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tsonmag, oen 27. Februar 1927 sir. 4v: «sene 8 Sonderbare Dersassungsstützen T»-«sdcn, 26. Fcbr. Dem Landtage ist wieder eine Reihe k o in in u n i st,) ch e r Anträge zugegangen. Unter Hinweis ans mehrere letzthin ergangene Reichsgcr«.chtsurteile ivird die Regierung eriucht, gegen die Auslegung der Hoch- und Landesverrats-Paragraphen durch das Reichsgericht Einspruch z» erheben und die Kassierung der Urteile zu fordern. Ein weiterer Antrag wendet sich gegen jede fernere Verschlechterung des Vereins- und Brrsammlungs- rcchtes. Endlich wird die Regierung aufgefovdert, gegen das von der Rejchsregierung geplante Gesetz über die Ver leihung von Orden und Ehrenzeichen schärfsten Einspruch zu erheben. In einer k v in »i u n i st i sch e n Anfrage wird auf die Absicht der Rcichsregierung hmgewiesen, ein Reichs- kvnkordat abzuschließeu. Die sächsische Negierung wird nufgefordert, mit allen Mitteln einen osfenen Berfa«sungs- brnch, den ein Reichskonkordat bedeute» würde, zu vech hindcrn. Es ist rührend, wie sich die sächsischen Kommunisten heute als eifrigste Hüter der deuftchcn Neichsvcrfassung gebärden. Wenn es nicht just um die Fastnacht wäre, würde inan womöglich diese moskowitischen Scherze für bare Münze hinnehmen. Die Taktik der Kommunisten, sich aller „Sor genkinder" anzunehmen, wird in letzter Zeit von dieier Um sturzpartei sehr geschickt befolgt. So haben die sächsische» Kommunisten bekanntlich auch im Landtag einen bemerkens werten Antrag zur W endenfrnge eingebracht. Sie ver langen bei allen Behörden im wendischen Sprachgebiet neben der deutschen auch die wendische Amtssprache und erweiter ten wendi'chen Unterricht in der Schul«. Wie man auch zu den einzelnen Fragen stehen mag, man muß doch den Kommunisten dankbar sein, das; sie auch einmal wendische Angelegenheiten im Sächsischen Landtag Vorbringen und so die anderen Parteien zur Offenlegung ihrer Gesinnungen den Wenden gegenüber zwingen. Das, cs gerade die Bötti cher und Genossen sind, die hier die Initiative ergreifen-, wird dem wendiichcn Völkchen nickr gerade in allen, ange- genehm sei». Armeebischos Dr. Ioeppen -st Armeebischos Dr. Heinrich Ioeppen, ist in seiner Heimat Hüls bei Krefeld gestorben. Der Verstorbene war wohl eines der bekanntesten und verehrtesten Mitglieder des deutschen Episkopates. 26 Jahre seines Lebens hat er der Militärseeljorge gewidmet. Im Februar 1894 begann er seine „militärische Lausbahn" als Garnisonpfarrer in Wesel, von wo er 1968 als Divisonspfarrer »ach Münster i. W. berufen wurde. Vom 1. November l9IN bis zum Herbst 1913 wirkte er als Mili- täroberpsarrer des 5. und 6. Armeekorps mit dem Wohnsitz in Breslau. Im Oktober 1913 wurde er als Nachfolger des Armce- bischofs Dr. Vollmar zum Feldpropst oer preußischen Armee und der Marine ernannt und am 22. Mürz 1914 von Kardinal von Harimann in der katholischen Garnispnkirche von Berlin zum Bischof geweiht, als Titularbischof von Cisano. Der Weltkrieg crösfnete dem Armeebischos ein ungemein arbeitsreiches und ver- nntwortungsschweres Arbeitsfeld. Wie kaum ein anderer deut- scher Bischof ist Dr. Ioeppen durch seine Inspektionsreisen an den deutschen Fronten mit katholischen Soldaten aller deutschen Gaue in eBriihrung getreten. Gern und voll herzlichen Dankes erinnert sich die große Gemeinde der ehemaligen Feldgrauen der stattlichen und gewinnenden Gestalt ihres Brmeebischoss, seiner gütig mahnende» und trostspendenden Ansprachen und Predig ten in den französischen Kathedralen und in den verschiedensten Abschnitten der Front. Nach anstrengenoer Tätigkeit in den Kriegsjohrcn — unterstanden dem Armeebischos doch zuletzt 1266 Feldgeistliche an der Front von Mesopotamien bis zum Atlan tischen Ozean — blieb er noch bis zum Jahre 1926 im Amt. Am NsuptgvrokiSN: Lnnonsirsü» S filislvn: kktutrnor 8t»-. 