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»o s . 2 L L V -Z Io ä ^ k rr. r» ZI * 7> L r» ^ p richtet weide». Wen» die Regierung daher eine Einwirkung auf die von ihr geleitete Masse leidst ausübcn wolle, bleibe ihr nichts anderes übrig, als der Sozialdemokratie in ihrer eigenen Presse zu Leibe zu gehen. Tie Frage, wie das zu erreichen sei. beant wortet Herr schniittendotts folgendermaßen: „Durch eine einfache Ergänzung des 8 N deSPreßgesetzeö dahin, daß der Presse allgemein die Verpflichtung anferleat wird, aus jede Aus lassung jeglicher Art — also auch auf Reichstags- und Landtags- berichte, Inserate und dergl, — eine Erwiderung derRe- gierung oder einer bestimmten Regierungsstelle in der nächst- erscheinenden Rümmer der Druckschrift an gleicher Stelle und in gleicher» Druck auszunehmen, und zwar bis zu gleicher Zeilenzahl unentgeltlich, darüber hinaus gegen Zahlung der üblichen Jiiser- tionSaebilhren, Um zu verhindern, daß unter dem Vorwände, es handle sich um keine Erwiderung, der Verpflichtung nicht nach- gckommen wird, ist der Presse schlechthin anszuerlegen, jede Aus lassung der betreffenden Regierungsstelle auszunehmen, vorbehalt lich des klagbaren Anspruchs auf Zahlung von IniertionSgebühren für eine als Erwiderung nicht aiizusehende Auslassung, Was die praktische 'Ausübung des der Regierung cinzuräumenden Rechtes anbelangt, so wirk» eS zweckmäßig »ein, eure besondere Preß abteilung. die sich ausschließlich mit der Kontrolle der Preise und der Ausarbeitung der für die Preise bestimmten Artikel befaßt, einzuüchteu," Dazu bemerkt die „Deutsche TageSjtg.": „Der Porsch>ag»lst gewiß gut gemeint; aber einerseits undurchführbar, andererseits bedenklich. Daß die notwendige Ergänzung des 8 1l des Preßgesehes im Reichstage eine Mehrheit finden werde, daran ist ernstlich nicht zu denken. Aber selbst, wenn daS der Fall sei» wüte, so wurden wir uns von einem derartigen Porgehen recht wenig versprechen, ES würde natürlich der Sozialdemokratie niemals cinsalleu, i» ihrer Presse der Regierung das letzte Wort zu lassen. Es würde sich also daS Zwiegespräch zwischen der Redaktion deS sozialdemokratischen Blattes und der Regierung Wochen oder gar inonatelang durch die Spalten durchschleppen und nach und nach alles Jnreresse verlieren. Findige sozialdemo kratische Redakteure würden die Artikel, die eme Erwiderung der Regierung herausfordern sollen, möglichst kurz, aber doch >v ge stalten, daß die Richtigstellung der Regierung sehr aussührlich sei» müßte, um wirksam zu sei». Sie würden dadurch ihren Blättern eine hübsche 'Rebeneinnahme sichern, da jede Zelle, um die der Regicrungsartikel länger ist, als die Auslassung des betreffenden Blattes, nach dem Anzeigentarife bezahlt werden müßte." Die S e ß h a f l in a ch u n a deuticher Arbeiter im Osten soll versucht werden, DaS Zustandekommen von Arbeiter- ansiedlungen, die der Kreis Briefen zur Seßhaftmachuug ländlicher Arbeiter zunächst in der Gemeinde Labenz anznlegen gedenkt, ist nach der „Osld, Rnndjch." seht gesichert, da schon eine größere Zahl von Arbeitern feste Verträge mit dem Kreise abgeschlossen hat. Die Arbeiterstellen sind 4 bis -"> Morgen groß; jede