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Kinder spielen auf den Gassensteigen, und von den Ten nen stob hier und da der Dunst des geworfelten Roggens in die klare, hohe, beinahe noch sommerlinde Luft, die leuchtend und fast schmerzlich-schön über den gebreiteten Buchenwäldern stand, durch die die Weser gleißend ihre glasgrünen Fluten schob. Der grauköpfige Major, der just über die Schiffs brücke gekommen mar, hielt auf der kleinen Anhöhe am Ufer an und sog mit kräftigem Atem diese seiner Heimat Schöne in sich. „So gar kein Wetter heut' für dis Flaus'n, die der alte Kamerad vorhat", meinte er nachdenklich, schritt dann aber schnell fürbaß, bis er gerade vor der Apotheke auf den Königlich Hannoversche- Da na ienv rwalter Meyringk stieß, der noch ins Feld wollte und einigermaßen »erwundert auf den Major schaute, den man am Nachmit tage hier selten zu sehen gewohnt war. „Geh' Er lieber mit", knurrte der Alte, „und holte Er Maulaffen am Lager unseres Kumpanen und viellieben Wirts feil, der sachte aus diesem Lrdmtal zu retirieren gedenkt." Meyringk hielt erschrocken seinen Stab eine halbe Elle von sich, so daß der Major beinahe zurückfuhr: „Das wollte . .." „Der Teufel. Seitdem er das Biest, die Bährnde, die ihm der saubere Herr von Brunn dort", er deutete nach Polle hin, „angeschnackt hat, endlich los ist. wird s schlech ter mit ihm anstatt besser, und der Holzmindener Regi mentsmedikus gibt ihm nur noch Tage." Der Verwalter sann vor sich hin. Tis Frauensleute, und bald alle Wochen das Haus voller Gäste und die Bade reisen nach Pyrmont mit allerlei flatterhaftem Volk und dann die mit allen Hunden gehetzten hannöverschen Advo katen, da konnte freilich das Lebensflämmlein. das sowie so nach dem Tode von Frau Iakobine nur noch trübe brannte, langsam erlöschen. „Komm Er", entschied der graue Krieger barsch und hakte sich sans facon bei ihm ein, „helfe Er dem Freunde die letzte Bataille gewinnen!" Sie brauchten nicht weit zu gehen. Nach ein paar Minuten stieg der hohe Giebel des fast bäuerlichen Sitzes derer von Münchhausen, Linie Bodenwerder-Rintsln. aus den braungoldigen Ulmen des Vorgartens; scharf schlug ein Hund an. und der getreue Leibjäger Rösemeyer, der den Herrn auf allen Fahrten begleitet, schloß die nur lose eingehängte Tür auf und konnte kaum des Majors Frage nach dem Befinden des Kranken beantworten. In der Halle, von deren Wänden überall die seltsamst geformten Iagdbeutestücke, manchmal ein gedunkeltes Ahnenbild einfassend, hingen, war's kühl. Ter Diener bat die beiden in das angrenzende Besuchszimmer, in dem man so manchen Pfeifenkopf leergeraucht, und Meyringk fiel's schwer auf die Seele, daß er den Freiherrn oben lange nicht besucht. Aber man hatte so vielerlei in diesen Wochen zu tun. und die Mahnungen, bis aufs Letzte aus den Domänen herauszuholen, dis leeren Kassen zu füllen, rissen nie ab. Der Major, der seine Gedanken wohl er riet, und der in diesem ungewohnt strengen Geist des Hau ses still geworden war, suchte ihn abzulenken. Dann kam der Geistliche herunter und brachte die Kunde, ans Ster belager zu kommen. Gedrückt schritten sie hinter Seiner Ehrwiirden Pa stor primarius Hörnlein her über die mit Decken und Matten belegten Treppen, bis ziemlich am Ende des lan- Faschlngstrubet In aller Welt hat -er Faschingstrudel in diesem Jahre mit de- sonderer Intensität eingesetzt. Mit besonderem Pomp wird er in diesem Jahre wieder in Niz.