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Mittwoch, den 24. November 1926 Nr. 266; Seit« zV. liste Messe zelebrierten, wurden ins Gefängnis geworfen, und diejenigen, die an der Messe teilge- nommcn hatten, mit Geldstrafe belegt. Auch die Schutz vereinigung der mexikanischen Katholiken, die Liga zur religiösen Freiheit, ist den schärfsten Drangsalierungen ausgesetzt und Gewalttätigkeiten gegen ihre Mitglieder sind an der Tagesordnung. Ein Fall ist besonders grauen haft: zwei junge V u rschen, die dieser Liga ange hörten, wurden von mexikanischen Soldaten festgenom- men, die von ihnen verlangten, sie sollten „Es lebe Calles" rufen, dann wurde man sie frei lassen. Sie weigerten sich und der eine ries: „viva Cristo Ne" (Es lebe Christus, der König). Tie Soldaten stürzten sich auf ihn, zersetzten ihm die Ohren und rissen ihm die Zunge aus. Und als sich sein Begleiter zum Schutze über ihn warf, wurden sie bei de erschossen. System -er stimdrgen Stcherhett" Ein neuer Vorschlag zur Lösung der Kontrollfrage Paris, den 23. November. gm ..Ata I i n" gibt Sauerwein der Meinung Ausdruck, Daß Sir»' ^ .> i.i. Br'-and und Ehambcrmi» bei ihren Besprechungen in » . im Zusammenhang mit der Kontrollfrage die gesamte enrorm che Politik besprechen würden. Die französische Ocsfent- l::isei der Meinung, Latz die Rolle des Völkerbundes in der Abrüstungskontrolle präzisier! iverden müsse, bevor die Inter alliierte Miliiärkonlrollkommlssion aufgehoben werde. Da aber Deutschland seit einem Vierteljahr die vorzeitige Nheinlandräu- mung verlange, werde es auch nicht schwer fallen, sich mit der Rcichsrcgierung über die Organisation der zukünftige» Kontrolle zu verständigen. Man könne, so meint Sauerwein die Besetzung unter der Bedingung abln'irzen, das; den französischen Truppen im Rheinlands sofort eine befriedigende Kontrolleinrichtung des Völ kerbundes folge. Nur so könne man auch vom französischen Parlament die Zustimmung zur vorzriligen Räumung verlangen. Briaud könne dorm-' Hinweisen, daß cs besser sei. durch ein ernstlich aus- g ne-. Suiten: der ständigen Sicherheit eine Besetzung abzu- löi-.n. r v nach wenigen Zähren doch aufgeben müsse. Die ser .i - sei auch für jede deutsche Regierung notwendig, die dir :-.n>' ming ihres Landes für ein Kontrollsystem erlangen r, - 'e -ms in gewissen Punkten über die im Fciedensvcrlrag so??.'.rrlcn Rechte der Alliierten hinausgehe. Solche Unterhal tungen ' ien ober nur in einer Generalüiskussion der ganzen euro päischen Politik möglich, so wie sie in Thoiry begonnen worden sei. Dieser Vorschlag mutz die ernstesten Bedenken auslösen. Sauerwein steht Briana nahe, und cs ist die Frage, ob dieser 'Ar tikel nicht das Gelände sondieren soll. Eine ständige Kontrolle im Rheinland!: ist ini FrieLcnsverlrage nicht vorgesehen. Alan müsste erst einmal hören, wie eine solche Kontrolle praktisch ausschen sollte, ehe man über den Vorschlag urteilt. Es kann jedoch schon setzt g.saot werden, datz die bisherigen Erfahrungen mit Kontrollen aller Art nicht zu einem solchen Versuch ermu tigen. Derliingerung des gesetzes? Brests», 23. November. Ter Reichstag wird sich demnächst mit einer Vorlage zu bechäsiigen haben, die eine Verlängerung der svgenann- tcn Sperrgesetzte