa 60 Meter beträgt. Breit« Trep pen. flankiert von großen Plastiken erster Künstler stellen di« Verbindung mit den tiefer liegenden Anlagen und Blumen- flächen. Dresdner Konzerte Schlnßkonzert der Dresdner Musikschule. Das 36. Schuljahr (600. Aufführung) schloß mit einer recht an regenden Veranstaltung. Die Jnstrumentalsolisten waren den Sängerinnen gegenüber im Können im Vorteil. Wie» tv«hl auch die vier Damen, die sich mit Arien von Gluck, Saint-SaenS, Weber und Mozart versuchten, recht Acht bares leisteten. In allen Fällen war gutes Material festzustellen und eine sorgfältige, gewissenhafte Schulung, die sich bei jeder bemerkbar machte, wird dort noch nach- und weiterhelfen, wo sich noch Unvollkommenheiten zeigten. Di« instrumcnlalen Soli stellten durchweg Talente heraus, di« zu schönsten Hoffnungen berechtigten. Sie sind von ihren Lehrmeistern mit trefflichem Rüstzeug ausgestattet woroen, so daß sie den Weg in die breite Oeffeutlichkeit, der sich ihnen über kurz' oder lang erschließen wird, nicht zu scheuen brauchen. Besondere Abrundung und Durchbildung zeigte ein Celloschüler von Arthur Zenker. Leider wurde die Orchesterbegleitung nicht genügend zurückgehalten. Einen interessanten Einblick in dies kompositorische Schassen Willy Kehrers gewann man bei der Uraufführung des Klavier konzertes in F-Dur. Kapellmeister Kehrer, der sein Werk selbst mit Schwung und Feingefühl leitete, offenbart in ihm starkes Talent und Sinn für Klangwirkungen. Es ist mit zeitgemäßen Harmonien und einer wirksamen Orchester- tcchnik behandelt. Leider fehlt ihm die große, geschwungene Linie. Die Thematik ist zu unruhig, die Motive sind zu kurzatmig. Es überwiegen die Anläufe, und man hofft und hofft auf Entwicklung. Am besten gelingt ihm die burleske und groteske Färbung. An diesen Stellen stellt sich dann zumeist auch Fluß ein. Auch kann sich der Schöpfer in diesem Werke noch nicht von allerlei Anklängen an be währte Vorbilder freimachen. Der Schluß ist infolge der starken Anhäufung von Orchestereffektei, nicht mehr imstande, einen bestechenden Höhepunkt zu erreichen. Es ist schade, daß infolgedessen das Werk in den letzten Takten zusammen- fällt. Immerhin folgte man bis zum Schluss« mit Span nung und erfreute sich auch an melodischem Reichtum. Der gestrige Abend zeigte in vollem Umsang, daß im ab« gelaufenen Schuljahr in der Dresdner Musikschule mit künstlerischem Ernste und regstem Fleitze gearbeitet worden ist. Unter der Leitung von Johannes Reichert» Willy Kehrer und Fritz Zschie sing spielten di« Phil harmoniker mit bekannter Güte. —lst—- Bühnenvolksbund Dresden. Wir machen unser« Mtgkie- der darauf aufmerksam, daß Eintrittskarten für Sonnabend, den 1. Mai, und Sonntag, den 2. Mot. bereits von jetzt ab in der Geschäftsstelle. Boutzner Straße 1 (Ziqarrengeschäft) zu haben sind. Sonnabend, den 1„ und Sonntag, den 2. Mal. ist die Geschäftsstelle geschloffen. — Ein neue» vlld von Tizian entdeckt. Aus Budapest wird uns geschrieben: Der berühmte französische Kuiistge- lchrre Bernhard Bcrsenson, der im vergangenen Jahr das Museum der schönen Künste in Budapest besucht und sein« Kunstschätze einer eingehenden Studie unterworfen hat, hat auf Grund kritischer Vergleichungen ein Gemälde, das von Adolfo Venturio für ein Werk des italienischen Malers Scipione Pulsonie erklärt wurde, als ein Original- gemälde Tizians agnosziert. Berenson hat diese Feststellung in einem Artikel der in Paris erscheinenden „Gazette des Beaux Arts" veröffentlicht. Er hat in diesem Artikel auf Grund kritischer Vergleichungen und ans Grund Persönlicher Prüfungen sowie seiner hierauf dirrchgeführren Studien festgestellt, alle Attribute Tizians in dem Gemälde gefunden zu haben. Er führt den Nachweis, daß sowohl die Technik, die Farbengebung des Gemäldes, sowie ver schiedene Einzelheiten des Bildes aus den venetianischen Maler Tizian hindeuten. Das Bild, welches eine Dame darstellt, weist in allen Einzelheiten die Kunst Tizians nach. Die rechte Hand mit den langgliedrigen Fingern, den zarten dünnen Fingerspitzen, der Schnitt der Augen, die Linie der Lippen, der Faltenwurf des Kleides und des Schleiers be weisen alle die Autorschaft Tizians. Der .Kontrapost in der Körperhaltung der Gestalt gibt die Einwirkung Michel angelos wieder. Diesbezüglich stellt Berenson die Annahme auf, daß Tizian das Bild nach einem Bilde des Künstlers gemalt haben dürfte, der in Rom im Geiste Michelangelos malte. Es besteht auch die Möglichkeit, daß Tizian die Dame seines Bildnisses vielleicht in Rom nach der Natur genialt hat, als er mit Michelangelo in persönliche Berührung ge treten war. Berenson betont, daß diese Hypothesen sich bloß ans di« Identität der dargestellten Gestalt beziehen, di« Identität des Malers hingegen steht für ihn fest. Diese Feststellungen haben in der ungarischen Kunst welt großes Aufsehen erregt und voraussichtlich werden an dere berühmte Künstler hierzu sich äußern.
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