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28; Mark. 14. 22. 28:1 Kor. 11. 24). Die hl. Mess«, di« er soeben gefeiert hatte, sollte somit nicht bloß eine Opfer- Handlung, sondern auch ein Opfermahl sein: Das Liebesmahl, bei dem die Gläubigen den Opferleib und das Opferblut des Herrn genießen, dadurch ihm einverleibt und untereinander in übernatürlicher Blutsverwandt schaft verbunden werden. Die hl. Messe ist deshalb auch Opsermahl. Es ge hört zu ihrem Vollzug wesentlich die Kommunion des Priesters. Insofern er die Gemeinde am Altäre vertritt, kommuniziert auch die Gemeinde mit ihm. Doch zunächst nur geistiger Weise. Es ist aber Wunsch der Kirche, daß die Gläubigen, die der hl. Messe beiwohnen, auch wirk licher Weise den Heiland empfangen. Die ersten Christen taten dies ausnahmslos bei allen hl. Messen, die sie be suchten — sie taten es ganz besonders bei der Sonntags messe. Niemand schloß sich da von der Kommunion aus. Wie sehr ist es angesichts dieses Beispiels zu wünschen, daß auch in unserer Zeit die Christen nicht bloß der Sonn tagsmesse andächtig beiwohnen, sondern* in der Sonn tagsmesse bezw. vor oder nach derselben kommunizieren. Dann erst kann man von einer vollen Mitfeier der hl. Messe sprechen. Wiederum verkenne ich nicht die Schwierigkeiten, die sich dem allsonntäglichen Kommunionempfang bei unseren Diasporaverhältnissen entgegenstellen. Es ist kein geringes Opfer, wenn man am Sonntage nüch tern einen weiten Weg zur Kirche hin und zurück ma chen soll, um in der hl. Messe auch kommunizieren zu kön nen. Aber ich vertraue auf Eure Opferfreudigkeit und Hei landsliebe, teure Diözesanen. Ich «veitz: meine Anregung und Aufforderung genügt, um Euch und Eure Kinder in immer größerer Zahl zur Sonntagskommunion zu bringen. So ist die hl. Messe ganz vom Gedanken an das K r e u z e s I e i d e n und den Kreuzestod des Herrn durchdrungen. Die Wandlung ist nichts Gerin geres, als die unblutige Erneuerung und Darstellung des Kreuzesopfers, die Kommunion ist als Genuß des Opferleibes und Opferblutes des Herrn ebenfalls in den Kreuzesgedanken eingetaucht, was der Apostel mit den Worten ausdrückt: „So oft ihr dieses Brot esset und diesen Kelch trinket, verkündet ihr (tatsächlich) den Tod des Herrn bis zu seiner Wiederkunf t" (1. Kor. 11, 26). 3. Die hl. Messe am Sonn- und Feiertag soll für Dich zugleich sein eine Tugend- und Opfer sch ule. Wiederum I>egib Dich im Geiste unter das Kreuz. Achte auf alles, was der Herr mitten in seinen grausamen Schmerzen spricht und tut. Laß in Dein Herz hineinleuchten das Beispiel seiner Feindesliebe: „Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tu n" (Luk. 23, 24). Ver nimm das Wort feiner Barmherzigkeit und L i e b e z u d e n S ü n d e r n : „H e u t c n o ch w i r st d u mit mir sein im Paradiese" (Luk. 23, 43). Erwärme Dich an seiner rührenden Kindes- und Freundesliebe: „Weib, siehe da deinen Sohn, Sohn, siehe da deine Mutter" (Ioh. 19, 26. 27). Fühle es, wie sein Herz d ü rst e t n a ch d e m H e i I der unsterblichen Seelen, auch nach dem Deiner Seele: „Mich dürstet" (Ioh. 19, 28). Erschüttert hörst Du den Schmerzensschrei, der sich seinem Herzen ob der G o t t v e r l n s f e n h e i t entringt: „M ein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?" (Matth. 