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Deutscher Phoivgraphenias t« Dr«»öO>. Die sächsisch« Landeshauptstadt ist seit Jahrzehnten Sitz einiger hervorragender Spezialindustrien geworden, die durch die Qualität ihrer Erzeugnisse Weltruf genießen. Unter «öderem hat die photographische Industrie sich hier einen «chtunggebtetenden Borort begründet. Go tft eS denn kein Wunder, daß die Männer der schwarzen Kunst Dresden zum Ort der diesjährigen Tagung de« Zentral-Ber. dande« Deutlicher Photographen» Vereine und Innungen iReichSverband Sitz Berlin) gewählt haben. Dieser sachliche Kongreß hat in diesen Tagungen einige hun» dert Ltchtbildkünstler aus dem ganzen Reich nach der Kunst- unb AuSstellungöstadt an der Elbe geführt. Den Auftakt zur Tagung bildete am Dienstag ein Ae st. abend, zu dem sich der Veranstalter, der Sächsische Photo» araphen-Bund, und die Photvgraphen.Jnnung Dresden die Prunksäle unserer Stadtbu'rg hatten öffnen lasse». Als Ehren gäste waren erschienen Finanzmtntster Weber. Kreishaupt, mann Buck, Amtshauptmann Dr. Schulze. Polizeipräsident Sühn, Stadtrat Dr. Müller, verschiedene Stadtverordnete, LanbtagSabgevrdneter Kaiser, die Obermeister Kuntzsch und Witzsckel, Hosrat Pros. Scyscrt, Direktor Strahhausen u. a. Der Oberon-Ouvertüre, schwungvoll gespielt vom FetereiS- Orchester. folgte ein gedankenreicher von Kammersänger ÖelS gesprochener, von Georg Irr gang verfaßter Bor spruch. der in poetischer Form die 23jährige Geschichte drS Bundes und seine Aufgabe» behandelte. Ehrenobermeister Pa pesch. Ehemnih, der l. Vorsitzende des Sächsische» Photographen-BundcS. hieß die Gäste Herz» sich willkommen, gab seiner Freude über die gewaltige Be» teiligung Ausdruck, und ehrte das Andenken der Toten der Katastrophe in, Erzgebirge Mährend alle Zweige des deutschen Handwerks wieder aufblühten, kämpfe das Gewerbe der Photographen eine» verzweifelten Kamps um seine Existenz. Die Not der deutschen Photographen sei groß, die Aufträge lägen hente zu »st bis NO Prozent unter denen von 1N13, während die Preise bereits aus den Stand dieses Jahres gesunken seien. Das Publikum begnüge sich heute mit Bildern, die auf der Straße oder selbst ausgenommen seien. Der Red ner erbat den Schutz der Behörden gegen den Unfug des Straßenftlmens sowie die Neben» und Pfuscharbeit der be soldeten Beamten und schloß mit der Mahnung an die Kollegen, sich zusammenzüschlicßen. Der Obermeister der Photographcn-Jnnung Dresden, M. Baum, hoffte, daß Dresden sich mit seiner diesjährigen Tagung den anderen deutschen Städten würdig anreiheu und daß die Beratungen zu einem vollen Erfolg führen möchten. Finanzmini st er Meber überbrachte die Grüße und guten Wünsche der StaatSregieriing und der übrigen ver- treteneu Behörden Die Nöte des PhotographenhandmerkS seien der Regierung wohl bekannt, der Ausfall der Lehrlinge und selbständigen Existenzen erschreckend. Die Negierung werde jedenfalls alles tun. um hier nach Kräften zu Helsen. Kiadtrat Dr. Müller grüßte namens der Kunststadt Dres den in den Nchtdurchsliiteten Sälen des Rathauses die Jünger der deutschen Lichtbildkunst, während Ehrenobcrmeistcr SuntzIch djc Glückwünsche des gesamten sächsischen Hand werks zum Ausdruck brachte. Unter Zusammenfassung der schon vorher angcdcuteten Ziele ervfsnete der Verbandsvorsitzende L. Tiedemann- Berlin offiziell die E.