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s». Arekderger Anzeiger und Tageblatt. Seite 4» — 2S. April. UN lebensgroß m echt«» Golde erscheine«. Di« Statue ist auf Be stellung von Verehrern der Künstlerin bereits fertig gestellt und hat eine« Werth von 1'^ Millionen Franken. Der Kunstwerth scheint aber dem Matettalwerth nicht zu entsprechen, denn die Aussteller haben schon jetzt bestimmt, daß die goldene Miß Adams die Ausstellung nicht lange überleben, sondern gleich nachher zu Dollarstücken umgeprägt werden soll. DaS ist vernünftig, denn daS Standbild verzehrt jährlich etwa 7000!) Franken an Zinsen. Poetischer denkt die schöne Pariserin, Mademoiselle Emma Calvö, die bei dem Bildhauer DenyS Puech ihr Grabdenkmal bestellt hat und dieses ebenfalls ausstellen will: Ophelia, mit den Zügen der Künstlerin, die von Geisterstimmen zum Tode gerufen wird. * Eine furchtbare JamMentragödie wird aus Berlin gemeldet. In dem Hause Nr. 54 der Schönhauser Allee hat der HandelSman» Wilhelm Histermann, ein Mann von 38 Jahren, seine 9 und 6 Jahre alten Töchter Margarethe und Erna ermordet und dann seinem eigenen Leben ein Ende gemacht. Histermann hatte eine Wittwe Platz geheirathet, die auS erster Ehe eine Tochter und einen Sohn Otto hatte. Die Tochter wohnt bei ihrer Großmutter, der Sohn, jetzt Schriftsetzerlehrling, bei den Elter«. AuS der Ehe des Histermann gingen zwei Töchter hervor, Margarethe und Erna. Histermann war früher in großen Ge- schäfteu als Buchhalter gewesen, kam aber durch unverschuldete Ächicksalsschläge, namentlich durch Krankheit, immer mehr zurück und hatte zuletzt euch noch daS Unglück, fast ganz zu erblinden. Seit mehreren Jahren suchte er als Händler aus Jahrmärkten u. s. w. de« Lebensunterhalt für seine Familie z« erwerben, mit der er seit dem Mai 1897 in dem genannten Hause im Keller d«S Quergebäudes eine Stube mit Küche bewohute. Die Lage der Leute wurde immer trauriger, da Histermann seiner Auge» wegen nicht mehr Handel treiben konnte. Die Familie bezog nun eine Armenunterstützung von monatlich 15 Mark. So viel als möglich suchte die Frau durch Auf- wartearbeiten und Waschen zu verdienen. Histermann hatte schließlich uoch daS Unglück, seine Brille zu zerbrechen, und da er nicht die Mittel besaß, eine neue zu kaufen, war er völlig hilflos. Am Mittwoch Morgen gingen Frau Histermann und ihr Sohn auf Arbeit, die beiden Mädchen in die Schule. In der Einsamkeit scheint dann den Mann die Verzweiflung gepackt zu habe«. Als die Töchter nach Hause kamen, fanden ste den Vater beim Briefschreiben. Was weiter geschehen ist, weiß man im Einzelnen nicht. Niemand hat davon etwas gehört oder ge sehen. Als Otto Platz abends spät von seiner Lehrstelle nach Hause kam, sand er die Wohnung verschlossen, klopfte wiederholt, erhielt aber keine Antwort, obwohl innen Licht brannte. Erging schließlich »um Verwalter. Dieser schraubte das alte Kastenschloß ab. Mittlerweile war auch Frau Histermann von der Arbeit gekommen. Den Eintretenden bot sich ein so entsetzlicher Anblick, daß die Frau sofort ohnmächtig zusammenbrach. Mit durch schnittenem Halse lagen die beiden Mädchen angelleidet als Leiche», Margarethe aus dem Bett, Erna auf dem Sopha; Histermann selbst hatte sich an einem Wandhaken erhängt. In einem Briefe, den er auf den Tisch gelegt hatte, theilte er mit, daß ihn zu