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Politische Rundschau Dresden, den 24 April 1907 — Der Kaiser traf von Dannstadt kommend mit den Herren des Gefolges in Wiesbaden am 28. d. M. um 11 Uhr vormittags ein und fuhr sogleich beim Kurhause vor. Hier wurde er vom Bürgermeister Heb, dem Baumeister Professor v. Thiersch München und dem Generalintendanten v. Hülsen empfangen. Es folgte die Besichtigung des Kur- Hausneubaues. — Der Bundesrat erteilte seine Zustimmung zu den AuSschußberichten über den Entwurf eines Gesetzes betreffend Aenderungen des Reichsbeamtengejetzes vom 81. März 1878 und über den Entwurf eines Beamtenhinterbliebenengesetzes, sowie zu dem Ausschutzberichte über den Entwurf eines Militärhinterbliedenengesetzes. — Die Budgetkommission des Reichstages beriet am Dienstag zuerst den Reichszuschnß für die Kolonialschulen in Witzenhausen und Hllnfeld je 10 01)0 Mark. Arning (Ntl.) beantragt für Witzenhausen 20 000 Mark anzusetzen. Koloniadirektor Dernburg teilt mit, datz in Engelport die Schule von Hünfeld vorhanden sei. Frhr. von Richthofen (K.) ist gegen den Zuschntz an Hünfeld. Eczberger (Zt.): Die Schule in Engelport wirkte sehr erfolgreich; die amtlichen Denkschriften bestätigen dies, was Redner nachweist. Die Errichtung der Engelporter Schule habe der Mission grotze Ausgaben verursacht. 25 Zöglinge derselben seien in Südwestafrika nntergebacht. Es würde ungerecht sein, der Mission nun die Unterstützung von 10000 Mark zu entziehen. Für die Witzen hänfener Schule wolle er 20 000 bewilligen. Dr. Wiemer (Frs. V.) beantragt die Summe für H inseld zu streichen. D^e Summe für Engel port wird bewilligt mit den Stimmen des Zentrums, der Konservativen und der Nationalliberalen. Freisinn und Sozialdemokraten stimmen gegen die Position. Es folgt der Etat für Ostafrika; bei den Zöllen werden 400 000 Mark niehr eingestellt. Erzderger (Zt.) fordert Reform der Hüttensteuer und höhere Heranziehung der groben Unternehmungen in der Kolonie zur Gewerbesteuer. Die Einziehung der Hüttensteuer führe direkt zu Unruhen, da viel Gewaltätigkeiten Vorkommen. Man sollte die Zölle erhöhen. Dr. Arndt <Rpt.) ist für hoho Hüttensteuer, die sich bewährt habe. Die Gewerbesteuer könne man nicht erhöhen. Dr. Paasche ist mit der Erhöhung der Zölle einverstanden. Kolouialdirektor Dernburg hält ei« einfaches Steuersystem für richtig; man sollte nur die Kopfsteuern und Zölle erheben. Die Erhebung der Hüttensteuer werde in der gewünschten Weise erfolgen, so datz der Abgeordnete Erzberger befri digt sei. Die Debatte erstreckt sich über eine Reihe von weiteren Fragen. Kolonialdirektor Dernburg teilt mit, datz die Missionen den Aufstandsschaden ersetzt erhalten sollen. Die Zentralbahn werde im Herbste von Morogoro nach Killossa geführt werden müssen. — Zur Hauptverhandlung gegen den Gouverneur von Puttkamer stehen Pahsälschnng und Beteiligung an Kolonial gesellschaften zur Anklage. Die Anklage wird Kammergerichts- rat Strähler vertreten, der die gesamten Borermittelungen teilweise in Kamerun selbst geführt hat. Als Zeugen sind neben Frau v. Germar geb. Ecke solche Herren geladen, die den Gouverneur ans seiner früheren Tätigkeit ans Afrika kennen, sowie eine Reihe von Beamten ans dem Kolonialamte. - Das prcusr. Abgeordnetenhaus erledigte am Diens tag den Etat der Änsiedelungstoiiiinission und der Seehand- linig, ohne datz grötzere Debatten entstanden. — Tie Unstiinnligkcitcn im Flottcnvcrein, die neuer dings die Oeffentlichteit beschäftigen, werden selbst in dem nationalliberalen „Leipz. Tagebl." einer längeren Betrach tung unterzogen, in der es unter anderem heitzt: „Zunächst ist unzweifelhaft