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Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 06.12.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-12-06
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1878454692-189912061
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1878454692-18991206
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1878454692-18991206
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Freiberger Anzeiger und Tageblatt
-
Jahr
1899
-
Monat
1899-12
- Tag 1899-12-06
-
Monat
1899-12
-
Jahr
1899
- Titel
- Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 06.12.1899
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288 Lfr-iberg-r Anzeiger «nd Lagrbtatt. ^ette S- — S. De--Mv«r. - " 189S. NreNoren nych Buchhändler wollen Honorare zahlen. Un^ ktevern wollen die Czrnagorzen auch nicht zahlen, so sehr si ihren Fürsten lieben. Zu den unwirschen Gläubigern gehört der österreichische Staat. Gleich Bulgarien hat auch Montenegro im internationalen Postanweisungsverkehr bedeutende Beträge un- gedeckt gelaßen, Ferdinand und Nikita bedurfte» ihrer zu Aller- Mst persönlichen Zwecken. In Wien droht man, die stolze Villa Hauses Petrowitsch Njegosch unter den Hammer zu bringen. Für echtes Heidenblut hat unsere Zeit keinen Sinn." vereinigte Staaten. Der „TimeS" wird auS New-Jork telegrovhirt: Selten hat eine Rede eines Amerika freundlichen englischen Ministers in Amerika eine solche MeinungSverschieden-^ Heck hervorgerufen wie Chamberlains Rede in Leicester. Die Meinungsverschiedenheit wird in allen Tonarten ausgedrückt und wendet sich zum Theil gegen Chamberlain persönlich, durchweg aber gegen seinen Vorschlag einer „Allianz". Er hat den Feinden seines Landes, namentlich den Irländern, die lang ersehnte Ge legenheit gegeben, die Angriffe wider England zu erneuern, die s, lange durch die Kraft deS amerikanischen Wohlwollens nieder- gehalten waren. Niemand nimmt ein Büudniß an, Niemand vertheidigt Chamberlains Unbesonnenheit, die darin besteht, daß p: ein solches anbot, Nremand glaubt, daß ein Bündniß mner- halb der Möglichkeiten der amerikanischen Politik liegt. An Kries » Südafrika. In militärischen Kreisen London» ist man der Ansicht, daß General Buller nunmehr seinen Hauptschlag in Nasal führen müsse und durch die Ereignsse gezwungen werde, das Gefecht auf dem Gebiet anzunehmen, welches General Joubert gewählt habe. Der zuerst auSgearbcitete Plan der englischen Kriegführung be stand darin, den Oranje-Freistaat von der Kapkolonie aus anzu- greisen, indem man für die Truppen Gebrauch von den Eisen bahnlinien machen könne, welche nach dem Norden führen. Dieses Gebiet ist für die KnegSoperationen eines Armeecorps von rSMO Mann vortresslich geeignet, da sich dort ausgedehnte Ebenen und flaches Land befinden, welche für die Armee noth wendig sind, während in Natal die Wege zwi'chen Felsen und Gebirgsketten eingeengt sind, deren Höhen von den Buren besetzt sind. Man wollte dem ersten Plane zufolge auf Prätoria und Johannesburg losgehen und erst nachher den Buren in Natal in den Rücken fallen, aber dieser Plan ist nunmehr vollsiändig gescheitert. Im Londoner Kriegsamt spricht man offen die Mei nung auS, daß die Pläne der Engländer den Buren bekannt waren, und man stellt ebenfalls fest, daß General Buller nun mehr gezwungen ist, den Krieg aus dem vom General Joubert gewählten Gebiet sortzusetzen. Auch der militärische Mitarbeiter der „Time»" schreibt: „Dir Lehren, die uns im südafrikanischen Kriege bereits ertheilt wurden, sind zahlreich und schmerzlich. Wir haben diesseits der feindlichen Grenzen bereits 3500 Mann an Tosten, Verwundeten