Suche löschen...
01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 06.10.1905
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1905-10-06
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19051006015
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1905100601
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1905100601
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1905
-
Monat
1905-10
- Tag 1905-10-06
-
Monat
1905-10
-
Jahr
1905
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 06.10.1905
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
— A« Mittwoch veranstaltete der Dresdner Turn verein von 1467 lDreödner Turngau) in Hammers Hotel einen Faultktenabenv, der sich eines ciutzerordcntlick regen Be- kichL rnreut«. DaS Programm bot besonders humoristische Borträae der Rotbschen Gesellschaft. die über ganz ausgezeichnete hnmoristisch« -röste verftigi: insbesondere fand daS lebte Ge- samtspiel »Di« Rache" ledbaslen Heisall. Bon der Vereins- längerfchast wurden einige Lieber vorzüglich zu Gehör gebracht. Die Borturnerschaft des Vereins produzierte sich am Hochreck und legte von ihren vorzüglichen Leistungen beredtes Zeugnis ab. Hum Schlüsse des Programms erfolgte die übliche Ver abschiedung der Rekruten, von denen allerdings nur noch fünf vorhanden waren, während die anderen bereits verabschiedet worden sind. Hierbei hielt der Bereinsvorsibende, Herr Müller, ein« »u Herzen gehende Ansprache und ermahnte die jungen Baterlandsverteidiger mit ernsten Worten. Danach wurde einem jeden von ihnen die üblich« Pfeife nebst Tabaksbeutel überreicht. Ein froher Ball beschloß den Abend. — Den mit dem Nacht-I)-Schnellzuge lab Dresden Haupt- bobnhos abends 11 Uhr 10 Min.) »ach München, Tirol und Italien Rei enden bietet sich jetzt die Annehmlichkeit, nach der Nachtfahrt in Zuge einen Speisewagen vorzusinden. Dieser Svei ewagen wird in Negensbura iAosahrt srün 8 Uhr 3 Min.) dem Zuge beigestellt und verbleibt in demselben bis Innsbruck Mnkunst 2 Uhr bl Min. nachmittags). In umge kehrter Richtung wird in dem l2 Uhr 57 Min. mittags von Innsbruck nach München abgehenden Schnellzuge ebenfalls ein solcher Wagen desührt, welcher dann von München in de», dort abends 6 Uhr 32 Min. nach Berlin verkehrenden 1>Zuge bis zur Station Regensburg lan abends 8 Uhr 34 Min.) lauft. Der Wirtschaftsbetrieb in den bezeichnet«» Zügen zwischen Berlin - Hof und München ist weggefallen. — Ein« vorzügliche AuSivahl verschiedenartigen Lesematerials bietet, wie bekannt, die Dresdner Leie Halle, Waisen- bauS-Straße 9. 1. Etage. Sowohl der Deutsche, wie der Aus länder findet hier in seiner Muttersprache einen so großen ZeitungSpark, wie er in solcher Reichhaltigkeit vereinigt kaum wieder vorkommt. Zeitschriften und Zeitungen in allen Kultur sprachen geben dem in Dresden weilenden Ausländer die Be richte seines Heimatlandes- dararff sei besonders jetzt hin- gewiesen. wo die Ereignisse in Rußland die Welt in Atem halten. Wie Deutschland, England, Frankreich, Oeslerreich-Ungarn, Italien sich in ihren Preßorganen verschiedenster Richtungen zu Rußland- inneren und äußeren politischen Verwicklungen stellen, daS ersieht man am besten und schnellsten in der Lesehalle. — Dem Bierverlcger bei der Aktienbierbrcmere'i Zwickau vorm. Pölbitz Seidel ist das Ehrenzeichen für Treu« in