9 8slorio,traösk empkielilt ru billigsten Preisen unel besten (^uulitüicn p i li ö r e rillereisten stlstuser, wie 100 ^abre Kättl OPOVVlLi?: KHK80KIN: ^ppcpl)lr8: 6IPK/V: 6H8: Kk-stlpp; PUOOPP. Heidnische und christliche Politik Las „Erwachen des Ostens" ist eins vielvernierkte« Erscheinung. Man denkt dabei vor allem an Nnabhängig- keitsbewegnngen wie in Indien, an die Vorgänge -,n China, die auf alle Fälle den Willen zur Abwerfung der Bevormundung durch die fremden Mächte haben — einer Bevormundung, der ja auch die Türkei ein gründliches Ende bereitet hat; man denkt ferner an die Ansätze zu einem Zniammenschluß aller großen asiatischen Völker (Panasien) »nd knüpft daran die Aussicht auf eine entscheidende kriege- r-'che Auseinandersetzung zwischen Asien und Europa. Was Liese betrifft, so handelt es sich um Möglichkeiten!, die, aus iehr einfach arbeitender Phantasie erzeugt, vom viel komplizierter wirkenden Leben selten realisiert werden! Wer die staatsmännischs Weisheit Englands aus seiner Ge schichte kennt, wird eS für sehr unwahrscheinlich halten, daß cs mit einem „vollerwachten" und naturgemäß dann im Rücken gestützten und vorbereiteten Indien Krieg führen würde. Wenn die langgeübte Ausspielung der Mohamme daner gegen die Inder, wie anznirehmen, auf die Dauer ihre Wirkung versagt, wird England die bereits begonnene Politik der Konzessionen fortjetzen, bis Indien zu einem Do minion mit Selbstregierung wird wie Australien, Kanadas Südafrika, Irland usw., ja selbst den Dominions ist es auf der jüngst beendeten Reichskonferenz ausdrücklich be stätigt worden, daß es ihnen unter dem Hanptvorbehalt der in Fühlung mit ihnen zu haltenden Führung der Außenpolitik v o l l e G l e i ch b e r e ch t ig u n g mit sich selbst unter der für alle gemeinsamen Hoheit des Königs zugestand. (Nebenbei: man sieht hier wieder, wie Politisch wichtig die Einrichtung des ans die aktive Politik einflußlo'en König tums in England ist!) Kolonialkriege führt England nur bei, absoluter Ueberlegenheit mit unreifen aufständischen Völkern oder nur für seiner Auffassung nach lebenswichtige Interessen, Man denke an den Burcnkrieq. Oder an die Kontrolle des Suezkanols in Acghvten, die England niemals krciwilftg aus der Hand gäbe, lo lang sie noch entscheidende Bedeutung besitzt. Sonst aber wird England große Kolo nialkriege zu vermeiden suchen. Es hat aus der Erfahrung gelernt — aus der einen Erfahrung seines Kolonialkrieges mit den Vereinigten Kolonien. Seinen Frieden von Ver sailles (1783) hat cs nie vergessen und wird es nie ver geben. Hätte es damals die Erfahrung von heute gehabt, wären die Vereinigten Staaten sehr wahrscheinlich heute ein Dominion von England. Was von ein wenig Ei»'acht in den Lauf der Dinge und etwas Selbstbeherrschung ab- hänge» kann! Wie man ein Königreich sich erhalten kann, wenn man nicht auf dem Wortlaut ''eines verbrieften Rechtsscheines starr besteht, sondern versteht, daß auch dem anderen ungeschriebene Rechte in die Hand wachsen können und daß man sie ihm gönnen will! Aber das ist für England schon zu viel gesagt. Ten» das wäre im Kerne christliche Politik. D e Politik der neuzeitlichen Staaten war aber im Kern nichts weniger als christlich. Die Formel für England war und ist auch in Wirklichkeit nicht: ich verstehe die Rechte des andern und gönne sie ihm, sondern; ich sehe, daß es mir schlimm er-« gehen wird, wenn ich dem anderen das Mindestmaß meiner wirklichen oder vermeintliche» Rechts n cht lasse. Das ist die maßvoll heidnische Stufe der Politik. Die dritte Stufe ist so: ich will überhaupt die Rechte des anderen vicht sehen, geschweige denn in irgend einem Maße aner kennen. Das ist die brutal heidnische Politik, z. B. die erste Phase der Politik des Faschismus gegen Südtirol oder des