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01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 17.08.1927
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1927-08-17
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19270817015
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1927081701
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1927081701
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1927
-
Monat
1927-08
- Tag 1927-08-17
-
Monat
1927-08
-
Jahr
1927
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 17.08.1927
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Nr. 3S4 Sette S Mittwoch. 17. August 1827 — „Dresdner Nachrichten" — 2VÜV6V Indianer auf dem Kriegspfad. Der Aufstand in Bolivien. London. 1«. August. Meldungen a«S La Paz. der Hauptstadl Boliviens, besagen, daß der Iudianerauf« stand fast völlig unterdrückt sei. Allerdings liegen «nch amtliche Meldungen vor, nach denen eS den ansständischen Indianern in einigen Provinzen gelungen sei, einzelne Ab- «eilnngen der Regierungstruppen z« umzingeln. Da» doll» »ianische Krtegsministerinm erklärt. das, bereits eine Anzahl »ou Anstihrcrn der Ausstiindischen gesangengenommcn seien »nd batz in kurzer Zeit die Gefangennahme auch der übrigen Führer zu erwarten sei. Der Aufstand der Indianer der bolivianischen Hochebene, die sengend und brennend die Gebirgstäler der Kordilleren durchziehen, lenkt den Blick auf jenes weltferne Land Süd amerikas, von dem der Europäer gemeinhin nicht viel mehr weih, als das« dort ungeheure Vodenreichtllmer verborgen sind und in regelmäßigen, nicht zu lang bemessenen Zeit- abständen eine Revolution auöbrtcht, wobei die zufällig herrschenden Machthaber van neuen Usurpatoren abgclöst werden. Im übrigen hält man Bolivien siir ein unfrucht bares Hochland, eine Trvpengegend, in der das lieber um geht. Dieses schiefe Bild, das man sich bei uns von einem Land macht, dessen Oberfläche mehr als doppelt so gras, wie die Deutschlands ist, während seine Bevölkerung noch nicht drei Millionen Seelen zählt, stammt nicht von ungefähr. Von jeher war Bolivien von der Aufwärtsentwicklung, die die übrigen südamerikanische» Republiken nach der Abschnttclnng der spanischen Herrschaft nahmen, ziemlich ausgeschlossen, katastrophal vollends wirkte sich der Salpcterkricg mit Chile «uS, bei dem Bolivien seine Küste an die benachbarte Republik verlor; von nun an schien es auch wirtschastlich seine Rolle ausgespielt zu haben, denn seine Waren trugen nicht mehr, wie bisher, den Name» des Ursprungslandes in die Welt, sondern wurden in den geraubten Häsen als Pro dukte der Nachbarländer verschifft. Sehr zutreffend hat man Bolivien daher das amerikanische Tibet genannt. Sind in Tibet die in den zahllosen Klosterstädten und den schwarzen Nomadenzclten hausenden LamaS daS retardierende Moment jeder zeitgemäßen Entwicklung, so ist es auch um die Zukunft Boliviens schlecht bestellt, wenn jene Zustände Dauer haben sollten, die die letzten Ursachen der augenblick lichen, furchtbaren Ereignisse sind. Spät und furchtbar rächt sich die unselige Politik der spanischen Kvn- gutstadoren, die vor gerade vierhundert Jahren, getrieben von dem Hunger nach dein Golde, von Panama auö mit ihren Gallionen nach Süden fuhren, nach dem verheißenen Gold land Pern, wo die spanischen Ritter an ihren Gastgebern eines der schmählichsten Verbrechen begingen, die die Welt- geschichte verzeichnet. WaS wir heute aus Bolivien berichtet lesen, sind die letzten Zuckungen eines vor Jahrhunderten hochstehenden Kulturvolkes, das sich ein blühendes Staats wesen geschaffen, die soziale Frage aus eine uns zwar fremde, aber immerhin doch