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Strehla, 23. April". Bei einem nächtlichen Patrouillen- gaage wurden von einem hiesigen Schutzmann zwei Männer denn Stehlen von Kartoffeln betroffen. Die Diebe wurden als die beiden Schlosser Kluge und Voigt aus Strehla er mittelt. Beide gehören der sozialdemokratischen Partei an. Kluge ist der Vertrauensmann und Führer der Roten von Strehla und Umgebung und als Stadtverordneter Mitglied des Stadtgerneinderates, während auch Voigt unter den Ownossen eine führende Rolle spielt. Kluge hat nunmehr sein Amt als Stadtverordneter niedergelegt. Roßwein, 23. April. Ein Waldbrand zerstörte auf tyersdorfer Revier einen halben Hektar 14 fahrigen Fichten bestand, wodurch 1000 Mark Schaden entstanden ist. Schul knaben haben das Feuer verursacht. Chemnitz, 23. April. Die Höhere Webschule und Webe- reisachschule begeht am 11. und 12. Mai die Feier ihres 5>0jährigen Bestehens. Für Sonntag ist von 10 bis 11^/. Ubr eine Besichtigung der Höheren Webschule und der aus gestellten Schülerarbeiten, 12 Uhr ein Festaktus im großen Saale des Kaufmännischen Vereinshauses und um 2 Uhr eine Festtafel im Saale der Gesellscliaft Kasino vorgesehen. Anmeldungen nimmt die Direktion bis 9. Mai entgegen. Zwickau, 23. April. Zwei hiesige Damen spendeten dem Erzgebirgsverein Zwickau 1000 Mark für seine Zwecke. Der hiesige Rat überwies ihm 100 Mark für Derschöne- rnngszwecke. — Das 14. Gauturnfest des Westlich Sächsi schen Grenzturngaues wird vom 31. August bis 2. Septem ber hier unter Ehrenvorsitz des Oberbürgermeisters Keil ab- geHalten. Auerbach, 23. April. Der Verein zur Begründung von Volksheilstätten für Lungenkranke hatte die wohlge lungene Tenkmalsfignr des Königs Albert, die im Jahre 1W6 den Zwickauer Ausstellungsplatz zierte, zum Geschenk erhalten mit dem Änheimgeben, das Denkmal in der Heil stätte Albertsberg aufzustellen. Heute, am 23. April, am Geburtstage des hochseligen Königs Albert, fand die Weihe dieses Denkmals mit einer schlichten Feier statt. Kirchberg, 23. April. Ter kürzlich verstorbene Rentier k. Eduard John, ein Sohn unserer Stadt, der die hiesige Stadtgcnicinde zur Universalerbin seines etwa eine Viertel million betragenden Vermögens eingesetzt hat, bestimmte unter anderem in seinem Testamente, daß mit den Zinsen des Kapitals von 6000 Mark kranke, hilfsbedürftige Rats- beaante, die einer Kur benötigen, unterstützt werden sollen. Stollbcrg im Erzgeb., 23. April. In der hiesigen Ge gend entstanden vermutlich durch leichtsinnigen Umgang ,n»t Feuer nicht weniger als drei Waldbrände. Während der erste bei Neuölsnitz durch hinzugekommene Feuerwehr leute bald gelöscht wurde, fielen den beiden anderen zwischen ^Hauwiesa und Bentha und auf Gablenzer Flur größere .Hskzbestände zum Opfer. Plauen, 23. April. Opferwilligkeit der Bürgerschaft und patriotischer Sinn haben unserer Stadt zu einem herr lichen Monument verholfen, das dem Andenken unseres .Heldenkönigs Albert gewidmet ist und zugleich einen erhabe ne» künstlerischen Schatz darsiellen soll auch für künftige Ge schlechter. Professor Seffner hat mit dem Standbild, besten Ksfren (75,000 Mark) betragen, ein Meisterwerk geschaffen. Es zeigt den König Albert, in Erz gegossen, auf dem Pferde sitzend, zur Heerscl-au im Frieden, und erstrebt vor allem Wahrheit und Leibhaftigkeit. Das Rotz steht still — wie das erhöhte Postament schon bedingt — und weicht damit ab von den meisten bekannteren Reiterstandbildern. Zur Ent hüllungsfeier traf So. Majestät der König Friedrich August mittags 12 Uhr mit Sonderzug ein. In bereitgehaltenen Hofeguipagen erfolgte unter Glockengeläut die Fahrt des Monarchen nach dem