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Sächsische Volkszeitung : 16.10.1930
- Erscheinungsdatum
- 1930-10-16
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-193010166
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19301016
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19301016
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1930
-
Monat
1930-10
- Tag 1930-10-16
-
Monat
1930-10
-
Jahr
1930
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 16.10.1930
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bei M. 29 d. Dir Aend«rungen aber sind nicht so bedeutsam, bah man hier von einer neuen Type sprechen könnte. Es wurde im „Berliner Tageblatt" di» Frage aufgeworfen, „ob nicht prinzipiell sämtliche neuen Flugzeuge zuerst im Frachtverkehr verwendet werden sollten, ehe man ihnen Passagiere anver traut". Soweit dies möglich ist. sollte man dieser dankens werten Anregung stets folgen, zum Teil geschieht dies wohl auch schon seit langem, so sind z. B. gerade Messer schmitt.Flugzeuge vorher im Frachtoerkehr eingesetzt worden! Da es nur wenig Frachtstrecken gibt und diese teilioeise in der Nacht betrieben werden, ist der Vor schlag allerdings nur in beschränktem Maste durchführbar, zu mal Hindcrungsgründe anderer Art noch hinzutretcn. ll e b r i- >ens, welche Dienstzeit im Frachtverkehr er- cheint ausreichend? Entscheidend bleibt, dast überhaupt ede Maschine, ehe sie in den Dienst — einerlei ob Post-. Per- oncn. oder Frachtverkehr — eingestellt wird, grundsätzlich so lange geprüft ist. bis sie völlig vcrkehrsreif erkannt ist. Dies geschieht offenbar, wenigstens sind Klagen hierüber dem Verfasser nicht bekannt geworden. Nachträglich stellen sich zwar hin und wieder bei der allgemeinen llnfertigkeit des Weltflug- wcsen« noch kleinere Mängel heraus: diese könnten sich aber selbst nach einer längeren Frachtdlenstzeit noch im Passagier dienst zeigen. Das M e s s e r sch m i tt » F l u g ze u g genannten Muster, wird allgemein wegen seiner bril lanten aerodynamischen Eigenschaften und sei ner Leistungsfähigkeit gerühmt. Die maximale Geschwindigkeit beträgt etrva 219 Kilometerstunden. Selbst bei sehr stark gedrosseltem Motor — diese Fähigkeit ist für sicheres Arbeiten dev Triebwerkes äußerst wichtig — macht die absolute Geschwindigkeit noch 142 Kilometerständen aus. während die Landegeschwindigkeit bei rund 89 Kilometerstunden liegt. Die „Nordbayerische Vcrkehrsflug-A.-E." verwendet unter 22 Flug zeugen 19 Messerschmitt-Maschinen, mit denen sie zwei Mil lionen Kilometer bereits zurllckgelcgt hat. ohne seit 1927 einen Unfall mit diesen Typen gehabt zu haben. Sicherlich ein Beweis für den beachtlichen Sicher heitsgrad. der im Luftverkehr trotz bedauerlicher Unfälle sck>oir erreicht ist. Das Exemplar v 1939 war neu. Dlen schlichem Ermessen nach Ist das Unglück nicht auf einen Material- oder Konstruktions fehler zur iickzu führen. Mit absoluter Sicherheit wird sich bei der eingetretenen Zerstörung und der Tatsache, dast leider alle Insassen tot sind, die Ursache wohl nicht feststellcn lallen. Als der Führer in vorsichtigem Hinblick auf die nicht günstigen Ausschivebevcxhältnisse bei der Landerichtung jenes Tages in flachem Glcilsliig zum Niedergchcn sich anschickte, scheint Id 1939 in dieser bedrohten Situation, noch dazu in ver- hältnismästiq geringer Höhe, gepackt und zerstört