-a gefeiert, wo die großen Fa- schiengsumzüge seit langem traditionell sind. — Unser Bild zeigte eine Szene aus dem diesjährigen Faschingstrubci in Nizza die Perlen der Azurküste. Psannkuchengeschichlen «oi, H. Nötiger». Wie es kommt, daß das herkömmliche Gebäck der Fast« nuaMzeit die Pfannkuchen sind? Nun, die französische Bezeichnung für den letzten Fastnachtstag gibt hinläng lichen Aufschluß „Mardt gras", d. „fe t t e r D i e n s t a g"„ deutet an, daß man vor Beginn der Fastenzeit sich noch einmal an fetken Bisserl gütlich tun wollte und dazu ge hören feit altershcr auch die in Fett gebratenen Pfann kuchen. „Er schwimmt förmlich im Fett" — wer sollte ver- muten, daß die>e Redensart ursprünglich auf die Pfann kuchen gemünzt gewesen ist und von ihnen ihren Ausgang genommen hat? Aber noch etwas anderes. Gute Pfann kuchen sind bekanntlich auch gefüllt, und zwar mit ganz leckeren Sachen — man muß also zugeben, daß die Welt es verstanden hat, in den Pfannkuchen «in der Bedeutung der Fastnacht recht entsprechendes Gebäck herzustellen. Frei lich, heute gibt es kostbarere Kuchen, früher aber stellte oer Pfannkuchen das teuerste und edelste Gebäck der Küche dar — wobei unbedingtes Erfordernis war. daß «S im Haus« selbst hergestellt und nicht bei einem Bäcker in Auf trag gegeben wurde. Denn die Bäcker standen auch in früheren Zeilen schon im Rufe, mit den Zutaten« nicht ge rade vcrschtvenderisch zu sein. Doch um auf die Geschichten zu kommen — die mager sten Pfannkuchen, die je in einer Backstube hergestellt, worden sind, sind sicherlich die im Jahre 1848 gewesen, wie sie in Breslau hergestellt wurden. Sie führten den Namen „Verfa , snngskuche n" und waren zur Feier der neuen preußiichen Verfassung gedacht, die das magere Ergebnis sehr setter Versprechungen ivar. Die Berliner Bäcker hörten von diesen „Vcrsajsuiigskuchen" und fragten die Breslauer an, was das für Kuchen wären; sie wollten auch welche backen. Darauf antworteten die Breslauer kurz und bündig: „Es ist uichis drin". Aus Berlin ist eine andere Pfannkiicheiigeschichte zu be richten, die gleichfalls des politischen Beigeschmacks nicht entbehrt, wenigstens insofern, als sie sich in den Kreisen der Berliner Hofgesellschaft abspielte. Unter dem König Friedrich Wilhelm lll. wurde einst am Fastnachtsdienstag tn einer Hofgesellschaft ein« riesige Schüssel mit Pfann kuchen aufgetragen, dazu ein ebenso riesiger Kübel damp fende» Punsches. .Hocherfreut griffen die anwesenden zu, tranken aus das Wohl des Königs und bissen herzhaft in die Pfannkuchen hinein. Dann aber verzogen sie die Ge sichter und würgten und schluckten und legten endlich die Reste der P'annknchen beiseite. Schließlich stand der König auf und fragte; „Aber meine Herrschaften, warum essen Sie denn keine Pfannkuchen?" Alles schwieg ver legen. Da nahm der König einen Pfannkuchen in die Hand, brauch ihn auseinander, und siehe da, es quoll weiße Walte hervor, die die Füllung bildete. Der Koch hatte sich im Einvernehmen mit dem König einen kleinen Scherz erlaubt. Uebrigeus hat der preußische König da nur einen Scherz wiederholt, den sich der Herzog Karl Eugen von Württemberg ettimnl gegenüber den Zöglingen seiner Karlsschule, die bekanntlich auch Schiller besuchte, gelei stet hatte. Auch auf der Bühne haben die Pfannkuchen eine Rolle gespielt und zwar in Wie «.Der Komiker Nestroh hatte vor mehr als einem halben Jahrhundert einmal eine Fast nachtsposse geschrieben, bei der unendliche Mengen von Pfannkuchen auf der Bühne z,u verzehren waren. Er spielte selbst die Hanptperson und amüsierte die Wiener Köstlich damit, daß er im Lauf der Vorstellung mit völliger Nonchalance an 100 Pfannkuchen verzehrte. Das Stück hatte einen Bombenerfolg. Ein heftiger Streit erhob sich nun darum, wie es möglich war, daß ein Men'ch im Laufe eines Abends w ungeheure Mengen Pfannkuchen ver zehrte. Ganz Wien war in