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Die Fraktion des Düchsiscl>en Landvolks hat im Landtag einen Antrag «ingebracht, für Landwirte Lprozeiitige Darlehen ur Neuerstellung von abbruchnotwendigen Wohn- und Wirt- stsgebäuden zur Verfügung zu stellen, wenn die Wirtschaft- Existenz des Besitzers ohne die Matznahme gefährdet sei. Neuer demokratischer Fraktlonsvorsitze,ff>er. Die Demo kratische Fraktion hat an Stelle des ausgeschiedenen Dr. Dehne den Abg. Claus-Leipzig zum Fraktionsvorsitzenden gewählt, vr«5«Irn und Umgebung Das grötzere Dresden Dresden. 1b, Oktober Der Eingemeindung von Wachivitz, die, wie bereits mit. geteilt, heute staltsinden wird, hat auch die seit langem zwisä>en dem Rot der Stadt Dresden und dem Bezirksverband der Amtshouptmannschaft Dresden gepflogenen Berl>andlungen zum Mffchluß kommen lassen. Es handelt sich dabei um Verein- barungen über die restlose Auseinandersetzung zwischen der Stadt Dresden und dem Bezirksverband aus Anlaß der am 1, Januar 1930 durchgeführten Vereinigung der Gemeinde Lock witz mit der Stadt Dresden u>ch etwaiger weiterer Eingemein dungen von Bezirksqemeinden. Diese Bcreiicharung zwischen der Eladtgcmeinde Dresden, vertreten durch den Rat zu Dres den, und dem Dczirksverband der Amtshauptmannschaft Dres den, vertreten durch den Bezirksausschuß, soll Geltung haben kür Eingemeindungen bis zu einer Gesomtcinwohnerzahl der betreffenden Bezirksgememden — einschließlich Lockwitz und Wachwitz — von 9032 Einwohnern, berechnet nach der amtlichen Volkszählung von 1925. Die Stadtverordneten und der Be zirkstag hoben ihre Zustimmung zu dieser Vereinbarung erteilt. Mit dem Tage, an dem die Eingemeindung von Wachwitz end gültige Genehmigung gefunden hat, mit dem 8, Oktober 1S30 also, ist der Vertrag wirksam geworden. Der jugendliche Erwerbslose 7 Katholische Kundgebung am Sonntag. IN. Oktober. Die Dresdner Katholiken treffen sich am kommenden Sonntag abends 7.30 Uhr im Saale des Vereinshauses, Zinzen- dorfstraße, zu der vom V.olksverein für das katholische Deutsch land Dresden-Neustadt veranstalteten Kundgebung. Im Mit telpunkt der Veranstaltung steht eine Aussprache des bekann- ten Kölner Dompredigers P. Dionysius Orlsieser. Ferner wird der Generaldirektor des Dolksdundes der deutscl-en Katholiken Böhmens. Dr. Reichenlrerger (Reicheuberg) das Wort ergreifen und zum Thema: Volksvereins-Iubiläum und wir deutsche» Katholiken. Die Veranstaltung wird durch Sprechvorträge sBoriraasmeisler Ludwig Flehner) und einen Orgelvortvag sTonkünstler Josef Wagners einen würdigen Rahmen erhalten. — Von Künstlerhand ist ein Christ-König-Bild geschaffen worden, das bei der Kundgebung, die ja auch der Feier des Christ-König- Festes dient. Aufstellung finden wird. — Es sei weiter aufmerk sam gemacht, daß auch die Karten für 50 Pfennige, Sitzplätze sind. 7 Christliche Gewerkschaften. Freitag. 17. Oktober. 20 Uhr, Versammlung des Bezirks-Kartells Dresden im Rizzi Haus, Dresdcn-A. 1, Weiße Gasse 3, 2. Karl Wovaezcwski spricht über Arbeitslosenversicherung. — Sonnabend. 