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Sächsische Volkszeitung : 27.02.1927
- Erscheinungsdatum
- 1927-02-27
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192702276
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19270227
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19270227
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1927
-
Monat
1927-02
- Tag 1927-02-27
-
Monat
1927-02
-
Jahr
1927
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 27.02.1927
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Schöne Literatur Fiorelli St. Franzlszi Blütengärtleln "Fiorctti". Verdeutscht von Franz Kaulen mit Einsührungsmorten non Heini Federer. 1926. Vorlag der Buchgemcinde, Bonn a. Rh. Bilder und Buch schmuck von Alfred Goltwald. Was der Verlag der Bonner Duä)gemeinde seit seinein Be iehen herausgegeben hat. kann man nur erstklassig nennen. Das lorliegcnve Franziskusbuch nun reiht sich voll und ganz in die iriiheren qualitativ hochstehenden Werke ein. Die herrlichen Ge- lchichten des HI. Franz, dieses Lieblingsheiiigen der ganzen Welt, verteil »ns hier in einem prächtig ausgestatteten Werke dar- zeboien. Schon der vornehme, goldige Einband gibt dein Leser sozusagen eine andere bessere Stimmung, versetzt ihn in die rich tige Situation, um die ewig wundersamen Fioretti, die Blüten- lchrijtcn aus dem Leben des armen Franz, ganz und mit inner stem Wesen zu betrachten. Hier wird uns ja das Bilderbuch der Seele des Heiligen aufgcschlagen. Die Welt vor 700 Jahren, so sagt Heinrich Federer, diese Welt ersteht vor uns in einem zriinon Tal, i» einem stillen Walde Umbriens oder in einem Klostergehöft, in einem Mönchsgarte» — die Welt eines Mannes, oer säst nur Seele ist, nur lachender Bettler, aber ein Wunder- gewaltiger, der sozusagen die Schöpfung um de» kleinen Finger wickelt. Die Welt der großen, einzig wahren Liebe und Freund schaft ersteht mit einem Male prächtig und klar vor unseren Augen. Und es gibt niemand, der nicht gerne in dieser Welt weile» möchte. Dieses Buch ist dazu angeta», uns wieder ganz Mensch wer- oen zu lasse», uns wieder aus unserer modernen Zivilisation", In der das Wesen der Menschen verkümmert, das Herz verblödet uiid der Geist vertrocknet, zu befreie». Wir brauchen nur wieder ganz einfach, ganz natürlich zu werden. Der Bilderschmuck um rahmt !» schöner Weise den Text. Alles ist einsach, tief und ernst. Aber darum schön. Das Buch als Ganzes genommen gehört zu den besten Produktionen, die überhaupt jemals aus dem BUä>er- markt erschienen sind. Der Preis des herrliche» Buches beträgt nur 6 Mark. Dcr Gang zur Liebe. Bon Emmy Hennings. 400 S. In Ganzleinen gebunden 7.50 Mart. Verlag Josef Kösel und Friedr. Pustet K. G., München. Eine Reife nach Rom und ein längerer Aufenthalt ln der ewigen Stadt haben den ä»Heren Nahmen zu diesem Buch gegeben. Die Reise beginnt in einem Tessiner Dörfchen und geht dann über Mailand, Piia, Florenz nach Rom. Der dann folgende Teil des Buches entstand im Anno. Santo und die Verfasserin versucht ihr engeres Leben in dem der heiligen Stadl widcrznipicgeln. Alle möglichen Menschen kreuzen ihren Weg. Bon Bettlern. Priestern, Kirchenfesten nnd Gelübde», von leuchtenden Mosaiken und Heilige» ist die Rede. Inmitten die,es Lebensstromes aber spielt die Legende von Maria im Schnee, auf deren Herz ein Reis! fiel in der Frühlingsnachk. — Es wird sicherlich Menschen geben, denen dieses Buch gefällt und wir wollen durchaus nicht bestreiten, das; schöne nnd erhebende Stellen darin enthalten find. Aber trotzdem möchten wir bei»erkenn, das; uns die Art und Weife der