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1899 Wreivevger Anzeiger und Tageblatt. Sette S. — 28. M-rz ektor in Gegenwart heutigen Nummer einen Ausruf ai alsbald als Fahnen- in Freiberg und seiner Umgebung h dem allgemeinen Verein. Wie schon mitgetheift l i lassung der sechs Abiturieuten unter Betheiligung von Angehörigen derselben und von Vertretern der städtischen Behörden heute Vor ¬ taunen a ver- n des >e da- iltensch r von i eine er der chonS- cr drei er der isions- minal- staats- hnung dahin, n sei, n der n und an den ittheilt, ienaud hätten, ch das >en er- chalten Labori rarieux t irre- er An- lu». eder fache den > der weil und nrys de» und der aber- tcinet oesen irlich täten, w an seine ätten nügt; t fügt abre» Fabre »rück, selben lrmee artlich > den aurde. «nsall mittag 10 Uhr in der geschmückten Aula statt, nachdem schon am letzten Sonnabend zwei Abiturienten vom Rektor in Gegenwart iläßlich :r viel- wnshof, ch nicht ibe sich hm be- diescS nicht in Zengen- ügendeS n hoch- erlegen- an, das i es auf über die ur seine hn, sich ! gingen iden deS terstatter so wäre gegeben, es möge teld nicht Regierung bemerkt n. Zig.", er Dinge ersönlich- ; einmal mS einer und nach schte- - t bereits tzt einzu- inen sind, -n „N.-A. ereinigtcn ungelieurc rrschendcn )er Inseln ii me van bei dessen chten. Wi< i niemals, Stande gr- e Hohen»- gen Die Znseln den ' fragt sich Inseln zur » Stonten chlnng v« mke» ei,-« >st d« ve» — An mehreren Forderungen für militärische Bauten in Lachsen hat der Reichstag bedeutend« Streichungen vorgenommen. Für den Neubau eines Kasernements mit Neben anlagen für ein Bataillon Infanterie, einer Regiments-Offizier- Speiseanstalt, eines ExerzirhauseS und einer Äarnison-Wasch- ans alt in Kamenz, einschließlich Grunderwerb und Gerätheaus- Monarchen den Eid der Treue bis zum Tode zu schwören und gleichzeitig einer Partei anzugehören, der nach den Worten eben dieser Redner Niemand auch nur einen Augenblick länger an gehören darf, der ein Hoch auf den Monarchen ausbringt oder in ein solches Hoch einstimmt! Die Möglichkeit derartiger Debatten in der deutschen Volks vertretung läßt mit erschreckender Deutlichkeit erkenne», einen wie zersetzenden Giftstoff die Sozialdemokratie in unser Volks leben und in die Empfindungswelt der Nation hineinträgt und wie sehr die Ausscheidung dieses G.ftstoffs ein Gebot der Noth wendigkeit ist, wenn dem deutschen Volkskörper die Lebenskraft erhalten bleiben soll. Sehr bedauerlich ist eS, daß die Redner der freisinnigen Bolkspartei, wenn sie auch weit davon entfernt waren, für den sozialdemokratischen Ehrbegriff einzutreten, doch auch in dieser Debatte an der Seite der Sozialdemokratie kämpften. Sie hatten hierzu keinen Anlaß, da selbst von konservativer Seite trotz aller chier gegen den Freisinn bestehenden Gegnerschaft ausdrücklich zu gestanden wurde, daß die Zugehörigkeit zur freisinnigen Partei kein Hinderniß für die gleichzeitige Zugehörigkeit zum Offizier corps oder zu einem Kriegervereine bilden könne. In dieser Debatte handelte es sich nicht um Einzelsälle, die auch hier ganz außer Betracht bleiben sollen. In dieser Debatte handelte eS sich vielmehr darum, ein Zeugniß abzulegen für die monarchische Gesinnung