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01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 13.08.1905
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1905-08-13
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19050813018
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1905081301
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1905081301
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1905
-
Monat
1905-08
- Tag 1905-08-13
-
Monat
1905-08
-
Jahr
1905
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 13.08.1905
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finden, welche dazu beitragen bürste, da» bereit» große Interesse de» Publikum» für d«S idyllische Waldkheater noch mein zu er» Höhen. Unter der Lrttung de» Theaterdirektor» Emil Conrad wird da» beliebte Schauspiel „Preciosa" aeaeben. Die» ist eine insofern «lüLiche Wahr, al» diese» Stuck mit seiner Verherr lichung der Walbpoesie und de» reinen Naturaenusse» für eine Aus. führuna in unserem schönen tzeidcparl wie geschaffen erscheint. Hat doch Weber, der in Hosterwitz seine unsterblichen Werke kom» pontert. gerade in derr Wäldern an unserem Dresdener Elbgelände "hüb" und die Anregung zu seiner herrlichen Musik zum „Ire ^ . „Preciosa erhalten. Die AuSfuhruna der prächtlgen Waldchöre hat der Choraesangverein «Riesen» Liedergarten" übemoinmen, die Musik wird von Mitgliedern der Kapelle de» Ären.-Steg. Nr. 1V1 au-geftihrt. — Der gegenwärtige hohe Wasserstand der Elbe läßt eine Dampferfahrt stromauf- oder abwärts beson- der» genußreich und interessant erscheinen. In der Meißner Gegend geigt sich der Strom in seiner ganzen imposanten Breite, zumal «in beträchtlicher Streifen de» sonst trocken liegenden UsrrarländeS unter Wasser gesetzt ist. Stromaufwärts lassen die scharfen Krümmungen und die Eugen i» der Sächsischen Schweiz die gewaltig« Kraft, dir das eingeengt dahinstromende Wasser entfaltet, in den zahllosen Wirbel- und Strudelvildunaen erkennen, und die Dampfschiffe müssen mit Anspannung aller Kraft fahren, um in der fahrplanmäßigen Zeit an den einzelnen Stationen anzulanaen. Bei dem schwülen Wetter bietet zu dem eine Dampferfahrt noch die Annehmlichkeit eines kühlen und angenehmen Aufenthaltes, so daß eine rege Jnanspruch- nähme unserer schmucken Elbdampser für heute und die nächsten Tage vorau»zusehen ist. — W i n t e r- T Y »i i a n s Humoristen haben in dem dichtbesetzten Saale des Konzerthauses „Zoologischer Garten" allabendlich riesigen Erfolg. Die beliebten Konzerte finden nur noch Sonntag und Montag statt und die Sänger gehen dann auf 5 Wochen nach Ehemmtz. — Im Vorrat« Königs Hof finden heute zwei Vor stellungen statt. Anfang 4 und >/b8 Uhr. Nachmittags gelten kleine Preise. Jeder erwachsene Besucher kann ein Kind frei ecnstihren. In beiden Vorstellungen tritt die nur aus kurzes Gastspiel engagierte schwedische Flötenvirtuosin Panila auf. die durch ihre meisterliche Kunst das Publikum stets zu stürmischen Beifallskundgebungen hinreibt. Auch die übrigen Nummern des Programms verdienen die wärmste Teilnahme des Publikums. — Das A u g u st s ch i e ß cn i n T o h n a findet am 20. und 21. August statt. — Aus der Villenkolonie B nchl, o lz - F r ie d ew a ld wird uns geschrieben: Bei deni gewaltige» räumlichen Anwachsen Dresdens in den letzten Jahren schob sich die Periph erieiiuincr iveiter