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Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 29.04.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-04-29
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1878454692-189904292
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1878454692-18990429
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1878454692-18990429
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- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
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Zeitung
Freiberger Anzeiger und Tageblatt
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Jahr
1899
-
Monat
1899-04
- Tag 1899-04-29
-
Monat
1899-04
-
Jahr
1899
- Titel
- Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 29.04.1899
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1899 ES gewinnt den Anschein, als solle mit der Kalenderreform in Rubland nun doch endlich Ernst gemacht werden. Bereits seit Wochen haben angesehene Blätter Petersburgs und Moskaus auf die Uebelstände hingewiesen, die in Folge der alten julianischen Zeitrechnung für Rußland mit dem Beginn des 20. Jahrhunderts Platz greifen müßten. Neuerdings hat nun die astronomische Gesellschaft die Sache m die Hand genommen und ein eingehendes Gesuch an die Regierung gerichtet, worin sie darlegt, aus welche Weise die allseitig gewünschte Reform, ohne fühlbaren Mißstand, allmählich zur Einführung gelangen kann. Man will dazu die Zeitdauer von 1900—1948 wählen, und zwar soll alle 4 Jahre der Schalttag ausfallen, sodaß man im Jahre 1948 mit dem übrigen Europa die gleiche Zeitrechnung führen könnte. Ein Uebelstand ist hierbei allerdings nicht zu übersehen, und daS sind zwei Heilige der orthodoxen Kirche, denen der 29. Februar ge widmet ist, und deren Feier nun selbstverständlich auf einen andern Tag verlegt werden soll. Da fragt es sich allerdings sehr, was der griechisch-orthodoxe Klerus dazu sagt, der wegen seiner Heiligen stets der entschiedenste Gegner der Einführung des gregorianischen Kalenders gewesen ist. Die Befürchtung ist nicht von der Hand zu weisen, daß die einflußreichen Priester wiederum alles zu nichte machen. Glücklicherweise hat die astro nomische Gesellschaft mächtige Fürsprecher unter der Regierung, welche die Nothwendigkeit der Kalenderresorm längst erkannten und deren Einführung mit Entschiedenheit befürworten. Zu ihnen gehört namentlich der Verkehrsminister Fürst Chilkow, der, wie es heißt, seinen ganzen Einfluß aufbieten wird, um im Interesse des Verkehrs Rußland die gregorianische Zeitrechnung zu schenken. Außer dem BerkehrSminister sollen sich auch die Minister des Innern, der Finanzen und des Aeußern dahin ausgesprochen haben, daß eine schleunige Reform wünschenswerth sei. Kreta. Die Deputirtcnkammer genehmigte die Aufnahme einer Anleihe von 9 Millionen Drachmen durch die kretische Re gierung, die Mitwirkung der Mächte vorausgesetzt. Der Zins fuß soll nicht 3 Prozent überschreiten. Fünf Millionen der An leihe sollen zu Gunsten der durch die aufständische Bewegung in den Jahren 1896 und 1897 Geschädigten verwendet werden; die übrigen vier Millionen sollen zur Rückzahlung der von den Mächten gewährten 4 Millionen Vorschüsse dienen. Die Regierung soll ferner ermächtigt sein, die Kammer einzuberufen, um bei der selben die Aufnahme einer Anleihe zu beantragen, die für öffent liche Arbeiten bestimmt sein soll. Bekanntlich, ist vor einiger Zeit der Arzt der französischen Gesandtschaft in Peking zum Kaiser von China berufen worden, um den leidenden Herrscher zu untersuchen. Diese Berufung eines europäischen Arztes zum Sohne des Himmels hat seinerzeit nicht wenig Aufsehen erregt. Es scheint jedoch, daß man