Darstellung und auch zu einem bedeutenden Teil der Inhalt nichts Sonderliches tretet. Man stellt sich eigentlich etwas besonderes unter dein „Gang zur Liebe" vor, aber wenn uns dann allzu viel Sentimen talität entgegentritt, jo legt man das Buch unbefriedigt aus der Hand. Must denn tchlietzlich die ganze Well »nt nnftren, irgendwo und irgendwann empfundenen Gefühlen bekannt gemacht werden. Man must schon ein Dichter nnd kein Schriftsteller fein, um fein Gefühl der Welt schmackhaft machen zu können — um bei der Gestaltung seines eigenen Gefühles gleichzeitig die tausend geheimen Fäden zu spinne», die zu den Seelen der anderen Menschen führen, als ge hörten alle zusammen. — Der Verlag hat das Buch äußerst geschmackvoll ausgestaltet. Deulsche Dichtung Werner Mahrholz: Deutsche Dichtung der Gegenwart. Probleme, Ereignisse, Gestalte». Mit 4 Portraits. 530 Heilen. Berlin 1926. Volks-Verband der Bücherfreunde, Wegweiser-Verlag, G. m. b. H., Berlin. „Dies Buch will nicht mehr nnd nicht weniger sein als cm Leitfaden durch die moderne Literatur." — So heißt es im Vorwort. Weniger streng wissenschaftliche als viel mehr allgemeinbildende Zwecke werden hier verfolgt. Born Naturalismus airgefangen bis hinauf zum Expressionismus führt der Weg. Weitausholend begannt der Verfasser sein Werk. Die Ahnherren des Naturalismus in Europa: Balzac, Flaubcrt, Manpaisant, Zola, Björnson, Ibsen, Jakobsen, Strindberg, Tolstoi, Dostojewski, d'Annanzio und Berich. Shaw marichieren ans. Dann folgen die Manifeste des deutschen Naturalismus und die schöpferischen Gestalten, Gerhart tzauptman», Liliencron, Dchmel, Thomas Mann, Schnitzler. Mit einem eigenen Kapitel:: „Die naturalistische Generation" in dem noch eine ganze Reihe Dichter besprochen wird, schließt dann das erste Buch. — Es folgt: „Die Neuromantik", die sich in verschiedene Unterkapitel gliedert: „Die Ideenwelt der Neuromantik", „Die Ahnherren der Neuroman di k in Europa", „Wedekuid und die Boheme", Die schöpferischen Gestalten der N.'urv- mantik", „Neuromantische Mythcnbildner", „Die Heimat- kuiistbewcgnng", „Die Neuroniantische Generation". — DaS dritte Ruch enthält: „Das Zwischenspiel des Neuklass.zisi- mus", das vierte: „Die Ergebnisse der Neuromantik", „Die Renaissance des historischen Romans", „Der mystisch« Ro man", „Volkstum und Heimat", „Die Renaissance der allen Romantik", „Neukatholische. Literatur" etc. Im letzten Buch ist der Expriisiowismus, seine Ideen- und Formenwest, seine Uebergänge und Borläufer, leine schöpferischen Gestalten und 'chliestlich seine Ergebnisse behandelt. — Wir zählen mir Absicht diese Kapitel auf, um nicht etwa den Gedanken aufkommen zu lassen, als behandle das Buch nur die engere Gegenwart, wie man aus dem Titel schließen könnte. Im Gegenteil, der Kreis ist lehr weit gezogen. Dabei aber ver liert sich der Berfasser nicht in ein Allzuviel oder in bloße Aufzählungen, sondern er kommt immer von den geistigen Grundlagen der einzelnen Perioden schnell zu den eigent lich bedentende» Gestalten. Mahrholz bemüht sich mit besten Kräften neue Einblicke in die Verhältnisse und Dichterqc- stafte» zu geben. Und er tut es mit außerordentlichem Ge- Ichick, mir außerordentlichem Verständnis. Damit ist aller dings nicht gesagt, daß wir ihm in seinen Ausführungen immer folge» könnten, sondern wir sind im Gegenteil nicht selten ganz anderer Meinung über diese oder jene Periode, über diesen oder jenen Dichter. Und es kann sein, daß wir jemand, den Mabrholz als einen der Vorzüglichsten der Gegenwart «mporycbt, als einen sensationsheischendeir und recht vergänglichen „Genius" angesehen. Sehr