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^rerverger Anzerger ««d Lageblatt. «eile « »oo — Heute Vormittag fand die alljährlich zu Weihnachten und zu Johanni vorzunehmende Vertheilung Ves Oberschievs- wardetn Tieghardtschen Legates und von für den Hütten besuch eingegangenen Eintrittsgeldern statt, wobei an 162 Hütten arbeiterwaisen 486 Mark vertheilt wurden. — Berkehr bei der städtischen Sparkasse. Wenn neulich auf den äußerst regen Weihnachtsverkehr bei der hiesigen Postanstalt hingewiesen wurde, so gilt oas mit demselben Rechte auch von dem am Jahresschlüsse bei unserer städtischen Sparkasse sich entwickelnden lebhaften Verkehre, welcher sich seit Jahren schon, namentlich am letzten Dezember, ganz besonders bemerkbar macht. Es dürfte deshalb dem dort verkehrenden Publikum im eigenen Interesse zu empfehlen sein, etwaige Einzahlungen bereits einige Tage vor Schluß des Monats zu bewirken, um nicht dem längeren, zuweilen recht lästigen Warten ausgesetzt zu sein. Auch der außergewöhnliche Verkehr nach Neujahr tonnte dadurch ge regelter werden, daß man die Zinsen- Zu- oder Abschreibnnqeu auf eine spätere Zeit verlegte. Der lästige, aber unvermeidliche, oft stundenlange Aufenthalt in den Sparkassen-Lokalitäten könnte dadurch wesentlich abgekürzt werden. — Als eins der Mittel zur Hebung der Landwirthschast be trachtet man bekanntlich die Errichtung von Kornlager- häufern. In Halle a. S. hat sich, wohl als erste in Deutsch land, eine KornlagerhauS-Genosienschaft konstituirt. Nach dem Statut hat jeder Genosse für je 10 Hektar unter dem Pfluge be- indliche Ackerfläche einen Geschäftsantheil von 5 Mk. einzuzahlen, ür den die Haftsumme 100 Mk. beträgt. In Aussicht genommen ist, auch Genossenschaften io oorpors aufznnehmen, wenn sie sich verpflichten, mindestens 20 Geschäftsautheile einzuzahle», also 100 Mk. einzulegen und für 2000 Mk. zu haften. DaS Kornhaus wird vom Vorstande verwaltet, der aus drei Mitgliedern besteht, von denen eins besoldet ist. Die laufenden Geschäfte- wird das besoldete Vorstandsmitglied, das Landmirth sein muß, in Gemein- chaft mit einem besoldeten Beamten führen, zu dem ein in der Branche erfahrener Kaufmann zu wählen ist. Die Getreideein- ieferung kann auf zweierlei Art geschehen. Einmal kann das Mitglied das Getreide zu seiner Verfügung behalten und nur die Einlagerung, Reinigung, Trocknung u. s. w. durch dasLagerhaus besorgen lassen, um entweder das Getreide selbst zu verkaufen oder innerhalb einer gewissen Preisgrenze durch die Geschäfts leitung verkaufen zu lassen. Hierzu ist aber die Einlieferung von mindestens 400 Centnern derselben Waare nöthig; auf Antrag wird daS im Besitz des Einliefernden verbleibende Getreide sofort nach der Einlieferung bis zu '/.des jeweiligen Tageswerthes be- liehen, unter Be echnung einer Verzinsung von 3^ Prozent für die vorgeschossene Summe. Andererseits kann die Lagerhausver waltung die Waare nach Probeeinsendung und Bestimmung einer der drei Onalitätsklassen auf Grund von Sorte, Reinheit, Hekto litergewicht, Farbe und Gebrauchswerth übernehmen. Für jede Qualitätsklasse wird für jede Lieferung der Tagespreis festgesetzt. Dem Genossenschafter bleibt überlassen, auf Grund der nach der eingelieferten Probe von der Kornhausverwaltung festgesetzten Preise einzuliefern oder nicht. Der Verkauf des eingelieferten Getreides durch die Lagerhausverwaltuug hat in der Regel inner halb drei Monaten zu erfolgen. Die Abrechnung mit dem Ein- liefercr erfolgt aber auf jeden Fall nach drei Monaten. Ausge- zahlt wird der bei der Einlieferung vereinbarte Preis, vermindert um die