Vorsicht. Es handelt sich um das Gesetz über „Die Aussetzung der Nechtsstreitigieiten mit den ehe mals regierenden Fürsten" vom 13, Februar und um das „Gesetz über die Aussetzung von Verfahren" vom 3. April 1923. Voraussichtlich wird die Verlängerung der Gesetze uni sechs Monate vorgeschlagen werden ,doch ist diese Frage noch nicht endgültig entschieden. Bei der Verlängerung des Spcrrgesetzes, das bekannt lich gerichtliche Entscheidungen über die vermögensrecht- lichen Auseinandersetzungen mit den ehemaligen Fürsten häusern inhibiert, handelt cS sich im wesentlichen nur noch um die Streitigkeiten mit den thüringischen Fürstenhäusern, da die 'Auseinandersetzung in Prcntzen durch Vergleich be endet ist. Die gegenwärtig gültige Verlängerung des- Sperr- gesctzcS laust bis 3t. Dezember 1923. Das Arbeilszeilgesetz Don einer ganz ausserordentlichen Bedeutung, meist nur allein nach der sozialen und wirtschastliche» Seite, sondern auch nach der politischen Seite hin wird das neue Arbeitszeitgesetz sein, das jetzt im Enlmurs vorliegt und bereits Gegenstand der Besprechungen zwischen Vertretern der Neichsregierung und de» beteiliglen Interessengruppen war. Dieses Gesetz ist nicht zu schassen ohne eine protze und starke parlamentarische Mehrheil. Wenn schon die Erwsrbslosensrage so peinliche Situationen schas sen konnte, so wiirde die Lage zur Unerträglichkeit gesteigert werden, wen» nicht über dieses wichtige und grundlegende Gesetz ein Einvernehmen erzielt iverden könnte. Nicht zuletzt im Hin blick auf dieses Gesetz sind auch die gegemvärtig schwebenden Ver handlungen wegen Herbeiführung einer festen Regierungsbildung zu erklären. ' Nun weist das „Berliner Tageblatt" daraus hin, datz der Reichstag bestenfalls erst im Sommer des nächsten Jahres sich mit dem Arbeilszeiigeseiz befassen Könne. Unter Umständen könne es noch länger dauern, das sei ein unmöglicher Zustand. Leider haben die bisherigen Verhandlungen trotz dem Eingreifen des Reichskanzlers noch immer zu keiner Einigung gesuhlt. Ter Kamps gehe in der Sache um die exakte Formulierung des Ueber- stundcnbegriffes. Die Schwierigkeiten seien durch die Forderung der Gewerkschaften nach einem Notgeseh noch vergrößert wor den. Marx versuche jetzt offenbar dieses Natgesetz durch eine Vcrständigungsakiion überflüssig zu mache». Es Müsste vor allem erreicht werden, datz Reichsrat und Reichswirtschastsrat ihre Beratungen auf Tage und Wochen beschränkten, um eine Klärung der Sachlage zu beschleunigen, was dringend notwendig wäre, da ohne vorherige brauchbare Regeleung derArbeiise die Sclmiluug der Groszen Koalition unmöglich sei. In den näch sten Tagen sollen interfraktionelle Besprechungen stattfinüc». die eine Kompromitzlösung der Arbcitszeitsragc zum Ziele haben. Auch von anderer Seite iverden schon für diese Woche offi zielle Verhandlungen über das Arbeitszeitgesstz angelninüigt, die man auch unmiiielbar »> Verbindung bringt mit den Besprechun gen über die Regelung der allgemeinpolitischen Berhüllnisse. Es wird vor allen Dingen darauf ankommen, ob eine Verständigung zwischen den Regierungsparteien und den Sozialdcmakralen über dieses Gesetz möglich ist. Da die Arbeitszeilsrage bei den Sozial demokraten als eine geradezu dogmatische