Aufregung. Das Geheimnis wurde nicht gelüftet, doch ist wahrscheinlich, daß die Pfann kuchen nach einer besonderen Methode hohl gebacken wor den waren, so daß selbst hundert Stück an einem Abend keine übergroße Belastung darstellten. Sehr leistungsfähig iiibezug auf Pfannkuchen war auch der ehemals beliebte Direktor des Königstädtischen Theaters in Berlin, Elerf. Das Unglück wollte es. daß sich in sei nem Theater eine Konditorei befand, an der er als großer Freund von Süßigkeiten so leicht nicht vorüberging. Einst saß er nun mit dem ehedem gleichfalls beliebten Komiker Fritz Beckmann in der Konditorei und verzehrte einen großen Pfannkuchen nach dem anderen. Als er endlich ausstand, hatte er für acht große Pfannkuchen 16 Groschen zu be zahlen. Auf dem Heimweg aber sah er an einer Stvaßen- ecke «ine Frau, die em Kohlenfeuer angefacht hatte, darauf Pfannkuchen buk und sie, warm wie sie waren, verkaufte. gen. schmalen Fensterzanges der Pfarrer leise und behui, sam die Schlafstnbenküc auftat. Der Kranke sah aufrecht im Bett und sag lächelnd auf die Getreuen, mit denen er in besseren Tagen sa manchen Abend zusammen gewesen. Das vergnügliche Zucken lief wieder um die Mundwinkel, und wenn nicht schon in den Angen sich still der Glanz ferner Welten gespiegelt hätte, man hätte ihn für den aNwest aufgeräumten kaiserlich russischen Rittmeister a. D. Hieronymus Karl von Münch hausen halten können, commanly prononneed, wie die elenden Engländer ihn nannten, bei denen der entlaufene und spitzbübische Kasseler Bibliothekar und Münzkabinett- Verwalter Raspe sein schmählich-freches Lügenbuch mit seinem guten Namen in die Welt gesetzt, wenn er auch manchmal die Professoren und Skribenten Lichtenberg und Bürger in Göttingen für die eigentlichen Sünder hielt. In Göttingen, dessen Universität mit ihren unzäh ligen Akademisten einer seines Bluts und Wappenschilds gegründet! „Bringe Er den Herren die Pfeifen", zwinkerte er Jobst zu „und vergesse Er auch meinen Meerschaum nicht!" Der Pfarrer, der ans Fenster getreten war und im Gesangbuch geblättert hatte, wandte sich erschrocken uni und schaute fragend auf den Arzt, der ihn nicht aus dem Auge ließ, um ihm zuzuwinken, wenn es aufs Allerletzte ging (denn allzu reichen geistlichen Zuspruch vertrug der Kranke nicht), beschwichtigte mit leichter Handbewegung, indessen der Diener die dicken Rohre herumreichte und mit Stahl und Schwamm Feuer zu schlagen begann. Endlich brannte der Tabak, und auch er hielt den ge. liebten Meerschaumkopf und zog dann und wann mit aus munternden Blicken auf die beiden ehrlichen Kumpane, denen das Wasser in den Augen stand Der Medikus schob die Tür auf und öffnete auf dem Flur vorsichtig einen Fensterflügel. Münchhausen lächelte kaum sichtbar. Ehr- mürden Hörnlein betete still vor sich hin. Die Sonne floß abendruhig durch das dichte Weingerank in den schlicht weißgetiinchten Raum mit seinen spärlichen Möbeln. „In Rußland", hob der Sterbende plötzlich an, und der Mund zuckte wieder ein wenig, „kam ich einst auch in ein Kloster, allwo ich eine Orgel fand", hier paffte er. „für die hundert Mann den Wind machen mußten. Tie Tasten wa ren so breit, daß ein Heuwagen hätte darauf stehen kön nen. Auf jeder Seite einer", fügte er hinzu, als er sah, wie der alte Krieger vor ihm ein freilich noch mühsames Lächeln durch seine grauen Kummerfalten schickte. „An jeder hing ein Strick, an dem nach des Küsters Angaben die Männer, die es unten in einer geräumigen Halle hiel ten, abwechselnd zogen und eine solche Musik machten, daß selbst das zweitausend Fuß lange, elfhundert Fuß breite und achthundert Fuß hohe Kirchenschiff manchmal umzufallen