der Arbeit verliehen worden. — Radeburg, 4. Oktober. Die hier am 30. v. M. durch Herrn Amtshauptmann Dr. Uhlemann, als dem Vexeinsvorsitzen- den, eröffnete diesjährige Bezirksobstbau-Vercins- Ausstellung nahm nach Beschickung wie Besuch einen glänzenden Verlauf. Die hiesige Bürger- und Einwohnerschaft, di« umwohnenden Landleute, die Rittergutsbesitzer, die Geist lichen und Lehrer, alle kamen herbei und waren des Lobes voll über das Geschaute. Die drei besten Leistungen waren die der Großenhainer Stadtgärnterei, des Rittergutes Berbisdorf, des Radeburaer Amtsstraßcnmeisters und des Groß-Dittmanns- dorser Lehrers. Dank der Mühen des Herrn Amtshaupt manns hat im hiesigen Bezirk der Obstbau eine hohe Blüte er reicht. — Der Haushaltplan der Stadt Leipzig auf das Jahr 1906 schließt in Einnahme und Ausgabe mit dem Betrage von 37 707 213 Mark ab. Der durch Stenern aufzubringende Fehl betrag beziffert sich auf 17 226 625 Mark. Hiervon sollen gedeckt werden durch die städtische Grundsteuer 2 200 000 Mark, durch die Grundivertstencr 500000 Mark, durch die Hundesteuer 130 000 Mark und durch die städtische Einkommensteuer 14 396 625 Mark. — Am Sonntag abend ist ein dem Gutsbesitzer Guido Heinig zu Weidensdorf gehöriger Getreidcseimen nieder- gebrannt. Als man die Asche durchwühlde, fand man aus zwei Stellen eine Masse, die als lleberrcste menschlicher Körper erscheint. Es ist daher wahrscheinlich, daß in dem Feimen zwei Menschen genächtigt und das Feuer aus Unvorsichtigkeit ver- anlaht haben, dabei aber umgekommen sind. Die Masse ist gesammelt und der Polizei übergeben worden. — In HeidcrSdorf b. Satzda ertränkte sich i» einem Teiche die 23 Jahre alte Tochter eines Bäckerincislcrs aus Liebeskummer. — Bon der Strafkammer des Landgerichts in Görlitz ist gestern der ehemalige Bcrgwerksdirektor Adolf Fuegener aus Dresden wegen Diebstahls und Unterschlagung zu 4 Jahren Zuchthaus verurteilt worden. Er batte aus dem Kassenschranke der Aktiengesellschaft für Braunkohlenvcrwcrtnng »Glück auf" in Oberlichtenau, deren Direktor er seit 5 Jahren war, am 8. Dezember nachtS heimlich 12 000 Mk. entnommen »nd dann am anderen Tage einen von fremder Hand verübten Einbruchsdiebstahl vorgespiegelt. — Schwurgericht. Der 1663 in Annaberq geborene Schuhmacher Heinrich Ernst Kunert hat sich wegen Beihilfe znm betrügerischen Bankerott zu verantworten. Der Bruder des Ange klagten, der Lederhändlcr »nd Schästefabriknnt Georg Kmicrt, machte vor ungefähr zwei Jahre» in Vorstadt Löbtau ein eigenes Geschäft auf und beschäftigte den Beschuldigten bis zum Frühjahr d. I. als Zuschneider. Der Geschäftsinhaber scheint über nicht unbedeutende Mittel verfügt zu habe», lebte jedoch nicht in der glücklichsten Ehe und wurde fortwährend von Sehnsucht nach Amerika heimgesucht. Ohne werteres wollte er jedoch sein Geschäft und da- wertvolle Warenlager nicht zurncklasscn, andererseits sollten aber auch die Gläubiger nicht zu viel erhalten. Am 8. Mai wurde zwischen den Brüdern ein Kaufvertrag abgeschlossen, wonach Georg das Geschäft an seinen Brnder Ernst Heinrich zum Prell« von 4000 Mk. verkaufte. Der Käufer konnte höchstens er warten. den Kaufpreis in Raten aus den Geschästseinnahmen decken zu können, da er selbst keine nenncnswertcn Barmittel besaß. Aber Georg wußte Rat. Zwei Tage vorher gab er dem Bruder 