hinan» und das Großstadtgeräusch mußte ihr folgen. Aber an den waldigen Hvhenznaen des rechten Elbufers machte es .Halt. Und hier entstanden die idyllischen Stätte», au deueu der Großstadtmensch wieder in ein innigeres Verhältnis zur unigcben- den Natur trat, das die Großstadt säst ganz gelost hatte. Nur zu bald aber folgte, wo die örtlichen Verhältiiiffe es zuließen, auch hierhin der Hauch der Stadt; nur wenige Siedelungen konnten ibm trotzen, geschirmt durch eigenartige Vorzüge. Zu diesen Stätten wahrer Naturschönheit, unerreichbar für Störungen vor erwähnter Art und dock) verbunden durch zahlreiche Verkehrswege und Verkehrsmittel, gehört die junge Villciikolouie Buchhvlz- Friedewald aus der vlateauähulicheu Krone der westlichen Hänge des romantischen Lößnitzgrmides. Um den Charakter einer vor nehmen Erholungsstätte ganz zu wahre», ist die Gründung der bis jetzt 52 Billen umfassenden Kolonie von dem Grundsätze ansge- gangen, keinerlei gewerbliche und industrielle Anlage» ansz»»eh- men. Es ist eine Kolonie vornehmste» Stiles. Von der Station Buchholz-Jriedewald der Lößnitzbahn in wenigen Minuten erreich bar, gruppieren sich die Ein- und Zweifamilien-Villen, wie cs die wellenförmige, wasserreiche Höhenlage (200 Meter) erfordert. Der den Westen der Kolonie umrahmende hochstämmige Friede-Wald zeigt dem von der Bahnstation sich Nähernden einen herrlichen Hintergrund für das Gesamtbild der Kolonie. Jeder Schritt ans einer der Villen ist gleichzeitig der erste Schritt zu einem lohnen den Spaziergange. Von den bis an die Gärten derVillen hernn- tretenden Waldungen schweift der Blick über plateanbrcitc Wiesen flächen. führen wenige Minuten bis an die mächtigen Teiche der Gemeinde Dippelsdorf, deren Verwaltung die Villenkolonie ange schlossen ist. Und trotz allen den hcrvvrtretendcn Eigenschaften sind die MietS- und Ankciufsverhältiiisse überraschend günstig. Wohnungen sind sehr preiswert. Baustellen sind in reicher Wahl vorhanden in Größe» von 800 bis 2000 Quadratmetern. Der Bezug der täglichen Lebensbedürfnisse vollzieht sich ohne icde Schwierigkeit, ebenso brieflicher und telephonischer Verkehr. Die Verbindungen mit Dresden durch die Loßnitztalbahn und die leicht erreichbare Straßenbahn liegen zur Zeit recht günstig und lassen noch erbebliche Verbesserungen erwarten. Wenn überhaupt Namen Vorbedeutungen haben, dann ist wohl kein Name chnrnk- terentsprechender gewählt, als der Name Buchholz-Ariedewald für die Villenkolonie, in der der Frieden des Waldes über geschmack voll vornehmer Einfachheit lagert. — Nach einer neuerdings ergangenen Verordnung des Stadt- rateS zu Leipzig ist dort das Umhersahren mit Reklame- wagen und das Umhertragen von Reklameschildern, wie das Standmachen mit solchen auf öffentlichen Straßen und Plätzen außerhalb der Meßzeiten nur mit Genehmigung des Rates gestattet. Während der Meßzeiten ist das Umher- fahren von Motorreklamewagen und von Neklamewagen, die mit Zugtieren bespannt sind, verboten'zum Umhersahren von Hand wagen und Dreirädern, die der Reklame dienen, wie auch zum Tragen auffallender Kleidung seitens der Plakatträaer und Re- flamewagensührer bedarf es der Genehmigung des Rates. — Anläßlich de» am 27. und 28. August in Dittersbach statt- sindendeu Jahrmarktes läßt die Staatsbahnverwaltung an genannten Tagen einen Sonderzug von Dürrröhrsdors (Abfahrt 10^ abends! nach