und für den Sittlichkeitsbegriff des deutschen Bürger thums, und in einer solchen Debatte sollten alle bürgerlichen Parteien als geschlossenes Ganzes der Sozialdemokratie gegen überstehen, deren völkerverderbende Macht an dem Felsen der deutschen Monarchie kraftlos zerschellen wird. Oertliches «nd Sächsisches. Freiberg, den 22. März. plane 400000 Mk. gefordert; der Reichstag hat jedoch nur 800000 Mk. dazu bewilligt. Ferner waren in der Vorlage ge fordert SOO000 Mk. als zweite Rate zu Ersatzbauten für die durch Brand zerstörte Kaserne für «in Regiment Infanterie in Zwickau, einschließlich Aufräumung der Brandstätte, theilweisen Abbruch der Brandruine, Instandsetzung der beschädigten Neben gebäude u. s. w., Erweiterung deS Baugrunde», EntwurfSbearbe.tung und Ergänzung der Gerätheausstattung, wobei die vorhandenen Bautheile und Materialien der Brandruine, soweit sie noch brauch bar sind, ohne Wertherstattung verwendet werden dürfen. Der Reichstag hat auch hier 100000 Mk. gestrichen und nur 800 000 Nik. verwilligt. Alle anderen Forderungen für militärische Bauten in Sachsen find unverändert wie in der Vorlage bewilligt worden. -— DaS Königl. Ministerium deS Innern hat mit Rücksicht auf die neuerliche Zunahme der Maul- und Klauenseuche unter dem 17. März für da» gesammte Landesgebiet Vie verschärfte« Mahnahmen zur Unterdrückung der Maul- und Klauenseuche angeordnet. Außer den strengeren Vorschriften für Abhaltung der Viehmärkte betreffen diese Maßregeln Haupt- sächlich die von Händlern zum Zivecke öffentlichen Verkaufs ausgestellten oder öffentlich auSgebotencn Rindvieh- und Schweine bestände, sowie die zum Verlauf im Umherziehen bestimmten Schweinebestände, welche erst dann verkauft werden dürfen, wenn sie während einer einzuhaltenden Beobachtuugsfrist von fünf Tagen sich frei von der Maul- und Klauenseuche erwiesen haben. Alle von solchen Viehbeständen benutzten Wege, Standorte rc. sind nach ihrer Benutzung jedes Mal gründlich zu reinigen. — DaS Königliche Finanzministerium hat eine »Freifahrt» ordnuug auf den Kg», sächsischen Ttaatseisenbahnen« bearbeiten lassen, welche nicht nur die zu gewährenden Freifahrten der Beamten und Arbeiter regelt, sondern auch die „sonstigen Personen" zustehenden feststellt. WaS diese Vergünstigungen im eigenen Bereiche betrifft, so finden alle Lagen des LebeuS» in welche ein Beamter oder Familienvater kommen kann, weitgehende Berücksichtigung. Für die Beförderung von Post- und Zoll beamten, Reichstags- und Landtagsabgeordneten rc. bestehen be sondere Bestimmungen, daS Personal der sächsischen Gendarmerie ist bei dienstlichen Reisen im Gesammtbereiche, sobald e» in Uniform oder mit Legitimat>on4marke fährt, zur freien Fahrt berechtigt. An mittellose Angehörige der Staaten Bayern, Baden, Oesterreich-Ungarn, Italien und Schweiz, welche von diploma tischen oder konsularischen Vertretern ihre» Heimathlande» zur freien Fahrt in die Heimath empfohlen werden, sowie an die auSgewiesenen Unterthanen dieser Staaten wird die gleiche Ver günstigung gewährt, da diese sich zu gleicher Willfährigkeit für mittellose sächsische heimkehrende Staatsangehörige bereit erklärt haben. Preußen hat sich diesem Verfahren nicht angeschloffen. Eine weitere