Volltext Seite (XML)
2057 Restaurant abgehaltene jährliche Bundessitzung von „Sachsens Mili- tair-VereinS-Bund" war von fast allen Vorständen der 26 Amtshaupt mannschaften, sowie deren Stellvertretern beschickt und dauerte von früh 10 bis Nachmittags 4 Uhr. Erledigt wurden 15 Gegenstände, die meist interne Angelegenheiten von Militair-Vereinen betrafen. Nach Vortrag des Meerheimb'schen Soldatenliedes „Gruß an die Ka meraden" durch die Sängerchöre des I. Militair-Vereins und des deut schen Krieger-Vereins hierselbst eröffnete der Vicepräsident Arbeits- anstaltSinspector Tanner die Sitzung mit einem Hoch auf den hohen Protektor der sächsischen Militair-Vereine Se. Maj. König Albert und referirte über die Weiterentwickelung des Bundes, dessen allmähliches aber stetes Anwachsen er constatirte. Aus dem nun vom Directorial- mitglied Schaller-Burgk erstatteten Rechenschaftsbericht über das ab gelaufene Vereinsjahr ergab sich, daß die Gesammt-Einnahme (darunter ein Geschenk von 900 von Se. Maj. König Albert) 1831 be tragen hat, während die Gesammtausgabe (dazu gehören Unterstützungen an arme Kameraden oder durch Wassersnoth beschädigte ehemalige Soldaten) sich auf 642 belief; der Cassenbestand beträgt inclusive der aufgelaufenen Zinsen 1198 Die nun folgende Wahl eines Präsidenten (dieselbe wurde nöthig, da der bisherige Präsident, Kammer Herr v. Naundorff, wegen Wegzugs nach Meran in Tirol sein Am niedergelegt hat) und dreier Directorialmitglieder (dieselbe ist durch die Statuten bedingt) ergab folgendes Resultat: Präsident wurde der bis herige Vicepräsident Arbeitsanstalts-Jnspector Tanner-Dresden, zum Vicepräfldenten wurde Schichtmeister Schaller-Burgk und zu Directorial- mitgliedern folgende Herren gewählt: Buchhändler Scholz-Pirna, Kauf mann Beyer-Dresden und Lippold-Dresden. Von den verhandelten Gegenständen der Tagesordnung haben die meisten für das große Publicum kein besonderes Interesse, jedoch sei erwähnt, daß das von dem Bezirk Chemnitz gestellte Gesuch an den sächsischen Landtag um Gewährung einer jährlichen Geldunterstützung an den Bund dem Direktorium desselben zur Entscheidung zugewiesen wurde und von diesem höchst wahrscheinlich nicht an den sächsischen Landtag, sondern an den deutschen Reichstag, wohin es gehört, gerichtet werden wird. Ferner wurde das Direktorium ermächtigt, in dringenden Fällen auf Antrag der Bezirksvorsteher sofort eine Unterstützung nothleidender Kameraden eintreten zu lassen; bisher verstrich meist geraume Zeit mit dem instanzenmäßigen Erledigen der betr. Gesuche, und ist es vorgekommen, daß die Bewilligung in einem Falle erst dann eintrat, als der betr. Bittsteller inzwischen bereits verstorben war. Auch ist noch mitzuthetlen, daß ein Anschluß an einen der beiden großen Krieger- Vereinsbände „Deutsche Krieger-Kameradschaft" und „Deutscher Krieger bund" zur Zeit nicht beliebt wurde, obgleich bei Constituirung des Bundes vor drei Jahren Se. Maj. der König selbst den Wunsch aus sprach, der zu ereilende sächsische Verband von Vereinen ehemaliger Soldaten möge dem großen Ganzen und den übrigen deutschen Kame raden nicht fern bleiben ; auch ist die Anbahnung eines kameradschaft lichen Verhältnisses mit den übrigen deutschen Stämmen in den Statuten als Aufgabe des Bundes bezeichnet. Nichtsdestoweniger war man in 1H Minute mit dem Beschlusse fertig, auch ferner für sich zu bleiben. Nach Schluß der Sitzung besuchten viele der Theilnehmer an der Bundesversammlung, geführt von den Dresdener Kameraden, die Vogelwiese, welche heute ihren Anfang genommen und eine Un masse von Fremden nach Dresden geführt hat. — Der Dissidenten-Congreß, dessen wichtigster Beschluß, die Gründung eines Dissidenten-Verbandes, wie bereits in vor. Nr. ge meldet wurde, beschäftigte sich im Verlaufe seiner Berathungen mit der Eides-, Schul-, Begräbnißfrage u. s. w. Nach einem Referat des Herrn Elsner-Zittau wurde beschlossen, für möglichst consessionslose Gemeinde- schulen zu wirken. Eine Resolution, die Begräbnißfrage betr., erklärt sich im Princip für Feuerbestattung, zunächst aber für die Verwaltung der Begräbnißplätze durch die politischen Gemeinden. In der Eides- frage wurde beschlossen, für einen confesstonslosen Bürgereid, zunächst aber für einen, jede Glaubensformel ausschließenden Dissidenteneid zu wirken. Endlich wurde noch beschlossen, „alle Uebergriffe geistlicher oder weltlicher Behörden gegen Dissidenten an das Licht der Oeffentlichkeit zu ziehen und bei Wahlen die Candidaten auf ihren Standpunkt zur Frage der Dissidentenrechte zu prüfen." Colditz, 28. Juli. (C. W.) Bei dem gestrigen Gewitter sturm wurden auf dem Bahnhofe zu Großbothen mehrere