Stelle wird ein Hänschen nnt Stall und Tenne erhalten. Der Erwerber hat '.M Ml, Anzahlung und dann nach Ablauf eines Frcijahres 180 bis 100 Mk. Jabrcsrente zu leisten, die zum Teil in -10 Jahren, zum anderen Teile in M Jahren getilgt wird. Seit einiger Zeit wird der Gedanke einer Zusammen- legungder thüringischen Staaten in der dortigen Lanoespresse wieder einmal sehr lebhaft erörtert. In der ii eunarischen Landeszeitiing „Deutschland" läßt sich nun auch eine Stimme aus der Jenenser Prosessorenschafl zu der Frage vernehmen. Und ztvar kurz in folgendem Sinn: „Es ist die P'üchr der nationalen Presse, für die Beseitigung der Duodez staaten einzutretcn. Es gilt, durch Staarsoerlräge vernünftig abgegrenzte Verwaltungsbezirke zu schaffen. Dadurch würde es möglich werden, die V e r w a l r u n g s k o st e n, die fast die ganze Steuerkraft dieser Länder verschlingen, ganz bedeutend zu verringern. Die vier Ministerien der erneslinischen Staaten kosten jetzt daS Vierfache des Aufwandes für den an Größe und Einwohnerzahl allen zusammen überlegenen vreu- ßiichen Regierungsbezirk Merseburg, nämlich 600 000 Mark, Mau hat immer bel-auplet, daß in den Kleinstaaten den For- derunaeii der Kultur ganz besondere Pflege angedeiht. In Wahrheit leiden sie stark unter den gegenwärtigen Verhält nissen, Den thüringischen Stamm aus der Zurückstellung zu erlösen, in die er durch die volitische Zersplitterung geraten ist, darum handelt es sich jetzt in Wirklichkeit," Dazu bemerkt die offiziös angehauchte ,,M. A, Ztg.": „Die Verhältnisse, aus denen solche Bestrebungen sich entwickelt haben, nicken gewiß unerauict- liche sein. Wenn es sich aber in der Hauptsache darum handelt, die Verwaltungskosten zu verringern, so würde sich doch wohl ein Weg finden lassen, der die „Beseitigung der Duodezstaaten" vermeidet. Tieie Beseitigung wäre nämlich ohne einen Umbau an den Fundamenten des Reiches nichz möglich. Sie würde also nicht einseitig durch ein Ueberein- kommen der beteiligten thüringischen Staaten erfolgen können. Den prägnantesten Ausdruck dieser staatsrechtlichen Sachlage findet mau in der Ueberleguug, daß einer thüringischen Union unmöglich im Hundesrat so viel Stimmen zustehen können, als sie einzeln nach der Reichsverfaffung haben. Ganz abgesehen davon aber wären doch auch in Thüringen zu viele Widerstände s zu überwinden, als daß sich der Gedanke in absehbarer Zeit verwirklichen dürste. Dagegen wäre die Herbeiführung s e i n e r ge m c i n sa m e n Verwaltung eine dankbare An gabe der nächsten Zukunft, Sie läßt sich ohne Zweifel erreichen. An den staatsrechtlichen Grundlagen des Reichs sollte man aber ohne die zwingendste Not auch in Gedanken nicht rütteln." Im Deutsch-evangelischen Bunde ist eine Krisis ausgebrochen. Das Organ des Bundes, die „Deutsch-evange- li che Korrespondenz", richtet gegen den Vorsitzenden und Be gründer des Evangelischen Bundes. l>, Witte, den Heraus geber der Monatsschrill des Evangelischen Bundes, heilige 'An griffe, D, Witte wird augeklagt, daß er alles anaewandt habe, um eine völlige Abschaffung der „Deutsch-evaug, Korr," herbei- zuiüören. NunuiHr scheine I», Witte 'einem Ziele nahe zu sein und durch unermüdliches