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Ksrr.", Ningt nicht unglaubwürdig. Es ist, bemerkt hierzu ein Berliner Blatt, nicht im Geringsten daran zu zweifeln, daß zwischen dem russischen Botschafter Mohrenheim und der französischen Regierung Bündnißverhandlungen stattgefunden haben; das war, sozusagen, seit langer Zeit offenes Geheimniß. Es ist auch anzunehmen, daß endlich ein Vertrag zu Stande gebracht ist, der jetzt in Petersburg den maßgebenden Faktoren vorliegt. Diese Thatsache — nehmen wir an, daß eS sich wirklich um eine solche handelt — ist unbestritten von großer politischer Bedeutung; aber diese Bedeutung erführt wieder eine Abschwächung durch daS Eingeständniß, daß derBündniß- vertrag einstweilen nur durch die russischen Minister des Auswärtigen, des Krieges und der Marine unterzeichnet werde, dann aber so lange liegen bleiben soll, bis man den Zaren einmal in einem günstigen Augenblick „herumkriegt", das Do kument zu unterzeichnen. Diese Enthüllung ist nicht sonderlich schmeichelhaft für den Zaren, sie klingt auch nicht rühmlich für seine Rathgeber. Was nützt aber den Franzosen ein Vertrag, von dem man nur hofft, daß der Zar ihn „beim Eintritt einer günstigen Stimmung" unterzeichnen werde? Die russisch französische Bündnißpolitik könnte durch nichts besser charakteri- sirt werden, als durch dieses Eingeständniß, durch dieses Armuthszeugniß, das sie sich selbst ausstellt. Die Chauvinisten in Petersburg und Moskau räumen ein, daß der Zar eigentlich von einem Bündniß mit Frankreich nichts wissen will; aber man rechnet hier wie dort auf die Möglichkeit, daß gelegentlich eine günstige Stimmung eintrete, in welcher der Zar das verhängnißvolle Aktenstück, das zu diesem Behuf stets in der Nähe bereit gehalten werden muß, mit seiner Namens- unterschrist versehen wird. Gewiß, der Zar ist, wie man weiß, ein Mann, der Einflüsterungen und Stimmungen leicht zugänglich ist. An die Frage, ob der Zar nachher einen Ver trag auch halten wird, dessen Genehmigung ihm in einer un bedachten Stunde, vielleicht mit allen Listen und Lügen, abge rungen ist, darum kümmern sich unsere Gegner vorläufig nicht. Am augenblicklichen Erfolg ist ihnen Alles gelegen. Der Rest mag der Zukunft anheimgestellt bleiben. Ein unter derartigen Umständen vielleicht zu Stande kommender Bündnißvertrag zwischen Frankreich und Rußland hätte für uns und unsere Verbündeten einen großen Theil seiner Schrecken verloren. Das russisch - französische Einvernehmen ruht auf verhältniß- mäßig schwachen Füßen, wenn die Staatsmänner beider Staaten nur von der Gunst des Augenblicks erwarten, was ihnen unter normalen Verhältnissen versagt ist. — In jedem Falle, mit oder ohne Bündniß, bleibt die europäische Lage dieselbe: Frank reich ist ruhig, so lange Rußland Frieden hält, und es schlägt los, sobald der Zar zum Schwert greift. Dieses Ver- hältniß, wonach Frankreich dem Zaren Heeresfolge leistet, vermag auch ein schriftlicher Vertrag nicht zu ändern. Das französische Geschwader fährt Dienstag früh 8 Uhr nach Björkesund und kehrt von dort wieder zurück. Der Admiral Gervais wird sich in Begleitung von 55 Offizieren und 15 Matrosen auf einem französischen Minenboot nach Petersburg begeben und alsdann auf einen Tag nach Moskau fahren. Eine ergötzliche Blüthe der Festtage wird in Folgendem ge