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Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 04.08.1891
- Erscheinungsdatum
- 1891-08-04
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1878454692-189108041
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1878454692-18910804
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1878454692-18910804
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Freiberger Anzeiger und Tageblatt
-
Jahr
1891
-
Monat
1891-08
- Tag 1891-08-04
-
Monat
1891-08
-
Jahr
1891
- Titel
- Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 04.08.1891
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Areiderger ««reise» m» Tsqeblatt. Seite S. V l7» -U gegeben, hat soeben noch ein Nachspiel gefunden. Turpin hatte stets Zwischen Frankreich und Italien haben Vordem lhungcn über einen neuen Handelsvertrag begonnen. Italien scheint I von Neuem betont, daß der Kommandant des Platzes von Paris, geneigt, als Grundlage der Verhandlungen den französischenI sowie der Vertheidigung des verschanzten Lagers und der De ¬ partements Seme und Seine-et-Oise, General Ladvocat, den sSS. Fortsetzung ! (Nachdruck verboten.! Wannowsky tim m ungen Kooperation Besuche des nistern die Ver Amerikaner. Roman von Adolf Streckfuß. geneigt, als Grundlage der Verhandlungen den französischen Mindesttarif anzunehmen. Ein Vertrag auf dieser Grundlage wäre der Genehmigung des französischen Parlaments sicher, und Tschichatschew gepflogen. Es würden Be in dem Vertrage getroffen werden, welche eine zu Waffer und zu Lande sichern. Bereits vor dem Geschwaders seien zwischen den betreffenden Mi- Verräthereien Triponä's Vorschub geleistet habe. Die Pariser Blätter, die trotz der Verurtheilung Turpin's in dessen Konflikte mit Tripons vielfach für den ersteren Partei ergriffen, erachteten für nothwendig, daß General Ladvocat vor einer militärischen Untersuchungskommission erschien. Der Kommandant von Paris vermochte schließlich sich nicht länger dem Andrängen der öffent lichen Meinung zu entziehen und verlangte selbst seine Verneh mung vor einer derartigen Kommission. Aus diesem Anlasse hat nun der Ministerpräsident Freycinet in seiner Eigenschaft als Kriegsminister an den Gouverneur von Paris, General Saussier, ein Schreiben gerichtet, in welchem er ausdrücklich dieses Verlangen des Generals Ladvocat ablehnt. „Ich bitte Sie," heißt es am Schluffe des Schreibens, „diesem General zu sagen, daß er sich als durch meine Entscheidung gedeckt betrachten kann. Er kann daher sortfahren, sich ohne jede Besorgniß irgendwelcher Art den wichtigen Funktionen zu widmen, die er zu dieser Genugthuung bei uns erfüllte." Mit dieser Erklärung des Konseilpräsidenten und Kriegsministers wäre der Zwischen fall erledigt, obgleich die Oppositionsblätter nicht ermangeln werden, den Vorgang weiter gegen das Kabinet auszubeuten. Dem Minister des Aeußeren, Ribot, wurde amtlich ange zeigt, daß der König Alexander von Serbien etwa um den 13. d. M. in Paris eintreffen und daselbst vierzehn Tage inkognito verweilen werde. — In der Bürgermeisterei zu Cher bourg sand am Sonnabend ein feierlicher Empfang der Offi ziere der dort vor Anker liegenden russischen, griechischen und amerikanischen Kriegsschiffe statt. Der Bürgermeister begrüßte die Offiziere und wies auf den Empfang des französischen Ge schwaders in Kronstadt hin, der die französisch-russische Freund schaft besiegele. Nach einer Erwiderung des Kommandanten des russischen Kreuzers „Admiral Korniloff" toastete der Prä fekt von Cherbourg aus eine Vereinigung der französischen, Korr.", k ein Berlii daß zwisck französisch