der entsetzlichen That die Furcht getrieben habe, für seine Familie gar nicht mehr sorgen zu können und die Wohnung räumen zu müssen, für die er bereits ein Vierteljahr lang die Wiethe schuldig war. Der Hausverwalter hatte indessen gar nicht daran gedacht, ihn zu drängen, da er wußte, daß die Leute thaten, was in ihren Kräften stand. — Die Polizei ließ die » Wohnung schließen. Frau Histermann ist schwer erkrankt und sammt ihrem Sohne von einer Schwester vorläufig ausgenommen. * Negerlynchungen. Im Staate Georgia hat dieser Tage der Negerhaß, der in ganz Amerika herrscht, aber nament lich in den südlichen Staaten der Union bisweilen zu grausamster Barbarei ausartet, zu so sürchterlichen Unthaten geführt, wie selbst in den barbarischsten Zeiten und bei den barbarischsten Völkern nicht schlimmere vorgekommen sind. Was den un menschlichen Haß der Weißen gegen die Neger noch einigermaßen erkläre» könnte, ist die Thatsache, daß einzelne Neger sich bis weilen in mehr oder weniger bestialischer Weise an weißen Frauen vergreifen, und ein solcher Fall gab auch dieses Mal die Veranlassung. Ein Neger, Namens Sam Hose, hatte einen Farmer, NamenS Cranford getödtet und seme Frau überfallen. In der Nähe der Stadt Newnan in Georgia wurde Sam Hose in Gegenwart einer schreienden Menge von etwa 2000 Menschen gelyncht. Er wurde an einen Baum gebunden und Reisig bündel wurden unter ihm ausgeschichtet. Dann wurde er in der unmenschlichsten Weise gefoltert, indem man ihm die Ohren, Finger und andere Theile des Körpers abschnitt. Hose bekannte den Mord Cranfords, fügte jedoch hinzu, daß er dafür bezahlt worden sei. Er bestritt dagegen, Cranfords Frau vergewaltigt zu haben. ES heißt, daß Hose einen schwarzen methodistischen Prediger Namens Strickland als seinen Mitschuldigen bezeichnete. Dann wurde Hofes Körper mit Oel begossen und die 'Reisig bündel wurden angezündet. Als die Flammen hinaufflackerten, suchte Hose sich mit furchtbarer Gewalt vom Baume loszurcißen, und er riß den obersten Theil der Kette, mit der er am Baume angebunden war, durch. Sein Körper war infolgedessen nur bis zur Hüfte an den Baum gefesselt, und sein nach vorn ge beugter Oberkörper wurde von den Flammen, die um seine Füße herumzüngelten, nicht berührt. Einer der Lyncher drückte den Oberkörper des Negers an den Baum zurück und band die zerrissene Kette wieder zusammen, indem er sagte: „Geh zurück in das Feuer da!" Der . Körper des verbrannten Negers war noch nicht erkaltet, als man ihn i« Stücke schnitt und die Knochen in kleine Theile zermalmte. Sogar der Baumstamm, an dem der Neger verbrannt war, wurde zerstückelt und die einzelnen Theile wurden als Andenken davon getragen. Ein früherer Gouverneur Namens Atkinson rief der erregten Menge zu, sie solle doch der Justiz ihren Lauf lassen, und er drohte sogar, gegen einige der Lyncher, die er erkannt Me, als Zeuge aufzutreten, aber man bedrohte ihn mit Er- ichießen. — In der Nähe von Palmetto in Georgia hängte man dann, ebenfalls in Gegenwart einer großen Menschenmenge, den schwarzen Methodistenprediger Strickland, von dem Sam Hose zwölf Dollar für die Ermordung Cranfords erhalten zu haben behauptete, und außerdem einen anderen Neger Namens Sewall, der gesagt hatte, der Tod jedes einzelnen Negers solle gerächt werden. Nachdem diese Beiden gehängt waren, schnitten die