meldet : Die Tabaksgcsellschaft „Ottoman" in Petersburg sucht aus der Begeisterung baares Kapital zu schlagen und ist auf eine niedliche Spekulation verfallen: sie hat „Papyros Carnot" und „Papyros Zola" in den Handel gebracht, erstere zu 1 Rubel, letztere zu 1 Rubel 50 Kopeken das Hundert. Das wäre nun weiter nichts Besonderes. Aber der „Grashdanin" fragt mit stillem Vorwurf, ob die Firma „Ottoman" denn ernstlich den literarischen Werth Frankreichs höher schätze als den politischen. Zola koste also einen halben Rubel mehr als Carnot! Er werde entzückt sein, das zu erfahren. Aber „politisch" sei es doch gar nicht von der verehrten Tabakfirma, gerade jetzt, wo das französische Geschwader in Kronstadt vor Anker liege. Nein, diese Taktlosigkeit! ruft der „Grashd." aus und macht ein Gesicht, als ob er in Verzweiflung wäre über die Störung der guten Beziehungen Rußlands zu Frankreich durch die Firma „Ottoman". Der „Nowoje Wremja" zufolge ist die Bestimmung ge trosten worden, daß Kinder ausländischer Juden, welche nicht zum Aufenthalte in Rußland berechtigt sind, vom nächsten Schuljahre ab nicht in russische höhere und mittlere Lehr anstalten ausgenommen werden sollen. Ein neues Brigantenstückchen wird vom 29. v. M. aus der Türkei, und zwar aus der Nähe von Rodosto, welches 7 Kilometer von dem Schauplatz des Eisenbahnüberfalls von Tscherkeßköi entfernt ist, berichtet: Wahrscheinlich durch den Erfolg des Räuberhauptmanns Anastasios angefeuert, überfiel gestern Abend eine Bande von 7 Pomaken oder muhamedanischen Bulgaren einen griechischen Gutsbesitzer, für dessen Freigabe sie ein Lösegeld von 40 000 Mk. verlangen. Hiernach sieht es nicht aus, als ob die Regierung ernste Schritte zur Unter drückung des Brigantenunwesens, welches sich unmittelbar vor den Thoren der türkischen Hauptstadt abspielt, zu unternehmen gedächte, und nicht mit Unrecht befinden sich daher die Bahn direktionen in ständiger Furcht vor einem neuen Eisenbahn überfall. Telegramme aus Konstantinopel haben vor einigen Tagen die Wiederaufnahme der englisch-türkischen Verhandlungen über die Räumung Egyptens durch England angekündigt; diese Meldung ging anscheinend von türkischer Seite aus. Gleichzeitig versicherten englische Preßstimmen, daß vie britische Regierung nicht gesonnen sei, im Verhältniß zu Egypten Aenderungen ein treten zu lassen. Da hat nun der Pariser Berichterstatter der „Times" die überraschende Nachricht gebracht, daß der Sultan sich mit der Absicht trage, den Khedive abzusetzen. Unterstaatssekretär Fergusson, im Unterhaus wegen dieser An gelegenheit interpellirt, gab die etwas ungenügende Antwort, das Telegramm der „Times" sei ein auf Sensation berechnetes, durch welches sich kein Mensch beunruhigt zu fühlen brauche. Nichtsdestoweniger hat sich die öffentliche Diskussion dieses Themas bemächtigt. Zum besseren Verständniß möge hier die Meldung der „Times" angeführt werden; sie lautet im Wesent lichen folgendermaßen: „Von der Annahme ausgehend, daß England, wenn nicht bereits zum Dreibund gehörig, doch mit demselben als einer Friedensliga sympathisirt, hat man im Interesse der Feinde des Bundes versucht, den Sultan gegen ihn einzunehmen. Da es berannt ist, daß der Sultan sowohl aus eigener Ueberzeugung, wie in Folge der Einflüsterungen seiner Umgebung die Anwesenheit Englands