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Dresdner Nachrichten. Sie. 223. Seite 2. Sonntag, LS. August Lvvl» und brr von der auSlänhische» Presse au-geht, ist durchaus nichts Wahr«-. Knollvs." London. In Sachen des deutschen Photographen Franz Lösel, der beschuldigt war, di« vatterieanlagen in Dhernetz photographiert »u haben, fand heute eine «veiler« Verhandlung statt, ,n der die Einstellung des Verfahrens beschlossen wurde. Stockholm. Nachdem völlig Oskar am 28. Jul«, als ihm der ReichstaasbeschluV betreisend die Nnions frage vorgcletzt wurde, beschlossen hatte, vieler sollte vorläufig nur ver anlassen. daß eine Mschrift des ReichstagsbeschlusieS dem nor- ivegischcn Präsidenten des Storthing zugestellt würde, ist der Beschluß in einem vieler Tage abgchalteiien StaatSrate dem >röing aufs neue vorgelegt «vorden. Gleichzeitig mit der Vor legung stellte der Justizminister Berg dem König anheim, zu beschließen, daß, wenn nach der neuen StorthingSwahl oder nach der Volksabstimmung von seiten Norwegens das Ver- langen nach Aushebung der ReichSnkte und Unionsauflösung aus- gesprochen werde, sofort die Verhandlungen der im Reichstags» schreiben genannten Art eingeleitet werden sollen. Der Vorschlag des Justizminister«, dem auch die übrigen Staatsratsmitglieder beitraten, fand auch die Zustimmung des Königs. Dem nor wegischen Präsidenten des Storthing sollte hiervon Mitteilung gemacht werden. Stockholm. Die R at is ika ti on der zwischen Schweden und Norwegen einerseits und Belgien andererseits am 30. No vember 1904 abgeschlossenen Konvention betreffend ein obliga torisches Schiedsgericht ist gestern in Brüssel ousge- wechselt worden. Petersburg. lPriv.-Tel.) Nach einer von der „HandelS- nnd Jndustrie-Ztg." unterm 11. August veröffentlichten Eingabe wird im europäischen Rußland eine stch dem Mtiiel nähernde Getreide-Ernte erwartet. Wintergetreide ver spricht eine Ernte etwas unter Sommergetreide. In Äinterweizen wird im allgemeinen eine übermittle Ernte erwartet. Gut gestaltete sich die Ernte in Südwest- und Zentral- Rußland, in Polen und teilweise im mittleren Ackerbaugebiet und auf der Krimhalbinsel. Eine unbefriedigende, stellenweise schlechte Ernte erwartet man im Wolga-Gebiet und in den ackerbautreibenden Zentralgouvernemeiits. im Dongebiet und an der Küste deS Schwarzen Meeres. In den übrigen Teilen des Reiches verspricht Winterweizen eine befriedigende Ernte. Sommerweizen verspricht eine mittlere Ernte, eine gute im Ural und im nördlichen Kaukasus, sowie teilweile an der Kama, am Dnjepr, im Südwesten und in den südlichen Steppen- gouvernements. Eine unbefriedigende Sommerweizcnernte er wartet man in den mittleren Wolga-Gouvernements, in einem großen Teile der Zentral-Ackerbau-Gouvernements und im Süden von Bessarabien. Die übrige Sommerweizenernte verspricht befriedigend zu werden. Die Roagenernte dürfte untermittcl ausfallen, gut teilweise im Südwesten am Dnjepr, in Polen und am Ural. Eine unbefriedigende Roggenernte erwartet man in einem großen Teil des ackerbautreibenden Zentral- und im Wolgagebiet, in dem Wjatka- und im Dongebiet, sowie teil weise in den südlichen Steppeii-Gouvcrnements und im Süd- westgsbiete. In den übrigen Teilen deS Reiches ist Roggen be friedigend. Die Aussichten der Haferernle sind übermittel. Die Gerste steht im allgemeinen gleichfalls übermitte!. lNachl- einaebende Devekstien befinde« fick, Seite 4.) V»ri». <8 llhr nachmittag.) «ente Sü,7S>/,. Italiener W5.I». Spanier lN.Sl,. Neue Portuaiesen SS.IO. Türken uniüc Anleihe) M.7S, Türken!»