Grundsatz- srage behandelt wird, kommt ganz außerordentlich viel daraus an, ob in dieser Frage eine Einigung herbeizusü-hren ist, die, was ja allein in Frage kommen kann, den Interessen derGe sa m t h e i t und der Notwendigkeit der Erhöhung der Produk tivität entspricht. M -er MW im M ZW Wie -er Landwlrk Äetz erschossen wurde — Geständnis -es Mörders — Der Kauptbelaskungszenge widerruft feine Aussagen «erlitt, 23. November. Der R e ichs tag sam ne st:«-A us s ch uß, der am Montag znsammcntretcn sollte, mußte sich wegen der Ver hinderung eunger Mitglieder auf Sonnabend, den 27. No vember vertagen. An den Vorsitzenden des Ausschusses, NeichStagsabgeordnctc» Dr. Moses (Soz.), hak der Berg mann Erich Friche einen Brief gerichtet, i-n dem er sich der Tötung des Gutsbesitzers .Hetz beschuldigt und erklärt, Max Hölz sei. unschuldig wegen dieser Tat mit lebensläng lichem Zuchthaus bestraft worden. Hölz habe ihm ausdrück lich verboten, zu schießen, und Hölz Hube an der Tat in keiner Weise mitgewirkt. Der Hauptbelastungszeuge im Pro zeß Hölz, Walter liebe, hat gleichfalls in einem Schreiben an den Ausschußoorsitzenden seine in der Hauptverhandlung gegen Max Hölz erhobenen Belchuldignngen widerrufen und erklärt, er habe jetzt keine Zweifel daran, daß Erich Friche der Täter wnr. Die Frau des erschossenen Guts besitzers Heß, die Holz in der Voruntersuchung entlastete, in der Hnuptvcrhandlung aber wieder belastete, hat sich dem Verteidiger von Hölz gcgenüberb ereit erklärt, ihre Auslage ln der Hnuptverhändlung zu korrigieren. Erich Fr iehe, der sich als Mörder des Landwirts Heß bekennt, gibt in seinem Briefe folgende Schilderung des Falles: „Der Tag, an dem sich der Vorfall abspielte, war Ende Mürz 1921. Wir kamen auf dein Vormarsch unserer Truppe während des mitteldeutschen Aufstandes nach dem Gutsohs Reitschcu. Ich war mit zum Requirieren in das Haus gegangen. Als wir auf dem Flur des ersten Stockes angekommen waren, ging Hölz mit Heß an einen Kleider- ichrnnk, der ans diesem Flur stand, um nachzusehen, ob Mäntel oder andere warme Kleidungsstücke für die frierenden Truppen da se:cn. Ich selbst ging mit meinem 'Alters genossen Willy Guenther, der später wegen des Vor falles aus dem Gute Ncitzschen und der Tötung des .Heß zu 7>/e Jahren Zuchthaus verurteilt wurden ist. in die Stube hinein, die links von der Treppe aus liegt. 'Als wir dieses Zimmer verließen, standen Heß und Hölz nvch auf dem selben Flur. Ich hörte noch, wie Heß zu Hölz sagte, daß er die Schlüssel zu dem Schrank von unten heraushole» wollte. Darauf sprang Heß in auffälliger Eile die Treppe hinunter. Ich wurde mißtrauisch, da mir bekannt war, daß Heß ein Kapist warn nd wegen seiner Brutalität bei seinen Arbeitern sehr verhaßt und gefürchtet wnr. Ich erwartete daher, zumal Heß in seine Tasche griff, einen bewaffneten Widerstand. Als ich mich min ninwandte, um Heß uach- zuspringen, sprang Hölz sofort ans mich Zu und nahm mir meine Ärmerpistolc weg. Ich ließ mich aber- durch Hölz nicht aufhalten, weil ich dem Hetz Feindseliges zutraute und sprang rn hoher Erregung die Treppe hinunter ihn, nach. Während des Hinabspringens zog ich meinen Browning aus dem Gürtel. Hölz schrie mit lauter Stimme: Nicht schießen! Als ich