27, 46): Wie glüht Jesu .Herz in Sehnsucht nach Gott! Wie büßt er für die G o t t e n t f r e m d u n g der Menschen! Wie wollen wir uns an ihn halten, um niemals Wege zu gehen, die ab seits von Gott sind! „Es ist vollbracht" (Ioh: 19, 30) ruft der Herr in die weite Gottesschöpfung hinein: vollbringe auch Du stets den heiligen Willen Gottes, bestärke Dich in der Ehrfurcht vor Gottes Gebot, in der steten Verbindung mit Gott, Christus und der Kirche, damit auch Du an Deinem Lebensabende spre chen kannst: es ist vollbracht, o Gott, so wie du es mir aufgetragen hattest. Noch einmal öffnet der Herr seinen Mund, mit lau ter Stimme ruft er: „Vater, indeine Hände emp fehle ich meinen Geist" (Luk. 23, 46). Wie dringt Dir dieses Wort tief in die Seele hinein! Möchtest Du doch immer fo leben, daß Du ein treues Gotteskind bist und zu Deinem Gott mit Fug und Recht Vater sprechen kannst! Möchtest Di« so leben, daß Du i n de r T o de s- stunde getrost und hoffnungssroh Deine Seele in die Hände des himmlischen Vaters übergeben kannst. Da» ist da» hehr« Tuge«dli>«1fpiel d«» Herrn am Kreuze. Wenn er in der HI. Mess« das Kreuzes opfer erneuert, bringt er dem himmlischen Vater dieselben Gesinnungen aufs neu« dar — nicht mehr in schmerzvoller Weise, aber in aller Wahrheit und Wirklichkeit. Wie da mals am Kreuze fordert er Dich auch in der hl. Messe zur Nachahmung dieser Tugenden auf. Gehe auf seine Absichten ein und laß Dir die allsonntägliche Messe zur Opfer- und Tugendschule werden. Lerne in der hl. Messe vom göttlichen Heiland Dein tägliches Kreuz tragen, der Sünde abzusterben, die Tugend üben. Nimm von jeder HI. Messe den Gekreuzigten in seinem Leiden und Sterbe», in seiner Gottes- und Menschenliebe, in seinen« erhabenen Tugendbeispiel in Deine Seele hinein, gehe vom Gotteshaus hinweg, um den Gekreuzigten in Deinem Herzen zu tragen und mit den« Gekreuzigten zu leben. Das soll der Segen sein, den Dir die Sonntags heiligung durch den Besuch der hl. Messe bringt. 4. Mit der hl. Messe am Sonntag ist d i e P r e d i g t des Wortes Gottes verbunden. Zwar verpflichtet die Kirche ihre Gläubigen nicht, jeden Sonntag die Pre digt zu hören, wie sie dieselben verpflichtet, an jedem Sonntag und geböte,«en Feiertag der hl. Messe mit An dacht beizuwohnen. Aber die Kirche wünscht drin gend, daß ihre Kinder jeden Sonn- und Feiertag auch die Predigt besuchen. Deshalb macht das Kirchliche Ge setzbuch den Pfarrern zur Pflicht, an allen Sonntagen und gebotenen Feiertagen das Wort Gottes den Gläubigen zu verkünden (Can. 1332). Würde ein Katholik wäh rend des ganzen Jahres der Predigt an« Sonntag ste 1 s fernbleiben, so würde er sich ganz gewiß versündigen. Denn er würde bekunden, daß ihm das Wort Gottes we nig gilt, daß er die Sorge für die Belehrung und Ermun terung seiner Seele grob vernachlässigt, daß er nur ein halber Katholik ist, einer aus der traurigen Schar der religiös Gleichgültigen. Es würde ihn mit Recht das Wort des Herrn treffen: „Wer aus Gott «st, der hört die Worte Gottes; daruin hört ihr nicht darauf, weil ihr nicht aus Gott seid" (Ioh. 8. 