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«US oer ijemrumsparre« Döbeln. Während des Lawdtagswcchlkampfes im ver gangenen Jahre hatte sich ein Ausschuß gebildet, der die Agi tation für die Zentrumspartei in Dobeln in die Wege geleitet hatte. Der Erfolg, den diese Arbeit gehabt hatte, ermutigte zur Gründung einer Ortsgruppe, die in einer Anfang August abgehaltenen Versammlung vollzogen wurde. Generalsekretär Dr. Desczyk (Dresden) hielt in dieser Ver sammlung ein ausführliches Referat, in dem er die politischen Spannungen dieses Sommers darstellte und auf die daraus folgernden schweren Auseinandersetzungen hinwies, die der Herbst mit Notivendigkeit bringen mutz. Insbesondere betonte er die Wichtigkeit der schwebenden kulturpolitischen Fragen und die Notwendigkeit für die christlich Gesinnten, gerade bei diesen Auseinandersetzungen eine geschlossene Front zu bilden. — Betriebsleiter Ittermann wurde zum Vorsitzenden der Ortsgruppe gewählt. Er gab einen Ueberdlick Uber die bisher von dem vorbereitenden Ausschuß geleistete Arbeit und bezeich net den Weg, den die Ortsgruppen weiterhin verfolgen will. Ruhige Kleinarbeit und Zusammenwirke» der Partei mit der Presse sei die Hauptsache. — Nach einer kurzen Aussprache wurde die Versammlung geschlossen. Mag der Eifer der neuen Ortsgruppe den älteren Gruppen Vorbild und Ansporn sein! I.eiprig uncl Umgebung Veberfall auf einen Leipziger Krafkdrofchkensührer Magdeburg, 24. August. Gestern vormittag wurde im Diederitzer Busch bei Magdeburg auf dem Verbindungsweg zwischen Herrenkrug und Waldschenke in einer Leipziger Kraftdroschke der Kraft- wagensührer Walter Wittig mit einer Schutzverletzung am Kopf aufgefunden. Der Mann wurde Greils um fünf und acht Uhr morgens gesehen; man ahnte jedoch nichts Böses. Die Verletzung wurde dem Chauffeur von einem oder mehreren In sassen des Wagens bcigebracht. Es wird angenommen, datz Willig nach dem Schutz aus dem Wogen gestiegen ist, um die Täter zu verfolgen, und datz er sich dann wieder in den Wagen zurückgeschleppt hat. Der Chauffeur ist nach seiner Ueberfüh« rung ins Krankenhaus seiner Verletzung erlegen. Wie wir zu dem Mord noch erfahren, ist die Kugel an der linken Schläfe eingetretcn und verläuft zum rechten Backen knochen. Am linken und rechten Kotflügel des Autos wurden Blutflecke gesehen. Auch der nahegelegene Graben weist Blut flecke auf. Vei Wittig wurde noch ein Gelbetrag von ungefähr 20 Mark vorgefunden. Eine Waffe oder eine abgeschossene Pa tronenhülse wurde bisher nicht entdeckt. Wittig lag mit dem Kopse auf den hinter dem Führersitze befindlichen Sitze, Während die Beine zum Wagen hinaushingen. ) Landesuniversität. Wegen Uebertragung des Lehrstuhls für die theoretische philosophische Fakultät der Universität Leip zig sind Verhandlungen mit dem Lektor an der Universität in Kopenhagen, Dr. Reisenberg, eingeleitet worden. ) Schwerer Berkehrsunfall. Sonntagmittag wurde der 88 Jahre alte Oberlehrer a. D. Philipp Traub in der Bayerschen Strotze in dem Augenblick als er einen Straßenbahnwagen ver lies;, von einem Automobil ersaht und zu Boden geschleudert. Er wurde mit schweren Verletzungen in das Krankenhaus St. Jakob geschafft. (bemnitr, Ivicksu, PIsuen Oelsnitz vor dem Lan-laq Dresden, 24. August. Aus Anlatz der Vorgänge in der Teppichfabrik-Zentrale A.