hinter .Heß herlaufend, durch denselben Ausgang ins Freie gekommen war, lief Heß durch den zwei ten Hof in der Richtung auf die Mauer, und zwar auf die Ausfahrt zu, die nach dem Felde führt. Ich legte mit dem Browning auf ihn an, um ihn durch eine Verletzung zu Falk zu bringen. Ich traf ihn auch in den Rücken. Hetz brach im gleichen Augenblick auf einem niedrige» Misthanse» zusammen. Mir war nur Willy Guenther in den zroestcn Hof gefolgt. Heß hatte sich inzwischen von dem Misthaufen wieder aufger.chtet und war trotz seiner Verivundung „ach der Mitte des Hofes gelangt. Er trug seinen Browning je,st deutlich sichtbar in der Hand und ich fürchtete, daß er uns trotz seiner Verwundung niederknallen würde. Nm ihm zuvvrzukommen, legte Willy Guenther, den ich angcschnanzi, hatte, er solle dock) endlich auch eine Salve abgcben, auf ihn an. Gucnthers Schuß cstng fehl. Während Gueniher geschossen hatte, hatte ich me.neu Karabiner von der Schul ter gelockert und wollte nunmehr Heß durch einen Schuß in die Seit« kampsunfähig machen. In dem Augenblick, in dem ich mein Gewehr erhob, kam Frau Heß aus dem Hause gestürzt, und zwar rückwärts von mir, uni» zerrte mich am linken Arm und rief: „Was hat denn mein Mann eigentlich getan. Laßt mir »reinen Mann zufrieden!" Ich riß mich von Frau Heß los und stieß sie in hoher Erregung zurück, schlug die Tür zu, so datz ich draußen und Fra» Heß drinnen im Hanse war. Heß lag auf der Erde und wank s.ch. Ich knallte noch einmal in sinnloser Wut auf Heß, tvoranf Heß verschied. Andere Schüsse auf den Heß sind hinterdrein nicht mehr abgegeben worden, auch nicht von Guenther. Ich bin mir nach eingehenden Belehrung«:» durchaus klar, wessen ich mich bezichtige." Nach dem Geständnis des Friehe, das von Hebe in allen Punkten bestätigt wird, kann kein Zweifel mehr herrsche», wie sich oic Ermordung des Heß abgespielt hat. Frau Heß hat nach ihrer eigenen Aussage in der Schnelligkeit und der Erregung den Mann, der auf ihren Gatten schuß, u-icht genau erkennen können. — Hölz ist an der Mordtat nicht beteiligt gewesen: er hat sogar versucht, sie zu verhindern. Mit der Aufklärung des Falles Heß fällt die einzige Straftat fort, auf Grund deren man Hölz als gemeinen Ver brecher verurteilt hat. Es können ihm jetzt nur »och pe llt ische Verbrechen zur Last gelegt werden. Das gegen ihn ausgesprochene Urteil wird eine dementsprechend« Aendcrung erfahren müssen. Die große Koalition in Baden gescheitert Karlsruhe, 23. November. Die zwischen Zentrum, So zialdemokraten, Demokraten und Deutscher Volksparte: ge führten Verhandlungen zur Bildung der neuen badischen Negierung, de sich heute dem Landtage Vörstetten sollte, sind gescheitert, nachdem die demokratische Landtagsfraktion gestern bcichlvssen hat, an ihrem früheren Standpunkt fcstzuhalten, wonach die Demokraten nur dann in die Regierung eintrcten würden, wenn s:e einen Ministersitz erhalten. Die Verhand lungen iverden augenblicklich zwischen den Fraktionen des Zentrums, der Sozialdemokraten und der Deutschen Volks- Partei über die Negierungsbildung weitergesührt. Heute vormittag sind auch die Verhandlungen mit der Deutichcn Vvlkspartei gescheitert. Der von der Deutschen Boltspartei neben dem Unterrichtsministerium geforderten