47). Wie tief zu beklagen sind diejenigen Katholiken, die an« Sonntag sich immer jene Messen aussuchen, in denen nicht gepredigt «vird! Wie sehr haben alle es nö tig, daß sie wenigstens am Sonntag durch die Predigt auf Gott und ihr Seelenheil hingewiesen, im Evangelium Christi unterrichtet, vor der Sünde gewarnt, im Guten angespornt, durch das Wort Gottes innerlich emporgeho ben und veredelt ,verden! Jeder Wochentag ist für den heutigen Meiischen ein fortwährendes Eingetauchtsein in irdische Gedanken und Bestrebungen, in weltliche Sor gen «u«d Arbeiten. Selbst der Sonntag ist von dieser weltlichen Umklammerung nicht frei. Wie schwer trägt die nach oben gerichtete Seele an diesem Verhängnis! Wie sehr verlangt sie, wenigstens am Sonntag der gött lichen Nahrung durch die Predigt teilhaftig zu «verden! Wie grausam sind diejenigen, die ihre Seele in diesen ihren edelsten Bedürfnissen und Strebungen unbefriedigt lassen! Oder sind in ihrer Seele diese edlen Anlagen und Triebe bereits verstummt und erstorben? Dann «väre es allerhöchste Zeit, sie aufzuivecken, sie mit um so größerer Sorgfalt zu hegen und zu pflegen, je gewissenloser inan gegen sie in der Vergangenheit geivesen ist. Man sage nicht: Die Predigten, die mir zu Gebote ste hen, können mich nicht befriedigen, «veder nach Inhalt noch nach Form noch nach Vortrag. Stände ein besserer Prediger auf der Kanzel, dann würde ich mir die Mühe nicht verdrießen lassen, jeden Sonntag regelmäßig zur Predigt zu kommen. Mein Christ! gehörst Du auch zu denen, die selbst in das Gotteshaus mit rein inen schlichen Gedan ken und Absichten kommen? Gewiß, nicht alle Priester haben das Talent, gut und gefällig zu predigen. Aber, Du sollst, mein Christ, in« Priester an erster Stelle den Beauftragten der Kirche, den Gesandten Christi sehen, in Nichachtung dessen, «vas er an Menschlichem an sich haben möchte. Du sollst aus den Worten, die der Priester aus der Kanzel spricht, nicht das Menschliche ge flissentlich zusammensuche», sondern auf das achten, ivas er an ivahrem und echten« Gotteswort vorbringt. Dl» sollst Dir bewußt bleiben, daß die Hauptarbeit in Deiner Seele nicht der menschliche Prediger tut, sonder«« Christus mit seiner erleuchtenden und anregenden Gnade. Dies« Wahrheiten hat schon St. Paulus gewissen menschlich ge sinnten Christen in Korinth zu Gemüte geführt. Ihnen gefiel die Predigtweise des Apollo besser als die des Völ- kerapostels. So bildeten sich Spaltungen, indem die einen sagten: ich bin des Paulus, die anderen: ich bin des Apollo. Paulus ruft ihnen zu: „Was istdenn Apol lo.?. oder ivas ist Paulus? (Antwort) Diener dessen, an den ihr gläubig geworden seid, undjeglicherso, wiees derHerr ihm geget benhat. Ichhabegepflanzt, Apollohatbe. gossen, aber Gott hat das Gedeihen gege ben. Daher ist weder der etwas, der pflanzt, noch der. welcher begießt, sondern derdasGedeihengibt.Gott!" (1. Kor. 3, 4.-7). Aus jeder Predigt kann derjenige, der guten Willens ist. Frucht und Gewinn ziehen für seine Seele, wie die un verdrossene Biene auch aus wenig schönen und minder gut riechenden Blumen den Honig saugt. So heiligt denn, geliebte Diözesanen, den Sonntag auch dadurch, daß Ihr regelmäßig die Predigt besucht und mit willigem Herzen sie in Euch aufnehmt. Laßt Euch nicht entgehen die göttlichen Schätze der Erleuck- tung und Erhebung, der Tröstung und Aufmunterung, der Anregung und Bestärkung im Guten, der Begnadigung Eurer Seelen, die in der Predigt des Wortes Gottes Euch aufgeschlossen und ausgespendet «verden. Sie gehören zun« Segen, den Gott mit der Sonntagsheiligung ver knüpft hat. Manche sagen: ich mache ain Sonntag einen Ausflug und halte ineinen