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— Angekommen vom Urlaub ist der Ministerialdirektor im Ministerium der geistlichen, Unterrichts- und Medizinal- angelrgrnheiten, Wirkliche Geheime OberregirrungSrat vr Althoff. — Der Polizeipräsident Or. von Borries ist vom Urlaub zurückgekehrt und hat seine Dirnstgeschäftr wieder übernommen. — Der „Staats Anzeiger" berichtet: DaS Staats - Ministerium trat gestern zu einer Sitzung zusammen. — Der Gesamtüberschuß der Stadthauptkasse der Stadt Berlin für das Rechnungsjahr 1904-05 stellt sich nach dem sitzt vorliegenden Hauptjahresabschluß auf 10 001 168,43 Mark. — Der Name „Dalldorf" hat, seit dort sich eine städtische Irrenanstalt befindet (über die die Gemeinde übrigens sonst gar nicht böse ist), zweifellos einen unange. nehmen Beigeschmack; wenn jemand „nach Dalldorf" will oder soll, so weiß man oft nicht genau, ob er dort geschäft lich zu tun hat oder ob's in seinem Oberstübchen nicht richtig ist. DaS hat den Dalldorfern lange schwer auf dem Herzen gelegen. Jetzt soll es anders werden. Der Hönig hat mittelst Erlasses vom 28. vorigen Monats genehmigt, daß der Name der Landgemeinde Dalldorf im Kreise Nieder- Barnim in „Wittenau" umgeändert werde. Bei Ver- öffentlichung dieser frohen Botschaft bemerkt der Regierungs präsident: „Ich bringe dies mit dem Bemerken zur öffent lichen Kenntnis, daß der Name „Dalldorf" lediglich für daS Gebiet der dortigen städtischen Irrenanstalt bestehen bleibt. Ebenso bleibt der Name „Borsigwaldr" für den betreffenden OrtSteil bestehen." — ' jMartukoachrlchteu.j Fischereitorpedoboot „0 5" Ist am 24. September von Wilhelmshaven In See gegangen. Ftschereitorpedo- boot „8 38" Ist am 24. von Helgoland nach Cuxhaven gegangen und geht am 28. wieder In See. * Großrominten, 26. September. (W. B.) Minister v. Witte ist heule mittag 12»/, Uhr hier eingetroffen und am Bahnhofe vom Fürsten Eulenburg empfangen worden; beide fuhren im geschlossenen Automobil nach Jagdschloß Rominten. Offenbach, 26. September. Zur Verminderung der Fleisch not will die Stadt einen Massenbezug von Fischen in die Hand nehmen. Die Stadtverordnrten-Versammlung überwies diese Angelegenheit zur schleunigen Erledigung an einen fünfgliedrigen Ausschuß, dem 1000 Mark zur Ver fügung gestellt wurden. Bochum, 26. Septbr. Als in Kastrop die von 700 Personen besuchte Festlichkeit eines Polenvereins vom überwachenden Beamten aufgelöst werden sollte, kam eS -wischen Polen und Polizei zu einem Zusammenstoß. Die Beamten wurden mit einem Steinhagel empfangen, säuberten schließlich den Platz mit der blanken Waffe und verhafteten sieben Personen. Hamburg, 25. Septbr. (Reichsb.) Ein seltener Gast trifft am Mittwoch, von Fallmouth kommend, auf der Elbe ein und wird in Hamburg mehrtägigen Aufenthalt nehmen. Es ist dies das chilenische Seekadettenschulschiff „Jeneral Baquedana", welches auf einer Uebungsfahrt begriffen ist. Das Schulschiff hat ein Deplazement von 2500 Tons und eine Geschwindigkeit von 12 Seemeilen. Die Armierung besteht aus 10 Kanonen, 15 leichten Ge schützen und 2 Torpedorohren, die Besatzung aus 300 Mann. Seit mehr als zehn Jahren ist kein chilenisches Kriegsschiff in den deutschen Gewässern gewesen. Das letzte war der Kreuzer „Presidente Pinto", welcher vor zehn Jahren Kiel und Hamburg besuchte. — Montag vormittag hatten sich in Hamburg Vertreter der Senate der Hansestädte Hamburg, Bremen und Lübeck zu einer gemeinsamen Beratung über die Handels verträge ringrfunden. Die Sitzung währte mehrere Stunden. Zu den Verhandlungen war auch der hanseatische Gesandte vr. Klügmann — der die drei Hansestädte gemeinsam ver tritt — aus Berlin nach Hamburg gekommen. * Hamburg, 26. September. (W. B.) Generaldirektor Ballin hat an den Generaldirektor der