unvollständig aber ist das Buch insofern, als die letzten fünf Jahre sozu sagen garn'cht berücksichtigt sind. Von einer Litcrarurge- «chichte der Gegenwart erwartet man die Verfolgung der Ereignisse bis in die Jetztzeit. Das Buch ist 1926 erschienen, das Vorwort vom Verfasser im Dezember 1925 geschrieben. Manche sehr bekannte Namen fehlen' vollständig. Für Kenner, die sich durch die Jrrtümer des Buches nicht irre führen lassen, wird zweifellos viel Lesenswertes in dein Werk enthalten sein. Nichts ist ja schwerer, als heute eine Literaturgeschichte der Gegenwart zu schreiben. — Der Verlag hat daS Buch, wie all seine früberen VeriagSwerke wiederum auf das Geschmackvollste nnd Gediegcndste ausge- stnttet. Karl Ka'-er Karl Haider, Leben und Werkeines süddeutschen Malers von Ernst Haider 1926. Format 22 mal 29, 110 Seiten Text, auf bestem holzfreiem Werkdrucki- papier, 86 Tafeln mit 90 Abbildungen der Zeichnungen und Gemälde des Künstlers auf schwerstem Kunftdrnck!- papfer. Preis 24.— Mark. Verlag Benno Filjcr, Augs burg. Ein Leben von seltener Schwere, aber auch voll inneren Reichtums wird uns hier enthüllt. Schon der Umstand, daß dieser Maler ein „Unzeitgemäßer" genannt worden ist, gibt uns zu verstehen, daß er nicht in dem Kit'ch und Wirrwarr ei,„er modernen Zeit inilgeschwommen ist. Wer in den letzten Jahrzehnten nicht den Mut aufbrachte, unnmvdern zu sein, war cf» Maiscnmcnsch, ein Seiisationsjüger, einer der nicht viel mehr zu sagen hatte, als all jene, die um ihn herum tanzten. So blieb Karl Haider lange verkannt, aber gerade deshalb gehörte er zu den echten und ungebrochenen Na turen, bet denen Werk und Wesen aus einer Wurzel wachsen. Mit einem tiefen Gehalt sind seine Bilder erfüllt, genau so wie fein Leben sich z» eurem ergreifenden Schicksal gestaltete Ernst Haide, der uns dies Buch vorlegt ist der jüngste Sohn des Meisters. Er schildert uns das Lebensschick- sal des Vaters in fortlaufendem Zusammenhang mit seinen Werken. Als Sohn eines Kunstbegabten, altbayrischen Jägers und einer seinsinnigen aUeinanischen Baucrstochler wurde Karl Haider schon in seinen Jugendjahre» der Freund Wil selm Gechl's und Hans Thomas. Eine kindlich reine Natur, aber mit unzerbrechlichem Willen hat er dann später allerdings den grüßten Teil seines Lebens einsam verbracht, mit Energie das Leben meisternd. Ost in großer Bedrängnis, aber in schlichter Ge schiede »heit nnd Manneskrast. Ergreifend wird seine letzte Krankheit und se.» Tod in diesem Buch ge schildert. Ein »vahrhaft großer steht vor uns, nicht nur als Meister, sondern auch als Mensch. Erst noch der letzten Jahrhundertwende, als Haider bereits 60 Jahre alt geworden war, begann ihm der rein äußere Erfolg zu winken. Aber auch nur spärlich. Und erst sehr, nach den Erschütterungen de- Krieges erschließt sich der Welt völlig seine innere Größe. Man hatte keine Ahnung von dem Berufenscin dieses Mannes, und nun steht man be wundernd vor chm. Unter seinen Werken sind die großen Porträts, Bilderwerke, geradezu einzig in ihrer Art. Der Name Haider ist für immer mit der glänzendsten Epoche der Münchener Malerei verknüpft. Dem Geschlecht von heut« aber wird er fruchtbarer, gewinnbringender Anreger sein. Einen hohen, künstlerischen Genuß werden diese Präch tigen Bilder samt dem Text jedem Leser gewähren. Di« Aufmachung des Buches verdient besonders'hervorgehoben zu werden, weil sie in der Tat unübertveffbar in ihre« Art,st. Anatole France: »as Leven der heilige» Johanna. Einbandcntwurs von Rafaello Busoni. In Leinen ge bunden mit Kasette 12.50 RMk. Broschiert 10.