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Kreiverger Anzeiger und Tageblatt. Sette L. —12. Auguft. Zu spät! Zu spät! Es klang ihr ins Ohr. Es drohte ihr den Verstand zu nehmen. Was wollte sie thun? Wußte sie es selbst? Fliehen vor ihrer Angst, vor ihm! Als müßten in diesem Hause die Wände auf sie fallen, sie ersticken, sie zerschmettern. „Du!" Plötzlich stand sie vor ihr in der Thür. Steffie sah, wie sie vor ihr zusammenschreckte. Ein übermächtiges Mitleid mit ihr überkam sie. „Sei mir nicht böse, Leonie", sagte sie — deshalb komme ich zu Dir. Ich will thun, was Du verlangst." „Steffie!" schrie sie auf. Es war, als hätte sie ihr Leben, das schon Versalien war, zurückerhalten von ihr. Sie wäre vielleicht vor ihr m die Knie gesunken. „Sprich nicht mehr davon", sagte Steffie — cs soll Alles sein, als wäre nichts geschehen". Leonie hielt sie umschlungen. „Es wird Dir gesegnet werden, Steffie!" „Sprich nicht von mir!" Ihre Worte klangen wie eine wehe Klage, wie der Ton von einer zersprungenen Saite. Wieder schwirrte ein Gedankt, der ihr Furcht machte, Leonie durch den Kopf. „Curt ist bei Dir gewesen", sagte sie — „hast Du ihm etwas gesagt?" „Alles, Leonie. Ich konnte nicht anders. Ich hätte mich cchne ihn ja nicht zurrchl gefunden. Ich hätte ohne ihn Dir ia incht helfen können". „Er hat Dir zugerathen, es zu thun?" ^Frag mich nicht mehr!" Was kam cs auch darauf an? Sie war gerettet. Diese letzte Stunde lag hinter ihr wie ein wüster Traum. Es war Nichts geschehen. Immer wieder sprach sie auf Steffie ein. Wie Alles sich Steffie's Heirath. Roman von Heinrich Lee. (SV. Kortsetzmlg. (Nachdruck verboten.) Leonie stand, als Steffie bei ihr eintrat, im Begriff, sich an- Zukleiden. Seit sie Steffie verlaßen hatte, war ein Taumel, ein Fieber über sie gekommen. Sie sah sich nur der einen Frage gegen über: Was, wenn die Wahrheit an den Tag kam—undSteffies nunmehriger Widerstand mußte der Wahrheit unaufhaltsam den Weg zu „ihm" eröffnen, was würde er thun? Und wenn (er dann das Schlimmste von ihr dachte — wie konnte sie sich rechtfertigen? Wenn sie ihm sagen würde: „Ich bin schuldlos. Nur der Drang des Augenblicks hat mich verleitet, Dich zu täu schen. Ich bin Deiner Verzeihung werth — ich bin es werth geworden. Denn jetzt erst habe ich erkannt, daß Du allein mein sicherer Hafen bist und Gerade die Folgen jenes Augenblicks haben es mich gelehrt. Deshalb mußt Du und ich noch diesem Augenblick dankbar sein, ihn hinnehmen als eine segensvolle Fügung, statt ihn zu verdammen. Statt mich von Dir zu trennen, hat er mich zu Dir geführt. Nun halt mich fest, wie ich mich selber an Dich halten will für jetzt und alle Zeit!" — wenn sie ihm das jetzt sagen wollte, würde, ja konnte er ihr glauben? Es war unmöglich. Was sollte mit ihr geschehen? Erkannte sie erst jetzt das Glück, das ihr beschicken gewesen war, erst jetzt, wo es m Trümmern zu ihren Füßen lag? Jetzt, wo alle Erkenntniß für sie zu spät war? noch zum Guten wenden würde und was es der Trostgründe für sie noch mehr gab. Steffie erwiderte nichts mehr. Nur ein schmerzhaftes Zucken ging über ihr Gesicht. „Und nun wollen wir uns auf den Weg machen", sagte Leonie endlich — das Hübscheste, was wir finden, soll Dir ge hören. Von heut' ab bist Du mein Bijou, mein Schatz, mein Kind! Ich will nicht eher ruhen, als bis Du glücklich bist wie ich!" Sechstes Kapitel. Das Frühjahr neigte sich zu Ende. Die Hochzeit