haben; da Es ist au gebracht i Vorliegt. I wirklich u I politischer eine Absck vertrag < Auswärtig dann aber einmal in kument zr schmeichel! für seine A von dem günstigen französisch sirt werd Armuthsz in Petersb von einer man rechr eine günf verhängni der Nähe unterschrsi weiß, ein zugänglich trag auch bedachten rungen if Am äuge, mag der) Umstände zwischen Verbünde Das ruft mäßig sch nur von normaler oder ohm reich ist 1 los, sod hältniß, vermag a Das nach Björ Gervais Matrosen begeben i Eine meldet: ! aus der § eine niedl und „Pap letztere zu weiter nic stillem V« literarisch« Zola kost werde ent, doch gar i das sran Nein, dies ein Gesich der gute« Firma „L Der „ troffen w« zum Aus Schuljahr anstalten Ein r Türkei, Kilometer Tscherkeß! 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Die Re publik sei die Feindin der Einheit, und ihre Anhänger im Vatikan und in Frankreich möchten einfach an Stelle der kleinen Fürstenthümer vor 32 Jahren ebenso viele kleine Republiken setzen und damit die Macht Italiens verzetteln. Der Dreibund erkläre sich aus der Haltung Frankreichs zur römischen Frage. Im Mai 1887 habe Frankreich die An näherungsversuche zwischen Leo XIII. und der italienischen Regierung vereitelt. Ein hochgestellter Abt hatte es unter nommen, einen mackusviveväi herbeizuführen, als die Jesuiten sich einmischten und außerdem die französische Regierung, ver- muthlich durch den Pariser Nuntius, den Kardinal Rampolla, mitthrilen ließ, daß in Frankreich die Annäherungsversuche einen schmerzlichen Eindruck Hervorriesen. „Die Einheit Italiens" — so heißt es in dem Briese, den der Prälat schrieb — „sei überhaupt nur ein Anachronismus, die Bevölkerungen seien sich feindselig gesinnt; Unzufriedenheit herrsche überall und im äußersten Falle sei nur eine Staatenverbündung möglich. Daher sollten sich Frankreich und der heilige Stuhl zusammen- thun, um die störenden Elemente auszumerzen und den Be völkerungen zu gestalten, sich ihren Wünschen, Interessen und topo graphischen Beschaffenheiten gemäß in selbständige Staaten zu t gliedern. Der Papst könnte sogar in Mittelitalien einen Staat mit i einem besser abgerundeten Gebiete, als der frühere Staal gewesen, : erhalte». Frankreich ist bereit, auf das erste Zeichen hin zu handeln, vorausgesetzt, daß der heilige Stuhl sich uns anschließt, mit Italien abbricht und sogar Rom verläßt, um uns die Anregung der römischen Frage zu ermöglichen ..." Im Jahre 1889 erließ Rampolla bekanntlich nach der Giordano Bruno-Feier ein Rundschreiben an alle katholischen Mächte, worin er des Papstes Verbleib in Rom für unmöglich erklärte. Es ist charakteristisch, daß nur die französische Regierung dies für baare Münze annahm und Leo XIII. zur Uebersiedelung nach Frankreich aufforderte: aber der Papst hatte nicht de» Muth dazu; er zauderte wegen der Ungewißheit seiner Rückkehr; auch langte bei ihm ein Bischof mit einem Briefe des Grafen von Paris an, worin dieser das Verhalten der Republik, welche den Papst zu gefährlichen Schritten aufmuntere, verdammte. Den Dreibund, erklärt Crispi weiter, habe er nicht geschaffen, sondern nur vorgefunden. Sobald Frankreich die Versicherung gäbe, daß es keinen Zug nach Rom ausrüsten, noch die vatikanische Frage anregen, überhaupt auf das vermeintliche Vorrecht des Schutzes des heiligen Stuhles verzichten wolle, werde Italien sich die Frage vorlegen, ob es sich aus dem Dreibunde zurück- sehen dürfe. Geschähe dies nicht, so sei es die Pflicht Italiens, ich durch Bündnisse zu stärken. Im Uebrigen stehe es dem ßapst frei, sich mit Italien auszusöhnen; er werde dann überall gesegnet werden. Die