Verordnung betrifft die Gewährung von Fahrpreis ermäßigungen für aktive StaatSeiseubahubedienstete und deren Kinder. — Bei der Reich-postverwaltun- tritt am 1. April eine bemerkensweithe Neuerung ins Leben. Nachdem eine Ver einfachung der Betriebsjormen und eine weitgehende Arbeits- thcilung, namentlich bei größeren Postämtern, eingetreten ist, werden fortan gewisse bisher von Beamten wahrgenommene Ver ¬ des Lehrerkollegiums verabschiedet waren, um < junker ins Heer eintreten zu können. Nach dem allgemeinen Gesänge der ersten beiden Verse des Chorals: „Schon schlägt die Trennungsstunde" und nach einem von Herrn Proseffor Krause gesprochenen herzlichen Gebete, worin er den Segen des All mächtigen für die Abiturienten herabflehte, hielt der Abiturient Agsten eine englische Rede über Freibergs berühmtesten Sohn, den Kurfürsten Moritz, sodann der Abiturient Landgraf eine französische über die Verwerthung des Dampfes und der Elektrizität in unserem Jahrhundert. In deutscher Zunge nahm hierauf der bisherige Primus der Anstalt, Abiturient Grohmann, dankerfüllt Abschied von den Lehrern und zurückbleibenden Mitschülern, in dem er seiner Rede Ciceros Wort: dttkil sat virtute amadiUus zu Grunde legte, den Begriff Tugend erläuterte und den Werth der Tugend für die Mitmenschen und den Besitzer darlegte. Namens der zurückbleibenden Schüler widmete der Primus der Unter prima Schmidt den Scheidenden in gebundener deutscher Rede einen sinnigen Abschiedsgruß, woran sich das vom Schülerchor gesungene GeleitSlied Mendelssohns anschloß. Zuletzt hielt der Rektor der Anstalt, Herr Prof. Pachaly, eine herzliche Ansprache , — an die Abiturienten, wies sie hin auf den pflichttreuen Kaiser stattungSergänzung, waren als zweite Rate im Reichshaushalt-f Wilhelm l als Verkörperung echter virtus und als bestes Vorbild und entließ sie mit den aufrichtigsten Wünschen für ihre Zukunft aus dem Verband« der Schule. Mit dem gemeinsamen Gesang« des dritten Verse» de» Choral» fand die Schulfeier ihren Abschluß. — Zwei der Abiturienten de» ftitvttsche« Real» gymnasium- t« Freiberg beziehen die hiesige Bergakademie gvei andre die technische Hochschule, einer will sich dem Steuer» acke widmen, einer dem Banlsache, zwei find bereits als Fahnen» unker in» Heer eingetreten. — Dem diesmaligen Jahresberichte deS Realgymnasiums ist keine wissenschaftliche Abhandlung beigelegt worden. Bekanntlich ist durch eine Generalverordnung vorn 22. Oktober 1898 auf Beschluß de» Ministeriums bezüglich solcher Beilagen zu den Schulnachrichten für die 15 ihm direkt unter»» tehenten Gymnasien und Realgymnasien ein dreijähriger TurnuS eingerichtet worden. Durch Beschlusse vom 8. und 14. Dezember 1898 ist nun der Stadtrath zu Freiberg als Kollaturbehörde der Anstalt einem Vorschläge deS Stadtrath» zu Zwickau beigetreten, wonach ür die Lieferung wissenschaftlicher Beilagen bei den Realgymnasien i» Borna, Freiberg und Zwickau gleichfalls ein dreijähriger Turnus eingerichtet werden soll mit der UebergangSbestimmuna, daß Ostern 1899 da» Realgymnasium zu Zwickau seinem Jahres berichte «ine Abhandlung beigiebt, daß aber von Ostern 1900 an die alphabetisch« Reihenfolge Borna, Freiberg, Zwickau mit der Möglichkeit tauschweisen gegenseitigen