feststehend, datz die Benutzung der Ber° einsorganisation bei einer Politisck-en Wahlbewegnng unbe dingt den bisher geltenden Satzungen des sich als „unpoli tisch" bezeichnenden Vereins, der Mitglieder ans allen poli tischen Parteien ausnimmt, schroff widerspricht. Sodann ist festznstellen, datz die unberechtigte Agitation des Herrn sikmerals Keim dem Berein nicht allein nicht genützt, son dern nur schwer gesclxidet hat. Das Anschlägen der kon fessionellen Note war die grösste Torheit in der unglücklichen Keiinschen Agitation. Wir sind stets bereit gewesen, dem Flotteiwerein beiznspringen. wenn das Zentrum das Inter esse der deutschen Flotte z»in parteipolitisch-religiösen Han- delSobjekt machen wollte, ebenso entschieden müssen wir aber auch dagegen protestieren, wenn General Keim nun für den Flottenverein konfessionelle Wahlparolen ansgibt oder be stimmte politische Parteien ans den Inder des „nnpoliti- sclfen" Vereins setzt. Er, selber ein Süddeutscher (Hesse), hat durch sein Vorgehen eine merkwürdige Unkenntnis der süddeutschen Verhältnisse bewiesen, er hat die Gefahr einer Spaltung des Vereins in zwei feindliche Hälften herbei- gefnhrt, die nationale Einigkeit tief erschüttert und hiermit die Macht dos grotzen nationalen Vereins untergraben. Es ist nicht nxibr, datz die süddeutsche» Landesverbände deS deutschen Flottenvereins, datz besonders der grotze bayrische Landesverband im FahrNvisser des Zentrums und der Zen- trnmspolitik schwimmt. Gerade dieser Verband macht es sich zur Aufgabe, alle parteipolitischen und konfessionellen Fragen ans seinein Wirkungskreise ansznscheiden und nur durch Aufklärungen eins dem Gebiete des Marinewesens in rein nationalem Sinne zu wirken. Datz er, dessen Mitglie der aber der grotze reu Zahl »ach katholisch sind und partei politisch dem Zentrum angeboren, keine Verhetzung gegen die katholische Religion und gegen das Zentrum mitmachen oder auch nur dulden kann, liegt doch für jeden gerecht- denkenden Protestanten ans der Hand. Gerade das matz volle Verhalten des bayerischen Landesverbandes bei Ve- kanntwerden der Keiinschen Agitation bat dazu beigetragen, vorläufig eine sclstvere und linverdiente Krisis von dem Ver ein, fernzlibalten. und dieses Verhalten beweist auch klar, wie unabhängig der Verein vom parteipolitischen Zentrum und seiner Presse ist." Der Flottenverein lmt also wieder eine innere Krisis durchznmachen; freilich scl>eint General Keim nicht iveichen zu wollen, er lmt sogar die Hauptrede auf der Kölner Versammlung übernommen. — Ein Kultusminister »trd gesucht! Die Neubesetzung des preutzischcn Kultusministers bereitet den Liberalen sehr viele Schmerzen. Sie würden am liebsten Harnack auf diesem Posten sehen, sind aber so klug, zu begreifen, dah dies nicht geht. In ganz zutreffender Weise schreiben sie jetzt, datz niemand glauben werde, datz es einem Theologen besonders leicht sein würde, sich auf diesen exponiertesten Posten im Preußischen Staatsmtnisterium zu behaupten. Ein Orthodoxer würde mit dem unüberwindlichen Miß trauen aller Liberalen zu kämpfen haben, einem Liberalen würde die Orthodoxie vom ersten Tage an seine Stellung unterwühlen. Ob aber Harnack der Mann wäre, sich gegen Einflüsse zu behaupten, die einen Falk rusch genug mürbe machten? Wer sich in der Nachfolge Studt« mit Ehren und Erfolg behaupten wolle, müsse außer einem Hellen Verstände starke Nerven und ein sihr, sehr solides Rückgrat haben. Es sei ungemein schwer, den Mann zu finden, der diese Gaben in wünschenswertem Matze vereinigt. Da wundert uns nur. daß der vielgenannte Dr. Paasche nicht auch als Kandidat für den Posten des Kultusministers ge nannt wird. Die