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-pie oeulschen Philologen in Dresden ^ Dresden, 10. Juni. Der Deutsche P l> i l o l o g cu v c r v a u d hält gegeuwär- tlfl m Dresden seine 10. Verbaudstagung nb. Den Auftakt bildete am DounerStaguachnntiag ein Empfang der offiziellen Vertre ter beim Volksbildimgsmiiiister Dr. Kaiser. Zu gleicher Zeit fanden sich die St u d i e n - A s s es s o r e n im Gesellschaftszimmer des Hauptbahnhofes zu einer zivangtoscn Aussprache zusammen. Fra gen der Anstellung und Besoldung waren es in erster Linie, die den Gegenstand der lebhaften Aussprache bildeten. Was wird die neue Besoldungsordnuug für die Studien-Assessorcn bringen? Diese Frage beschäftige alle Teilnehmer der Tagung. Immer wieder wurde be tont, das; der Asscssorcn-Verband darauf hiuwirkcn solle, dass die neue Besoldungsordnuug die besonders in einige» Länder» immer noch sehr drückende Notlage der Studien-Assessorcn gemildert werde. In Form einer Entschließung wurden einige Mindestforderungen ausgestellt: 1. Die Besoldung der Anwärter darf nicht schlechter wer den als bisher in, günstigsten Falle. 2. Die »ach der jetzigen Ord nung mügliclie Anstellung »ach fünf Inkre»; soll zu einer tatsächlichen werden. 3. Die Studienreferendare sind nicht mehr nach Gruppe 7, sondern als Akademiker nach einem Prozentsatz der Gruppe 10 zu be solden. — Diese Forderungen werden die Assessoreu-Verbände der einzelnen Länder sich jedoch erst erkämpfen müssen, da die neue Be soldungsordnung nur ein Rahmengesetz sein wird. In den, mit den Wimpeln aller deutschen Länder einfach doch würdig dekorierten Saale des Ausstellungspalaslcs oersammelten sich abends die Teilnehmer der Verbandstagung zu einer wohlgeluugcneu Begrüßungsfeier. Eine stattliche Anzahl oon Philologen und Gästen hatten sich aus allen deutschen Gauen und auch aus den Grenzländern eingefun den, uni ihre Teilnahme an der wichtigen Tagung zu bekunden. Sie alle wurden durch den ersten Vorsitzenden des Deutschen Phitologen- Verüandes Gcheimrat Dr. Mellmann (Berlin) mit warmen Worten begrüßt. Besonders anerkennend sprach er sich bei der Be grüßung der sächsischen Regierung über die Schulreform in Sachsen aus. Im Anschluß daran stellte Volksbildnngsmiuister Dr. Kaiser als Grundsatz der Reform, die er in seiner Denkschrift niedcrgelcgt habe, die Hoch'hnltuug der bisherigen Ziele auf, damit so die deutschen Kulturgüter i» vollem Ausmaße erhalten werden. Als wahre Pioniere des Deutschtums bezcichncte er insbesondere die Aus ländsdeutschen, denen an dieser Stelle für ihr unermüdliches Wir ken für die Erhaltung der deutschen Kultur Dank gezollt wurde. In der langen Reihe der Begrüßungsreden sprachen als Ver treter des Reichsinnenministeriums Ministerialrat v. Zahn, als Ver treter der Länder Ministerialrat Dr. Bauernschmidt (München), im Namen des preußischen und deutschen Städletagcs Senator Dr. Wcyg, für die Stadt Dresden Stadtschulrat Dr. Hartnacke und Lc- gationsrat von der Decken für Industrie und Handel und zahlreiche andere Persönlichkeiten. Von allen Seiten wurde die Arbeit der deutschen Philologen au der Verbciterung der deutschen Kultur an erkannt und auf das Zusammenwirken der Philologen mit den ver schiedensten Verbänden hingcwieseu. Ihre künstlerische Umrahmung fand die Begrüßungsfeier durch Darbietungen der ehemalige» Hoftrompeter. Bei dem sich anschlie ßenden gesclligenBeisammensein erfreuten uns wiederum die Hof- trompcter mit einer Reihe musikalischer Vorträge, während der Hast schnuspielcr Meher durch