nationalistischen Fanatismus Polens. Für die Kolonien lautet — ich sage nicht: die christliche Formel, denn diese würde weiter greisen, sondern, dis Formel mit einem christlichen Kern: wenn die von „ns beherrschten Völker zu irgend einer Form der Selbstrcgie- rung so re,f sind, daß nicht alles dann zusammeufällti, was wir aufgebaut haben und ein Chaos entsteht, dann sollen sie dieses Maß der Selbstregierung haben, weil wir einseke», daß sie dies mir Rocht verlangen dürfen. Die englische Formel lautet', . . . -tan,, wollen wir ihnen das für jetzt unerläßliche Mindestmaß zugestehen, weil wir sonst sehr wahrscheinlich in absehbarer Zeit alles verlieren würben. Das ist viel. Es verhindert Kriege. Es erhält Reiche. Aber es ist nicht genug. Dieier Standpunkt ist sogar durch ein« abgründige Kluft von de», christlichen getrennt, der lautet« wir verstehen die Rechte, auch die ungeschriebenen Rcch'i des anderen und anerkennen sie. Habgier, Furcht und Mißtrauen waren die entscheiden de» Triebkräfte der neueren Politik der europäischen Mächte« lauter niedrig-»,enichliche Motive. Sie wirken auch beule noch fort, schon als verhängnisvolles Erbe einer unheil vollen Vergangenheit. Die christliche Forderung ist nun nicht, das selbstische Element aus der Politik a ns z u > ch I i e ß e „, so wenig dies die freilich mehr for dernde christliche Jndiv.dualiiioral tut. Aber sie geht dahin, nicht einzig die selbstischen Interessen des eigenen Volkes in, Auge zu haben und sie rücksichtslos zu realisieren, sobald man dies ungestraft tun zu können glaubt, sondern auch dis Rechte, Ansprüche und Interessen der anderen Völker ver stehend zu würdigen, zu achten und praktisch zu berücksich tigen. Das erfordert nun freilich eine andere seelische Ent stellung als bisher. So lang die Atmosphäre der Furcht und des Mißtrauens herrscht, gibt es auch keine Geneigtheit des Verstehens und Entgegenkommens. Nur eine ehrlich« freundschaftliche Annäherung der großen Völker kann dex Boden sein für eine beginnende christliche Politik. Alois Wurm. (Aus „Seele", Monatsschrift im Dienste christlicher Lebcnsgestaltuug. Herausgeber Tr. Alois Wurm, München» Iahrgong 192?, Heft 2. Vierteljährlich 1 Mark. Verlag Joses Habbel,Regensburg. 1. Mai 1926 wurde Bischof Dr. Ioeppen in de» Ruhestand ver setzt. und seit Inni 1926 verlebte er seine Tage in seiner Heimat Hüls. Ter rüstige Bischof war immer zur Stelle, wenn er ge rufen wurde. Seiner Liebe zur alten 'Armee ist er dis zum Tode treu geblieben. Anläßlich des Todes des Armcebischofs Ioeppen hat oer Reichspräsident an de» Dechanten Wolters in Hüls folgendes Telegramm gerichtet: „Zum Tode des Herrn Armee- bischofs Ioeppen, dessen gesegnetes Wirken im deutschen Heer unvergessen bleibt, bitte ich Sie. den Ansdruck meiner herzlichen Anteilnahme entgegenzunchmeu und ihn zugleich de» Angehöri gen des Heimgegangene» zu übermitteln." gez. v. Hiudenburg. Reichspräsident, Encha» »frische»' Kongreß in Lyon. Von, -7. bis 16, Juli wird in Lyon der 6. franzö ' ische e u ch a r i st iichc N a- tionalkongreß tage», — Im Anschluß an diese Nachricht dürste es von JntereZe sein, aus die Arbeit der vorher-» gegangenen 7 Kongresse hinzuweisen: der erste sranzösisthe Neüivnnlkongreß fand 1968 statt und wirkte bewnders für die Einführung der täglichen hl. Kommi.niion, der zweite,, 1911 in Ars, war dem Gedächtnis und der Verehrung des seligen Pfarrers I. B. Viameh gewidmet. Auf dem dritten Kongreß, jm Jahre 1921, stand die Verehrung des heiligen Herzen Jesu im Mittelpunkt der Veranstaltungen. Seit die- ie„, Kongreß wird alle zwei Jahr ein euchrrisfi'cher Na- t-onalkongreß veranstaltet. 