- RMk. Uebersetzl nnd bearbeitet von Friderike Maria Zwei«. I. M. Spaeeh, Verlag Berlin C 2, Königstrahe 52. Die Gestalt der Jcanne d'Arc geistert seit Jahrhune derten durch die Literniur. Anatole France, der große fran zösische Dichter hat dieser Gestalt zwanzig Jahre seines Lebens gewidmet. Mühevolle Jahre, in denen er sie aus den feuchren Nebeln der Geschichte hervorzauberte. Der Dichter erstrebte bei diesem Werk größte Einfachheit, und so war man auch bei Erscheinen der „Heiligen Johanna" sehr ey- staunt, als die wissenschaftliche Welt sich ihrer Angriffs punkte beraubt sah. Man hatte nämlich eine nach großen Vorbildern geistreich gewürzte Zote erwartet und mutzte nun einer klaren VVernunsr folgen, die mit gewohnte» Grazie der Formgebung Legenden und fanatisches Dunkel durchlichtete. Anatole France schreibt sein Werk beinahe in der Form eines Romanes. Das Leben eines Hirtenmädchens läßt er dem cLser mit der ganzen Not eines Volkes erstehen, das selbst nichts kannte, als die kleinen Sorge» und Freuden des Lebens in der Angst vor den Herren. Ein Volk ohnei große eigene Ideale, allen Wundern ausgelicsert. Johannna befangen in ihrer ewigen Kindheit, im Zwiegespräch mit ihren Stimmen. Ihr Weg zu Robert von Baudricourt, die abenteuerlich wiederholt« Flucht aus d. Eftcrnbau e, Johannas Verzückungen, Teufelsbeichwörung und die Reise nach Nancy Das alles ist von einem Me.^er des historinchen Romans da«- gestellt. Dann das Zusammentreffen mit Carl VII., von de scn Armut und Schulden durch France beinahe peinliche Dinge crzäblr werden. Johannas Prophezeiungen, die Stel lung der Astrologie zu ihr. Die heftigen Jngutzatoren und der Dispui Johannas mit den Doktoren. Die Jungfrau in Tours, Poiticrs, ihre Frnevensbereitschaft. Belagerung und Einnahme von Orleans. Ter „AnSslng" in die Champagne und die KönigSkrönnng in Reims. Die Entstellung der Tat sachen und die Geschichte der Legendeiiüilduiig ni» Johanna schließt den ersten Band ab. Ter zweite Teil des Werkes beginnt mit intcressanicn Zeiischilderungen und spricht über die ersten Widersacher Johannas. Angriff aus Paris — Johanna wird verwundet. Der Huisiken-Kreuzzug. Soissons und Compiegne und Jo hannas Gefangennahme. Fluchtversuch. Das Martyrium der Heiligen und der Herenprozeß. Die lichtgefüllken Billionen der armen kleinen Hirtin und die schmutzigen, infamen Phantasien ihrer Richter stellt France zu Gesicht. Hier be sonders bricht die Verehrung des großen Skeptikers für seine Heldin durch. Das letzte Verhör, der Nrteilsspruch und die Beschreibung der Verbrennung. Wennn der Autor im An fang seines Werkes der Heldin mehr ablehnennd gegenüberi- stand, so wird er allmählich immer mehr von der Gläubigkeit: dieses Hirtenmädchens forrgerisse». Leider tritt öfter eine zu sarkastische Darstellung und scharf ätzende Ironie gegen über dem Glauben und der Heiligenverehrung bei der Be handlung verschiedener Episoden zu Tage. Abgesehen» von diesen Dingen, dis den christl. Le,er abstoßen, ist oas B»ck ein Meisterwerk. Ruhland Rußland aus dem Weg« zur Katastrophe. Aufzeichnungen des (Sroßsürslen Andrej Wladimirowitsch und des Kriegsministers Poliivanoiv. Briefe der Großfürsten an den Zaren. Deutsche Bearbeitung von Günther Hrantz, Major a. D. lind Archivrat am Reichsarchiv. Mit einer Karte und einer Stamm tafel des Zarenhanses. Umfang des Banoes 343 Seiten. Papp» band 11 Mark, Ganzleinenband 14 Mark, Halülederband 17 Mark. Deutsche V e r lagsg e s e l l sch c» s 1 für Poli- tik und Geschichte mbH in Berlin, Unter den Linden '.7/18. Man muß jeden Weg begrüße», auf dem wir der Lösung oer Kriegsschuldfrage näher kommen. Langsam aber stetig