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Sächsische Volkszeitung : 12.09.1930
- Erscheinungsdatum
- 1930-09-12
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-193009128
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19300912
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19300912
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1930
-
Monat
1930-09
- Tag 1930-09-12
-
Monat
1930-09
-
Jahr
1930
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 12.09.1930
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Das Postscheckkonto der Sächsischen Zentrumspartei ist Dresden 1 1 2 5 5 1 (Apotheker H. Tränkner, Dresden). Denkt an unseren Wahlsonds. Parteifreunde! Ohne Wahlpuloer kein Erfolg im Kamps! Wer schnell gibt, gibt doppelt! Jede auch die kleinste Wahlspende ist willkommen! Millionen Arbeiter vor Arbeitslosigkeit bewahrt. Sie hat durch herzhaftes Handeln den Niederdruck) der politisch-parlamentarischen Demokratie verhütet. Deutsche Arbeiter und Arbeiterinnen! Es geht um Arbeit und Brot, um Familie, um Heimat, um deutsche Einheit und Freiheit! Darum! Wählt Zentrum! Liste S. Ter Vorstand des Reichsarbeiterbeirates der Deutschen Zentrumspartei. drerclen unll Umgebung Du kannst auch auswärts wählen! Dresden, 11. September. Wer am kommenden Sonntag, dem Tag der Neichstags- wahl, verreisen oder wandern will, darf trotzdem nicht auf das Wählen verzichten. Mit dem Stimmschein kann man an jedem beliebigen Orte Deutschlands das Wahlrecht ausüben. Man erhält diesen Schein im Lichthof des Neuen Rat hauses. Einwohnerschein oder Reisepatz sind dabei als Legi timation vorzuzeigen. Die Stimmscheine werden nur bis zum Freitag ausgegeben. Der Stratzenbahnbekriebwird eingeschränkt Die in Nummer 209 gebrachte Meldung über eine bevor stehende Betriebseinschränkung bei der Dresdner Straßenbahn wird von der Dresdner Strahenbahn-A.-G. nunmehr bestätigt. Man schreibt uns: Seit Monaten geht die Zahl der Stratzenbahnfahrgäste und dementsprechend die Einnahme zurück. Um diesen Einnahme ausfall durch Verminderung der Ausgaben auszugleichen und nicht zu anderen Maßnahmen greifen zu müssen, sind auf ein zelnen Linien Einschränkungen vorzunehmen. Am Dienstag, 16. September d. I,, treten da her folgende Fahrplanänderungen in Kraft: Die Linie 1 ver kehrt werktags nur bis Straßenbahnhof Frcital. Die Strecke Etraßenbahnhof Freital—Coßmannsdorf wird nur von der Linie 22 befahren. Die Linie 8 einschl. Kraftomnibus wird eingezogen. Die Linie 111 verkehrt werktags nicht mehr bis Strehlener Platz, sondern nur bis Georgplatz. Die Linie 13 wird werktags vom Albertplatz nicht mehr nach Waldschlößchen, sondern nach Neu städter Bahnhof geführt. Die Linie 21 verkehrt werk- und Sonn tags nur noch zwischen Gruna und Bahnhof Wettinerstraße. Auf den Linien 1, 7, 107 und 16 wird vormittags die Wagenfolge etwas geändert. Näheres ist aus den Haltcstcllen-Fahrplänen zu ersehen. : Ratssitzung. In der gestrigen Sitzung des Rates zu Dres den ehrte der Rat das Andenken des kürzlich verstorbenen, frü heren ehrenamtlichen Natsmitgliedcs Rechtsanwalt und Notar v. Müller-Berneck, dem Oberbürgermeister Dr. Blüher einen Nachruf widmete, durch Erheben von den Plätzen. — Die Be- ratungsgcgcnstünde betrafen in der Hauptsache Fragen des städ tischen Grundbesitzes, insbesondere Instandsetzungen und Woh nungseinbau in städtischen Grundstücken. — Der Rat hat be schlossen, zu Ehren des verdienstvollen Oberturnwarts der Deut schen Turncrschaft, Max Schwarze in