!- —. Ltto- Mandant »95,—. SraotSbah» —. Lombarden —. Unentschieden. Amsterdam. Produkten. Bericht. Weifen per Oktober —, per Mär- —. Roggen per Oktober . per März . Gei-VaitLWS. Gefahren des Automobilverkehrs u. Haftpflicht. Man braucht kein Feind des Fortschritts zu sein und zu ver- kennen, daß wir im Zeichen des Verkehrs stehen, um den Zustand unangenehm zu empfinden, in den wir durch die Zunahme des Automobilverkchrs gekommen sind. Es wird wobl wenig Men schen — außer denen, die Automobile bauen oder regelmäßig benutzen — geben, die mit freudigen Gef-ühlen dieses moderne Gefährt an sich Vorbeisegen und sich dabei in eine Wolke von Gestank und Staub gebullt sehen. Unwillkürlich fragt man sich, ob es denn wirklich nötig sei, daß täglich Hunderte von Menschen durch Automobile in Gefahr gebracht, erschreckt und belästigt werden, ob es namentlich unumgänglich sei. Daß diese Gefährdung und Belästi gung im Jntereise waghalsiger Sportsleute in den Kauf ge nommen werden müsse. Solche Fragen sind ja auch aufgetaucht, als die ersten Eisenbahnen gebaut wurden, und es drängt sich deshalb ganz von selbst der Vergleich auf zwischen Eisenbahn betrieb und Automobilverkehr. Von allem Anfang an und bis zu dieser Stunde sind dem Eisenbahnbetrieb durch die Gesetz gebung Fesseln angelegt worden, die nicht nur bezweckten, diesen Betrieb und alle, hie sich ihm anvertrauen, vor Schaden zu be wahren, sondern auch diejenigen zu schützen, die äußerlich mit ihm in Berührung kommen. Ganz abgesehen davon, daß für Hauptbahnen mit jchnellsahrenden Zügen besondere Bahnkörper herzustellen waren, io wurde auch die Kreuzung der Straßen und Wege durch Eisenbahnen an Bedingungen geknüpft, die den Straßenverkehr zu schützen bestimmt sind. Nach der jetzt gültigen Eisenbahn-Bau- und Betriebs-Ordnung für die Eisenbahnen Deutschlands gelten hierfür folgende Bestimmungen: Alle Wegübergänge der Hauptbahnen sind mit Schranken zu versehen und diese sind bei Vorübersahrt von Zügen zu schließen und zu bewachen. Bei Nebenbahnen sind die ver kehrsreichen Uebergängc und sonstige Stellen, wo besondere Vorsicht geboten ist. zu bewachen, wenn die Züge mit mehr als 15 Kilometer Geschwindigkeit in der Stunde fahren, und außer dem alle unübersichtlichen Wegübergänge, die mit mehr als 40 Kilometer Geschwindigkeit heiahren werden. Für Kraftfahr zeuge dagegen bestehen in Sachsen folgende Bestimmungen: Durch O rischasten, auf Gesällstrecken und bei Dunkelheit darf die Ge schwindigkeit 15 Kilometer in der Stunde — die Geschwindigkeit eines Pferdes in kurzem Trab, nicht übersteigen: aus unüber sichtlichen Wegstrecken, bei lebhaftem Straßenverkehre, on Ab zweigungen oder Kreuzungen von Straßen usw. ist die Geschwin digkeit >o zu ermäßigen, -daß das Fahrzeug auf der Stelle an- gehalten werden kann. Hieraus ergibt sich, daß bei der Eisen bahn wie beim Automobil die Geschwindigkeit von 15 Kilometer als höchste gilt, die in gewissen Fällen angewendet werden darf. Um so größer aber ist