entstandenen Geschäftsunkosten. Ist ein höherer Preis als der vereinbarte für das Getreide erzielt, so gelangen 50 Pro zent des Mehrbetrages bei der Abrechnung, der "Rest nach Schluß des Rechnungsjahres zur Auszahlung. Für die Einlagerung kommen von den Mitgliedern selbstgewonnene Erzeugnisse (Weizen, Roggen, Gerste, Hafer, Schoten- und Oelfrüchte) in Betracht. Der Staat liefert Vie Mittel der Erbauung und Einrichtung deS Kornlagerhauses, die sich bei 5000 Tonnen Aufnahmefähigkeit und damit voraussichtlich 15 000 Tonnen jährlichen Umsatzes aus etwa 160000 Mk. stellen werden; er giebt außerdem die Bau fläche her. Die Genossenschaft hat die Anlage zu verzinsen, Be triebsmittel wird sie zu billigem Zinsfuß von der Preußischen Centralgenossenschaftskasse erhalten. Da mehr als 100 Theil nehmer der Versammlung ihren Beitritt erklärten und viele andere Zusagen Vorlagen, wurde die Genossenschaft konstituirt; zu Vorstandsmitgliedern wurden gewählt Prof. vr. Albert und Oberamtmann Lindner in Halle und Gutsbesitzer Rehfeld in Eis mannsdorf, während zu Mitgliedern des Aussichtsrathes Landes- ökonomierath v. Mendel und Geh. Ober-Regierungsrath Prof, vr. Kühn-Halle, Major a. D. und Präsident der Landwirthschast?» kammer der Provinz Sachsen v. Busse-Zschortau, Ober-Amtmann Beyling-Biendorf, Amtmann Brmme-Iöbigker, Freigutsbesitzer Hachenberg-Annarode und Köhler-Alsleben gewählt wnrden. Er richtung und Inbetriebsetzung des Kornhanses sollen nach Mög lichkeit beschleunigt werden. — Zu dem jüngsten Msenbahnprozetz 1« Bautzen wegen Gefährdung des Kaiserzuaes in Löbau ist noch nachzu tragen, daß der durch den Unfall entstandene Materialschaden seitens der Bahnverwaltnng auf 451,10 Mk. angegeben worden ist. Wie es heißt, haben beide Verurtheilte Revision gegen das Urtheil eingelegt. — Wegen Zollhinterziehung sind in den 15 Jahren von 1881—1895 in Sachsen 8309 Personen zu Geldbußen und 57 Personen zu Freiheitsstrafen verurtheilt worden. Die erkannten Geldstrafen bezifferten sich auf 588 743 M. In der Gegend von Adorf kommt neben der Pascherei von Wein, der in Böhmen in den seinen wie in den geringen Sorten billiger als in Sachsen käuflich ist, insbesondere der Viehschmuggel in Frage. In den letzten fünf Jahren wurden gegen 200 Stück Rindvieh durch die sächsischen Grenzbehörden konfiszirt. — Dir verlorene Weihnachtsgaus. Eine hiesige Familie wäre durch eigene Schuld beinahe um ihre Weihnachtsgans ge kommen. Mann und Frau, Beide in recht animirter Stimmung, hatten am Montag den leckeren Vogel gemeinschaftlich eingekauft, brachten ihn aber nicht mit nach Hause und wußten auch nicht mehr, wo sie ihn gelassen hatten. Während man nun eifrig auf die Suche ging, lag die Gans, wohl verwahrt in einem Korbe mehrere Tage in einem hiesigen Bäckergeschäfte, wo sie der Manu eingestellt hatte. Schließlich befürchtete der Aufbewahrer das Verderben der Gans und übergab sie der Polizei, welche die Eigenthümer ermittelte und ihnen zu dem schon verloren ge glaubten Gänsebraten verhalf. — Einem hiesigen Einwohner wurden in letzter Zeit fort gesetzt Genutzmittel entwendet. Die Diebln ist in der Person der Aufwärterin des Bestohlenen, welcher noch weitere Diebstähle nachgewcesen werden konnten, ermittelt worden. Halsbrücke, 24. Dezbr. Die Scheibenschützen-Gesellschaft Sand u. Umgegend wird auch am diesjährigen ersten Weihnachts- feicrtage einen öffentlichen Familienabend veranstalten, bei welchem außer den dortigen bewährten Kräften auch eine Dresdner Sängerin mitwirken wird. *„* Großschirma, 23. Dezember. Der hiesige Gesang verein „Liederkranz" veranstaltet am 