ist die Lügenpropaganda, die mährend des Krieges in allen Feind» ländern genährt wurde, zusammengebrochen, Aber wir brauchen immer noch mehr Bausteine znm Triumph der Wahrheit, die ein mal über allen Völkern leuchten soll. In diesem Sinne ist das vorliegenoe Buch aus das beste willkommen ch heißen. Sein Verfasser ist kein Neuling. Kein dem deutschen Volk Unbekannter mehr. Er hat bereits früher eine Arbeit geschrieben: „Rußlands Eintritt in den Weltkrieg". Von dieser Arbeit sagte seinerzeit der bekante amerikanische Professor Barnes, daß sie fraglos die beste Monographie über Rußlands Anteil an der Herbeiführung des Weltkrieges sei. In diesem Kampf um die Kriegsschuldlüge nun liefert auch der jetzige Bano: „Rußland aus dem Wege zur Kata strophe" die wertvollsten Waffen. Die Briefe der Groß, fürsten zeigen, wie auch in ihren Kreisen die panslavistische Idee unberechtigten Haß gegen Deutschland trotz der nahen ver wandtschaftliche» Beziehungen groß zog, fbie die Kriegsziele Rußlands nicht nur auf dem Balkan und an den Meerengen lagen, sondern oie vollständige Zerschlagung Deutschlands, beson ders Preußens, forderten, wie neben der amtlichen Politik eine H i n t e r t re pp e n p o I i t i k getrieben wurde, die. vom Hause Njegosch-Monkenegro ausgehend, die grohserbischen Bestrebungen durchkreuzen sollten. Auf die Schlachtfelder, in die Arbeitszimmer der höheren Stäbe, in die Palais und Ministerien Petersburgs führt den Leser das Tagebuch des Grotzf 1irste » Andrej. Mit den schwierigen Problemen der russischen Rüstungspolitik macht »ns das Tagebuch des Generals Poliwanow bekannt, der als polnischer General im Sommer 1V16 Krlegsminister wurde. In der ausführlichen historischen Einführung zu der Ucber. der nisslschen urkundlichen Veröffentlichungen hat oer den Nachiveis erbracht, wie Rußlands Macht durch das vstasiatisch« Abenteuer und die Revolution aus Jahre hinaus gelähmt war, wie die Desorganisation der russischen Wehrmacht die Ursache der Passivität der russischen Politik in der Balkan krise 1008/09 war u»o auch in den neuen Balkanwirren 1012/13 Rußland noch nicht die Machimitlel halte, eine der slavischen Großmacht würdige Haltung cinzmiehmen. »in der Verwirk, iichung seiner Aspiration im nahen Osten näherzukoinmen, Der Verfasser zeigt ferner, ivie das sranko-russische Bünonis die Stoßkraft des Zarenreiches vom Südosten fort gegen Deutsch land lenkte und die russische Heeresleitung zu einem Operations plane veranlaßte, der letzten Endes nicht den russischen, sondern den französischen Interessen entsprach. Charakteristiken der höheren Führer, Ausführungen über die militärischen und politischen Verhandlungen der Verbünde te» anläßlich der Expeditionen gegen Gallipoli und Saloniki und schließlich Hinweise auf die Entwicklung der innerpolitisck^n Verhältnisse, oie in der Märzrevolntio» 1917 zur Krise führten, werden dem hochinteressanten Buche, das die Fülle des Siosfes in der Einführung in einer objektiven Darstellung dem Leser nahebringt, viele Freunde weit üL e r d en K r e i s d c r P o - liNker und M ilitärs hina » s erwerben. Der Weltkrieg Obcrst 2 chniNer: Ter Weltkrieg 1914—1918. Verlag für Knlturpoililik. Berlin, 1926. Preis drosch. 