Altmarkte, dem Aufstellungsorte des Denkmals. Der Vorstand des Polizeiamtes, Oberbürger meister und Stadtverordnetenvorsteher fuhren dem könig- lichcn Wagen voraus. In der geschmückten Vahnhofsstraße bildeten Schüler Spalier, ivährend dom Postplatze bis zum Markte Mannschaften des Infanterieregiments Nr. 134 ausgestellt waren. Eine Ehrenkompagnie des Regiments hatte auf dem Marktplätze Aufstellung genommen, wo auch che Behörden, das Offizierkorps und die Vereine mit ihren Fahnen um das Denkmal gruppiert waren. Diesem gegen- über war der Königspavillon errichtet. Als der Monarch, der mit Fanfarenklängen begrüßt worden tvar, mit seiner Begleitung hier Platz genommen hatte, ließen gegen 400 Gänger vom Plantschen Sängerbund unter Musikdirektor Wedels Leitung Beethovens „Die Himmel rühmen des Ewigen Ehre" ertönen. Dann übergab der Vorsitzende des Denkmalsausschusses, Laudgerichtspräsidcnt Dr. Hartmann, das Denkmal der Stadt. Die Hülle fiel, während die Ehren ko mpa g nie Präsentierte, und Oberbürgermeister Dr. Gchmid übernahm das Standbild in die Obhut der Stadt mit Worten ehrerbietigsten Dankes gegen den König. Er dankte ferner den Bürgern, die das Denkmal gestiftet, dem Künstler und allen Ausführenden und schloß mit einem .Hoch auf den König, worauf die Sachsenhymne erklang. Inzwischen war eine Fülle prächtiger Kränze am Denkmal niedergelegt worden. Bei der dann eingehenden Besichti- gung des Standbildes erfolgte die Vorstellung der Mitglie- der des Denkmalsausschusses und der beteiligten Techniker «md Baumeister. Nach der Enthüllungsseier überreichte Se. Majestät persönlich dem zweiten Vorsitzenden des Denkmals ausschusses, Landtagsabgeordneten Fabrikbesitzer W. Pop- Zitz, das Ritterkreuz erster Klasse des Albrechtsordens. Als der König den Platz verließ, brachte der Bezirksvorsteher der Militärvereine Arnold ein Hoch auf ihn aus. Der König vegab sich nunmehr in das Stadttheater, wo eine Matinee -u wohltätigen Zwecken gegeben wurde. Im festlich ge- schmückten Portal wurde er vom Theaterdirektor Rich. Krvnz, dem früheren Dresdner Hofschauspieler, begrüßt. Gegeben wurde nach einem vom Direktor verfaßten und vor- «etragenen Huldigungsprolog mit anschließender Königs- Hymne das Mosersche Lustspiel „Ohne Konsens" und das szenisch bearbeitete Liederspiel „Am Wörther Sec" von Kv- fchat. Dom Theater fuhr der König und sein Gefolge an -er Luthcrkirche vorbei zur „Erholung", wo Tafel stattfand, an der sich außer dem Monarchen insgesamt 126 Personen veterligten. Während -er Tafel sprach Oberbürgermeister Dr. Schmid dem König nochmals den Dank der Stadt und ihrer Bürgerschaft für fein Kommen aus und brachte ein Hoch auf den König und das Königliche Haus aus. Nach der Rede des Oberbürgermeisters Dr. Schmid dankte der König für die ihm gewordenen Kundgebungen und gab seiner Freude darüber Ausdruck, daß er ' ie Enthüllung des Denkmals benutzen konnte, um nach Plauen zu kommen, in dem ein starker Zug nationaler Begeisterung wehe. Kö nig Albert sei für uns alle ein Muster und das Ideal eines Sachsen und auch das Muster eines deutschen Mannes und guten Christen. Diese Eigenschaften bewundern wir au dem Dahingeschiedenen, sie spornen uns an, ihm nachzueifern. Der König trank auf das Wohl der Stadt Plauen und hielt nach der Frühstückstafel Cercle ab. Die Abfahrt erfolgte in der vierten Stunde über die neue Friedrich-August-Brücke nach dem Bahnhof, tvo sich der König von der Stadtvertrc- tung verabschiedete und die Reise nach Bad Elster fortsetzte. Elßerberg. Die Erregung über de» Zusammenbruch des Bankhauses Franz Rieß hier wird immer größer, je mehr über die Machenschaften des Plötzlich vrrstorbenen Bankiers