Miniere» für die bevorstehende Ham burger Generalversammlung eine Mehrheit nir seine Wünsche gewonnen zu haben, Ter tiefere Gruno dieses Streites icheint darin zu liegen, daß die um die „Deutsch-evangelische Korr." grupoicrten Kreiie eine liberalere Richtung verfolgten, was besonders im Falle des Pastors Fffcher von der St, Markus- Gemeinde in Berlin zu Tage trat, mäbrend I). Witte mehr positiven Tendenzen huldigte. Man wird abznwarteii haben, ob die Hainburger Tagung für den Deutsch-evangelischen Bund dis Einleitung einer neuen kirchlich mehr positiven Richtung bedeutet. Rach amtlicher Mitteilung ans Fez wurde der Vertrag für ein deutsches Darlehen von 500000 Pfund Sterling vom Maghzen unterzeichnet, Tie H a m b n rg e r B ü r g e r s ch a ft hat den Antrag des Senats' aus Herstellung eines Wcrflvlatzcs für die Stettiner Maschinenbau-Aktiengesellschaft „ V »lka n " angenommen. Ter Korrespondent der „Köln, Ztg," in Paris telegraphiert: Ich erfahre, daß die japanische Regierung in London, Berlin und Paris tatsächlich wegen einer n ene n Z a v a n is ch e n An leihe, die zur Umwandlung innerer Schulden hauptsächlich diene» würde, nnteiliandelr. Die Besorgung des finanziellen Dienstes der japanischen 'Anleihe wird voraussichtlich der Banane Fraiieaise in Paris zulasten. Die Verwaltung des alten Bergarbeiterve rbandcs in Bochum berichtet, das; laut 'Abrechnung bei der Kasse des 'Ver bandes iür die streikenden Ruhrbcrgarbciter 1811707 Mark cinliesen. A»S Hannover wird gemeldet: In der Egestorfs»r Ma tch i n e n ' a b r i k ist cs vor einigen Tage» zwi'chen den Fräsern und der Verwaltung zu Lolnisttcitigkeitcn gekommen, infolge deren der größte Teil der Frä'er die Arbeit einstell tc. Es wur den Entlassungen in grvmui Maße vorgcnonnnen. Die Zahl der Streikenden und Entlassenen vcträgt etwa 1000, Für die O p i c > w i l l i g k e i t dcrPolcn liegt abermals ein glänrender Beweis in einer Mitteilung des „Posener Tage blattes" vor, 'Rach diesem sind im Jahre lO»R> bei dem Aufsichts- rat dc-S polnischen Theaters in Posen an Spenden für dieses Unternehme» Angegangen i 2000 Kronen ungarischer -Iprorcnliger Rente, 2040 Mk, anatoli'cher övroz. Obligationen. 1224 Mk, argen«inrscher 4proz, Goldrente, 25M Franke» bulgarischer 6»roz. Anlcibe. 2-500 Franken italienischer 5proz. Obligationen, 2500 Rubel Warschauer äwwz. Pfandbriese, 1005 Mk, Aktien derBankZicniski in Posen, 100<> Pik bulgarischer 6proz, Psandbiiese, 2000 Flanken bnlaauschcr Oproz, Staatsanleihe, -biOOMk, argentinischer jOsproz. Anleihe, I'H) Mk, blllzarffchcr Oproz, Pfandbriefe. Vergleicht man mit diesen Spenden, die lediglich zur Erhaltung eines einzel nen polnischen Unternehmens geflossen sind und die den hoben Beisteuern rum MarcinkowSki-Verciii und -u ander-" »nlmschen Fond» nicht den geringsten Eintrag getan haben, die rund 83000 Mk,, die nach den Quittungen in der „Ostmark" bisher für den vom Tcntschen Ostmarken Verein anaesaminclten Ost marke ri sch a tz eingkaangen sind, aus dem >v viele von dem Polentum bedrängte deutsche Unternehmungen Unterstützungen erwarten, so muß man gestehen, daß die deutsche Opsenvilligkcit himmelweit hinter der polnischen