als schöpferische Leistung beachtenswerte Weise gelöst hatte, das eine eigene Knust besah, dessen öffent liche Moral die der spanische» Eindringlinge zweifellos überragte. Mit der Eroberung begann der Abstieg eines ganzen Volkes. Die zivci Millionen Indianer, die heute als die Nachkommen der Inkas unter bejammerns werten sozialen und wirtschaftlichen Verhältnissen dahin, vegetieren, haben das gleiche Schicksal anskosten müssen, bas europäische Kolonisation zurzeit der Entdeckungen über so manches Volk des Erdenrundes gebracht hat. Die Weihen brachten alle ihre Laster mit in die neue Heimat und dezimierten so die Ureinwohner der entdeckten Länder. Der Indio, der in Bolivien der weihen Herrenschicht botmähig ist. steht unter rein mittelalterlich-feudalen Arbeitsvcrhält- nisscii, er ist nichts mehr als ei» höriger Sklave seines Brot- Herrn, diesem auf Gnade und Ungnade a ^geliefert. Dieses Volk, das weder lesen noch schreiben kann, vegetiert in dumpfer Resignation dahin. cS lehnt sich nicht auf und trägt sein Schicksal; an Genügsamkeit nehmen eS diese Indianer mit den anspruchslosesten Chinesen aus. In dieser Hinsicht unterscheide» sich die Verhältnisse in Bolivien durchaus von denen in den Nachbarländern, wo die Entwicklung wesentlich weiter fortgeschritten ist nno die Möglichkeit sozialer Un ruhen durchaus gegeben erscheinen läht. Dies kann jedoch keineswegs von den Ereignissen in Bolivien gesagt werden, wo der plötzliche Ausbruch des Jndianeranfstandes, von gründlichen Kennern des Landes schon mehrfach v.irausgesagt, nicht so sehr der wirtschaftlichen Unterdrückung der Ureinwohner, wie dem schlummernden Haft der unterdrückten Indianer zuznschrciben ist, die ja auch in den Jahrhunderten der Ent- rcastung, bei aller stnmpssinnige» Ergebung in ihr Geschick, nickst ausgehört haben, den Gedanken an die Erlösung aus Not und Knechtschaft und die Wiederherstellung de» Reiches am Leben zu erhalten. Jetzt befinden sich dort 266660 Indianer auf dem KriegSpsade, und all« Ge schichten, -te wir als Kinder tm „Lederstrumpf" mit Span- nung verfolgt haben, werden grausige Wirklichkeit. Die Waffen der Indianer sind in Bolivien »och wie in alter Zeit der Tomahawk und Pfeil und Bogen. Das Ende auch dieses NiesenaufstandeS ist leicht abzusehen, da da» Kriegsbeil gegen die Maschinengewehre nur sehr geringe Erfolgs,nüglichkciten gewährt. Trotzdem aber muh man doch mit furchtbaren Kämpfen rechnen, denn man muh bedenken, das, von der ganzen Bevölkerung Boliviens ungefähr 7b Prozent »um Teil aus Indianern, zum Teil aus Mischlinge» besteht. Nur 25,7 Prozent sind Weifte, die fast ausschließlich der spanischen Rasse angehören, aber auch vielfach bereits mit Indianern vermischt sind. Der Ausstand ist darum besonders grausam, weil unter den dort lebenden Indianern sich noch sehr wilde und unzivilisierte Stämme befinden, wie zum Beispiel die Chiquttv, die Gnarayro und andere. Die Wut dieser Rothäute richtet sich aber nicht allein gegen die Weiften, sondern auch gegen ihre Blutsverwandten, die vielfach zu groftem Reichtum gelangt sind und die größten Sklavenhalter darstellen. Dabei wäre Bolivien nach seiner natürlichen Beschaffen- heit zu einem besseren Schicksal berufen. Es ist ein nur auf den ersten Blick unwirtliches Land. Selbst dort, wo die Natur nichts herzugeben scheint, wächst genug, um den großen Vieh herden Lebensmöglichkettcn z» geben. Hier trifft man in de» verschiedenen Höhenlage» die verschiedensten Pflanzen; Arktis nnd Tropen bezeichnen die Grenzen der Flora. Un- gehoben liegt unter der Erde der ungeheure Reichtum an Eisen, Gold, Kupfer, Zinn und Petroleum, Salpeter und Gummi. Der Stlberberg von Potosi