worden zu sein von einer Naturgewalt.' die sich aus dem Wetter fener Stunde und gleichzeitig aus den besonderen lokalen meteorologischen Verhältnissen entwickelt hatte. Der in den nächsten Tagen zu erivartcnde offizielle Bericht der D. L. H. dürfte diese Grund- auffallung wohl durch Darbietung von Einzelheiten bestätigen. Es must noch hervorgehoben werden, dast die Un glück n m a s ch i n e vor E i n st e l l u n g in den Luft verkehr von vier verschiedenen Herren ge. prüft wurde, und zwar von Sidow (Fabrikpilot), weiter von Köppen lDeutjche Bersuckssanstalt für Luftfahrt), ferner von Erich Pust feister Flugzeugführer bei der Dcntsäzen Luft- Hansa) und schließlich vom Fluglavitän Franz Pieper (Ein flieger bei der Deutschen Luft-Hansa). Sämtliche Herren ivarcn — man darf wohl sagen — austerordentlich befriedigt,' besonders wichtig war das günstige Urteil des Einfliegers der Deutschen Lust-Hansa. Franz Pieper, weil er als Lclztvcrantwortlicher die Maschine geprüft hatte. Er sprach sich recht lobend und an erkennend über das Flugzeug aus. Im Gegensatz zu dieser Tatsack)« konnte man in einem Blatte folgendes lesen: „Das verunglückte Flugzeug war erst am vergangenen Sonnabend von der Lust-Hansa übernommen worden, und die Lustreise nach Dresden—Prag war sein erster Verkehrs fluss. Bei der Uebcrnahme hatte der Einflieger der Luft- Hansa, nachdem er mehrere Probeflüge absolviert hatte, er klärt, dast man die Maschine i» dicscin Zustand nicht auf die Reise schicken könne: der Motor arbeite austerordentlich hart und offenbar passe auch der Propeller nicht zum Flugzeug. Vor allem habe das Flugzeug in diesem Zustand während des Fluges derartige Erschütterungen auszuhaltcn, daß es unbedingt nötig sei. gewisse Aenderunoen vorzunehmen. Offenbar haben aber andere Sachverständige die Einwände des Fliegers nicht geteilt, sondern erklärt, dast das Flugzeug in seinem Ucbernahmczustand ruhig aus die Reise geschickt werden könne." Alan stelle sich vor. dasz ein guter Freund oder ei» naher Verivandtcr eines Verunglückten das Blatt zu Erficht bekommt. Wie wird er aufs tiefste empört sein über die Leichtfertigkeit oder gar Gewissenlosigkeit, die er aus der Notiz vermutlich herauslcsen wird, za must, falls er nicht zufällig Fachmann ist. Fluglavitän Pieper hat nun folgendes zu Proto koll gegeben und an die betreffende Zeitung geschickt: 1. Es ist unrichtig, dast da, verunglückte Flugzeug erst am vergangenen Sonnabend von der Lufthansa übernommen morden war. Richtig ist vielmehr, dast dieses Flugzeug am 21. Sep tember 1939 in Augsburg durch den verunglückten Flugzeug führer Pust von der Fabrik übernommen und nach Tempel- Hof überführt worden war: am Sonnabend, den 4. Oktober 1939 fand dann unter eingehender Nachprüfung da fliegen durch mich zum Zweck de betrieb statt. Na>h° dcr llebergabe an den Strecken- Schwindel." Ich habe zwar absolut nicht die Absicht, Be kehrungsversuche anzustcllcn, verteidige mich abgr. mit dem Rüstzeug, mit dem ich auch die Kinder im Unterricht zu versehen habe. Was ich am meisten zu hören bekomme: «Ich sage. Mensch ist Mensch, ob er Katholik, Jude oder Heide ist. Meinetwegen kann jeder sein, was er will. Wir glauben doch alle dasselbe!" Also: religiöse Gleichgültig keit, die leider auch bei Katholiken sehr weit gediehen ist. Wie wohltuend berührt dagegen das Verständnis, das der Bonifatiusverein der