und Ge- sangenen verloren, zum Theil in Folge der hartnäckigen britischen Gewohnheit, einen Feind zu unterschätzen, der uns früher schon geschadet hat. Der FeldzugSplan in Natal war durchaus sehler- hast, auch die Zurückhaltung einer großen Civilbevöllcrung in Kimberley war ein Fehler und der Entschluß, Laoysmith, einen militärisch ganz unwichtigen Punkt, zu halten, war unverständlich. Taktisch bestanden unsere Operationen bisher hauptsächlich in Krontangriffen aus starke feindliche Positionen, kamen also den eigensten Wünschen der Buren nach Möglichkeit entgegen." — Aus Kapstadt wird übrigens mehreren Blattern gemeldet, daß im Nordosten der Kolonie etwa 2000 Afrikander sich deu Buren angeschlossen haben. Der „Sieg" Lord MethnenS am Modderfluß stellt sich immer mehr als vollständige Niederlage heraus. Das einzige Ergebniß war, daß die Burenstreilmacht von 2000 Mann vor der Uebermacht eine kleine Strecke zurückging, ohne daß es jedoch dem englischen General bisher gelungen ,st, den von jener Kolonne vertheidigten Flußübergang zu gewinnen. Seiten- der Transvaalgesandtschaft in Brüssel wird, wie man von dort be richtet, die Lage Methuens am Moddcrfluß sogar als sehr kritisch bezeichnet. Seine Verluste betrugen nicht, wie englischer- M angegeben, 500 Mann, sondern gegen 1500 Mann. Diese große Zahl der Todten und Kampfunfähigen erkläre seine bis herige völlige Unthätigkeit. Er habe nicht einmal zu hindern vermocht, daß die Buren inzwischen ein befestigtes Lager am Modverslusse errichteten. Dazu drobt ihm die Gefahr, von der Verbindung mit Kapstadt ganz abgeschnitten zu iverden. Eine Londoner Meldung besagt: Der Buren-Kommandant Grobler wirst olle verfügbaren Burencorps zwischen Aliwalnorth und Richmond gegen die Bahnlinie bei de Aar, um die Operations basis Methuens abzuschneiden und die Entsendung von englischen Verstärkungen zu verhindern. Die Generale Frefich und Gatncre sind beordert, Groblers Plan mit allen Kristen zu verhindern. Alle verfügbaren Verstärkungen sind ab gegangen. Das Kriegsamt in London hält drei Depeschen Bullers zurück. — Die Anordnung des Burensührers ist außer ordentlich verständlich: alle Kommandos auS dem Norden der Kapkolonie —> ihre Stärke wird aus 8000 Mann geschätzt — sollen sich westwärts gegen die Verbindungen Lord Methuens dirigiren. Von Colcsberg bis zu der Eisenbahnlinie de Aar- Hopctown sind eS 100 Kilometer, von Steinsburg bis Colesberg etwas mehr. Schwer zu sagen ist, wie die Generale French und Gatacre, die man in Naauwport und QueeuStown annehmcn muß, die- verhindern sollen. General French hat erst zwei Kavallerie-Regimenter zur Stelle, General Gatacre kann nun 7—8 Bataillone der 3. und 5. Brigade versammelt haben, aber Queenstown ist von de Aar 350 Kilometer entfernt. Dazu kommt, daß die Querbahnen, wie gemeldet wurde, zerstört find, und die Buren eine berittene Infanterie auf sogenannten „gesalzenen" d. h. akklimatisirten Pferden darstellen, während die irische und schottische Jnsanterie eben angekvmmen ist und in ihren Be wegungen von den Berpflegungskolonnen abhängt. So wird General Gatacre im Westen voraussichtlich zu spät kommen, während eine Offensive in nördlicher Richtung erst auf 400 Kilo meter Entfernung in Bloemfontein ein Objekt findet und äußerst gefährlich werden kann, da ihr alle jetzt noch von Methnen um gangenen Burenkommandos (16000 bis 18000 Mann) in der Flanke stehen. Ein Zusammenwirken mit den Truppen in Natal ist zunächst völlig ausgeschlossen, da die Entfernung Queenstown- Maretzburg rund 500 KUmueter beträgt und Querbahueu hier nicht vorhanden sind. Nun die wenigen Einzelmeldungen: London, 4. Dezember. Bureau