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189b der von der Regierung gegebenen Erläuterungen: „Die Zuschüsse für die Finanzperiode 1900/01 werden auf rund 1306000 Mk. gemeinjührig bewerthet, ein Zustand, der angesichts der ander« weitigen vom Staat« zu befriedigenden Bedürfnisse auf baldige Beendigung drängt.- Der letzte Theil deS Satze» ist gesperrt gedruckt. Zur Berichtigung dieser Anführung d«S „Leipziger Tageblattes und Anzeigers" ist darauf aufmerksam zu machen, daß in der betreffenden Etaterläuterung, zum Abschlusse von Kap. 11 und 12, zwar der Gesammtverlust des Freiberger Ma lischen Berg- und Hüttenwesens in der von dieser Zeitung ange gebenen Höhe beziffert ist, die nach Angabe deS Leipziger Tage blattes und Anzeigers daran angeschlossenen Worte aber: „ein Zustand, der angesichts der anderweiten vom Staate zu befrie digenden Bedürfnisse auf baldige Beendigung drängt" iu dem Staatshaushaltsetat überhaupt gar nicht Vorkommen." — Der Landesverein zur Pflege verwundeter und erkrankter Krieger im Königreich Sachsen hielt am Sonn abend im Vereinshause zu Dresden seine 9. ordentliche General versammlung ab. Dem zur Berathung vorliegenden Geschäfts- Bericht auf die Jahre 1897 und 1898 ist zu entnehmen, daß dem Vereine gegen 750 neue Mitglieder beigetreten sind, so daß er heute deren 3927 mit 18434 Mk. Mitgliedsbeiträgen pro Jahr zählt. Die Zahl der Zweigvereiue ist auf 23 gestiegen. In einigen weiteren Städten sind Zweigvereine in der Gründung begriffen. Ferner haben sich dem Verein 41 Dresdner Aerzte für den Kriegsfall zur Verfügung gestellt. Auf eine Umfrage bei den sächsischen Stadtverwaltungen, ob sie sich in irgend einer Weise an der vorbereitenden Kriegsthätigkeit deS Vereins be theiligen würden, sind befriedigende Antworten eingegangen, indem für den Kriegsfall Geldbeträge von 20—1000Mk., solch« ohne nähere Angabe der Höhe, Krankenhaus-Material und die Bereitwilligkeit zur Aufnahme von Kranken oder Verwundeten zugesichert wurden. Die Stadt Freiberg sicherte ohne Angabe einer bestimmten Summe Geld und Krankenhausmaterial zu. Keine bestimmten Zusicherungen von Geld oder Material machten unter Anderem die Städte Sebnitz, Neustadt und Hohenstein. Eine zu Gunsten der verwundeten Buren veranstaltete Sammlung hat bis jetzt nur 1200 Mark eingetragen. Ende 1898 waren in Sachsen 39 Krankenträger-Colonnen mit 823 Mitgliedern vorhanden, von denen 255 beim Eintritt eines Ernstfalles zur Fahne einberusen werden, während 568 zur Verfügung bleiben. Die deutsche Heilstätte in Loschwitz hat in den Jahren 1897 und 1898 556 Kranke mit 35,396 Verpflegtagen beherbergt. Aus den Jahres-Rechnungen ist zu ersehen, daß der Landesverein in beiden Jahren 46,549 Mk. einnahm und 41,506 Mk. ausgab, darunter sich 24,757 Mk. Zuschüsse und Aufwand für die deutsche Heilstätte befinden. Das Vermögen des Landesvereins betrug Ende 1898 3700 Mk. in Werthpapieren und 33,692 Mk. in Materialwerthen. Der Vorstand wurde in seiner bisherigen Zusammensetzung wiedergewählt. Ein Antrag des Direktoriums auf Abänderung des Namens deS Vereins in „Landesverem vom Rothen Kreuz im Königreich Sachsen" fand nach kurzer Debatte einmüthige Annahme. Darauf wies Herr Generalarzt vr.Rühle- mann-Leipzig darauf hin, daß das Zeichen des Rothen Kreuzes in großem Umfange von Handel und Industrie gemißbraucht werde und bat um Steuerung dieses Mißbrauchs, was das Direktorium versprach. — In der gestern Abend im Petershof abgehaltenen außer ordentlichen