Arbeit der Wanderlehrer ent- gegenbringt. Der Bonifatiusverein leistet Praktisches, nicht mit guten Worten, nein, er hilft uns durch die Tat: er zahlt freiwillig Wegegelder (dem Staat fehlen die Mittel dazu, wie ausdrücklich ;u lesen ist!), er stellt Beförderungs mittel spendet Weihnachlsgaben und leistet sonstige geld liche Unterstützungen. Mit großer Freude nimmt der Wanderlehrer diese Zuschüsse des Bonifatiusoereins in Empfang, sieht er doch, dast man nicht achtlos an dem vorübcrgeht, was er zu schassen hat. Gebrauchen kann er jederzeit jede gütige Zuwendung, sei es, um wetterfeste Kleidung z» beschaffen oder zu ergänzen oder nötige Re paraturen am Fahrrad oder Motorrad vornehmen zu lasten. Dem Bonifatiusverein für seine tatkräftige Hilse ein herzliches „Vergelts Gott!" Wir Wanderlehrer aber wollen unserer heiligen Kirche die Treue halten, wollen nicht schimpfen, wenn uns der Regen uusweicht »nd zu den Schuhen herausfliestt, wenn uns der Frost erstarrt oder der Sturm umpeitscht! Wir wollen uns nicht wankelmütig machen lasten durch Frei religiöse oder religiös Gleichgültige! Ja, wir wollen stolz sei», auch etwas für unser» Heiland urU» seine heilige Kirche leiden zu -ürsen wie echte AposteU 2. Es ist «»richtig, vast ich der „Einflieger" der Lust. Hansa, erklärt habe, daß man die Maschine in diesem Zu stand« nicht aus die Reise schicken könne. Nichtig ist vielmehr, daß ich eine derartige oder auch nur ähnliche Acuszerung kcineslvegs, nicht einmal andeu tungsweise. gemocht habe, und daß ich gegen den Einsatz Be ^ der Maschine in den Pasiagierbetricb keine Bedenken batte. 3. Es ist uiirilyrig, vasz ich erklärt habe, vor allem habe das Flugzeug i» diese,» Zustande während des Fluges der artige Erschütterungen auszuhalten, dast es unbedingt nötig sei, gewiiie Aenderunge» vorzunehmen. Richtig ist vielmehr, dasz ich Aeusterungen in diesem Sinne nicht getan habe: ich Hab« vielmehr die Maschine in ihren fliegerischen Eigenschaften austerordentlich gelobt. 4. Es ist unrichtig dag offenbar andere Sachverständige meine „Einivandc" nicht geteilt, sondern erklärt haben, dast das Flugzeug in seinem Uebernahmczustand ruhig auf die Reife geschickt werden könne. , Nichtig ist vielmehr, dast Ich derartige EinwSnde gegen eine Uebernabme in den Verkehr nicht vorgebracht habe und auch nicht hatte; infolgedessen warmes zu einer uirter^' tuschen ande Numm« ied- mir liche» Meinung zwischen anderen Sachverständigen un überhaupt nicht gekommen. Wegen des etwas harten Laufes des Motors bei Vollgas — übrigens eine Aeußerung, die vielleicht wohl mehr Emp findungssache als mathematisch)« Feststellung sein mag — hat der Werkstättenleiter in Staaken. Herr Fritz Flohr^sowobl den Vergaser wie den Sitz des Propellers durch einen Motorspezia- listen Nachsehen lassen, ohne dast etwas gefunden wurde. Man fragt sich, wie können so gänzlich falsche Dinge in einem großen angeseh«nen Blatte gedruckt werden. Das hängt zum Teil mit der vorher errvähnten Kompliziertheit der Materie zusammen, die es erleichtert, jemanden hinter das Licht zu rühren, indem man ihm durch Verabreichung von o r e i pr o z e n t i g e n Wahrheiten ein zwar plau. sibel erscheinendes, aber völlig unzutresfen- des Bild entwirft Usinrielr Uemrner: ?erlfi8eker tauclreir ins IVleer Lolomlro, ilie kerlenstsät — kekre» »I» Koni«« ruriietc - Leitier tsuokoi» in» User unä Ois