Dresden, eine neue Straße im Stkidtteil Dresden-Lockwitz „Max-Schwarze-Straße" zu benennen. : Ankleben von Wahlplakaten an Häuser, Zäune, Masten und das Bemalen der Häuser usw. mit Wahlaufrufen sind zwar im allgemeinen verboten. Gegen das Anbringen von Wahl- plakatcn und besonderen Einrichtungen für Wcch lp lokale in und an Grundstücke» mit Genehmigung des Grundstücksbesitzers wird polizeilich jedoch nicht eingeschritten werden. Die Plakate usw. müssen sofort nach der Wahl wieder beseitigt werden. : Budapester Aerzte besuchen die IHA. In Dresden trafen 30 Damen und Herren des Budapester Aerztevereins Magyar Orvosok Turista Egycsulete ein, um die Internationale Hygiene- l Das Studio In der gegenwärtigen Zeit hat das deutsche Kunst- lcben einen neuen Begriff geprägt: das Studio. Das Studio — eine Art Versuchebühne — soll ganz bewußt der Forderung und Erziehung des künstlerischen Nachwuchses dienen. Hier ist für den noch Unfertigen. Werdenden, die Möglichkeit ge schaffen. gehört und beurteilt zu werden, Selbstkontrolle zu lernen und zugleich nach außen hin eine Resonanz zu gewinnen. „Studio" ist mithin eine Einrichtung, in der noch das Experi ment, der Versuch gezeigt werden soll, in der auch das Unaus gegorene, Unklare an die Ocffentlichkeit gelangt. Gerade die heutige Zeit mit ihren wirtschaftlichen Nöten ist ja für de» jungen Künstler besonders schwer. Theater und Verleger haben selbst um ihre Existenz zu Kämpfen und müssen sich vor Experi menten hüten, sie können sich nicht verantwortlich hinter die Werke eines Jungen stellen, der seinen Wert erst beweisen muß. So wird denn das Studio zum Podium des künstlerischen Ver suches, zur freien Bühne des Nachwuchses, der allein als der Verantwortliche mitten im Rampenlicht steht. „Zeige, was du kannst" ist das Motto. Neben den Theater» und — neuerdings — den Filmateliers, hat auch der Rundfunk sein „Studio" eingerichtet, um ebenfalls talentierte Junge in die Oejfentlich- keit hinauszustellen. Gerade bei der geringen „arteignen" Pro duktion und dem Mangel an künstlerisch ivertvollen, technisch und akustisch wirksamen Hörspielen kann das Studio des Rund funks geeignet sein, junge Dichter mit den besonderen Möglich keiten und Eigenheiten der Sendebühne vertraut zu machen und sie. neben der Möglichkeit, zu allen zu spreck>en, für diese iunge. neue Kunst zu interessieren. Der Mitteldeutsche Sender hat im vergangenen Winter dieses „Studio" regelmäßig in den späten Abendstunden durchgeführt. Diese Zeit hat sich jedoch nicht als zweckmäßig erwiesen, einmal, weil der Hörer am Sziät- obend nicht mehr die Spannkraft fiir die Aufnahme neuartiger unbekannter Kunst aufbringt, andererseits auch, weil die Hörer des Studio meist eine kleinere Gruppe sachlich interessierter Menschen sein wird, die auch zu einer anderen Tageszeit am Apparat sein kann. Aus diesem Grunde ist für die Zukunft regelmäßig der Freitagnachmiltag (11.30 Uhr) für das Studio vorgesehen. Ausstellung zu besichtigen. Der Dresdner Ungarische Verein veranstaltete aus diesem Anlaß im Iohanneshof einen Empfang. : Die täglichen Verkehrsopfer. Am Dienstag gegen 20.15 Uhr wurde der 59jährige Maurer Richter aus der Comenius- straße beim Ueberschreiten der Canalettostraße von einem Mo torradfahrer überfahren und dabei so schwer verletzt, daß er bald darauf im Carolahaus verstarb. Er hatte einen schwe ren Schädelbruch und Oberschenkelbrüche davongetragen. Der Motorradfahrer wurde schwerverletzt ebenfalls ins Carlohaus ge bracht. — Auf der