-V.-Tagu»g. Der Ehrenvorsitzende des C. N. R., S ch l e g e l, Dresden, entwarf anläßlich deS 100. Ge burtstages des HofratS Prof. Dr.-Jng. e. h. Krone, dessen Bronzebüste neben dem Rednerpult in einem Lorbeerhain stand, ein kurz gefaßtes Bild vom Leben und Wirken dieses Altmeisters der deutschen Photographie. Im Anschluß an den Bortrag erhielt Dr. Krone, ein Nesse des Altmeisters, für die Familien Hermann Krone, Breslau. HanS Krone, Wien, und Oberarzt Dr. Krone, Aachen, die Krone-ErtnnerungS- Medaille. 44 Mitglieder wurden mit der ReichSverbandS-Ver- dicnst-Medaille ausgezeichnet. Ein Willkommenstrunk und ein Imbiß vereinten die Gäste noch für ein paar Stunden zu froher Geselligkeit. Aus Anlaß der Tagung hat die Dresdner photogbapyische Industrie aus dem Belvedere eine sehenswerte Ausstellung aufgebaut. —* Große« Schiebungen beim Städtischen Wohnungsamt in Leipzig ist man aus die Spur gekommen. Sie liegen allerdings bereits ein Jahr zurück. Der 49jährige Architekt und Bau meister Viktor Alexius Slowig kam in Haft, da er bei seiner Tätigkeit als technischer Hilfsarbeiter beim Leipziger Wohnungsamt sich zahlreicher Pflichtwidrigkcitcn und der passiven Bestechung schuldig gemacht haben soll. Slowtg hat seine amtlichen Verbindungen Wohnungsuchenden gut aus- genutzt, und es soll sich im ganzen um 30 Fälle handeln, bei denen er, um im Sinne der Antragsteller tätig zu werden. Geldgeschenke in Beträgen bis zu 2000 Mark angenommen haben soll. Bisher hat Slowig allerdings nur ein Teilgeständ nis abgelegt. Die Untersuchung dauert deshalb noch an. Die Unregelmäßigkeiten Slowigs sind bei der Vermittlung von Wohnungen und bei dem Verfahren der Zwangsoinquartie- rung vorgekommen. Die ganze Angelegenheit kam erst ins Rollen, als ein Wohnungsuchcnder auf dem Wohnungsamt«! einem Beamten in der Verärgerung Vorhaltungen machte, die den Anlaß gaben, dem Fall Slowig nachzugehen. Ae Krisensürsorge in Dresden. Bon Direktor Dr Die Fürsorge für die sogenannten „ausgesteuerten- Er werbslosen. d. h. diejenigen, die »ach Ablauf der gesetzlichen UnterstUtzungShöchstdauer szumeisi 52 Wochen» aus der Er- werbölosenfllrsorgr ausgeschieden worden sind, wurde Ende o. I. zu einer unabweisbaren Nolwendigkril. Solange die Zahl der Ausgesteuerten noch vrrhälinismäßia gering war. konnte man sich damit bescheiden, daß diese überwiegend im Falle weiterer Erwerbölvsigket« von der allgemeinen Wohl- fahrtspfleg« unterstützt wurden Erst von dem Zeitpunkte ab. wo mit einem bedeutenden Anwachsen der Ziffern in jedem Monat zu rechnen war. sahen sich nicht nur die unmittelbar betroffenen Arbeitnehmer, sondern auch die Gemeinden als Träger der Wohlfahrtspflege veranlaßt, ans eine auderweile Regelung hinzuwlrkrn. Als Endergebnis langwieriger Ver handlungen wurde am lS. November 1920 das „Gesetz über eine Krisensürsorge" erlassen, das am 2t. November IS2V in Kraft trat. Ihrer Natur nach ist diese Krisenfürsorge weiter nicht« als eine über die Höchstdauer verlängerte E r w e r b s l o s e n f ü r s o r g e. bei der i» der Hauptsache nur die Lastenvertetlung eine abweichende Regelung erfahren hat. Da es sich bet dieser