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er zwei Schafe au» einer Heerde, die in der Nähe weidet einfach nieder- sch»ß, dann bei einem angezündeten Feuer judireitete und schließlich in zu- vorkvmmender Weise den Hauswirth machte; ja er trieb seine Galanterie so weit, daß er dem Forstschätznngscsmmiffair von den ihm abgmommencn zehn Gulden fünf zurückgab. — sEin tobsüchtiger Eiseubahnpassagier.) Nach Abgang des Buschtiehrad« Personenzuge» am 27. Juli Nachmittags von Prag be- gavn ein noch junger Mann in einem Coupö II. klaffe plötzlich zu rasen. Er riß sich die Kleide« in Fetzen vom Leibe und warf dies« sammt der Börse und dem Hut zum Fenster hinaus. Hierauf fiel er über ein« mitreisende Dam« her und versucht« fie zu würgen, woran er jedoch von den anderen Reisenden gehindert wurde. Die Passagiere dieses Coupes brachten die kurz« Fafnstnck« bi- zum Sandthorbahnhof in tödtlicher Angst zu. Vor der Ein fahrt in die Station warf der Wahnfinnige noch sein« goldene Uhr und einige Ring« au- dem Fenster. Nur mit größter Mühe konnte er än der Station von der Sich<rheitswache und dem Dienstpersonale überwältigt und au» dem Waggon entfernt werden. D-r Unglückliche soll ein Kaufmann aus Magdeburg sein. Die von ihm weggeworfrnen Gegenstände wurden sämmtlich wiedergefunden. — München, 28. Juli. Ueber das (wie bereits telegraphisch ge meldet) gestern Nachmittag 4 Uhr zwischen den Stationen Jmmenstadt und Ohe^hprf stattgchable Eisenbahnunglück erhält der „N. Corr." folgende weitere Mittheilung: Der Courierzug Nr. 164 entgleiste im sogenannten Werthensteiner Moos, die der Locomotive angehängten 11 Wagen geriethen aus den Schienen, mnthmaßlich durch einen Lchsenbruch an einem Personen wagen verursacht. Der Postwagen und ein Waggon wurden nach statt gehabter Entgleisung wieder in da» Geleise zurückgerissen, ohne Laß die In sassen derselben Schaden erlitten. Die anderen Waggons glitten die Böschung hinab, von diesen überstürzten sich zwei der Art, daß 11 Reisende minder oder mehr Verletzung«» erlitten. Zwei Damen trugen Beinbrüche, 1 Knabe einen Armbruch davon; der genannte Zug traf mit den Reisenden gestern Abend 11^ Uhr im hiesigen Bahnhof ein. Die zwei Damen mußten zur Heilung in Jmmenstadt zurückbleiben. Dir Personenwagen sind fast alle zertrümmert, hauptsächlich der sächsische Waggon, in welchem die 2 Damen und 1 Kind saßen. Die Zahl der stärker Beschädigten ist 5. — London, 24. Juli. Zwei englische Schiffe hatten einen Zu sammenstoß. Die von Shields nach Brindifi bestimmte Barke „Dinorah" und Las von London nach Calcutta fahrende Dampfschiff „Dorunda" stießen bei Gibraltar zusammen. Die „Dinorah" sank und zehn Personen von -er Bemannung kamen um. — London, 27. Juli. In dem ersten seiner hier eingetroffenen Briese, vom 29. Juli v. I., berichtet der Afrikareisende Stanley lvgl.Nr.175L.Bl.) aus Mahyiga, einer Insel im Victoriasee, über seine Reise von König M'tesa's Land zurück nach dem Lager zu Kagehyi. Mit genauer Noth entgingen «r und di« Seinigen den vcrrätherischen Angriffen der Ein- gebornrn von Bambinh. Auf dem Se« hatten fie heftige Stürme zu be stehen. Di« zweite Mittheilung, vom 15. August v. I, aus Dumo in Uganda, berichtet von einem Besuch aus dem Eilande Ukerewe, einer Reise in Kähnen nach Uganda und strenger Züchtigung