Generalversammlung Der Bergmännischen Bank zu Freiberg, IN welcher 123 Aktien vertreten waren, wurde die Abänderung des Gesellschastsstatuts nach den Vor- sckriften des neuen Handelsgesetzbuches in Gemäßheit des vor liegenden Entwurfes sowohl in jedem einzelnen Paragraphen als auch im Ganzen einstimmig und ohne Debatte angenommen. Ebenfalls einstimmig wurde der Aufsichtsrath von der General versammlung ermächtigt, etwa erforderliche Abänderungen in der Fassung deS Statuts vorzunehmen. — Am zweiten, vom Handelswissenschaftlichen Vereine veranstaltete» öffentlichen Bortragsabenve, Mittwoch, 6. Dezember o. Abends 8^/, Uhr im Gewerbehaussaale spricht Herr vr. pdll. Kurt Boeck, Dresden, der bekannte Weltforschungs reisende und Schriftsteller über das Thema: „Im verschlossenen Land, Erlebnisse in dem für Europäer verbotenen, zwischen Tibet und Ostindien gelegenen Hymalaya - Königreich Nepal". Der Vortragende war in den Jahren 1880—1885 Kgl. Sächs. Hof schauspieler und dramatischer Lehrer am Kgl. Konservqtorinm in Dresden, 1885—1887 Kgl. Preuß. Hofschauspieler, von 1887 ab bereiste er Siebenbürgen, Griechenland, die Türkei, den Kaukasus, Persien, Kleinasien, Ost- und West-Himalaya, Indien, Nordafrika, Italien. Herr vr. Boeck ist bekannt als Mitarbeiter der „Garten laube", von „Ueber Land und Meer", Velhagen und Klasings Monatsheften", Westermanns Monatsheften", u. s. w., sowie als Verfasser des Himalaya-Albums. Das Museum für Völkerkunde zu Leipzig zeichnete ihn mit dem „großen Ehrendiplom" aus. Nach den vorliegenden Preßberichten verspricht der Vortrag des Herrn Boeck einen besonderen Genuß. — Gewerbeverein. Der für Dienstag festgesetzte Vor trags-Abend mußte auf Donnerstag, 7. Dezember, verlegt werden. An demselben wird Herr Schuldirektor vr. Göhl einen Bortrag über: „Frankreich und die Franzosen" darbieten. Das interessante Thema, welches uns einen Blick auf die inneren Verhältnisse und aus daS Volksleben in unserm Nachbarlande gewährt und uns auf die nächstjährige Weltausstellung gewissermaßen vorbereitet, dürfte geeignet sein, auch für diesen Vortragsabend, den letzten in dem scheidenden Jahre, eine zahlreiche Zuhörerschaft zu sichern. Eingeführte Gäste sind Willkomm«». — Der städtische Armenausschuß beabsichtigt auch in diesem Jahre den Kindern der hiesiger» Armen eine Weih nachtsfreude zu bereiten, indem durch freundliche Vermittelung der Armenpfleger nützliche Gaben unter sie vcrtheilt werden. An alle Freunde der Armen richtet der Armenausschuß daher wiederum die herzliche Bitte, durch Beiträge an Geld oder durch andere geeignete Gaben die Ausführung dieses Vorhabens zu unterstützen. Zur Empfangnahme milder Gaben sind bereit die Stadthauptkasse (Rathhaus, Zimmer Nr. 8), das Polizeimeldeamt (Rathhaus, Halbgeschoß) und die Expedition des „Freiberger Anzeigers". — Grenzbewohner seien wiederholt darauf aufmerksam ge macht, daß der österreichische Kreuzer mit Ende Dezember d. I. äufhört, Zahlungsmittel zu sein. Man schiebe sie also bei Zeiten über die Grenze zurück. — Zn Gegenwart von l2S Mitgliedern auS dem Königreiche Sachsen hielt gestern der säa, fische Ingenieur- unv Archi- tekten-Beret» seine 147. ordentliche Hauptversammlung unter Vorsitz des lönigl. Baurathes vr. Ulbricht in Leipzig ab. Vor mittags fanden im Johanneum der Universität vier Sitzungen der Fachabtheilungen statt, in denen verschiedene fachlich hoch interessante Vorträge gehalten wurden. Die Hauptversammlung ward mittags 12 Uhr im Hotel Kaiserhof