birgt Schätze sonder Zahl. Eine neue P e t r o l e n m i n d u st r i e ist im Ent stehen und wird vielleicht einmal eine wichtige Nolle in der Gesamlwirtschast des Landes spielen. Ein Land der Gegensätze, wie vielleicht kein zweites mehr ans dem Erdball, in dem der Wanderer in kurzer Zeit, von den Wundern der tropischen Landschaft kommend, auf schmalem Grat die steilen Felsen nnd Bergriesen der Anden erklimmt, in dem der moderne Wirtschastssührer amerikanischer Prägung »eben dem ver- kvmmenen Sohn großer Ahnen geht, das Land des Indianer, ansstandes BvlivienI Nach dem Rücktritt Tschangkaifcheks. Feng unterstützt die neue Nanking-Negierung. London, 1«. Aug. Wie aus Schanghai berichtet wird, sind gleichzeitig mit Tschangkaischek auch mehrere Mitglieder der Nanking-Regierung zurückgetrete». Nur vier Ministerien sind auch weiter besetzt, und zwar das Außen-, das Finanz-, das Verkehrs- und das Justizministerinin. In Nanking ist ein militärischer Rat gebildet worden, der ans den hervor- ragendsten militärischen Führern besteht. In politischen Kreisen Nankings glaubt man. daß eine Vereinigung zwischen Hanka« und Nanking unmittelbar bcvorsteht. Weiter wird erklärt, daß die neuen militärischen Führer Nankings bereits die Unterstützung F c n g p u s i a n g s zugesichcrt erhalten Hütten. Einer der führenden Untergenerale des Christen. Generals werde t» de» nächsten Tagen in Nanking eintreffen, um in die neue Regierung einzntretcn. Der Bürgermeister von Schanghai, dessen Ernennung auf persönliche Einwirkung Tschangkaischekö erfolgt war. ist zurückgetreten. DaS Militär hat das Kommando in Schanghai übernommen. Rach einer „Times"-Meldung anS Hongkong ist man in dortigen chinesische» Kreise« der Ansicht, daß Tschangkaischek sich in Wirklichkeit nicht endgültig zuriick- ziehc, er werde vielmehr in seiner Hcimatprovinz Tfchi- kiang nnd in Fukien eine Armee von 166 666 Man« be fehligen. Einer wetteren in London eingetrofsenen Meldung zu folge hat General Feng einen Kommissar für seine eigenen auswärtigen Angelegenheiten eingesetzt. Wie der „Daily Mail" gekabelt wird, hat Tschangkaischek bei seiner Fahrt nach dem Süden nicht weniger als 2,8 Millionen Dollar mitgenommen. Plan glaubt vielfach, daß der General versuchen werde, sich von Ningpo aus eine neue Machtstellung zu schaffen. AUckzug -er Siivarmee <D u r ch F » n k s p r » ch.i Schanghai. 16. August. Ans zuverlässiger Quelle wird gemeldet, daß die Südtruppen eiligst das Rordnscr dcS Aangtsc räumen. Die Truppen Suntschuansangs, dcS Kom mandeurs der Nordtruppcn, rücken mit großer Schnelligkeit vor. Tausende von Flüchtlingen sind aus Nanking und Tschinklang nach Schanghai abgcrcist. >W. T. B.s Renyork. 15. August. Der Präsident des amerikanischen Stahltrustes, Gary, ist heute gestorben. <T. U.s Jur Frage -er Weltsprache. Zu einigen Punkten des vor kurzem hier erschienenen Artikels „Drahtlose Telephonie über die ganze Erde in wenigen Monaten" von Graf Arco schreibt man »ns aus Esperanto-Kreisen: Gras Arco betont mit I 'cht, daß die drahtlose Telephonie über die ganze Erde gerade» eine möglichst baldige Einigung über eine Weltsprache erzw> igc, »nd es ist hoch anerkennens wert, daß dieser bedeutende Erfinder sich mit der Wcltsprachcn- bcwcgnng »nd mit dem Esperanto im besonderen befaßt hat. Aber er gelangt leider zu dem Urteil: „Auch bei weitestgehen- dem Optimismus kann man heute nicht mehr der lieber- zcugung sein, daß Esperanto oder irgendeine andere Welt, spräche sich international durchsetzen wird" Nun ist man be- gierig, zu erfahren, ans Grund welcher Tatsachen oder Speku lationen das angenommen werden muß. Leider erfährt man es nicht. Doch