Allgemeinen Elek trizitätsgesellschaft, Geh. Baurat Rathenau, von der Probe fahrt des ersten deutschen T u r V i n e n da m p frrs „Kaiser" das folgende Telegramm gesandt: Ich befinde mich auf einer Probefahrt an Bord des mit den Turbinen Ihrer Gesellschaft ausgerüsteten Dampfers „Kaiser" und kann nicht umhin, es Ihnen auszusprechen, daß, soweit wir bis jetzt festzustellen vermochten, Ihre Turbinenanlage einen großen, unanfechtbaren Erfolg darstellt. Das Schiff verbindet mit einer über daS kontraktliche Maß hinaus gehenden Geschwindigkeit den für die Passagiere nicht hoch genug zu veranschlagenden Vorteil der völligen Vibrations- losigkeit. Wir laufen gegenwärtig über zwanzig Meilen per Stunde, ohne die geringste Erschütterung zu bemerken, wie sie in solchen Schiffen bei Kolbenmaschinen sonst fast unabwendbar erschien. Die Manövrierfähigkeit scheint tadel los zu sein. Ich bitte Sie und den Stettiner Vulkan, den Ausdruck meiner wärmsten Gratulation entgegenzunehmen. * Karlsruhe, 25. Septbr. Der Großherzog und die Großherzogin folgten heute einer Einladung der Her zogin-Mutter von Genua nach Stresa am Lago maggiore, wo sie einige Tage verweilen werden. Vefterreich-U«t«m». * Wien, 26. September. Im Einlaufe des Abge ordnetenhauses befinden sich Drlnglichkeitsanträge der Jungtschrchen, der Tschechischradikalen und der Slovenen, be treffend die Einführung des allgemeinen geheimen Wahl rechte», der Sozialdemokraten, betreffend die Einmengung deS Ministerpräsidenten Freiherrn von Gautsch in die ungarische Wahlrechtsfrage, wobei beantragt wird, daß daS Abgeordnetenhaus dem Ministerpräsidenten sein Mißtrauen deshalb ausspreche, ferner eine Interpellation der Christlich sozialen, betreffend Maßnahmen der Regierung zum Schutze der diesseitigen Reichshälfte und des Gesamtreiches. In dieser wird dagegen protestiert, daß durch die Verweigerung der Delegationswahl in Ungarn die diesseitige Reichövertretung der Möglichkeit der Ausübung ihres Kontrollrechtes gegen über der Relchsregierung in den Delegationen beraubt 2612 werde. ES erscheine insbesondere notwendig, den Minister deS Aeußern zu befragm, wie er seine Funkllonen als Vor sitzender im gemeinsamen Ministerrat ausgrübt habe, wie er zur innern Krise pflichtgemäß und in Ansehung der Inter essen deS Gesamtreiches Stellung genommen habe und wie er seine Zustimmung zur Aufschiebung der Handelsvertrags aktion geben konnte. In der Delegation müsse auch be sonder» betont werden, daß eine Durchbrechung de» Prinzips der deutschen Armeesprache auf keinen Fall zugegeben werden dürfe. Endlich wird auf die angebliche Intervention de» Ministerpräsidenten bezüglich der Vereitlung der Einführung de» allgemeinen gleichen und direkten Wahlrechte» in Ungarn htngewiesen und betont, daß die christlich-soziale Partei ge wiß in allererster Linie in dem Kampfe für die Interessen der Monarchie und ihre Einheit zu finden sein werde. * Wien, 26. September. DaS offiziöse „Fremdenblatt" schreibt, in der letzten Zeit seien wiederholt aus Belgrad stammende tendenziöse Sensationsmeldungen über Fragen und Vorgänge in der Balkanpolitik gekommen, so beispielsweise die von einem angeblichen russischen Diplo maten gemachte Aeußerung, daß Rußland auf Mitwirkung an der mazedonischen Refocmaktton verzichten und selbständig zu Gunsten der Mazedonier Vorgehen wolle, ferner die Nach, richt, daß österreichisch-ungarische Truppen im Begriff seien, Priepolje zu besetzen, und Waffen unter die dortige Bevöl kerung zu verteilen, und endlich die Ankündigung eines Vor marsches österreichisch-ungarischer Truppen gegen Mttrowitza. Hierzu bemerkt das „Fremdenblatt": Die erste von einem angeblichen leider ungenannten Diplomaten stammende Nach richt widerspricht allen Kundgebungen und Maßnahmen des