abgehalten. Aus dem Jahresberichte ist zu entnehmen, daß der Verein zur Zeit 581 Mitglieder zählt. An Stelle des satzungsgemäß Ausscheidenoen wurde Geh. Rath Poppe zum Präsidenten des Vereins für 1900/1901 gewählt. Beschlossen wurde, die Frühjahrs-Haupt versammlung wieder in Leipzig abzuhalten. Nach einem Vor trage des Herrn Professors Bergrath Undeutsch-Freiberg über die von . ihm konstruirten Energie-Indikatoren und den dazu gehörigen Dersuchsapparat erreichte die Gesammtsitzung ihr Ende. — Die Zuschüsse für den Freiberger Bergbau. DaS „Dresdn. Journ." schreibt: „In der 4. Beilage zum Leipziger Tageblatt und Anzeiger" Nr. 609, vom 30. Nov. 1899 (Morgenausgabe) ist gesagt, eS laute im Staatshaushaltsetat auf ESkadron Jäger zu Pferde, MilitärgerichtSgebLude für daSOber- kriegSgericht, Kammergebäude für Kriegsbestände, Kasernenanlagen in Zittau, Artilleriekaserne in Pirna, Neu- und Erweiterungs bauten für Militärgerichtsgebäude in Dresden, Leipzig und Chemnitz, Garnisonlazarethc in Kamenz, Riesa, Wurzen, Chemnitz, Zittau. — Bescheinigungen über die Entnahme vonPost- werihzeichen werden häufig von den Schalterbeamten verlangt. Die Quittung über die bezahlten Werthzeichen und Versicherungs- mackn, Formular« rc. soll als Kassenbelag dienen. Die Post ordnung sieht eine Ertheilung derartiger Bescheinigungen nicht vor. Die Beamten gerathen deshalb in Zweifel, ob sie daS Ersuchen ablehnen dürfen. Das Reichspostamt hat nach der „D. Berk.-Ztg." nunmehr auS Anlaß einer Beschwerde entschieden, daß eine Ausstellung von Bescheinigungen über die am Schalter . gekauften Werthzeichen seitens der Postanstalten grundsätzlich nicht stattfinden könne. — In der grünen Stube deS Kaufhauses sind gegenwärtig die von Herrn Baurath vr. Roßbach in Leipzig bearbeiteten Zeichnungen und Pläne für den Umbau des alten Gymnasiums zum König Albert-Museum öffentlich ausgestellt. Herr vr. Roßbach genießt als moderner Meister «inen hervorragenden Ruf. Durch seine Renovationen des UniversitätsgebLudeS und der Paulinerkirche in Leipzig hat er zwei Ausgaben in geradezu genialer Weise gelöst. Ter Meister, welcher um technische Entscheidung über die Frage, ob eS räthlich und möglich sei, daS alte Gymnasium in zweckentsprechender Weise für ein städtische- Museum umzubauen, von den städtischen Kollegien angegangen worden war, hat nach eingehender Prüfung fein sachverständiges Gutachten bekanntlich dahin abgegeben, daß die Erhaltung und Instandsetzung deS altehrwürdigen Bauwerkes am Untermarkt recht gut möglich sei. In welcher Weise daS Projekt d«S Erneuerungsbaues zur Verwirklichung gelangen soll, thuen die ausgestellten Pläne und Zeichnungen in klarer Weise dar. Der Entwurf deS Herrn Baurathes vr. Roßbach wahrt bei 'aller künstlerisch freien Umgestaltung doch vollkommen die Eigenart deS alterthümlichen Bauwerkes; es wurde hier die schwierige architektonische Aufgabe gelöst, auS dem Bestehenden etwas äußerlich vollkommen Neues und Künstlerisch-schönes zu schaffen und dabei doch den Charakter deS Alterthümlichen, den man anderwärts mit großen Kosten künstlich nachzuahmen bestrebt ist, iu jeder Hinsicht zu erhalten. Von diesem Gesichtspunkte aus strebt der Entwurf eine besonders wesentliche Umbildung des Aeußeren des Gebäudes nicht an. Der hohe östliche Giebel (nach dem Untermarkt zu), der dem Bau sein charakteristisches Bild in erster Linie verleiht, soll in seinem ursprünglichen Aussehen möglichst wiederhergestellt und mit einem Erkeranbau verzi«rt