Reuter" erfährt anS Kapstadt vom 28. November: Der Vormarsch Methuens gegen Kimberley beginnt jetzt unzweifelhaft den Feldzugsplan der Buren zu beeinflussen und erklärt wahrscheinlich den Rückzug des Feindes vom Mooifluß. Die Thatsache, daß die Buren» kommandos, welche anderswo dringend gebraucht werden,, sich fortgesetzt in den Grenzbezirten der Kapkolonie aufhalten, be stätigt die Ansicht, daß die B.u renentschlossensiud. all«- »»trntzietea. um die HgllL-der in der Kapkolonie für sich zu gewinnen, und wiewohl genaue Ziffern nicht erhaltbar sind, ist e- völlig sicher, daßdie HolländeringroßerAnzahlzumFelndeü^ e r- getreten sind und sich ihm noch weiter anschließeu. ES sind dies jedoch meisten» jüngere Leute, da die von Buller an» gedrohte Strafe für Untreue die eigentlichen Farmbesitzer von« Uebertritt zu den Buren abhält. — Eine Kapstadter Drahtung meldet, in den nordöstlichen Kreisen der Kapkolonie Hütten sich 2000 Kapholländer den Buren angcschlossen. Lourence MarqueS, 29. November. Hier sind Nachrichten auS Mafektng eingegangen, die bis zum 21. Novem ber reichen. Sie besagen, daß dort alles ruhig sei. Die Be schießung habe angedauert und beträchtlichen Schaden in der m der Stadt angenchtet bat, als bisher. Da- Liverpool-Reai- getrossen. Ein Hotel sei theilweise zerstört. Getödtet sei ,e- doch niemand. Die Garnison glaube zuversichtlich, sie werde sich halten können. London, 4. Dezember. „Mornina Post" veröffentlicht ein Telegramm aus Laoysmith vom 25. November, wonach bas Bombardement der Buren in der letzten Zeit viel mehr Schaden in der Stadt angrickstet hat, als bisher. DaL Liverpool-Regi ment und der noch vorhandene Rest der Gloncester-RcgimentS haben gestern 11 Todte und Verwundete gehabt. Es wurden auch mehrere Eivilisten und einige Mann von der Natal-Polizei truppe getödtet und verletzt. Die Stärke der Buren beträgt wahrscheinlich 10000 Mann. — AuS Estcourt meldet dasselbe Blatt vom 30. v. Mts., ein von den Buren freigelaffener Eng länder schätze die Zahl der in Colenso stehenden Buren auf 15 000 Mann, auch hätten dieselben 15 Geschütze in starken Stellungen. Das Kommando habe General Joubert selbst. London, 4. Dezember. Wie daS Blatt „Standard and Diaers News" mittheilt, hat die Regierung von Transvaal den Betrieb der Begbie-Gießerei in Johannesburg übernommen, in welcher Bomben und andere Geschosse hergtstellt werden. Drehbare Lafetten für die schweren Geschütze der Buren sind am letzten Montag nach der Front abgegangen. Einen Aussatz, der die StandeSehre im englischen Heere recht anmuthig beleuchtet, finden wir in der „Frkf. Ztg." Es heißt darin: Der Leser wird erstaunt sein, daß man auch in England die höchst merkwürdige Pflanze StandeSehre kennt und er wird noch mehr erstaunt sein, wenn er hört, daß diese StandeSehre der englischen Militärs noch weit über diejenige der kontinentalen Militärs gehen soll. Den Beweis dafür bietet ein Artikel in einem englischen Osfizierblatt, welche» u. A. schreibt: „Wir dürfen niemals vergessen, daß der Bur kein Soldat m unserem Sinne de» Wortes ist. Er ist nur ein Bürger, der kämpft, wenn er dazu berufen wird. Der Sinn für Ehre ist daher bei ihm nicht so ausgeprägt, wie bei unseren Leuten mit ihrer vorzüglichen Disziplin, ihrem Leprit äs oorp» und ihrer großartigen militärischen Tradition. Erstaunlich ist et freilich, Saß man in England nur dann die hohe StandeSehre deS Militärs anzuerkennen scheint, wenn ein Krieg tobt, denn in FriedenSzeiteu wird der an Ehre so hoch stehende Soldat auS englischen Wirt-Häusern gewiesen, weil der Wirth befürchtet, daß ,hm sonst die Bürger aus dem Lokal lausen. Selbst Unter offiziere