vielerörterte französische Melinitaffaire, welche in diesen Tagen zur Bestätigung des verurtheilenden Erkenntnisses gegen Turpin und Triponä, sowie den Mitangeklagten Anlaß der politischen Partei freudigen Antheil nahmen. Am 1. August 1291 schlossen die Waldstätten Uri, Schwyz und Unterwalden zur Abwehr der Fremdherrschaft ein Bündniß und schufen damit die Grundlage der Eidgenossenschaft. Nachdem bereits an vielen Orten die außerhalb ihres HeimathslandeS lebenden Schweizer die 600jährige Wiederkehr des Tages festlich begangen haben (so die in Sachsen wohnenden in Döbeln), nahm am Sonnabend auf historisch geweihtem Boden in Schwyz die offizielle Feier der Eidgenossenschaft ihren Anfang. Bei der Feier waren vertreten: der BundeSrath, daS Bundesgericht, der Nationalrath, der Ständerath, die eidgenössische Zentralkommission für die BundeSfeier, das diplomatische Korps der fremden Staaten, die schweizerischen Gesandten und Konsuln im Auslände, die Vertreter der schweizerischen Armee, die Abordnungen der Kan- tone, die Abordnungen der höheren schweizerischen Unterrichts anstalten, die Abordnungen von 26 schweizerischen Vereinen, die Abordnungen schweizerischer akademischer Studentenschaften und das Organisations-Komitö. Namens des Kantons Schwyz sprach Ständerath Reichlin, Namens des Bundesrathes Bundes präsident Welti und Namens des Nationalrathes dessen Präsi dent Lachenal. Das Festspiel im Freien mußte wegen Regens auf Nachmittags verschoben werden. Auf allen zugänglichen Bergspitzen der Schweiz flammten Nachts Freudenseuer auf. Sämmtliche Ortschaften sind mit Fahnen und anderen Deko rationen reich geschmückt. An vielen Orten fand die Bundes feier schon im Laufe der Woche in Verbindung mit den Jugend- « festen statt. Die zahlreichen in der Schweiz weilenden Fremden ohne Unterschied der Nationalität nehmen mit lebhaftem Inter- ! esse an der Feier Theil. ; Nach kurzer Pause fuhr der Amerikaner fort: „Ich genoß " endlich das Glück, Dich, meinen Sohn, wieder zu haben, , täglich tratest Du mir näher, ich hatte mir Deine Liebe, Deine Achtung gewonnen, das fühlte, das wußte ich. Je glücklicher ich mich darüber fühlte, je grauenhafter erschien mir die Ent deckung, die Dir zugleich den Vater geben und rauben mußte. Wohl sagte ich mir selbst, daß es meine Pflicht sei, meinen ; Veracht gegen Schmitz dem Gerichte mitzutheilen; aber die Furcht vor einer Entdeckung war stärker als das Pflichtgefühl, ich schämte mich meiner Feigheit; aber ich konnte trotzdem zu keinem Entschlusse kommen. Erst als ich heute Falk leblos, ein neues Opfer der nichtswürdigen Mörder, zu meinen Füßen sah, siegte in mir das Pflichtgefühl über die selbstsüchtige, seige Furcht. Ich sorschte nach den Spuren der Mörder; als diese durch die Blutstropfen auf dem Wege nach der Sügemühle hindcu- teten, wurde mein Verdacht in mir zur Gewißheit. Noch ahnte ich nicht, wer der Mitschuldige des Sägemüllers sein könne, da erhielt ich auch darüber Gewißheit, als ich beim Scheine des im Walde ausblitzenden Schusses das verzerrte Gesicht meines Knechtes Jobst erkannte. Ich wäre ein Ehrloser, ein Mitschuldiger der Mörder, wenn ich nach diesem neuen Mordversuche noch zögern wollte, sie der verdienten Strafe zu überliefern. Die Pflicht, welche ich längst hätte erfüllen sollen, schreibt mir gebieterisch vor, was ich zu thun habe. Ich weiß, daß Schmitz sein Wort halten, daß er mich in demselben Augenblicke verrathen wird, in welchem er erfährt, daß ich sein AnNäger bin, er wird es, und vielleicht mit Erfolg, versuchen, die Anklage dadurch von sich abzuwälzen, daß er mich als den Mitschuldigen des Jobst