Eintreten» eingehalten wird. — Die diesjährige Entlassung Ver FortbUVu«-^ schiller, 204 an der Zahl, fand gestern Abend nach sieben Uhr n würdiger und erhebender Weise im Saale de» GewerbehauseS tatt. Der von dem Direktor der Fortbildungsschule, Herrn Schuldirektor Richter geleiteten Feier wohnten auger dem Lehrer kollegium auch viele Freunde der Schulanstalt, JnnungSmrister und Angehörige der scheidenden Schüler bei. Eingeleitet durch den Choral „Allein Gott in der Höh sei Ehr" und herzliche GebetSworte deS Herrn Direktor Richter, an die sich, vom Lehrer gesangverein vorgetragen, der Gesang de- 28. Psalm» (von B. Klein) schloß, fand die Feier ihren Höhepunkt in eurer markigen, zu Herzen dringenden und begeisternden Ansprache des Herrn Direktor Richter, der seinen Ausführungen da» Wort des alten Allinghausen au» dem „Teil" zu Grunde legte: „O lerne fühlen, welche» Stamm» du bist, an» Vaterland, aas theure schließ dich an!" An die» Wort knüpfte Redner für die Scheidenden die Mahnung: Lernt au» der Vergangenheit und Gegenwart für die Zukunft; studirt fleißig eure» Volke» Geschichte, achtet sinnig auf daS Leben der Gegenwart, tretet hoffnungsvoll ein in die Zukunft! Heldengestalten unserer Tage wie die von den deutschen Schiffen „JltiS" und „Bulgaria" sollen euch vor- schweben, da» Wort zur That umzusetzen „du Menschenkind, du bist ein Sohn der Pflicht!" — Mit herzlichen Segen-Wünsche« für die nun auS dem Verband der Fortbildungsschule Scheidende^ GebeteSworten und dem Gesänge de» Lehrergesangvereins „Mit dem Herrn fang alles an !" schloß die ernste und erhebende Fei« ab, die gewiß in vieler in Herzen unvergeßlicher Erinnerung stcheu wird. Mit ihr verbunden war zugleich eine öffentliche Belobigung bezw. Prämiirung derjenigen Schüler, die sich durch musterhafte» Betragen, Fleiß und Strebsamkeit dieser Auszeichnung würdig gemacht haben. Die Namen der Belobten — die Namen ihre« Herren Arbeitgeber in Klammer beigefügt — sind: Max Leuchten» berger (Posament. Lorenz), Rich. Herhold (Maschinensabr. Rem- hardt), Paul Haupt (Mech. Lingke), Rich. Dähne (Bäcker«. Hämisch), Paul Kaden (Bäckerin. Heimann), Kurt Fischer (Bäcker«. Martin), Georg Würdig (Bäckerin. Stirl), OSk. Lüdicke (Korb«. Irmscher), Ernst Hesel (Klempnermstr. Cyrener), Max Grimmer (Vannntern. König), Richard Caroli (Tischlermstr. Göbel), Job. Heyl (Buchbinderm. Kießlich), Arthur Beyer (Bürger!. Brauhaus Karl Helbig (RechtSanwalt Ör. Richter), Paul Kirbach (Gerlachsche Buchdruckerei), Friedr. Weber (RechtSauwalt 0r. Blüher) Oskar Gerlach (Schiniedemstr. Sohr), Kurt Klemm (Fabrik von Lein haas), Heinrich Mauersberg (Kondit. Müller) und Hugo Jobst (Fleischermstr. Herrmann). — Durch namhafte Geldzuwendungeu seitens deS Gewerbevereins und einzelner Innungen war e» er^ möglicht worden, auch in diesem Jahre den Betrag von 180 Mk. 50 Pfg. zu Prämien zu verwenden. Diese Prämien, in Gestalt von Sparkaffenbüchern mit entsprechenden Einlagen, erhielten: Karl Fischer (bei Superintendent Haesselbarth), Oskar Günther (Schiniedemstr. Günther), Arno Morgenstern (Schneidermstr. Bilek), Paul Wollny (Schneidermstr. Seifert), Friedr. Thieme (Schuhmachermstr. Gebert), Kurt Steyer (Fabrikt. Bernsteins Otto Schuster (Fabr. Leinhaas), Otto