Lyncher die Ohren, Finger u. s. w. von den Leichen ab, und diese Leichentheile wurden als Andenken gekauft und verkauft. Dabei wurde gelacht und gescherzt und die Leute überboten einander an Angeboten für diese Andenken. Darauf zog die ganze Menge der Lyncher durch die Stadt, wo sie von der jubelnden Bevölkerung empfangen wurden, und man schlug Plakate mit den Worten: „Wir müssen unsere Frauen schützen" an. Man fürchtet, daß die Neger Rache nehmen werden, und darum soll der Gouverneur um Absendung von Truppen ersucht worden sein. Der Gouverneur Candler soll übrigens selbst gesagt haben, die Neger seien allein schuld daran. Es heißt auch, daß in allen Südstaoten der Union diese Grausam ¬ keiten gebilligt werden und daß man dort überall sagt: „ES ge* schieht den Negern recht!" In den übrigen Theilen der Ver einigten Staaten herrscht dagegen äußerste Entrüstung. * Wegen der Erbschaft deS Herzog- von Braunschweig war, wie erinnerlich, die Stadt Genf von der Familie Collin- de Civry verklagt worden. Die CivryS machten Anspruch auf die Millionenerbschaft, weil ihre Mutter, Wilhelmine de Civry, geb. Collmar, eine natürliche Tochter des Diamantenherzogs gewesen und von diesem auch als solche anerkannt worden sei. Zum Be weis hiervon wurden verschiedene Dokumente vorgelegt, die sich zum Theil als Fälschungen erwiesen. Vom Civilgericht der Seine in Paris im Jahre 1896 abgewiesen, zogen die CivryS, die, wie es jcheint, „Antheilscheine" auf ihre künftige Erbschaft ausgegeben hatten, den Prozeß weiter, und kürzlich hat nun auch der Pariser Appellationshof gegen sie entschieden. Die Sache ist insoweit endgittig entschieden, und die Stadt Genf, die übrigens diebraun schweigischen Millionen längst verwendet hat, braucht sich keine nachträglichen Sorgen mehr zu machen. Allein die Sache könnte noch ein kriminelle. Nachspiel haben. Es hat sich nämlich, wie Genfer Blätter berichten, herausgestellt, daß die Erbprätendenten seit dem Spruch des Civilgerichts neue gefälschte Akten beigebracht haben, namentlich eine angeblich im Jahre 1835 in Kiel gedruckte Schrift, die den Beweis führte, daß der Herzog die „Gräfin Colville" förmlich als seine Tochter anerkannt habe. Die Fälschung wurde sowohl auf Grund mehrerer in der Druckschrift vorkommender Anachronismen, als auch durch das Zeugniß von Buchdruckern und Schriftgießern nachgewiesen. Die „Grafen von Civry" dürften sich nun mit den Besitzern der Antheilscheine auS- einanderzusetzen haben. * Eine geheimnitzvolle Angelegenheit beschäftigt jetzt die Wiener Gerichte. Es handelt sich um einen Mordanschlag, der durch Gist gegen das Leben eines Aristokraten versucht worden ist. Wer der Thäter ist und worin die Motive bestanden, ist bis jetzt unaufgeklärt. Wohl »st eine Verhaftung erfolgt, die des Dieners des Aristokraten, doch liegt nicht einmal das Gut achten der Sachverständigen über das Vorhandensein und die Art des Giftes vor. Der Sachverhalt ist folgender: Im 6. Bezirke in Wien wohnt ein aristokratischer Rentier, der früher Gutsbesitzer war und in Wien ein großes Haus führt. Im Hause wird für die Herrschaft und für die Dienerschaft der Kaffee separat gekocht. Vor Kurzem servirte der Diener Johann K., ein 19 jähriger Bauernbursche, wie sonst den Kaffee dem Herrn. Der Schaale entstiegen Dämpfe, die eigentümlich rochen. Schon als der Aristokrat