1. Weihnachtsfeiertage im Gasthofe zur „grünen Linde" ein humoristisches Gesangs-Konzert. Da der Reinertrag für mildthätigc Zwecke bestimmt ist und der Verein weder Kosten noch Mühe scheute, um den Konzertbesnchern einen genußreichen Abend zu bereiten, so wäre ein recht zahl reicher Besuch sehr zu wünschen. tt Großhartmannsdorf, 23. Dezember. Am Montage machte sich ein junges Mädchen, welches in einem nahegelegenen Dorfe als Kellnerin bedienstet ist, verschiedener Betrügereien schuldig. Es verlangte in mehreren hiesigen Geschäften Waaren angeblich als Proben für Leute, von denen sie weder Auftrag hatte, noch zu ihnen in irgendwelcher Beziehung stand. Die Be trügerin ist verhaftet worden. — Am ersten Weihnachtsfeiertag findet m Böhmes Gasthofe ein Konzert des Turnvereins „Froh sinn" statt, dessen Programm viel Unterhaltung verspricht. X Mulva, 23. Dezember. Die diesjährige Wcihnachts- i bescheernng im Franenvereiu fand gestern im schöngcschmückten - Konsirmaudeuzimmer in Anwesenheit mehrerer Vereinsvamen statt. > Unaeiähr 40 arme und würdige Ortsbewohner, Erwachsene und Ed. Dezember. 18V0. , —s» Schulkinder, wurden reichlich mit Liebesgaben verschiedener Art erfreut. Den Nichtanwesenden wurden die Geschenke am andere» Tage in die Wohnung gebracht. Der Vorsteher deS genannten WohlthStigkeitSvereins, Herr Pastor Schubert, hielt auf Grund der Schriftworte „Eure Lindigkeit lasset kund sein allen Menschen", eine herzliche Ansprache an die glücklichen Empfänger. Die ein fache aber schöne Feier wurde eingeleitet mit dem Allgemein gesang: „Vom Himmel hoch, da komm ich her" und mit dem Gesänge: „Stille Nacht" beschlossen. Die Beschenkten wurden dann noch mit Kaffee und Stollen bewirthet und verließen endlich mit frohem Danke die gastliche Stätte. Zur Preisbewerbung um ein Denkmal für den verstorbenen Oberbürgermeister Geh. Rath vr. Stübel in Dresden sind 30 Entwürfe eingegangen. Die Prüfung derselben durch daS eingesetzte Preisrichterkollegium hat am 18., 19. und 21. o. M. stattgcfunden und zu folgendem Ergebnisse geführt: Bei der ersten Prüfung wurden 13 und bei der zweiten Prüfung weitere 9 Entwürfe als mindcrwerthig bez. unausführbar ausgeschieden, odaß zur dritten engeren Prüfung 8 Entwürfe verblieben. Den ür einen besten Entwurf ausgesetzten ersten Preis von 2500 Mk. jaben die Preisrichter nicht zn verleihen beschloßen, vielmehr einigten sich die Preisrichter dahin, die für Preise ausgesetzte Summe an zusammen 5000 Mk. dergestalt zu vertheilen, daß 2 Preise zu ;e 2000 Mk. und 1 Preis zu 1000 Mk. verliehen werden und zwar den Entwürfen Nr. 5: „Prestissimo" und Nr. 10: „Frühling" je ein zweiter Preis von 2000 Mk., dem Entwürfe Nr. 1S: „Park" em dritter Preis von 1000 Mk. Zum Ankäufe wurden empfohlen die Entwürfe: Nr. 7: „Coulisse" und Nr. 30: „Chiaveri". Der Rath hat diese Ankäufe genehmigt. Bei Oeffnung der beigegebenen Briefumschläge ergaben sich als Verfasser der Entwürfe: Nr. 5: Architekten Schilling und Gräbner und Bildhauer Friedrich Hecht in Dresden, Rr. 10: Hoftheatermaler E. Rieck und Bildhauer Rudolf Hölbe in Dresden, Nr. 15: Stadtbaumeister Möbius in Dresden und Bildhauer Richard König in Radebeul, Nr. 80: Architekt Alfred M. Hau- child in Dresden, Nr. 7: Architekt Georg Richard Schleinitz und Bildhauer Hermann Hasenohr in Dresden. Sämmtliche Ent würfe sind von Freitag den 25. d. M. bis mit Freitag den unangenehme Erfahrung gemacht, daß die nach Maschonaland ge brachten Maulthiere für den Wagentransport ganz unbrauchbar sind; man würde eine Dressur von etwa zwölf Monaten nöthig haben, um sie an daS Ziehen von Lasten