Krisenfürsorge um eine verhältnismäßig sunge Einrichtung handelt, bewegte man sich bei ihrer Durch führung vielfach aus Neuland und cs manprlte an Erfahrung hinsichtlich her Auswirkungen in der Praxis. Es ist dies aber außerordentlich wichtig, da die Krisensürsorge auch in das am t. Oktober 1927 tn Kraft tretende Gesetz über Arbeitsvermitt lung und Arbeitslosenversicherung ausgenommen wurde und somit auch in Zukunft praktische Bedeutung haben wird. Deshalb hat der Präsident der NeichSarbcitövcrivaltuug eine einmalige Erhebung in der Krisensürsorge für den Juls 1927 angeordnet, deren Ergebnisse sür Dresden jetzt vvriiegen. Sie werden tm folgenden in ihren wichtigsten Punkten mitgeteilt: Die Krisensürsorge hat innerhalb des Reiches einen völlig verschiedenen Umfang angenommen und in einzelnen Städten, wie z. B. in Hamburg, keine wesentliche Bedeutung erlangt. Vom Dresdner Arbeitsnachweis sind säst durch gängig seit Inkrafttreten des Gesetzes am 21. November 1920 ein Viertel aller Unterstützten aus Mitteln der Krisensürsorge unterstützt worden. Und wer die Bewegung aus dem Dresdner Arbeitsmarkt in dem letzten Jahre verfolgt hat. wird nicht überrascht sein, wenn zahlen mäßig die Lohnarbeit wechselnder Art lTagclöhner, Fabrikarbeiter, Erdarbeiter, ungelernte Arbeiter aller Nrts die höchste Zahl männlicher wie weiblicher Krisenunterstütztcr ans- weist. Am 15. Juli 1927 wurden in dieser Bcrussgrnppc 435 männliche und 350 weibliche Erwerbslose ans Mitteln der Krisensürsorge unterstützt. Das Ucbcrangcbot Ungelernter sowie solcher Kräfte, die durch Ausübung berufsfremder Arbeit oder infolge ihres hohen Alters in ihrem erlernten Berufe keine Verdienstmögl'ichkcit mehr finde» können, ist die Er klärung für diese unverhältnismäßig hohen Zahlen. In ge ringem Abstand folgt die Metallindustrie, die 872 männliche KrisenunterstUtzte aufwies. In der Metall industrie war bereits seit Anfang v. I. eine Ucbersüllnng scst- zustcllcn, die nicht so leicht airszugleichcn ist. Ausgabe einer individuellen Berufsberatung wird eS deshalb sein, hier vor beugend einzugreifen und allen Jugendlichen, die wohl Lust zu diesem Berufe haben, denen es aber anderseits an der für diese Arbeiten unbedingt erforderlichen Begabung und Ge schicklichkeit fehlt, dringend von der Erlernung dieses Berufes abzuraten. Erschwerend kommt außerdem noch hinzu, daß bei Anforderungen häufig Jugendliche, die sich meist dem gestel- gerte» Arbeitstempo eines rationalisierte» Betriebe? bester anzupassen vermögen, verlangt werden, so daß die Unter bringung älterer Kräfte mit wachsenden Schwierigkeiten ver bunden ist. Für weibliche Kräfte der Metall- tndustrie sind die UuterbrtngungSmögltchkcttcn günstiger, so daß nur 00 Krtsenunterstützte gezählt wurden. An dritter Stelle stehen die kaufmännischen Angestellten mit 258 Krisennnlerstützten. Gerade in diesem Berufe ist die Bevorzugung jugendlicher Kräfte ganz besonders stark. Der ältere kaufmännische Angestellte ist heute durch die Erschei nungen der Nachkriegsjahre aus seinem Berufe zeitweilig ab gewandert und das aus seinen Zeugnisten ersichtliche Berufs durcheinander erschwert die Unterbringung sehr erheblich. Außerdem fehlt eS ihm nur zu oft an den heute von jeder kaufmännischen Kraft verlangten