die Taffe an den Mund ansetzte, verspürte er einen eigenartigen Geruch wie nach Phosphor, und als er einen kleinen Schluck gethan, verursachte dieser auf der Zunge ein leichtes Brennen. Sofort verfiel der Herr auf die Idee, daß gegen ihn ein Mordanschlag durch Gist geplant sei. Der Rest der für die Herrschaft bestimmten Dosis wurde aufgehoben und der Behörde zur Untersuchung übergeben. Eine Person aus der weiblichen Dienerschaft kam zuerst in Betracht. Sie sollte wegen ihres un gehörigen Benehmens und ihrer Klatschsucht entlassen werden, und ihr war bereits gekündigt. Der Verdacht erwies sich vorläufig als nicht stichhaltig. Auch aus den oben erivähnten Diener des Hauses Johann K. erstreckte sich der Verdacht, zumal da er eS war, der den Kaffee servirt hat. Er war der Herrschaft schon lange durch sein hinterhältiges und scheues Benehmen ausgefallen. K. hatte mit dem früheren Stubenmädchen des Hauses ein Ver- hältniß gehabt, und die Magd war auch seinethalben entlassen worden; mit demlgegenwärtigen Stubenmädchen lebte er in Feind schaft. Obwohl seine Thäterschaft nicht erwiesen ist, ergaben sich Umstände, die es nöthig machten, ihn in gerichtliche Verwahrungs haft zu bringen. * Was der in Berlin soeben verhandelte Rordprozetz Guthmann kostet, davon werden sich die Wenigsten eine an nähernd richtige Vorstellung machen. Nahezu ein Jahr ist seit der That vergangen, die polizeilichen Ermittelungen waren be sonders zeitraubend und erschwert, also auch entsprechend kost spielig. Von kundiger Seite werden die Gesammtausgaben auf rund hunderttausend Mark geschätzt, wovon etwa der vierte Theil auf ven Prozeß selbst in Folge des großen Aufgebots von Zeugen, Sachverständigen u. s. w. entfällt. * Chinefische Erfindung. Ein schönes Beispiel der Un- wiffenheit, die in chinesischen Regierungskreisen noch immer vor herrscht, ist folgende Thatsache, die soeben aus Peking gemeldet wird: der Großrath genehmigte jüngst mit der höchsten Be geisterung eine von dem General der Truppen von Kansu erfundene neue Waffe. Dieselbe besteht aus einem 3 Fußlangen dicken Stücke Holz, an welchem eine, wie eine Schaufel geformte scharfe Eisenplatte befestigt ist. Der General glaubt, daß chinesische Soldaten mit dieser Waffe im Stande fein würden, ihre Feinde mit einem Streiche zu enthaupten. * Vorbereitung. Wirth: „Ja, Seppel, was ist denn das, Du holst heut' schon die zehnte Maß, was ist denn los bei Euch daheim?" — Seppel: „Ja, wissen S', der Vater hat morgen einen Trinkspruch ansznbrmgen und da probirt er heut das Aus trinken aus einen Zug. * Das Ehcprovlem. Das Luzerner Tagblatt veröffent licht unter dem Titel „Eheliche Unterhaltung" den nach folgenden häuslichen Dialog: Sie: „Ich glaube, Karl, Du liebst mich nicht mehr!" Er: „Ach, sei doch nicht so närrisch!" Sie: „Da haben wir es ja! Du bestätigst ja selbst, was ich eben gesagt habe. Sei nicht närrisch! Hast Du früher je so zu mir gesprochen, bevor wir verheirathet waren?" Er: „Nein, mein Kind!" Sie: „Damals war mein kleinster Wunsch Dir Befehl; da mals setztest Du Dich nicht wie eine Puppe hin, rauchtest 'ne Ci garre und lasest die Zeitung, wenn ich im Zimmer war; damals suchtest Du mir jeden Wunsch zu erfüllen und trachtetest stets danach, mir alle möglichen Gefälligkeiten und Aufmerksamkeiten zu erweisen." Er: „Das ist wahr!" Sie: „Damals warst