Arnsdorf i. Sachs. (Ankunft 10^) verkehren. Daselbst findet er Anschluß an de» 10^ abends nach Dresden Hauptbahuhof verkehrenden Persoucnzug. — Ueber den telegraphisch schon kurz gemeldeten Eisen- bahnunfall auf der Eilenburgcr Bahn wird weiter gemeldet: Aus der Bahnlinie Taucha—Eilenburg, bei Kilometer 21, kam am vorgestrigen Morgen gegen 3 Uhr ein Güterzug aus offener Strecke zur Entgleisung. Er war von Wahren über den Uebergangsbahnhof Schönefcld nach Taucha geleitet worden, um dann über Eilenourg nach Breslau geführt zu werden. Kurz vor Eilenburg, 1,22 Kilometer entfernt, gerade als das Haltsignal gegeben, riß, höchstwahrscheinlich durch den Achsenbruch eines Guterwagens, der Zug, wobei drei Güterwagen in Trümmer gingen. Zum Glück wurde von dem Zugpersonal niemand verletzt. Der Unglückssall selbst zog eine Sperrung beider Gleise nach sich, so da^ der Verkehr auf der Eilcnburger Linie eine vorübergehende Störung erlitt. Der Personenzug um 5 Uhr, sowie der von Breslau kommende Schnellzug trafen, da der Personenverkehr nur durch Umsteigen bewirkt werden konnte, mit einer Stunde Verspätung in Leipzig ein. Von Leipzig war sofort ein Personenzug zur Abholung der Reisenden bis zur Unfallstelle vor Eilcnbuvg abgegangen. Mit besonderer Anstrengung gelang es jodoch schon nach wenigen Stunden, die Gleise von der Sperrung freizumachen und bereits gegen VrlO Uhr vormittags den normalen Durchgangsbetrieb wieder eintreten zu lassen. — Militärgericht. Das Kriegsgericht der 32. Division verhandelt gegen den 1878 zu Meißen geborenen Soldaten Karl August Pflug von der 6. Kompagnie des 178. Jnfanterie^Rcgi- mentS in Kamcnz wegen Fahnenflucht. Der Angeklagte trat im Herbst 1898 bei seinem jetzigen Truppenteil ein und wußte sich durch eine tadellose Führung die Zufriedenheit seiner Vorgesetzten zu erwerben. Mfolae einer Erbschaft war er in den Besitz einiger Tausend Mark gelangt, sodah er, ohne ober ein unsolides Leben zu führen, immer über reichliche Geldmittel verfügte. P. diente bereits im zweiten Jahre, als ihm eines Tages aus sei nem Schranke Geld gestohlen worden war. Er erstattete Mel- düng, machte aber hinterher die Wahrnehmung, daß er sich bezüglich der Höhe deS ihm abhanden gekommenen Betrages ge- irrt hat. Der Untersuchungsrichter schien Zweifel zu hegen, ob überAupt ein Diebstahl vorlieae, neigte vielmehr der Ansicht zu, daß P.. der schon wegen Unterschlagung eine empfindliche Strafe erlitten hatte, das Geld für sich verbraucht haben würde. Aus Furcht, daß ihm die Angel«ienheit noch Unannehmlichkeiten «mbrinaen könnte, beschloß der Angeklagte, fahnenflüchtig zu wer be«. Er fuhr am 23. Mai 1900 nach Dresden, hob auf der angeblich, um sich freiwillig zu stellen. Ehe er jedoch dazu kam. N«l er einem Werber für me französische Fremvenlegioy.in die Hände. P. ließ sich überrede», noch Frankreich zurückzükehren und sich dort auf fünf Jahre -um Dienst in der Fremdenlegion zu verpflichten. Am W. Juli 1900 traf er in Algier ein; er wurde in da» 1. Regiment eingestellt. Schon im nächsten Jahre wurde er mit anderen Leidensgefährten nach Tongking ver- schisst, wo er bis Anfang diese» Jahres blieb. Am 28. Mai traf er wieder in Marseille «in. wurde iedoch nur etwa vier Wochen dienstlich dort festgehalten. Sobald er entlassen wurde, Fuß direkt nach Mühlhausen /Elsaß! und stellte wanverte er zu . ... ... —- sich hier