SraatsratSposlcn ist von den beiden anderen Parteien ab- gclchnt worden. Es ist möglich, daß die Verhandlungen nunmehr auf der Grundlage der W e i m a r er K v a l i t i o n ausgenommen iverden. VeLkagmig dss Stresemann-Prozesses Plane», 23. November. Im weiteren Verlause der Vernehmung vermies der Ange klagte Dr. Müller zu seiner angeblichen Rechtfertigung auf Artinel in der „Deutschen Tageszeitung" vom 1. Juni 1920 und in der „Weltbuhne" vom 24. Mürz 1923, die die Beziehungen zwischen Litwiii und Sireseman» erörtert hätten. Nach der „Weltbnhne" habe Stresemanns intimer Freund Litwin über feine Verhaftung wegen Devlsenvcrgehens im Jahre 1923 ge äußert: Die Kriminalpolizei ist mir gegenüber sehr nachsichtig ge wesen, ich konnte den ganzen Schriftwechsel vernichten, der Stresemann Hütte kompromittieren können. Hieraus stellte der Verteidiger des Angeklagten, Rechts anwalt Rietzsch. eine Reihe von B e m e i sa n t r üg e n. die dartun sollten, daß dem Nebenkläger der Charakter der Evapo- rator-A.-G. als Schicbergesellschaft bekannt gewesen sei. Der Vertreter des Nebenklägers, Rechtsanwalt Dr, Kunz, stellte den Eventualantrag, den Reichsbankprnsidenten Dr, Schacht als Zongen zu laden, der ebenfalls den: Aussichtsrate der Evaporatvr- A,-G, angehört habe. Aus die Frage des Vorsitzende», ob Dr. Stresemann eventuell nach Plauen kommen könne, er klärte Dr. Kunz, das zu entscheiden, sei Cache des Kabinetts, das kaum die Genehmigung dam geben werde. Nach drciviertelstündiger Beratung verkündete das Gericht den Beschluß, die Verhandlung zu vertagen. Es soll eine An-ahl weiterer Zeugen geladen werden. Ebenso soll der Reichsminlster Dr, Stresemann nochmals vernommen werden. Die übrigen Bcweisanträge wurden als für die Schuld- srage unerheblich obgelehnt, ebenso auch der Antrag auf Ladung des Neicksbanknrnü-denlen Dr, Sckiacht. Die erneute Verhand lung dürfte vormissichillch in Berlin im Januar oder Fe bruar stotisinden. Es soll bei Dr. Sireseman» ungefragt wer den, welcher Termin ihm passe. Der Mette ProZetz Schröder Magdeburg, 23. November. Ter Raubmörder Schröder, der bekanntlich des Mordes an dem Buchhalter Helling überführt worden ist, stand gestern des 'Ausbruchsversuchs wegen vor Gericht, den er mit se:n-m Zellengenossen Schutz unternommen hat. Schröder und Schulz haben bekanntlich dainals den Ober wachtmeister Blaute niedergeschlagen, ihm den Karabiner entriss«» und versucht, über die Dächer zu fliehen. — Schulz und Schröder bestritten, daß sie die 'Absicht gehabt hätten, Blanke zu töten. Oberwachtmeister Blanke bekundete, er habe bei der Abholung der beiden Gefangenen für di« Freistund« einen dunklen Gang passieren müssen. I» dem Augenblick, als er in diesem Gang habe die Türe «bschließ«» wollen, sei er am Halse gewürgt worden, gleichzeitig habe einer der beiden Inhaftierten versucht, ihm den Karabiner zu ent reißen. Er Hobe dann einen heftigen Schlag gegen de« Hinterlopf erhalte» und um Hilfe gerufen. Medizinalrat Dr, Kiefer sie in als Sachverständiger erklärte, daß Blanke durch diesen llcbcrfall schweren Schaden an Leib und Leben genommen habe und überhaupt »och nicht vorauszusehcn sei, ob und lvann er wieder dienstfähig sein werde, — Ober staatsanwalt Nasmus