stand vor der Thür. Eine hübsche paffende Wohnung, in derselben Straße, in der „Obersts" wohnten, hatte sich nun glücklich gefunden, Leonie hatte für eine reizende Einrichtung gesorgt und die, ihrem Ge- schmacke entsprechend, vielleicht etwas zu luxuriösen Räume zu einem so traulichen und behaglichen Nest gestaltet, wie es für ein junges eheliches Glück gar nicht geeigneter gedacht werden konnte. geistigen Ausbildung gewesen sein. Die Unterweisung in der griechischen Sprache erscheint uns zur Vorbildung der künftigen Juristen in der That nicht mehr unbedingt nothwendig, wie denn auch früher schon bis zum Jahre 1836 die griechische Sprache für den angehenden Juristen in Preußen nicht obligatorischer Unterrichts- und Prüfungsgegenstand war." Eine Massenerkrankung ist, so meldet die „Braunschw. Landesztg.", unter den Mannschaften der beiden Regimenter in Braunschweig seit einiger Zeit cingetreten, über deren Ursache man bisher noch im Unklaren ist. Wie es heißt, sind Awa 80 bis 100 Soldaten, zumeist Angehörige deS Infanterie-Regiments Nr. 92, erkrankt und befinden sich zur Zeit im Garnisonlazareth. Die Krankheit äußert sich bei den meisten in gastrischen Erschein ungen. Mehrere der Erkrankten haben Erbrechen und Fieber von 39 bis 40 Grad, doch scheint die Erkrankung einen gut artigen Verlauf nehmen zu wollen. Um die Ursachen der Krank heit sestzustellen, haben umfaßende Nahrungsmittel-Untersuchungen stattgefunden, doch haben dieselben nichts ergeben, was mit den Erkrankungen in Zusammenhang gebracht werden könnte. Neuer dings vermuthet man, daß die erkrankten Leute etwa beim Baden in der Oker Wasser geschluckt haben und dadurch erkrankt sein könnten. Man hat daher das Baden bis auf Weiteres verboten und eine Probe des WaßerS zur Untersuchung nach Hannover gesandt. Oesterreich-Ungarn. ThunS Rücktritt? Der „Schles. Ztg." wird aus Wien geschrieben: Noch ist nicht entschieden, ob der Reichsrath im September oder erst im Oktober einberufen werden wird, als zweifellos gilt es dagegen, daß der Rücktritt des Kabinetts Thun fast unmittelbar auf die Einberufung des Par laments folgen wird. Wie es heißt, beabsichtigt die Regierung, dem Abgeordnetenhaus? als erste Regierungsvorlage ein Sprachen- gesetz zu unterbreiten, dieses aber mittels des § 14 zu oktroyiren, falls die Linke die Obstruktion ausnehmen, dadurch die Dele gationswahlen unmöglich, das Abgeordnetenhaus selbst aber wieder arbeitsunfähig machen sollte. Nach Oktroyirung des Sprachen- gesetzcs werde dann — so heißt eS — Graf Thun seine Mission als beendet betrachten und seinen Platz einem Andern räumcn. Diese Version über die Entwicklung der Dinge in der nächsten Zeit ist sehr plausibel, denn einerseits ist es dem Grasen Thun nachgerade unmöglich geworden, den parlamentarischen Karren wieder ins rechte Geleise zu bringen, andererseits aber würde sein Rücktritt von den Deutschen naturgemäß als eine Art Genug- thuung ausgefaßt werden und so die Hobe Erregung der deutschen Wählerschaften mildern, die ja bereits in Salzburg zu recht be- daueruswerthen blutigen Straßentumulten geführt hat. Gras Thun ist als Ministerpräsident unmöglich geworden. Ob er seinem Vaterlande den bessern Dienst leistet, wenn er vor oder nach der Einberufung des Reichsrathes geht, ist schwer zu beurtheilen, weil man über die Person seines Nachfolgers noch nicht im Min desten orieutirt ist, mithin auch nicht weiß, auf