seinen urwüchsigen Humor alle Anwesenden in beste Stimmung versetzte. Haute Freitag vormittag wurde in, dicht besetzten Vereins- yaussaale die Hauptversammlung eröffnet. Ober- stuöiendirektor Dr. M e l l in a n n hielt das erste Referat über Standessragen der deutsche,, Philologenschast. Er beleuchtete die hohe Kulturaufgabe, die die Schule an der deutschen Jugend zu erfüllen habe und wies besonders eindring lich darauf hin, daß die Philologenschaft diese Aufgabe nur er füllen könne in engster Zusammenarbeit zwischen Eltern und Schülern einerseits und zwischen Behörden und Schulen an dererseits .Gerade das letztere Verhältnis lasse vielfach noch zu wünsche» übrig, Von wesentlichen Verhandlungen und Maß nahmen der Schulbehörden sei die Philologenschaft bisher noch ausgeschlossen gewesen. Alan müsse daher die Elternschaft be wegen, mehr Einblick in die Dinge zu nehmen und an den Fragen der Erziehung unserer Jugend intensiv mitzuarbeiten. Im Vordergründe stünden für die höheren Schule» folgende Fragen: Die Herabsetzung der Stunden,zahl der Lehrer, die heute noch allgemein zu hoch sei, wodurch die Arbeit und die Erfolge der Schulen stark behindert würde». Ferner die schlech ten Besoldungs- und Beförüerungsverhältnisse, die den Stand der Vorkriegszeit bei weiten, noch nicht erreicht hätten. Der Titel Studienrat werde heute auch vielfach an Nichtakademiker verliehen. Der Redner wendete sich dagegen und forderte für Kirchliche Spar- und Nolbaulen Gelegentlich der Generalversammlung des Bonisatius- vercms in Würzburg an, 29. und 30. Mai, über die wir bereits berichteten, sprach Professor F u ch s e nb e r g e r, München, über ein auch für unsere Diaspora besonders wichtiges Thema, über „Kirchliche Spar- und Notbauten". Seine Ausfüh rungen bewegten sich in folgenden Leitsätzen: Die Kirchen » ot fällt zeitlich zusammen mit der Woh nungsnot und der wirtschaftlichen Depression. Größte Ein fachheit und Sparsamkeit ist geboten im Industriegebiet, woselbst oft Industrien mit geivaltigen Arbeitermassen entstehen und wieder aufgelassen werde» und auf den entlegenen große» Bau stellen weit ab von jeder stationären Seesorge. In den iveit- zerstreuten Siedlungen der Vorstädte kann nicht mit bleibenden Kirchenbauteil gerechnet werden. Die Kirche muß dem In dustriebau in gleicher Weise folge», mit transportable», in leichter Bauart erstellte,, Borackenkirchen, die ihre sakrale Weihe im Auf- »ud Auslxni trotz der Bescheidenheit der Ausführung zu wahre» wissen. Auf dem Laude in Holz- und steinreichen Gegenden mit oer Möglichkeit der freiwilligen Hand- und Spanndienst- leistung ist die alt hergebrachte massive La n g h a n s k i rch e mit Dachreiter oder Chorturin die gegebene Lösung, wie die Kirchen unserer Walddörfer des Spessarts, Rhön und Steiger- walü zeigen und die Iuliuskircheu. Im städtischen Kirchenbau sollte der Barackeubau ganz ansgeschlosscn bleiben — er ist nur gerechtfertigt, wenn: 1. Der Bauplatz und damit die Lage der Kirche nicht endgültig fest- zelegt werden kann, z. B. aus städtebaulichen Gründen: 3. be sondere Verhältnisse vorlicgen, wie vergrößerte Pfarreien, iveit 'ntlegene Siedelungen, arme Bevölkerung, weiter Weg zur Pfarrkirche, und die Geldmittel für einen Massivbau in abseh barer Zeit absolut nicht erhältlich sind. Die gegebene Lösung für den städtische» Kircheüba» ist der Massivbau, sparsam un geordnet in Grundriß und Aufbau und Material unter Vermei- MS MI dtt «MM MMWilell Die Tagung -er Deutschen Gesellschaft für Völkerrecht in Dresden — Skeptizismus in -er Minderheitenfrage Dresden, 10, Juni. Unsere Landeshauptstadt Dresden ist in dieser Pfiugstwoche ein ivahrer „Kriegsschauplatz" bedeutsamster Tagungen, Das lebhafte Interesse, daß sie zweifellos alle verdienen, wird in ganz besonderem Maße die Tagung der Deutschen Gesell, schüft für Völkerrecht finde», die gestern in den Mauern Dresdens znsammentrat. Mitten in den Kriegswirren ist die Gesellschaft ins Leben getreten, am 10, Januar 1917, und in den wenigen Jahren des Bestehens sind sofort Riesenaufgaben an sie herangetreten, vor allem die Aufgabe, nach der Negierung alles Vötkerrechis durch den Weltkrieg abseits von aller Politik in strengwissenschaftlicheii Bahnen an der Neuschaffung und Fortentwicklung des Völkerrechtes führend mitzuarbeiten. Eine große Anzahl führender Köpfe der Gesellschaft haben sich in die sen Tagen hier in Dresden zu ernster Arbeit zusammeugefuii- den. Bei der Eröffnungssitzung im Konferenzsaate aes Hotels Bellevue konnte der Vorsitzende, Iustizrat Prof. Dr. Nie- meyer, eine große Zahl von Ehrengästen begrüße», darunter Instizminister Billiger, Legationsrat Frohwein, Staatssekretär Dr, Joel, Oberbürgermeister Dr. Bliiher u, a. Staatssekretär Dr. Joel überbrachte die Grüße und Wünsche der Reichs regierung und betonte, das Hauptziel der Regierung sei das gleiche wie das der Deutschen Gesellschaft für Völkerrecht, näm lich das Völkerrecht zu einen; lebendigen Rechte zu gestalten und die Heranwachsenden Juristen in dieser Disziplin auszubil- den. Die Hauptmacht der Gesellsckzaft für Völkerrecht liege in ihrer Unabhängigkeit von der Regierung, die es ihr ermöglicht habe, seit Friedensschluß dem deutschen Volke schon überaus große Dienste zu leisten. I u st i z m i n i st e r Bunger über mittelte die Grüße der sächsischen Regierung und stellte fest, daß für Sachsen besonders die für die Tagung vorgesehene Erörte rung -es Minderheitenschutzes von großer Wichtigkeit sei, und zivar ivegcu des Sudetendeutschtums au der Grenze und der wendischen Minderheit in Oslsachse». Die Grüße der preu ßischen Regierung iiberbrachtc Ministerialdirektor Dr. Luter- loh. Oberbürgermeister Dr. Bl iiher sprach namens der Stadt Dresden und Geheimrat Dr. Schmitt namens der Technischen Hochschule. Die Frage des Minderheitenschutzes sieht allen übrigen Themen der Tagung an Bedeutung weitaus voran. Ihr galt daher auch das erste Hauptreferat, das Pro fessor Dr. Herbert Kraus, Königsberg, erstattete. Der Referent betonte, daß er als Völkerrechtler nur eine Teilarbeit, eiueuBeitrag zu den; gesamten Fragenkomplex desMinderheitei;- schutzes liefern könne. Die Gesellschaft habe ihre Arbeitskraft auf das V ö l k errecht in; strengen Sinne zu konzentrieren und sich von jeder Politik f e r n z u h a l t e n, wie sie z. B. auf den Genfer Konferenzen über die Minderheitenfrage eine Nolle gespielt habe. Das Problem des Minderheitenschutzes sei nur ein Ausschnitt aus der umfassenderen Minderheitenfrage. Neben einer Behandlung des Problems des Schutzes der natio nalen Minderheit sollte freilich auch die Erforschung der sprach lichen, völkischen und vor allein der religiösen Minderheiten in ihrer Eigenart einerseits, in ihren gegenseitig«:» Beziehungen andererseits nicht vernachlässigt werden. Der Referent verlangte insbesondere eine eingehendere Be handlung des Minderheitenproblems in den Lehrbüchern des Völkerrechtes, Das Selb st b e st i in in ungsrecht der Völker sei heute „och kein Rcchtssatz, sondern »ur ein politisches Postulat. Minderheitenschutz und Selbstbestimmuugsrecht