ihn hauptsächlich darum hcrangezogen hat, um die Gerüchte von einer Vergiftung des Kaisers durch die Kaiserin-Wittwe zu widerlegen; denn nach dem europäischen wurde auch ein chinesischer Heil künstler und zwar der berühmteste, den das Reich der Mitte be sitzt, Tschen-Lien-Fang, von Schanghai an das kaiserliche Hoslager nach Peking befohlen. Es ist nun interessant, die Schilderung zu lesen, die Tschen-Lien-Fang dem „Times"-Korrespondenten in Schanghai von den Besuchen bei seinem hohen Patienten ent warf. Der chinesische Arzt — so berichtet der Korrespondent — drückte sich über die Krankheit des Kaisers etwa in der Art aus, wie unsere Romanschriftsteller die mittelalterlichen Aerzte sprechen lassen. Innere Dämpfe, heiße Lüste und andere geheimnißvolle Dinge spielten eine große Rolle in der Krankheitsbeschreibuug, .die Tschen-Lien-Fang lieferte. Immerhin war aus den Worten ' deS Chinesen zu entnehmen, daß es sich um ein altes Leiden der . AthmungSorgane, allgemeine Schwäche und um einen fieberhaften Zustand handele, den Tschen-Lien-Fang zum Theile den seelischen Aufregungen des Herrschers zuschreibt. Als der chinesische Arzt Peking Mitte November verließ, hatte das Fieber nachgelassen, 'so daß er bei Hofe den orakelhaften Ausspruch thun konnte: „Wenn der Kaiser daS (chinesische) Neujahr erlebt, so wird mit dem Frühjahr seine Kraft langsam zunehmen und eine vollkommene Wiederherstellung sei zu erwarten. Sehr merkwürdig ist die Art wie sich Tschen-Lien-Fang seinem hohen Kranken gegenüber zu benehmen hatte. Er fand den Kaiser und die regierende Kaiserin- Wittwe, die Tante des Kaisers, zu beiden Seiten eines niedrigen Tisches einander gegenüber fitzen. Tschen-Lien-Fang bemerkt, der Kaiser habe mit seinem abgemagerten schmalen Gesicht, den scharfen Zügen und der Adlernase fast wie ein Europäer ausge- : sehen; die Kaiserin-Wittwe, die auf den chinesischen Arzt den Eindruck einer sehr intelligenten Frau macht, schien ungemein be sorgt um das Befinden ihres Neffen. Da es gegen die Etiqnette gewesen wäre, wenn der Arzt den Kaiser selbst um die Symptome der Krankheit befragt hätte, so wurden dieselben durch die Kaiserin-Wittwe geschildert, wobei der Kaiser die Angaben seiner Tante hin und wieder durch ein Wort oder ein Kopfnicken bestätigte. Während der ganzen Zeit mußte Tschen-Lien-Fang auf den Knien bleiben und den Blick zum Boden gerichtet halten. Unter diesen Umständen war selbst verständlich eine Untersuchung nicht möglich: aber selbst den Puls durfte er dem Kaiser nicht fühlen, sondern nur an zwei Stellen das Handgelenk berühren. Hierauf beschrieb die Kaiserin- Wittwe die Zunge des Kaisers und wie die Anschwellungen in der Mundhöhle aussehen, und damit war die Konsultation be endet. Der Arzt zog sich hierauf zurück und gab dem Großen Rathe seine Diagnose bekannt und ertheilte Weisungen bezüglich der Behandlung des Monarchen. Er verschrieb die in China gebräuchlichen Stärkungsmittel und verordnete vollständige Ruhe. Einer der Hosbeamten theilte dem 'Arzte mit, daß der Kaiser fast ausschließlich von Reis lebe. So nothwendig für den Kranken Fleischkost gewesen wäre, so dürfte doch davon keine Rede sein, weil nach den Gesetzen des Confucius der Herrscher -keine Fleischkost genießen dürfe. Einige Tage nach der ersten Konsultation wurde Tschen-Lien-Fang zum zweiten Male zum Kaiser befohlen. Bei diesem zweiten Besuche fand der Arzt die Körpertemperatur des Kranken etwas gesunken, die Apathie jedoch womöglich noch gesteigert. Am nächsten Tage erhielt Tschen- Lien-Fang als Zeichen der kaiserlichen Huld zwei prächtige Reiterjacken. Um von Peking nach Schanghai heimkehren zu können, mußte Tschen-Lieu-Fang au den Großen Rath eine Bittschrift richten, in