Petersburger Kabinetts. Priepolje ist auf Grund deS Ab kommens zwischen Oesterreich und der Türket vom Jahre 1879 schon seit 26 Jahren von österreichisch ungarischen Truppen besetzt. Was aber die Nachrichten von der Waffen verteilung und dem Vormarsch gegen Mttrowitza anbetrtfft, so sind sie jenen von Albanesen erfundenen Geschichten bei- zuzählen, wie sie von gewissen serbischen Politikern immer wieder zum Zwecke der Verdächtigung der österreichisch, ungarischen Balkanpolitik kolportiert werden. Alle diese Sen sationsgerüchte erfuhren bisher nur deshalb kein Dementi, weil ihre Unwahrheit von vornherein außer Zweifel stand. 0 .L. Eine deutsche Bauernkolonie in Bosnien. An allen Punkten der Ostgrenze des deutschen Volkstums, wo Deutsche unter slawischen Völkern Fuß faßten, haben sie sich vor diesen durch ihre wirtschaftliche Tüchtigkeit ausge zeichnet, sind ihnen Vorbild und Erzieher gewesen. DaS ist eine Jahrhunderte alte Erfahrung, die heute genau noch so gilt wie zur Zeit der Kolonisation unserer Ostmarken. Aller dings gibt es heute nur wenig Punkte, wo die Deutschen im Vordringen nach Osten begriffen sind. Handelt es sich doch auch bei unserer leidigen Ostmarkenfrage durchaus nur um die Abwehr des vordringenden Slawentums. Nur im Süden, unter den Balkanslawen, hat das Deutschtum seine Expansivkraft erhalten und wieder zeigt es sich hier als Kulturträger. Von den Schwaben des BanatrS sind Bauern- kolonien nach Bosnien ringewandert. Ueber deren Ent wicklung finden wir in dem „Deutschen Volksblatt für Syr. mten", dem Blatte der slawonischen Deutschen, ein Urteil, das um so mehr Beachtung verdient, als es von diesem Blatte seinerseits einem kroatischen, den Deutschen durchaus nicht freundlichen Blatte entlehnt wird. Es handelt sich da bei um eine im Nordosten Bosniens nahe der serbischen Grenze gelegene Ansiedlung, die den Namen Franz Jo se p h S - F e l d führt. DaS genannte kroatische Blatt schreibt: „Franz Josephs-Feld ist eine deutsche Ansiedelung im Bjeltnaer Bezirke in Bosnien. Die Einwohnerschaft ist fast ausschließlich deutsch. ES wird heute Im ganze» etwa 1040 Seelen In Franz Josephs-Feld geben. Und wenn auch Im Jahre 1896 eine gewaltige Ueberschwemmung Felder und Gärten beschädigt und verwüstet hatte, so hat sich dieses kleine Au- siedlerdörschen bis heute wieder schön erhoben. Der Acker-, Obst- und Zwetschenbau, die Viehzucht, alles daS blüht und gedeiht und bietet den fleißigen Bewohnern ein bestimmtes Jahreseinkommen. Der Handel entwickelt sich unter bescheidenen Verhältnissen neben der wirtschaftlichen Produktion. Die umliegenden Dörfer und nahen Lavdleute finden In den deutschen Ansiedlern von Franz Josephs-Feld ein schöne« Beispiel und Muster der Arbeitsamkeit, Sparsamkeit und des wirtschaftlichen Fort schrittes." Wir geben dies slawische Urteil mit aufrichtiger Freude wieder. Budapest, 26. September. (Dr. Anz.) Der Vertrauens mann des Monarchen, Graf Cziraky, trifft nachmittags hier ein, um der Koalition die Antwort des Kaisers zu überbringen. In politischen Kreisen hegt man geringe Hoff nung auf eine friedliche Entwirrung der Lage. Nach Mitter nacht wiederholten sich die Straßenszenen. Arbeiter und Studenten stießen wiederholt zusammen, und eS kamen zahl reiche Verwundungen durch Messerstiche vor. Arbeiter ent rissen Studenten die Nationalfahne und zerfetzten sie. Die Polizei schritt mit blanker Waffe ein und nahm mehrere Verhaftungen vor. Graf Johann Zichy erklärte heute, nicht er, sondern sein Bruder sei zur Audienz berufen. vr. 0-2. Was die ungarische Krise dem Lande kostet. Gerade in dem Augenblicke, in dem der Sturz des Ministeriums Fejervary wieder einmal eine Entwicklungs phase in der ungarischen Krise zum Abschluß brachte, ver öffentlichte das ungarische