rurückblelbt. Hoffentlich regt der Hinweis auf die für das polnische Theater in Posen in diesem Jahre ge lieferten Beiträge recht viele einflußreiche deutsche Männer zu neuen Spenden und Sanimlungen für den Ostmarkenschatz an. Oesterreich. Im Abgeordneten Hause haben sich, wie bereits 'urz gemeldet, am Mittwoch wüste Szenen zu getragen. Der bekannte Aras Sternberg ries nach der Rede des Ministers v. Gautsch in der Nachmittagssitzung stür mische Szenen hervor und zog sich die allgemeine Entrüstung des Hauses zu. Er hielt eine Rede über dre Brünn r Exzesse und nahm dabei die Partei der Brünner Tschechen, was l-es- tigen Widerspruch hervorrief. Dann sprach er über die Polen und behauptete. diese hätten es nur ihrem Adel zu danken, daß sie „unter der russilchen Knute, der preußischen Pickelhaube und der österreichischen Dummheit nicht zu Grunde gingen". — Wolf rief: „Das hat nicht der polnische Adel gemacht!" — Sternberg erwiderte: 'Wenn Sie nickt das Maul ballen, bekommen Sie ein Paar Watschen von mir. (Ent- rüsliingSruse.I — Wolf inachte im weiteren Verkaufe der Rede wieder Zwischenrufe und jagte: „Was Sternberg spricht, ist Wurscht!" Da nahm Graf Sternberg ein »or ihm stehendes Wai > ergl« s und warf eS Wolf an den Kopf. 'Das Glas zerbrach und das Wasser übergoß Wolf. Ein Sturm der Entrüstung ev'stand. Allgemein erschollen die Ruse: „Sternberg hinaus! Er darf nicht tveitcrreden!" Der Prä- lident erteilte Sternberg einen Ordnungsruf. Da aber der Lärm andauerte, wußte oer Präsident die Sitzung schließen. Rach einstündiger Unterbrechung wurde die 2i'"nig wieder er öffnet. Der Präsident sprach zunächst sein Ist.ZeS Bedauern über das Vorgehen deS Abgeordneten Grasen «tcrnberg aus und erwartete, daß dieser das Haus um Entschuldigung bitten werde. Er richte aber an das Haus die dringende Bitte, die Redefreiheit nicht zu stören. (Beifall rechts. Stürmische Protest- ruse der Deutschen,> Abg, Gras Sternberg, welcher neuer- diugs das Wort erhielt, sprach dem Hause sein Bedauern dar über aus, daß er in der Notwehr — stürmische Unterbrechun gen — sich zu einer linparlameiitarischeii Handlungsweise habe hiiircißen lasten. (Andauernder Lärm.) Sternberg erklärte, leine Hairdluiigsweffe sei nur Notwehr gegen den Terroristen des Parlaments gewesen. (Stürmische Entrüstungsrufe, an dauernder Lärm.) Der Präsident entzog Sternberg das Wort. Dieser rief, den Präsidenten unterbrechend: Ich appelliere an das Haus. Der Präsident erklärte, der Appell gegen seine in Ausüonng der diskretionären Gewalt verfügte Maßregel sei unzulässig. Unter anhaltendem Lärm schloß der Präsident die Sitzung. (Stürmische Pfuirufe der Tichechisch - Radikalen und Tschechen.) Die Abgeordneten blieben noch längere Zeit in großer Erregung im «aale. Frankreich. Die Internationale Tuberkulose-Vereinigung eröffnet«: gestern die 4. Tuberknloje-Konscrenz in Paris unter dem Vorsitze des Professors Brouardel-Paris. Als Oleneralsekretär fungierte Professor Dr. Pannwitz-Berlin. An der Konferenz sind 21 Länder beteiligt. Deutscherseits sind die Professoren Dr. Lenden, Dr. Fränkel und Dr. Behring anwesend. Eine Organisation mit dem Sitze der Verwaltung in Berlin wurde durch