Du auch nicht so schläfrig und lang weilig wie jetzt, Du warst geistreich, energisch, muthig . ." Er: (aufstehend): „Liebes Kind, hast Du schon einmal einen Jungen gesehen, der auf einen Apfelbaum geklettert ist, um sich einen Apfel zu holen?" Sie: „Jawohl, aber " Er: „Laß mich ausreden! Er klettert und klettert, bis er den Apfel hat, nicht wahr?" Sie: „Natürlich!" Er: „Aber wenn er ihn hat, klettert er dann noch weiter?" Sie: „Nein, das hat er aber auch gar nicht nöthig." E r: „Sehr richtig, das hat er nicht nöthig! — Also, Du bist der Apfel und ich bin der Junge! Ich habe Dich, warum soll ich da noch weiter klettern?" Sie (in heftiges Schluchzen ausbrcchend): „O ich armer, unglücklicher Apfel!" Kunst, Wissenschaft, Literatur. * I» nächster Zeit erscheint bei C. Seyffarth, Liegnitz, eine neue Ausgabe der sLmmtlichen Werke Joh. Heinrich Pestalozzis, bearbeitet von Oberpfarrer Seyffarth in Liegmtz und durchgesehen von Professor vr. O. Hunziker in Zürich. Sie verspricht nicht nur die vollständigste, sonden — dafür bürgen die Namen Seyffarth und Hunziker, welche als die besten Pesta lozzi-Kenner gelten — die gediegenste zu werden. ** Tamoa. Ein Großfoliöheft mit 38 Abbildungen, 3 Katten und erläuterndem Texte. Preis geheftet 60 Pf. Verlag von I. I. Weber in Leipzig. Die Irrungen und Wirrungen auf Samoa drohten noch vor wenigen Tagen zu tiefgehendster Ver stimmung zwischen den drei Vertragsmächten der Samoaakte vom 14. Juni 1889 zu führen. Heute scheint zwar der Weg zu gegenseitiger Verständigung gesunden zu sein; solange derselbe aber noch nicht zum Ziele geführt hat, bleibt daS Interesse rege ür den vielgenannten Südseearchipel, seine wirthschaftliche Bedeutung, die dortigen Parteien und die Ereignisse, die sich daselbst seit August v. I. abgespielt haben. Erne Orientirung nach diesen Richtungen, wie sie anschaulicher, knapper und schneller kaum gedacht werden kann, giebt das soeben erschienene Heft „Jllustrirte Zeitfragen: Samoa", mit 38 lebensvollen, fesselnden Abbildungen meist neuesten Datums, drei Karten und anregend geschriebenem Texte. Neueste Nachrichten. Köln, 27. April. Nach sechstägiger Verhandlung wurde in der Nacht daS Urtheil gegen die Rentnerin Gruetters und deren Tochter Frau Große wegen Beihilfe zur Fälschung von Bank noten der „Honkong- and Shanghai-Banttng-Corporation" durchs das Schwurgericht gesprochen. Die Gruetters wurde zu 3 Jahren Zuchthaus und 5 Jahren Ehrverlust verurtheilt, wovon 7 Monate auf die Untersuchungshaft angerechnet werden; die Große wurde unter Zubilligung mildernder Umstände zu 3 Monaten Gefängniß verurtheilt, welche als verbüßt erachtet werden. Würzburg, 27. April. Amtlich wird bekannt gegeben, daß einige ins Dettelbacher Distriktskrankenhaus eingelieserte russische Landarbeiter an den echten Pocken erkrankt sind. Liverpool, 27. April. Die Afrikapost meldet, daß die Engländer im Schutzgebiet deS Niger bei der letzten Expedition 50 Dörfer der Eingeborenen in Brand gesteckt haben, wobei sic 10000 Enfield-Gewehre vorgefunden haben. Paris, 27. April. Dem „Temps" zufolge dankte der Fürst von Monaco dem Kaiser Wilhelm für die Uebernahme des Protektorats des ozeanischen Museums. Der Kaiser drückte in seiner Erwiederung die besten Wünsche für die zukünftige Ent wickelung des Museums aus und gedachte der mühevollen Forschungen des