Grund welcher Verschiebungen in der parlamentarischen Konstellation dcrKabinetts- wechsel sich vollziehen wird. Von den einschlägigen Kombinationen ist die bemerkenswertheste wohl die, nach welcher die neue Ma jorität sich aus den Polen, der katholischen Volkspartei, den libe ralen Fraktionen des Abgeordnetenhauses und einem Theile der deutschen Volkspartei zusammensetzen soll, sodaß von den deutschen Gruppen tur die Christlichsozialen und die Deutschradikalen an der Majoritätsbildung nicht theilnehmen würden, letztere als Opposition auf jeden Fall, die Christlichsozialen als unabhängig« Gruppe, die von Fall zu Fall ihre Haltung gegenüber her Re gierung bestimmen würde. Eine derartige Lösung der Krisis ist >enkbar und würde auch beruhigend wirken unter her VorauS- etzung, daß in dem neuen Kabinett der Gegensatz zwischen klerikal >ezw. konservativ und liberal vermieden werden könnte. Davon wird «S hauptsächlich abhängen, ob das neue Kabinett eine vor. übergehende Erscheinung sei oder die Zeit gewinnen wird, die vielen wirthschaftlichen Aufgaben zu lösen, die seit Badeni uner ledigt geblieben sinh. Das Wiener Amtsblatt veröffentlicht in der DonnerStagS- Nummer 68 Erkenntnisse über hie Beschlagn ahmen von in- und ausländischen Zeitungen, die höchste Zahl, die seit der Widerstandsbewegung gegen die Nothverordnung erreicht wurde. Protestantisches aus Tirol. Gleich wie vor Kurzem in Gossensaß, fand auch in der lieblichen Festungsstadt an der Nordgrenz«^ Tirols am 23. Juli ein evangelischer Gottesdienst statt; es war dieser, wie die „Ostd. Rundschau" schreibt, der erste in Kufstein seit den großen Tagen der Reformation. Ein Saal deS Gasthofes „zur Post" war zu einer Kirch« umgewandtlt worden; aber keine „Heiligenbilder" oder dergleichen Aufputz war zu sehen, sondern nur ei» einfache- Kruzifix mit zwei brennenden Kerzen, umgeben von grünen Gewächsen, hielt das Auge des Eintretenden gefesselt. Und als der allverehrte Inns brucker Pastor, Herr Wehrenpfennig, eintrat und nach Begrüßung der anwesenden Gläubigen, worunter sich besonders zahlreiche Frauen befanden, sich selbst zum Harmonium setzte, um daS schöne Lied der evangelischen Christenheit: „Ein feste Burg ist unser Gott" zu begleiten, da ward wohl jedes Herz gerührt. Aber der Glanzpunkt des Gottesdienstes war unstreitig die von Ueberzeugungstreue, Milde und Friedensliebe getragene Predigt des Pfarrers Wehrenpsennig, der die Sittlichkeit und den Werth der Lehre Martin Luthers vertheidigte. Hoffentlich werden uuserr getreuen Kufsteiner in Bälde wieder Gelegenheit haben, d«u Worten dieses wahren Priesters zu lauschen und einem pro testantischen Gottesdienste beizuwohnen. Wie schon kurz gemeldet, ist eS in Cilli zuschweren Ruhestörungen gekommen. Die Exzeße wurden hcr- vorgerusen durch eine Agitationsfahrt czechischer Studenten, welche in Cilli die Verbrüderung der Nord- und Südslaven von Neuem proklamiren wollten und dadurch die dortigen Deutschen er bitterten. Der Draht meldet: Cilli, 10. August. Die Czechen wurden auf ihrer Agitationssahrt gestern mit Percatrusen empfangen. Zu ihrem Schutz rückte Militär aus, das einen Cordon bildete. Trotzdem gab es blutige Zusammenstöße. Die aus dem slavischen BereinshauS gehißte slavische Tricolore wurde auf behördlichen Auftrag eingezogen. Die nachts im Vereins- Hause von den Deutschen internirten Czechen verließen heute unter militärischer Bedeckung Cilli. Später