zu gewöhnen. Die dort hingebrachten Maulthiere sind meist auS Gegenden entnommen, wo man Wagen überhaupt nicht kennt; die auS Argentinien be zogenen Tbiere dürften schon ganz anders gewöhnt sein, so daß wir in Südwest-Afrika wohl nicht die gleiche Erscheinung zu er warten hätten. Wie eS in den letzten Jahren Uebung der Kolonialverwaltung gewesen, so werden auch in der laufenden Session dem Reichstag Druckschriften über die Entwickelung der Kolonien in dem letzten BerwaltunaSjahr in der nächsten Zeit nach Weihnachten zugehen. Die Berathungen deS Kolonialetats in der Budgetkommission werden, wie auch die Berathung des Etats des auswärtigen Amtes wahrscheinlich im Februar zu erwarten sein, so daß das amtliche Auskunftsmaterial über die kolonialen Verhältnisse recht- zeitig zur Kenntniß aller Betheiligten gebracht werden kann. Zwe> wichtige Fragen drängen auf eine entscheidende Antwort und müsien, wenn auch nicht in den ersten Wochen deS kommenden JahreS, wohl aber noch in der laufenden Session den Reichstag beschäftigen, wenn auch ihre Vorbereitungen, soweit die Mitwirk ung der übrigen behördlichen Stellen in Betracht kommt, noch nicht abgeschloßen sind. Das Erste ist die Erschließung der Kolonien durch Eisenbahnanlagen, wobei gleichmäßig in Frage stehen die Weiterführung der für die Erschließung deS Kilima- NdscharogebieteS so wichtigen, bereits um ein gutes Stück land einwärts geführten Tangabahn, ferner die deutsch-ostafrikanische Centralbahn, welche den binnenafrikanischen Handel der großen Gebiete um den Nyafla, Tanganyika und Viktoria-Nyanza mitten durch das deutsche Schutzgebiet über Bagamoyo und Dar-es- Salaam seewärts führen soll, ferner die Verbindung von Windhoek mit Swakopmund durch eine Eisenbahn zum Ersatz der Ochsen wagentransporte, welche jährlich allein, die vielen Unbequemlich keiten und Rachtheile abgerechnet, an 400 000 Mk. Unkosten ver ursachen. Dazu kommt die Ueberführung der Verwaltung des Gebiete- der Neu-Guinea-Gesellschaft von Kaiser Wilhelmsland uud Neupommeru und den übrigen dazu gehörigen Inseln des BiSmarck-ArchipelS an das Reich. Auch hierüber sind, wie wir hören, die Verhandlungen noch nicht abgeschlossen. Die Schwierig keiten liegen darin, zwischen den gerechtfertigten Ansprüchen der Gesellschaft und dem Votum des Reichstags, daS dieser in der verfloßenen Session in der vorliegenden Frage gefällt hat, einen die Annahme deS Abkommens im Reichstage gewährleistenden Mittelweg zu finden. Oertliches und Sächsisches. Freiberg, den 24. Dezember. — Zu« Christfest. Weihnachten! Wie fernes Glocken geläut« erklingt eS leise in der Seele bei diesem Worte, und ver geßene Träume einer glücklicheren Zeit beginnen sich wieder zu beleben. Wer denkt bei der Wiederkehr der Weihnacht nicht an so manchen hell erleuchteten Abend aus der Kindheit! Dir schönsten Erinnerungen an den goldenen Morgen unseres LebcnS, der poe tische Zauber des Festes, dem die Liebe den Weihckuß ausgedrückt Art, drängen die Gegenwart mit ihrem leidenschastdurchwogten Kampfgewühl, mit ihren Sorgen und Plagen zurück. Wer wäre so innerlich verdorrt und abgestumpft, daß er sich gegen die stille Freude ablehnend verhielte, die dieses schönste christliche Fest durch das Glück derer verbreitet, um derentwillen es vorzugsweise ge feiert wird! Und doch ist Weihnachten nicht nur ein Freudenfest der Familie, eS ist das Sinnbild einer größeren Gabe, die vom Himmel stammt. „Euch ist heute der Heiland geboren!" Das ist die frohe Botschaft, die nach der Erzählung der biblischen Ge schichte aus Engelsmnnd den Menschen verkündet worden ist. Der Heiland