13. Oktober. Monais- vcrsammlung des Gutcnbergbundes (Christliche Gewerkschaft deutscher Buchdrucker) im Vcreinslokal „Zur Kunstakademie" an der Frauenkirche. : Ausgabe von Sonntagsrückfahrkarten an MIttwochnach. Mittagen. Von Mittwoch, den 15. Oktober 1930. an werden von den Dresdner Bahnhöfen versuchsweise Sonntagsrückfahr karten an Mittwochnachmittogen ausgegeben. Die Karten gel ten für die Hinfahrt von 12 Uhr an, die Rückfahrt muß späte stens bis 21 Uhr angetrrten sein. 7 Kommandantur Dresden. Auch in diesem Jahre werden vom 31. Oktober bis 3. November je 20 Uhr im Zirkus Sarrasani durch die vereinigten 6 Musik- und Trompeter korps sowie durch die Truppenteile des Standortes Dresden musikalische und sportliche Vorführungen statt finden. Am Sonntag, den 2. November findet 15.30 Uhr ein« Vorstellung zu halben Preisen statt, auf die Schüler und Schü lerinnen besonders hingewicscn werden. — Entsprechend der Wirtschaftslage sind die Eintrittspreise gegen das Vorfahr be deutend heralmesetzt und betragen zu den Mcndvcranstoltungcn —.30 bis 1 MM. und zu der Sonntag-Nachmittagsvorstellung —.10 NM. bis 2 RM. Die Leitung des musikalischen Teiles ha! der Hecresmusikinspizient Schmidt übernommen. Der Vor verkauf der Eintrittskarten hat an folgenden Stellen bereits begonnen: Konzertdirektionen Ries (Eeestr, 21) und Rönisch sWaisenhousstr. 21). Modehaus Böhme sGcorgplotz), Invalidcn- Dresben, 13. Oktober. In Gegenwart von Vertretern der sächsischen Etaatsregierung, der Landlagsfraktion, des Landes- ardeilsamtes, der Kommunal-, Arbeitgeber, und Gewerkschafts, verbände, der Jugend- und Wohlfohrtsorganisalioneii, hielt der Landesausschuß Sachsen der Iugendverbände und die Arbeits gemeinschaft der Orts- und Bezirksausschüsse im Freistaat Sach sen eine Herbsttog-ung ab. Di« Versammlungen fanden im Künstlerhause statt. Der Vorsitzende des Landesaus-schuffe«, Weiß, hielt die Begrüßungsansprache, woraus Regierungsrat Dr. Preller-Dresden ein Referat über: „Arbeitslosigkeit und Arbeitslosenhilfe" erstattete. Als Ursachen der Arbeitslosigkeit nannte der Redner die durch Aufrichtring der Zollmauern verschukdete Weltkrise, die Verschuldung der Völker, die Vergrößerung der Produk- tionskapaziiät der Betriebe bei gleichzeitig zurückgehenbem Be darf. die Preisbindungen auf dem Arbeitsmarkte, die grund- legende Umstellung infolge der Rationalisierung u. v. a. Der Redner clmrakteristerte dann die Katastrophe der jugendlichen Arbeitslosigkeit mit allen ihren vernichtenden Folgen und zeigte die Weg« zu ihrer Beseitigung auf. W"nn Arbcitsbesci>afs»ng niclff möglich sei, gelte es. wenigstens folgendes zu erreichen: Erhaltung der Erwerbsfähigkeit und der sittlichen und Körper, liehen Kräfte der Jugendlichen. Auälmu der Arbeitsvermittlung, Gewährleistung des Existenzminimums, Erhaltung des Arbeits willens, Hilfsmaßnahmen gesetzgeberischer und versicherrings- rechtliäer Art, Arbeilsfürsarge der Gemeinden, Berussberalring, Vermittlung Jugendlicher an die Landwirtschaft, richtige Ver teilung der Arbeitskräfte, Arbeitsbeschaffung durch Arbeits- verkürznng u. o. m. Staolsminister a. D. Dr. Wilhelm sprach über „Die Arbeitsdienstpflicht". Seine Ausführungen gipsellcn darin, daß nur eine völlige Abkehr von den politi^ scheu Methoden der letzten 10 Jahre Heilung brin gen könne. Der wichtigste Weg zur Lösung des Problems der jugendlichen Arbeitslosigkeit sei di« Einführung der «rbestsbienstpflicht. Arbeit müsse von setzt an Staatsprinzip