am 26. Juli freiwillig der Mlrtärbebörde. Wieder holte Fluchtversuche, die P. während seines Dienstes in der Fremdenlegion unternommen hat, mißlangen. Das Gericht ver urteilte den aeständigen Angeklagten zu 8 Monaten Gefängnis und zur Versetzung in di« 2. Klasse des Soldatenstandes. — Auf Krause S. Kompagnie deS 103. Infanterie-Regiments in Bautzen. Am Morgen des 26 .Juli war die Korporalschaft, zu der der Ange klagte gehört, mit Ktwpfeputzen beschäftigt. Als der Unter- offlzier sich später den Wafsenlock des Beschuldigten aiisah. fand er, daß die Knöpfe noch nicht blank genug waren, weshalb er K. befahl, nochmals zu putzen. Hierüber ärgerlich, rief letzterer dem zur Tür hinausgehenden Unteroffizier m drohendem Tone nach: „Wenn ick so einen Hund am Kragen erwischen könnte, da wollte ich schon meine Wut kühlen!" und ballte dabei die Faust. Das Gericht erkennt wegen Achtungsverletzung in Tat- eucheit mit Beleidigung eines Vorgesetzten aus 3 Wochen mitt leren Arrest und bemerkt, daß es in der Aeußerung keine Drohung, sondern nur den Ausdruck einer ohnmächtigen Wut erblickt habe. — Der 1882 zu Blasewitz geborene Soldat Arthur Oskar Lehmann von der 5. Kompagnie des Schützen-Regiments sollte Wege» seiner gute" Führuna nach Beendigung der dies jährigen Manöver Offiziersbursche werde». Am Nachmittag des 19. Juli wußte er sich dadurch Urlaub zu verschaffen, daß er der Wahrheit zuwider angab, er falle sich beim betreffenden Offizier vorstellen. Tatsächlich ging er aber in die Eibe baden und besuchte im Anschluß hieran seine Eltern. Als er abends nach der Kaserne zurückkehrte, hörte er unterwegs, daß seine Schwindeleien hcrnusgekoinmen wäre». L. getraute sich nun nicht in die Kaserne hinein, verbrachte vielmehr die Nacht in der Dresdner Heide und schrieb am folgenden Morgen an seine Angehörigen einen Brief, in dem er bat. ihm an einen bestimmten Ort seine Zivilkleider nebst Reisegeld zu,bringen, da er ins Aus land wolle. Tie bestürzte» Ellern versuchten, ihren Sohn von seinem unglückseligen Entschlüsse abzubringe», jedoch vergeblich. Dieser fuhr, nachdem er Äassenrock, Tuchhose, Seitengewehr und Scheide — sämtlich fiskalische Gegenstände — in der Nähe des Wolfshügcls, wo sie später gesunden wurden, vergraben halte, nach Prag, von wo aus er weiter nach Koustaulinopcl wollte, um dort Schijsödicnstc aiiznnchmen. In Prag angckommcn, üoer- kam ihn jedoch die Neue und er kehrte um. Als er jedoch im Begriff stand, sich am Versteck der Sachen umzukleiden, wurde er, wie der Angeklagte erzählt, von Kameraden überrascht. Er lief schleunigst davon und fuhr mit der Bahn abermals nach Oesterreich. Diesmal kam er sogar bis an die ungarische Grenze, wo ihn sein Entschluß indessen zum zweitenmal gereute. Von neuem trat er die Rückreise an. In Dresden angelangt, trieb er sich noch einen ganzen Tag lang umher und versuchte, seinen Eltern ein Paket zuzustellen. Vielleicht wäre L. noch ein drittes Mal fortgcinacht, wenn er nicht von einem Unteroffizier ans der Straße betroffen und festgenommen worden wäre. Das Urteil lautet wegen Fahnenflucht und Preisgabe von Dicnslgegcnständen unter Anrechnung von 1 Woche auf di« erlittene Untersuchungs haft auf 6 Monate 1 Woche Gefängnis und Versetzung in die 2. Klasse des Soldatenstandes. TlMssieschichte. Von dem Kaiscrtag in Gncsen geht der „Schics. Ztg." nachträglich noch folgende lebendige