-G. in Oelsnitz i. V., die vom kommunistischen Bürger meister Bachmann begünstigt worden sein sollen, hat die Deutsche Volkspartei im Landtage einen Antrag eingebracht, in dem die Regierung um Maßnahmen ersucht wird, um den Schutz der Oelsniher Einwohner zu sichern, illegale Einrich tungen zu unterdrücken und die Arbeitsverhältnisse in der Teppichsobrikzentrale A.-G. nach den gesetzlichen Richtlinien zu regeln. Von gut unterrichteter Seite erfahren wir noch, daß die Kreishauptmannschaft Zwickau von der Regierung angewiesen worden ist, die von dem kommunistischen Bürgermeister Bach- mann-Oelsnitz genehmigte Geldsammlung der Internationalen Arbeiterhilse zu untersagen und etwa weitere Anträge auf Genehmigung von Sammlungen abzulehnen. Nach amt Laie oder lebendige Sprache? Ein lateinischer Sermon. ' Von Dr. Wilhelm Matthieben. Für den Katholiken ist unser« Frage zwar kein« l«bens-, aber ein« kulturwichtig«. Die ganze Kultur des Abendlandes beruht auf der katholischen Vergangenheit. Ohne Notker von Sankt Gallen und ohn« Gregor wäre Sebastian Bach unmöglich. Und ohn« Bach Beethoven unmöglich. Und Beethoven wär« unmöglich ohn« das Ewigkeit», und Unendlichkeitsgefühl der Ktholischen Kirche. Zum Th«ma, nach dieser thematischen Einleitung: ich stell« fest, datz die Gymnasien von heute das Latein als eine tot« Sprache behandeln. Nur ein einziges Latein lehren die Gymnasien: das tote Latein der Römer aus der Zeit des vuguftus und Tiberius. Die Gymnasiasten, selbst aus Ordens- schulen der Jesuiten, sagen heut« nicht mehr (um bloß ein Beispiel zu nennen): Quellt» Domini, sondern ^niriiia. Sie sagen: In prikipic» erat verdünn Sie sagen: Venersmvr keraui. Sie sagen: Oloria in sxkslsls. Eie sagen: Oratias aximus tidi . . . rex Uälestis. Gewih, das sind nur Aeuherlich- keiten. Der Kirche an sich schadet es nichts, ob man Ovation oder Ovaria« sagt, ob man Lxkelsis oder Lxselsäs sagt. Aber Kleinigkeiten und Aeutzerlichkeiten sind stets und immer Symtome von Innerlichem, von Wesenhaftem. Und dies Wesen, hafte finde ich darin: Man nimmt da« Latein nicht als die lebendige Sprache der Kirche, nicht als di« Sprache, die Papst Damasus, die Augustin sprach, die Kant noch beherrschte, die wir heute noch all« sprechen, und zwar nicht nur im Tantum Latein sprechen, wie etwa Nero es sprach, das ist nichts als ein archäologisches und philologisches Kunststück. Aber lebendiges Latein sprechen, wie es Augustin, wie es Adam Victorin, wie es der Aquinat« sprach, das ist Kultur. Das Latein als „Kikero"«Jdiom behandeln, ist bewußt antichristliche Verlästerung der Geschichte, die stets Latein als lebendige Sprache gesehen tzat. Und es ist bewutzte Verleuanuna der lSeistesaelckickte. Die echte deutsche „Virginia" Vom Importartikel zum neuen deutschen Produktionszweig — Sine QuaittStsardett A» die erste „Virginia" knüpft sich für die meisten Sterb» lichen eine nicht immer restlos angenehme Erinnerung. Umso grö ßer ist dann die Anhänglichkeit, die der Kenner selner'echien Virginia- Zigarre bewahrt. Vor dem Kriege rauchte man in Deutschland jährlich gegen 50 Millionen Stück. Im Ausland war sie stärker