4000 Mk., letzterer bezahlte am 8. Mai in Gegenwart eine- Zerraen den vollen KnnfprciS und wurde Besitzer des Ge schäfts. Am anderen Tage befand sich Georg Kunert schon außer halb der deutschen Grenzen und ist letzt in Nordamerika in Sicher heit. AIS im Juni 1905 der Konkurs angcnicldet wurde, war für die Gelchäftsaläubiger nicht mehr viel zu haben. Der Angeklagte stellte sich als Käiiter und Besitzer des Geschäfts vor und lehnte >ede Zahlung ab. In der Hanptverhandlnng bestreitet er. das; es sich um ei» Schciugtschäft gehandelt habe. Der Kaufpreis sei null entrichtet worden. Dann habe er auch dem Brnder versprochen, die 4000 Mk. in Raten ziirnckzuzablc». Jedenfalls aber will er sich der RechtSwidriakcit des Handels nicht bewußt geworden sein. Die Geschworenen sprechen den Angeklagten unter Zubilligung mildernder Umstände schuldig »nd der Gerichtshof erkennt ans 4 Monate Gefängnis, wovon l Monat als verbüßt gilt. Die Anklage vertritt Staatsanwalt Tr. Herzog; als Verteidiger ist Rechtsanwalt Dr. Knoll tätig. — Militärgericht. Das Kriegsgericht der 23. Division verhandele gegen den 1882 zu Bautzen geborenen Unteroffizier Alfred Max Röbrig und den 1883 zu Sebnitz geborenen Sol daten Erich Hessel von der 1. Kompagnie des IT7. Jnsanterie- lnlse Mitte August von den Kompagniebcständen etwa 2V2 Ztr. Blei, fiskalisches Eigentum, entwendet. Wie R. behauptet, wurde für das Manöver zu größere Kiste gebraucht, stände vor, dock) befand das H. im Einverständnis mit dem Unteroffizier an einen Alt Warenhändler aus der Alaunstraße verkaufte. Von dem Erlöse, 16 Mark, gab H. dem Unteroffiziere drei Mark ab. Letzterer behauptet, beabsichtigt zu haben, diesen Betrag zum Preis- schießen, und zwar z»m Ankauf einer Scheibe, zu verwenden. Aus der Beweisaufnahme ergibt sich, daß Hessel der eigent liche Urheber des Diebstahls geivescn ist, der auch insofern den Unteroffizier noch betrogen hat, als er in ihm den Glauben er weckte, ver Erlös betrage nur 6 Mark. Die Unterscblcisc sind dadurch hrrausgekommen. daß ein Polizeibeamter beim Revi dieren der Geichästsbüchcr des betresscuden Altwarenhändlers auf den fragliche» Posten stieß und Verdacht schönste. DaS > Gericht hält den Schuldbewcis für erbracht und erkennt gegen R. auf 4 Wochen initiiere» Arrest und Degradation, gegen H. § ans 6 Wochen mittleren Arrest und Bersetznng in die zweite. Klasse deS Soldatenstandes. — Unter der Anklage de- schweren i mld einfach«» Liebstahls steht der 20 Jahre alte Kandidat der Medizin und Kanonier der Reserve Karl Hermunn Hochmann von der 3. Kompagnie de» 12. Trainbatattlons. Der Ange klagte. der aus angesehener Familie stammt, ist angeklagt, Ansang September, er diente damals als Einjährig - Frei williger, verschiedene Gegenstände, als eine elektrische Taschen- lampe, mehrere Taschentücher, «ine Flasche Mundwasser, eine Brille und ähnliche geringfügige Gegenstände in diebischer Ab sicht entwendet zu haben. Eines Morgens hat er, als er als Wachthabender fungierte, das Einjä»rigen-Kasino betreten und mit einem falschen Schlüssel den dort stehenden Zigarrenschrank geöffnet und daraus mehrere Zigarren und eine Zigaretten- schachte! entwendet. Weitere Samen konnte er sich nicht an eignen, da er in diesem Augenblicke von dem Äafinoverkäufer erwischt wurde. Trotzdem bestreitet er seine Schuld. Das