welcher er vorstellte, daß seine Mutter krank sei und ihres Sohnes dringend bedürfe. Die Bittschrift hätte jedoch, jo erzählte der Arzt dem Korrespondenten, wahr scheinlich keinen Ersvlg gehabt, wenn er nicht bei verschiedenen Hofbeamten durch Vertheilung einer Summe von ungefähr -18 000 Taels, das ist etwa 30 000 fl. (ob Herr Tschen-Lien- Aang nicht doch ein wenig ausgeschnitten hat?), nachgeholfen Hätte. Nachdem dies geschehen war, erhielt Tjchen-Lien-Fang die Erlaubniß zur Heimreise, die er so schnell als möglich antrat. Tschen-Lien-Fang versichert, daß nunmehr jeder andere chinesische Arzt — drei Aerztc übernahmen seine Nachfolge — den Kaiser ebenso gut behandeln könne, wie er selbst .... Bereinigte Staate«. Die Hartnäckigkeit, womit die Amerikaner trotz aller bösen Erfahrungen und Enttäuschungen aus der Annexion der Philippinen beharren, wird in philippinischen Kreisen damit erklärt, daß die philippinischen Mönchsorden mit einem oder mehreren Syndikaten (Gesellschaften) einen Kaufvertrag abgeschlossen haben, wonach der ungeheure von der philippinischen Regierung eingezogene Landbesitz nach voll zogener Annexion an jene Syndikate fällt. Bei dem ungeheuren Einfluß, den die Geldmänner in der Union auf die Politik aus üben, erklärt eS sich, warum man von der Annexion nicht lasten wolle, da nur durch diese jener Kaufvertrag rechtsgiltig werden könne. Auch englische Kreise, zum Theil dieselben, welche die karlistische Sache in Spanien durch Ankauf des Karlistenblattes „Correo Espanol" unterstützen wollten, seien an jenen Syndikaten betheiligt, daher nicht aus bloßer Angelsächserei erkläre es sich, daß die englische Presse die Annexionisten so wacker unterstützt und den Amerikanern anräth, ja nicht nachzugeben. Auch die jeden Augenblick ansbrechende Deutschenhetze der angelsächsischen Brüder zu beiden Seiten der „großen Wasserpfütze" sei zum großen Theile auf die Preßtreibereien jener Syndikate zurückzuführen —, die den gefährlichsten Handels konkurrenten im Philippinen-Archipel, den Deutschen, gern aus dem Felde schlagen möchten, und zwar nicht durch redlichen Wettbewerb, sondern durch eine geschickt verschleierte Monopolisirung des Handels durch Besitznahme jener ungeheuren Ländereien. Diese Austastung hat manches für sich, wenn sie auch nicht erschöpfend ist. Zweifellos ist die Hartnäckigkeit der Annexionspartei auch mit auf die Sorge um ihr „Prestige" zurückzuführen. Für sie würde es einen großen Treffer bedeuten, wenn die Meldung des „New-Aorker Evening Journal" über die Einnahme von Calumpit sich in ihrem ganzen Umfang bestätigen sollte. Aber das muß erst abgewartet werden. Die Erstürmung von Calumpit dürfte richtig sein, aber wenn es General Mc Arthur nicht gelungen ist, die philippinische Hauptarmee zu zertrümmern, denn bedeutet dieser Erfolg nicht viel. Hinter die Angabe des New-Uorker Blattes, die Amerikaner verfolgten die fliehenden Tagalen ins Gebirge, ist ein großes Fragezeichen zu fetzen — zu einem solchen Wagniß dürsten die Truppen General Mac Arthurs weder zahlreich noch erfahren und körperlich leistungsfähig genug sein. Eine Depesche deS Generals Otismeldet: Die Division McArthur nahm den südlich des Flusses gelegenen Theil von Calumpit ein. Die Operation mar wegen der Dschungel, der Hitze und starker Verschanzungen mit Schwierigkeiten verbunden. Die Verluste McArthurs stellen sich aus drei Todte und elf Verwundete. Samoa, lieber Admiral Kautz und Kapitän Schönfelder schreibt die „Nordd. Allg. Ztg.": „Ueber Angebliche Konflikte zwischen dem amerikanischen Admiral Kautz und dem Kommandanten S. M. S. „Falke" in Apia sind wiederholt und noch neuerdings aufregende Nachrichten in Umlauf gesetzt worden. Der Staatssekretär des