1923 tagte er in Paris, 1927 :n Reims. Kardinal Faulhaber über die Leichenverbrcnnung. D'S große Rede des Münchner Kardinals Faulhaber über Leichenverbrennung, die allgemeines Aufsehen erregt hat, ist als Flugblatt erschienen und zu beziehen vom Vereiv Volksbildung, Wie» XVIII, Stcrnwartestraße 9. Gegen die böse» Zunge». Das „eue Pressegesetz in Por tugal sieht besonders empfindliche Strafen für Verleum dungen vor: eine Zeitung, die zweimal der Verleumdung überführt wurde, muß ihr Er'cheincn auf 6 Woche» ent stelle»: außerdem hat der .Herausgeber 16 966 Scudos Strafe zu zahlen und darf .7 Jahre lang keinen Redakleur«- poste» bekleiden. — Bei der unglaublichen Leichtfertigkeit, mit der oft von einer gewusen Skandalpresse Gerüchte über Personen „nd Organisationen ausgenommen und in Szene gesetzt werden, sind auch die schärfsten Maßnahmen nur angebracht — und nicht nur in Portugal! botei ürstenvof ° ttwrlg Nokel Iler Lelprlg deluchemleo «2tdoll»eu TNIe Llmmer ml» llsir- omi warmlssster «preise mäßig »-«---»-m« Romola Ei» Renaissance-Roman von George Eliot. Frei »ach dem Englischen von H. Niesch. (Verlag Joseph Habbel, Regensburg) (46. Fortsetzung.) Als Romola am Abend in Masos Begleitung von dem Spital San Matte», das sie öfters besuchte, zurückkehrte, sah sie zu ihrem nicht geringen Erstaunen ihren Gatten aus der Pforte von San Marco Herallskommen. Er schloß sich ihr an und sandte Maso fort. Tito und Romola hatte» nie Streitigkeiten, sie waren sich innerlich zu fremd geworden ;u Auseinandersetzungen, die ja eigentlich doch ein unbe wußter Perluch zur Versöhnung sind. Sie sprachen von allen möglichen Angelegenheiten, politischen und privaten. Romola erfüllte tunlichst alle Wünsche Titos und er redete ihr seiner seits nicht im mindesten ein in ihrem Tun und Treibens fte arbeiteten sogar noch wissenschaftlich mitsammen — and doch gingen sie fremd nebeneinander her. In dem ernsten Streben nach Selbstüberwindung hatte Romola wohl einige schüchterne Versuche gemacht, Klarheit zwischen ihnen zu schaffen, doch Tito mied jede offene Anssprache, und ohne delvi-e fühlte Nomola sich unfähig, so unbefangen gegen thn zu sein wie einst. S:e war liebenswürdig und nachgiebig, «sie unterdrückte jedes Zeichen der Abneigung, aber sie war nicht imstande, zärtlich zu sein, denn ihr Vertrauen, «ihre Achtung waren ge chwunden und damit ihre Liebe. Titos Anwesenheit in Sa» Marco weckte ihren Argwohn. Er pflegte ihr zwar stets zu sagen, daß er die Sache dev Me diceer für hoffnungslos erachte und aus praktischen wie theoretischen Gründen nun zu dein Volksregimente halte, aber sie zweifelte au seiner Aufrichtigkeit und fürchtete, er könnte San Marco Gefahr bringen. Während sie miteinander gingen, erklärte er,: „Ich habe noch zir tun beute abend. Ich begleite dich bis zu »n- I>erem Haustor und mutz hernach noch einen Auftrag er ledigen." Und dann erzählte er lebhaft von seinen Reiseerleb!- nisse». Es war Ml aus der Straße, nur »veniLe Leute gingen vorbei. Plötzlich hörte man viele Fußtritte und verworrene stimmen. „Es beginnt zu regnen, laß uns ichnell unter len« lia -- ----- ----- Romola war etwas erstaunt über diesen Vorschlag Titos und seine Hast, das schützende Dach zu erreichen. Sie folgte ihm mit dem Bemerken: „Ich halte es für überflüssig, diesem Tröpfeln auszuweichen, es wird zudem schwerlich so bald uufhüren." „Gleichviel, warten wir e.n wenig." Scharfen Auges hatte Tito bemerkt, daß der herannahende Trupp von Dolfo Spini geführt wurde, und der war der letzte, mit dem er in Romolas Gegenwart Zusammentreffen hätte mögen, obschon die Angelegenheit, von der er eben gesprochen hatte, gerade in e,„er Unterredung mit ihm bestand. Am Nachmittag hatte der Grieche Savonarola einen kunstvoll gefälschten Brief mit der Signatur und dem Siegel des Kardinals von Neapel*), seines warmen Gönners«, gebracht, des Inhalts, der Prior solle sich am nächsten Mor gen unverzüglich nach San Casciano, einem etwa zehn Meilen von Florenz entfernten Orte, zu