Schil derung zu: „Der Kaiserlag ist vorüber: Der begeisterte Jubel, der Gnescn am gestrigen Tage erfüllte, ist der altgewohnten Stille gewichen, doch in den Herzen der städtischen und ländlichen Be völkerung zittert die große Freude »och nach, die ihnen durch die hohe Ehre zu teil geworden ist, daß der Deutsche Kaiser hier Ein- ug gehalten hat. Denn Einzug gehalten hat er, nicht unr in die Stadt mit kaiserlicher Pracht, sondern auch mit seiner gebietenden Persönlichkeit in die Menschenherzen, deren Begeisterung und Aeußerung der Freude und des Glückes aufrichtig und tief gewesen sind und allerorten zum Ausdruck kamen. Gefchlldert ist bereits m Ihrer Zeitung die prächtige, von der Stadtverwaltung mit künstlerischen, Sinn ansgeführtc Ausschmückung der Stadt, welche von der Dragoner-Kaserne an der Wreschener Chaussee, durch die Warschauer Straße, den Markt, Friedrich-, Linden- und Bahnhos- straße bis zum Bahnhose eine» großartigen Eindruck machte, wie Hausbesitzer und Mieter gewettelferl haben, durch schöne Dekorie rung der Häuser ihrem Herrscher emen ersrculichen Anblick zu bereiten. I» diesem farbenprächtigen, von der Sonne beschienenen Rahmen bildete eine ungeheure, aus Stadt und Land zufainmcn- geströmte Menschenmenge, welche Balkone und Fenster bis unter das Dach, welche Straßen und Plätze zum Erdrücken voll besetzt hatte, ein wirklich Herz und Sinn entzückendes Bild. Ick will nur die Einbrücke wiedergcbe», welche durch die militärischen Veranstaltungen dieses unvergeßlichen Tages auf jeden Teilnehmer und Zuschauer ansgeübt wurden. Der Kaiser war mit großem Gefolge um 3,30 Uhr nachmittags auf Haltestelle Grnnscld angekomme», sofort zu Pferde gestiegen und ritt im Galopp nach dem Exerzierplatz, auf welchem die 8. Infanterie-Brigade, das Füsilier-Regiment Sir. 34. eine ESkadro» des 12. Dragoner-Regi ments in Parade standen. Eine große Staubwolke verkündet das Herannahen des allerhöchsten Kriegsherrn. Hinter dem vom Jnfantene-Regimcnt Nr. 49 kommandierte» Ordonnanzoffizier und der 1. Eskadron des 1. Lcib-Hnsaren-Ncgimciits erscheint der Kaiser in der Uniform der Leib-Husaren an der Chaussee, nimmt die Meldung des kommandierenden Generals entgegen und reitet nun im verstärkten Paradegalopp, nachdem die Eskadron längs der Chaussee ausgebogen ist, weithin sichtbar, ans den rechten Flügel der Parade. Unter dreimaligem Huna, den so oft gehörten und stets ihre Wirkung cinsübendc» Präsciiticrmälscheir sprengt der Kaiser hem», nimmt, znin Schritt parierend, die Meldung des Koilunandenrü der 4. Division entgegen und reitet nun die Front der Regimenter ab. Lauter Gruß und Gcgengrnß erschallt. — Unser Kaiser! Wahrlich, auch äußerlich eme hehre, gebietende Erscheinung, tief gebräunt von der Sommersonne, niit durchdrin gendem Auge jeden einzelnen musternd, alles an ihm Leben und Energie. In höchstem Grade zu bewundern ist die Frische und Ausdauer, wenn man bedenkt, daß der kaiserliche Herr am Vor mittag auf dem Uebungsplatze bei Posen auch unter größten körper lichen Anstrengungen bei glühender Hitze das Kavallerie-Korps selbst exerziert »nd im Gefecht gesührt hat. Was das bedeutet, weiß auch der Laie. Nach dem Abreitcn der Front erfolgte die Entwicklung zu dein späteren Gesccht gegen das den markierten Feind darstellende Füsilier-Regiment Ni. 34. welches sich mit musterhafter Präzision vollzog. Inzwischen war