sein. Die Organisation sei schwierig, aber das Arbeitsseid sei sehr groß. Es wurde«» alle Gebiete aufgezeigt, auf denen die Arbeitsdienstpslicht er. füllt werden könnt«, und dorgeton, daß der Arbeitsdienst de, Privatwirtschaft keinerlei Wettbewerb bereiten würde und dürfe. Die Jugend Deutschlands iverde sich, wenn sie ein Jahr im Dienste des Reiches arbeite, bestimmt eine bessere Zukunft, sichern. — In weiteren Vorträgen sprachen Erziehungsbeirad W oh lr ab«»Chemnitz über „Die Durchführung von örtlichen Hilfsmaßnahmen für jugendliche Arbeitslose", Iugendsührer 11 l lr ich-Dresden und Bundessckretär NieboldDresden über „Erfahrungen ans Freizeiten für arbeitslos« Iugendliä-e" An die Borträge schloß sich eine Aussprache an. Wichtige Besiimmunaen des Gaiisiüikenqesehes An Personen, die das 18. Lebensjahr noch nicht vollendet haben, dürfen Branntwein oder überwiegend branntweinhaltige Genußmittcl sowohl In den Gast- und Schankwirlscl)aflen als auch im Handel nicht zum eigenen Genuß verabreicht werden. Es ist a»ch verboten, an Personen die das 10. Lebensjahr noch nicht vollendet haben, in Abwesenheit des zu ihrer Erziehung Berechtigten oder seines Vertreters auch andere geistige Ge- tränke sowie Tabakivaren im Betrieb einer Gast- oder Echank- wirtschaft zu eigenem Genüsse zu verabreichen. Unzulässig ist cs ferner, im Betriebe einer Gast- oder Schankwirt schaff oder im Kleinhandel geistige Getränke an Betrunkene abzugeben. Branntwein adcr überwiegend branntneinhaltige Genuß- mittel dürfen weder durch Automaten feilgehalten noch auf Turn-. Spiel- und Sportplätzen und -Hallen verabreicht werden. Das Verabfolgen von Speisen In Gast, »der Schankwirtschaften darf nicht von der Bestellung von Getränken abhängig gemacht werden. Verboten ist es auch, lei Nichtbcstellnng von Gelrän ken eine Erhöhung der Preise eiuireten zu lasse». Zu beachten ist ferner, daß in den Betrieben, für die der Ausschank geistiger Getränke gestattet ist, auch nichtgeistige Getränke lereit zu halten sind. dank für Sachsen sIohannstr. 8), Residenz-Kaufhaus (Prager Straße), Havannahaus H. Wals (Secstr. 1), Musikalienhand lung ^Zauberslölc (Haupislr. 2), Schokoladengeschäft E. Linke (Tlautzencr Sir. 47) und Zigarrcngeschäst Ziegenbalk (Vlasewitz, Schillcrplatz 11). : Versteigerung verfallener Pfälzer. Vom 20. bis mit 21. und am 27.. 28. und 29. Oktober kommen von lo Uhr an ver fallene Pfänder zur Versteigerung, die vom 10. November bis 31. Dezemler 1929 vor;,fändet worden sind, und zwar am 20. und 21. Oktoler Uhren. Schmucksachen. goldene und silberne Gegenstände, an den anderen Tagen Stoffe, Kleidiingsstücke. Pelzsachcn, Schuhe, Betten, Wäsche usiv. Die Pfänder liegen von 8 Uhr an im Dersteigerungsraum Hauptstraße 3, 1. Ein gang Nalhausgäßchen, zur Ansicht aus. : Volkswolstabende für Erwerbslose. Um den vielen Tau senden Ernerbslosen, denen mangels ausreichenden Verdienstes oer Msuch künstlerischer Darbietungen so gut wie verschlossen Ist. Geistesnahrung und Erquickung zu vermitteln, beabsichtigt der Verein Dolkswohl. sie an dem Programm seiner Volks- woh labende teilnehmen zu taffen. Dies soll dadurch ge schehen. daß eine I>estimmte An,zahl Karten zu fast allen geplan ten 100 Balkswohl-2lbenden dieses Winters dem Arbeits