können e» erleben, daß man ihnen sagt: „Soldaten erhalten hier nichts." — DaS läßt allerdings weder auf hohes Ansehen des Militärs, noch aus eine besonders entwickelte Standes- ehre schließen, und wer weiß, daß alle möglichen gescheiterten Existenzen, besonders solche, die den Unterschied zwischen Mein und Dein nicht recht begriffen haben, in der Armee eine Zufluchtsstätte suchen, wird ebenfalls darüber erstaunt fein, daß den englischen Soldaten ein« hohe StandeSehre innewohnen soll. Besehen wir uns aber diese StandeSehre einmal näher. Nach der Uebergab« der englischen Bataillone bei Ladysmith wurde von den englischen Soldaten mit maßlosem Erstaunen wahrgenommen, daß die Buren die ihnen von den Gefangenen entgegengehaltenen Geldbörsen mit Entrüstung zurückwiesen. Die Buren, das ging darau» klar hervor, waren eben Leute, die keine Ahnung von StandeSehre — nach englischen Begriffen hatten, sonst hätten sie wissen müssen, daß der Gefangene von^ dem Sieger auSgeplündert wird. Anfang» glaubte ich, daß man die Buren vielleicht für Barbaren gehalten und deshalb angenommen habe, daß sie die Gefangene» berauben würden. Heute weiß ich, daß die Ausplünderung des Feindes that sächlich zu den Privilegien des englischen Soldaten gehört, der nach Ansicht des Offiziersblattes eine so sein entwickelte StandeSehre besitzen soll. Es liegt nämlich aus Misjelborough ein Telegramm vor, welches bald nach der für die Engländer siegreichen Schlacht bei Elands- laagte ausgegeben wurde und durch die englische Presse ohne Kommentar die Runde macht. Die'eS Telegramm hat folgenden für unsere Ehrauffassung etwas überraschenden Inhalt: „Viele unserer Soldaten sind durch die ihnen zugefalleue Beute ganz reich. Pferde hatten am Soun'ag Morgen gar keinen Werth. Die Infanterie-Regimenter, welche mit dem Feind inS Hand gemenge gekommen waren, haben den besten Prosit gemacht. Ich sah einen Gordon-Hochländer, der ein nicht gut auSsehendes Pferd für drei Cigarette« verlauste. El» anderes Pferd erzielte gesattelt und gezäumt den Preis von 10 Mk. und 50 Pfg, ei» anderes wurde für 2,50 Mk. und eine Runde Whisky für sechs Personen verkauft. Mansergewehre waren für alle Preise zwischen 10 Mk. und 60 Mk zu haben und ein Füsilier hatte sogar das große Glück, eine Bricstasche mit Papiergeld im Werthe von 5400 Mk, zu erobern. Unsere Jungens paradiren jetzt mit goldenen Uhren, Ketten und anderen Schmuckgegenständen." — Die Blätter drucken diese Mit- thcilungen ohne Entrüstung ab, schimpfen dabei aber mit größter Entrüstung über die Räubereien der Buren, die sich unterstehe», in Feindesland Leben-mittel und Vieh zu requiriren. OerMcheS und Sächsisches. Freiberg, den 5. Dezember. — Bei der gestern ans Böhlitz - Ehrenberger Revier stattge fundenen königlichen Hosjagv kamen zur Strecke 2 Fasanen- hähne, 1 Fasancnhenne, 29 Böcke, 45 Nicken, 26 Hafen, 7 Kaninchen und 1 Raubvogel. Der König schoß 6 Böcke, 16 Ricken, 3 Hafen und 1 Kaninchen. Das Jagdfrühstück wurde im Ehrenberger Pflanzengarten eingenommen, während die Jagdtasek Abends r/,7 Uhr im königlichen Palais zu Leipzig stattfand. 8 Uhr 30 Minuten Abends verließ der König Mit Sonderzug Leipzig uud fuhr nach Strehlen zurück. — Das Befinden des Prinzen Friedrich August ist »ach wie vor ein recht befriedigendes. Nachdem der hohe Patient vor acht Tagen erstmalig das Bett verlassen hatte, hat Ler Prinz sich in kurzer Zeit soweit erholt, daß er in den letzten Tagen kleine Rundgänge und am Sonntag den ersten Abgang unternehmen konnte. — Bo» Landtage. Gestern hielten beide Ständekammern Sitzungen ab. In der zweiten Ka«»er lag zunächst szur allgemeinen Vorberathung der Bericht über