Auswärtigen Amts hat bereits in der Reichstagssitzung am 14. d. M. auf Grund des damals vorliegenden Materials die Haltlosigkeit dieser Ge rüchte sestgestellt. Nunmehr liegen auch noch die bis zum 23. v. M. reichenden schriftlichen Berichte des Kommandanten des „Falke" vor, welche sich über das wahre Verhältnis zwischen dem deutschen und den fremden Marincvertretern äußern. Korvettenkapitän Schönfelder berichtet u. o.: „Ueber die Verhältnisse vom Offiziercorps und Besatzung S. M. S. „Falke" zu den Engländern und Amerikanern sind die wüstesten Gerüchte verbreitet worden, und gerade einige Lands leute lverden nicht müde, durch Schüren solcher Gerüchte eine Verhetzung zwischen Offizieren und Mannschaften herbeizuführen. In Wirklichkeit ist das Verhältn > ß zwischen Kommandanten und Offizieren ein durchaus höfliches und entgegen kommendes. Trotz des angestrengten Wachtdienstes betheiligte sich Kapitän Sturdee beim Begräbniß des Obermatrosen Bichl mit einer Deputation von 1 Ossizier und 16 Mann. Admiral Kautz hißte Flagge und Gösch Halbstocks. Streitigkeiten zwischen meiner Mannschaft und den Engländern und Amerikanern sind nicht vorgefallen. Bei gelegentlichem Zusammentreffen waren die militärischen Angehörigen der drei Nationen über die herrschenden Gerüchte empört. Auch bei gelegentlichem Zusammen treffen von Kommandant und Offizieren S. M. S. „Falke" mit den englischen und amerikanischen Offizieren und Konsuln werden die gesellschaftlichen Formen durchaus gewahrt. Am 15. d. M., mittags 1 Uhr, begannen „Philadelphia", „Porpoise" und „Royalist" die Beschießung der M a t a a f a - L e u t e in ihren Stellungen rings um Apia. Eine der ersten Granaten der „Philadelphia" nach den Mataasa-Leuten, auf Apia-Bcrg ge richtet, explodirte zu früh, und ein Sprengstück schlug in das deutsche Konsulat, welches ohne Benachrich- tigung geblieben und noch bewohnt war. Ich sandte so fort einen Offizier zum Admiral Kautz mit der Mittheilung, daß das deutsche Konsulat nicht geräumt wäre, daß seine Geschosse dort eingeschlagen wären, und bat ihn, das Feuer über Apia weg einzustellen, bis die Deutschen in Sicherheit wären. Admiral Kautz sagte dem betreffende» Offizier, daß er auf meine Angabe hin nicht mehr nberApia weg schießen werde. Am nächsten Tage sandte er den Flaggleutnant zu mir und drückte sein Bedauern über den Vorfall aus. Am 16. d. M. hat Admiral Kautz Anordnungen getroffen, daß Offiziere und Mannschaften in Uniform stets ungehindert passiren können. Die amerikanischen Posten verhalten sich durchaus entgegenkommend." Eine amtliche Meldung aus Apia vom 18. d. M. besagt: Nach Eintreffen der letzten Post hat das amerikanische Kriegs schiff „Philadelphia" den Hasen von Apia verlassen und sich nach dem amerikanischen Vertragshafen Pago-Pago begeben. Das eng lische Kriegsschiff setzt allein die Beschießung samoanischer Strand dörfer an der Nordküste von Upolu fort. Am Lande fanden kleine Gefechte statt. Am 17. kam es drei Meilen von Apia zu einem Zusammenstoß, der mit dem Rückzug der Talulente endete, von denen etwa 70 todt und verwundet blieben. Von den Euro päern wurde keiner verletzt. Eine in Reserve liegende englische Abtheilnng nahm an dem Kampfe nicht theil. Wie dem „Reuter'schen Bureau" über Auckland aus Apia vom 18. d. M. gemeldet wird, fand zwischen Abtheilungen der Anhänger Mataafa's und derjenigen Tanu's ein Gefecht statt. Gegen 20 Personen wurden getödtet oder verwundet; unter den selben befindet sich kein Europäer. Oertliches und Sächsisches. Freiberg, den 28. April. — Anläßlich eines besonderen Falles hat das königliche Ministerium des Innern in einer jüngst erschienenen Verordnung hervor gehoben, daß zwar der Stadtrath der in Frage kommenden