Finanzministerium die erste Halbjahrsrechnung der Staatsfinanzen. Stärker noch als das erste Vierteljahr haben die Monate April bis Juni an den Kaffen gezehrt, denn während die Ausgaben gegen die gleiche Zeit des Vorjahres um 14'/, Millionen Kronen gestiegen sind, brachten die Einnahmen einen Ausfall von 24,12 Millionen. Im ganzen ersten Halbjahre aber stehen einer Ausgabe von 607 Millionen nur 507 Millionen Kronen an Einnahme gegenüber, so daß nicht weniger als 100 Millionen Kronen aus den Beständen aufgebraucht werden mußten. Und dabei nimmt die passive Resistenz noch immer größere Dimensionen an und wird, wenn man nach den Erfahrungen deS Jahre» 1903 schließen darf, in dem auch der sogenannte Lr-Ier- Zustand herrschte, sich erst jetzt im dritten Vierteljahr in aller Schärfe geltend machen. Für da» ganze Jahr 1905 wird nach einem Börsenberichte de« „Pester Lloyd«" der AnSfall an direkten Steuern, Gebühren and Stempeln «ns nicht weniger al« 120 Millionen Kronen gefchätzt. Erwägt man ferner noch, daß sich die Handelsbilanz de« ganzen Lande«, die fett langem stet« aktiv war, für diese« Jahr in bedenklichem Grade passiv gestaltet hat, sowie daß die heimische Industrie durch dm Ausfall der staatlichen Bauten insbesondere derjenigen der Heere«- und der Eifmbahuverwaltung schwer geschädigt und zu einer Einschränkung Ihrer Produktion gezwuugm worden ist, die sich ihrerseits wieder in einem Sinkm der Steuerleistung geltend machen muß, so be greift man, daß alle wirtschaftlich iuteresslerten Kreise, die Börse vorweg, den Frieden zwischen Krone und Koalition her- betsehneu. Hat doch die Börse, dl« durch den Sturz de« verhaßt« Ministeriums dea Weg zur Verständigung gebahnt glaubte, sosort mit einer Haussebewegung geantwortet, die innerhalb vou zehu Tagen allein den Oseu-Pester Papieren eine KurSbesiernug von nahezu 18 Million« Kronen bracht«! Da» Kapital verlanat «ben nach der langen erzwun genen Pans« dringend nach lohnender Verwertung. Aber «In jäh«r Rück schlag Ist «rsolgt und d«r Ausblick io di« Zukunft läßt kein« baldig« Besserung erhoffen. Und wie e« uach eiaem jeden Kriege langer Jabre bedarf, nm alle Wunden zu schließen, so wird auch der unblutige Krieg der StaatSrechtler lauge iu Ungam sühlbar sei». Allerdtua« die Führer Im Streit« werdm die B«trosfenen licht sein, dl« wirtschaftlich tätig» Klaff« aber und di« Masi« w«rdm di« Folgen au Ihrem Leib« spür«. Und da» gibt der Tatsache, daß die Mass« jetzt auch politisch erregt sind, erst dm richtigen Htatergmod. NiederlaaHe. * Haag, 26. September. Der Präsident deS Minister rats de Meester erklärte in der heutigen Sitzung der Zweiten Kammer in bestimmter Weise, daß die Regierung im Laufe der vierjährigen Legislaturperiode einen Gesitzent- wurf, betreffend eine Revision der Verfassung, und zwar in Bezug auf eine Reform deS Wahlrechts vorlegen werde. Die Sozialisten zogen hierauf einen in dieser Hin sicht von ihnen gestellten dringenden Antrag zurück. Ir«lreich * Paris, 26. September. Der in dem Bericht de Brazzas in heftiger Weise angegriffene Generalkommissar von Französisch-Congo Gentil, welcher leidend ist, läßt durch seinen Prioatsekretär in Blättern erklären, daß die gegen ihn gerichteten Anschuldigungen durchaus unbegründet seien; de Brazza habe ohne jede Kontrolle Beschwerden und Anklagen, dir von unzufriedenen Beamten und Eingeborenen gegen ihn erhoben wurden, als bare Münze angenommen. Was insbesondere die Angelegenheit Toquet anbrtreffe, s» sei Gentil, al» er von den begangenen Grausamkeiten er fuhr, der erste gewesen, der in strengster Weise gegen diesen Beamten vorgegangen sei. Großbritannien. * London, 26. September. Die City Corporation (die Bürgervertretung der inneren Londoner Stadt) hat ein stimmig beschlossen, dem HeilSarmee-General