Gericht verurteilt ihn ans Grund des BeiveisckLrgcbnisses wegen schweren Diebstahls unter Zubilligung mildernder Umstände zu 4 Monaten Gefängnis und zur Versetzung in die zweite Klasse des Soldalenstandcs. Von der Anklage des Diebstahls in sechs weitere» Fällen erfolgt dagegen Freisprechung. — Ober ver w alt nngsgericht. Vor dem 1. Senat ge langt eine Anfechtungsklage znr Verhandlung, die die Verpflich tung zur Unterhaltung von vffe»tlichen Wasserläufe » betrisst. Das in Frage stehende, im Grnndbnche für Gommern Blatt 207 eingetragene und an der Müglitz gelegene Grundstück gebärt den Erben de- verstorbenen Rentiers Stendel. Durch dieses Grundstück fließt der Mühlgraben der Erlichtinühle, der früher in gleicher Sohlenhöhe in die Muglitz mündete. Durch das 1897er Hochwasser machlen sich umfängliche Userbnnle» notwendig, die ans Anordnung der Amtshaiiplmannschnst Pirna vo» der Ge meinde Mügeln ansgcsührt wurden. Diele Arbeiten brachten es mit sich, daß die Mündung des Mühlabslnßgrabens ein halbes Meter über die Sohle des Müglitzbaches zu liegen kam. Damals aebölte d's Grundstück noch dem Bankier Wnkteine in Dresden. Infolge der nicht ganz sachgemäß ansgciülirten Uferbanten hat das ans dem Mnblabflnßgrnben kommende Wasser an der be- trcssenden Stelle des Bettes des MüglitzbacheS, wo es niedcrfällt, im Laufe der Zeit eine Auslastung in einer Tiefe von etwa einem Meter und in einen« Umfange van 6 bis 8 Metern verursacht, da durch aber die Gründung der Ufcrinanern nntersvült, die bei ein- trelcndcm Hochwasser einznstürzen drohen. Um dem vorznbengcn. hat die Aiiilshauptniannschast vor knrzcm den Stendelschcn Erben auf Grund des WassermandntS von 1819 auigegeben. das Bachbett durch Einlegen einer Betonrläche oder durch Abpslastcrnng mit Sleinen nachträglich zu erhoben. Die Genoniiten slräublen sich hiergegen, weil sie sich hierzu nicht für verpflichtet hielten, doch venvars die Kreishanplniannschast ibre» Rekurs, obgleich der Wasserbaudirektor ebcniolls erklärte, daß die Austastung eine Folge der seinerzeit von der Gemeinde Mügeln nicht ganz sachgemäß aus- gesührten Uferbanten sei. Die Kreishanptmannschast erklärte, daß es hierauf gar nicht ankomme, «veil die den Rekurrenten auf getragene» AnsbessernngSarbeilen lediglich ihrem Grundstücke z» Gute kämen. Hiergegen erhoben die Slendeljchen Erben die An fechtungsklage und machten gellend, daß die von der Amlstzanpt- mannscbaft augeordnetcn Arbeiten nickst bloß znm Schutze ihres Grundstückes, sondern auch der daneben und dahinterliegenden Grundstücke dienen. Im übrigen wurde nach wie vor betont, daß die Gemeinde Mügeln seinerzeit fabrlässig gebandelt habe. In der Verliandlnng vor dem Oberverwaltnngsgencht, zu der die Ge meinde Mügeln beigeladen ist, bekundet Baurat Lindia als Sach verständiger. daß, da der Gemeinde ein Fachmann nicht zur Scite gestanden babe, ihr kein Bvrwurf gemacht werden könne, wenn sie sich eines Versehens schuldig gemacht habe: jedenfalls habe sie nach bestem Wissen gebandelt, lleberdies sei sie zur Ausführung der Uferbanten rechtlich garnicht verpflichtet gewesen. Die AmtShnnpt- mnnnschaft habe auch jene Mängel nicht beanstandet. Ta es un zutreffend sei, daß durch de» jetzigen Zustand noch andere Grundstücke in Mitleidenschaft gczogen iverdcn könnten, seien zu nächst nur dir Eigentümer des