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Nummer 211 — 2S. Jahrgang Erscheint «mal wüchil. mit Mustr. Gratisbeilagen.Heimat und Well' und der kinderbeilage.Frohmut', sowie de» Textbeilagcn ,Gt. Benno-Bia»', .Unterhaltung und Wissen'. .Die «eit der Frau', .«erzlllcher Ratgeber'. .Da» gute Buch'. .FNmrund» schau'. Monatlicher Bezugspreis 3 etnschl. Bestellgeld. Einzelnummer 1t» Z Sonnabend- u. Eonnlagnummer Et» Salchtichristletter: Dr. w. DeScztik, Dresden. twlkss Freikag» den 12. September 19L0 BerlagSoeti DreSdSt, reise: Die «gespaltene petit-eile St» 4. Familie,»« ellengksuche !tt» 4. Die petitretlamezetle. «i MN, Anzeigen außerhalb de» BerbreitungSgebieteS Briesgeb.»,»4. Im Fall, jede Berpslichlung aus Lieferung sowie . Austrügen u. Leistung v. Schadenersatz, Teil: Ara»» Ban gar», Dresden. iSeschüstSstell«, Druck ».Vertag - Germania, A^«. siir Verlag und Druckerei, Filiale Dresden, DreSden-A.I. Poiierslratze 17. Ferim,sLl0l2. Bostschecklonlo Dresden »70». Banttonto Stadtbant Dresden »lr. >U7l» Für chrislliche Politik und Kultur RevaMo» dsr S^i Fortschritt in -er Saarsrage? Die Defettigung -es Bahnschutzes sieht bevor Genf. 11. September. Die «in Dienstag vom Völkerbundsrat beschlossenen Aus- s ch u ß v e r h a n d l n n g e n in der Frage der Zurückziehung des internationalen Bahnschutzes im Saargcbiet wurden am Mittwochnachmittag anfgenommen. Von deutscher Seite nahmen an den Verhandlungen Reichsaußenminister Dr. Cur- tius, Ministerialdirektor Dr. Gaus sowie einige Sachver ständige teil, von französischer Seite Außenminister Briand, sei» Kabinettschef, ferner wohnen den Verhandlungen bei der Generalsekretär des Völkerbundes und der Präsident der Saar- regiernng W i l t 0 n. Die Verhandlungen haben zu dem vor läufigen Ergebnis geführt, daß der Ausschuß den Präsidenten der Taarregicrung Wilton beauftragt hat, in den nächsteit Tagen auf bestimmte Fragen einen Bericht zu erstatten. Tie ursprünglich für heute angeseßte Sitzung des Völkerbundsrales ist daraufhin verschoben worden. Der Ausschuß hat sich also auf den Standpunkt gestellt, daß die Saarregierung selbst di« Unterlagen für die Entschei dung liefern soll, ob eine sofortige Zurückziehung des Bahn- schuizcs möglich sei. Die von dem Ausschuß an den Präsidenten Wilton gerichteten Fragen werden geheimgehalten, sie sollen sich jedoch auf die Sicherung des Kohlcntransportcs sowie des gesamten Durchgangsverkehrs im Saargebiet durch die örtliche Gendarmerie im Fall einer Zurückziehung des Bahnschutzes beziehen. Paris, 11. August. Der Berichterstatter des Journal in Gens berichtet über die gestrige Fühlungnahme wegen der Ablösung der 250 fran zösischen Soldaten in, Saargebiet, der Vorsitzende der Rcgie- ruiigskommissio», Wilton. habe erklärt, das, es gor nicht schwie rig sei, diese Soldaten zurückzuziehen. Unter diesen Umständen würde die Annahme der deutschen Forderling am Freitag, also vor den Neichstagswahlen, angekündigt werden. Genf, 10. September. . Die 11. ordentliche Vollversammlung des Völkerbundes ist am heutigen Mittwoch- vormittag durch den Präsidenten des Völterbundsrates Zumeta (Venezuela) eröffnet worden. Iw Saale sind fünf Ministerpräsidenten und Ili Außenminister an wesend, darunter zum ersten Male der südafrikanische Minister- vräsident Hertzog. Jede Abordnung ist durch drei offizielle Abgesandte vertreten, Deutschland durch den Reichsaußen minister Curtius, Graf Bernstor ff und Ministerial direktor Gaus. Als Vertreter der anderen großen Mächte sicht man Briand, Hcnderso», Schober, den belgischen Außen minister, die drei Außenminister der Kleinen Entente und Polens, ferner Graf Appony, sowie auch den betagten italieni schen Senator