Bahnhofstraße in Dresden-Trachau war ein fünfjähriges Mädchen auf den Hinteren Teil eines im Hose stehenden Kohlenwagens geklettert, ohne daß es der Kutscher bemerkte. Der Wagen wurde zurückgeschoben, das Kind fiel herunter, wurde überfahren und so schwer verletzt, daß der Tod sofort eintrat. : Kommunistische Ausschreitungen. Am Mittwochnachmit tag kurz nach X-3 Uhr wurden zwei Männer mit nationalsozia listischen Abzeichen auf dem Postplatz von Kommunisten ange griffen und ihnen die Parteiabzeichen abgerissen. Es entstand ein großer Menschenauflauf, so daß Polizei eingesetzt werden mußte. Drei Bereitschaftswagen trafen kurz nach dem Zwischen fall auf dem Postplatz ein und mußten die Straßen von den Kommunisten teilweise unter Anwendung des Gummiknüppels räumen. Verlängerung der Kygiene-Ausslellung? Wie die Sächsisch-Böhmische Korrespondenz berichtet, er wägt die Leitung der Internationalen Hygiene-Ausstellung in Dresden eine Verlängerung der Ausstellung über den ursprüng lich für Mitte Oktober vorgesehenen Schlußtermin hinaus. Man möchte dadurch sowohl die Entlassung zahlreicher Angestellter, die bereits ausgesprochen worden ist, als auch die Unterbrechung der Tradition der jährlichen Ausstellungen in der sächsischen Landeshauptstadt vermeiden Außerdem hofft man natürlich, dadurch auch das finanzielle Ergebnis der Ausstellung zu ver bessern Unter dem Einfluß des schlechten Sommcrwettcrs und der allgemeinen Wirtschaftslage mar der Besuch in den letzten Wochen bei weitem nicht so lebhaft, wie man erwartet hatte, ob wohl die Anziehungskraft der Ausstellung sich namentlich gegen über dem Ausland durchaus erwiesen hat. In der Ausstellungs leitung hofft man, durch eine Verlängerung der Ausstellung einen Fehlbetrag ganz zu vermeiden und im nächsten Jahr so gar einen Ueberschuß erzielen zu können, da Neuanlagen natur gemäß nicht erforderlich wären und somit einer der größten Aus gabeposten wegfiele. Die bisherigen Aussteller glaubt man durch möglichst niedrige Platzmieten zum Bleiben veranlassen zu kön nen. Wie die Korrespondenz weiter erfährt, bestehen natürlich auch gewisse Bedenken gegen die Verlängerung der Ausstellung. Die Entscheidung darüber wird voraussichtlich in der nächsten Woche fallen. Kommunistischer Redakteur verurteilt Vor dem Dresdner Schöffengericht hatte sich der 21 Jahre alte Schriftleiter Willy Forner der kommunistischen „Arbei terstimme", wegen Beleidigung von Offizieren und Beamten der Reichswehr zu verantworten. Forner hatte Anfang dieses Jahres eine ganze Reihe von Artikeln veröffentlicht, worin er der sächsischen Reichswehr Korruption vormarf. Namentlich im Lager KönigLbrück sollte angeblich verschiedenes nicht in Ord nung sein. Ferner erklärte er, er hätte die Angaben der ihm zugesandten Artikel nachprüfen lassen und dadurch eine Bestä tigung erhalten. Diese Nachprüfung muß aber sehr eigenartig gewesen sein, denn es sind nicht nur verschiedene, auf Grund der Artikel eingeleitete Ermittlungsverfahren eingestellt worden, sonder» Forner konnte auch in der zweitägigen Gerichtsverhand lung selbst nicht den Schatten eines Beweises fiir seine Behaup tungen bringen. Das Gericht verurteilte ihn daher wegen öffent licher übler Nachrede zu einem Monat Gefängnis. Zu Anfang der Verhandlung hatte Forner erklärt, er sehe die bürgerlich» Gerichte als Klossengerichte an und hatte dann ein Lob lied auf die russischen Gerichte angostimmt. Der Vorsitzende wies die Angriffe auf die deutschen Gerichte scharf zurück. 