iVettkakrt um üeu I-olm Meine Tischnachbarin, die schöne Mrs. Love, die gleich mir auf dem Wege nach Australien war, hatte es fertiggebracht, für uns beide eine Fahrtunterbrechung in Colombo durchzu sehen, noch mehr: sie hatte es erreicht, daß uns der Kapitän des kleinen aber feinen Regicrungskuttcrs „Nautilus" in der Zwischenzeit mit nach der Perlenstadt führte, wo seit langen Jahren die Fischerei eben wieder neu ausgenommen worden war. Denn man hatte eine Perlbank entdeckt. So dampften wir schon am nächsten Nachmittag wieder aus dem lieblich buntbewegten braunen Hafen hinaus, über den sich die weiße Welle englischer Emigranten ergossen hatte, steuerten nordwärts der historischen alten Bucht zu an der Festlandspitze, dem Riff, das kein gewöhnliches rotes Korallenriff ist, sondern ein Pcrlenfclsen. Uns schien, als führen wir einem Märchen entgegen. Die „Nautilus" ist schon beinahe eine Jacht. Man ißt und plaudert unter dem lustigen Sonnendeck: schläft in wohl- vcntilierten Kabinen — in diese zogen wir uns wohl bald zu rück, denn das Wetter war stürmisch, und der leichte Kutter schaukelte heftig. Um 4 Uhr früh raffelte der Anker hinab. Wir liefen an Deck, es war schwüle, blaue Nacht, in die die Sterne goldene Pfeile schossen, grüne und rote Lichter tanzten in der schwarzen Flut; zwei andere Kutter lagen da, die die Perlfischerflotte im Schlepptau zur Stelle hinausgezogen hatten, wo der Schatz z» heben ist: der Schmuck, der Traum des Menschen, die Sehnsucht der Frau, die Perle. Eine Stunde später saßen wir beim Chola Hazri, dem Vor- frühstück, an Deck und Warzen Bananenschnlen in das Pcrlmeer. Die See hatte sich beruhigt und glänzte wirklich perlmuttern im lauen Morgengrau. Und. ja, man hätte denken können, daß das eine Regatta sei in einer langen Linie, alle diese Segel- barken. Das heißt, es wäre sozusagen eine Kostümregatta, ein historisches Schauspiel gewesen, wenn diese Barken jetzt alle um die Wette losgescgclt wären. Es waren lauter Barken, oie zwar nicht dem Alter, aber der Bauart, dem Takclwerk, den Segeln nach dreitausend Jahre zurückdatierten. Hier hat man, so erklärte der Kapitän der Tee schlürfenden Mrs. Love, schon vor dreißig Jahrhunderten in ganz derselben Weise nach Perlen gesischt wie heute, wieder zum ersten Male. Damals waren es abwechselnd die südindischcn und die Inselpotentaten Cey lons, die die Perlen heben ließen, und viel, viel später waren es die Portugiesen, und auf deren Fersen, wie immer, waren die Holländer gefolgt, und hinter diesen her waren stets die Eng länder. Heute fischt die englische Regierung. Ihr gehören die drei Kutter. Cie dirigiert den Fischzug. Sie versiegelt die Perlmuschclsücke. Sie entlohnt die Taucher. Cie läßt die Perlenmuscheln verauktionieren. Und sie verdient jedesmal eine halbe Million Rupien (also eine Viertelmillion Dollar) an dem Geschäft. Das Schauspiel beginnt. Wir nehmen Operngläser zur Hand. Die Barken sind bemannt mit 25 bis 35 Mann, davon sind die Hälfte etwa Taucher, wirkliche Perlsischer. Es sind entweder Araber oder Tamilen, auch wenige Moorländer. Die Araber sind die geschickteren, die Tamilen die aufgeregteren. Die Taucher klettern paarweise über die dicken, hohen Schisss- wänd^. Sie ziehen Luft ein und setzen sich einen Nasenklipper auf, der die Flügel zusammcnhält. An zwei Seilen, die der Tauchleiter hält und dirigiert, tauchen sie