gab cs noch weitere Szenen. Slaven, die das Vereinshans verließen, schoßen mit Revolvern aus dem Schatten auf die angesammelten Deutschen, von denen mehrere schwer verwundet wurden. Hierauf stürzten sich die Deutschen auf die Slaven, und es entstand ein entsttz- liches Blutbad. Ferner wird qus Wien gemeldet: Eine neue Nuance gab in Cilli die Theilnahme czechischer Damen an dcr ihm entrißen worden wäre. Er wäre sich wie ihr Schuldner vorgekommen, der an ihr noch etwas gut zu machen gehabt hatte und nun war es zu spät. Aber nein — es war nicht zu spät. Zum ersten Male hielt er es der Mühe werth, sich vorzustellen, daß sie ihn liebte. Das war nicht seine Schuld — auf welch« Weise aber hatte er es ihr vergolten?' „Wie hübsch Ihre kleine Braut geworden ist!" hatte die alte Excellenz zu ihm gesagt und was er erst für eine Einbildung, die ihn allein nur täuschen wollte, mißtrauisch anbesehen hatte, das wurde ihm nun von Anderen bestätigt. „Eine richtme kleine Lady ist sie geworden", fuhr die alte Excellenz fort und die gute scharfsichtige Dame hatte beinahe oder sogar vollständig Recht. Ja, er mußte eS sich schon gestehen: Das unscheinbare von einer alten abgelege nen Wiese her verpflanzte Gänseblümchen, das ihm in seiner Dürftigkeit nur gerade gut genug geschienen hatte, um bequem sich an die Centifolie zu halten, neben der es stand, das war Steffie nicht mehr. Ihre Veränderung hatte für ihn manch mal sogar etwas Räthselhaftes. Er spürte, daß selbst ihre Zärtlichkeit zu ihm nicht mehr die alte war. Etwas fremdes mischte sich ein, etwas zurückhaltendes, fast scheues. Wenn ihn jetzt manchmal der Wunsch überkam, allein mit ihr zu sein, so wußte sie immer einen Vorwand, um dem auszuweichen. Wenn er sie an sich ziehen wollte, so war es ihm, als dränge sich eine unsichtbare Macht zwischen ihn und sie und hielte sie von ihm zu rück. Wenn er ihre Lippen suchte, so gelang es ihm nur, ihre Wange oder ihre Stirn zu berühren. Auch ihr altes kind liches glückliches Lächeln hatte sie nicht mehr für ihn — wie überhaupt nichts mehr von einem Kinde in ihr war. „Was ist Dir, Steffie?" fragte er sie einmal — „Du bist gegen mich nicht mehr wie sonst." — „Nichts, nichts!" erwiderte sie fast heftig. „Doch, Du verbirgst mir etwas!" drang er in sie. Aber sie blieb dabei, daß er sich täusche. Weil er sah, daß er sie mit seinen Fragen quälte, so schwieg er und wiederholte sie endlich auch nicht mehr. Nur an Leonie wandte er sich deßhalb einmal. Seine Frage schien ihr Verlegenheit zu machen. „Was wird es sein?" erwiderte sie — „Steffie ist ein eigenartiges Geschöpf. Bis jetzt hat sie als Braut nur ihr junges Glück empfunden; jetzt, wo die Hochzeit immer näher rückt, kommt die Bangigkeit über sie. Das Beste ist, Sie laßen sie gewähren und achten nicht darauf. Wenn Sie erst in sie drängen, so verschüchtern Sie sie noch mehr. Laßen Sie sie, wie sie ist." Er gab sich mit dieser Antwort zufrieden. Warum sollte sie ihn auch nicht beruhigen? Was sollte es mit Steffie anders sein? Etwas Neues zog wieder in ihn ein. Je mehr sie sich ihm entzog, desto mehr drängte es ihn selbst zu ihr. Wenn er dem Tage, der ihn nun für immer mit ihr verbinden sollte, früher wie dem Mark stein entbegengesehen hatte, von dem ab sein Leben in eine graue Oede mündete, so erfüllte dieser Tag ihn jetzt mit einer Erwar tung, bei der sein Herz zu klopfen anfing, ja mit Ungeduld. Er hätte sie, die