15V Jahre Landesausnahme Sachsen In diesem Jahre sind 150 Jahre verflossen, seit die Ver messung und kartographische Aufnahme Sachsens in Angriff ge nommen wurden. Begonnen wurde die Vermessung im Jahre 1780 durch den sächsischen Ingenieurosfizier Major Friedrich August Aster, der zunächst das südliche Grenzgebiet Sachsens aufzunehmen hatte. Später wurde die Aufnahme auf das ganze Gebiet Sachsens ausgedehnt. Sie konnte im Jahre 1825 beendet werden. Im Jahre 1862 wurde der sogenannte Oberreitsche Atlas, benannt nach dem Ingenieurmajor Oberreit, fertig- gestellt. Er enthielt 22 Kartcnblätter von Sachsen im Maßstab 1 :57 600. Während die Karten der damaligen Zeit hauptsäch lich für militärische Zwecke hergestellt wurden, sieht die heutige Landesaufnahme Sachsen ihre Hauptaufgabe darin, der wach senden Bedeutung der amtlichen Karten für Wissenschaft, Tech nik, Wandern und Sport Rechnung zu tragen. Die Kausapokheke Viele Gebirgsbewohner verstehen unter ihrer Haus apotheke eine» Vorrat von allerlei Kräutern und Heilpflanze», die sie sich alljährlich selbst einsammeln. Tatsächlich iwrd ja noch immer das ganze Jahr hindurch „gesammelt". Im Herbst hat das noch kein Ende. Im September beispielsweise stellt n-an noch folgende,, Pflanzen nach: Alant, Andorn, Augentrost, Bibernell, Brunnenkresse, Eberwurz, Eisenkraut, Erdrauch, Fenchel. Gauchheil, Goldrute. Hauhechel. Hirtentäschel, Honig klee, HUHnerdarm, Klette, Knöterich, Malve, Melisse, Odermen nig, Rainfarn, Raute, Ringelblume, Schafgarbe, Stiefmütterchen, Taubnessel, Tormentill, Wallwurz, Spitzwegerich, Wegtritt und Wegwarte. Das ist allerhand Kraut. Von der Urgroßmutter her haben sich noch Rezepte erhalten, nach denen Ixild das eine, bald das andere Tränklein bei der oder jener Krankheit gebraut werden muß. Aber im großen und ganzen nutzt diese Sorte Hausapotheke nichts, denn vielfach sind die Kräuter zur fal schen Zeit gesammelt und meist taugen sie nichts, sondern können, falsch angewandt, ein Leiden nur verschlimmern. Die oft großen Vorräte werden sobald es neue Vegetation gibt, weg geworfen. weil die Pflanzen Aroma und sonstige Kräste ein- biißcn. Es ist Unsinn, die Zeit mit solcher Sammelwut totzu schlagen, denn jede Drogerie verabfolgt für wenige Pfennige, was man haben will, und zwar in gutem und wirksamem Zu stande. Wer will, mag sich auf diese Weise von den haupt sächlichsten Tees (Lindenblüten, Pfefferminze. Holunder usw.) einen bescheidenen Vorrat über Winter sichern. l-ripiig und Umgebung Die sparsame Messestadt Leipzig. 11. September. Die Stadtverordneten hatten vom Rat der Siadt verlangt, das Erholungsheim Neusorge zur Einrichtung eines Land- schulheims zu pachte». Der Rat hat mitgcteilt, daß au- Mangel au Mitteln dieser Frage nicht nähergetrelcn werden könnte. — Die Stadtverordneten hatten weiter verlangt, das in Leipzig die tägliche Schulreinigung eiugcsühr! würde. Der Rat hat abgelehnt, diesem Ersuchen zu entsprechen weil die Mehrkosten jährlich wenigstens 100 000 NM. betragcr iviirden und Mittel nicht vorhanden sind. Die Reinigung dci Schulen ist allen Ansprüchen an Hygiene vollauf genügend. ) Die deutschen Kraftdroschkenbesitzer lagen. Der Zentral verband für das Droschkengewerbe Deutschlands hält vom 10. bis 12. September seine diesjährige Hauptversammlung in Leipzig ab. Es sind 70 Ehrengäste aus Behörden und Vereini gungen aller Art erschienen. Die Versammlung wurde am 10. 