die Verwaltung der Landes -Brandversicherungsanstaltin den Jahren 1897 und 1898 vor. Abg. MattheL bedauert den wenig aünst^n Abschluß betreffs derBrandentschädigungen und beklagt die hohen, sich auf 639 732 belaufenden Kurs verluste wahrend der Jahre 1897/98 in dem VermögenSbestand der Landes-Brandversicherungsanpalt. Weiter sprach Redner der König!. StaatSregierung seine Anerkennung dafür aus, daß sie der Verminderung der Blitzgefahr eingehendste Aufmerk samkeit gewidmet habe; es sei aber an der Zeit, daß noch mehr m dieser Hinsicht gethan werde. Wenn eS auch nicht nützlich sei, Blitzschäden ganz zu beseitigen, so seien sie doch sicher auf ein Minimum zu beschränken. Aba. Rentsch konstatirt mit Dank und Genugthuuna, daß die Beihilfen zur Verminderung der Feuersgefahr erhöht worden seien. In Anbetracht der auf dem Lande vorhandenen feuergefährlichen Gebäude möchte man in dieser Richtung nicht zu sparsam sein, und er bitte die Staatsregierung, auch ferner für Erhöhung dieser Beihilfe» besorgt zu sein. Abg. Man: Es seien in unserer Brändver- ficherung noch manche Mängel vorhanden, so sei es zu bedauern, oaß die Entschädigungen für solche Objekte, welche eigentlich nicht direkt durch den Brand, sondern mehr durch Maßnahmen der Rettung-- resp. Hilfsmannschaften zerstört worden seien, meist ohne Entschädigung blieben, wodurch bei den Betroffenen oft große Unzufriedenheit hervorgerusen werde. ES sei drin gend erwünscht, eine entsprechende Aenderuna der gesetzlichen Bestimmungen vorzunehmen. Der Landeskulturrath habe sich auch bereits mit dem Gegenstand beschäftigt und Redner hoffe, daß die Deputation, welcher das Dekret zur Berathung werde überwiesen werden, sich dieser Materie annehmen und entspre chende Anträge an die Kammer bringen werde. Abg. U h l - mann pflichtet den Klagen deS Abg. MattheS Uber zu geringe Coulanz der Brandversicherungskammer bei und erwähnt, daß sogar Beschwerden über gewisse Ungerechtigkeiten vorgekommen feien. Das Baugesetz werde verschiedene Aenderungtn der be züglich der Branvversicherungskammer bestehenden gesetzlichen Bestimmungen nothwendig machen. Die lebhaft« Benutzung der Explosionsversicherung sei zu begrüßen und er hoffe, daß es gelingen möge, diejenigen Gebäudekomplexe, die mit gut in- stallirter elektrischer Beleuchtungs- und Kraftanlage versehen eien, zu billigeren Prämien aufzunehmen. Etwas sei ja hierin schon geschehen, jedoch nicht nach der erwünschten Richtung. Red ner hofft, daß die Deputation Anträge einbringen werde, um Lie vorhandenen Härten abzumindern. Abg. Braun: Wenn «an den Brand der Kreuzkirche und der Zwickauer Kaserne in Be tracht ziehe, so sei der Abschluß doch nicht so ungünstig zu be zeichnen. UebrigenS hätte der Brand der Zwickauer Kaserne nie einen solchen Umfang annehmrn können, wenn sich die fis kalischen Baubehörden mehr an die Bestimmungen gehalten hätten, wie sie Privaten auferlegt würden. Ein erfreuliches Moment sei, der Rückgang der durchschnittlichen Entschädigung für einen Brand. Dies sei zurückzuführen auf die feuersicht- rere Bauweise und die Verbesserung der Feuerlöscheinrichtuugen. WünschenSwerth sei, daß die Unterstützungen für Gründung von Feuerwehren in noch etwas reichlicherem Maße erfolgten als bisher. Geh. Rath Dr. H a b erlorn erwidert dem Abg. Uhlmann auf seine Ausführungen betreffs der höheren Ein schätzung der Gebäude mit elektrischen Beleuchtung-- und Kraft anlagen, hebt die bestehenden gesetzlichen Bestimmungen hervpr und beruhigt den Abg. Uhlmann unter dem Hinweis darauf, daß die Ueoelstände durch eine entsprechend veränderte Klassi fikation ihre Erledigung finden wurden. Abg. Dieterich