Kenntnissen, wie vollkom mene Beherrschung der Stenographie und Schreibmaschine, möglichst mehrerer Fremdsprachen nsw. Hier haben der Ar beitsnachweis und anch die Angestelltenverbäiidc mit groß zügigen Förderungsmaßnahmen eingegrisfen, die hoffentlich daz» beitragen, auch die älteren kaufmännische» Arrgestelltc» mit allen Kenntnissen auszurüsten, die heute bei der Einstel lung eine selbstverständliche Voraussetzung bilden. Rerschmannl ' - - Insgesamt wurden am 15. Juli 1927 1737 männliche und ÜS2 weibliche, also zusammen 268» Krisennnlerstützte, gezählt bei V82l Unterstützten in der Erwerbs losen fü r sorge. Bon besonderem Interesse ist die Verteilung der Zahl der KrtsenuntcrstUtzten in de» einzelnen Berufsgruppen aus die verschiedenen Altersklassen. Bei den männlichen Erwerbslosen wies naturgemäß die Altersklasse über 60 Jahre mit 337 Unterstützten die Höchst» zahl auf, »nd zwar stand an erster Stelle die Berussgruppe Lohnarbeit mit 148, welcher das Metallgewerbe mit 90, daS Holzgewerbc mit 04 und die kaufmännischen Angestellten mit 29 Unterstützten fvlgten. Es wird leider in absehbarer Zeit kaum möglich sein, diese älteren Arbeitskräfte auf dem Ar» bcitSmark» unterzubringen: denn außer dem hohen Alter er schweren oft die Folgen erlitteiror Unfälle und die damit zu- sammcnhängendr beschränkte Arbeitsfähigkeit die Zuweisung einer Arbeit wesentlich. Die nächsthüchste Zahl weist aussallenderweise die Alters, klaffe non 25 bis 30 Jahren mit 139 Krisenunterstützten auf. Davon gehören 127 Unterstützte in diesem Alter den Rernfs- gruppen Lohnarbeit, Metallindustrie und kaufmännische An» gestellte an: den» in diesen Berufen ist es heute leider so, daß für die nngeforderten Arbeitskräfte häufig 25 Jahre als oberste Altersgrenze angegeben werden. In größerem Ab» stände folgen dann die Altersgruppen 80 bis 35 mit 118, 45 bis 50 mit IW und 35 bis 40 Jahre mit 102 Unterstützten. Bei den w e i b l i ch c » K r i s e n u n t e r st ü tz t c n wiesen die Altersklassen 40 bis 45 und 50 bis 55 Jahre die höchsten Zahlen mit 88 und 87 Unterstützten auf. Frauen, die zumeist seit ihrer Schulentlassung im Erwerbsleben tätig waren, sind in diesem Alter oft der Fabrikarbeit nicht mehr gewachsen, so daß ihnen nur noch leichte Arbeit zugewiefcn werden kann. Deshalb werden auch von den Fabrikarbeiterinnen in diesem Lebensalter allein 92 aus Mitteln der Krisenfürsorge unter» stützt. Außerdem komme,, oft noch rein persönliche Gründe dazu, die eine Unterbringung sehr erschweren, wenn nicht unmöglich machen. Anch die Zahl der kaufmännischen weib lichen Angestellten ist in allen Altersklassen von 30 Jahren ab mit 64 auffallend hoch. Zu erklären ist dies damit, daß ältere Angestellte nicht in ausreichenden, Maße mit den neueren Schreibmaschineiisnstemcn und der Einheitsstenographie ver» traut sind und deshalb nur schwer untergebracht werden können. Tie Erhebung hat weiter ergeben, daß am 15. Juli 179 männliche nnd weibliche Arbeitsuchende bis zu 25 Jahren Kriscnunterstiibnng erhielte». Das mag zunächst auffallend erscheinen, wenn man bedenkt, daß Jugendliche bei der Ein» stell,nig im allgemeinen bevorzugt werden. Bei genauer Ne- trachtuna ergibt sich jedoch, daß bet den männlichen Jugend- lichen es