9. namens der staatlichen und städtischen Behörden Leipzigs be grüßt. Das erste Referat hielt der Schatzmeister des Zentral verbandes Bruno Herrsch ler. Er forderte die Einführung einer Einheitskraftdroschke unter Beseitigung der die Abschaf fung von Kraftdroschken erschwerenden und verteuerndes ge setzlichen Bestimmungen. Als zweiter Redner stellte der herige Neichstagsabgcordnete Mollath ebenfalls die Forderung auf: Kraftdroschken müssen aus der Serienfabrikation genom inen werden können. Im weiteren Verlauf der Sitzung sprachen dann noch der erste Vorsitzende des Vereins der Kraftdroschken besitzer Groß-Hamburgs, Johannes Maletzki, über „Die Gestal tung der Kraftdroschkentaxe": der Syndikus dos Zentralverban des, Rechtsanwalt und Notar Georg Moser (Leipzig), über „Konzessionsfragen Iin Kraftdroschkengewerbe" und der stellver tretende Vorsitzende des Zentralverbandes, Stadt- und Gewerbe rat Josef Ostermeier (München), über „Die wirtschaftliche Hebung des Kraftdroschkengewerbes und der Dienst am Kun den". ) Großer Rauchwarendiebstahl. Am 10. September gegen vier Uhr vormittags drangen unbekannte Diebe vermutlich mit tels Nachschlüssel in die Geschäftsräume einer Nauchivarenfirma im Brühl 61, ein. Von den vorhandenen Warenbeständen wurden Rauchwaren im Gesamlwert von etwa 18 000 RN!, ge stohlen. Für die Wiedererlangung des gestohlenen Gutes sind 10 Prozent vom Werte des Wiederherbeigeschafftsn als Beloh nung aufgesetzt worden ) Die feindlick)«» Brüder. Am 10. September kam es in der Kochstraße in der Nähe des Kreuzes in Leipzig-Connewitz zu ciner?Schlägerei zwischen Nationalsozialisten Hitlerscher und Otto Strasscrscher Richtung, an der sich dann auch »och ein Kommunist beteiligte. Vom Uebersallkommando wurden zivilst Personen dem Polizeipräsidium zugeführt, von denen elf wiedei entlassen wurden. Ein Nationalsozialist ist wegen dringender Tatverdachts dem Gericht übergeben worden. Die Hauptversammlung der deutschen Aerzte und Natur forscher. — Am Mittwoch fanden den ganze» Tag über Sitzun gen wissenschastlicher Gruppen und Vereine statt. Aus den Vorträgen seien herausgenommcn zwei sehr interessante Vor träge von Profesior Karl Su d h o j f-Leipzig über „Wissen schaftliche Medizin im deutschen Mittelalter" und „Zur Historik rm Medizinischen von heute". Privatdozent Za u n i k-Dres den dis Frage der Aalwanderung, wobei er zu der Frage der Urzeugung Stellung nahm. Dr. Markow, der Leiter der Königsberger sowjetrusüscheu Handelsgesellschaft, hielt einen Vortrag über „Die wirtschaftliche Rayonierung der Sowjetunion". Seit der Revolution vom Oktober 1917, so er klärte er, beschäftige man sich in Rußland sehr eingehend mit der Frage der Einteilung des Landes nach wirtschaftlichen Ge sichtspunkten. Diese Frage stehe in engster Verbindung mit der «zrage her Elektrifizierung des gesamten russischen Reichs. Die Elektrifizierung werde russischcrscits als Vorbedingung für eine richtige Einteilung der Sowjetunion angcseken. In einer öifcntlichen Verunstaltung sprach Mcdizinalrät Dr, L. Ascher- Franksurt/Main, der die Wirkungen der Industrialisierung auf die Arbeiter behandelte. Er stellte dabei u. a. fest, daß die nr- spriinglich mit der Industrialisierung verknüpften Schäden, jetzt dank des Arbciterschutzes, der Fortschritte der Hygiene und der Technik und nicht zum wenigsten dank der durch die Industri alisierung verbesserten Lebenshaltung verschwunden seien. Dr. Rudolf Bloch mann behandelt« die Kalenderresorm. Er trat sür eine Einteilung des Jahres in 12 Monate mit einer stets gleichen Anzahl von Werktagen (26) und glcichblcibendem Kalendarium