der Unterschied in der Handhabung und Beachtung dieser Vorschriften zwischen beiden Verkehrsmitteln. Während bei der Eisenbahn die sestgcstelllen Fahrplane die Ge schwindigkeit regeln, auch an den hierbei in Betracht kommenden Nebenbahnlokomotioen durchgängig Geschwindigkeitsmesser zur Kontrolle angebracht sind, fehlen diese Gewährsleistungen bei oen Kraftfahrzeugen vollständig. Es ist geradezu als eine Aus nahme zu betrachten, daß die bestehenden Vorschriften über die zulässige Geschwindigkeit von Len Äutomobilführern eingchaltcn werden. Sie denken: „Der Himmel ist hoch und der Zar ist weit" und kümmern sich um die polizeiliche Vorschrift so gut wie gar nicht. Wenn, wie es Verfasser erlebte, Kraftfahrzeuge durch eine von zahlreichen Kindern belebte Sommerfrische mit 40 bis 50 Kilometer Geschwindigkeit bergab jagten und dann die Herren Sportsmänner triumphierend erzählten, in welch fabelhaft kurzer Zeit sie von L noch N gekommen wären, wenn man sie dann die so gewonnene kostbare Zeit zum Löschen des einge schluckten Staubes verwenden sah, dann muhte man wohl zu der Neberzeugung gelangen, daß die vorhandenen Vorschriften nicht genügen, um den beabsichtigten Schutz des Straßenverkehrs zu gewährleisten. Ten Automobilsübrer möchte man -erst ieden, der vor einer Wegckreuzinig so langsam führe, daß er sein Fahr zeug „auf der Stelle" cmhalten könnte: es ist auch aar nicht zu erwarten, daß man jemals einen zu Gesicht bekommt, der diele polizeiliche Vorschrift ernst nähme und sie einzuhalten gedächte. Während beim Eisenbahnbetrieb zu jeder Stunde die Einhal tung der vorgeschriebenen Geschwindigkeit kontrolliert werden kann, versagt bei dem Krastsahrzeugverkehr ganz naturgemäß die polizeiliche Kontrolle, weil sie in der Regel nicht vorhanden ist und vorhanden sein kann. Um so mehr muh aber von der Gesetzgebung gefordert werde», daß sie ein wirksames Gegen gewicht schasse gegen die mißbräuchliche Ausnutzung der man- gelnden ueberwachung, deren sich der Automobilverkehr gegen über dem Eisenbahnbetrieb eBreuch Mn solches Gegengewicht kan» de» R«ichshastpklichtg,s, bahnen vom 7. Jum 1871 auf d kann nur in der Ausdehnung ^ ^ «s» tz « S für die deutschen Eilen, bahnen vom 7. Juni 187l auf den Automobilverkehr erblickt werden. Nach diesem Gesetz« haftet der BetriebSunternehmer einer Eisenbahn für jeden Schaven, wenn bei dem Betriebe «in Mensch getötet oder körperlich verletzt wird, sofern der Unter- neümer nicht nachweist, dah der Unfall durch höhere Geroalt oder durch eigene» Verschulden de» Getöteten oder Verletzten ver- ursacht ist. Diese» Gesetz legt der Eisenbahnverwaltung schwere Verpflichtungen auf, von denen sie nicht einmal entbunden wird, wenn selbst die Schuldlosigkeit des Verwaltung oder ihrer Be diensteten feststeht. Die Ersatzleistunacn der Eisenbahnen an einzelne verletzte beziffern sich oftmals aus Hobe Kupital- betrüge oder auf lebenslängliche Renten, welche dem Arbeit»- einkommen der GAchädigten gleichkommen. Sie kann sich in allen Fällen vom Schadenersatz nur befreien, wenn sie nach- weist, daß eigenes Verschulden de» Betroffenen oder höhere Gewalt vorliegt. Nun wird aber der Straßenverkehr vom Eisenbahnbetriebe ganz zweifellos viel weniger gefährdet al» vom Automobilbetrieb. Die Befahrung eines