Br. Schenke (Schlossxrmstr. Schöbel), Max Jähnig (Bäckerin. Wolf), Kurt Lange (Bäcker«. Grimmer). Benno Fischer (Bäckerin. Löser), Otto LouiS Thiele (Tischlerin. Thiele), Osw. Paul Walther (Bildhauer Emmerich), Paul Böhme (Klempnerin. Thümmel), Paul Zimmerman» (Tischler«. Butze), Kurt Wunderwald (Buchbinderm. Wöhlers Paul Pflüger (Holzbildhauer Kornetzky), Paul Eulitz (Cigarrrnfabr. Barth), Max Börner (Fabrik von Koethen), Max Hantfchick (Gärtuereibes. Seifert), Kurt Rümmler (Fleischer«. Osk. Feld mann), Georg Schümann (Fleischer«. Emil Feldmann), Max Süß (b. d. Vater Bergmann Süß), Karl TrimuS (Fa. Buchert > L Trimus) und Emil Seifert (Bäcker«. Krumbiegel). — AuS den von Herrn Direktor Richter mitgetheilten statistischen Notizen - ist als interessant und erfreulich Hervorzuheden, daß von den - entlassenen 204 Schülern nur zwei die 3, elf die 2, dagegen 191 die erste Censur im Betragen zugebilligt erhalten konnren, ein Ergebniß, mit dem die Freiberger Fortbildungsschule, di« jetzt in das fünfundzwanzigste Jahr ihres Bestehens eintritt, überaus zufrieden sein darf und daß sie außer den in der Schulanstatt selbst wirkenden Faktoren auch der thatkräftigen Unterstützung von Seiten der städtischen Behörden und der Innungen unserer Stadt zu danken hat. — Der Freiberger Erzgebirgs-Berel« erläßt in der heutigen Nummer einen Aufruf an alle Freunde der guten Sache ... IV " ' i mit der Bitte um Beitritt zum Verein. Wie schon mitgetheilt, gehen die Bestrebungen des Vereins dahin, das Interesse an den landschaftlichen Eigenheit« und Vorzügen der Stadt Freiberg und ihrer Umgehung zu be leben und zu bethätigen, durch Verschönerung und Erschließung des Bezirks, sowie durch Förderung und Hebung d«S Verkehrs dem Erzgebirge überhaupt neue Freunde zuzuführen. Gerne Zwecke sucht (gemäß 8 3 der Satzungen) der Verein zu erreich« namentlich durch 1. belehrende Vorträge, 2. Veröffentlichung literarischerArbeiten, welche die heimathliche ^tur^ Geschickte, das Volksleben, Gewerbe und Industrie umfassen ödes Winke für Wanderer durch Freiberg und dessen Umgebung end» halten (Führer), 3. Anlegung einer Bücherei und Sorge für Erhaltung und Aufbewadrung naturgeschichtlichrr und anderes Gegenstände des Bezirks, 4. Anfertigung und Verbreitung vo» Karten, Plänen, photographisch«« und and andere» Ab. bildungen, 5. Verbreitung von guten Plakaten, 6. unter Mitwirkungvon Verwaltungsbehörden, Gemeindevorständen, Forst, beamten VerkehrSanstalten, Geistlichen, Lehrern, Gastwirt-« Gutsbesitzern, Naturfreunden ») Pflege und Erweiterung bereich vorhandener und Neuanlegung guter Fußweg« mach i»t«- essanten Punkten der Umgebung, d) Herstellung von Weg» richtungen einfacher Art durch erprobte Unterbeamte besorgt. Dazu gehören z. B. die Beaufsichtigung des Verladegeschästs aus den Bahnhöfen, die Leitung de» Päckereidienstes, Hilfeleistung bei der Briesvertheilung rc. Hierfür wird eine Zulage bis zu 300 M. jährlich gewährt. Ferner soll denjenigen Nnterbeamten eine solche Zulage gewährt werden, die bereits bisher über das gewöhnliche Maß hinausgehende Dienstleistungen erreichten. — Heute Vormittag 10 Uhr fand in der Aula des Gymnasium Albertinum die feierliche Entlassung der dies jährigen Abiturienten statt. Die