Widerstrebende, m solchen Augenblicken gewaltsam an sich ziehen können, sie zwingen, wie sehr sie auch vor ihm zitterte, ihm ihren Mund zu bieten, so fest mit seinen Armen sie umschlingen, daß sie fühlte, wie sie nun sein Eigenthum geworden war, und er ihr Herr. Wollte er ihr, wollte er Leonie verrathen, welche Veränderung in ihm selbst so vorgegangen war? Zögerte er nicht noch immer, es sich selber zu gestehen? Und gestand er es sich — was konnte es mehr sein, als eine vorübergehende Krisis? Steffie wurde seine Frau, das war entschieden und er hatte sich mit ruhiger Resig nation, sogar mit einer Art von Neugier, selbst mit allerlei ver worrenen Regungen, die etwas Verführerisches hatten, in sein Schicksal gefunden. Was brauchte es mehr?"... (Fortsetzung folgt.) ivachende Jüngling und der zum Riesen erstarkte Mann. Auch d« Rückseite des Sockels wird mit gleichartigem Schmuck aus- g^tattet. Interessant ist, daß der Kopf Bismarcks genau in der Höhe sitzen wird wie das Haupt des Ritters Georg über dem Wittelportal des Reichstagshauses. Dem Kopfe des Ritters Georg aber hat Meister Wallot die Züge des Kanzlers «eben lassen. Auf den Seiten des Plateaus werden zwei halb kreisförmige Wasserbassins von 40 Meter Durchmesser ange legt. In der Achse des Denkmalsplatzes, den Bassins zuge- iwandt, werden zwei mächtige Sandsteingruppen ihren Platz er halten. Auf der einen Seite zwei männliche sagenhaft-phan tastische Riesengestalten, auf der anderen zwei Wassernixen, aus deren Gefäßen reichlich Wasser sprudeln soll. Auch diese Werke sind Professor Reinhold Begas anvertraut, die Ausführ ung hat Bildhauer Ludwig Cauer übernommen. Die Ent fernung zwischen den beiden Sandsteingruppen, die das Pla teau in der Breite begrenzen, ist größer als die Breite dcr Säu lenhalle des Nationaldenkmals für Kaiser Wilhelm. Dement sprechend werden auch die Figuren alle in gewaltigen Dimen sionen ausgeführt. Wenn erst die Bäume entfernt sind und der Platz freigelegt ist, wird es zum ersten Male möglich sein, einen ungehinderten Ueberblick aus das Reichstagshaus zu gewinnen. Die Masse des Denkmals aber wird nicht so groß sein, daß es den Eindruck des imposanten Bauwerkes stören wird. Nach den Erfahrungen, die man mit der Mosaik am Kaiser Wil- Helm-Denkmal gemacht hat, soll das Plateau in anderer Weise ausgeschmückt werden; es wird bedeckt mit einem monumen talen und sehr kostbaren Granitplattenbelag, der allein eine Ausgabe von etwa 100 000 erfordert. Vorn bleibt ein großer Platz, der mit Mosaikpflaster bedeckt und durch sieben Stufen mit dem Denkmalsplateau verbunden wird. Außer halb der Bassins wird der llbrigbleibende Theil des Platzes mit herabgeneigten Rasenflächen ausgestattet und durch diagonale Zugänge von allen Seiten unterbrochen. Eine Eingabe um Zulassung der Realgymnasial-Abi- turienteu zum Studium der Rechte richtet Oberbürger meister AdickeS (Frankfurt a. M.) gemeinsam mit einigen anderen Vertretern von Stadtbehörden, mit Vertretern von Justizbehörden und mit 49 Frankfurter Juristen au das preußische StaatS- ministerium. In der Eingabe führen vr. AdickeS und Genoßen insbesondere auS: „Die Abiturienten der Realgymnasien haben sich, soweit wir ermitteln konnten, in allen ihnen eröffneten Be rufszweigen vollkommen bewährt; wir nennen besonders die Laus bahn des Offiziers, des Ingenieurs und Architekten, den höheren Post« und Telegraphendienst, das Forstfach, das