unabaekperrten oder unbewachten MegeübergangeS mit einem schnell-fahrenden Zuge ist nun im Falle einer seltenen Fahrlässigkeit möglich. Auto- mobile überfahren aber täglich Straßenkreuzungen mit Ge gemacht werden könnten, wie die Eisenbahnen. Wenn man gegen solche Maßnahmen geltend machen will, daß davon eine aufstrebende Industrie zu hart betroffen, ein Verkehrsfortschritt gehemmt werde, so ist zu bemerken, daß die Eisenbahnen doch noch eine ganz andere volkswirtsckniftliche Bedeu tung haben, als der Automobilverkehr und dennoch die ihnen durch bas Haftpflicistgesetz auferlegteu Lasten tragen konnten und mußten. Man kann sogar annehmen, daß dem Automobil- verkehr durch seine Unterstell»«» unter das Haststflickitgesetz selbst gedient wird. Denn diG wird der Technik erstens ein Ansporn zu Verbesserungen der Kraftfahrzeuge sein, es wird ferner dem wagehalsigen Drauflosfahren einen wohltätigen Dämpfer aus setzen und endlich aus dem Sport einen vernünftigen Verkehrs- fortschritt gestalten. Wenn sich wagehalsige Sportsleute die eigenen Hälse brechen, so kann dies zwar das Haftpflichtgesetz auch nicht verhindern, aber die Inhaber der Krastfabrzeuae werden doch der nötigen Vorsicht zugängiger sein, wenn sie für jeden anaerichteten fremden Schaden die volle Schwere des Ge- etzes trifft. Daß die Sicherstellung der Schädenaniprüche mit Hilfe der Einführung gesetzlicher Zwanasoersicherungen not- wendig sein würde, ist wohl zweifellos. Wenn ferner ein Loko motivführer durch zu schnelles Fahren Unheil anrichtet, wird er nach 8 316 des Strafgesetzbuches schwer bestraft. Es wäre daher nur recht und billig, wenn eine ähnliche Strafbestimmung auch gegen Automobilstibrer getroffen würde, die durch zu schnelles Fahren den Straßenverkehr gefährden. OertlicheS und Sächsisches. Se. Majestät der König hat genehmigt, daß der Rechts- anwalt Dr. Arthur Medina in Dresden den ihm verliehenen preußischen Kronenorden 4. Klasse aimehme und trage. Ferner bat der MonarH den in den Ruhestand getretenen nachgenannten Beamten der Ltaatseisenbahiiveru'altung, und zwar dem Fahr geldkassierer De ge in Dresden das Verdienstkreuz, dem >Ltationsafsistenten 2. Klasse Friedrich in Dresden, dem Loko motivführer 1. Klasse K'üchler in Görlitz und dein Schirr meister Richter in Ebersbach das Albrcmtskrcuz. ferner dem Werkfübrcr Bachmann in Zwickau, dem Schaffner Hunger in Freiberg, den -Bahnwärtern Moses in Niederbobritzsch, Walter in Warnsdorf und Wunderlich in Sinawih, dem Packer S ch e w i k e r in Oelsnitz i. V- sowie dem Weichenwärter 2. Klasse Drath in Großenhain das Allgemeine Ehrenzeichen verliehen. — Zu dem Drama im „Jnvalidendank*. das sich, wie berichtet, gestern vormittag ereignete, erfahren wir noch folgendes: Der TheaterbillAtkassierer Döring war seit dem 1. Mai 1875 beim „Jnvalidendank" beschäftigt. In den letzten Jahren jedoch wurde seitens des Publikums mehr und mehr über dessen schroffes und unpassendes Auftreten geklagt; mehr fache Versuche. D. seines Postens zu entheben, scheiterten an dem Widerstande des im Vorjahre durch Gift aus dem Leben ge schiedenen Direktors Reinholz, an oem D. eine starke Stütze hatte. Nach der Reorganisation des „Jnvalidendank" im Juli 1904 liefen weiter zahlreiche Klagen über D. ein, u. a. auch