Liberalen scheinen einzusehen, daß es leicht ist, einen Minister zu stürzen. Die Schwierigkeiten beginnen schon, wenn es sich darum handelt, das Fell des Gefallenen zu verteilen. — Ein kaudinischeS Joch stellt die „Natlib. Korreip." auf, indem sie schreibt: „Wo bleiben die längst fertig- gestellten Gesetzentwürfe über den Versicherungsvertrag, die Sicherung der Bauhandwerker und andere? Sollen seitens der verbündeten Negierungen die unsererseits getadelten falschen Dispositionen aufrechterhalten werden? Staats sekretär Graf Posadowsky hat jüngst beklagt, daß der Reichstag das ihm vorgelegte Material nicht erledige. Die Tage verstreichen ungenutzt, nur die Budgetkommisston arbeitet von 10—1 Uhr und die vielen zur Kommissions arbeit bereiten Kräfte feiern." Das Blatt fordert die so fortige Vorlegung der Gesetzentwürfe. Der Block mutz sich sonst schämen, daß er gar nichts geleistet hat, als daß er den Etat bewilligte. Das Volk hat jetzt so viele schöne Reden gehört, daß es ein klein wenig mehr will. — Ueber die Bekehrung des Freisinns in Militär- und Kolonialfragen freut sich die „Kreuzzeitung". Sie steht eine solche in den Reden des Abg. Kopsch über die Farmerentschädigung, des Abg. Müller-Sagau über die militärischen Ausgaben und des Abg. Wieland Über die Mittelstandspolitik und sie meint hierzu: Die Demokratie muß eben auch an die Wählerschaft Zugeständnisse machen, wenn sie nicht völlig von der Bildfläche verschwinden will. Also die süddeutschen Demokraten werden nicht umhin können, sich in gewissen Punkten einer Bekehrung geneigt zu zeigen. Merkwürdig nur. daß — bei dem starken liberalen Aufschwünge — alle diese Bekehrungen nach der ersten Seite hin gravi,iereu! Das Blatt hat mit seinem Spott nicht so unrecht. Gar bald wird die poli- tische Preisfrage gestellt werden müssen, welcher Unterschied noch zwischen Konservativen und Freisinnigen bestehe. Die Wandlungsfähigkeit der letzteren ist jedenfalls eine sehr große; er fällt jeden Tag ans einem neuen Gebiete um. — Die Beseitigung der polnischen Priesterseminare fordert ein „flammender Protestant" der «Nationalliberalen Zeitung". Die polnischen Kleriker müßten allesamt an den deutschen Universitäten ausgebildet werden. Damit soll dein Polentum seine Kraft genommen werden. Die Heran bildung des Klerus ist Sache der Kirche und des Bischofs und nicht der nationalliberalen Partei. Aber wie sehr täuschen sich die letzteren, wenn sie ineine», daß sie durch solche Mittel den Polen beikommen könnten. Aus dieser Frage könnte höchstens ein neuer Streit zwischen Kirche und Staat entstehen. Oesterreich-Ungarn. — Der Kaiser hielt am 23. d. Mts. auf dem Dej- witzer Exerzierplatz eine Parade über die Truppen der Garnison ab. Das Wetter war schön. Eine große Menschen menge bereitete dcm Kaiser stürmische Huldignngskund- gebungen. Italien. — Die Jacht Victoria and Albert mit dem König und der Königin von England an Bord ist am 28. April vor- mittag, begleitet von den Kreuzern Suffolk und Lancrster, nach Palermo in See gegangen. Frankreich. — Die „Nowoje Wreinja" beschäftigt sich in ihrem Leitartikel mit den Montagnini-Papieren und nimmt in dieser Angelegenheit zur allgemeinen Ueberraschung der politischen Kreise gegen die französische Negierung Stellung. DaS Blatt sagt: „Man mag über die juristische Berechti gung zur Beschlagnahme dieser Papiere verschiedener An sicht sein, obwohl der Inhalt derselben mit den an gestrengten Prozessen in keinem direkten Zusammenhangs steht. Aber keinem unparteiischen Beobachter kann es zweifelhaft sein, daß hinter dieser scheinbar gerichtlichen Prozedur sich eine politische Machination niedrigster Sorte verbirgt. Irgend