ein neues Statut einstimmig an genommen. Norwegen. Die republikanische Agitation wird durch anonnnie Komitees geleitet, sie hat aber keinen Erfolg. Die Aiissorderuiig. Pwtestadressen an das Storthing zu richten, um gegen die Karlstader Verhandlungen zu protestieren, werden wenig beachtet. Vorgestern fand in der Börse in Ebristiania eine Ber- samiiililiig von Repräsentanten aller kommerziellen, technischen und Handwerkervereuie statt: sie beschlossen einstimmig, eine Adresse a» das Storthing zu richten, in der sie die bedenklichen Konse- anciizen eines Verfassungsstreites hervorheben, weshalb die Regierung und das Storthing auf Grund des Gesetzes vom 7. Im», das die Monarchie vorschreibt, darauf bestehen müßten, baldigst Ruhe zu schaffen und zur Königswahl zu schreiten. Rußland. Die LageinBaku ist noch immer nicht normal. Die Einwohner fahren fort, sich von Patrouillen begleiten zu lassen. Viele Läden sind geschlossen. Plünderungen und Morde kommen täglich vor. 800 « e m i n a r i sten veranstalteten . in Woronesch einen Auszug. Eine Anzahl von Schülern anderer Lehr- anstalten schloß sich ihnen an, sodaß die Menge auf gegen 1000 Personen anschwoll. Polizei und Kosaken trieben schließlich die Menge auseinander. Amerika. Der russische Botschafter Baron Rosen und der japanische Gesandte Takayira trafen im Staats departement in Washington zusammen und besprachen die genaue Form der Vollmachten, welche ihnen ihre Kaiser kabeln werden, iobald das Dalum für den AuStausch dcrRatifikatio- nen festgesetzt ist. In seiner Aussage vor dem Versicherungs-Nntersuchungsaus- schnß sagte der Präsident der New Aork Life Insurance Company, drei Viertel der Bestimmungen über Versichcrungs- Geselllchaften in der Gesetzgebung verschiedener Staaten der Union seien ErpresslingSaesetzc, durch welche die Leiter der Versicherungs- Gesellschaften in der schlimmsten Weise belästigt würden. Ferner stellte er in 'Abrede, daß seine Gesellschaft zu gunsten deutscher Staatsangehöriger Ansnnhinepreise berechnet hätte, um sich das Geschäft in Deutschland zu erhalten, Asien. Ter .Standard" meldet aus Kalkutta unterm 4, d, Mts.: Die Bewegung der indischen Bevölkerung gegen den Erlaß der Teilung der Provinz Bengolien wächst. Ein Auslauf hat stattgesiinden, wobei ein europäischer Inspektor von dem Pöbel gemißhandelt wurde. 17 Personen wurden verhaftet. Knust und Wissenschaft. s Im König!. Hosschauspiel fand gestern abend die Erst aufführung des drclaktlgcn Lustspiels „Klein Dorrst" von Franz von Schönthan vor ziemlich gut besuchtem Hause statt. Die Novität, die nur die äußeren Geschehnisse aus dem gleich namigen Roman von Dickens entlehnt, ohne von des Dichters Geist allzuviel spüren zu lassen, fand eine sehr freundliche Aus nahme, die an den einzelnen Aktschlüssen, vornehmlich nach dem zweiten Aufzug, ein lebhaftes Beiiallsecko fand. DaS Publikum ließ sich von mancher hübschen Einzelheit, von der und jener in geMiger Theatermache geiirehaft gehaltenen netten Szene ge fangen nehmen uns übersah mit nachsichtigem Wohlwollen, daß es dem Autor nicht gelungen ist, dem rein epischen Stofs theatralisch wirksam beiznkommcn, der bei Dickens reich bewegten Handlung