seitens des Frcnideiwerkehrsvereins. D. wurde mehrfach ver mahnt. doch erfolglos, da die Ursache seines Benehmens zweifel los in einer hochgradigen Nervosität lag. Da es nicht möglich war, D. an seinem Platze im Verkehr mit dem Publikum zu be lassen, andererseits seine Verwendung in einem anderen Ressort des „Jnvalidendank" ausgeschlossen war, so entschloß sich der Verwaltungsrat, D. zu pensionieren. Es geschah dies in der denkbar mildesten Form, indem er im Mai d. I. durch ein Schreiben des Vorstandes ausgefordert wurde, zum 1. Oktober um seine Verabschiedung nachzusuchen. In diesem Falle sollte ihm eine Pension von etwa 800 Mk. gewährt werden. Dieser Aufforderung kam D. nicht nach, vielmehr bat er, als er am 10. August dem Vorstande zu Protokoll erklären sollte, ob er ein Abschiedsgesuch einreichen wolle oder nicht, bei dieser Ge legenheit sich in ehrenrührigster Weise gegen seinen Vorgesetzten Direktor geäußert. Au» diese Beleidigung hin wurde D. aus Grund von ß 72 des H.-G.-B, seine Entlassung ongekündigt. Am 11. August früh fand sich D. im Bureau ein, -welches er erst verließ, als ihm mit polizeilicher Entfernung gedroht wurde: auch weigerte er sich, die in seinem Besitz befindlichen Schlüssel und das Wechselgeld herauszuaebcn. Am Mittag kam er ledoch wieder und erklärte, er habe sich die Sache überlegt und würde am Sonnabend vormittag die Schlüssel usw. auslicfern. Als gestern vormittag sch 11 llhr der Direktor des „Jnvalidendank", Herr Zimmer, in den Geschäftsräumen erschien, bat ihn D., anscheinend ruhig und resigniert, ihm mitzutcrlen, unter welchen Bedingungen er nun noch pensioniert werden könne. Direktor Zimmer erklärte ihm in seinem Bureau in Gegenwart des Ren danten Zsckille, er freue sich, daß D. nunmehr die Angelegenheit mit ruhigerem Auge betrachte, und versprach ihm, das Mög lichste zu tun, um ihm eine möglichst hohe Pension auszuwirken. D. sprach seinen Tank hierfür aus und bat, sich von den Mil beamten verabschieden zu dürfen. Dies wurde ihm zugestanden. In Gegenwart des Direktors Zimmer versammelten sich die dienstlich nicht in Änsvruch genommenen Beamten im Theater kassenzimmer. wo D. eine Art Ansprache halten zu wollen schien. Doch kaum hatte er einige Worte gesprochen, als er «inen Revolver herauszog und diesen blindlings auf die vor ihm stehen den Beamten abfeuerte. Zwei Beamte, die Herren Rendant Zschille und Sekretär Gläser, wurden, wie bereits mitgeteilt, durch den Unterarm geschossen. In dem sich nun entwickelnden nachdem er sechs ing der durch , Todesverach tung auf ihn ein und packte den Wütenden bei der Kehle. Dieser hatte inzwischen einen zweiten Revolver gezogen, den ihm Direk tor Zimmer entwand. Unterdessen war Polizei zur Stelle ge- kommen, die bei der Visitation noch zwei geladene Revolver zu Tage förderte. D. wurde zur Wach« und von da in das Ltadtsiechenhaus gebracht, wo er nachmittags durch Er- hängen seinem Leben «in Ende machte. Es er- scheint zweifellos, daß D. geistig nicht mehr zurechnungsfähig war. Tie Heiden verletzten Beamten befinden sich den Umstän den nach wohl: die Verletzungen sind erfreulicherweise keine schweren. Für die Familie des Unglücklichen wird seitens des .Jnvalidendank" gesorgt werden. — Znm Färberstreik. Wie vorauszusehen war, haben