eingebürgert und auch der deutsche Ver- brauch war seinerzeit fast restlos aus dem Ausland importiert. Den Löwenanteil, 33 Millionen Stück, lieferte Oesterreich, 10 Milli onen die Schweiz und 4 Millionen Italien. Kleinere Mengen wur den auch im Jnlande hcrgestcllt. Nach dem Kriege ist auch auf diesem Gebiete ei» grundlegender Wandel eingctreten. Die Virginia-Fabrikation lwl auch in Deutschland feste» Fuß gefaßt. Sie ist heute soweit ent wickelt, datz sie de» Inlandsbedarf vollauf befriedigt. Während also vor den: Kriege dos Rohmaterial zum größten Teil im Transitverkehr unsere deutschen Häsen und Verkehrswege nach den südlichen Nach barländern passierte, um dort verarbeitet und als Fertigfabrikat bei uns wieder eingeführt zu werden, wird jetzt anerkanntermatzen die qualitätsvollste Virginia-Zigarre in Deutschland selbst hcrgestellt. Die Fabrikation ist in ganz wenigen Betrieben konzentriert. Eine namhafte Vertreterin dieses Berufszwetgcs haben wir hier in Dres den in der Zigarren- und Ta'bakfabrik Luxander n. Koeck, G. m. b. G. in der Pillnitzcr Straße 46. Es ist bemerkenswert, daß diese niit den modernsten Einrichtungen arbeitend« Firma unter der technischen Leitung eines langjährigen Birginiafachmannes steht, des He-rn Ottilio Luxander, des ehemaligen Vizcdirektors der K. K. österreichischen Tabäkregie, der früher auch lange Jahre die Fabrikation der südtiroler Virginia- fabrik „Sacc o" geleitet hat. Wir sind gern einer Einladung dieser Firma gefolgt, um uns ein Bild von der Eigenart der Virginia-Fa brikation zu machen, die in unserem Zentrum der Zigaretten- und Zi- garrentndustrie immerhin eine Seltenheit darstcllt. » Der Name der Virginia-Zigarre rührt bekanntlich von dem Staate Virginy, einem Bundesstaate der Vereinigten Staaten von Nordamerika her, der den einzig dazu verwendenden Rohtabak für diese Zigarre liefert. Die jetzige Form der Zigarre jedoch stammt trotz der „unbegrenzten Möglichkeit" ihrer Länge nicht von Amerika, sondern aus Nordttalien, das auch den als Mundstück verwendeten Roggenstrohhalm für diese Zigarre liefert. Den Lufthalm, der die Zigarre von unten bis oben durchzieht, bietet das Alicantegras, ein Produkt aus Südspanie» und Nordafrika, das an den gleichnamigen süßen Wein erinnert. lichen Feststellungen sind die Lohn- und Arbeitsverhältnisse der an dem wilden Streik der Teppichfabrik beteiligten Arbeiter tariflich geregelt und das bestreikte Unternehmen hat sich den Tarifpflichten nie entzogen. Ferner ist regierungsseitig die Kreishauptmannschaft veranlaßt worden, darauf hinzuwirken, datz der Berkehr mit den von der Internationalen Arbeiter, hfffe ausgegebcneu Gutscheinen als Zahlungsmittel unterbunden wird. Su-elendeulsche Kundgebung in Annaberg Annaberg, 24. August. Der VolkSbund der Deutschen aus dem ehemaligen Oesterreich- Ungarn veranstaltete hier eine Tagung, auf der die Not der deutschen Minderheiten deutlich zum Ausdruck kam. Beim Kommers sprach der 1. Bürgermeister Dr. Krug (Annaberg) im Namen seiner Stadt dem Volksbund die beste» Wünsche auS. RegicrunqSrat Dr. Clautz unterstrich besonders di« Notwendigkeit der Hisse für das bedrängte Deutschtum auf dem Gebiet der Schul«. Hochwürden Pfarrer Schulz (Annaberg) hielt die