amt vollkommen unentgeltlich zur Verfügung ge stellt wird mit der Maßgabe, sie ohne Ansehen der Person unter diejenigen Erwerbslosen zur Verteilung zu bringen, denen am Genüsse eines erstklassigen Konzertes, eines Film- oder Licht bildervortrages, einer Theatcraufführung oder eines Heilere» Abends innerlich gelegen ist. Neben dieser Beteiligung an den regelmäßigen Volkswöhl Alenden beabsichtigt die Leitung des Vereins Volkswohl nbcr auch, eine ganze Anzahl von Sonder- vcranstaltungen — geplant sind vorläufig 2—3 im Monat — an Nachmittagen einznrichten, die ebenfalls in bunler dlbwecbslung ich»licke Programme wie die Abende bieten »nd nur Erive'bslosen ohne jeden Eintrittspreis zugänglich sein werden. Die gesamten Kosten trägt der Verein Volksivohl. SürLo l.vxv5 macht cton Zcbuk mitv-eoig öürrt«o»tclcb»n glänrenä während die Verteilung der Karten wiederum nur durch das Arbeitsamt erfolgen soll. : Eröffnung einer neuen Annahmestelle für Spareinlagen. Auf Wunsch vieler Einwohner der Stadtteile Trachenberge und Trachau ist im Knloniatinarengeschäst von Rüger, Hubertusstrnße 30, Ecke Mnrienhosstrnßo, eine Annahmestelle der Sparkasse der Stadt Dresden für Spareinlagen eröffnet worden, um den Einwohnern dieser Stadtteile Gelegen heit zu gebe», in bequemer Weise Sparknssengeschäfte (jedoch nur Einzahlungen) zu erledigen. Aufforderung zur Kohleneindeckung Die geringe Eindechung der Bevölkerung mit Brennstoffen für den Winter veranlaßt die Behörden, nochmals ans die Not« Wendigkeit einer rechtzeitigen Kohleneiiidecknng hinzmveisen. Diese ist für die sächsische Bevölkerung besonders wichtig, weit bei eintretender stärkerer Kälte ersahrungsgemäß in erster Linie Groß-Berlin versorgt wird, und die Belieferung Sachsens dann mit erhöhten Schwierigkeiten verbunden ist. Der Entschließung des Handels muß cs überlassen bleiben, inwieneit die Bevölke rung bei der Eindcckung durch Einräumung eines längeren Zieles unterstützt werden kann. Auf der anderen Seite da«H gehofft rverden. daß auch die Produktion dem Handel in bezug auf Zielgewährung möglichst iveit cntgcgenkommt. s. Milch-, Butter- und Käseprüsung der Landwirtschafts- Kammer. Die Pressestelle der Landwirlschaftskainmer macht darauf aufuierksani. daß voraussichtlich Ende OKInber zum ersten Male eine Milch-, Butter- und Käseprüsung stalisindet. Mit die ser Prüfung ist beabsichtigt, die Qualität der genannten Erzeug nisse im höchstmöglichen Üinsange zu steigern und die Vcrbrau- cherschaft auf diese Weise zum Kauf von nur deuischer Milch und deutschen Milcherzcngnissen anzuhalten. — Zur Förderung ihres Absatzes erhalten die kontrollierte» Molkereien eine von der Landwirlschaslskammcr entworfene Etikette bziv. ein ent sprechendes Firmenschild, ans dem verzeichnet ist, daß die be treffende Molkerei der amtlichen Kontrolle der Landwirtschaft-:" Kammer für den Freistaat Sachse» untersteht. Ausführliche Bc dingungen für den Preisivettbcwerb können von der Landwirt- schastskammer, Dresden-A., Sidonienstraße 11, bezogen werden Aus -en Konzerlsölen Konzerte und Vorträge. Mittwoch, 15. 10. 