ist gekommen, der den Fluch der Sünde in Segen wandelt, der die Menschenherzen mit Gott verbindet, der sie selig macht, der alle Sehnsucht stillt und alle Angst überwindet und jede Traurigkeit in Dank und Freude verwandelt. Diese Bot schaft gilt es umzusetzen in Lob und Preis unseres Gottes; es gilt sie zu bewähren und zn beweisen im täglichen Leben bei der Erfüllung unserer Berufspflicht und im Verkehr mit der Welt. Ist das Weihnachtsfest vor Allem ein Fest der Kinder, so wird eS die erste und nächste Aufgabe derer sein, die den Kindern den Weihnachtstisch schmücken, daß sie die Jugend mit christlichem Geiste und gläubigem Sinne zu erfüllen bedacht sind. Je mehr i» unseren Tagen geklagt wird über die Verrohung des Heran wachsenden Geschlechtes, über seine Abwendung von den Idealen des Lebens, um so mehr gilt cs, schon in den ingendlichen Herzen den Sinn wahrer Gottesfurcht und aufrichtiger Frömmigkeit zu pflegen, um sie gegen die Gefahren zu wappnen, die gerade der Jugend drohen nicht nur von berufsmäßigen Verführern, sondern auch von schlechter Lektüre und andern bösen Einflüssen. Aber über den engen Kreis des Hauses hinaus muß sich das thatkräf- trae Zeugniß eines lebendigen, praktischen Christenthums auch auf alle Verhältnisse unseres öffentlichen Lebens erstrecken. Dazu ge hört vor Allem die Entfaltung und Bewährung der christlichen Liebe, der in so hervorragender Weise die Aufgabe znfällt, die sozialen und sittlichen Schäden unseres Volkslebens wirksam zu heuen. Nicht blos am heiligen Abend und in den Tagen des Festes soll es unS ein Bedürsniß sein, die Liebe nach außen kund werden zu laßen, sondern die auf Mittheilen und Wohlthun gerichtete Stimmung muß das Fest überdauern, wenn wir Weih nachten nicht umsonst gefeiert haben sollen. Es gilt sort und fort daS Licht der Gottes- und Menschenliebe, dessen Sinnbild unsere Weihnachtskerzen sind, in das Dunkel der Armuth und der Noth Hineinscheinen zu lassen. Es gilt die Liebe, die am Weihnachts fest auch der Armen und Nothleidenden, der Bedrängten und Ver laßenen dvs Volkes gedenkt, alle Zeit zu bewähren und so die Kluft zwischen Reichen und Armen, zwischen Besitzenden und Ent behrenden, zwischen Ueberfluß und Mangel auszugleichen und zu überbrücken. 1. Januar 1897 täglich Vormittags von 11 Uhr bis Nachmittags 3 Uhr im westlichen Seitensaale des städtischen AusstellungS- mlasteS an der Stübel-Allee in Dresden ausgestellt. — DaS Zifferblatt der RathhanSthurmuhr in Dresden war am Mittwoch Abend zum ersten Male durch elektrisches Licht erhellt. Ueber 2000 Anmeldungen zur sächsisch-thüringischen Jndustrie- und Gewerbe-Ausstellung in Leipzig find bis zum Schlußtermin am 15. Dezember mit zum Theil sehr weitgehenden Raum» ansprüchen eingegangen. Dabei find die Theilnehmer an Kol lektivausstellungen nicht als einzelne Aussteller gezählt. Der Erfolg entspricht vollauf den Erwartungen, die Hallen können als besetzt gelten. In den nächsten Tagen etwa noch anmeldende Ausstellungslustige sollen zwar, soweit dies möglich ist, noch zu» gelassen werden, doch wird man aus naheliegenden Gründen eure kritische Sichtung der Gegenstände eintreten laßen müßen. Für später einlaufende Anmeldungen wird aber, wenn sie überhaupt noch angenommen werden, eine höhere Platzmiethe berechnet wer den. Den bereits zugelaßenen Ausstellern ist zu empfehlen, ihr« Vorbereitungen so zu treffen, daß st« am Eröffnungstage, als welcher einstweilen der 24. April gelten kann, damit fertig sind. — Nach Jahren noch ereilte in Leipzig daS Schicksal der Ver haftung einen 40 Jähre alten Kaufmann auS Reetz, der über