sich auch dieGlauchauer Färbereiarbeitec, gleich ihren Meeraner Kollegen, für die Annahme der von den Arbeitgebern und den Streikleitern festgestellten Bergleichsvorschläae erklärt. Damit kann nun der Friede in der Färbereibranche als endgültig gesichert angesehen werden. Die gestern nachmittag inGlauchau statt- gehabte Versammlung ver streikenden Färbereiarbciter nahm wlgende Resolution an: „Die Versammlung der Färberei- und Appretur-Arbeiter und -Arbeiterinnen erklärt, daß die von den Unternehmern gebotenen Zugeständnisse für sie keine zufrieden stellenden sind, daß sie aber bereit sind, unter den gegebenen Verhältnissen Frieden zu schließen und die Arbeit am Dienstag, den 15. August, wieder ouszunehmen." Die Wiederaufnahme der Arbeit wird also übermorgen erfalgrn. Mit diesem Loge tritt auch der neue Lohntarif inKrast. In demselben ist auch ^Anerkennung der FabrIkuSlcMe und die Etusetzunä «sner Schiedskommission sestgtlegt. Wahrend in den vorhrra«zanatnen Beraleichsverhandiungen von den Arbeitgebern der er-Sbt« Lödn- tarif nur für Meerane und Glauchau angeboten wurde, ist er jetzt auch für da» übrige KonventionSgeblet angeboten worden, allerdings mit der dlbivelchung. daß. während in Meevane nnd Glauchau der Mindestwochenlohn 14,70 Mk. betrügt, dieser im übrigen KonventionSbezirk 14.40 Mk. betrogen soll. Mi» der Wiederaufnahme der Arbeit seitens der Meeraner und Glau- chaner Färberetarbelter wird auch der AuSfverrungSbrIchluß der Färberkonvention und der vogtländischrn Streichgarnfärbtr aufgehoben, so daß also am Dienstag gegen 8000 Arbeiter wieder zur Arbeit -urückkehren können. Selbstverständlich wird nun auch, wie schon erwähnt, die Aussperrung der Webereien in Wostsachsen und Thüringen vermieden. In den Mee r a n e r Firmen I. H. Borvemann und C. Batst, wird der volle Betrieb zwar am DienSlag noch nicht ausgenommen doch sollen in den nächsten drei Tagen alle Arbeiter wieder eingestellt werden. Maßregelungen sollen «n k« »ner Konven t io n »f irma vorae- n o mme n werd«n.. B»S zur letzten Stunde noch herrscht« unter den Meeraner wie unter den Glauchauer Arbeitern wenig Ncigung, die VergleichSvorschläae anzunehmrn. Nachdem ihnen jedoch, wie im „Ebemn. Tgbl. berichtet wird, die Leiter de» TertilarbeiterverbandeS, Reichel-Chemnitz und Hübsch-Berlin. nahegelegt batten, daß. wenn der Tarif auch noch lange nicht so viel enthalte, daß die Arbeiter zufrieden sein könnten, er doch so viel biete, daß sie wohl den Kampf aufgeben könnten, besonders da die vogtländischen Färbereiarbeiter eine Aufbesse rung von 12 Mark auf 14,40 Mark erführen, stimmten di« Ver sammlungen einem Vorschläge Hübsch, die Arbeit zu den von den Arbeitgebern angebotenen Bedingungen wieder auszunehmen, zu. Hübsch legte den Arbeitern klar, daß sie unter den g«, gebcnkii Verhältnissen wohl Grund hätten, mit dem Erreichten zusricdcn zu .ein, ein weiteres Beharren im Kampfe könnte auch >m Gefolge haben, daß sie des jetzt Gebotenen unter Umständen völlig verlustig gingen. Aus den weiteren Ausführungen Hübsch» ging jedoch hervor, daß mit der jetzigen Annahme des Tarifs eitens der Arbeiter die Lohnbewegung noch nicht als zum Ab schluß gekommen angesehen wird. Er betonte ausdrücklich, daß der Kamps nur abgebrochen werde, und daß. wenn erst