nehmen wir an. es sei so. Dann müßte die Wcltsprachcnbewcgung und ebenfalls Esperanto aus rück läufigem Wege begriffen sein. Dem widersprechen aber die Tatsachen. In immer steigendem Maße ocrwenden die Groft- messen. unter ihnen besonders Leipzig. Frankfurt und Lyon. Esperanto. Dasselbe ist von vielen industriellen Unterneh mungen. Schiffahrtsgesellschaften, Bade- und Stadtverwal tungen zu sagen, die Esperanto ausgiebig bet ihrer Werbung verwenden. Zahlreiche Handelskammern slctder meist aus- ländische! nnd Handelsschulen erkennen den Wert des Espe ranto und ziehen daraus die nötige» Folgerungen. Bei den Postverwaltungen aller Knlturstaatcn ist Esperanto als offene Telcgrammsprache anerkannt. Noch gar nicht lange ist es her, daß die Welineieinignng der Radio-Gesellschaften, nachdem schon vorher der Weltkongreß der Nadlo-Amateure einen bahnbrechenden Beschluß in dieser Beziehung gefaßt hatte, beschloß, allwöchentlich Darbietungen in Sloeranto oder wenigstens die Programm-Ankündigungen in Esperanto z» bringen. Kluge Männer der Wirtschaft, die sich bewußt waren, daß infolge des Sprachenbollastcs ein bedeutender Leerlauf der Wirtschaft entsteht, beriefen schon im Jahre 102» nach Venedig eine HandelskonscienDiese sollte die Frage , rissen, ob Esperanto eine für t.n internationalen Verkehr tanglichc Sprache let. Das Urteil dieser Konferenz konnte nicht bester sei». Erwähnt sei hier auch der Völkerbund Man mag über Ibn denken ml' man will, man muß ledeiisalls mit Ihm rechnen. Er empfahl de» ihm angcschloNencn Staaten die Einführung des Esperanto in den Schulen. Man könnte noch ganze Spalten mit de» Erfolgen de» Esperanto in neuerer Zeit füllen. Doch genug! Kann man wirklich bei wettestgehenbem Optimismus nicht mehr der Ueberzeugung sein, -aß sich Esperanto durchsetzen wird? Graf Arco fährt fort: „AIS Techniker wünscht man sich für den internationalen Gedankenaustausch ... eine vokalreiche, volbkliiigcnde, klare Sprache mit wenigen Zischlauten, so etwa wie Italienisch »nd Spanisch." Esperanto erfüllt diese An forderungen in hohem Maße, wie sich jeder leicht überzeugen kann, wenn er einmal 11,45 Uhr den Wetterbericht des Leip- ztg-Dresdner Senders in Esperanto anhört. Doch Graf Arco sagt weiter: „Ungleich weiter verbreitet als diese Sprachen ist aber Englisch, das im Gegensatz zu Tschechisch oder Russisch zu den Sprachen gehört, die für den fernmündlichen Verkehr immer noch eine sehr große Eignung haben." Also aus gerechnet Englisch mit seinen so dumpf klingenden Selbst, lauten. Der Verbreitung zuliebe soll also auf das Ideal einer „vokalreichen, vollkltngenden, klaren Sprache" verzichtet wer den, selbst auf die Gefahr hin, daß sie im fernmündlichen Ver kehr versagt. Aber es tst ja bei den meisten unserer Zeit- genosten fast zum Dogma geworden, die englische Sprache als die zukünftige Weltsprache anzuschen. Und darum ist eS auck gar nicht zu verwundern, wenn Gras Arco ans seine Vorder sätze den Schluß setzt: ,Hch glaube, daß es Zeit ist, einmal ofsen anszusprechen, baß man in der Frage der Weltsprache alle nationalen Wünsche und Regungen aus NUtzlichkeitsgründen znrückdrängen soll." Aus Nützlichkeitsgründen alle nationalen Regungen znrückdrängen, also auf unsere liebe deutsche Sprache zugunsten einer anderen Volkssprache verzichten? DaS bedeutet nichts weniger als eine schwere Gefährdung der eigenen Muttersprache. Von heute zu morgen wird das frei lich nicht merklich werde», aber langsam und sicher. Man ver- gegenwärtige sich nur, wie unsere Sprache verunreinigt wor- den tst, seitdem wir mit der Annahme des anglo. amerikanl- schen Sportbctriebcs auch die anglo-amerikanische Sport. Weltsprache