8 Uhr im Gc- werbehaus Dresden: 1. Sinfonie-Konzert der Dresdner Volks bühne. Orchester: Dresdner Philharmonie, Dirigent: General musikdirektor Paul Scheinpflug. Solisten: Hans Dünschede (Violine), Cutia Casini (Cello), Brahm-Abend, — Karlen für alle Veranstaltungen bei F. Ries, Sccstraße 21. Vühnenvolksbund Dresden. Zu folgenden Vcranstaliun- gcn könne» de» Mitgliedern noch ermäßigte Karlen abgegeben werden: 15. Okt. 8 Uhr, Kaufinannschaft, Vortragsabend: Wally Senfs Georgi. Max Dauthendey, Novellen und Lyrik. — 10. 10. und 27. 11. 8 Uhr, Logenhaus, Ostra Allee 15: Zwei Kammer- musikabende der Stncgler Vereinigung für Kammermusik. — 19. 10. 8 Uhr Kirchenkonzert in der Annenkirche. Solistin: Liesel von Schuch. — 17. 10. 8 Uhr, Kaufmannschaft, Klavier Abend: Prof. Walter Bachmann. — 20. 10. 8 Uhr Kaufmannschast: Oesterreichisches Trio (Hedda-Ballon), Kammermusik-Abend. — 24. 10. 8 Uhr Dr. Staegemann: Bailaüen-Abend. Leipzig. (Städtisches Kaufhaus.) Franz Wüllner, als Sänger. ... Es geschah daß der so ost viel zu große schöie Saal gefüllt war. Wie kam das? In diesem seinen Sinz^n spricht der gan,ze Mensch Wüllner zum Zuhörer. Zunächst ein Stimmbildner der eigenen Stimme. Wie trefflich seine Bildungsaibeit, da die Stimme bis heran an diese Hochzahl der Jahre gebewillig, gebefreudig blieb. — Diese selbige Stimme ist ober auch gebemächlig. Man überlege: innerlzolb voller ziveier Eiunden 21 Lieder ohne größere Pause» vorgeivagen. Dabei läzonungslos gegen seine Kehle. — Und dann: diese Hochbil dung der Sprcchform. Wie viel« Sänger und Stimm bildner können bei diesem leuchtenden Borbilde noch heute in die Schule gehen? Hier Kon» der Lcruwillige di« Schönheit und seelffche Ausdruckskraft der deutschen Muttersprache kennen und bewundern lernen. Man sagt diesem S p re ch meistcr — wir kennen bis heute keinen ziveiten von dieser Meistersckiaft — so oft nach, daß seine Sprechkunst seine Tonbildungslnmst überrage. Wir teilen diese Ansicht nicht. Die Grohzahl der Sänger — mit und ohne Namen — hat bi» heute geglaubt, daß der Mensch von Haus ans sprechen könne. So etwas lerne sich von selbst. Wüllner beherrscht die Kunst der Lauibildung in einem Grade, daß man zu ihm ganze Biihncnkörperschaslc» i» die Schule geben möchte, daß man wieder einmal !m Schau spiel hären könnte, was Sprechen heißt. Der Sprech schlendria» auf unseren Bühnen ist derart groß »nd alt. daß man schließ lich heilfroh ist. wenn man die Darsteller überhaupt nur »er steht. Daß ma» „auch" für die Bühne der Gegeuuxirt eine Sprechkunst fordern darf, sie fordern muß, lehnt der Bühnen- hcld von heute grundsätzlich ab. Das Schlag- und Schlager- artige des Spieles ist das Ideal unserer nieisien Schauspieler geworden. Ter Jammer könnte einen mitunler packe». . . . Franz Wüllner durchdvingt seinen Liedvorirag mit dem Geist des Mihnendarstellers. Hier hat man allerdings mit unter das Empfinden, als ob er in dieser Hinsicht das Musika lische übersämtlele. Dies will nur gellen lezüglich des Gra des der Mimik. Ganz entbehre» wollen wir sic nicht. Er illustriert damit den .Hergang. Ten äußeren — vor allein den inneren. Wüllner trug vor Lieder von Beethoven. In seiyem lffeiste und lei seiner Technik des Vorlrags entfalteten sie. die vielübersehcne». ihre leuchtende Seele. — linier den Kindcr- totentiedern eines Gustav Mahler wuchsen sich die beiden letzten aus zu erschütternden Seeleugemälden. Und seine Schu lerllieder? . . . Nie