in Egypten nicht gern sieht, so wird, wenn man seinen Argwohn erwecken will, stets dieses Thema mit Erfolg bei ihm angeschlagen. Gewisse Botschafter haben in ihren Unterredungen mit dem Sultan bereits angedeutet, daß Tewfik Pascha nicht das Opfer, sondern der Mitschuldige Englands ist und daß er, statt der englischen Herrschaft Schwierigkeiten in den Weg zu stellen oder sich zu bemühen, ihr ein Ende zu bereiten, alle Maßnahmen begünstigt, welche die Vorrechte des Großherrn beeinträchtigen und die ohnehin schon losen Bande, durch welche Egypten mit ihm verbunden ist, noch weiter zu lockern. Man hat sich ferner bemüht, den Sultan zu überreden, daß es nicht allein sein Recht, sondern seine Pflicht ist, Tewfik Pascha ohne weitere Umstände abzusetzen, um dergestalt Europa und ganz besonders England mit der vollendeten Thatsache zu überraschen. England müßte in diesem Falle entweder Tewfiks Absetzung acceptiren und sich damit jeden Einflusses auf den neuen Khedive begeben, welcher nur das Werkzeug des Sultans sein würde, oder aber Tewfik in seiner Stellung erhalten und dadurch eine offene Rebellion und Usurpation der von ganz Europa garantirten Rechte des Sultans unterstützen. In jedem Falle würden sich England und Egypten in einem heiklen Dilemma befinden." — Die Absicht des Sultans, von welcher hier die Rede ist, ist schwerlich schon zur Reife gediehen. Aber die Verbreitung obiger Meldung in dieser Form dürfte das Eine außer Frage stellen, daß Rußland und Frankreich sich rechtschaffen bemüht haben, den Sultan zu einem Schritt in der angedeuteten Richtung zu bewegen Offenbar ist der „Standard" gut unterrichtet, wenn er mittheilt, daß der türkische Botschafter in London, Rustem Pascha, seinen Urlaub nur deshalb habe unterbrechen und nach London zurückkehren müssen, um mit dem britischen Minister des Auswärtigen neue türkische Vorschläge hinsichtlich der Räumung Egyptens durch die englischen Truppen zu er örtern. Wer dabei hinter der Türkei steht, wer den Sultan beeinflußt, das braucht nicht erst erörtert zu werden. Kolonialpolitisches. Im Hinblick auf die englischen Zeitungen aus Zanzibar übermittelte Meldung des Gerüchtes, laut welchen Emin Pascha von Tabora nach Ujiji aufgebrochen, aber bald nord wärts nach Ankovi gezogen sein soll, wird der „Nat.-Ztg." von zuverlässigster Seite mitgetbeilt, daß an zuständiger Stelle in Berlin über die von englischer Seite gemeldeten Vorgänge nichts bekannt ist. Bisher ist auch weder eine Antwort Emin Paschas auf die bekannten Anweisungen des Majors von Wißminn eingegangen, noch eine Erklärung auf die an ihn gerichtete Anfrage, ob er bereit wäre, als Reichskommissar in den Reichsdienst einzutreten. Freilich bleibt ungewiß, ob und wann diese Schriftstücke Emin Pascha erreicht haben. Aller dings hat in der Zeit, in welcher ein amtlicher Bericht Emin Paschas nicht eingetroffen ist, derselbe mit Freunden und Be kannten in Deutschland Privatkorrespondenz geführt, aus welcher jedoch nichts in dem Sinne der von den englischen Blättern mitgetheilten Gerüchte hervorgeht. Auch liegen Berichte des Adjutanten Emm Paschas, Lieutenants Stuhlmann, meteorologischer Natur, sowie über Routenvoran schläge vor, die ebenfalls in jenem Zusammenhänge nicht in Betrach kommen können. Diese Informationen gehen dem genannten Blatte von durchaus zuverlässiger Seite zu. Was andererseits die Absicht Emin Paschas betrifft, das von ihm zurückgelassene Elfenbein wiederzuerlangen, so ließe sich nach Ansicht der „Nat.