werden. Nach dem Entwurf ist dieser Giebel äußerst wirkungs voll gestaltet. DaS ist von wesentlichem Vortheil, denn gerade die Ostseite deS alte» Gymnasiums liegt vollkommen frei; sie bietet sich den Blicken des Beschauers durch nichts beeinträchtigt dar, und der Fremd«, der Freiberg besucht, wird sich ihr Bild vornehmlich einprägen. Unter dem HauptsimS deS Gebäudes ist ei» gemalter FrieS vorgesehen. Der Haupteingang befindet sich au der Südfront neben dem Treppenthurm, der in seiner Neugestaltung neben einem erkerartigen reichgezierten und wohlgegliederten Vorbau deS HaupteingangeS die dem Dom zugekehrte Seite vortheilhast belebt. Monumental« Gebäude ge winnen wesentlich an Wirkung durch ein« möglichst freistehende Lag«. Auch dieser Thatsach« trägt der Roßbachsch« Entwurf Rechnung, indem er den Abbruch der vormaligen Rektorwohnung (zwischen dem alten Gymnasium und der vormaligen Succentor- wohnung gelegen) vorsieht. Die Beseitigung jenes alten Baues wird für daS künftige Museum von unschätzbarem Werthr sein. Um daS alte Gymnasium seinem neuerlichen Zwecke entsprechend zu gestalten, macht sich jedoch eine gründliche Erneuerung seines Inneren nothwendig, und auch daS kann geschehen ohne Beein trächtigung deS alterthümlichen Stiles. Dir nicht mehr zeitgemäßen unförmigen Schornsteine und daS alte durchaus nicht zur Zierde gereichend« Holzwerk sollen entfernt werden. Durch das Treppen haus wird daS Innere in zwei ungleiche Theile getrennt, deren kleinerer nach dem Untermarkt zu liegt, während der größere sich auf d«r Westseite (nach der vormaligen Rektorwohnung zu) be findet. In diesem westlichen Theile soll daS erste und zweite Obergeschoß durch Beseitigung der Decke zu einem Raume ver einigt werden. Auf diese Weise wird der Platz gewonnen für einen 7 Meter hohen Prunksaal, der von drei Seiten Licht empfängt. An der vierten Seite dieses Saales (nach dem Treppenhaus zu) soll eine Galerie eingebaut werden. D«r Prunksaal zeigt nach dem Entwürfe besonders reiche dekorative Ausstattung. Die übrigen Räumlichkeiten sind einfacher aber geschmackvoll und würdig ausgestaltet. Im Erdgeschoß sind die Räume unter dem Saal zur Aufnahme des Alterthums-Museums bestimmt, während der andere Theil des Parterres (nach dem Untermarkt zu) die Schätze des Kunstvereins aufnehmen soll. Darüber im ersten Obergeschoß soll das naturhistorische Museum untergebracht werden. In den zweiten Obergestock, soweit es nicht zu dem Prunksaal hinzugenommen wird, kommt noch die Kastellan-Wohnung p liegen. Raum ist genug vorhanden, nirgends zeigt sich m den räumlichen Anordnungen kleinliche Beengung, überall Licht, Luft und ausladende Freiheit. Es liegt Stolz und Kraft in diesen schwungvollen Weiten, was den gothischen Formen zu statten kommt. Wie mag aber das hier Geplante erst in seiner vollendeten Ausführung wirken! Die Verwirklichung deS projektirten Erneuerungswerkes wird unserer Stadt zur Ehre un>- der Bau selbst ihr zur hohen Zierde gereichen, der die Aufmerksamkeit aller Gebildeten unseres Vaterlandes auf sich lenken wird. Denn der Roßbachsche Entwurf bietet uns ein Werk, daS durch einen Neubau entweder überhaupt nicht oder nur mit ganz unverhältnißmäßig hohen Opfern geschaffen werden kann — Oesterreichische Poftreform. Nach Meldungen auS Wien wird am 1. Januar 1900 in Oesterreich mit den neuen Postbestimmungen eine Erhöhung der Postporto-Tarife in Kraft treten. Das einfache Auslandsporto wird hiernach statt wie bisher mit 10 Kreuzer mit 25 Heller fixirt. Im Verkehre mit Deutschland bleibt dem bestehenden Staatsvertrage gemäß das einfache Briefporto von 5 Kreuzer aufrecht; dagegen erhöht sich der Portosatz für Korrespondenzkarten von 2 Kreuzer auf 5 Kreuzer. Neben diesen Vcrtheutrungen ist noch Vic Erhöhung der Retommandatwns-Gebühr von 10 Kreuzer auf 25 Heller — — —, hervorzuheben. Die vermehrten Einnahmen sollen zu Postreformen I900M hinsichtlich deS Freiberger Erzbergbaues am Schluffe! Verwendung finden. 