Festrede, in der er ein Bekenntnis zum groß- deutschen Gedanken ablcgte. Bundesleiier Pfeifer (Dresden) re ferierte über die Geschichte der sudetcndeutschen Bewegung. Nach Schluß des Gautages bewegte sich ein Fcstzug durch die Stadt. Verband Sächsischer Erwerbs und Wirlschaftsgenossenschaslen Wlldenfels, 24. August. Am 20. und 21. August tagte der Verband Sächsischer Er werbs- und Wirtsck)astsgenossenschasten in Wildenfels. Sonnabendvormittag fand eine Sitzung des Vorstandes des Ver Ein unheimlich starker aromatischer Geruch empfängt uni beim Eintritt in das reiche Tabaklagcr. In riesigen Ballen von 600 Klg. Gewicht werden die Tabakblätter, gebündelt und zusammengcpreßt, aus Ucbersee importiert. Darunter befinde» sich Blätter von über 70 Zentimeter Länge, alle von gleichmäßiger dunkelrot-brauner Farbe. Vis zur Entstehung der fertigen Zigarre macht der Tabak di« ver schiedensten Läuierungsprozesse durch. Er wird vorerst entlaucht und gelangt nach Trocknung und Ablagerung in die eigentliche Fabrikation. Es ist unglaublich, mit welcher Geschicklichkeit und Schnelligkeit aus den zügigen aromatischen Müllern so schöne Zigarre» in feuchter Verarbeitung untcr Verwendung eines eigenen Kleisters verfertigt werden. Das zarteste und rippenfreieste Stück des Tabakblattes, der Tabakrand wird von geschickten Händen mit einem besonderen Tabak- meffer und erstaunlicher Sicherheit als Deckblatt ausgelöst. Ebenso schnell ist dann von anderen Händen das Geheimnis — die Seele der Zigarre — unter dem Deckblatt verschwunden. Das Mundstück und der Alicantehalm sind gebrauchsfertig cingewickelt. Acutzcrlich ist die Virginia fertig. DaS Geheimnis der Virginia-Zigarren besteht nun darin, datz sie nicht sofort genußsähig sind, sondern noch weiterevierPha» s en der Entwicklung durchwachen müssen. Und zwar in Vorrichtu». en, die dazu führen, daß die Zigarren zumeist in der Durchschnitts- empcratur des Tabaklandes ausgebildet werden. Die Beschreibung aller technischen Einrichtungen würde zu weit führen. Begnügen wir uns damit, hcrvorzubeben, daßWärmc und Lust die Hauptrolle bei der Ausbildung dieses Fabrikotes bilden, Sonn« und Lust werden durch sinnreiche Heiz- und VentilatlonSs autogen ersetzt. Zum Schluß müssen die Zigarren monatelang iß verschiedenen Temperaturen lagern, und erreichen erst so die Reise die ihre besondere Beliebtheit begründet. Ehe die Zigarre den Weg in die Welt «»tritt — das Ziel ist für sie stets die Westentasche und dann der liebr Mund der Mit menschen —, wird sie sein sortiert, die Fehlfarben ausgeschieden, be ringest, verpackt. Eine besondere Spezialität ist die Kaiservirginia,- sie trägt ihre» honovablen Namen aus der Zeit, wo diese Quali tät in Oesterreich speziell für den Hof hergestellt wurde. Heute steht Ihr Genuß auch allen ungekrönten Königen der Republik frei. Unh dieser Freiheit darf man sich ehrlich freuen. Der Besuch in der Virginiafabrtk belehrte uns, daß hier auf Grund des ältesten Verfahrens, das tm Laufe der Jahre modernisiert worden ist, unter Verwendung feinsten Materials die Virginia hcrge stellt wird, die ihrem Namen wirklich Ehre macht und die durch ihre Qualität dazu beitragen wird, den deutschen Markt noch restlos füx das beste deutsche Fabrikat