Fürsten, welche soviel beitrugen, das Licht der Wissenschaft in das geheimnißvolle Dunkel des Meeresgrundes eindringen zu lassen, und welcher durch unermüdliche Unter suchungen das menschliche Wissen auf Gebiete geführt habe, deren Wichtigkeit noch nicht allgemein anerkannt werde. Paris, 27. April. Die Verhaftung du Paty de Clame's wird in hiesigen informirten Kreisen für unmittelbar bevorstehend angesehen. Paris, 27. April. Der Vortrag deS revifionsfreundlichen Professors Duruy in der polytechnischen Hochschule wurde gestern durch eine lärmende Demonstration der Hörer unterbrochen. Der Professor sah sich genöthigt, den Saal zu verlaffen. Nizza, 27. April. Der Zustand der Ex-Kaiserin Eugenie ist besorgnißerregend; sie ist bettlägerisch und theilweise gelähmt. Gestern stattete ihr die Königin Vittoria von England einen Besuch ab. Kanea, 27. April. Die Deputirtenkammer hat unter Um- stoßung ihres früheren Beschlusses, nach welchem die Metzeleien in Kandia nicht aks politische Verbrechen zu betrachten seien, be schlossen, dieselben doch als solche zu betrachten. Demnach sollen auch die Muselmänner, die an den Metzeleien in Kandia betheiligt waren der Amnestie theilhastig werden, mit Ausnahme derjenigen, die durch den internationalen Gerichtshof verurtheilt worden sind. Die Kammer nahm ferner eudgültig die Verfassung mit emigeo Abänderungen an. Eigene Drahtberichte. (Rach Schluß der Redaktion eingegange«.) Dresden, 28. April. Der König begiebt sich heuteNach- mittag nach Sybillenort, wo die Ankunft abends ^10 Uhr erfolgt. Der Aufenthalt ist bis mit Mitte Juni in Aussicht ge nommen. Dresden, 28. April. Prinz und Prinzessin Friedrich August sind heute Vormittag mit den 3 kleinen Prinzen auf dem Leipziger Bahnhose eingetroffen. Bevor sich die Herrschaften nach Wachmitz begaben, begrüßten sie den König und den Prinzen Georg. Berlin, 28. April. Die Postkommisüon des Reichstags lehnte den Zeitungstaris, - wie er in der Vorlage aufgestellt ist, sowie die vier dazu gestellten Anträge ab und setzte eine Sub kommission ein. Berlin, 28. April. Die Wahlprüfungskommission deS Reichstages beanstandete die Wahl des Abgeordneten vr. Hasse- Leipzig. Berlin, 28. April. Im Vorort Steglitz sind heute früh in Abwesenheit der Mutter drei Kinder durch Rauch erstickt. Wien, 28. April. Gestern Abend schoß im Hofe deS Palais der Erzherzogin Matta Theresia der dort gestellt Militärposten auf einen Gärtnergehilfen und verwundete ch» schwer, lieber den Sachverhalt haben der Posten und der Gärtnergehilfe einander widersprechende Aussagen gemacht. Der Militärposten gab an, unanständiges Gebühren deS Gärtner« gehilfen habe ihn zu dem Schuß veranlaßt. Untersuchung ist im Gange. Paris, 28. April. Der „Figaro" veröffentlicht die Aus sagen Esterhazys vor dem Kassationshofe, in denen der Major von seinen Erlebnissen erzählt von dem Tage an, an dem er durch einen anonymen Brief benachrichtigt wurde, daß man ihn anzeigen werde, bis zum Dezember 1898. Die Aussagen Ester hazys sind durch seine eigenen Veröffentlichungen bereits bekannt. Ferner veröffentlicht der „Figaro" den gleichfalls bekannten Brief Esterhazys, worin er behauptet, im Auftrage des Nachttchten- bureauS Spionage getrieben zu haben. MaVri-, 28. April. Der oberste Gerichtshof bestätigte die bisherige» Urtheile der militärischen Ehrengerichte, durch