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219, 19. September 1912. Nichtamtlicher Teil. Börsenblatt f. b. Dkschlr. Buchhandel. 10941 Ein anderer belgischer Nationaldichter beging in diesen Tagen seinen 50. Geburtstag: Maeterlinck. Von einer Feier dieses Ereignisses kann ich allerdings nicht berichten, da nicht einmal die großen, führenden belgischen Tages zeitungen davon Notiz genommen haben, ich selbst habe das Dalum erst aus der — Börsenblatt-Anzeige seines verdienst vollen deutschen Verlegers Eugen Diederichs und aus dem originellen Prospektheft seines Übersetzers Friedr. von Oppeln-Bronikowski erfahren! Das intellektuelle Belgien hat offenbar mit der Maeterlinck im Mai bereiteten Ehrung bei Anlaß seiner Auszeichnung mit dem Nobelpreis diesem gegenüber seine Pflicht getan oder glaubt, sie getan zu haben. Auch die literarischen Monatsschriften haben den Tag nicht besonders erwähnt, doch bin ich überzeugt, daß unsere deutschen Zeitschriften das nachholen werden. Da gegen habe ich, nachdem ich erst im letzten Brüsseler Brief über die einzige brauchbare Monographie in französischer Sprache berichtet habe, heute zwei weitere soeben erschienene Bücher über den Dichter-Philosophen zu verzeichnen: M. Esch, I-'oeuvre äe ölaurioe ölasterlillkk. 18", 83 Seiten mit Porträt und Autograph. Paris, Neroure äe ?r»neo, Preis 75 Cts. Diese kleine Arbeit bildet einen Band der empfehlenswerten Sammlung »I>es Hommee ot los läöee« und enthält eine ausführliche, sorgfältig gearbeitete Biblio graphie der Werke Maeterlincks, einschließlich seiner in Zeit schriften erschienenen Arbeiten und eines umfangreichen Lite raturverzeichnisses, ebenfalls mit Anführung von Zeitschriften artikeln, beides von Ad. van Bever zusammengestellt. Wäh rend sich dieses Büchlein mit Maeterlincks literarischer Ge samtproduktion beschäftigt, ist das folgende fast ausschließ lich den philosophischen Werken gewidmet: B. Timmermans, 1/LvoIutivn äe Aaeterlinolc. 16". 229 Leiten. Brüssel. Läitioll äe In ltetpigue ^Vrtietique et löttöraire. Bres. 3.50. Der Autor, ein holländischer Oberlehrer, sieht in Maeterlinck vor allem den vlämischen Mystiker und Schüler von Swedenborg, Novalis und Emerson, der, nach einer Rezension in der »Vis intellsetueUe«, zur Zeit zwischen dem Sinn für die Mystik und der Liebe zur Wissenschaft hin- und herschwankt. Das belgische Drama erfreut sich seit einigen Jahren der besonderen Fürsorge der Regierung, die es im Ausstellungs- jahre 1910 durch eine ausreichende Unterstützung durchsetzte, daß eine Anzahl belgischer Theaterstücke aus der Bühne des Königlichen Parktheaters aufgeführt wurde. Eine ständige Beihilfe von jährlich 75 000 Frcs. soll die lobenswerten Bestrebungen des belgischen Ministeriums für Wissenschaft und Künste verwirklichen helfen. Das Parktheater soll sich gegen diesen staatlichen Zuschuß verpflichten, jährlich 4 Dramen belgischer Autoren je lvmal, sowie 6 Einakter je 15mal zur Aufführung zu bringen. Der letzte Monat der Spielzeit soll speziell drei Erstlingsarbeiten junger Dramatiker, sowie der Veranstaltung von billigen Nachmittagsvorstellungen gewid met werden. Schließlich sind eine Reihe von 15 Ausführungen in den Theatern der Provinz vorgesehen. Das Publikum begegnet diesem Plane mit großer Sympathie, der den Zweck haben soll, unsere Bühnen — ganz in gleicher Weise wie es ähnliche Bestrebungen in der französischen Schweiz durch eine neu gegründete Genfer literarische Gesellschaft anstreben — von der Abhängigkeit von den Pariser Theatern zu befreien. Neuerscheinungen während der Sommermonate: Jules Potvin, Llltoi ne IViertr, 1806—1865. 16", 190 S. mit 37 zum Teil ganzseitigen Illustrationen. Brüssel, F. de Rodele. 