hinab. Der Fuß steht auf einem hohlen Sattelstein an dem einen Seil, am andern hängt ein Bastsack, wie ein Einkaufskorb: die Sammelstelle der Muscheln. Sie tauchen hinab wie Bettler, wie Könige tauchen sie mit Schätzen auf. Fünfundzwanzig Sekunden bleiben sie unter Wasser, der eine aber fast zwei Minuten: ich hatte die Uhr in der Hand. Ab und zu wird am Strick gezogen. Das heißt: Hinauf! Gleich darauf kommen kurz geschorene, sehnige, braune Gestalten, an denen das Meer herabperlt, luftschnappend über dem Mcerspiegcl herauf. Ein paar Wcißbärtige sind auch mit dabei: tauchende Greise. Und in den Körben sieht man etwas schmutzig Eraugrünbraunes: die Muscheln, die Perl austern: verschlossen, und wie es der Zufall will, wie die aus gestreckten Fäuste, die man dem Spieler zum Hasardschlag hin hält. enthält die eine nichts, in der anderen aber liegt das Gold, das perlmutterschimmernde bleiche Gold, die Tränen der Nereiden, die Sehnsucht der Frauen, die Perle. Der eine hat wenige, der andere hat viele Perlmuscheln, einer rastet, der andere taucht gleich wieder hinab, immerzu: unten liegt der Preis. Wohlan, tauchender Kuli, hebe ihn. hebe ihn! adout skarüs?", sagte Mrs. Love, ihre Zigarette aus dem Mund nehmend, zum Kapitän. Ja, die Sharks, die Hai fische, sind sehr rücksichtsvoll. Man fürchtet sie, im Grunde ge nommen, wenig. In früheren Zeiten gab es Sharkcharmers, Haisischbanner, Zauberer, die die Raubfische vermöge ihrer okkulten Kräste in Schach hielten oher zu halten glaubten. Heute steigt man beherzt in die Tiefe, fünf Faden, acht, neun Faden tief. — ..Uebrigens. sehe» Sie, was der Manu im dritten Schiffe um den Hals gebunden hat, und der andere, kahl- köpsige, hier unten um den Arm: das sind Koransprllche." Wir hörten noch, daß die Perlmuscheln zweimal des Jahres „Brutzeit" haben, die Larven schwimmen hilflos im Mrer herum, verankern sich dann vermittels ausgestrecktcr Fühler an Felsen oder andern Muscheln und verkapseln sich allmählich schließlich von dieser schnöden Welt ab. Nichts dringt In die Ein samkeit des Muscheltieres Es ist eine Welt für sich. Wenn aber doch ein Fremdkörper sich in dies verschlossene Dasein stehlen will, ein Sandkorn des unendlichen Meeres oder ein nichtsnutziger frecher kleiner Wurm, so isoliert ihn das Muschel tier, trennt ihn von sich und aller Welt ab und versetzt ihn in die noch größere Einsamkeit des Todes. Es spinnt ihn in eine undurchdringliche Hülle ein, ein erstarrendes Sekret legt sich um ihn herum, versteinert ihn, mumisiziert ihn. glorifiziert ihn, hält den frechen Eindringling in ewiger Pracht fest umschlossen, baut einen unsterblichen Sarkophag um den armseligen Wurm, macht einen Schatz aus ihm, einen Schmuck, einen Menschen traum. die Perle. Dann hatten wir das rosarote Sonncngcwölk Im Rücke,r und trieben auch wir mit den braungclben, seltsam geschweiften Segeln der Vorzeit in den flachen Hafen. Es war jetzt wirklich eine Regatta. Denn wer zuerst kommt seinen Säcken, den von der (weißen) Regierung versiegelten Säcken, in das Compound, den Stapelplatz der Muschelsücke, wo die Lagerplätze mit den Nummern der Schisse übereinstimmen, der mahlt zuerst, bekonnn- als erster den Lohn: ein Drittel der Beute (von dem er freilich noch allerhand Kosten zu zahlen hat, was der Kapitän uw- erwähnt ließ. Das großartigste Tableau ist abends zu sehen im Gerichte Hof. Da sitzen