der Völker stünden nicht im Verhältnis gegenseitiger Unvereinbar keit. sondern im Verhältnis der Koordination zueinander. Das vorhandene positive Recht sei in bezug auf den Minderheiten schutz inlnimal. Und dach sei zu betonen, daß gerade beim Min derheitenschutz-Problem die Hoffnung auf eine rechtliche Ver wirklichung desto größer sei, je mehr das rechtspolitische Postu lat au geltendes Recht an die leitenden Rechtsgedanken einer Zeit anknüpsen können. Internationaler Minderheitenschutz bedeute eine beträchtliche, deslzalb aber nicht materiell unberech tigte Beschränkung des Grundsatzes der Nichteinmischung in die eigenen Angetegenheilen der einzelnen Mitglieder der Völker- rechtsgemeinsckzaft. Der Minderheitenschutz nehme damit in ge wissen; Sinne eiire Wendung gegen de,; einzelnen Staat, daher sei besonders fchmerwiegend die Forderung der Allseitig keit des Minderheitenschutzes. Die Allseitigkeit ist eine Voraussetzung üasiir, das; die Idee der internationalen Gleichheit nicht verletzt werde. Die Verwirklichung des Gleickz- heitsgedankens aber, die eine ivesentliche Voraussetzung für die Beruhigung des Minderheitenproblems ist, stehe tatsächlich noch in weiter Ferne. Der Völkerbund sei über allgemeine Rat- schlüge noch nicht hinausgekommen. Es fehle einmal eine all gemeine Meinung über die für die Behandlung des Minder heitenproblems maßgebenden Ausgangspunkte. Es fehle ferner praktische Erfahrung. Trotzdem aber berechtige ein gewisser sachlicher Skeptizismus nicht dazu, die Versuche zur juristischen Formulierung dieser sprödenMaterie überhaupt abzuiehneii. Die geschichtliche Entwicklung habe sich in der Frage, ob autonome oder internationale Lösung des Minderheitenproblems, bereits für ein gemischtes System entschieden. Internationale Nahmenbestiinmungen. die durch Landesrecht ausgefüllt und all mählich weiter ausgebaut werden müßten, hatte man normaler weise für das gegebene. Erhebliche sachliche Bedenken stünden einer Gesami- Kodifikation des materiellen Minderheiteurechtes durch einen Minoritätenweltoertrag entgegen. Eine solche Kodifikation sei zivar technisch durchführbar, trage aber die Gefahr in sich, daß der sachliche und persönliche Herrschaftsbereich des Minder heitenschutzes verengt werde. Man könne eine zielbewußt« Politik gewisser Staate,; feststellen, das Minoritüten- recht zum E i n s ch r u m p f e;; ?, u bringen. Auch schließe ein Generatvertrag die Gefahren der Schablonifierung in sich: er übersehe u. a., daß es einerseits Minderheitenenklaven, an. dererscits Grenzminüerheiten, einmal Minderheiten von niederer Kultur, das anderem«! solche von höherer Kultur gebe, daß ferner die Minderheiten in den verschiedenen Staaten oft eine ganz verschiedene Bedeutung haben. Ein gewisser Skeptizismus) den der Referent auch für feine Person nicht ableugnete, ent springe lediglich der Erkenntnis mit Hilfe des Rechts gegen über einem unausgegorenen Problem zu leistenden Möglich keiten. Eine ablehnende Einstellung gegenüber den sittlichen Ansprüchen der Minderheiten auf Anerkennung ihres Seins und ihrer Eigenart könne und dürfe man nicht daraus schließen. Zu fordern sei jedoch eine vorsichtige und besonnene Arbeit am Minderheitenproblem. Der Vortrag wurde mit Beifall ausgenommen und das Problem in lebhafter Aussprache fortgesponneii. Es wurde u. a. von Prof. Laun. Hamburg, betont, daß die Gesellschaft nicht ab- zuivarten brauche, bis das Pröblem einer Gesamtkodifikation einmal aktuell fei, sondern daß sie vorausarbeiten und sich mit der Möglichkeit