Feier, zu der sich die Ange hörigen der Abgehenden, als Vertreter der Gymnasialkommiisio» Herr Stadtrath a. D. Rößler, der Königlichen Behörden Herr Amtshauptmann Oberregierungsrath vr. Steinert eingefunden hatten, begann mit dem allgemeinen Gesänge des LiedeS Nr. 522 auS dem Landesgesangbuche. Hierauf folgten die Vorträge der Abgehenden. In deutscher Rede sprach Otto Herrmann über Kaiser Friedrich HI., in lateinischer Otto Braun über die Jugend des Demosthenes und in griechischer Kurt Dreschke über Sokrates. Hieran schloffen sich Abschiedsworte, die im Namen der Zurück bleibenden der Unterprimaner Edmund Wauer in gebundener Rede an die Abgehenden richtete. Nachdem alsdann der Gymnasial chor unter Leitung des Herrn Musikdirektor Anacker „Der Herr ist mein Hirte" von M. Vogel vorgetragen hatte, betrat der Rektor der Anstalt, Professor vr. Preuß, das Katheder. Erlegte seiner Entlaffungsrede unter Hinweis auf die Bedeutung des 22. März als Geburtstages Kaiser Wilhelms l., sowie die vor wenigen Tagen erfolgte feierliche Beisetzung deS treuen deutschen Dieners des Kaisers, zwei Worte Bismarcks zu Grunde: die Losung des Kanzlers „patriae iuservisaäo oousamor" und das Manneswort: „Wir Deutsche fürchten Gott und sonst nichts aus der Welt!" Er zeigte einerseits, wie die Abgehenden ihre Liebe zum Vaterlande schon jetzt und in den nächsten Jahren ihres Lebens durch die That beweisen könnten und gab ihnen anderer seits die Mahnung auf den Weg mit, immer Gottesfurcht zu be wahren und sich stets frei zu halten vor Menschensnrcht. Als- biffensten Gegner der Expansion gesteh« jetzt ein, daß e» für die i vereinigten Staate» keinen anderen AuSweg a«S dem Labyrinth ! der Philippinrnfrage giebt, als unerbittlich« Erzwingung drr s Autorität. Sie gestehen außerdem zu, daß «» lächerlich wäre, den 1 Einwohnern deS Jnselreiches dieselben politischen Zugeständnisse m machen, welche man Kulturnationen macht. ES klingt sehr ' schön, den Grundsatz aufzustellen, daß keine Nation verschachert < werden kann, ohne die vorher erlangte Einwilligung der Mehrheit der Bürger. Daß dieser Glaubenssatz politischer Moral auf die Philippinen nicht anwendbar ist, geht bi» zur höchsten Evidenz auS dem jetzigen Verfahren der Insurgenten hervor Trotzdem die Lage auf den Philippinen eine hochkritischr ist, steht für die Vereinigten Staaten nur der eine Weg offen, daS Jnsurgentenheer zu vernichten, wenn seine Führer die FreundeS- chand zurückweisen. Es wird vermuthlich viel Geld und viel edle» Blut geopfert werden müssen, «he der Friede endgiltig her gestellt werden kann. Die amerikanische Nation ist zu diesen Opfern bereit. Sie werden nicht vergeben» gebracht sein, wenn nach Abfertigung der Insurgenten eine Aera der Ordnung und Gesittung wird beginnen können. Der Ehrbegriff der Aosialdemokratie. Die letzte MontagSsitzung deS Reichstage» wurde zur größeren Hälfte wiederum von einer Sozialistendebatte auSgesüllt, in welcher die Sozialdemokratie sich zwar Anfangs als Anklägerin geberdete, schließlich aber eine scharfe Verurtheilung über sich selbst ergehen lassen mußte. Der Sozialdemokratie kann nach Lage der Gesetzgebung daS Eindringen in die Volksvertretung nicht verwehrt werden. Diese Thatsache macht sie