Rieß bekannt wird. Das es sich um Hunderte von BetrugSsällen handelt, ist nunmehr leider nicht mehr zu bezweifeln. Von allen Seiten melden sich die „Leid tragenden". Zunächst steht jetzt bestimmt fest, daß Rieß keines natürlichen Todes gestorben ist, wie anfangs ange nommen w,rden war an einem Herzschlag, sondern, daß er Gift genommen hat. Neuerdings spricht man von Ver- Kindlichkeiten in Höhe von über einer halben Million. ES sind auch gefälschte Wechsel in Umlauf. Die Blanko-Akzepte, die Rieß nach Belieben auSsüllte, gehen bis zu Beträgen über 20000 Mark. Die ihm anvertrauten Spargelder armer, fleißiger Leute, die ihm ihre Notgroschen anvertrauten, sind Beträge von 100 bis 3000 Mark. Bemerkenswert ist u. a. folgender Fall: ein hiesiges junges Mädchen wollte heiraten. Das Geld für die Ausstattungsmöbel — gegen 3000 Mark — war zur Stelle. Um das Geld nicht nutzlos liegen zu lassen, sollte es einige Wochen bei Rieß Zinsen tragen. Nun ist es weg. Unbegreiflich ist es, wohin das Geld ge kommen ist. da Rieß — ein früherer Leineweber — nie auf großem Fuß gelebt hat. Man vermutet, daß verfehlte Spekulationen, sowie erhebliche Verluste bei einigen Konkurjen den Zusammenbruch beschleunigt haben. Neugersdorf. Gestern brach hier in dem auf der Auen- straße gelegenen Burgerschen Hause Feuer aus. In einer Kammer ivaren einige Schränke in Brand geraten, aber bald war jede Gefahr einer u-citeren Ausbreitung des Feuers beseitigt. Der in der Kammer schlafende 17jährige Zimmerlehrling Thomas ist der Brandstiftung geständig, er hat das Stroh in seinem Bette vorsätzlich in Brand ge steckt. Ter Bursche, der als Grund der Tat vorgibt, er habe sich durch Ersticken das Leben nehmen wollen, ist in Haft. Er soll zuvor vergeblich versucht haben, sich zu erhängen. Ap»lda, 22. April. Der Landwirt Karl Hesse aus Kapellendorf heiratete 1890 die Tochter Toska des Land wirts Thyrols in Pfuhlshorn und übernahm 1892 die überschuldete Wirtschaft Thyrolfs. Darüber, daß Hesse schwer übers Ohr gehauen war. dem Thyrols aber noch einen Altensitz auf dem Grundstück und ein Taschengeld von wöchentlich 30 Pfg. gewähren mußte, herrschte un unterbrochen Streit, der sich dadurch noch verschärfte, daß Thyrols stets das Gericht anrief, wenn irgend eine Leistung nicht Pünktlich erfüllt wurde. Als Thyrols mm Plötzlich seit Karfreitag fehlte, wurde Hesse sofort des Mordes ver dächtigt. Gestern nacht wurde in dem Steinbruck) Hesses, der an dem Flüßchen Kelle liegt, die Leiche Thyrolfs ge funden. Die Leiche steckte in einem Sack, Kopf und Beine waren zusammengebunden. Hesse gestand. Es sei zum Zank gekommen und Thyrols mit der Axt auf ihn losge- kommen. Ehe Thyrols ausholen konnte, hätte er ihn an der Gurgel gepackt und gewürgt. Plötzlich wäre dann der Alte tot zusammengebrochen. Unter einer Fuhre Dung hätte er die Leiche nach dem Steinbruche geschafft. Hesse wurde in das Untersuchungsgefängnis nach Apolda trans portiert, während Frau Hesse bereits vormittags, als sie Einkäufe in Apolda machte, verhaftet worden war. um einer Verdunkelung des Tatbestandes vorzubeugen. OerichtSsaal. X Der Sergeant Gottlieb Ernst Schubert aus Briesnitz bei Wittenberg von der 1. Kompagnie des 2. Grenadier- Regiments, der Ende Oktober v. I. eine fette Gans anonym an die Gattin eines Jntendantursckretärs, der den Sergeanten auf seine Qualifikation zum Zahlmeister-Aspiranten zu prüfen halte, gelangen lieh, war von dem Kriegsgericht wegen Bestechung zu einem Monat Gefängnis verurteilt worden. Gegen das Urteil hatte er Berufung eingelegt, die jetzt vor dem Odcrkricgsgericht zur Verhandlung kam und einen günstigen Erfolg hatte. Das erstinstanzliche urteil wurde