fraglichen Grundstücks zur Aus besserung verpflichtet. Infolgedessen wird die Anfechtungsklage kostenpflichtig abgewiesen. — Oberlandesgericht. Durch Tierquälerei hatte sich der Gutsbesitzer Mcßer'iin Lomnitz eine empfindliche Frei heitsstrafe ^gezogen. M. wollte am zweiten Ostericiertagc mit seinem Wagen nach Nadeberg fahren, doch wollt« beim Ein spannen das Pierd nicht anziehen. weshalb er es heftig mit der Peitsch« schlug, bis eS hrnstürzte und blutete. Schließlich konnte er doch die Ausfahrt antrelcn, von der er zum Abend zurückkchrte. Der Angeklagte behauptet nun, das Pferd sei unterivegs wieder störrisch gewesen, weshalb er cs, in den Stall eingestellt, nochmals gezüchtigt habe. Wie Zeugen bekunden, hat er das Pferd fortgesetzt und dermaßen geschlagen, daß es vor Schmerzen an der Wand hochgegangen und endlich zu- sammcngebrochen sei. Die Berufungsinstanz — das Schöffen gericht hotte anf 5 Wochen erkannt — verurteilte den Ange klagten, der als ein roher und gefühlloser Mensch geschildert wird, 2 Wochen Gefängnis. In seiner Revision behauptet der Beschuldigte^ daß er lediglich eine Züchtigung beabsichtigt und auch nur ausgesührt habe, da aber der Vorderrichter das Gegen teil sestgestellt hat, wird das Rechtsmittel vcrworsen. SliiS den amtlichen Bekanntmachungen. Vom 5. d. M. an werden von de» städtischen Leihamts- geschäftsstellcn — N e u st ä d te r R a tb a ns und Materni st ratze 17 — arifdie zum Versatz zngclasscncn Wertpapiere und Sparkassenbücher Darlehen gegen Zinsen zu 6 vom Hundert jähr lich, anstatt wie bisher zu 5 vom hundert, gewährt. Mit dem Kannlban in der Kipsdorfer Straße, zwischen der Berggießhübler Straße und der Flurgrenze mit Tolkewitz, soll am 12. Oktober begonnen werden. Der dritte diesjährige Jahrmarkt wird am 23. und 24. Oktober abgehalten. Sonntag, den 22. Oktober, ist das Auspacken und der Warenverkauf von 11 Uhr vormittags an gestattet. Gleichzeitig mit dem Jahrmärkte wird der dies- zäyrige Zwiebel- und Meerrettichmarkt vom 21. bis 24. Oktober m, beziehentlich an der städtischen Hanptmarckthalle an der Weißeritzstraße abgehalten. Diejenigen Juhrlverksbesitzer, welche beabsichtigen, sich mit Fuhren an der Beseitigung des Schnees von den städtischen Straßen und Plätzen zu beteiligen, werden aufge- forderl, Anerbieten, zu denen die Formulare in der Kanzlei des Tiefbauamtes. Gewandhausstraße 7. 2. Obergeschoß, Zim mer 35, zu entnehmen sind, verschlossen und mit entsprechender Aufschrift versehen bis zum 14. Oktober ebenda zur Abgabe zu bringe». Dom 9. Oktober ab werden die I 0 r d a n st r a ß c, zwischen Könft.sbrückcr und Försterei-Straße, wegen Um- Pflasterung und die Ra 1 in v » d - S t r a ß e , zwischen Mt- Eotta und Thonberg-Straße, wegen Kanalbaiies ans die Dauer der Arbeiten für den Fahr- und Reitverkebr gesperrt, und am 16, Oktober wird mit der Schottcrdeckcn-Erneiicrnng in der Stern st raße, zwischen Leipziger und Lntzolv-Strvße, be gonnen. TligeSjicschichte. Noch eiiiiiiol: Fürst Bülow über die dcutsch-iranzösische» Beziehungen. Fürst von Bülow hat außer dem Redakteur des „Petit Parisicn", über dessen Empsang gestern onMhrlich berichtet worden ist, auch eincni Vertreter des Pariser „Tcmps" eine Unterredung gewährt, worin sich der Reichskanzler eingehend über die europäische Bündnispolitik und das gegen wärtige und