künftiger Kodifikationen befassen müsse. Der Minderheitenschutz sei ein Ersatz für das versagte Selbst- bestimmuugsrecht, Seine Prinzipien müssen auf Gegenseitigkeit beruhen. Der Minoritätenschutz komme gerade auch für die kleinen Minderheiten in Frage, die nicht in der Lage sind, die Forderung nach Selbstbestimmung zu erheben. Pros. R auch - b erg,Prag, bestritt die Möglichkeit einer Gesamtkodifikation, deren Gefahr auch er darin sieht, daß nur eii; Minimalprogramm zur Kodifikation gelange. Dr. Lingg. Prag, legte Verivahrung gegen die Begriffe „Herbergsvölker" und „Gastoölker" ein. Die Deutschen seien in Böhmen genau so Bodenständig wie die Tschechen. Den Minoritätenschutz dem Landesrecht überlassen, hieße ihn preisgcben. Dr. Lingg ermahnte die Gesellschaft, ihr« Arbeit, auf die 40 Millionen Angehörige der Mi noritäten warten, doch ja nicht zu verschleppen. Man konnte während der anregenden Debatte zu deutlich zwei grundsätzlickp: Auffassungen unterscheiden, wenn inan so sagen darf, eine pessi- mistifche und eine optimistische. Und es ist immerhin beachtlich, daß die Optimisten, die von der Gesellschaft Aktivität fordern, nicht selbst im Ausland sitzen uno somit die Größe des Problems aus eigene,; Leiden kennen. Möchte diese Dresdner Tagung die Gesellschaft in der Ueberzeugung bestärkt haben, daß sie auf diesem Gebiete der Bearbeitung des Minderheitenschutzes iv nächster Zukunft nicht genug tun kann. Aus Anlaß ihrer Tagung hielt die Gesellschaft für Völker recht au; gestrigen Abend im Hotel Bellevue ein Festba ,; kett ab. Die Tagungsarbeit wird heute fortgesetzt. die deutsche Philalogeuschaft den Titel „Studienprofessor". Be sondere Aufmerksamkeit verlange auch die Frage der Studien assessoren. deren Anstellungsverhültnisse vielfach äußerst zu be klagen seien. Zum Schluß wies der Redner verschiedene An griffe zurück und betonte, daß die Philologenschast ihre Auf gaben auch weiterhin im Sinne nationaler Ausbauailnftt erfülle» werde. Das zweite Referat, das Oberstudiendirektor Dr. Behrend erstattete, behandelte Die gegenwärtige Lage deS deutschen Hölze re n Schulwesens. Eine,; schweren Nachteil sah der Referent insbesondere in der gro ßen Zersplitterung in unendlich viele Schultypen, die die Freizügigkeit der Schüler in sehr vielen Fälle«; imgeinein behindern. düng jeglichen Prunkes, der wirtschaftlich besser gestellten Zei ten überlassen bleiben kann. Schematisierung, Typisierung der Kirchenbauten sind eben so abzulehnen wie prunkvolle Steinkirchen mit unübersicht lichem Grundriß in pseudohistorischen Stilen, Die Kirche nnserer Zeit muß die neuzciilichei; Errungenschaften rationeller Bau weisen ebenso verwenden, wie den neuzeitlichen christo zen trischen Bestrebungen Rechnung tragen. Auch die Kirchenbauten sollten wie die staatlich subventionierten Wohn- hausbauten einer ständigen stichverständigen Kontrolle unter stellt werden. Alle Kräfte müssen zusammengesaßt werde,; zur Behebung der dringendsten Kirchennot in der Großstadt — im Industrie gebiet und in der Diaspora, denn hier istureiaenesneu- zeitliches M i s s i o,; sg eb; e t. Darockklmfk unv Sittlichkeit Die Barockkunst, deren typischer Vertreter Peter Paul Rubens ist, wird in katholischen Kreisen oft als moralisch be denklich hingestellt. Und doch „sind auch die Schöpfungen dieser Zeit kirchlich in den, Sinne, daß sie unter den Augen und dem Schutz der Kirchlichei; Autoritäten entstanden" (Franz Xaver Kraus). Dieser scheinbare Widerspruch findet seine Erklärung in der geistesgeschichtlicheu