5 Frcs. Ehrenrettung des viel verkannten und heute fast vergessenen, genialen Malers Wiertz, dessen Werke Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel. 79. Jahrgang. in dem vom Staate übernommenen Atelier des Meisters, dem »Llusöe Wikrtr«, zurzeit nur noch von durchreisenden Deut schen und Engländern besucht werden. Zu den Hütern dieses Museums gehörte auch der oben erwähnte Dichter Conscieuce, der hier seine letzten Lebensjahre verbrachte. — Benj. Linnig, 1,a gravure ea öklKique, ou aotiees bio- grapdiques sur los Graveurs anversois, bruxellvis... jusqu'ä la kill cku XVIII" siäele. kl. 8", 204 S. mit 12 vorzüglichen Re- produklionsbeilagen. Antwerpen, Janssens sräres. 5 Frcs. (Auf holländ. Papier.) Preiswerter Beitrag zur belgischen Kunstgeschichte, in Form bio-bibliographischer Angaben in alphabetischer Reihenfolge und mit einer geschichtlichen Ein leitung aus der Feder des durch seine Arbeiten über die ältere belgische Exlibriskunst wohlbekannten Antwerpener Künstlers. — Alfred Micha, Bes peintres eele- bre 8 äe I'aneie» pa^s äk I> iäAe. 4", 160 Seiten mit 9 Tafeln. Lüttich, M. Thonc. Preis Frcs. 3.50. Mit einer interessanten Studie über die Brüder Hubert und Jan van Eyck. — Von dem Ägyptologen Jean Capart, dessen Tasel- werke im Ausland sehr geschätzt sind, erschien eine reich doku mentierte Monographie »Te Tempie äe 8eti I°r ä Lbxäos«, 4", 40 Seiten mit 8 Jll. und Heliotint-Tafeln. Brüssel, A. Vromant L Cie. Preis Frcs.35.—. Oscar Colson (Herausgeber der Zeitschrift »Wallonia«): BibliOArapbie äk 1a littörature cvallonne oo n t k m p o r a i ll o. Vot. 1: Lllnees 1905 kt 1906. Lüttich, Jmprimerie H. Vaillant-Carmannc. Preis Frcs. 2.50. — Lllnuairkstatistique äelaHelAique kt än OonAo beiße, Jahrgang 1911. Starker Großoktavband von 633 Seiten, in der Art des »Statist. Jahrbuches für das Deutsche Reich«, zu dem billigen Preise von Frcs. 2.— ord., bringt seit diesem Jahre einen besonderen Anhang über die Kongo-Kolonie. Der bekannte Lehrer des Völkerrechts und Professor an der Brüsseler Universität Ern. Nys hat sein seit mehreren Jahren vergriffenes und sehr gesuchtes Hauptwerk: Uoäroit international in neuer Auflage erscheinen lassen, jedoch merkwürdigerweise nicht in einem der angesehenen belgischen Verlage, sondern bei einem durch seine Schleuderei im ganzen belgischen Buchhandel sehr un beliebten Antiquar bzw. Bouquinisten, MoenS frsres. Preis für das vollständige Werk (3 Bde. 8°.) Frcs. 50.— Bei dem Mangel an Einzelausgaben der belgischen Gesetze, — es gibt hier nicht eine einzige Sammlung in der Art der muster gültigen Ausgaben von Guttentag, Roßberg, Beck, Roth, Trllbner usw. — dürfte folgende juristische Novität willkom men sein: Leon Siville, Ooäk politique kt aä- ministratikäe la Lelßique (Oonstitution, Tois elee- torales, provineialss, evminnnalse). 4. Auflage, 8"., 1749 Sei ten. V""> Larcier, Brüssel. In Lederband 10 Frcs. Das Werk enthält sämtliche provinziellen und Gemeindegesetze, den Text der Verfassung und die Wahlgesetze in alphabetischerAnordnung, in einem handlichen Kleinoktabband. Als Pendants dazu seien die zwei folgenden, in gleicher Form und Anordnung er schienenen und ebenfalls mit Anmerkungen versehenen Text ausgaben erwähnt:J. Delecourt,6oäk8dklAks st loie usuelles. 15. Auslage. 1908. 1550 Seiten, im glei chen Verlage, 12 Frcs., und Servais etMechelynck, Bes kväes kt Iss lois speeiales 1k8 plus usuel les KN vißuer enLelßique... 5. Auflage. 1912, soeben erschienen, 1555 Seiten, Lederband, 10 Frcs., in der größten juristischen Vcrlagshandlung, Etabliss. Emile Bruy- lant, Brüssel, erschienen. Diese letztere, neuere Gesetzsamm lung hat diejenige von Delecourt nach und nach verdrängt. — L. Gilliodtsvan Severen, Lssa 1 s ä'arobeo - loßik brußeoise. l. l.e Oarillvn äe Lrußks. II. Bes Aenestrels äe Bruges. 2 Bände, gr. 8°. 185 u. >63 Seiten. Brügge, Buchdruckerei L. de Plancke, a Band 15 Frcs. 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