wiederum 2 Berufe. L o h n a r b e t t u n d M e t a l l » tndnstrte. sind, die mit 61 Krisenunterstützte» an der Spitze stehen. In der Metallindustrie ist es vorwiegend die bereits ermähnte Ucberfülluirg, die eine Unterbringung aller Jugendlichen unmöglich macht. Daz» kommt noch, daß cs sich bei fast allen Stellen in der Metallindustrie und auch der Lohnarbeit nur »m kurzfristige Aushilfsstellen handelt. Dadurch erscheinen die Arbeitsuchenden, auch wenn sie noch so oft vermittelt werden, immer wieder und beantragen er neut Erwerbslosenunterstützung. bis sie nach Ablauf des gesetzlichen Fristenlauses in die Krisensürsorge über» nommen werden müssen. Körperliche Gebrechen sowie mangelnde Svezialkenntniste in ihrem Berufe treten außerdem noch hinzu. Von den kaufmännischen Angestellten befanden sich 24 männliche und 26 weibliche Stellung, stutzende in der Krisensürsorge. Hier waren es zumeist äußerst bescheidene Kenntnisse, fehlende Zeugnisse oder Vor strafen. die eine derartig ausgedehnte Erwerbslosigkeit ver ursachten „nd somit die Aufnahme in die Krisensürsorge be dingten. Vvn den weiblichen Jugendlichen wurden 29 unterstützt, die ebenfalls der Bernfsgrnppe Lohnarbeit an» gehören- Im Bekleidu„gsgen«rbe waren 12 Krckcnunter- stützte vorhanden. Die Erhebung vom 15. Juli ist inzwischen längst üher» holt Insbesondere wurden gerade die Jugendlichen, soweit sie irgendwie geeignet waren, als Erntelrelser in die Land» Wirtschaft vermittelt. Auch sonst bleibt der Arbeitsnachweis trotz -er schwierigen Verhältnisse auf dem Arbeitsmarkt um diese Sondersälle bemüht. «ro»»vn,- »«»«-«»- v-ul»- rstokke Tue«,«,»»» »SfM. PSfLvklvI j u-gr. 1888 z I Sckokt«l,1rnll» 21 j den Ufern liegenden Ortschaften und Städte bedeuten. Nun ist tm Bereiche der innerhalb des Sees verlausenden, mit Hilfe der Auerbachschcn Apparate ermittelten Flußbahn der Prozentsatz der angeschwemmten Materialien berechnet wor» den, und zwar für alle wichtigen Gegenden des Sees, so daß die Möglichkeit geschaffen ist, oorauözubestimmen, zu welche», Zeitpunkt voraussichtlich die Verlandung an den einzelnen Usern eingetreten sein wird. Aus dieser Kenntnis erwächst min der modernen Technik die wichtige Aufgabe, einen Weg zu finden, wie durch künstliche Einbauten, die an einigen Stellen in den Fluten des Bodensces errichtet werden müßten, zur rechten Zeit der Gefahr des Verlandens weiterer Uferstrecken begegnet werden könnte. Ein solches System von künstlichen im Bodcnsce eingebauten Wällen, sür die die ent» sprechenden Stelle» tm Lanfc der Forschungen noch bestimmt werden müssen, würde bewirke», baß das vom Rhein an geschwemmte Geröll statt tn der Nähe der Ufer eher nach der Mitte des Sees zu abgelagert würde, wodurch die für die Uferorte bestehende Gefahr beseitigt wäre. Wie das Germanische Museum entstand. Zur Feier seines 7Sjährt«en Bestehens. Von Anbeginn an sollte das Germanische Museum ein Sinnbild der kulturellen Einheit und nationalen Lebens» gemelnschaft unseres Volkes sein. Es sollte der sichtbare Aus» druck besten werden, was wir mit dem schlichten Wort „deutsch" bezeichnen. I» ihm zeigen sich Wille und Tat, Höhe und Tief stand, Glück und Wehe der geschichtlichen Entwicklung unseres Volkes. Es will dartun, was unsere Vorfahren