Gottesdienst in der herr lich e n N a t u r. Ganz recht: Man soll nicht durch die Natur wan dern, ohne auch den Schöpfer zu preisen, der sie so wun derbar gestaltet hat. Solche Naturbetrachtung erhebt das Herz und erfreut die Seele. Aber sie kann niemals das ersetze»«, «vas «vir im katholischen Gotteshaus finden. Im katholischen Gotteshaus ist Jesus Christus im Tabernakel unter der Brotsgestalt mit Fleisch und Blut, «nit Leib und Seele, «nit Gottheit und Menschheit gegenwärtig. Kann Dir die Natur Gleiches bieten? Iin katholischen Gottes haus nimmst Du teil am hl. Meßopfer, an der unblutigen Erneuerung des Kreuzesopfers. Wo in der ganzen Schöp fung wird Dir eine solche Möglichkeit geboten? In« katho lischen Gotteshaus verniinmst Du bei der Predigt die Wahrheiten der Lehre Christi aus dem Munde des Prie sters, der mit der Kirche, der unfehlbaren Hüterin und Künderin der christlichen Wahrl)eit, in lebensvoller Ver bindung steht. Kann damit auch nur iin entferntesten verglichen «verden die Gotteskunde, die dir aus den« Munde der Natur entgegensä)allt? Doch was bedarf es «veiterer Gegenüberstellungen! Christus spricht iin Sonn tagsgebot durch die Kirche zu «ms, Christo gehorchen «vir, denn er ist unser Gott, er ist „der Weg, die Wahr- h e i t u n d d a s L e b e n " (Ioh. 14, 6). Iin übrigen «vird auf der Naturwanderung am Sonn tag eine besondere Weihe ruhen, wenn inan zuvor seiner Sonntagspflicht genügt hat oder in Verbindung «nit ihr seine Sonntagspflicht ersüllt. Sport-, Spiel-und Wandervereinigungen, die ihre Veranstaltungen so an setzen, daß die Mitglieder ihrer Sonntagspflicht gar nicht oder nur mit Not Nachkommen können, taugen nichts jür katholische Christen. Wer nicht gegen Christus und die Kirche am Sonntag ungehorsam werden will, der bleibe von solchen Vereinigungen fern: er «vird in katholischen Vereinen beides finden: Spiel, Sport, Wanderung und zugleich die Möglichkeit, den Sonntag in katholischer Weise zu heiligen. 44 44 Geliebte Diözesanen! Der tiefste Grund, «vcshalb viele Menschen den Sonntag nicht mehr heiligen, ist die Gottentfremdung. Wir «vollen nichts gemein haben mit diese««« verwerf lichen Geist. Wir «vollen unsere Gottzugehörigkeit jeden Sonn- und Feiertag bekunden durch den Besuch des Got teshauses. Wir ivollen durch die andächtige Anhörung der Sonntagsmesse, durch die Teilnahme am Opfer Christi uns bemühen das zu sein, «vas wir nach der Mahnung des Apostels sein sollen: „ein königliches Priester tum, ein heiliges Volk, ein Volk des (gött lichen) Eigentu m s" (1. Petr. 2, 9), das Gott zugehört und diese feine Gottzugehörigkeit bekundet durch einen «vahrhaft christlichen Wandel, verbunden mit der Heili gung des Sonntags. An der Geivissenhaftigkeit, mit der «vir unserer Sonntagspslicht genügen, soll die gottent fremdete Welt sehen, daß «vir nicht zu ihr gehören, son dern zu Gott, Christus und der Kirche. „Der Gott aller Gnade aber, der uns in Christus Jesus berufen hat zu seiner ewi gen Herrlichkeit, er wird u ns... volle n - den, stärken und sestigen. Ihm i st die Herr lichkeit und die Herrschaft von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen" (1. Petr. 5, ig. n). Es segne Euch der allinüchtige Gott f der Vater und der Sohn und f der heilige (Seist. Amen. Bautzen, am Herz.ZesU'Areiiag, den 4. Februar 1927. s Ehrlst«», Vischel von Meißelt.