-Zeit." dagegen kaum etwas einwenden. Hieraus würde sich eventuell auch das Zurückbleiben der im deutschen Solde stehenden Truppen erklären. Jedenfalls ist bisher in keiner Weise ersichtlich, daß Emin Pascha diese Truppen nach Tabora zurückgeschickt habe; vielmehr könnte er ihnen sehr wohl die Anweisung crtheilt haben, ihn an einem bestimmten Punkte zu erwarten. Oertliches und Sächsisches. Freiberg, den 3. August. — Se. Majestät ver König und Ihre König!. Hoheiten Prinz Georg und Prinz Friedrich August haben sich gestern, Sonntag, Nachmittags nach Leipzig begeben, um dem daselbst in den Räumen des Krystallpalastes und der Albertshalle stattfindenden „Husarenfeste" beizuwohnen. Auf dem Bahnhof in Leipzig waren zum Empfang Ihre König!. Hoheiten die Prinzen Johann Georg und Max, eine Abord nung vom 2. König!, sächsischen Husaren-Regiment Nr. 19 sowie Vertreter der Stadt Leipzig, der Universität und der übrigen Behörden anwesend. — Die König!. Jagd, welche am Sonnabend in Grillenburg stattfinden sollte, ist des schlechten Wetters wegen abgesagt worden. — Von dem Oberhofmeisteramte Ihrer Majestät der Königin ging dem „Dresdner Journal" folgende Zuschrift zu: Ihre Majestät die Königin werden allerhöchstihren Geburts tag in diesem Jahre außerhalb Landes verleben; an welchem Orte, läßt sich zur Zeit nicht bestimmen. Ihre Majestät haben mit Rücksicht hierauf den ausdrücklichen Wunsch kundgegeben, daß von jeder direkten Zusendung schriftlicher oder telegraphi scher Beglückwünschungen an Allerhöchstdieselbe abgesehen werden möchte. Das Oberhofmeisteramt Ihrer Majestät ist dagegen bereit, einer etwa gewünschten Uebermittelung solcher Beglückwün schungen an Ihre Majestät nach Allerhöchstdero einige Tage später zu erwartenden Rückkehr sich zu unterziehen." — Der Kommandeur der 6. Infanterie-Brigade Nr. 64, Herr Generalmajor von Raab, trifft heute Abend 9 Uhr in Freiberg ein, steigt im Hotel de Saxe ab und wird bis Donnerstag Mittag hier verweilen, um den Gefechtsübungen des 1. Kgl. sächs. Jägerbataillons beizuwohnen, an welchem das am Freitag hier eingetroffene Detachement Ulanen (1 Offizier, 2 Unteroffiziere und 14 Mann) theilnimmt. — Amtliche Mittheilungen über Bewegung in der Bevöl kerung ver Stadt Freiberg. Einwohnerzahl am 1. Juli c. 29462. Zuwachs bis Ende Juli 537 und zwar 437 durch Zuzug und 100 durch Geburten, das sind zusammen 29999. Hiervon Abgang 526, und zwar 443 durch Wegzug und 83 durch Tod, verbleiben 29473, davon 14634 männlichen und 14839 weiblichen Geschlechts. Seit 1. Dezember 1890 ist die Zahl um 222 gestiegen. — In der Kirche Skt. Johannis hier fand am gestrigen Sonntage die Einführung des neuen Pfarrers, des bisherigen Diakonus an St. Petri hier, Herrn Heinrich Otto Gott löber, in Anwesenheit von Vertretern des Stadtraths, sowie des Kirchenvorstandes und unter zahlreicher Theilnahme der Gemeinde durch Herrn Superintendent Hässelbarth statt. Nach dem Gesänge des Liedes Nr. 8 im Landesgesangbuch und der durch den bisherigen Kollegen des Herrn Designaten, des Herrn Pfarrer Walter hier, vollzogenen Eingangsliturgie, worauf der Gesang des Liedes 436 folgte, betrat der Herr