Großes ge leistet haben. Nicht et» bestimmtes spezielles Gebiet, sondern Lebeiisäiißerungen will es pflegen. Hans von nnd zu Anfseß, der Gründer des Museums, hat nicht umsonst Nürnberg mit seinen alten Denkmälern zum Wohnsitz des MnseumS gewählt. Ist nicht die Geschichte der Stadt Nürnberg ein Teil NcichSgeschichtc? Baron Anfseß ver» stand eS, zu den vielen älteren Werten, die Nürnberg barg, stoch schöner« hinznzi,fügen. Ein Werk, wie das Germanische Museum, entsteht nicht von heute auf morgen. Und wer ein solches Unternehmen schassen will, braucht festen Willen, Or- gantsationStalent und Ausdauer. Baron Anfseß besaß alle »lese Eigenschaften »nd bedurfte ihrer. Schon sein erster Ver» stich zur Gründung eines nationalen Museums war ein Fehl- fchlag. Tine Reihe einflußreicher Persönlichkeiten wie Karl Ritter v. Lang, Hormayr und Jakob Grtmm wandten sich gegen den von Ansseß gegründeten „Verein sür Erhaltung der Denkmäler alter deutscher Geschichte, Literatur und Knust" «nd sprachen ihm jede Berechtigung und Zweckmäßigkeit ab. Anfseß gab sein« Pläne aus und zog sich wieder auf seine Güter zurück, doch arbeitete er im stillen an seiner Idee weiter. Er unterbreitete in einem Sendschreiben dem Germantsientag, der vom 24. bis 20. September tn Frankfurt stattfand, zum ersten Male den Gedanken einer Gründung eines allgemeinen deutschen Museums für Geschichte, Sprach, „nd Neichskunde. Daö angestrebte Ziel erreichte er anch jetzt noch nicht. In der Folgezeit legte er das Schwergewicht seiner Tätigkeit auf die Gründung eines deutschen Nationalmuseums. Im Jahre 1850 siedelte er nach Nürnberg über, nahm im Pilatns-Haus Woh n»ng und brachte seine Sammlungen tn denTiergärtncrtorturm. Seine Hoffnungen, die er ans die vom l 6. bis 1 9. August 1862 tn Dresden stattsindende Tagung der Geschichts- und Altertumsforscher gesetzt hatte, wurden nicht enttäuscht. Als erster Redner entwickelte er seinem Zuhörerkreis in fesselnder Weise seine Pläne, und das Ergebnis mar, daß die Versammlung das „Germanische Museum" am 17. August als gegründet erklärte. Am 18. August wurde zur Bildung eine« provisorischen Beisitzerkollegtums a»f «tn Jahr geschritten, daö den Freiherr» von »nd zu Anfseß zu seinem Vorsitzenden wählte. Durch Ministerialentschlie ßung vom 8. Februar 1853 wurde nun genehmigt, daß diese Anstalt unter der Bezeichnung „Germanisches Museum" er» richtet wurde, als Stiftung zum Zwecke des Unterrichts die Rechte und Eigenschaft einer juristischen Person erlange und zur Aufbringung der Mittel für diesen Zweck eine Aktien- gesellschaft gegründet werde. Die Deutsche BiindeSversamm- lnng faßte am 18. Juli 1853 den Beschluß, daö „Germanische Museum zu Nürnberg als ein für die vaterländische Ge- schichte wichtiges nationales Unternehmen der schützenden Teil- „ahme und wohlwollenden Unterstützung den höchsten und hohe» Regierungen zu empfehlen". Das Unternehmen, das allmählich wuchs und gedieh, fand tm ganzen Reiche Wider- hall und tm Reich und im AnSlande entstanden bald Pfleg» schäften. Am 16. Juni 1858 wurde daS Germanische Museum in Nürnberg feierlich eröffnet. Seine Wiege war der Tliter- gärtnertor-Turm, am Fuße der altehrwürdtgcn Kaiserburg. Die an sich engen Räume erwiesen sich bald alS zu klein und Baron Ausieß wählte zur Unterbringung keiner Schätz« daS Kartäuserkloster am Südrandc der Altstadt zwischen Stern, und Kartäusertor. Am 3 Anaust 1857 bezog daS Museum sein eigenes Heim und am 17. August überließen die städtischen Kollegien dem Micken,» die Krenzgänge und de», Klostergarten. 