daselbst stehende beladene Lowries durch den Sturm abgestoßen, und fuhren drei derselben mit größter Schnelligkeit auf dem Gleis der Muldenthalbahn entlang und wurden erst in der Nähe von Kötteritzsch eingeholt; ein anderer Wagen eilte auf dem Gleis der Leipzig-Dresdner Bahn nach Tanndorf zu. Der hier 5 Uhr 16 Min. abgehende Zug mußte aus diesem Grunde warten, bis die Gefahr beseitigt war. Durch das energische und umsichtige Vorgehen der Bahnhofsinspection zu Großbothen wurde ein leicht mögliches Unglück verhindert. Berlin, 31. Juli. Aus Gastein wird gemeldet: Der Kaiser setzt seine Badccur mit bestem Erfolg fort und erfreut sich eines er wünschten Wohlseins. Am Sonnabend hatte derselbe den comman- direnden General des Garde-Corps, Prinzen August von Württem berg, den Gouverneur von Coblenz und Ehrenbreitstein, General v. Beger, und den Grasen v. Alten empfangen und zu Nachmittag mit Einladungen zur Tafel beehrt. Nach Aufhebung der Tafel verab schiedete sich der Prinz August von Württemberg von Sr. Majestät und trat demnächst seine Rückreise nach Berlin an. (Heute Mittag ist derselbe in Berlin wieder eingetroffen.) — Der Kaiser, welcher, wie schon erwähnt, zu Anfang des kommenden Jahres dem Heere 70 Jahre angehört, begeht im nächsten Sommer auch den Tag, an welchem er 60 Jahre zuvor zum Chef les jetzigen Königs-Jnfanterie-Regiments ernannt worden ist. Unter König Friedrich Wilhelm III. konnte ein Ehren-Chef eines Regiments nur diese eine Ehrenstelle bekleiden, also daneben nicht Chef eines zweiten preußischen Regiments sein, mit Ausnahme des Königs selbst, der Chef des 1. Garde-Regiments zu Fuß und des Garde du Corps- Negiments war. Unter dem vorigen König wurde dieser Brauch aus gehoben und namentlich den Prinzen mehrere Regimenter zugetheilt, desgleichen fremden Souverainen, wie den Kaisern von Oesterreich und Rußland. Der Kaiser hat auch die Kaiserin, die verwitwete Königin, die Kronprinzessin, die Prinzessin Carl zu Regiments-Chefs ernannt. In der alten Armee, wie sie bis 1808 bestanden, war auch die Königin Louise Chef des nach ihr benannten Dragoner-Regiments. — Der „Allg. Mtlitair-Zeitung" in Darmstadt wird von hier geschrieben: „In der Ausrüstung des deutschen Heeres ist mit dem jetzigen Moment ein wichtiger Abschnitt zu verzeichnen. Die Einführung der neuen Einheits-Patrone ist mit dem gegenwärtigen Zeitpunkte als für die gesammte deutsche Armee, einschließlich der^ zwei bayerischen Armee-Corps, als abgeschlossen zu erachten. Die Werder-Gewehre und Carabiner, wie auch die heute noch von der deutschen Armee geführten Chasiepot-Carabiner und eben so die säch- ischen Reiter-Carabiner sind sämmtlich für die Verwendung der neuen Matrone aptirt. Die von den Mauser-Gewehren in den Depots aus- shäuften Reserve-Bestände werden als so bedeutend bezeichnet, daß mit jedem gegebenen Moment auch die Ausrüstung der gesammten deutschen Landwehr, wie die der Ersatz-Truppen und außerdem noch der im Falle einer Mobilmachung errichteten Reserve-Formationen mit der neuen Waffe würde erfolgen können. Auch die auf ihre Verwendung sich beziehenden neuen Instructionen befinden sich jetzt in den Händen der Truppen. Die neuen Carabiner befinden sich noch in der Anfertigung, und über die Wahl des neuen Revolvers ist man noch nicht schlüssig geworden. Die schwere Cavalerie und die Offiziere und Chargen der leichten und der Linien-Cavalerie, der Feld-Artillerie und des Trains werden denselben als Schußwaffe erhalten." — Der Geheime Regierungsrath vr. Finkelnburg ist am 26. d. Mts. hier eingetroffen, um nach erfolgter Entlassung aus dem königl. preußischen Staatsdienste seine Stelle als erster Rath im kaiserlichen Gesundheitsamte anzutreten. Derselbe hat sich indeß am 29. d. Mts. im Interesse des Gesundheitsamtes nach Brüssel zur internationalen Ausstellung rc. begeben und wird von da auf längere Zeit nach England gehen, um von den dortigen Ein richtungen der Bureaus für öffentliche Gesundheitspflege und Statistik nähere Kenntniß zu nehmen. — Aus Konstantinopel wird, wie der „D. ReichSanz." mit- theilt, berichtet, daß der dortige internationale Gesundheitsrath, da die Pest in Mesopotamien als beendigt anzusehen ist, andererseits aber die Nachrichten über den Gesundheitszustand in Süd-Persien noch nicht zufriedenstellend lauten, die früher angeordnete Quaran- taine gegen die Provenienzen aus dem Pestbezirke auf acht Tage herabgesetzt hat, mit der Maßgabe, daß gegen die persische Grenze die vierzehntägige Contumaz einstweilen aufrecht erhalten bleibt. — Im zweiten und dritten Heft des „Arbeiterfreund" (1876) ist das Programm abgedruckt, durch welches unterm 14. April 1848 zum An?