ferne That längst GraS gewachsen glaubte. NlS Angestellter eines Leipziger Geschäftes hatte er vor mehreren Jahren seinem Arbeitgeber etwa 600 Mk. unterschlagen, war dann nach Austra lien geflüchtet und in voriger Woche nach Leipzig zurückgekehrh als die Argusangen der Kriminalpolizei den vergilbten Steckbrief auffanden, der seinerzeit wider ihn erlassen worden war. — Wegen Beseitigung einer Leiche ohne Borwissen der Behörde hatte sich vor dem Leipziger Schöffengericht die in Reudnitz wohnhafte Johanna Hilma Pahlitzsch geb. Bufe zu verantworten. Sie hatte am 25. August vom Postamte in Oetzsch aus die Leiche ihres TagS vorher unehelich geborenen Kindes in einem Post packet an eine singirte Adresse in München-Gladbach gesandt. Die Fran wurde zu 2 Wochen Haft verurtheilt. Auf dem Hauptbahnhofe Chemnitz ist gestern morgen ein Hilfsweichensteller in Folge des Glatteises zu Falle gekommen und im nächsten Augenblicke von einem Zuge überfahren und getödtet worden. Im SitzungSsaale der Königlichen Amtshauptmannschaft zu Zittau fand am 21. dS. MtS. im Beisein zahlreicher Vertreter von Schule und Kirche aus Stadt und Land des dortigen Bezirks die feierliche Verabschiedung des mit Ende dieses Jahres in den wohlverdienten Ruhestand tretenden Königs. BezirkSschnlinspektorS Schulrath Professor Michael statt. Im Parentationshause des neuen Friedhofs in Radeberg fand die gerichtliche Obduktion eines vorige Woche in Kleinwolms dorf Plötzlich verstorbenen, geistig beschränkt gewesenen jungen Mannes auf Veranlassung und im Beisein der Königl. Staats anwaltschaft statt. Wegen Verdachts, den Tod durch körperliche Mißhandlung verursacht zn haben, war die Stiefmutter des Ver storbenen verhaftet worden. Dieselbe wurde jedoch sofort wieder auf freien Fuß gesetzt, als bei der Secirung der Leiche Tod durch Gehirnschlag festgestellt worden war. Nachdem schon am Dienstag vergangener Woche ein junges Mädchen in der Nähe der Deubener Wartehalle belästigt worden war, wurde am letzten Freitag Abend in der 6. Stunde eine alte 70jährige Frau in der Nähe des Friedhofes zu Potschappel von einem jungen schlanken Menschen räuberisch augefallen, der der alten Frau mit Gewalt einen Korb, in dem sich ein Beutel mit Geld befand, zn entreißen versuchte. Durch das Hinzu kommen eines Geschirrs konnte der Wegelagerer sein Vorhaben aber nicht vollenden und ergriff schleunigst die Flucht. Ueberans brutale Szenen spielten sich in einer der letzten Nächte in der Glasewalvtstraße zu Blasewitz ab, wo ein«, größere Anzahl von Arbeitern, unter denen sich auch zwei Blase witzer befanden, in Streit gericthen und gegenseitig aufeinander einschlugcn. Einem der an dem Exceß Betheiligten wurde mittelst Messers ein Auge buchstäblich herausgestochen I —Ueber den Nachlaß des Schriftstellers vr. jar. Paul Eulenburg, der vor einigen Monaten in Blasewitz sammt seiner Familie durch Selbstmord endete, ist neuerdings der Konkurs eröffnet worden. In Oschatz ist gestern der bereits wegen Krankheit beur laubte Königl. Bezirksschnlinspektor Schulrath Eger, welcher seit dem Jahre 1888 an der Spitze des dortigen Schulinspektions bezirks stand, gestorben. Der Verstorbene war am 24. Mai 1834 cn Mülsen St. Jakob geboren. Seit 1855 war er Kantor und Organist in Ernstthal, seit 1870 Oberlehrer an der Realschule in Glauchau und seit 1874 Schuldirektor daselbst. Von Glauchau kam der Entschlafene nach Oschatz als Bezirksschnlinspektor. In tÄrofteuhuiu wurde Bürgermeister Herrmann von einem Unfälle betroffen. Er war in Begleitung seines Sohnes, des Studiosus Herrmann, entlang der Berlin-Dresdner Eisenbahn