die Arbeiter sich erholt haben würden, von neuem versucht wer den würde, den Mindestloyn aus 16 Mark hinauszubringen. — Der Streik hat, wenn Dienstag die Arbeit wieder ausgenommen wird, gerade vier Wochen gedauert. An Unterstützung für die Ausständigen in Meerane und Glauchau — außer den Aus- gesperrten im übrigen Konventionsbezirk — dürfte der Tertil- arbeiterverband während dieser vier Wochen rund VOOOO Mark auszubringen gehabt haben. — An der vom 23. bis 25. September d. I. in Chemnitz stattfindcndc» K r e i s t i e r s ch a u sind die Anmeldungen zur Aus stellung von Pferden, Rinder», Ziegen, Kaninchen, Geflügel, Fischen und Bienen den Erwartungen deS Direktorium» deS KreiS- ve»ei»S entsprechend ausgefallen. Auch zur Ausstellung von Schweinen, Estin und Hunden sind solche erfolgt. Ebrnso zahl reich kommen die Anmeldungen zur Ausstellung von landmirtschast- liche» Maschinen »nd Geräte» an» allen Teilen des Landes. Die aiigenieldctcn Pferde sind bereits durch den Herrn Landstallmeister einer Vorschau unterzöge»: darnach verspricht diese Abteilung sich besonders interessant zu gestalten, zumal nicht nur das Konial. Ministerium dcö Innern genelunigt hat, daß das Königs. Lanv- stallamt einige der im Kreisvcreinsgcbicte ausgestellten Land- beschälcr ausstellt, sondern auch daS Königs. KrieaSministertum sich bereit erklärt hat. im Interesse der Hebung der Remontuncht in Sachsen 6 Remoiitcpfcrde aus den Rcmontcdepots, 8 Reitpferde schweren und I Reitpferde mittlere» Schlages der Kavallerie-Regi menter, sowie 6 Artillerie-Zugpferde an einem bespannten Fahr- zeuge vorführen bezw. vorrciten und Vorfahren zu lassen. Die Abteilung der Rinder hat so reichliche Anmeldungen erfahren, daß bei oen Ende dieses Monats stattfindeirden Vorschauen nur gute Tiere zur Ausstellung ausgesucht werden können. AIS Aus- stclluiigsplah ist der sür das KreiSturnsest benützte Festplatz an der Planitzstraße von der Stadt Chemnitz dem KrcisvereinSdirektorium »»entgeltlich zur Verfügung gestellt worden. Die große Frsthalle wird zur Unterbringung sämtlichen Rindviehes ausrerchen und eine Ailfstcllima desselben gestatten, wie sie nur selten bei landwirt schaftlichen Ausstellungen möglich sein dürfte. Zu gleicher Zeit wird eine Verlosung von 100 Stück weiblichen Zuchtrmoern des Simmeiithaler und erzgebirgischen Fleckviehschlages, außerdem 4900 anderer kleinerer landwirtschaftlicher Nutztiere, landwirtschaft licher und hauSlvirtschaftlichcr Gegenstände stattfiiiden, zu welcher 50iX«> Lost n l Mk. 20 Psg. verausgabt werden sollen. Die Lose sind i» der Kanzlei des Landwirtschaftlichen KreisvereinS zu Chem nitz, Zimmerstraße 4, l., zu haben. Auf 10 Lose wird ein Freilos gcwäbrt. Ter Kreistierschau wird aus allen Kreisen der Bevölke rung lebhaftes Interesse cutgegei,gebracht, was sich nicht nur durch Gewährung von Beiträgen z» den Ausstcllungskoslcn seitens der beteiligten landwirtschaftlichen Vereine, Zucht- und BnlleiihaltuiigS- Geiwsienschafte», sondern auch durch «.tiftungen reichlicher, teil weise sehr hoher Geldbeträge zu Preisen seitens verschiedener Kor porationen und Privaten bekundet. — Vom 22. bis 25. Anglist findet in Dannstadt die 18. Halivtversammluiig des Vereins deutscher Garten künstler statt. In der Tagesordnung ist