Scialoja, der nach der plötzlichen Abreise des Außenministers Grandi seit längerer Zeit wiederum im Völker bundsrat seine Regierung vertritt. Die Tribünen sind über füllt. Einige hundert Pressevertreter sind anwesend. Kurz vor elf Uhr erklärte Präsident Zumeta, neben dem der Generalsekretär des Völkerbundes, Sir Eric Drum mond, Platz genommen hat, die elfte ordentliche Tagung des Völkerbundes für eröffnet. Er verlas die übliche Präsidenten rede, die die bisherige Tätigkeit, Verdienste des Völkerbundes, hervorhebt, sowie die Fortschritte des Völkerbundes preist und Hoffnungen für die Zukunft ausdriickt. Zum Präsidenten der 11. Bundesversammlung des Völker bundes wurde heute vormittag in geheimer Wahl der Erste rumänische Delegierte, Titulescu, gewählt. Von den 50 abge gebenen Stimmen hat Titulescu 40 erhalten. Genf, 11. September. Die Völkerbundsvcrsammlung hat gestern nachmittag die Wahl des Präsidialbüros vorgenommen. Zu Vizepräsidenten wurden gewühlt: Reichsaußenminister Dr. Curtius, Briand, Henderson. Matsudeira (Japan), Ouinones de Leon und Costa de Rels (Bolivien). Die bisherige Gepflogenheit, zu Vizepräsidenten die Ver treter der Großmächte und zu Ausschußvorsitzenden Vertreter der kleineren Staaten zu wählen, ist diesmal insofern durch brochen, als der Vertreter Italiens den Vorsitz des ersten Aus schusses übernommen hat. dessen Hauptaufgabe die Beratung des Iurislenberirhtes über die Angleichung der Völkerbunds satzung an den Kelloggpakt gilt. Auf der vorläufigen Tages ordnung des dritten Ausschusses steht als wichtigster Punkt die Prüfung der Entwürfe des Sicherheitskomitees. Dem vierten Ausschuß fällt u. a. die Behandlung der Reorganisierung des Völkerbundssekretariates zu. Dr. Curtius wird voraussichtlich erst in der nächsten Woche sprechen. Pilfu-fkis Willkür Die Oppostttoirssiihrer im Gefängnis l-"> <7> O Warschau, 11. September. Der Sonderausgabe des sozialistischen Hauptblattes „Ro- botnik" zufolge wurden in den gestrigen frühen Morgen stunden sieben frühere Abgeordnete und führende Persönlich keiten des Zentralem in Warschau verhaftet. Unter den Ver hafteten befinden sich der Vorsitzende des zentralen Vollzugs ausschusses der sozialistischen Partei Polens, Varlicki. der be kannte Ankläger des früheren Finanzministers Czechowitz, Dr. Liebermann, ferner Dr. Pragier und der Redakteur des „Robotnik", Dubais, sämtlich Abgeordnete der sozialistischen Partei. Schließlich wurden von der Wqswolenic-Partei der Abgeordnete Vaginski, von der Ptastenpartei Dr. Kiernik und von der Nationalen Arbeiterpartei Dcmski festgenommen. Die Verhaftungen erfolten auf besondere Verfügung des Innenministers Skladkowski. Dr. Kiernik wurde in einem Auto in unbekannter Richtung abgeführt. Diese aufsehen erregenden Verhaftungen haben in politischen Kreisen die größte Erregung hervorgerufen. Bis zum Augenblick ist von behördlicher Seite noch keinerlei Erklärung zu diesen unge wöhnlichen Vorgängen erfolgt. Man nimmt an, die Regierung habe auf diese LDeise durch die Verhaftungen in ihrer be sonderen Art die gestern endgültig erfolgte Bildung des Zentro- linksblockes, das sind Mittel- und Linksparteien, beantworten wollen. Zm letzten Augenblick verlautet, daß ähnliche Ver haftungen von Abgeordneten des Zentrolcw auch in der Pro vinz vorgenommen wurden. ! Außerhalb Warschaus wurden bis jetzt noch sechs weitere frühere Abgeordnete des Zentrolew festgenommen, darunter der bekannte Führer der Piastenpartei, Witos, der im Augen blick, als er in einem kleinen Bahnhof in Ostgalizien dem Warschauer Zug entstieg, von der Polizei verhaftet wurde. Außerdem wurden in Warschau noch zwei andere frühere Ab- geodnet« verhaftet, darunter ein