welches ernste Material für das Gerichts- Verfahren wurde mit den Montagnini-Papieren nicht er langt. Wohl aber wurden sie zu einem Enthüllungsseld- zuge in der Presse mißbraucht, durch welchen verschiedene Instanzen kompromittiert werden sollten, in Wirklichkeit aber unserer Ansicht nach niemand so sehr kompromittiert wurde, wie die französische Justiz selbst." W«gz««d. — Der KabinettSrat billigte den von Lord Elgin ent- worfenenen Plan eines Generalstabes für die Reichsvertei digung, der der heutigen Sitzung der Kolonialkonferenz vorgelegt werden sollte. Gleichzeitig wird Botha die Grün dung eines aus Bürgern bestehenden freiwilligen Heeres in Transvaal nach dem Vorbilde der englischen Frei- willigen Vorschlägen. Dieses Freilligenheer soll nach BothaS Wunsch leichte Feldgeschütze für berittene Truppen erhalten. Falls die Konferenz znstimmt, soll die britische Regierung geneigt sein, die Erlaubnis dazu zu geben, weil dadurch eine Verminderung der britischen Garnison ermöglicht wird. Gegenwärtig haben etwa 5000 Bürger die Erlaubnis zur Selbstverteidigung. Spanien. — Die Sieg der spanischen Katholiken. Am letzten Sonntag fanden in ganz Spanien die Wahlen für das Par lament statt. Die Wahlen haben neuerlich bewiesen, daß das spanische Volk in seiner überwiegenden Mehrheit treu an seiner Ueberzeugung festhält und daß es nur dem ftlrch- terlichen Drucke liberaler Negierungen zuzuschreiben war, wenn die Llortes bisweilen eine liberale Majorität auf- wiesen. Als das konservative Ministerium Maura am 25. Januar d. I. die Zügel der Regierung ergiff, da atmet: das ganze Land auf, da es endlich von der drückenden Frei maurerherrschaft befreit war. Alle Katholiken begrüßten es mit Freude, als der Minister einen der ärgsten Reli gionshasser, den Rektor der Universität Sevilla, Adolfs Moris, seines Postens enthob. Dirrch die Entfernung Moris wurde die Universität Sevilla, die von Moris zu einem Tummelplatz gehässiger Parteipropagairda herabgewürdigl worden war, wieder zu einer Stätte der Wissenschaft er hoben. Die Liberalen suchten damals in Sevilla eine Pro testbewegung einzuleiten, die aber kläglich scheiterte. Der beste Beweis, daß die ganze Bevölkerung mit der Entfer nung des Freimaurers Moris einverstanden war, ist das Wahlresultat in Sevilla. Sämtliche Kandidaten der Libe ralen fielen kläglich durch. Auch die Hauptstadt des Reiches, Madrid, entsendet fünf Katholiken und drei Republikaner in den Kongreß. Bis jetzt zählen die Katholiken bereits 180 Abgeordnete, denen bloß 50 Liberale, 30 Republikaner, acht Karlisten und zloei Unabhängige gegenüberstehen. Die Katholiken haben eine Zweidrittelmehrheit und an diesen, Resultat werden die noch ansstehenden 134 Wahlen nichts ändern. — Das Geschenk des Papstes an sein Patenkind, den zu künftigen Erstgeborenen des spanischen Königspaares, be steht, wie spanischen Blättern aus Nom berichtet wird, in einem Korbe feinster Arbeit, der eine ganze Erstlingsaus steuer, Hemdchen, Jäckchen, Häubchen usw., enthält. Die einzelnen Stücke sind in römischen Klöstern ans ausgesuchteste Art gefertigt und mit kleinen Wappen kunstvoll bestickt; der Korb selbst ist ein kostbares Kunstwerk. Mouteuegr». — 400 mit Revolvern und Bajonetten bewaffnete Männer aus der Umgebung von Niksic drangen am 22. ds. unter Führung eines Bataillons-Kommandanten und eines Hauptmanns in die Stadt Niksic ein und zerstörten die Druckerei, in welcher das Blatt „Narodna Misao" gedruckt wird. Es herrscht große Aufregung. Die Geschäfte sind geschlossen. Zur Wiederherstellung der Ruhe wurden Truppen aufgeboten. Rumänien. — Ein königliches Dekret genehmigt die Regierungs- Maßnahmen, durch