ein festes dramatisches Rückgrat zu geben und die Figuren im Sinne des Originmdichlers charakteristisch zu färben, Ter Dialog ist ziemlich breit und dünnslüssig^ die izeiiische Führung, der zum Nebenfluß allenthalben ein stark lentimentaler Einschlag anhailet, bisweilen arg verschleppt: rin ganzen wenig Dickens und lehr viel Schönthan, aber leider nicht bester Schönthan. — Die Aufführung nahm sich der Novität mit liebevoller Sorg falt an. Tie Herren Fischer und Stahl sind hier mit hoher Anerkennung, Frau Gasuv in der Titelrolle mit höchster Aus- Zeichnung zu nennen. Das Renommee Franz von Schönthans, mehr noch die treffliche, teilweise glänzende Darstellung rettete den 'Abend, von dem morgen nur noch kurz die Rede zu sein braucht. XV. e König!, Hostheater. Im Opernhause gelangt heute „Marie, die Tochter des Regiments" zur Aufführung; im Schauspielhause „Klein Dorrst". Tic Vorstellungen beginnen st-8 Uhr, h Im Nesidenztheater wird heute als zweite Vor- stellunq der 1, Serie des Operettcir-Abonnements die Operette „Waldmeister" von Johann Strauß gegeben: morgen Sonnabend, geht Treyers historischer Schwank „Das Tal des Lebens" in Szene; Sonntag nachmittag gelangt bei ermäßigten Preisen die Operette „Die Juxheirat" von LehLr zur Ausführung; abends wird „Das Tal des Lebens" wiederholt. Donnerstag, den 19. d, M., beginnt der preußische Hosschauspieler Herr Adalbert Matrowsk» sein bis zum I. November währendes Gastspiel. Ter Künstler wird diesmal als Götz in „Gütz von Berlichingen" und als Wilhelm Dell austrrten. Bestellungen auf die ersten Vor- stellunae» werden bereits jetzt entgegengenommen. f Die auSführULen Programme der Sinfonie» zerte (11- und S-Serie) im König!. Opernhaus« ß sich im Inseratenteile unjereS heutigen Blatte« veroffent Zum erstenmal gelangt in der ä, - Terie zur Auffübr Wiel zu „Der Traum ein Leben" (nach Grillparzer) Draeleke. neue Werke von Boebe („Odysseus"). Suk (4 und Reger (Sinfonirtta); von Bruckner hören wir zum l die 9. «infonie und von Mozart (in den Sinfonie-Konz König!, Kapelle) eine 8inkoni» eonevrtavt« für Violine und A» klassischen und bekannten neuen Werken bringt dieselbe Serie die Bcethovenschen Sinfonien Nr. 1 (L-änr), Nr. 8 (k-äuri. Nr. .5 (L-mol>); Sinfonie» von Haydn und Mozart, von Tscha, kvwSky (Nr. ü, L-woM. Bolkniann (Ouvertüre „Richard IN?) w, Dieö-Serie verzeichnet an erste» Ausfühnmaen: Pfitznc, Ouvertüre zum „Kälbchen von Hellbronn ; Bosfi (SmtZ. K v, KaSkrl 'Humoreske). Dobnanyi (Sinfonie). SmetanaS Ouve, türe zun, „Geheimnis". Auvreae (Fantasie) und Reinhokd Becker (Andante und Scherzo aus der Sinfonie in 6-ckur). Bon den Klassikern sind vertreten: Beethoven mit der Sinfonie Nr. 8 und dem O-ckur-Klavicr-Konzert: Mendelssohn („Meeresstille und glück liche Fahrt"). Ferner stehen auf dem Programm: LiSztS ,,Mn- zeppa , Berlioz'„Oiunevill romam", Richard Strauß'„Ein Helden leben" Tie Solisten dar L-Serie wurden bereits genannt. f Der Geiger Willi Burinester. der zurzeit in Amstcr dam weilt, hat sich durch einen Sturz so verletzt, daß er sein Konzert absaäen mußte. f Die Ausstellung künstlerischer Pbotogra- phien von Ernst Müller (Hahns Nachfolger), di« noch immer in