Nationaldemokrat, der dem Zentrolew nicht angehört. Ferner verlautet aus Ostgalizien, daß dort in der vergangenen Nacht in einer Reihe von Ort schaften gleichfalls Verhaftungen von führenden Ukrainern vor genommen wurden, darunter vier frühere Abgeordnete, denen n. a. die Zugehörigkeit zur ukrainischen geheimen militärischen Organisation zum Vorwurf gemacht wird. Wie zu den Verhaftungen noch bekannt wird, fanden diese gleichzeitig zwischen 2 und 3 Uhr nachts statt. Die Abge ordneten wurden aus den Betten geholt, wobei es zu dra in a - tischen Szenen kam. da die meisten von ihnen an einen Verhaftungsbefehl nicht glauben wollten und annahmen, dein Versuch eines Ueberfalts von ..unbekannten Leuten" gegenüber zustehen, wie er vor kurzen» auf den Vizesejmmarschall Doinb- ski verübt wurde. Der Kurier Warszawski weiß zu berichten, daß die Polizei im Sejm die Türen aufbrechen mußte. Tie Verhafteten seien in Automobilen in unbekannter Richtung weggebracht morden. — Das ABC berichtet, der Abgeordnete Barlick! habe, als die Polizei die Tür seines Zimmers im Sejmhotel anfbrach. im Glauben, daß Banditen bei ihm einen Einbruch verüben wollten. Hilfe. Räuber!" znm Fenster hin- ausgeschrien. Die Sejmwache eilte herbei, wurde aber von dem starken Polizei- und Geudarmerieaufgebot nicht in das Zimmer des Abgeordneten hineingelassen. Die Regierungspresse teilt mit, daß die Verhafteten sich in einem Gefängnis in der Provinz befänden: es wird aber nicht berichtet, in welchem. — Seitens der oppositionellen Presse wird darauf hingewiesen, daß die Haftbefehle nicht von der Staatsanwaltschaft, sondern vom Innenminister unterzeichnet waren. Dies wird als Verletzung des Artikels 07 der Verfas sung bezeichnet, demzufolge Haussuchungen und Verhaftungen nur auf Anordnung der ordentlichen Gerichte und nur. falls die Befürchtung einer Verwischung der Spuren eines begangenen Verbrechens voriiege, vorgenvmmen werden dürfen. Der Ausschuß des A d v 0 k a t e n v e r b a n d e s trat heute zu einer Sitzung zusammen, auf der eine Entschlie ßung angenommen wurde, in der gegen die ungesetz liche Verhaftung der Abgeordneten-Rechtsanivälte Dr. Liebermann. Dr Kiernik. Dr Dembski und des Senators Dr. Pragier Protest erhoben wird. Die Entschließung ist dem Iu- stizminister Car übermittelt worden. Die gesamte Opposttionspresse wurde gestern nachmittag in Warschau beschlagnahmt. P-pN Plus XI. über Religion und Politik „Jeder Katholik muß sich um Politik kümmern", mahnte Papst Pius X. Aber mehr und mehr kann man in der heutigen Zeit die Wahrnehmung machen, daß sich weite Kreise, vor allem auch christliche, von der Politik abkehren und ihre staatsbürger lichen Pflichten vernachlässigen. Und doch hat die Anteil nahme an der Politik im Sinne der Arbeit für das Ge meinwohl Papst Pius XI. als eine der vornehmsten Christenpflichten bezeichnet und sich darüber bei einer Audienz der „Circoli Universitari Cattolici" Ende Dezember 1927 in sinniger und klarer Weise ausgesprochen: ..... Ein ande rer Reflex drängt sich hier auf bezüglich des Anteils, den die jungen Akademiker an der Politik nehmen sollen! Wenn sie aber ihr Studium den genannten Argumenten widmen, legen sie die Basis zur guten, wahren, großen Politik, jener, die auf das höchste Wohl, auf das allgemeine Wohl abzielt, jene der „polis", der „civitas", jenes öffentlichen Wohls, das die suprema lex ist. nach der alle soziale Tätigkeit gerichtet sein muß. Und wenn sie das tun, werden sie eine der größten christlichen Pflichten begrei fen und erfüllen, weil mit der größeren und wichtigeren Art des Arbeitsfeldes auch die Pflicht zur Arbeit wächst. Ein solches Feld ist das Feld der Politik, weil es die Interessen der ganzen