Stellung der Gegenreformation. Dr. Robert Grosche schreibt hierüber in; Iuniheft der Monatsschrift Hochland (Kösel-Kempten): „Die Kirche des 17. Jahrhunderts, jenes Jahrhunderts, das „wie nur noch das 13. die sämtlichen Fragen des LLbeus gestellt hat und jedes bis aus Ende, bis ihr kein Ausiveg mehr ist" (Hermann Bahr). l>at den ungeheuer großen und unerhört kühnen Versuch gewagt, die in der Renaissance entdeckte Welt in den Katholischen Kosmos einzuordnen: sie hat die Renaissance zu verkirchlichen unternommen, nicht nur äußerlich sie aufzu- nehmen, sondern sie innerlich sich einzuformcn. Diese Aufgabe ,var ihr gestellt, seit die Eigenständigkeit der Welt und des Indi viduums, die nicht, wie Jakob Burckhardt noch meinen konnte, eure Erruugensckzaft der Renaissance war, sondern als echte Frucht des christlickien Geistes selber in den Jahrhunderten des Mittelalters langsam gereift war, in der Renaissance zum erstenmal mit überwältiaeuder Befriedigung des Geistes von den Menschen subjektiv empfunden und erkannt wurde. Die Kireize des 17. Jahrhunderts hat es gewagt (und das ist — wie groß oder klein man auch den Erfolg dieses Versuches sehen mag — ein nie genug zu rühmendes Unterfangen), die scheinbar mit einemmal auseinandergesprungene Welt noch einmal in einem geivaltigen Kosmos zu umfangen: sie lzat, öb ste zivar in jedem Augenblick bedroht war durch die Gefahr des Absturzes in die Tiefe, dieser Welt mit offenen Armen sich entgcgengcworsen. hat, der Narben nicht richtend, die der Kampf bringen mußte, diesen Kampf ge,oogt: sie hat mit den Händen in die Welt hineingegriffen ohne Furcht, daß diese Hände dabei schmutzig würden, und sie hat es verschmäht, an den neuentdeckten Wirk lichkeiten vor übersehend, in einer puritanisch-cthisch-christkichen Gesinnung sich von der Welt abzufchließen und in eine Ideo logie hineinzuvetten, wie das Blaise Pascal tat, den Hermann Bahr nicht mit Unrecht „den ersten Fall eines Ideologen" ge nannt hat. Und wenn sie auch iin Denken die Lösung vielleicht darum nicht gefunden hat. weil der nachtridentinische Katholi zismus dem Denker nicht mehr die Freiheit gewährte wie da» hohe Rüttelalter, so hat sie dock) im Leben einmal noch jene große Synthese verwirklicht, der auch der katholische Christ von heute so ferne ist, daß er die Haltung des Barock zivar schön zu analysieren, aber nicht mehr wirklich zu „verstehen" vermag. Die Vorkämpfer der Kirche aber, ihr Sturmtrupp, der ganz au» diesen; Geiste lebte, das ivar die Gesellschaft Jesu. Auch sie hat die Wunden nicht gescheut, die der Kamps ihr gebracht liat und bringen mußte . . . Aber all dies stand im Dienste jenes Eroberungsgedankens, den die Kirche wie die Gesellschaft Jesu nur init ihrer Z e i t g e in e i n s a m hat, die eine neue Welt vor sich ausgebreitet sah und diese Welt im Rausch der Erobe rung und der Erkenntnis zu ergreifen strebte. Wenn aber die Kirche eine Welt gewinnen und wicder- gewinnei; wollte, was lag daun näher, als daß sie die Schönheit ihrer Reichtümer der Welt zeigte und in Jubel und Freude vor der Welt ausbreitete, was sie an Schätzen besaß? Was lag näher, als daß die Kirche der Welt das Evangelium der Er lösung verkündigte, als daß sie das Hohelied von der All macht und Liebe ihres Gottes sang? Hier liegt wohl der Grund, ivarum in dieser Kirckze der Restauration fast jeder Hiniveis auf die Tragik des Kreuzes fehlt. Der blutige Schimmer des Krieges, der um der Religion willen entfesselt nnir, lug über den Ländern. Die Menichlzeit bunaerte nack; Frieden und