angenommen haben! Sport, Start. Derby, Trainer mögen als Kostproben hier genügen. Wie ioll'S erst werden, wenn Englisch Weltsprache wird. In tausenb Ka« »älen würde in unser Sprachgnt das Englisch hineinströmcn und von dem in dieser Beziehung so wenig widerstandsfähigen Deutschen angenommen werben. Mit -er Annahme des Eng. ltschcn als Weltsprache würde dem schon an sich nicht be- schetdenen Engländer auf allen Gebieten des menschlichen Lebens eine überragende Stellung etngeräumt werden, die allmählich auch unser Volkstum in Gefahr bringen würde. Aber gegen Englisch als Weltsprache sprechen auch noch andere Forderungen. Bon einer Weltsprache muß man verlangen, baß ste so beschaffen ist, daß sie von möglichst allen Menschen möglichst fehlerfrei und möglichst leicht schriftlich und münd- lich erlernbar tst. Wie paßt dazu die überaus schwierige Annahme -es kommunistischen Mihtrauens- vokmns in Schwerin. Echnwti», 1«. August. Die heutige Abstimmung im Land tage über den schon früher einnebrachten Antrag der Kommu nisten auf ein Mißtrauensvotum gegen den demokrati schen Justizminjster Dr. Möller ergab die Annahme des Mißtrauensvotums mit 26 Stimmen der Rechten und der Kommunisten gegen 24 Stimmen der Sozialdemokraten und der Grupve für Bolkswvhlfahrt mit Einschluß der Demo kraten. den drei Kommunisten fehlte einer. (W. T.B.f DerDötkerbun-sbericht aus-em Saargebier. Saarbrücken, 18. August. Der Bericht der Negierungs- kvmmission an den Völkerbund über das zweite Vierteljahr liegt nunmehr vor. Der Bericht befaßt sich zunächst mit dem Präsidenten Wechsel und hebt die Tätigkeit des Präsi- deuten Stephens lobend hervor. Dann wird die Ent- stehungsgeschichte des Bahnschutzes geschildert und dabei be tont, daß dieser aus Verlangen der verbündeten iniliiürischcn Stellen für exterritorial erklärt worden sei. Von den vielen Klagen der Saarbevölkcrnng über diesen Bahnschutz ist selbstverständlich in dem Bericht nichts gesagt. Tie Lage der Saargrubcu wird als schlecht bezeichnet. Weiter wird daraus hingewiesen, daß die Negierungskommission bei den Verhandlungen über die Verlängerung des Saarzolles mit. gewirkt habe. Der Bericht trägt einen ganz einseitigen Charakter. Ein sachlicher Bericht wird dem Bölkerbnndsrat erst zugehen, wenn die saarländischen Vertreter in Gens zu Worte kommen. Aebergrisf eines rschecho-slowakischenKonsuls Stuttgart, 15. August. Der volkspartcilichc Abg. Rath har an die württembergische Regierung folgende Kleine An frage gerichtet: „Durch die Prelle geht die Nachricht, daß der tschecho-siowakischc Konsul in München in Begleitung vo« französischen Offizieren in Heidenhcim den dort arbeitenden Nchccho-slowakischcn Staatsangehörigen Kleinfranz ausgesucht nnd ihn über seine im „Hcidcnhcimer Grcnzbotcn" veröffent lichte Schilderung der Kriegsgrenel in Orchics vernommen habe. Insbesondere sei dem Konsul daran gelegen, zu er- fahren, was den Kleinfranz zu seinem Bericht veranlaßt habe. Ich ersuche die Staatsregierung um Auskui i über fol gende Punkte: Steht einem ausländischen Konsul in Deutsch, land das Recht zu. i» de» Ländern zu Vernehmungen in Be. gleitung von fremdländische» Offizieren als Zeug» herum zureisen und bejahendenfalls aus Grnnd welcher Bestimmung? Haben die französische» Offiziere ein Recht zu ihren Verhalten? Im Falle der Bejahung dieser Fragen: Beruht dieses Recht auf Gegenseitigkeit, so daß der deutsche Konsul und deutsche Offiziere in der Tschecho-Slowakei und in Frankreich gleicher maßen verfahren dürfen? Dombenallenlal auf einen Geschworenen -es Saeeo-Prozeffes. Boston. 