pflichtet den Ausführungen des Abg. May bei, bemerkt jedoch, daß man auf dem Lande oft froh sei, wenn überhaupt Jemand bei einem ausgebrochenen Brande freiwillig Hilfe leiste. Uebel stände zeigten sich bei organisirten Feuerwehren ebenstills usid man solle die sich aus einem energischen Vorgehen der Hilss- resp. Rettungsmannschaften, das doch meist auS dem Bestreben, rasch zum Ziele zu gelangen, hervorgehe, sich ergebenden bedau erlichen Vorkommnisse nicht allzu scharf beurtheilen. Ada. Horst glaubt, daß Mittel und Wege gefunden werden müß ten, um die Klagen aus der Welt zu schaffen. Der Gewährung höherer Beihilfen zur Ausführung von Neubauplänen standen gesetzliche Bestimmungen entgegen. Nach weiteren kurzen Be merkungen der Abgg. Uhlmann und Horst erklärt StaatSpri- nister v. Metzsch, daß der Wunsch nach Abänderung d«: in Frage kommenden gesetzlichen Bestimmungen ein in der-Kam mer allgemein verbreiteter zu sein scheine und daß, wenn auch im Lanvestulturrath über diesen Wunsch nicht allenthalben Uebereinstimmung geherrscht habe, doch zu betonen sei, daß bei Brandfällen, in denen derartige Fragen überhaupt spielten, schon gegenwärtig seitens der Behörden möglichste Coulanz be obachtet werde. Lor den gesetzlichen Bestimmungen müsse aber die abfchätzende Behörde Halt machen, da sie ja auch daS In teresse der Steuerzahler, also Derjenigen, die die Brandgelder leisten, zu vertreten habe. Die Aberkennung der Schädenvergü- tung erfolge eigentlich nur bei notorischen Kontraventionen. Wenn sich aber die Wünsche in der Richtung bewegten, gewisse Abschwächungen einer einschlägigen gesetzlichen Bestimmung vor zunehmen, so werde die Regierung, soweit möglich, denselben Rechnung zu tragen suchen und diese Möglichkeit würde um so eher geboten s« in, als man mit Rücksicht auf die neuen Justiz gesetze auch in der Lage sein werde, das Brandversicherungsgesetz einer Modifikation zu unterziehen. Nach dem Vorschläge hes Direktoriums wurde das Dekret hierauf einstimmig der Rechen- schaftsdeputation zur Vorberathung überwiesen. — Der zweite Gegenstand der Tagesordnung betraf die Schlußherathung über Kap. 27 und 28 des Staatshaushalts-EtatS für 1900/1901, aus den Staatskassen ruhende Jahresrenten usw betreffend (Berichterstatter Abg. Bunde). Die Kgmmer trat dem Anträge der Deputation, Kap. 27 auf den Staatskassen ruhende Jayresrenten, nach der Vorlage mit 407,143 Auf gaben und Kap. 28, Ablösung der dem Domänen-Etat nicht an gehörigen Lasten, sowie Abfindungszahlungen bei Reichtssirei sigkeiten mit 5000 Ausgaben zu bewilligen, debattelos und einstimniig bei. — Nächste Sitzung heute. — In der Ersten Kammer berichtete nach Entgegennahme deS üblichen Re- gistrandenvortrags Namens der zweiten Deputation Oberbüi germeister Beutler über den Gesetzentwurf wegen der vrö visorischen Forterhebuna der Steuern und Abgasen im Jahre 1900. Das Haus beschloß einstimmig dem Anträge der Deputation gemäß, dem Gesetzentwürfe in Uebereinstimm ung mit der Zweiten Kammer seine Zustimmung zu ertheilen. Schließlich nahm die Kammer die Anzeigen der vierten Depu tation über drei auf Grund von 8 23a und e für unzulässig erklärte Petitionen entgegen. — Nächste Sitzung Donnerstag. — Im Reichshau-haltSetat find für da- König reich Lachsen unter Anderem auSgesetzt erste Raten, theilSolö Bauraten, theilS atS erste Raten für Grundcrwerb oder sür Entwurf zu Magazinaniagen in Leipzig, Riesa, Bekleidungsamt in Leipzig infolge Errichtung eines zweiten Armeekorps, Jnsantenekaserne in Plauen, MontirunaStammer in DrrSde», Gruuderwerb in Leipzig sür 2 GaruisouKrchm, Kaserne für «ine
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