aufgehoben und der Sergeant zu drei Lagen mittleren Arrest verurteilt. In der Uebersendung des MartintzvogelS wurde zwar keine Bestechung, wohl aber eine Be- leidigung erblickt. Neues vom -Lage. Berlin, 23. April. Vor der Strafkammer des Land gerichts II. begann heute die Verhandlung gegen die Kammerfrau der verstorbenen Prinzessin Amalie von Schleswig-Holsteln unverehelichte Anna Milewsky, die morgen fortgesetzt wird. Berlin, 23. April. Ein don 2000 Bäckergesellen be- suchte Versammlung beschloß heute nachmittag einstimmig, den Oberbürgermeister als Vermittler anzurufen, um den Meistern noch einmal die Hand zum Frieden zu bieten. Köln, 23. April. Nach Meldungen aus Alten rath, in dessen Nähe Artillerteschießübungen stattfanden, herrschte dort Sonnabend große Aufregung, als eine Granate inmitten des Dorfes explodierte und eine Menge Sprengstücke gegen die Häuser schleuderte. Als ein zweites Geschoß niederging, flohen die Einwohner in wilder Hast. DaS Schießen wurde dann sofort eingestellt. Ein Offizier erklärte, daß die Granaten nur mit UebungSmunition ge- laden gewesen sind. Bei voller Brisanzladung wäre die Wirkung eine furchtbare gewesen. Nottweil, 24. April. Bei der Einfahrt in die Station Kalhausen entgleisten gestern abend fünf Wagen eines Güterzuges. Beide Gleise find gesperrt, so daß der Personenverkehr durch Umsteigen aufrecht erhalten werden muß. Personen wurden nicht'verletzt. Paris, 23. April. Dos Mitglied -er Akademie Andrä Theuriot ist heute gestorben. Paris, 23. April. Die ansständigen Bäckergesellen versammelten sich heute früh auf der Place de la Concorde, um eine Kundgebung zu veranstalten, und sich dann noH der Arbeitsbörse zu begeben. Die Menge wurde jedoch von der Polizei auseinandergetrieben. Hierbei kam es zu meh- rereu Verhaftungen. Vor der Arbeitsbörse fanden Un ruhen statt. Toulon, 23. April. Bei dem Brande des Touloner Arsenals ist auch dr Unterseepavillon, in dem sich alle Doku mente der „Jena"-Kommission befanden, eingeäschert. Die Zahl derjenigen, die bei den Rettungsarbeiten Verletzungen erlitten haben, beträgt nahezu dreißig, wovon siebzehn im Marinehospital untergcbracht sind. Rotterdam, 23. April. Die Grundsteinlegung des Carnegieschen Friedenspalastes ist für Ende Juli oder An fang August geplant, gewissermaßen als Apotheose der auf der Friedenskonferenz zu erreichenden internationalen Uebereinstimmung. London, 23. April. Der Spruch des Seeamtes in Bezug auf die Strandung des Dampfers „Berlin" be sagt, daß das Schiff beim Verlassen des Ausgangshafens in gutem Zustande und nnt den erforderlichen Rettungs- apparaten ausgerüstet gewesen sei. Der Grund der Stran- düng liege in einem Irrtum des verunglückten Schiffs führers beim Versuche, in den neuen Kanal unter den herr schenden Wetter-Verhältnissen einzulaufen und unter Unter- sckiätzung der Flutstärke. Die schwere See habe es den Ret tungsmannschaften unmöglich gemacht, an das Schiff heran zukommen. Jedenfalls sei aber alles, was möglich sei, ge schehen. Mailand, 23. April. Der Ingenieur Mario Piquet hat bei dem italienischen Ministerium ein Konzessionsgesuch für den Durchstich des Montblanc zur Herstellung einer direkten Eisenbahnverbindung des Aostatales nnt Genf ein gereicht. Palermo, 23. April. Bei dem Proberennen zu dem Automobilrennen Targa—Florio auf Sizilien er eigneten sich ein paar schwere Nnglücksfälle. Ein englischer Ingenieur wurde aus dem Automobil geschlendert und zer- malmt. DaS herrenlose Automobil überfuhr noch vier Personen. Ein zweites Automobil überfuhr auf der Straße ein spielendes Kind. Der Vater eilte herbei und wollte den Chauffeur löten, der nur mit Mühe der Wut des Vaters