der Eingebornen von Bambireh. Der dritte Brief, vom 18. Januar d. I., von Kawanga an d«r Grenz« Unyoro's, beschreibt den Marsch von König M'tesa's Hauptstadt nach dem Albert Ryanza. Stanley war hierbei von seiner eigenen.Schaar und 2000 Gp:«»männern von Uganda begleitet. Di« in den letzten beiden Briefen gtschilderten Ereignisse uud Zustände find von Bedeutung für Länder- und Völkerkunde. Am 18. Januar traf Stanley wieder bei König M'tcsa ein. Zu dieser Zeit war etz, daß Gcsfi den Albert Nyanza befuhr und nicht« von Stanley hörte. Letzterer ist der Erste gewesen, welcher das daran- stoßende Land einschließlich d«S merkwürdigen Berges Gambaragara beschrieben hat. Er fand daselbst einen seltsamen, blaßfarbigen Menschenstamm, der da- kalte Hochland bewohnt. Die große Bucht, wo er lagerte, nannte Stanley „Bmtrice Golf". Eine fernere Depesche, vom 26. März d. I., au« Kasuno, berichtet den Abzug von Uganda, die Erforschung des Kagera- Fluff«« und de« Speke'schen Windermere-Sees wie auch der heißen Quellen von Karagwe und schließt eine Skizze eines in früheren Karten ausgelassenen Lheile« de- Victoria Ryanza ein. Der letzte Brief (24. April 1876), au- Ubagwe in Unyamwezi, berichtet über die weitere Erforschung des Lande- und den Marsch der Expedition südwärts nach Ujiji zu, von wo aus der Reisende den Albert Nyanza auf dem Wege über den Tanganyika wieder zu besuchen beabsichtigt«; der Platz, von dem dieser letzte Brief kommt, war 15 Tagereisen von Ujiji entfernt, wrlchen Ort Stanley zweifelsohne im Für die Redaction verantwortlich: Adv. E. v- Martini in S letzten Monat sicher erreichte. Er berichtet von der Gesundheit seine» »in- zlgcn weißen Begleiters Frank Pocock Günstige-, eben so von seiner eigenen. — Eine Zählung in den Bibliotheken von Pari« hat folgende Resultate ergeben: Lie Bibliothek des Arsenals besitzt 200,000 Bände und 8000 Handschriften; diejenige Ler Sorbonne 80,000 Bände; die Bibliothek der Schule der Medicin 35,000 Bände; die National-Bibliothek hat 1,700,000 Bände, 80,000 Handsch riften, 1 Million Kupferstiche und Karlen und 120,000 Medaillen; die Bibliothek Mazarin besitzt 200,000 Bände, 4000 Hand- schriften, 80 Reliefs und plastische Monumente; die Bibliothek St. Gen«viöve hat 160,000 Bände und 35,000 Handschriften. — sEin türkisches Finanz kunststück.) Ein russisches Blatt er zählt zur Charakterisirung Ler Zustände in der Türkei folgende ergötzliche Geschichte: „Vor einigen Jahren wurde Konstantinopel plötzlich von falschem Papiergeld überfluthct. Die dort ansässigen europäischen Kaufleute wurden da durch empfindlich betroffen und bestürmten die Consulate um Abhilfe. Die Consuln erhoben Vorstellungen beim Finanzminister, dieser übte einen energischen Druck auf Lie Polizei aus und bald war die au- zwölf Personen bestehende Falschmünzerbande zugleich mit allen von ihr angewandten Apparaten und Lem bereits angefertigten falschen Papiergeld entdeckt. Die Verbrecher kamen ins Gefängniß und wurden dort, da mit dem Erlöschen der Calamität dn Eifer der Consulnnachließ, vergessen, daseingezogene falsche Papiergeld wurde aber im Finanzministerium aufbewahrt. Nach Jahr und Tag gab es einmal eine böse Stunde, in welcher der Finanzminister Ler Forderung eines europäischen Kauf manns gerecht werden sollte, ohne einen