zu gewinnen und damit auch der deutsches Wirtschaft einen immer größeren Dienst zu erweisen. bandes statt. Nachmittags begrüßte Berbandsdirektor Dehne, Leipzig, die Anwesenden und eröffnrte den 8. Berdondstag. Nach dem Bericht des Berbandsdirektors erhöhen sich die Ein lagen um 86 Prozent. Die Zahl der Mitglieder ist von 81 aus 33 gestiegen. Die Gesamtbilanz erhöht sich von 14 auf 27 Mil- lionen per Juni 1027. Auf der Hauptversammlung am Sonn- tagvormittag waren als Ehrengäste Graf Solms-Wildenfels, Oberregierungsrat Geißler, Vertreter der Regierung und Kreishauptmannschaft Zwickau anwesend. Nach Bericht erstattung des Direktors und einem Bortrag des Verbands- rev'sors Reinhardt-Leipzig sprach Anwalt Korthaus über die Entwicklungsgeschichte des deutschen Genossenschaftswesens von Schultze-Delitzsch bis zur Jetztzeit und Dr. Meier-Berlin über „Deutsche Wlrffchaftsfragen". Die Wahl der Verbands- leiiung ergab einstimmige Wiederwahl. Neu in den Vorstand gewählt wurde Direktor Weinhold-Burkhardtsdorf. Die nächst jährige Tagung soll in Pcnig stattfinden. tz. Schweres Autounglück. Auf der Straße nach Anna- berg fuhr ein von Direktor Hansen der Benzolvertriebsgesell- schast in Dresden gesteuertes Auto in voller Fahrt gegen einen Baum und fiel in den Straßengraben. Die Insassen des Wagens wurden herausgeschleudert und erlitten schwere Verletzungen. Einer von ihnen namens Frei ist seinen Verletzungen erlegen. Die anderen drei wurden dem Annaberger Krankenhaus über wiesen. Man hofft, sie am Leben erhalten zu können. Das Auto ist völlig zertrümmert worden. tz. Fremde Bergarbeiter für Oelsnitz. Nachdem wegen des im Oelsnitz-Lugauer Bergbaugebiet herrsck)L»d«n Mangels an Arbeitskräften bereits mehrere Transporte von Arbeitern an dern Ruhrgebiet und Schlesien hier oingetrosfen sind und in Man will eben alles Lebendige archäologisch und philologisch fixeren und dadurch beweisen, datz es tot ist. Durchaus folgerichtig ist das. Denn das Christentum ward in unserer Kuliur längst zu einer antiquarisch interessanten Religion, wie etwa die Mithrasmysterien. Selbstverständlich ist es also, datz man nun auch noch di« Sprache des Christentums antiquarisch machen will. Wir fordern also alle die,.di« das Christentum nicht arcyüo- logisch betrachten, auf, gegen jede Versteinerung des Lateins Front zu machen. Es handelt sich nicht um c und lc und um r und 1, denn die Sache liegt tiefer: Christentum soll historisch, soll um letzte Lebenswirkung gebracht werden. Wir Christen müssen eben immer bedenken: Latein ist unser« lebendige Sprach« und nicht Philologensach«. Mit dem Kikero- Latein mögen die Philologen anfangen, was sie wollen. Uns aber sollen sie das lebendige Latein nicht verhunzen und ver knöchern. Kirchensprache ist Weltsprache und kein« aztekische Knotensprache. Von diesem Standpunkte aus greife ich, so rücksichtslos, wie es mir möglich ist, die Lehrpläne der humanistischen Gymnasien an. Wozu liest man auf dem Gymnasium di« lächerlichen Reden einer Rechtsanivaltes (Cicero)? Welchen Wert haben die aufschneiderischen Kriegsberichte eines Julius Caesar? Welchen Ewigkeitswert die Veisifaxerei eines Horaz? Dagegen: gewaltigste Werke rvcrden nie gelesen! Wo liest man die „Oivitss