hohem Maße das Interesse der Besucher von Emil Richters Kunstialon (Prager Straße) findet, wird au: Sonntag das letzte Mal geöffnet lein, da über die sehenswerte Kollektion bereits anderweitig verfügt ist. s- Man schreibt aus Berlin: Mit einem ganz neuen Genre wird Crnst von Pvssart demnächst vor das Publikum treten In Berlin wird er seine neue Idee zum ersten Male aussühre« und zwar bei einem 'Vortragsabend, den er in den letzten Oktobertagen gemeinjam mit deni Schweriner Kammersänger Hermann Gura in der Singakademie vernnttaltet, Dieie Darbietung wird sich Goethe-Abend nennen und wird die eigenartige Form haben daß im Verlauf des Abends jede der Goetheschcn Dichtungen zu nächst im dich teriichcn Original voractragen, also gesprochen, während nnmittc'lbar daraus eine jede (in Vertonung von Schubert, Hugo Wolf, Franz Liszt und Lvewe) von Hermann Gura ge slingeir werde» wird. Ein solcher Abend wird auch in Dresden (GewerbehauS) stattsindcn, f Das Marie Seebach - Stift zu Weimar beging, wie erst jetzt bekannt wird, am 2. Oktober die Feier seines zehn lShrigen Bestehcns. Ein Institut wie dieses darf wohl mit mehr Berechtigung als manches andere eine Dezennarfeicr bc gehen, ohne der Jiibiläumswut geziehen zu werden. Das Sti't wurde bekanntlich von der Scynnipielcnn Marie Seebach ac gründet und war ursprünglich zur Ausnahme von zwölf Jnsaffcu bestimmt. Nach dem 1807 erfolgten Tode der Stisterin wurde es von ihrer Schwester und Erbin Wilhelmine Seebach vergrößert, sodaß es jetzt dreißig alten Schauspielern und Schauspielerinnen Aufnahme geivährt. Die Feier bewegte sich in einfachen Grenzen »»d wirkte gerade deshalb um so sinniger. Nur zwei von den alten Veteranen, die als erste Gäste ernzogen, konnten an dem Gedächtnisakt noch teilnehnicn: der ehemalige Schauspieler und Regisseur Dr, Julius Frank und der frühere Bassist Thomaczck, die andere» sind alle heimgeaanacn. Um dieselbe Stunde und an demselben Platz, wo vor zehn Jahren ihre verewigte Schwester das Haus weihte und die ersten Gäste aufnahm, gedachte Wilhcl mlne Seebach der Stisterin und der ganzen zehnjährigen Vcr gangenheit. Sodann sprach der Vorsitzende des Kuratoriums, Bürgermeister Dr, Dvnndors zu den Jniassen des Stifts, wählend Oberbürgermeister Geheimer Negierungsrat Pabst an die hoben Verdienste des entschlafenen Gropherzogs Karl Alexander um das Zustandekommen des Stiftsproiekts erinnerte. Unter anderen, lprachen noch der erste Vorsitzende des Kuratoriums. General Bühnenveteranen den Humor und die Künstlerlaune verloren, — auch das bat das Secbach-Stift zuwege gebracht! 7 „Deutsches Museum" in München. In der AnSschnß-Sitziing des Museums von Meisterwerken der Natur Wissenschaften und der Technik, an der Prinz Ludwig von Bayern, Ministerpräsident von Podewils und der KnltuSminister teil nahmen, wurde beschlossen, den Namen des Museums abzuändern in „Deutsches Mnieum". Die Eröffnung des provisorischen Museums findet im Herbst 1906 statt. Für den auf 7 Millionen veranschlagte» Neubau hat der Magistrat der Stadt München l Million genehmigt unter der Bedingung, daß 2 Millionen das Reich, weitere 2 Millionen die deutsche Industrie und der bayerische Staat aufbringen. Die bayerische Regierung hat sich zur Erfüllung der Bedingung bereit erklärt. 