Bergfach, die Mathematik und Naturwissenschaften und das Lehrfach der neueren Sprache atS solche Berufe, in denen auS dem Realgymnasium 'hervorgegangene Männer bedeutende Lebensstellungen einnehmen. In Wirklichkeit ist auch die juristische Laufbahn schon gegenwärtig den Realgymnasialabiturienten geöffnet, wenn auch erst nach Ab- 'legung der gymnasialen Ergänzungsprüfung. Und wir sind sicher, daß eine Statistik über das Fortkommen dieser Doppelabiturienten in der Laufbahn ein für dieselben durchaus günstiges Resultat haben würde; und doch haben diese jungen Leute daserforderliche Maß an griechischen Kenntnissen, meist wohl in längstens einem Jahre, nachträglich erworben. Unmöglich kann dieses hastige Be treiben der griechischen Sprache das Ausschlaggebende bei ihrer „Ich glaube, Steffie," sagte Brockstreek, als das Brautpaar zum ersten Male unter der Führung Leonies mit einander die fertige Wohnung besichtigte, — „wir wissen gar nicht, wie wir uns bei Leonie bedanken sollen." Er meinte das ganz aufrichtig. Ein merkwürdiges neues Gefühl durchströmte ihn jetzt, als er mit Steffie Zimmer für Zimmer durchwanderte, als er die frostigen, von seinem Bur schen kümmerlich besorgten Chambre-garnies, in denen er bis her gehaust hatte, mit allen diesen wohligen Eckchen und Fleck chen verglich, in denen er mit Steffie nun ein gemeinschaftliches Leben führen sollte. Das Grauen, das er einst in seiner Jung gesellenhäuslichkeit vor dem Bilde eines eigenen häuslichen Herds empfunden hatte, schien fast aus ihm entschwunden. Sonderbare Phantasien gaukelten vor seinen Augen. In: Speisezimmer sah er Steffie, in ein hübsches Hauskleid gehüllt, am weißgedeckten Tische sitzen, die Theemaschine brodelte, die Hängelampe warf ihren Schein herab und sie waren in der ver schwiegenen Stille mit einander allein. Im Herrenzimmer, wo er mit mit einigen befreundeten Kameraden, die er zu sich ge laden hatte, gemüthlich bei der Havannah und einem guten Tropfen saß, schob sich der Vorhang zurück und wieder war es Steffie, die üoer die Schwelle trat, nur um für einen Augen blick mit all der zierlichen Anmuth, die ihr eigen war und die ihr Niemand absprcchen konnte, den Herren einen guten Abend zu wünschen. Oder sie stand auf dem Balkon und wenn er Morgens in der Frühe das Haus verließ, zu Fuß oder zu Pferde — denn die Stallung befand sich gleich rm Hof — so wehte sie ihm grüßend mit dem Taschentuch hinunter und in ihrem blonden Haar spielte der Morgenwind, daß er meinen konnte, die feinen goldenen Strähnchen bis von dcr Straße ans zu sehen. Auch hätte er ja mit Blindheit geschlagen sein müssen, wenn er die Veränderung, die mit ihr vorgcgangen war, in ihrem Aeußeren und in ihrem ganzen Wesen, nicht endlich be merkt hätte. An jenem Sonntag-Nachmittage hatte es ange fangen. Es sträubte sich etwas in ihm, sich das zu gestehen, und als Leonie ihm dann es auf den Kopf zusaate, so ärgerte sie ihn nur damit und er machte sich lustig über sich selbst. Noch ;etzt nach so viel Wochen fühlte er die Besorgniß nach, die ihm der plötzliche Unfall, der ihr am Abend dieses Tages zugestoßen war, bereitet hatte und die nicht eher nachließ, als bis er am nächsten Tage, als er sich erkundigen kam, die Gewißheit erhielt, daß sie wieder völlig hergestellt war. Der seltsame, so abgele gene Gedanke kam ihm damals, wie ihm zu Muthe gewesen wäre, wenn sie ernstlich, tödtlich krank geworden, ja, wenn sie