Gesellschaft betrisft. Unter diesem Gesichtspunkt ist das politische Arbeitsfeld das Feld der politischen Caritas: nichts ist ihm über legen als nur die Religion selber. In dieser (Oesinnung müssen sich die Katholiken und die Kirche zur Politik einstellen 1 weil die Kirche und ihre Vertreter in allen Graden dieser Vertretung, keine politische Partei sein können, die ihrer Natur nach auf eigene Interessen abzielt, selbst dann, wenn sie das allgemeine Wohl im Auge hat. doch nur das Prima ihrer besonderen Auf fassungen sieht." „Man muß sich eines Irrtums erwehren", sagte Pius XI. in der Ansprache au den internationalen Iugendkongrcß am 0. 0. 1925. „der sich in Augenblicken erheben kann, da wir, die Bischöfe und Laien. Politik zu treiben scheinen, mährend es in Wirklichkeit sich nur um Religion handelt. Denn wir handeln nur in und aus der Religion, wir verteidigen nur die Religion, wir Kämpfen für die Freiheit der Kirche, für die Heiligkeit der Familie, der Schule und der gottgeweihten Tage. In allen diesen und ähnlichen Füllen treibt man keine Politik, sondern die Politik hat Religion und Altar cmgetostet, da ist cs unsere Pflicht. Gott und seine Religion zu verteidigen, die er uns in seiner Gifte aiwertraul Hai. Das ist die Pflicht des Epi skopates und des Klerus, das ist auch eure Pflicht, welcher Na tion ihr auch angehören wöget, eure Pflicht, die euch auierlegt ist durch euer ruhmreiches Amt als Mitarbeiter der Apostel!" Tezz Christ, der eine Partei fördert und unterstützt, die die christliche» Belange schützt und wahrt, dient damit nicht nur dem Vaterlande, sondern auch der Religion '..Der ist kein Mann des Vaterlandes, der die Religion, diese» wichtigen Eckpfeiler Ser Gesellschaft, untergräbt", sagte der große Staatsmann Washing ton. — Ter Ht. Vater führte beim Neujahrsempfang der Vertre ter der deutschen Universiiätskirche Roms zu Neujahr 1928 als Beispiel „guter, ch ristlicher P 0 liti k" an. wie er in sei ner Jugend sich für die Kämpfe der Deutschen Zentrums partei interessiert habe, bei denen man mit wirklicher Be wunderung Rechtsanwälte, Mediziner und Wissenschaftler ge hört habe, wie sie in vollkommen politischem Milieu Angelegen heiten behandelt Hütten, die die Sache Gottes, des Gewissens und der Religion angingen, und zwar mit tiefer Kenntnis der Dinge und mit Adel der Gesinnung, mit der sie Bischöfe hätten behandeln können Politik ist von Religion nicht zu trennen: hinter jeder poli tischen Betätigung steht eine Weltanschauung, eine Religion: Glaube oder Unglaube. Die Katholiken, die für ikre Kinder die katholische Schule zu erwirken suchen, treiben, wie der Hl. Vater in der Enzyklika „Rappresentanti in terra" schreibt, keine Parteipotilik, sondern „religiöse, von ihren: Gewissen als unerläßlich geforderte Arbeit. Sie wollen damit ihre Kinder nicht etwa vom Körper und Geist des Volkes lostrennen, sondern sie auf die vollkommenste und dem Woble der Nation dienlichste Art dafür erziehen. Denn der gute Katholik ist gerade Kraft der katholischen Glaubenslehre auch der beste Staatsbürger, der sein Vaterland liebt und sich 0er in irgend eine gesetzliche Staats form gekleideten Staatsgewalt aufrichtig unterordnel". Der wahre Christ hat der von Gott gegebenen Autorität Achtung und der obrigkeitlichen Gewalt Ehrfurcht entgcgenzubringen. deren Nichtachtung infolge der Leugnung des Ursprungs des Rechtes und der Gewalt aus Gott dem Schöpfer und Lenker aller Dinge eingetreten ist. „Jesus der Herr hat aber nicht nur gesagt: „Gebet dem Kaiser, was des Kaisers ist", sondern er hat auch er klärt, daß er selbst in Pilatus die diesem von oben gegebene Ge walt ehre, wie er auch seinen Jüngern vorgeschriebe» hatte, daß