7 Die Stadt WormS will als N ib elunaen - D enk - mal einen Rosengarten mit plastischen Gestalten und Gruppen, die das alle germanische Heldentum verkörpern sollen, anlegen. Um Vorschläge zu dieser Anlage zu erhalte», wird ein Wett bewerb unter de» Künstlern mit Frist bis zum 1. Februar 1906 vom Wormser Rosengarten-Ausschuß ausgeschrieben. Drei Preise von 500. 250 und 125 Mark sind ausgeietzt. Die Wettbewerbs unterlagen sind gegen Einsendung von 4 Mark vom Rosengarten- AnSschnß in Worms. Schloßplatz 6, zu beziehen. tz Victorien Sardous lüngste Bühnendichtung, soeben vollendet und für das Pariser 'IdbLtr, äss Vrrriett» be stimmt, wird uns ans der deutschen Bühne in einer Bearbei tung von Oskar Blumen tlial begegnen. Eine bezügliche vertragsmäßige Vereinbarung ist soeben zu stände gekommen Es war «ardous besonderer Wunsch, daß Blnnicnthal diese Ueber- trngnng und Bearbeitung besorgt. Ist doch eines der erfolgreichsten Sardouschen Lustsviele, „Cyprienne", ein Werk, das nach 25 Jahre» heilte noch auf unseren Bühnen sehr lebendig ist, von OSkar Blumcnthal bearbeitet worden. Das Recht der Auffüh rung von Scudous jüngstem Werl hat für die deutschen Bühnen Direktor Laulenburg erworben. Während des Druckes «ingegangen« Neueste Drahtmeldnngen. Berlin. In der außerordcnilichen Sitzung der städti - schen BerkehrSdeputation unter Vorsitz de» Ober bürgermeisters wurde einstimmig beschlossen, daS Schreiben der Großen Berliner Straßenbahn, betreffend die be kannten neuen Projekte, dahin zu beantworten, daß die geplanten Unternehmungen nach Möglichkeit gefördert werden sollen, sofern sie nach Prüfung der noch nicht vorliegenden Einzclpläne eine Verbesserung darstellen und ausführbar sind. Hingegen lehnt die Deputation die Erteilung einer neuen Konzession auf 90 Jahre und eine gleichlange Verlängerung der bestehenden Konzession ab. Die Deputation verlangt vor dem Eintritt in die Verhandlungen über eine Vertragsänderung, daß die Straßenbahn vertragsmäßig das Recht der Stadt auf Ueber- nähme des gesamten Unternehmens im Jahre 1929 anerkenne, Wien. Das Abgeordnetenhaus begann die Be ratung der Dringlichkeitsanträge betreffend die Einführung des allgemeinen, gleichen und direkten Wahlrechts. Mehrere Redner traten daiür ei». Kramarcz (Tscheche) widersprach der Behauptung, daß durch das allgemeine Wahlrecht die 'Deutschest im Parlament in den Hintergrund gedrängt werden könnte». Daszynski (Sozialist) griff Ministerium und Dynastie am Weiterbcratung morgen. Wien. Die Blättermeldungeii von Einstürzen im Wocheiner Tunnel werden amtlicherseits als unbegründet be zeichnet. Christian io. DaS Storthing nahm den Antrag vetr, die Aenderung des Paragraphen 112 der Verfassung an, wonach ein Weg geschaffen wird, auch in der dritten Session deS Storthings den Antrag auf Verfassungsänderung eintz zubringen, sodaß die Abänderung von dem nächsten Storthing angenommen werden könne. Der Minister Michellen hatte dir Annahme des Antrages empfohlen mit dem Hinweis auf die etwaige Notwendigkeit einer Verfassungsänderung nach An erkennung der Selbständigkeit der Länder.