Booth da» Ehrenbürgerrecht zu verleihen. Die Kassette, worin ihm die Urkunde überreicht wurde, hat nur fünf Pfund ge kostet, doch waren hundert Guineen für die Heilsarmee da rin enthalten. — Die britische Regierung betont in der Presse, daß der Ankauf der Singapurdocks in Indien feiten» des Kolonialamtes und nicht seitens der Admiralität statt- findet. Danach sollen anscheinend die Steuerzahler beruhigt und dem Projekt der aggressive Charakter genommen werde«. Lchtveiz. * Bern, 26. September. (W. B.) Der Ständerat hat ebenso wie der Nationalrat einstimmig beschlossen, auf den Entwurf eines einheitlichen Zivilgesetzbuches einzugehen und hat die Beratung sofort begonnen. Schwede« und Norwege«. * Stockholm, 25. September. Fast alle Blätter der Hauptstadt teilen heute abend den Wortlaut der Karl stader Konvention mittels Extrablätter mit. „Bort Land" protestiert dagegen, daß Schweden in der Frage der Kongsvinger Befestigungen nachgegeben hat. Der Regierung werde es schwierig werden, ihre Handlungsweise in diesem Punkte zu verteidigen. „Stockholms Dagblad" sagt: Die Nachricht, daß die Kongsvinger neuen Befestigungen bestehen bleiben, wird sicher Mißstimmung Hervorrufen. Unsere Unterhändler Warrn der Meinung, daß die Kongsvinger Be festigungen, von der jetzigen äußeren Befestigungslinie loS- gerissen, nicht von so großer Bedeutung sind, daß man sich deshalb in einen Krieg einlassen könnte. * Christiania, 26.September. (W.B.) StaatSMinister Michelsen brachte in der heutigen Vormittagssitzung de» Storthings den Entwurf, betreffend das Ueberetnkommen mit Schweden, ein. Es wurde beschlossen, den Entwurf dem Sonderausschüsse zu überweisen. * Christtania, 25. September. Als gegen 5 Uhr nach mittag» die Karlstader Konvention veröffentlicht wurde, hatten sich Tausende von Menschen in den Haupt straßen angesammelt. Die Menge nahm die Proklamation mit Ruhe entgegen. Die Zeitung „Jntelligenssedlrrne" schreibt: Das Resultat der Karlstader Konvention ist in Wahrheit gänzlich niederdrückend, und die Vorteile, welche da» allgemeine Schiedsgerichts-Abkommen geben sollte, können unmöglich auch nur einigermaßen als entsprechender und billiger Ersatz genannt werden. — „Social-Demokraten" sagt, daß Schwedens Forderungen in allem nach gekommen wurde, ohne daß Norwegen auch nur den ge ringsten Vorteil erreicht hat. Das Schiedsgericht ist bis zum äußersten eingeschränkt und kann kaum als solches be zeichnet werden. — „Aftenposten" sagt: Es ist über jeden Zweifel erhaben, daß der Vorschlag der Auflösung der Union, wie er nun vorltegt, von Norwegens Storthing angenommen werden wird. Man kann davon aus- aehen, daß dasselbe auch im schwedischen Reichstage der Fall sein wird. Wie man annimmt, wird der Abschluß der Auf lösung in beiden Ländern möglichst beschleunigt werden. Die Unabhängigkeit Norwegen- haben wir gewonnen, und es wird uns glücken, dieselbe zu behaupten. Sie hat uns Opfer gekostet, welche wir alle uns am liebsten erspart hätten, aber wie Professor Frithjof Nansen schon ganz richtig erinnert hat, wenn man von demütigenden Bedingungen für Norwegen spricht, so vergißt man ganz, daß wir die große und wesentliche Bedingung gestellt haben, nämlich die Auf lösung der Union. — „LandSbladet" sagt, i>aß man den Umständen nach mit dem Resultate der Verhandlungen in Karlstad zufrieden sein muß. N»tzlttt. - * Petersburg, 26. September. (PrtrrSb. Telegr.-Ag.) Gelegentlich einer Unterredung mit einigen ftnnländischen Politikern erklärte der General-Gouverneur Fürst Obo lensky daS Gerücht von seinem bevorstehenden Rücktritt für unbegründet und gab die Versicherung ab, daß alle Fragen, die daS Land jetzt in Bewegung versetzten, gelöst (Fortsetzrurg Ix d« «p« Brtlag«.! Druck mW Verlag vo» E. W. Wons« I» V««tz,a