schien. Ich hatte mein Pferd an der Tür fest- gebunden und wollte gerade mit einem der Mönche, der ein fünf Fuß langes Sprachrohr bei sich trug lder Abt hatte eins, das neunzig Pfund wog), damit er sich in dem un geheuren Raume bei der Messe verständigen konnte, in die Kirche gehen, als plötzlich wider alle Verabredung die Orgel zu spielen begann. Ich flog, da ich mich nicht wie die Gläubigen in der Bank sestgeschnallt hatte, auch keine Bleisandalen wie mein Begleiter trug, hach und wurde von dem Luftzug Uber die Orgel gehoben, wo ich gottlob in die Region der dicken Bässe geriet, deren Brausen mich hielt, bis mit einem Male — der Küster mußte wohl rlle Register gezogen haben — der Wind mich aus dem geöff neten Fenster fegte. Ich stieg, von den Liedern zu Gottes Ehren gehoben, immer mehr aufwärts — es wurde so hell mit einmol. ganz hell, und . . ." Die Pfeife fiel auf die schwere Flauschdecke. Asche stäubte, der Pfarrer hob laut an: „Im Namen .. Münchhausen hörte es nicht mehr. Vom Städtchen kam Abendläuten. Das nahe Kern« nader Kloster responsierte. Ein Leuchten ganz eigener Art lag um den Mund des Toten, wie immer, wenn er seine Freunde so recht stutzig gemocht hatte. " Da litt es ihn nicht. Ec dräng.e sich durch die Umstehenden durch „nd erstand zwei heiße Pfannkuchen, die er sogleich vexzehrie. Als er dann mit Beckmann weiterging, äußerte er ganz tiefsinnig: „Merkwürdig, von den zwei kleinen Pfannkuchen bin ich satter geworden als vorhin von den acht großen. Da sicht man wieder einmal: man sollte Pfannkuchen immer nur frisch von der Pfanne effen." Eine tragikomische Episode weiß ein heute bedeuten der Manu aus seiner Jugendzeit zu erzählen. Er lebte in seiner Jugend in recht dürftigen Verhältnissen und hatte oft nicht das Sattessen. An einem Fastnachtstag nun be schloß er, sich für das letzte Zehnpfeunigstück, das noch in feinem Besitz war, Pfannkuchen zu lausen. Da er sich aber genierte sie selber zu holen, beauftragte er einen Knaben, in einen Bäckerladen zu treten und zwei Pfannkuchen zu erstehen. Einen davon wllte er zum Lohn erhalten. Ter Junge ging auch und kehrte bald mit einem Halden Pfanne knchen im Mund zurück. In der Hand hielt er ein Füiii'- pfcnnigstück. „Ter Bäcker lgttte nur noch einen", w erkläris er deni entgeisterten jungen Mann ieelenrnhig. indem er d e zweite.Hälfte des Pfannkuchens in denn Mund schob. Ein verhängnisvolles Maskenfssk Einen traurigen Ausgang nahm ein Maskenfest, welches gegen Ende des 14 Jahrhunderts am .Hofe -es Königs Karl VI. von Frankreich veranstaltet wurde. Mehrere Herren -er Hof gesellschaft und auch der König selber erschienen in der Maske eines Fauns, eines wilden Waldgeistes. Sie hatten ihre eng an- liegenden Kleider mit Pech beschmiert und trugen »w.cheure Bärte aus Werg. Natürlich erregten diese seltsamen Masken großes Aufsehen, und man war neugierig daraus, wer in ihnen steckte. Ein Fcstteilnchmer näherte sich dem König und leuchlele ihm mit einer Fackel ins Gesicht, Dabei sing das Pech am An zug des Königs Feuer, und in einem Augenblick sland die ganze Gestalt in Flammen. Die anderen Träger der Fo.unmasken ver suchten, den König zu retten, aber nur mit dem Erfolge, daß mehrere von ihnen gleichfalls Feuer fingen. Mehr Glück hatte eine der Damen, die kurz entschlossen den König fest an sich drückte und den Umstehenden zuries, sie sollten ihr weites Kleid lest um den König ziehen. Das geschah, und die Flammen wurden erstickt. Der König trug jedoch von diesem Vorfall einen solchen Schreck davon, daß er in eine iinheillmre Gemütskrankheit ver fiel. Vier von den Trägern der ^aunmasken be.ralillen ihr« Net- tunosnerlucde mit dem Leben.