Der"? Wo ersetzt« man den langweiligen und unbedeutenden Gallischen Krieg durch den grohartigen Saxo Ercmmatikns? Jeden dummen Bürgerkrieg im Balkan lesen unser« Gymnasiasten, aber von der griechischen Liturgie haben sie kei^e Ahnung. Sie lesen, wie Alexander von Mazedonien nach dem Orient zog. Aber von den herrlichen Berichten über die Kreuzziige hören sie nichts. Sie hören wohl von den preußischen Kurfürsten und Königen, aber lesen nie etwas vom Deutschritterordcn, von der großartigen Kulturarbeit der Zisterzienser in Preußen. Der Belege sind damit wohl genug. Und diese Beleg« beweisen allerstrcngstens das: di« Gymnasien von heute sind (bewußt oder nichtbewußt) antichristlich. Das betrifft übrigens nickt nur den Lateinunterricht. Im Deutschen ist es genau sp. Im Latein wird Bergil gelesen, wird „durchgebockt", auswendig gelernt, aber niemals liest man die christlichen Epen: den Pcrzival und den Dante. Man liest den immer schlüpsrigech Ovid, aber nie-den gewaltigen Don Quijote. Ich bitte das also als Anregung zu einer Aus» sprach« zu nehmen. „Tote oder lebendige Sprache" sagte ich in der Ueberschrift. Zum Schluß stelle ich die Frage: „Tote oder lebendig« Kultur?" * Ernst Heinrich Kley, Redaktionsmitglied der „Kölnischen Volkszeitung", vollendet heut« das SO. Lebensjahr. Er gehört zu den verdienten Veteranen der Zentrum-Presse. Von Geburt Rheinländer (Brühl), kam er in jungen Jahren nach Berlin und trat hier bald in di« Redaktion der „Germania" «in, für di« er im Parlamentsdienst erfolgreich tätig war. Sein« umfassen de» politischen Kenntnisse legte er später in einer Korrespondenz für einen weiten Kreis von Zentrumsblättern nieder. Die liebgeworden« Tätigkeit gab er schweren Herzens ans, als sich ihm die Möglichkeit bot, wieder in die Heimat zu kommen. Seit Jahren wirkt der Jubilar als Redakteur an der „Kölnischen Volkszeitung". Wir wünschen dem nimmermüden Kämpen noch lange Jahr« ungetrübter Gesundheit Der Nachlaß Malwida von Meysenbugs. Der Handschriften» abtcilung der Weimarer Landcsbibliothek ist durch eVrmutlung von Fraulein Berta Schleicher in München der Nachlaß Mal wida von Meysenbugs zugekommcn. Die Hinterlassenschaft der Verfasserin der „Memoiren einer Jdealistin", der Freundin Mazzinis und Herzens, Richard Aiagners und Nietzsches, besteht aus 164 Briefen. 828 Blatt Manuskripte und 8 Photographien. Weitere wertvolle Schenkungen, die der Bibliothek gemacht wur den, sind di« Brief« Karl Jmmermanns an seine Familie und mehrere Manuskripte des Dichters, ferner der Briefwechsel Rai» ner Maria Rilkes mit dem Freiherr» von Ungern Sternberg. Die Verbreitung des Krebses nach Rasten. Der Professor der Anthropologie an dcrU niversität Genf. Engen Pittard. Mit. glied der Krrbskommission des Völkerbunds, berichtet in „Worlds Health" über seine Studien zur Verteilung der Krcbs- krankhcit unter den Rassen Europas. Danach scheint cs, als sei die nordisä-e Raste anfälliger für Krebs als die keltisch«, mittel ländische und die adriatischen Rasten. Diese, die nördlichen Al banier, Montenegriner u. a., sil>«in«n sogar fast immun gegen die Krankheit zu sein. Es dürften hier freilich auch andere Ursache», wie besonders die Lebensgerpohnheiten. «ine Rolle spielrll.