Superintendent den festlich geschmückten Altar, um der Gemeinde, an welcher er selbst über 4 Jahre lang gewirkt, seinen Nachfolger, ihren neuen Pfarrer, vorzustellen. Nachdem sodann Herr Pfarrer Walter den Lebenslauf verlesen und Herr Bürgermeister vr. Böhme im Namen der Kollaturbehörde die Bokation unter herzlichen Segenswünschen überreicht Hatte, wandte sich der Herr Ephorus von Neuem an den Einzuweisenden, um ihn auf Grund deS JohanniSworteS, Ev. Joh. 3, 29,30 in längerer, erhebender und herzandringender Rede die Pflichten und Auf gaben seines neuen Amtes darzulegen, ihn zur freudigen Er füllung derselben zu stärken, und sodann nach Ablegung von Gelübde und Handschlag feierlich im Namen der obersten Kirchenbehörde in sein neues Amt einzuweisen. Darauf hielt der neue Herr Pfarrer, nachdem er seine Gemeinde mit einem „Ehre sei Gott in der Höhe" und mit der Verlesung deS Sonntagsevangeliums begrüßt, über den Sonntagstext Apostel geschichte 9, 1—8 seine Antrittsprcdiat, in welcher er auf Grund des Themas: „Saulus ein Paulus" in herzlichen Worten entwickelte, wie er sein neues Amt verwalten würde, und was er von der Gemeinde erwarte, um sodann die Schluß liturgie zu vollziehen und zum ersten Mal seiner Gemeinde den Segen zu spenden. Möge seine Wirksamkeit in dem neuen Amte allezeit eine so gesegnete sein, wie in dem alten! — Wie unseren Lesern bereits bekannt ist, soll hier in den nächsten Tagen die s». Jahresversammlung ver deut sche« geologischen Gesellschaft abgehalten werden Die Anmeldungen zur Theilnahme an dieser Versammlung nehmen, wie wir erfahren, einen sehr erfreulichen Verlauf; denn sowohl fast zur gleichen Zeit internationale Kongresse der Geologen und Geographen in Washington und Bern zusammentreten, werden doch hier in Freiberg nicht nur die geologischen Landes anstalten von Sachsen und Preußen, von Baden und von Nor wegen, sondern auch die Hochschulen von Amsterdam, Berlin, Bonn, Dresden, Göttingen, Halle, Leipzig, Prag, Rostock, Straßburg und Utrecht in hervorragender Weise vertreten sein. Es dürfte sich also binnen Kurzem ein sehr reger fachwissen schaftlicher Gedankenaustausch in unserer alten Bergstadt voll ziehen. (Siehe Anzeigentheil.) — Das Jägermustkchor wird am Dienstag Abend im Stadtpark-Restaurant konzertieren und am Mittwoch Abend im Verein mit dem Arttllertetrompeterkorps ein Doppel konzert im Brauhof abhalten. — DaS für den 23. Juli ange kündigte Konzert des TtaVtMUfikchorS im Gasthause zum Rosinenhäuschen mußte bekanntlich wegen der ungünstigen Witterung unterbleiben. Das Stadtmusikchor wird dafür nun dort am Dienstag, den 4. d. M., konzertiren und am Mittwoch Abend ein Konzert im Waldrestaurant „Oelmühle" abhalten, welches letztere, falls die Witterung sich ungünstig gestaltete, vertagt werden müßte. — Sächs. Briefmarken-Jubiläum. Die überaus praktische Einrichtung der Frankirung der Briefe durch Marken ist in Sachsen am 1. August 1851, also vor 40 Jahren, ein- gesührt worden. Damals bestanden nur fünf Gattungen von Marken, und zwar vier für Briefe und Mustersendungen, mit dem Bildniß des Königs, und zwar die zu einem halben Neu groschen aus silbergrauem, zu einem Neugroschen aus rosarothem, zu zwei Neugroschen aus blauem, zu drei Neugroschen auf gelbem Papier, sowie eine Gattung sür Kreuzbandsendungen zu drei Pfennigen mit