zukünftige Verhältnis Deutschlands zu Frankreich ausgesprochen hat. Reichskanzler Fürst Bülow äußerte, es sei absurd, z» glauben, daß D>cuIschlandS Politik dahin ziele, Frankreich in einen künftigen deutsch-englischen Konflikt einzuvcziekren. Töricht sei cs, einen iolchcn Konflikt als unvermeidlich anznkündigen. Das Beispiel, wie Frankreich den Weg zur Versöhnung mit England fand, ist belehrend. Es werde immer die Möglichkeit gebe», sich mit England z» verständigen. Wenn zwischen Dciiftchen und Engländern eine augenblickliche Verstimmung wahrnehmbar sei, jo werde sic früher oder später von selbst verschwinden, Frankreich könne aber, wenn es wolle, dazu beitragen, daß hüben und drüben die Geister sich beruhigen. Keineswegs jedoch sei bei der heute bestehenden Interessengemeinschaft der Staaten der Fall möglich, daß zwei sich streiten und der dritte lachend zusicht. Zum Mißtrauen gegen Deutschland habe Frankreich wirklich keinen Anlaß. Die bestehenden europäischen Allianzen hätten nichts Bciinruhigcndcs, »nd tvaS die Freundschaften betrefft, so scheine es leicht, die Bedingung zn erfüllen, u», diese Ententen sür den Frieden wert- voll zu machen. Voraussetzung sei. daß die sranzösisch-italienilchc Annäherung ebensowenig gegen Deutschland gerichtet sei wie die deutsch-russische gegen Frankreich. „Ich wuniche," fuhr der Reichskanzler fort, „daß eine gewisse, auf Deutschlands systema tische Isolierung, moralische Herabwürdigung und materielle Schädigung abzielende Politik Frankreichs endgültig verlassen werde, eine Politik, welche wir in der uns durch die Umstände gebotenen Form beantworte» müßten. Schon sind Anzeichen eines wesentlich gebesserten deulsch-sranzösischen Verhältnisses wahrnehmbar. Deutschlands öffentliche Meinung wird befrie digt eine Aera gegenseitigen Vertrauens sich erössnen sehen. Frankreich kann übrigens nur gewinnen, wenn cs unsere materiellen kolonialen Interessen nicht verletzt und unsere Groß- machlstellttng respektiert. Wir werden Frankreich nirgends genieren, weder in Marokko noch anderwärts und können ihm sogar sehr nützlich lein. Ueber alle prinzipiellen Marokko- Fragen herrscht zwischen Raumer und mir volle Uebercin- stimmung. Ich hoffe, daß diese Harmonie bei der bevorstehen den Konferenz sortdauern und Frankreich und Deutschland einander näherbringen werde." Fürst Bülow jagte u. a. wörtlich: „In einigen Wochen wird die Marokko-Konserenz znsammcnlreten Ick, hoffe, daß sich eine gleiche Harmonie wie bei den jüngsten Verhandlungen auch dort zeigen wird. Ich denke, daß diese Beratung, statt uns zu trennen, dazu beitragen muß, »nS zu einigen Ich habe das Vertrauen, daß das so sein wird, und deshalb habe ich in dem am Freitag Unterzeichneten Akkord einen großen Beweis »»iercr Versöhnlichkeit gegeben. Ick, hätte nur einen Wunsch: de», daß die sranzönschc Politik aus der Koniercnz und nachhei mir erlauben möchte, diese Politik des guten Einvernehmens sortznjetzcn, die einzige, die zweier großer Nachbarnalionen würdig ist, von denen jede ein Hauptsaklor der Zivilisation iii." lieber die deutsch-englischen Beziehungen sagte Fürst Vßww: Iss ist eine Dummheit, den Krieg als unvermeidlich hnizusiclle Deutschland und England würden einander zu viel Schaden au- tun, sie werden den Versuch nicht machen," Ferner erklär'«- der Kanzler über