die Landwirten Hilfe geleistet werben soll, die infolge der Bauernaufstände außer Stand gesetzt sind, ihre Betriebe fortzufnhren. Manchen der notleiden den Landwirte wird nach gepflogenen Erhebungen dorr Staatswegen Kredit eröffnet. Die betreffenden Betrage sind mit 6 Prozent zu verzinsen und nach drei Jahren zu- rückzuzahlen. Rußland. :— ReichSduma. Bei Beratung der Interpellation über gesetzwidrige von der Polizeiverwaltung in Riga und anderen baltischen Städten vorgenommene Folterungen gab der Gehilfe des Ministers des Innern die Richtigkeit der berichteten Fälle zu, erklärte aber, das Ergebnis der dom Minister des Innern angeorüneten Untersuchung zwecks Bestrafung der Schuldigen müsse abgewartet werden. Der Gehilfe des Justtzministers erklärte sie aber, soweit sie die Staatsanwaltschaft angingen, für übertrieben. Die weitere Beratung wurde abgelehnt. Der Präsident teilt den Eingang eines Antrages betreffend die Autonomie Polens mit. Pucischkewitsch erregte mit seinem Zwischenrufe, es fei eine Schande für die Duma, sich mit solchen Fragen zu befassen, Lärm und Widerspruch. Aus Stadt und Land. (Mitteilungen ans unserem Leserkreise mit Nnmensfertigunq für diese Rnbr« find der Redaktion allezeit willkommen. Der Name des Einsenders dleibt Mehet«nis der Redaktion, rlnonyme Zuschrisle» müssen unberücksichtigt bleiben., Dresden, den 24. April 1907. Tageskalender für den 25. April. 1882. f Foh. Zöllner zu Leipzig, hervorragender Physiker und Astronom. — 1844. * Pauline Lucca zu Wien, berühmte Sängerin. — 1744. i Anders Celsius in Upsala, berühmter Astronom. — 1586. f- Torquato Lasso, berühmter italienischer Dichter. —* Wetterprognose des Konigl. Sächj. meleoco'« logischen Instituts zu Dresden für den 25. April: Wind und Bewölkung: mäßige westliche Winde ziemlich trübe. Nieder schlag und Temperatur: zunächst trocken, später Niederschläge, Temperatur nicht erheblich geändert. —* Für die in diesem Jahre staitfindende Berufs und Betriebszählung bewilligte der Rat ein Be rechnungsgeld von 25 000 Mk. —* Einem Ersuchen entsprechend hat der Rat beschloffen, den in den Vororten wohnenden Schulkindern bei Klassen- ausflügen ermäßigte Fahrpreise auf der Straßenbahn zu bewilligen, und zwar ist der Fahrpreis für ein Kind im Sonderwagen auf 0-/g Pf. festgesetzt worden. —* Durch die gestern früh vorgenommene Sprengung wurde ein Brückenbogen der Augustusbrücke gehoben und setzte sich dann wieder. Erst den weiteren Arbeiten der Pioniere gelang eS, ihn zum Einsturz zu bringen. —* Gestern früh in der dritten Stunde entstand in der in Vorstadt Striesen gelegenen Schäfte- und Schuhfabrik Hermann Pampel aus noch nicht ermittelter Ursache ein Grobfeuer, das den Dachstnhl, sowie die erste Etage des Fabrikgebäudes zerstörte. Der rastlosen Tätigkeit der bis in die neunte Vonnittagsstunde am Brandplatze gebliebenen Feuerwehr war eS zu danken, daß nicht das ganze Gebäude in Flammen aufging. Der Schaden, den der Besitzer er- leidet, ist um so größer, als die Versicherung kürzlich ab gelaufen und eine neue VersicherungSnahme, zu welcher mehrfache Verhandlungen stattfanden, noch nicht abgeschloffen war. Allein der Wert des vernichteten Materials soll sich auf 30 000 Mk. belaufen. Dippoldiswalde. Im nahen Hänichen war der neun Jahre alte Schulknabe Wagner mit seinem Vater in dem Pulverhanse, das von dem Steinkohlenwerke an den Mau rer Köhler -um Abbruch verkauft war. Hier lagen infolz« einer Unachtsamkeit noch Zündstangen umher. Der Knabe ergriff eine solche Zündstange und zerbrach sie. Die Zünd stange explodierte und riß dem Knaben die rechte Han- voll kommen ab und verletzte ihn außerdem schwer am rechten Auge.