bärtige, braune Händler mit schlauen Gesichtern ihrer selbst, ihrer Geschäfte sicher, förmlich getränkt in den schlüpf rigen Wassern des Gcschachers, unbeirrbar auf ihrem Weg zum goldenen Kalb. Und unter dem Thronhimmel sitzt der weiße Gott, Englands Vertreter, der Agent, der Oberschacherer. Fünfund« vierzig Rupien das Tausend Muscheln, fünsundfünszig, fünfund« siebzig zum ersten, zweiten und dritten! Nimm und zieh hi» damit, die Regierung sucht nicht nach der Perle, sie hat in dem schlechten, stürmischen Fischzug dieser Tage sechzehn Millionen Perlmuscheln heben und losschlagen lassen! Sie verfährt groß zügig, das kann sie sich leisten. Sie will nichts mit den Perlen zu tun haben, sie will nur bas Geld. So wandern sie durch braune Hände, sie wandern durch das arme Morgenland, nach reichen Fürstenhöfen, sie wandern in bunte Bazare, sie wandern in verborgene Schatullen, die wandern über Länder und Meere, denn es glänzt so schön an der braunen Haut, denn sie ist der edelste Schmuck, der Traum des Menschen, die Nereiüenträne, die Perle, die Sehnsucht der Frau. Oer Volkerkunä keabsielLtLZl: eine Kalenäerrekorin Seit geraumer Zeit trägt sich der Völkerbund mit dem Ge danken. den bestehenden Kalender zu reformieren. Zu diesem Zweck ist eine Kommission ins Leben gerufen lvorden, der u. a. auch Vertreter sämtlicher Religioiisgcmcinscl>aften angehören, weil bei einer Kalendcrreform neben pädagogischen und wirt schaftlichen auch wichtige religiöse Fragen mitfvielen. Den Re gierungen. die Mitglied des Völkerbundes sind, und wichtigen internationalen Verbänden hat der Kalenderausschuß Frage bogen zugestellt mit dem Ersuchen, sich zu der beatllichtigten Reform näher zu äußern. Ein erheblicher Teil der Befragten soll seine Antworten bzw. Vorschläge schon eingereicht haben. Sie sind von der Kommission in zwei Gruppen cingeteilt worden unter der Bezeichnung „Plan 8" und .Plan O". Fast alle Antworten enthalten eine Kritik des gegenwärti gen Kalenders, der als unzureickzend bezeichnet wird, weil 1. das Kalenderjahr unbeständig ist. 2. die Tageszahl der Monate ver schiede,, ist, 3. das neue Jahr nicht an ein und demselben Tage beginnt. 4. das Monatsdatum immer auf verschiedene Tage fällt, 5. das Osterfest beweglich ist usw. usw. „Plan 8" und „Plan L" stimmen darin überein, daß beide den 395. Tag im Jahre besonders bezeichne», etwa mit „Blanko- dann sollen zwei „Blanko"- tag". Ist es aber ein Schaltjahr, dann sollen zwei „Blanko"- Tage eingeführt werden. Durch diese Neuerung würde das Jahr stets an ein und demselben Tage beginnen. Im weiteren aber weichen die Vorschläge voneinander ab. „Plan 8" ist für die Beibehaltung der Jahreseinteiluno in 12 Monate, und zwar sollen drei Monate ei» Quartal bilden: die ersten zwei Monate enthalten je 39. der dritte aber 3l Tage. Dagegen sieht „Plan L" radikalere Neuerungen vor. Er fordert di« Ein teilung des Jahres in 13 Monate zu je 28 Tagen. Der 13. Monat soll die Bezeichnung „Connenmonot" erhalten und zwischen den Monaten Juni- Juli eingefügt werden. Die Ver wirklichung dieser Projekte bleibt noch avzuwarten den» die Aeußerungen der Vertreter der Religionsgemeinschaften find bislang noch nicht eingelaufen. - Erscheint 6 Mo Weil- und der »Et. Benno-BI grau", ,«erz> schau". Mow Dtnzelnuinmei Haupt! «»schiisi für Verla, Pollersirc L703. 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