grünem Druck auf weißem Papier und das König!. Wappen tragend. Einen großen Fortschritt hat die sächsische Post damals am 1. August 1851 gethan; wie großartig hat sich aber unser ganzes Postwesen seit jener Zeit weiter entfaltet! — Jagd. In Oesterreich hat mit dem 1. August die Jagd auf Rebhühner und Hasen begonnen, die nach sächsischem Jagdgesetz noch bis zum 1. September bez. 1. Oktober Schon zeit genießen. Aus Böhmen und Mähren, welche bekanntlich unter allen Kronländern Oesterreichs stets die bedeutendsten Ausbeuten an Rebhühnern liefern, wird übereinstimmend ge meldet, daß durch die starken Regengüsse im Juni viel junge Brut vernichtet worden sei. Schließlich möge darauf hinge wiesen sein, daß die Hohe Jagd in Oesterreich schon vor zwei Wochen begonnen hat und daß dort von jetzt ab überhaupt nur noch die Krammetsvögel, sowie die Waldschnepfen, das Auer-, Birk- und Haselw'ld in der Schonzeit stehen. — Die nächste Aufnahme von Zöglingen in die Königl. Unieroffizierfchule zu Marienberg findet am 1. Oktober dieses Jahres statt. Anmeldungen hierzu haben bis mit 15. August durch persönliche Vorstellung des Aspiranten bei dem Bezirks-Kommando seines Aufenthaltsortes oder bei dem Kommando der Unteroffizierschule zu erfolgen. Die Aspiranten müssen mindestens 14 Jahre alt und konfirmirt sein, das 18. Lebensjahr dürfen sie noch nicht vollendet haben. Die Erziehung der Zöglinge in der Unteroffizierschule ist unent geltlich. Die vorgenannten Behörden ertheilen alle weitere Auskunft. — Erledigt: Eine ständige Lehrerstelle in Weißbach bei Wiesenburg. Kollator: die oberste Schulbehörde. Einkommen: 900 M. Gehalt, 36 M. für Fortbildungsschulunterricht, 75 M. Staatszuschuß, so lange derselbe gewährt wird, und freie Woh nung mit Gartennutzung. Gesuche, denen auch das Reise- zeugniß beizufügen ist, sind bis zum 25. August an den Königl. Bezirksschulinspektor Schulrath Lohse in Zwickau einzureichen; — zu besetzen: die neubegründete 2. ständige Lehrerstelle in Pomßen. Kollator: die oberste Schulbehörde. Einkommen, außer freier Wohnung im zweiten Schulhaus und eventuell Gartennutzung 900 M. Fixum, 90 M. Holzgeld, 36 M. Honorar für Turnunterricht, beziehentlich etwa 30 M. an Nebeneinnahmen. Gesuche sind bis zum 20. August an den Königl. Bezirksschulinspektor Schulrath Schütze in Grimma zu richten. — Se. Majestät der König ernannte den Hilfsarbeiter bei der Kreishauptmannschaft zu Zwickau Regierungsrath Hau bold v. Einsiedel zum Amtshauptmann in Dippoldiswalde. — Königl. Landgericht Freiberg. Heute Vormittag wurden vor der Ferienstrafkammer unter Vorsitz des Herrn Landgerichtsdirektor Baumbach verurtheilt: 1) der Fleischer geselle Heinrich Ernst Lauschke aus Priebus wegen Sachbeschä digung zu 6 Wochen Gefängniß und wegen Bettelns zu 2 Wochen Haft unter Anrechnung der Letzteren aus die erlittene Untersuchungshaft; 2) der Handarbeiter Max Richard Walther in Freiberg wegen gefährlicher Körperverletzung zu 3 Monaten Gefängniß. X Brand, 3. August. Gestern früh erlöste ein sanfter Tod den seit einigen Wochen schwer erkrankten Herrn Ober- steiger Karl August Rast auf „Bescheert Glück". Herr Rast erfreute sich der Hochschätzung seiner Vorgesetzten, und war dem unter ihm stehenden Personal wie der gesummten Belegschaft ein stets humaner und freundlicher Rathgeber. In geselligen