8 Brand, 4. Dezember. Nächsten Donnerstag finden hier die Stadtverordnetenwahlen statt. Der Hausbesitzer-und Bürger verein hat in Gemeinschaft mit anderen Vereinen folgende Kan didaten aufgestellt: Tigarrenfabrikant Beier, Apotheker Kittler und Untersteiger Werner als Ansässige und Dynamitausgeber Döhler und Kassenschreiber Rockstroh als Unansässige. Dieser Wahlvorschlag dürste allgemeinen Anklang finden. Man hat damit Männer aufgestellt, von denen man weiß, daß sie das Wohl unserS durch den Rückgang deS Bergbaues in schwerer Lage befindlichen Bergstädtchens nach allen Seiten fördern helfen werden. X Brand, 4. Dezember. Gestern Abend fand im Äaale deS Gasthofs zum Kronprinzen ein vom Gesangverein „Sänger- kreiS" zum Besten des hiesigen Frauenvereins veranstaltetes Konzert statt. Der Besuch war ein so überaus großer, daß viele Besucher kaum Platz fanden. DaS reichhaltige, sorgfältig zusammengestellte Programm bot in reicher Abwechslung Gesänge für Männerchor, gemischten Chor, Quartette und Soli. Alle Darbietungen unter Leitung deS Herrn Oberlehrer Cantor Hart mann fanden reiche Anerkennung. Dem Frauenverein ist durch die Veranstaltung ein sehr erfreulicher Betrag s zugeflossen. - b Brand, 4. Dezember. Bei dem im Bau begriffenen Elektrizitätswerk der Erzgebirgischen Holz-Jndustrie-Aktiengescll- schaft wurde am Sonnabend die erste Lrchtprobe vorgenommen. Die Anlage funktionirte vorzüglich. Bei dem am Sonntag im „Kronprinzen" stattgefundenen Wohlthätigkeitskonzert des Gesang vereins „SängerkreiS" erstrahlte der Saal zum ersten Male in elektrischer Beleuchtung. Die Installation der Anlagen in den Häusern ist beendet, nunmehr erfolgt der Ausbau der Freileitung. Die an das Werk angeschloffenen Häuser haben einen Bedarf von über 600 Flammen. * ** Brand, 4. Dezember. Der Bau der neuen Corsetfabrik in Brand schreitet rüstig vorwärts, sodaß im Laufe des Januar 1900 wahrscheinlich schon mit der Ausstellung der Maschinen begonnen werden kann. Die Lieferung der „Phönix" Corset- Nähmaschinen sammt Kraftbetriebsanlage für dieselben ist dem Mechaniker JohS. Winter Freiberg, Erbischestraße (früher Enge gasse), übertragen worden. - d- Mohorn, 4. Dezember. Am Sonntag hielt der land- wirthschaftliche Verein unseres Ortes unter Vorsitz des Herrn Gutsbesitzer Kretschmar eine Versammlung ab, in welcher der Landtagsabgeordnete deS Bezirkes Herr Gemeindevorstand Rudel aus Deuben über schon erledigte und bevorstehende Landtags arbeiten und seine Stellung zu denselben sprach. Er verbreitete sich über Steuerreform, Vermögenssteuer, über das Ausscheiden der Grundsteuer, Einkommensteuerzuschlag, Erbschaftssteuer, Schenkungssteuer, Lehrergehaltsausbesserung, staatlichen Schutz für Hochfluthschäden, Fleischbeschau, Wegebaulasten unv das geplante allgemeine Baugesetz. Recht erfreulich für unsere Gegend war auch die Mitteilung, daß die geplante Theilstrecke Klingen berg, Naundorf, Niederschöna mit Anschluß an die Nossen-Wils- druffer Linie mit der Censur 1, also als ganz nothwendig