sich zu nutze und erhebt mit wachsender Dreistigkeit die Forderung, ihre Weltanschauung als vollkommen gleichberechtigt mit derjenigen der bürgerlichen Parteien anerkannt und ihre Vertreter als vollberechtigte Theilnehmer auch an allen, der Festigung der staatlichen Autorität und des nationalen Ge- 'dankenS dienenden Organisationen zngelassen zu sehen. Diese Forderung enthält nicht nur einen Widerspruch in sich selbst, sie wirst auch ein bezeichnendes Schlaglicht aus den in den Reihen der'Umsturzpartei gepflegten Ehrbegriff. Gelegentlich drr dritten Lesung des Etats, bei welcher auch über das Wesen der Kriegervereine debattirt wurde, äußerte der Herr Staatssekretär deS Innern: „Em Munn, welcher sich zur Sozialdemokratie bekennt, also Re publikaner ist und dle Monarchie beseitigen will, ist in meinen Augen ein ehrloser Mann, wenn er in einem Kriegervereine bleibt." und weiter: „Wenn die Krtegerverrtne sich da« Ztel setzen, die Treue zu Kaiser und Reich zu pfle -en, dann müssen sie auch du hin wirken, daß ihre Mitglieder dieser Besinnung auch im öffentlichen Leben und bei den Wahlen Ausdruck geben. und endlich: „Wenn ein Beamter Sozialdemokrat ist, so bricht er dam't seinem Könige oder Fürsten den Eid der Treue; denn er bekennt sich zu einer Partei, die offen den RepnblikaniSmu« predigt. Er ist ein unwürdiger Geselle, denn er dient einem Herrn, den er innerlich bekämpft und vikmal« weiden wir ein solche« Verhalten al« moralisch bezeichnen können." Das sind die Anschauungen von Ehre, die in der über wiegenden Mehrheit der bürgerlichen Parteien bestehen und zu denen auch die verbündeten Regierungen in ihrer GcsamMtheit sich bekennen. Mit diesem Ehrbegriffe steht derjenige der Sozial demokratie in unversöhnlichem Gegensätze. Durch den Mund deS Abgeordneten Bebel ließ st« verkünden, daß eS ihrer Anschauung nach genüge, wenn ein Sozialdemokrat daraus verzichte, als Mit glied eines KriegervereinS keine Politik treibe, und daß der Eid den Beamten nur zu treuer BerufSersüllung innerhalb seines 'Dienstzweiges verpflichte. So also kommentirt Herr Bebel den Beamteneid, durch welchen der Beamte mit seiner ganzen Persön lichkeit unwandelbare Treue biS zum Tode dsm Kaiser oder seinem 'Landesherrn gelobt! Und mit einem solchen Eide sollte es vereinbar sein, einer Partei anzugehören, welche die Niederwerfung der Monarchie bewußt betreibt? Immer tiefer öffnet sich die Kluft, welche die Sozialdemo kratie von der überwiegenden Mehrheit des deutschen Bürgerthums trennt. Verschieden von einander sind längst nicht mehr allein die politischen Ueberzeugnngen beider Gruppen. Die ganze Empfiudungswelt Beider ist völlig verschieden und mit einander nicht mehr vereinbar. Die Sozialdemokratie hält für erlaubt und zulässig, was im Sinne der Mehrzahl der nicht sozialdemo kratisch Gesinnten als ehrlos und schmachvoll, als der Gipfel unsittlicher Heuchelei anzusehen ist. Die sozialdemokratischen Redner erklären es mit der Mannesehre vereinbar, einem dann erfolgte die Aushändigung der Zeugnisse durch den Herrn Rektor und die Rückgabe des Handschlages durch die Lehrerschaft. Mit dem Chorgesange des Koiuitates von Mendelssohn schloß die Feier. zi — Am hiesigen Realgymnasium fand die feierliche Ent- s.