ein. Erreicht könne diese Reform dadurch werden, daß der Schalttag stets am Ende des Schaltjahres angesügr werde und daß alle Jahre ein Tag ohne Werktagsname zwischen Sonnabend, dem 30. Juni, und Sonntag, dem 1. Juli, also genau in der Mitte des Jahres eingesügt werde. Ferner wird die Festlegung des Ostertermins auf Sonntag, den 9 April, in Vorschlag gebracht. Auch der Völkerbund In Genf hat den Blochmannschcn Kalrnderrelormvorschlag mit in den Vorder, grunü der Erörterungen gestellt. Eine wallonisch« Oper Eugene Ysayes. — Der 72jähr!ge Eugene Vsane, der erst von einer lebensgefährlichen Erkrankung genesen ist, hat ein wallonisches Musikdrama vollendet, mit dem er den Beweis liefern will, daß die wallonische Sprach« auch für große und ernste Kunst zu verwenden ist. Dos Stück heißt ..kler 1i ttouieu" lBcter der Steinkoblenarbcitcrl und bat einen Streik der Bergleute zum Gegensinns. Ls soll im Laus der nächsten Spielzeit i» Psayes Vaterstadt Lüttich zur Ausführung kommen. Zeitgemäße Bismarckbrtefe. — Der neueste Autographe»- katalog von I. A. Stnrgardt in Berlin enthält unter zahlreichen wertvollen Dokumenten auch ein Schreiben, das Bismarck am 2l, Juli 1869 zum Dank sür ein von Gottfried Kinkel übersetztes und" ihm zugeschicktes Buch des französischen Historikers Martin an den ehemaligen Revolutionär richtete und das wegen der Größe seiner Gesinnung auch heute wieder zitiert zu werden ver dient, „Ich danke Ihnen", so schreibt Bismarck, . dafür, daß Sie . . . an mich als Mitarbeiter an dem -"-'--i oaterländischcn Bau gedacht haben, zu welchem wir beide seit länger als 26 Jahren Steine hcrbeigciragen, die nach Be- lckasfciihcit und Ursprung sehr verschieden voneinander waren, aber doch noch der Ansicht eines jeden von uns zu dem gleichen Zwecke, der Fuiidaincnticruiig deutscher Zukunjt. dienlich waren. Wenn ich an die schroffe Stellung zurückdenke, welche vor 20 Jahren unsere Parteien gegeneinander eiiinahmen, so glaube ich es als einen rvesentlichen Fortschritt auf dem Wege politi scher Bildung bezeichnen zu dürfen, wenn heut wenigstens die politis<l>en Parteien in Deutschland dein Gefühle landsmann- chastlick>er Zusammengehörigkeit den Einfluß auf ihre gegen- eitiae Beurteilung nicht mehr versagen." An anderer Stelle pricht der Briefschrciber die Zuversicht aus. es werde, wenn wir wegen unserer Unverträglichkeit untereinander und gegen einheitlich handelnde Gegner uns nicht rechtzeitig zu wehren nermöchten, die Niederlage unser Arzt sein. Ein anderer am 25. Mai 1678 an den Finanzminister Hobrecht gerichteter Brief legt die Grundsätze Bismarcks für die von ihm begonnene Finanz- und Wirtschaftsreform dar: er erklärt darin, daß er Ziele, die er pslichtmäßig sür richtig halte, erstreben zu müssen glaube, selbst wenn sie anscheinend parlamentarisch ganz un erreichbar wären, denn die Politik sei langlebig und beanspruch« Pläne auf Menschcnnlter hinaus. Bergil und Mussolini. — Der amerikanische Industrielle Nergilius Real hat einen Preis von 50 060 Lire für das best« Werk ausgesctzt, das in Prosa oder in Versen die Anschauungen des römischen Dichters in ihrem Verhältnis zu den An« lchauiingen und Idealen des neuen Italien Benito Mussolinis behandelt. Die Lösung dieser gewiß nicht leichten Aufgabe wird einem Italiener Vorbehalten sein, der sie jedoch in amerikani» schein Tempo erfüllen muß. da als Termin für die Einreichung der Arbeiten bereits der 21. Dezember 1930 festgesetzt ist.
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