ans der Liste stehe. — Durch Erheben von den Plätzen wurde dem Sprecher für seine interessanten Ausführungen der Dank der Versammlung. — Nach dem Vortrage überreichte der Vorsitzende mit Worten der Anerkennung Herrn Mühlenbesitzer Erler aus Ortstheil Grund ein Ehrendiplom wegen 25jLhriger Mitglied schaft im Vereine. - r- Mohorn, 4. Dezember. Immer mehr wird unser Ort durch Einbrecher beunruhigt. Dieser Tage haben dieselben dem Gutsbesitzer Bemtewitz einen Besuch abgestattet und Fleisch und Wurst mitgenommen. In Dresden ist, wie man uns von dort schreibt, der Bau eines steinernen CircuS wieder einmal beschlossene Sache. — Im nächsten Frühjahr „dürfte" der Bau auf dem Areal an der Fürstensrraße beginnen. Seitdem vor einigen Jahren der dort stehende hölzerne Circus niederbrannte, hat der Rath den Bau eines solchen nicht mehr genehmigt. Augenblicklich vollzieht sich in Sachsen ein Vorgang, der für das Land von größter Bedeutung ist. Die Hauptstadt des Landes steuert mit ihrer Bevölkerung auf die Bevölkerungsziffer von einer halben Million Seelen zu. Die statistisch berechnete Br- völkerungsziffer Dresdens hat nämlich die 400000 bereits überschritten. Sollte die Einverleibungssrage noch in Fluß kommen und sollten die großen Vororte Dresdens zu der Hauptstadt geschlagen werden, so dürfte die halbe Million bereits im Hoch sommer festzustellen sein. Die Schiffchensticker einer Schiffchenstickerei in Plaue» i.L. haben wegen Verweigerung einer von ihnen geforderten Lohn erhöhung die Arbeit eingestellt. Der betreffende Prinzipal soll bereits zweimal Lohnerhöhungen gewährt haben, so daß seine Sticker in einer Woche von 36 bis 46 Mk. freies Geld ausgezahlt bekamen. Auch in einigen anderen Geschäften ist von den Schiffchen stickern die Arbeit eingestellt worden. Von einem alten bergmännischen Weihnachtsbrauch in dem Bergstädtchen Schneeberg, das bekanntlich zu unserem Freiberg vielfach in Beziehung steht, wird in einem trefflichen Artikel Ler „Leipziger Zeitung", betitelt „Sang und Klang zur Weihnachts zeit im Erzgebirge" berichtet: In Schneeberg mit seinem schlanken Thurme auf stolzer Bergeshöh' bildet daS sog. „Thurmglückaus" ein festliches Ereigniß allerersten Ranges, dem wohl die ganze Einwohnerschaft sehnsuchtsvoll entgegenwacht. Horch! Da fchlägts vier Uhr! Einige Sekunden bangen Wartens — und nun erschallen majestätischen Klanges „vom Himmel hoch" in Lie stille schweigende Nacht hinaus gleich den Chören der himmlisch:» Heerschaa ren die gewaltigen Akkorde, freudekündend, trostspendend: „Glückauf, Glückauf, Glückauf! (ost wiederholt.) Der Bergfürst ist erschienen, DaS große Licht der Welt; Er heißet Rath, Kraft, Held; Auf, eilt, ihn zu bedienen, Aus, Knappschaft, komm zu Hauf! Die Wolken sind zerrissen, Es hat das Heil der Welt Sich willig eingestellt, Läßt sich im Fleische küssen — O höchst erwünschter Kauf! Herr, wend' von unsern Zechen Bruch, Unglück und Gefahr Und laß in diesem Jahr Reichhalt'ge Erze brechen, Vermehr' der Gänge Lauf!" Dieses „^yneebeiger Thurmglückauf" steht natürlich mit der Stadt als Bergstadt in engster Beziehung und weist aus je»« längst entschwundene Zeit zurück, wo allen») der Bergbau die Existenz der Stadt und ihrer Einwohner bedingte. Heute ist sä das anderS geworden; gleichwohl hängt Alt und Jung an dem „Thurmglückaus" wie an einem Evangelium und würde um keinen Preis das alte, ehrwürdige Lied mit seiner namentlich zur Nacht zeit so überaus wirkungsvollen, kräftigen Weise missen wollen.