beantragte, Schröder zu 5 Jahren Zuchthaus und 6 Jahren Ehrverlust und Schulze zu 3 Jahren Zuchthaus und 5 Jahren Ehrverlust zu verurteile». Nach einstündigcr Beratung verkündete der Vorsitzende folgendes Urteil: Tic Angeklagten Schröder und Schulz »verdcn zu 3 Fohren Zuchthaus und 3 Jahre» Ehrverlust, letzterer zu 2 Jahre» Zuchthaus und 3 Jahren Ehrverlust und zur Tragung der Kosten des Verfahrens verurteilt. Kurze Nachrichten S -were Slurmschä-en in Schlesien Breslau, 23. Novbr. Die Stünn« der letzten Tage haben in der Provinz in verschiedenen Orlen schwere Schäden verursacht. In RcicheiÄKich wurde an einem Haufe der ganze Dachsiuhl los- gerissen. Eine Feldscheune wurde mit den: gesamten Inhalt sori- gcführt und von einem auf dem .Hauptbahnhofe in Reichenbach stehenden Anterzuge die ganze Bretterladung weit ins Feld ge tragen. In Kvnigsfelde verursachte der Sturm an den Bahn anlagen erheblichen Schaden. Die Flachsscheuern der Kauns- dorscr Flachswerke wurden vollständig abgdeckt. Aus Friedeberg an der Quais wird Orkanschade» in der ganzen Isergcbirgsland- schast gemeldet. 16 Scheunen niedergebrannt. Im Scheunenvieriel des Torfes Kirchenlamit; >bei Hof wütete ein Großseuer, bei dem 13 Scheunen mit allen Vorräten und Maschinen niedcrbrannten. Der Scha de» ist zum größten Teil durch Versicherung gedeckt. Es wird Bwndstiftung vermutet. Der ehemalige deutsch« Kaiser Ist nach einer Meldung aus Doorn ernstlich erkrankt. Es Iiandetl sich um eine schwere, mit rheumatischen Erscheinungen verbundene Erkältung. Am Mon tag ist eine Besserung eingetrete», Lebensgefahr besteht nicht. Demonstrationen in Paris. Etwa 3000 städtische Arbeiter in Paris veranstalteten eine Straßenkundgebung. Polizei zcr- streule die Demonstranten. Zu ernsteren Zwischenfällen ist es nicht gekommen. Der amerikanische Sckatzamtssekretiir Mellon empfahl in einem Interview Frankreich, nm die Stabilität des Franken zu slckzern, die Rückkehr zum Goldstandard. Das spanische oberste Kriegsgericht hat eine» Artillerie major wegen Meuterei zu lebenslänglick-er Einzelhaft verurteilt. Bei einem Flugzeugunglück in der Nähe von London wurden zwei Offiziere und ein Mechaniker getötet. Troßki, der den Vorsitz im Kollegium der wissenschaftlich- technische» Verwaltung des oberste» Volkswirtschastsrates der Sowjetunion führte, ist von diesem Posten abberufen worden. Stürme und Regensiille haben in Frankreich und Ita lic» bedeutende Verwüstungen angerichtet. Der deutsche Botschafter Gras Brockdorsf-Nantzau Ist in Mos kau eingetrosfen, Familientragödie. In Vienne bei Paris schlug rm Ver laufe einer Eifersuchtsszene ein 38jähriger armenischer Ar beiter se:ner Frau mit einem Handbeil den Kopf ab und wnrf ihn auf die Straße. Darauf versuchte er sich zu er hängen, indem er sich eine» Strick um den Hals legte und zum Fenster himaussprang. Der Strick riß aber und der Mörder fiel ans den Hof, ohne sich Verletzungen zuznziehen. Der Mörder wurde verhaftet. WeNrrdrrlkvl der Dresdner MeNerwari» Witterungsaussichten: Wechselnd, meist stärker bewölkt, an fangs noch Neigung zu örtliche» Schauern. Besonders nachts etwas kühler, jedoch „och keine durchgreifende Aenderung der Teinperaturorrhä'tnlkle. Schwache bis mäßige siidliche dis west, siche Winde,