entging. Endlich wurde eine -ritte Person über fahren und gelötet. Warschau, 23. April. In der Schabastraße wurde ein Damenschneider und sein Sohn von seinem Schwieger söhne erschossen. Dieser erschoß sich dann selbst. Valparaiso, 23. April. Noch immer finden heftige vulkanische Erderschütterungen im südlichen Chile statt, lieber die Stadt Valdivia sind schwere Aschenregen nieder- gegangen. Telegramme. Frankfurt, 23. April. Die Stadtverordnetem»«;,:, sammlung beschloß heute einstimmig, den Zuschuß zur Akademie für Sozial- und Handelswissenschafteu von 30000 auf 76 000 Mk. zu erhöhen. Der städtische Zuschuß soll in erster Linie zur Erhaltung des Charakters der Akademie als eines Fortbildungsinstituts für Praktiker verwandt werden. Zur Einrichtung ständiger Meisterkurse wurden ferner 37 000 Mk. bewilligt. Wien. 24. April. Eisenbahnminister Derschatta be- sprach in einer Rede, die er gestern in einer Wählerver- sammlung von Graz hielt, unter anderen das Verhältnis zu Ungarn und betonte, Oesterreich habe sich in Ungarn gegeben bisher völlig freie Hand bewahrt. Der Ausgleich könne nur gemacht werden mit dem Volke und seinen Ver- tretern, niemals aber gegen das Volk oder gegen die Interessen Oesterreichs. London, 23. April. Unterhaus. Bei Beratung der Vorlage über die Territorialarmee wies der Kriegsminister Haldane darauf hin, daß die Premierminister seine Vor schläge für die Organisation des Heeres auch für ihre eigenen heimatlichen Streitkräfte als Muster nehmen wollten, sodaß im ganzen Reiche eine Kette von Territorialstreit kräften bestehen würde, was ein wirkliches Gefühl der Sicherheit verleihen könne. Die Vorlage wurde in zweiter Lesung mit großer Mehrheit angenommen. London, 23. April. Der von der Kolonialkonferenz vorgeschlagene Zentralstab soll VerteidigungSpläne vorbe reiten und Ratschläge für die Ausbildung und Organisation der Truppen der Krone in jedem Teile des Reiches erteilen. Es wurde von der Konferenz beschlossen, die Frage der Seeverteidigung zu vertagen. Hierauf vertagte sich die Konferenz bis Donnerstag. Petersburg, 23. April. Der Präsident der Duma, Golowin, wurde heute in Zarskoje Selo vom Kaiser in halbstündiger Audienz empfangen. Golowin überreichte dem Kaiser eine Denkschrift über die bisherige Tätigkeit der Duma. Petersburg, 23. April. In dem heute vor der Duma verlesenen Kommissionsberichte heißt es unter ande rem: Mit dem Beginne der Strafcxpedition in den balti schen Provinzen begannen auch die Folterungen der Ge fangenen, um von ihnen Geständnisse zu erpressen, die ge nügten, um sie erschießen zu lassen. In Riga wurde zu diesem Zwecke eine Kommission gebildet, die von dem Staatsanwalt und der Gendarmerieverlr>altnng mit beson deren Instruktionen und vom Gouverneur mit dem Rechte ausgestattet war, politische Angeklagte ohne gerichtliches Verfahren zu töten. Der Bericht teilt dann eine Reihe vor- gekommener Grausamkeiten mit und erklärt, daß die Mar tern von der Polizeibehörde organisiert und unter ihrer Be teiligung ansgeführt worden seien. Petersburg, 24. April. Ministerpräsident Stv- lypin erließ ein Zirkular an die Behörden in der den Juden eingeräuniten Zone, in welchem er anläßlich der Meldungen über bevorstehende Pogrome zn Ostern ihnen die Unter drückung aller Unruhen und Pogrome einschärft und sie für die Folgen der Agrarunruhen und Judenpogrome verant- wörtlich macht. Norfolk (Virginia), 24. April. (Auf deutsch-atlan tischem Kabel.) Der deutsche Kreuzer „Roon" ist zur Teil» nähme an der Flottenschau in Hampton-Road angekommen. Theater und Musik. I Residenztheater. — Die gestrige Aufführung der „Lustigen Witwe" zum Besten des VinzentiuSveretnS brachte