das Füsilier-Regi ment Nr. 34 als Feind von Nalentsch her znin Gefecht formiert worden und die achte Brigade ging, von Osten konimcnd, in langer Schützenlinie gegen dasselbe vor. Borjagende Offiziere, Radfahrer. Jagdkommcinvos zur Anfklärng weit voraus gegen den Feind. Der Kaiser beobachtete mit dem kommandierenden General von einer Höhe bei Elisenhai» das Vorgehen der Brigade. Dem vorschrritenven Gefecht folgte auch der Kaiser von Stellung zu Stellung, bis nach Zurückwerfen des Feindes das Signal „Halt" gegeben wurde. Seine Majestät hielt, wie ich mir nachher er zählen ließ, eine lange, sehr eingehende, von hohen Gesichtspunkten ausgehende Kritik, in der er zum Schluß sein uneingeschränktes Lob über die Gefechtsausbildung ausgesprochen haben soll. Ein Parademarsch in RegimentSkolonncn beschloß in glänzender Weise diese militärische Hebung. Darauf setzte sich Se. Majestät in Galopp an die Spitze der Truppen und ritt vor den vereinigten entfalteten, ehrwürdigen Feldzeichen im Schritt den fünf Kilometer langen Weg bis zur Stadt." Kaiser Wilhelm und König Eduard. Zur Monarch« nentrevue liegt aus Kroubcra eine deutsche Nachricht vor. wonach aus Schloß Friedrichshof, wo die Kaiserin Friedrich lebte und stard, angeblich die B eg eg mm« zwischen Kaiser Wilhelm und König Eduard statffinden solle. Ev wäre die» jedenfalls ein stimmungsvoller Ort für ernste Erörterungen und zugleich eine Nückerinnerung an verwaudr- schastliche Bande und Pflichten zwischen den Dynastien, wie zwischen den Völkern. Leider macht sich di« jingorstisch« Unter- strömung in England, die sich gegen die Entrevue richtet und tze wir schon erwähnten, in neuerer Zeit, wohl infolge der englisch- französischen Verbrüderung, wieder lebhafter bemerkbar. Anläßlich der Gerüchte über die bevorstehende Zusammen kunft König Eduards und Kaffer Wilhelms lasse» sich die „Daily News" von einem angeblich gut unterrichteten Kopen- haaener Gewährsmann über die Grunde der zwischen den beiden hohen Verwandten angeblich eingetretenen „Erkaltung" ein« merkwürdige Geschichte erzählen. Nach den Informationen dieses Korrespondenten sollen Intrigen gesponnen worden sein, um den Kaiser und seinen Oheim zu entfremden und so politische Schwierigkeiten, ^a gar einen Krieg zwischen den beiden Nationen herbcizusnhren. Der Korrespondent meint, die Sache erinnere sehr an die Entstehung des russisch-deutschen Zwischen alles im Jahre 1887, wo bekanntlich auch allerhand Machen- chaften die Beziehungen zwischen Kaiser Wilhelm I. und dem mmaligen Zaren gestört und eine bedenkliche Situation herbei- aeführl hatten. Gerade wie das ganze Jntrigennetz dainals bei der kurzen Anwesenheit des Zaren in Berlin aufgcdeckt wurde, so, meint der Gewährsmann der „Daily News", könne es auch diesmal komme», wenn Kaiser Wilhelm mit König Eduard zu- sammeiitrefsen sollte. Die persönlichen Beziehungen der beiden Herrscher sollen nach dieser Darstellung der letzten Zeit so frostig gewesen sein, wie bisher noch niemals. Der Kaffer ins- besondere habe sich hochgradig verletzt gefühlt durch gewisse Acußerunaen, die König Eduard über ihn persönlich getan haben sollte. Alle diese Geschichten seien aber nur erfunden worden, um böseS Blut zu machen. Die Wirkung der Intrigen habe sich zuerst um die Weihnachtszeit bemerkbar gemacht, als die Kriegsgerüchle in die West gesetzt wurden. Von da ab wurde