Pfennig in seiner Casse zu haben. Der Europäer, der schon lange vergeblich wartete, wurde ungeduldig und drohte mit einem großen Scandal. Der Finanzminister seinerseits blieb nicht lange in Verlegenheit. Kurz enischlossen, bezahlte er den Gläubiger mit dem im Finanz ministerium deponirten falschen Papiergelde. Da der Kaufmann sich natürlich beeilte, das Geld wieder unter die Leute zu bringen, so war der Geldmarkt bald wieder damit überschwemmt und der Spcctakel ging wieder an. Die Consuln erinnerten sich jetzt der früher cingezogcnen Fälscher und drangen beim Justiz- Minister darauf, daß die Leute Anderen zum abschreckenden Exempel nach aller Strenge des Gesetzes bestraft würden. Der Justizminister war denn auch gleich bereit, bestimmte den Termin für die Verhandlungen und ersuchte seinen Collegen im Finanzministerium um Uebermittelung des aufbcwahrten falschen Papier- gelbes. Das Geld lief auch umgehend ein und der Proceß begann. Wer be schreibt aber die Verwunderung der Staatsanwaltschaft und des Gerichtshofes, als das eingesandte Papiergeld sich als durchaus echtes, ungefälschtes erwies. Der bedrängte Finanzminister hatte eben kein anderes auftreiben können. — Castle Garden, der bekannte Landungsplatz aller Einwanderer in New-Jork, ist am Sonntag den 9. Juli zum großen Theil ein Raub der Flammen geworden. Das auf der Südspitze von New-Jork, auf der sog. „Battery", stehende kreisförmige Gebäude diente in früheren Jahren als Festung, wurde später von Barnum in einen Concertgarten umgcwandelt und endlich im Jahre 1854 für seine jetzige Bestimmung, zum Landungsplätze der Ein wanderer, hcrgerichtet. Das Feuer brach auf einer der Galerieen des Haupt gebäudes aus und hatte bei Ler Ankunft Ler Feuerwehr schon solche Fortschritte gemacht, daß Letztere sich auf Rettung der Nebengebäude beschränken mußte, welche mit Ausnahme des Lagerhauses auch gelang. Letzteres wurde ebenfalls von den Flammen ergriffen und brannte nieder, doch war vorher schon der größte Theil der in demselben aufbewahrten Bagage in Sicherheit gebracht worden. Ueber die Entstehung des Feuers ist nichts Näheres bekannt, doch nimmt man an, daß Unvorsichtigkeit beim Rauchen die Veranlassung war. Zur Zeit befanden sich ca. 200 Einwanderer im Gebäude, deren Habseligkeiten gerettet und für deren Unterbringung nach dem Feuer sofort Sorge getragen wurde. — Die „New-Jork Times" bringt aus guter Quelle Mitlheilungen über die Fortschritte Les Protestantismus in Mexico, aus denen her- vorgcht, Laß gegenwärtig ct>va fünfzig Gemeinden bestehen. Die Anfänge Ler protestantischen Propaganda führen auf Lie Regierung Maximiliau's zurück, unter dem zum ersten Male spanische Bibeln in großer Zahl nach Mexico «in- geführt wurden. Die einflußreichsten Apostel der neuen Lehre sind zwei über- getretene katholische Priester gewesen, Aguilar und Agnas. In der Stadt Mexico ist den Protestanten eine eigene Kirche eingeräumt, Li« früher den Katholiken gehörte. — Privatbri-fe au- Philadelphia melden, Laß unter der daselbst herrschenden unerträglichen Hitze die Geschäft« stocken und der Besuch der Ausstellung sehr leide. An einem einzigen Tag« wurden 17 Todesfälle durch Sonnenstich angemeldet. (Fortsetzung in der Beilage.) ianhen. — Druck und Verla- von E. M. Monse in Bautzen. (Hi«,« ein» Bella««.)