u. a. ein Vortrag deS Professors Olbrich in Darmstadt über den „Farbengarten" vor gesehen. — Der Verein der 1. Abteilung des Königs. Stadt- Gendarmeriekorps hielt Donnerstag nachmittag im Linckeschen Bade sein diesjähriges Sommerfest ab. Als Ehrengäste waren einige Herren Polizeioffiziere und andere Vorgesetzte erschienen, ^n alter treuer Anhänglichkeit nahm an dem Feste wie in den Vorjahren eine Abordnung des Könial. Sächs. Militärbercins zu Blajewitz teil. Leider war dir Fest- lichtest durch die Ungunst der Witterung stark beeinträchtigt wor- den. Der kur^ vor Beginn des Festes emsetzende intensive Regen verhinderte die Abhaltung der im Freien geplanten Veranstal- tunaen und die Spiele für die Kinder. Desto eifriger spielte die Kapelle des Königl. Sachs. 2. Jäger-Bataillons Nr. 13, deren rühriger Lester, Herr Hellriegel, «in gewähltes Programm aus gestellt hatte. In die Darbietungen des Musikkorps waren Männerchöre der Sänger-Abteilung des Vereins eingereiht, die unter Leitung des LiedermeisterS Ouaas trefflich zum Vor trag gelangten. Besonders gefiel das patriotische Lied: „Fried rich August, Sachsenherz", von Herrn Kapellmeister Gustav Krause in Radeberg komponiert, der bei diesem Liede sich selbst mit unter der Sängerschar befand. Kapelle wie Sänaerjchast ernteten reichen, wohlverdienten Beifall. Der VergnugungS- auSschuß hatte kein« Müh« gescheut, da« Fest zu einem genuß reichen zu gestalten. In erster Linie ist auch ein äußerst tetch ausgestatteter Gabcntempel zu nennen. Ms später der Himmel sich klärte und den Aufenthalt im Freien möglich machte, traten ein Kasperltheater, sowie ein großes Karussell und andere lieber- raschungen in ihre Rechte. Zum Schluß fand ein Lampionzug der Kinder — etwa 500 an Zahl — statt. Mit einem stark- frequentierten Ball schloß das von einem echt kameradschaft lichen Geist getragene Fest. — DaS am Freitag ebenfalls un Linckeschen Bade abgehobene Sommerfest deS Vereins der 2. A b t e i l u n g des Stadtgendarnierie-Korps war vom Wetter begünstigt und hotte sich infolgedessen auch eines zahlreicheren Besuches zu erfreuen als das Fest der 1. Abteilung. Sämtliche Nummern und Belustigungen deS abwechslungsreicken Pro gramms kamen zu vollständiger Entfaltung. Das Konzert führte die Kapelle des Pionier-Bataillons, geleitet von Herrn StabS- hornisten Lange, unter Mitwirkung des von dem Kollegen Herrn Rose dirigierten Gesangvereins der 2. Mteilung aus. wofür ihnen reicher Beifall zu teil wurde. Das Fest, das einen familiären Charakter trug, fand in demselben Rahmen statt wie das der 1. Abteilung und wurde ebenfalls von der besten Stim mung beherrscht. .,. P latzmuIikauf dem AItmarkte. Heute mittag Ul2 Wr spielt die Kapelle deS 177. Infanterie-Regiments (Kgl. Musikdirektor Röpenacki folgende Stücke: 1. „Die Freund- schastsflagge, Marsch v. Blon: 2. Ouvertüre zur Operette „Orpheus in der Unterwelt" v. Ossenbach: 3. Indra-Walzer aus der Operette „Im Reiche des Indra" v. P. Vincke; 4. Fanta- sie aus Wagners „Walküre" o. A. Seidl; 5. „Sei gegrüßt du. mein schönes Sorrent", Lied v. L. Äaldmann; 6. Zwischenspiel und spanischer Tanz aus der Suite „L'ArlSsicnne" v. G. Bizet. — Im Naturtheater des Vereins Volkswohl im Heide» park wird heute nachmittag 4'/» Uhr eine Aufführung statt-