1802 anch die Stadtmauer zwischen Stern- und Kartäusertor mit Zwinger Die Herstcllnna deö Baues erschöpfte alSbald die geringen Mittel deS Museum-, so baß die Leitung tm Jahre 1852 ein Kapital tn Höbe von 25 000 Gulden und tn den nachfolgenden Jahren ein solches in gleicher Höhe anfzunchmen genötigt war. So mar die Sachlage, als Freiherr v. Aufleß t. I. 1862 von der Leitung des Mu» scums zurücktrat. Gebetmrat Michelsen, der in der Zwischen, zeit die Leitung inne hatte, ivar zu sehr Historiker, als daß er dem Grundzweck des Museums das rechte Verständnis hätte cntgegc,»bringen können. Als er 1804 freiwillig zurück trat. war die Anstalt in einem Wirrlaol, aus dem sie nur ein energischer Charakter, wie ihn Estenwetn aufwieS. retten konnte. Er betrieb den Ausbau von Abteilungen, die eine wissenschaftliä,« Einheit bildeten. Dieser neue Aufschwung des Museums fiel mit der Gründung des Deutschen Reiches zusammen. Man erkannte, daß das Germanische Museum der berukene Faktor sei. dem Auslände ein Bild deutscher StaatSeinheil zu geben. Der Stadtmagistrat -er Stabt Nürnberg überließ 1872 dem Museum die historisch-merk» würdigsten Teile des abgebrochenen Augnsiinerklvsters. sowie , die reiche und kostbare Kunstsammlung der Stadt, welche die hervorragendsten und schönsten Erzeugnisse der Kunst und deS KunstslrißeS Altnürnbergs umfaßt. Dazu kamen in den 70er und 80er Fuhren des vorigen Jahrhunderts eine große An zahl von Gemälden, die bis dahin tn der St.-Moritz-Kavelle aufgestellt waren, sowie KunstgegenstÜnde, die König Lud wig II. dem Museum geschenkt hatte. Im Jahre 1880 wurde der Oftbau. zu dem der Grundstein im Jahre 1877 gelegt wurde, vollendet. Im Jahre 1894 übernahm das Reich, Bauern und die Stadt die Kosten der Verwaltung. Gustav v. Bezold trat die Nachfolgcschaft Estenweinö im Jahre 1894 an. Er legte den Hauptwert bet den Sammlungen nicht aut Quantität, sondern ans Qualität. Der tn den Jahren vvn 1897 bis 1902 entstandene Bau an der Südwestecke des Museums, der die herrlichen Volkstrachtensammlungen und Vauernstubcn enthält, wurde am 14. Juni anläßlich des 50jährigen Bestehens festlich eröffnet. Die letzte große Tat v Betzolb» war die Inangriffnahme des Bestelmeyerschen Neubaues am Kornmarkt, den er seinem Nachfolger, Dr. E. Ztmmermann. am 1. August 1920 vollendet übergeben konnte. Am ll. September 1920 konnten tn Anwesenheit hoher und höchster Regierungsstellen die in den 30 Räumen des Ober- qeschostcs «iitcrgcbrachtcn Denkmäler -er Maleret und Plastik sowie die nengeschasfene Sammlung der Gold- und Dtlbergeräte dem allgemeinen Besuche zugänglich gemacht werden. Die Einrichtung des VodengeschosseS am Kornmarkt wurde an Pfingsten 1921 zum Abschluß gebracht. ES enthält die kunstgewerblichen Sammlungen. Mit der Einrichtung des Neubaues am Kvrnmarkte konnte die erste Etappe der begonnenen Reorganisation deS Germanischen Museum« in ihren wesentlichen Zügen alS abgeschlossen betrachtet werden,