10 Mark. Der Verfasser dieses Buches war während des Weltkrieges norwegischer Militärattache an der deutschen und österreichisck). ungarischen Front. Er Ist also der Vertreter eines Landes, dos mehr Sympathien für di« Entente als für die Mittelmächte aus brachte. Nichtsdestoweniger aber ist seine Darstellung objektiv und nicht im geringste» voreingenommen. Ja. das Buch ist ohne Zweifel sehr wertvoll Die Kriegsereignisse sind so übersichtlich und knapp ausgezeichnet, wie man es besser auf so wenige» Raum kaum denken kann. Interessante Aufzeichnungen sino hier ge- macht, immer zusammenhängend, immer das eine Ereignis an das andere logisch anreihend. Wenn jemand noch glaubt, daß wir 1918 noch den Krieg hätten sortsetzen können, da»» lese er dieses Buch. Es wäre eine Torheit gewesen, noch weiter unnützes Blut zu vergießen. Die Feinde wurden von Tag zu Tag kriegserfah rener und erhielten Zuwachs an amerikanische» Soldaten uno an Kriegsmaterial. Deutschland aber verlor eine» Bundesgenos- sen nach dem andern. — Der Verfasser des Buches zeigt einen tiefen Einblick in die Verhältnisse. Er ist MNItärhistoriker von europäischem Ruf, Lehrer für Strategie an der Kriegsakademie In Kristiania. Diese Kriegsgeschichte ist parteilos, Wissenschaft- Uch und populär geschrieben. Sie ist ein aus den Quellen aller Kriegführenden ausgebauie» Standardwerk — ans Werk eine» sachverständigen, vorurteilslosen Neutralen „Ich suche -ie Wahrheit" Ich suche die Wahrheit. Ein Buch zur K r i e g s s ch n I d > ra g« von Wilhelm, Kronprinz. I. G Cottasche Buchhandlung Nachfolger, Stuligari und Berlin, In diesem Buche will der Kronprinz beweisen, daß der Schuldspruch der Entente ein falsches Urteil gegenüber Deutsch land bedeutet. Er scheidet allerdings streng den Begriff derver- brecherischen Schuld non dem Begriff der Schuld als einer fehlerhaften Politik. Diese letztere gibt er natürlich zu und hebt hervor, wie menschliches Irre» nicht selten in der Politik seines Vaters gelegen habe. Ter Kronprinz halte bekanntlich schon 1022 ein Buch geschrieben: „Erinnerungen". Wenn man das fetzige damit vergleicht, so ergebe» sich an einigen Steilen recht starke Widersprüche Besonders bi bezug auf die Beurteilung Englands. In den „Erinnerungen" heißt es. Eduard VlI. wäre lieber init als gegen Dentschlano gegangen, und er wäre, wenn er länger gelebt hatte, nicht bei der Triple-Entenie stehen ge- blieben, sondern hätte vielleicht die Brücke gebaut zwischen En- tente und dem Freibund der Mittelmächte, nnd so schließlich die Vereinigten Staaten von Europa geschaffen. In dem vorliegen, den Buch dagegen heißt es: Eduard VII. habe erreicht, was er wollte: einen Frieden »ach Englands Geschmack, der ihn zum arbiter »uindi inachte,zum Schaden und ans Kosten Deutschlands Das jetzige Buch »msaßt 12 Kapitel. In den ersten neun wird die politisä-e Geschichte bis 1014 behandelt. Dann ist ein Kapitel Poincare uno Iswoiski gewidmet. Und erst im elften kommt der Verfasser zum Mord in Scrajewo und zur „Explosion oer Pulverfässer". Und hier wiederum ein ganz krasser Wider spruch zu dem frühere» Buch. Während in den „Erinnerungen" oas Ulitimatum Oesterreichs an Serbien und der Umstand, daß sich Deutschland ins Schlepptau Oesterreichs nehmen ließ, verur teilt wird, wird in dem jetzigen Buch das Verhalten Oesterreich» und Deutschlands als durchaus gerechtfertigt angesehen. Das Buch „Ich suche oie Wahrheit" als Ganze» genommen, ist jedoch eine Leistung, die man vollauf würdigen muß. Der Wille, dem Vaterland zu helfen und zu dienen, ist unzweifelhaft darin enthalten. Und die Kricgsschuldlüge der Entente ist zu einem gewissen Teil auch durch diese Darstellungen erschüttert worden. „Mögen di« Blätter dieses Buches" — so sagt -er Krön- prinz In seinem Vorwort — „dos Licht der Wahrheit ln Länder. Städte und Häuser tragen, die dem schweren Streitwagen der Wissenschaft ihre Tor, nerlchlleßen. M»nn ki« das tun. so ist ihr Ziveck erfüllt.^
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