einer wichtigen Unterredung begeben, da er — der Kardinal — a» die cm Tage durch San Casciano käme. Auf dem Versuche, den Pater dadurch aus der Mitte seiner begeisterten Anhänger herausznlocken, baute sich ein verwegener Plan auf. Sa vonarola würde voraussichtlich, um seine Reise geheim zu halten, nur einen einzigen Dominikaner zur Begleitung wühlen, und alsdann sollte Dolfo Spini mit seinen Genossen einige Meilen außerhalb der Stadt über ihn herfallen und dafür sorgen, daß er nach Nom auSgeliefcrt würde. *) Olivieri Earaffa, Kardinal von Neapel, der die igigkejt von Marco durchzusetzen gewußt hatte, is war zu vermuten, daß der icharfsinnige Prior die Falle ahnte, ermied er doch jede Gefahr, indem ec schon seit einiger Zeit nicht mehr di« Mauern der Stadt verließ. Selbst wenn er predigte, hielten es seine Freunoe für notwendig, ihn mit einer Schutnvache- zu umgeben. Und nun sollte er sich auf einen einsamen Weg begeben, nur von einem Mitbrudcr begleitet. Die Briefschreiber rechneten wohl darauf daß er in seinem Verlangen nach einem allgemeinen Konzil welches Alexanders Wahl, als durch Simonie erschlichen«, für nichtig erklären wllte, sich rasch entschließe» würde«, der Einladung des Kardinals Folge zu leisten. Tito halte den wichtigen Brief persönlich übergebe», er halte rundweg dem Pförtner gegenüber es abgelehnt, ihn irgend jemand anders als P. Hieronymus selbst auszu«- liefern. Mil vollendeter Diplomatie ließ er gegen dieien durchblicke», daß der Inhalt ihm teilweise bekannt sei, wes halb er sich erlaube, dem Prior vorzuschlagen, er möchte einige Bewaffnet« mitnehmen. Gleichzeiti-g bot er ihm seine ttnabhängi Es w antwortete kurz, Begleitung durch eine Schutziruppe mache die notwendige Geheimhaltung der Reise unmöglich. Er sprach flammenden Auges, und Tito folgerte aus seiner sichtlichen Erregung, daß er das Unternehmenil zu wagen gedachte. Ihm persönlich war das gleichgültig. W e immer auch die politstchen Angelegenheiten sich entwickeln würden, er stand bei jeder Parle« in Gunst, er machte sich alle zunutze. Nur Spini war ihm unbequem, denn der besaß keine hin- reichellde diplomatische Verschlagenheit, überdies geriet er beim Weingenutz leicht in Aufregung und konnte dann sei ns Zunge nicht hüten. Tito hoffte, Dolfo Spini möchte ihn nicht gesehen haben, doch dieser hatte ihn bereits beim flüchtigen Schein der Straßenlampe bcinerkt. Dagegen iah er die schwarz gekleidet» Gestalt RomolaS nicht. „Holla, meine Brieftaube, warum versteckt Ihr Euch?" sprach nicht allzu laut, aber immerhin laut genug, daß Romola, die von ihm unbemerkt hinter Tito stand, jede Silbe hörte. Wüee es in Titos Natur gelegen, jähzornig auf- zubrauien — jetzt hätte er es getan. Seine Lippen wurden weiß vor Erregnng, und er dachte angestrengt darüber nach, was er >>agcn sollte. Spini schweigen heißen, hätte Romola erst recht auffallcn müssen, es blieb demnach nichts übrig, als ans seine Rede einzugehen. „Ja, mein Dolfo, bereitet alles vor, aber nehmt kein» Trompeten mit." „Hat die prophetiiche Nase nichts gerochen?" „Nein. Doch seht da kommen Fackel»!. Jedenfalls ei»» Leichenzug, man hört ja, daß die Pest wieder auftritt." „Berwüiischt! Ich hasse den Anblick von Leichenbahren. Gehabt Euch wohl." Dolfo entfernte sich eilig, Titos listiger Versuch, ihn zu verscheuchen, war geglückt. Es nahten aller dings Fackeln, aber nicht Totengräber trugen sie, sondern Begleiter eines kirchlichen Würdenträgers. „Achte nicht ans das, was dieser Dummkopf geredet hat, meine Romola," sagte Tito, nachdem Spin» verichwunden war. „Gehen »vir jetzt weiter, der Regen hat nachgelassen." Romola zitterte vor Entrüstung; jedes Wort Titos weckte ihr Mißtrauen. „Ich gehe nicht," erklärte sie fest, „ich gehe nicht nach Haus, bevor ich nicht sicher bin gegen die Verräterei, die da ge plant ist."