es immer schiimmcr. Daß man von Berlin «ns keinen Ver treter zu der Hochzeit in der englischen Königssamilie schickte, sei durchaus kein Zufall gewesen. Der Kaffer habe sich damals in einer solchen Stimmung besunden, daß er von seinen eng lischen Verwandten nicht gern reden hörte. König Eduard sei die ganze Sache sehr unangenehm gewesen und er habe wieder- holt geäußert, er begreife nicht, wie der Kaiser habe glauben können, daß er, sein Oheim, einen verräterischen Angriff ans die deutsche Flotte plane. Der König Eduard habe dann wnh- rend der letzten Wochen in taktvoller Weise versucht, diese Miß verständnisse aiifzuklären, und das sei ihm denn auch glücklich gelungen. Die Audienz, die Gras Seckendorfs kürzlich bei ihm hatte, fei für die ganze Sache von der größten Bedeutung ge wesen. Auch wisse inan in der Umgebung des Kaisers, daß der König von England, als er von dem Zusammentreffen mit dem Zaren Hörle, sich durchaus nicht abfällig äußerte, sondern im Gegenteil dasselbe willkommen hieß, weil er meinte, daß es mit dazu beitragen werde, den Frieden zu ermöglichen« Die Jriedciisberhaiidlungen. Rach einer „Reuter" - Meldung aus Portsmouth sNewhamp- shirej heißt es dort, Minister Witte würde die japanischen Friedensbedingungen, ausgenommen die Forderungen der Ucberaabe von Sachalin »no der Kriegsentschädigung, als Grundlage der Verhandlungen akzeptieren. lieber eine Unterredung mit Witte berichtet einem Berliner Blatte dessen Ncwyorker Berichterstatter unterm 11. d. Mts. folgendes: „Tic Russen sind entweder wirklich guter Laune, oder sie haben die Parole „Lachende Ge- lichte r", mit anreni Erfolge ausgcgeben. Als ich heute morgen beim Minister Witte vorsprach, stand Baron Rosen mit ben jüngeren Herren der russischen Mission vor der Haustüre. Er meinte lachend, cs sei noch zu früh für Neuigkeiten, und er zählte ein scherzhaftes Erlebnis, das ihm in Portsmouth be gegnet sei. Oben vor Wittes Appartements standen, wie ge- wohnlich, die beiden Diener, die seiten in diesen Tagen jemand einen anderen Bescheid zurückbringen, als: ihr Herr sei nicht zu sprechen. Mich empsrnq er heute beim Frühstück. Auf dem fleinen Tuche des eigentlich ärmlich eingerichteten Gastzimmers fand das Präsenticrbrett mit Kaffee, Tee und einem El. Witt« chob das Brett zurück und griff, indem er sich wieder niedcr- ctzte, nach einem Grußwort zur Zigarette, die in einer Spitze teckie. Er sah frisch und ausgcruht aus. Die Hand fliegt ihm wohl immer ein wenige ich nahm ihr Zittern für kein Zeichen durch Sorge wcichgernfcncr Erregung. Nicht ohne Ueber- raschung hörte ich Witte auf meine erste Frage mit anscheinend überlegter Bestimmtheit antworten: „Ich werde den Japanern nieine Antwort morgen geben." Er sprach nicht wie jemand, der von Petersburg aus „an der Strippe" gehalten wird, sondern niit dem Ausdruck fcner Unabhängigkeit, die man in diesem hohen Schädel über einem riesigen Körper ohnedies vermutet. „lieber den Inhalt der japanischen Bedingungen," fuhr Witte fort, „darf ich nicht sprechen, da ich Komura ausdrücklich versprochen habe, nichts darüber verlauten zu lassen, und mein Wort doch halten muß." Auf meine Frage, ob die japanischen Forderungen über haupt die Möglichkeit weiterer Verhandlungen in sich schlöffen, erwiderte Witte lebhaft: „Gewiß, sonst würde ich eben morgen keine Antwort geben" Im weiteren Verlaufe des Gesprächs