1«. Ang. Heute morgen S.Stl Uhr wurde das Haus von Lewis McHardq in East-Milton, der als Ge schworener in dem 7 Jahre zurückliegenden ersten Prozeß gegen Sacco und Banzctti tätig war, durch eine Explo siv u z r r st ö r t. Me Hardy war zufällig abwesend, dagegen befand sich seine Familie im Haus. Obwohl die Feuerwehr die Betroffenen nur mit großer Mühe aus den Trümmern des zerstörten Hauses bergen konnte, ist keiner ernstlich ver letzt worden. Schweres Er-beben in TurKeflan. Moskau, 16. August. DaS Erdbeben im Fcrganagebiet in Turkestao dauert an. Bisher wurden über l!6 Erdstöße ge, zählt. Sämtliche Gebäude in Namangan find beschädigt, «nd in der Altstadt wurden etwa 566 Häuser zerstört. Auch die Eiscnbahnbrücke hat Schaden gelitten. Das Erd beben hat 64 Todesopfer gefordert «nd 72 Personen wurden verletzt. Ans Samarkand wurde eine Regiernngs» kvmmission zur Einleitung einer Hilfsaktion nach Namangan entsandt. Orkan im Aermelkanal. Paris, 16. August. Nu der Kanaiküste wütete heute «acht ein Orkan, der jede Schiffahrt unmöglich machte. Ein Kutter ritz sich vom Anker los. so daß er abtricb. Er hat um Hilfe gebeten. <W. T. B.s 81snotvp. u tisnlksfokusss vorm. u. «dsnck». 1». u. 1». äug . 1. u. r. k zp«. Kacko^vs Han6el88dnrl6 15 Ink. vir. Priska»!»«» PTssksw u. Vijilvm- Unnckelulekrer vr. pkil. Sprech- und Schreibweise des Englischen? Dazu der un geheure Wortschatz! Espcrant > ist relativ leicht erlernbar, hat eine lauttreue Aussprache uno Rechtschreibung, eine ganz etn- fachc Sprachlehre, einen natürlichen Satzban, einen kleinen und dennoch ausreichende» Wortschatz, einen vollen, schönen Klang, ist tausendfach praktisch erprobt. Und vor allem: es ist die Sprache keines Volkes! Darum kann man mit Gras Arco sagen, wenn man statt „Englisch" „Esperanto" setzt: Die Welt muß sich auf eine Sprache des internationalen Verkehrs einigen, und niemand sollte die Einsicht schwer fallen, daß diese internationale Sprache Esperanto sein muß« Esperanto, aber nicht Englisch! I. 8okr. Kunst und Wissenschaft. Internationaler Astrologenkongretz In Magdeburg tagte unter Beteiligung der deutschen- dänischen, österreichischen und russischen Astrologen, begrüßt von Vertretern aller Beliörden, ein großer Astrvlvgcnkongreß, bellen Hauptaufgabe die Entscheidung bringen sollte über die Frage, ob astrologische Voraussagen Wissen schaft oder lediglich Wahrsageret sei. Der füh» rcnde Redner Professor Bethor sGarmisch! kam an Hand von Horoskoptafeln zu folgender wissenschaftlicher Feststellung: Astrologie ist die Wissenschaft, die beweist, daß zwischen Welt- allsenergten nnd organischen Wesen ein Zusammenhang be steht. Astrologie ist möglich, aber sie hat den Charakter als Wahrsagerei verloren und sollte sich besser Astropsycho- logie nennen. Dr. Naumann (Wurzens bezelchnete Astrologie als Er kenntnis -er Gesamtheit des Kosmos einschließlich Makro- nnd Mikrokosmos. Er hat das Horoskop des 1677 geborenen Dichters Helle nach bc r Zeit der Geburtsstunde untersucht und will festgestellt haben, baß das Wirken dieses Mannes genau vorausbestimmt gewesen sei. — Baronin v. Gleichen-Nuß- wurm (Berlins versuchte die Berechnung geburtsz»lässiger Zeichen durch die Astrologie zu beweisen. Dr. O. Keller (Leipzigs erklärte in einem Lichibildervortrag die Zusammen hänge zwischen Astrologie. Graphologie und Phrenologie. Schriftsteller Baumgart iKassels verbreitete sich über die Astro. logie tm Altertum, Frau Rosenberg (Berlins über Astro- biologle. Das Gesamtergebnis des Kongreffes kann dahin zu sammengefaßt werden, daß die Voraussage fit, Sic Gestaltung de- Lebens eine- men chlichc» Wesens sich doch Immerhin nur ans die Errechnung einer mehr oder weniger zuverlässige»
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