Stadt die Sparkaste als eine öffentliche städtische Anstalt gerichtlich und außergerichtlich in allen Beziehungen zu vertreten habe, daß aber eiutrctenden Falles nach den einschlägigen Bestimmungen der revidirten Städteordnung die bei der Vertretung der Stadt durch den Stadtrath bcz. den Bürgermeister erforderliche Zustimmung der Stadtverordneten, insbesondere auch in Spar- kastenangelegenheiten, zu gelten habe. Dagegen stelle, nach Ansicht des Ministeriums, die Entlastung einzelner Grundstücke aus dem hypothekarischen Pfandnexus, weil die übrigen Grund stücke noch als genügende Sicherheit für die ^betreffende Forderung angesehen werden, nicht als eine Verminderung des Stamm- vermögenS sich dar, eS sei demnach auch die Zustimmung der Stadtverordneten nicht erforderlich. — Gestern feierte Herr Amtshauptman« Ober.»«, gieruugsrath »r Steinert mit seiner Gattin das Fest der silbernen Hochzeit. Aus Anlaß dieser Feier wurden dem der- ehrten Paar aus allen Kreisen der Stadt und deS Bezirks zahl- reiche Beweise der Verehrung und Liebe zu theil. U. a. hatten das Personal der Kgl. Amtshauptmannschast Freiberg und der Kgl. amtshauptmannschaftliche Delegation Sayda im Verein mit der Gendarmerie des Bezirks einen Tafelaufsatz gewidmet, der durch eine Deputation unter der Führung deS Herrn Bezirks- astessors vr. Hertzsch überreicht wurde. Der Verein der Gemeinde vertreter der König!. Amtshauptmannschaft Freiberg ließ durch eine auS fünf Herren bestehende Abordnung eine künstlerisch aus- gesührte Glückwunschadreste und einen prachtvollen Blumenkoch überreichen. — Nach dem „Frauensteiner Anz." wird unser Reichstags- abgeordneter Vr. Oertel in diesem Sommer auf einige Wochen in Frauenstein Wohnung nehmen. — Saatenstand im Königreich Sachsen Mitte April 1899. (Zusammengestellt in der Kanzlei des Landeskulturraths.) Allgemeine Uebersicht. Die Witterung während der Wintermonate zeichnete sich durch ganz ungewöhnliche Milde auS und war mit wenigen örtlichen Ausnahmen sehr schneearm. Im Januar und Februar kamen bereits Frühjahrstemperaturen vor, denen im März und Anfang April einige ziemlich starke Frost tage folgten die der Roggen- und Rapssaat einigen Schaden verursachten. Im allgemeinen haben aber die Wintersaaten, Weizen noch besser als Roggen, gut durchwintert; nur zeigen die Roggensaaten, bereits im Herbst theils durch Schnecken, theilS durch Mäusefraß, welch' letzterer in dem milden Winter fast un-' geschwächt andauerte, heimgesucht, mehrfach lückenhaften Stand, so daß vielfach Umpflügungen, besonders umfangreich in der Kreishauptmannschaft Leipzig, sich nothwendig machen werde«. Den Kleefeldern hat der Mäusefraß ganz besonders Schaden gebracht, von dem wiederum die Leipziger Kreishauptmann schaft am schwersten betroffen worden ist, der aber die Kreis hauptmannschaft Dresden. nur wenig nachsteht, während die Lausitz und das Vogtland nicht so allgemein und nicht so schwer heingesucht worden sind. In einzelnen Berichtsbezirken erstrecken sich die sich nothwendig machenden Umpflügungen bereits aus 80—90 "/g, in anderen Bezirken ist der Schaden noch gar nicht genau festzustellen. Auch die Luzerne hat mehrfach durch Mäusefraß gelitten. Die Wiesen, besonders die Höhenwiesen, sind infolge mangelnder Feuchtigkeit und Wärme noch sehr zurück. Die Frühjahrsbestellarbeiten und die Sommereinsaat sind trotz unbeständiger naßkalter Witterung theils im vollen Gange, theils schon beendet, auch ist vielfach mit dem Legen der Kartoffeln begonnen worden. Zur Fertig stellung der Frühjahrsarbeiten und Entwickelung der Winter- und Sommersaaten und der Futtergräser ist nunmehr andauernde Wärme sehr nothwendig. — Ueber den Saaten st and im" Bezirk der AmtshauptmannschaftFreiberg