Bündnissragen: „Wir pflegen mii Ihren rmfi schen Alliierten dic^allcrbestcn Beziehungen, dos ist eine natin liche, traditionelle Situation. Was kann Sie darin beunruhigen'? Hai uns die französisch-russische Allianz beunruhigt '? Denn die: Allianz hat uns gegenüber nie einen aggressiven Eliaraklcr gehabt, den man, ich weiß nicht weshalb, gewisse» Annaherunge-i gegeben hat, welche, ohne den Wert einer Allianz zu Haber, doch viel beunruhigender erschienen." Ter De»tschr Koloiiialkoiigrek ivnrde gestern in Berlin durch Herzog Johann Albrech! zu Mecklenburg in Anwesenheit des Staatssekretärs Grasen vor Posadowsky, der Minister Dr, Schönstem und Möller, des Slaatssckretärs Kraetke, des Kolonialdirektors Siübcl uns zahlreicher Kolonialsreundc eröffnet. Herzog Johann Al brecht führte aus: Je stürmischer die Gegner jetzt er klären, daß der Kolonialbesitz überflüssig oder gar ichädiich «ei. desto ernster und gewissenhafter müsse man die vcrichiedencnAn sichten unbesangen priften und Wege suchen, begangene Fehler zu bessern und den gerechten Forderungen zum Siege zu ver Hetzen. Rach Gras Posadowsky, dessen Ansprache bereits an anderer Stelle mitgeteilt wurde, nahm Kolonialdircktor Stäbe! das Wort, um den Kongreß namens der Kolonialvcrwallnng zu begrüßen. Ter Redner weist zunächst auf die beklagens werten Aufstände in Dentschwestairika und -Osiaftila hin, d e den Gegnern der Koloniolpolilik Anlaß geben zu vernichtender Kritik. Er, Redner, sei weit entfernt, die bereits errungenen Erfolge zu überschätzen, gleicbwohl seien die Fortschritte der Kolonien ftir unsere Volkswirtschaft. Er betonte, das Deutsch land der Zukunft werde eine Kolonialmacht sein oder als wirt schaftlich politische Weltmacht nicht existieren. sBeifall.) Da nach sprachen Direktor Buchner-Bertelsdorf über: „Mithilfe der Missionen bei der Erziehung der Eingeborenen zur Arbeit" »nd Kaufmann Schanz-Chcinnitz über: „Die Baumwollsrage in den deutschen Kolonien". An den Kaiser wurde ein Hnl- dignngstelegramm gesandt. Deutsche« Reich. Ter Kais er trifft, wie nunmehr fcststeht, am Sonnabend, de» 7. d. M., gegen IV/2 Uhr mittags, von Nomintcn kommend, i» Königsberg i. Pr. ein, wo er sich sofort »ach der Ankniist rnr Kaserne seines 3. Grenadier-Regiments König Friedrich Wilhelm l. begibt. Dort wird der Monarch im Kreise oes Offizicikorps das Frühstück cinnehmcn. Die Abreise vo» Königsberg wird gegen 4 Uhr nachmittags erfolgen. Das deutsche Kr 0 n p r i n z c n p a a r ist gestern vor mittag IIZft Uhr von München nach Tegernsee und Bad Kreuth zum Besuche des Herzogs Karl Theodor weitcrgereist. Der Gesetzentwurf über den Erwerb und Verlust der Reichs» »ge Hörigkeit bildet nach der „N. Polit. Korr." fortgesetzt den Gegenstand von Erwägungen zwischen den beteilig ten NcichSressortS. ES ist wahrscheinlich, daß die ilmsangreichen Vorarbeiten demnächst so weit abgeschlossen sein werde», daß ein bezüglicher Gesetzentwurf die endgültige Feststellung erhalten wird. Die Vorlage bezweckt, den Verlust dcrRcichsangehörigtcit nicht so leicht eintreten zu lassen wie jetzt, auch die Wiedergewinnung einer etwa verloren gegangenen Reichsangehörigkeil zu crlcichlern. Schon oft ist der Wunsch geäußert worden, da^dic Ver pfleg ungsgelder für eing variierte Soldaten wesentlich erhöht würden. Die Berechtigung dieses Wunsches