schlug Witte einen scherzhasten Don au. und aus meine Frage, ob er die Situation für günstig oder ungünstig, gut oder schlecht halte, antwortete er lachend: „Ja, mein Gott, das läßt sich nicht so rasch entscheiden, wie die Frage, ob dieser Kaffee aut oder schlecht ist." Dabel tat er einige kräftige Züge aus seiner Zigarette. — Gewiß lag cs dem Minister fern mit diesem scherzhaften Bemerken auf die — meiner Meinung nach — etwas unzureichende Weise anzufpielen, in der der Staat Newhamv- shire für seine Gäste gesorgt hat. Ich für meine Person bin überzeugt, daß die Delegierten in dieser Bretterscheune, die den Namen „Hotel Wenttvorth" trägt, ebenso wie dessen Gäste unter Mangel an Komfort und schlechter Verpflegung leiden. Aus Portsmouth wird vom 12. d. Mts. gemeldet: Der Sprecher für die Russen bestätigte die Behauptung, daß die Antwort Rußlands beute vormittag SfH Uhr oorgclegt werden soll. Nach seiner Aussage enthält die Ant wort die unbedingte Zustimmung zu einigen Punkten, die be> dingungsweise Zustimmung zu einigen weiteren Punkten und die Zurückweisung anderer Forderungen. jZW v « o 2: A I 8 k-K ? * « *** «v ^ « * s s, Deutsches Reich. Die Zahl der preußischen Regimenter, als deren Eb e f der Kaiser geführt wird, ist jetzt ans 12 gestiegen. Es sind dies folgende Regimenter: das 1. Garde-Regiment zu Fuß, das Regi ment der Gardes du Corps und das Leib-Garde-Husaren-Regiment. ferner das 3. und das 8. Grenadier-Regiment, das Königs-Jnfan- teric-Negiiiieiit Nr. 145. das Leib-Kürassier-Regiment lschlcs.) Nr. 1, das 1. und 2. Leib-Husaren-Regiment, das Königs-Ulancn- Regimcnt Nr. 13, das 1. Garde-Feldartillcrie-Regimcnt und jetzt das I. Jäger-Regiment zu Pferde. Im deutschen Heere ist der Kaiser außerdem noch Chef des badischen Grenadier-Regiments Nr. 110, des hessischen Infanterie-Regiments Nr. 116, des bay rischen 6. Infanterie-Regiments und des 1. Ulcmen-Regnnents, des sächsische n Grenadier-Regiments Nr. 101 und des württem belgischen Infanterie-Regiments Nr. 120. Sodann ist Kaiser Wilhelm Obersliithabcr des österreichischen Jiifanterie-NeaimentS dir. 34 und des ungarischen Hnsaren-Regimeiits Nr. 7, Chef des russischen Leib-Garde-Regiments König Friedrich Wilhelm III.. des 8ö. Infanterie-Regiments Wyborg und des Dragoner-Regi ments Narwa Nr. 39, Chef des grobbritannischen 1. Royal- Dragoncr-Regiments, Ehrcnoberst des spanischen Dragoner-Rcgi- mentS Numancia Nr. 11 nnd des portugiesischen Kavallerie-Regi ments Nr. 4. Im ganzen sind cs also 26 Regimenter des Jn- und Auslandes, zu denen Kaiser Wilhelm II. in persönlichen Beziehungen steht, darunter 12 Infanterie-, 13 Kavallerie- und 1 Artillene-Rcgiment. Wie mitgcteilt wird, kehrt der Staatssekretär de§ Inneren Graf Posadowsky in der zweiten Hälfte des September vom Urlaub zurück, dagegen erfolgt die Rückkunft des Staats sekretärs des Rcichsschatzamtes Frhrn. v. Stengel bereits in nächster Zeit. Der Kommandeur des Hnsaren-RegimentS v. Zielen (Bran- denbnrgisches» Nr. 3 Oberst v. Keszycki hat, wie die „N. Pol. Korr." hört, sein A b s ch i e d s g es» ch et n g ere i ch t. Ob es in Konsequenz der bekannten Aeußerung des Kaisers siingst in Gnesen erfolgt ist, bleibe dalsingestcllt. Herr v. Keszycki hat vor einiger Zeit, wie gemeldet wurde, sein in der Ostmark belegenes Gut an einen Polen verkauft.
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