ent hält der Bericht folgende Angaben, wobei bemerkt sei, daß Note 1 ---- sehr gut, 2 — gut, 3 --- mittel, 4 -- gering, 5 --- sehr ge ring bedeutet: Winterweizen 2,5—3, Winterroggen 2—3, Roth klee, Kleegras 2 -4, Wiesen 3; wegen Auswinterung wurden im Erhebungsbezirk Freiberg, Brand, Großhartmannsdorf 2 Proz. der Anbaufläche umgepflügt. Bemerkungen zu den Saatenstands berichten aus dem Erhebungsbezirk Bräunsdorf, Kleinwalters dorf, Tuttendorf: Roggensaat durch Mäusefraß lückenhaft; noch mehr haben die Kleefelder gelitten. Schaden noch nicht zu über sehen. Freiberg, Brand, Großhartmannsdorf: Der Mäusefraß vom vorigen Herbst macht sich sowohl im Roggen als auch auf den Kleefeldern sehr bemerkbar. Frühjahrssaat wird infolge der rauhen Witterung nur zögernd begonnen. Sayda: Klee theil weis von Mäusen sehr geschädigt. — Falsche Fünfmarkscheine mit der Jahreszahl 1889 sind wieder im Umlauf. Die Falsifikate sind nicht aus Faser papier, sondern aus gewöhnlichem Schreibpapier hergestellt, in das die Fasern eingepreßt sind. Außerdem sind die Fasern nicht, wie bei echten Scheinen, auf der Rückseite, sondern auf der Vorderseite befindlich. Die Zeichnung auf der Schauseite ist kleiner; das quadratische Feld der Rückseite ist Handzeichnung, die mit Tinte und Feder hergestellt ist. Das Wort Reichskaffen schein und der Strafsatz haben blauen Ton. Die Adlerkette um den Brustschild fehlt. — Die Tödtung eines der Tollwuth verdächtigen Pferdes Wider den Willen des Eigenthümers erscheint nicht zulässig, wie das sächsische Ministerium des Innern aus Anlaß eines besonderen Falles entschieden hat, da es zur Anordnung der Tödtung an der gesetzlich erforderlichen Unterlage fehle. — Die Sächsische Leinen Industrie-Gesellschaft vor mals H. C. Müller L Hirt i« Freiberg hat soeben ihren Geschäftsbericht für daS Jahr 1898 herausgegeben. Dem Bericht sei das Folgende entnommen: Die Gesellschaft ist in der angenehmen Lage, mit einem günstigen Resultate ab zuschließen. In Folge von Einführungen zweckmäßiger Neuerungen und Verbesserungen in sämmtlichen Abtheilungen des Betriebes wurde eine ansehnliche Erhöhung der Produktion erzielt, was um so bemerkenswerther ist, als die Arbeiter- Verhältnisse mindestens ebenso viel zu wünschen übrig ließen als im Vorjahre. Am Sollbestand der Arbeiterschaft fehlten be ständig 15—20 Prozent und der Wechsel in derselben erreichte sogar die Höhe von 60 Prozent. Die Verwaltung ist unablässig bemüht, hierin Wandel zu schaffen und erwartet von den zu diesem Zwecke getroffenen Maßnahmen guten Erfolg; den Absatz vermochte die Gesellschaft in gleichem Maße wie die Produktion zu heben. Auch wurden zumeist die Sichtpreise, besonders für Werggarne und die starken Flachsgarne, welche das ganze Jahr hindurch lebhaft begehrt und in den geforderten Quantitäten häufig nur unter den schwierigsten Verhältnisten geliefert werden konnten, erzielt. Dagegen litt die Nachfrage nach feineren Flachs garnen unter dem Drucke überaus billiger Angebote vom Aus land, so daß man sich beim Verkauf, analog dem Verhalten der Konkurrenz zu Konzessionen verstehen und deshalb die Erzeugung der ermähnten Sorten nach Möglichkeit einschräuken mußte. Die diesjährige erzgebirgische Flachsernte war qualitativ sehr befriedigend, doch leider von nur mäßigem Ertrag, so daß die angebotenen Partien gute Preise erzielten und schnei! vergriffen waren, was im Interesse des heimischen Flachs baues gern konstatirt wird. Die für die Gesellschaft maß-' gebende russische Flachsernte brachte dagegen große Borräthe zu ziemlich niedrigen Notirungen auf den Markt, welche letztere jedoch nur der zumeist recht geringen Qualität des Flachses ent»
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