laß! sich nicht bestreiten. Wie die „Deutsche Tagesztg." vernimmt, ist man auch an maßgebenden Stellen fest entschlossen, eine Er Höhung Vvrznnehmen, sobald die finanziellen Verhältnisse es gestatten. Man hofft, daß dies nach der Erledigung der Reichs s inanzrcf 0 rm der Fall sei» werde. Die Erhöhung ist nnbc dingt nonvcndig. Die «etzigen zu niedrigen Verpslegnngssätze be deuten eine erbcbliche Sondersteuer, besonders für die landwirt schaftliche Bevölkerung. Am 15. Oktober wird Gouverneur v. Lindequist die Aus reise in seinen neuen Wirkungskreis antretcn: er kann also etwa am 10. November dort eintrcfsen, und bis dahin mnß ein neuer Truppenkommandenr sür Deutsch-Süd- westafrika ernannt sein, denn General v. Trotha wird kam», auch wenn nur zeitweilig, unter den Befehl des wesentlich jüngc rcn Gouverneurs treten wolle». Das wäre aber der Fall, da diesem die Verfügung über die Schntztruppc zugesagt worden ist. Als Nachfolger Herrn v. Trothas kommen, wrc inan hört, in Betracht. Oberst v. Lindenau. Oberst Deimling und Major v. Estorfs. Von ihnen wird »ran wohl den Major v. Estorsf wieder fallen lasscir, weil bei icincr Ernennung mehrere dem Tieniialter nach ältere Stabsoffiziere aus der Kolonialtrupve würden nbberufe» werden müssen, eine Maßnahme, die nicht oppoitnn erscheint. Oberst Deimling chnt eine längere Dienstzeit in Südweslasrika für sich, wahrend Oberst v. Lindenau als bc wahrter GcncralstabSoffizicr nnd ausgezeichneter Taktiker cmpscb lenc-wcrt erscheint Ihm wird auch eine gewisse diplomatische Be gabnng nachgcrnbint, die für den neuen Posten in Bcrückstch tignng der besonderen Stellung dem Gouverneur gegenüber gewiß recht wertvoll wäre. Möglich wäre es aber auch, daß einer der ältesten Stabsoffiziere in der Kolonie das Kommando direkt ans TrothaS Hände» udeinimmt. Der Gesandte Dr. Rosen ist Mittwoch abend vo» Paris nach Berlin abgereist. Die „Barmer Zta " bringt sie Mitteilung, daß aus dem Vorstande des Wahlvcre>ns der Liberalen die Ab geordneten Brömcl, Pachnicke und Ernst crusgeschicdcn sine, weil sie mit den n a t i 0 n <r l s 0 z i a I e n Elementen nicht Zu sammenarbeiten können. Der Wahlvercin der Liberalen ist be kanntlich die Organstation der Freisinnigen Vereinigung. Der Verlaus der letzten Generalversammlung in Berlin ließ eine der- arligc Entwicklung, deren augenblickliches Stadium angesichts der auf die Nalionaliozialen bezüglichen Resolution des Wies badener Parteitages der s r e 1 s > n n i g c n V 0 l k s p a r t c i be sonders bemerkenswert ist. freilich ahnen. Die Entscheidung über die Einberufung der Par lamcnIc wird erst nach Mitte des Oktober >m Bnndesratc und prenßiickcn Staatslninisterinn, fallen. Die Frage wird, nach einer pailamentaiiichc» Korrespondenz, erst entschieden, wenn Fürst Bnlow ans Baden - Baden znrncNehrt und der Bundesrnt die Rcichsfina»z>csvin> berate» hat. Die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" veröffentlich! ohne Ziisatzbcmerknng eine Zuschrift des Stggtä'nwaltcs ^chmittcndorff in Gliben, in der ein recht seltsa m c -*V v »schlag gemacht wird. Der Versasser der Znschrist geht davon aus, daß die Leser der sozialdemolralischen Presse über die Absichten und An schauungen der Regierung entweder gar nicht oder falsch unter» L «r LS . L n-8-
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)