vorher fanden wir uns beim Singen von Sctpibertlieber» derartig geivaltsam z» der Frage veranlaßt: wie ist es möglich, daß «in Mensch bereils in so jungen Jahren wie Franz Schubert das Leben in seiner Lust — aber, und vor allem in seiner Qual so unsagbar ties z» erfassen vermochte? In dieser Hinsicht läßt Schubert aus Strecken selbst einen GoeHe hinter sich. Äüis muß dieser Mensch alles gelitten haben! Erschüttert geht ma» hiniveg von dieser Ställe, wo im Lied ei» Genius de» andern grüßte . . . Der überaus stark und herz lich gefeierte Sänger tat recht daran, daß er seinen künstlerische» Freund und Hochgericht eien Weggenossen am Instrument mit an dem'brausenden Jubel dieses denkwürdigen Abends teilnehmen ließ. Coenrad v. Bos ist „der" Wüllner Begleiter. Es nmr ein seltener Genuß an sich, diesem feinfühligen und tiefempffn- denden Meister am Flügel zu lauschen, bis der leßte „Blüten- klang" grüßend verhauchte. . „ Ein überaus werl-vvller Abend. Dr. Hugo Löbmann. Dresdner Lichtspiele Capitol. In der Reihe der beim Publikum rasch beliebt ge wordenen Toiisiliiioperellcn nimmt die Csikasbaroneß zwar keine Sanderstelluiig ein. aber sie erfüllt ihre» Zweck, zu unterhalten, recht gut. Das macht nicht zuletzt die ungarische Milieuschilde rung in Bild und Tan. Man sieht die Pußta, Pferdeherden, die kleidsame Tracht der Csikos, ungarischen Dotkstrubcl. Dac- allcs ist, was den natürlichen Rahmen aniangt, sehr echt und interessant. Die eigentliche Handlung, die immer wiederkehrcnde Geschichte der gezähmten Widerspenstigen, darf man freilich aus Lebensechtheit nicht so genau untersuchen. Doch Gretl Thei mer, die ihren Erfolg aus den „Herzen im Dreivierteltakt" wiederholt, und Paul Vincent i in den Hauptrollen wissen durch flottes Spiel diese Mängel abzuschwächen. In Episoden rollen gefallen weiter Ernst Verebes, Ida Wüst, Julius Falken stein und Albert Paulig. Zum Schluß sei noch erwähnt, daß die Musik zu der Operette von einem echten Zigeunerorchester ge spielt wird, und so was hört man halt immer wieder gern. Kammer-Lichtspiele. Hier war dieser Tage die Verfilmung der Novell- „Die kleine Veronika" von Felix Salten zu sehen In diesem „Unschuld" betitelten Film führte Küthe von Nagy, unterstützt von ihren Mitspielern, eine mehr als un glaubwürdige Rolle selbst in jenen Situationen glaubhaft durch, die lebenswahr zu gestalten sich Autor und Regisseur vergeblich bemühten. Selbst wenn der Film vor den Gefahren der Groß stadt warnen wollte, könnten wir uns die Art und Weise, in der das geschieht, anders vorstellen. Oder ist das landläufiges Schick sal, wenn ein noch Kindhaftes Mädchen, das vom Land in die Großstadt kommt um gefilmt zu werden, im Anschluß an die Feier im Trubel seichter Vergnügen und Gesellschaft fällt? — Ein Wort noch über die Verwendung sakramentaler Zeremo nien im Film. Katholiken müssen Szenen wie die Firmung im Wiener Stephansdom peinlich empfinden. Aus eigenem Er leben kennen wir die unvergeßlich erhebende Stimmung, die weihevolle Atmosphäre, in der sich die Feier vollzieht. Wir wün schen sie nicht im Film zu sehen, dessen Handlung sich >m zwei felhaften Milieu abspielt. Und diesen Eindruck verwischt auch der letzte Weg des verzweifelten Mädchens durch wunderbar« Landschaften nicht