darstellt. Bei dem gegen mich herrschenden Haß und dem seit Jahren gegen mich eingewurzelten Verdacht bin ich fast sicher, angeklagt und von den Geschworenen unschuldig verunheilt zu werden, jeden falls aber muß mich die Verurtheilung für meine frühere Schuld treffen, die ich nicht zu läugnen vermag. Ich bin mir darüber vollständig klar, aber trotzdem entschlossen, meine Pflicht zu erfüllen." Der Amerikaner wurde durch seine Frau unterbrochen. Sie hatte bisher schweigend seiner Erzählung gelauscht, die ihr nichts Neues brachte. Sie war seine Vertraute, vor ihr hatte er nie ein Geheimniß gehabt, sie wußte, wie schwer er gelitten hatte in dem Kamps zwischen dem Pflichtgefühl und der Furcht vor einer Entdeckung. Ihr mildes Wort hatte ihn oft getröstet, und wenn sie ihm dann versicherte, leine Pflicht könne ihn zwingen, sich selbst anzuklagen, sein Weib und sein Kind dem entsetzlichsten Unglück preiszugeben, hatte er ihr geglaubt. Jetzt aber war er entschlossen, dem starren Gebot einer vermeint lichen Pflicht folgend, sich selbst und mit sich Weib und Kind zu vernichten. Das durste nicht geschehen! Ihre Schwäche be zwingend, erhob sie sich und dem Gatten die Hand schwer auf die Schulter legend, sagte sie: „Deine Pflicht willst Du erfüllen! Hast Du nicht auch Pflichten gegen mich, gegen Deine Töchter, selbst gegen Deinen Sohn? Deine Pflicht ist es, Dich uns zu erhalten! Nicht Deine Aufgabe ist cs, dem Gericht eine Anzeige zu machen, Doktor Berg wird es thun, Du hast es mir selbst gesagt, daß er des halb nach Waldhausen gefahren ist und daß auch er Jobst als den mörderischen Schützen erkannt hat. Wenn Jobst sich als Verbrecher entlarvt sieht, wird er nicht anstehen, seinen Mit schuldigen anzuklagen, die Bestrafung der Verbrecher wird er- olgen, auch wenn Du Dich nicht selbst opferst. Fliehe, noch ist es Zeit! Die Flucht wird Dir gelingen, wie sie Dir schon einmal gelungen ist. Wenn Du in Amerika, unserer zweiten Hcimath, einen sicheren Zufluchtsort gefunden hast, dann werden wir Dir dorthin folgen. Mag verloren gehen, was wir hier besitzen, freudig wollen wir mit Dir auch die bitterste Noth theilcn, mit Dir sorgen, mit Dir arbeiten, wenn wir nur Dich behalten. Wenn Du hier bleibst und selbst die Anklage gegen Jobst und den Sägemüller erhebst, wird ihre Rache Dich in ihr Geschick Hineinreißen, fliehst Du, dann sind Deine Feinde machtlos. Wenn Du Dich selbst opferst, opferst Du auch Deinen Sohn! Vergeblich hast Du dreißig Jahre lang Dich bemüht, den Namen seines Vaters rein zu halten von der schweren Anklage des Mordes, ihm das Erbtheil eines unbe fleckten Namens zu erhalten; fliehst Du, dann wird Schmitz vergeblich Dich anklagen. Welchen Beweis hat er dafür, daß nicht Kurt v. Dyssem, sondern Karl v. Dyssem auf dem Kirch hof von Herrenburg ruht? Wer wird ihm jetzt glauben, nach dem vor dreißig Jahren festgestellt worden ist, daß der Er mordete Kurt v. Dyssem war. Die Pflicht der Liebe für uns und für Deinen Sohn gebietet Dir die Flucht! Ich flehe Dich an, erfülle die Pflicht der Liebe, fliehe, noch ist es Zeit. Und > auch Sie, Herr v. Dyssem, flehe ich an, vereinigen Sie Ihre Bitten mit den meinigen!" ' Die kranke Frau hatte ihre letzte Kraft aufgeboten; jetzt brach sie erschöpft zusammen, sie sank in die Arme des Gatten, - der sie liebevoll umfing und zärtlich auf die Stirn küßte, als sie weinend ihr Haupt an seiner Brust barg. Er hatte traurig : vor sich niederschauend ihren Worten gelauscht, jetzt blickte er : zu Kurt auf: „Forderst auch Du von mir, daß ich fliehe?" : fragte er ruhig ernst. « „Nein, Vater, ich fordere es nicht!" rief Kurt, die Hand t des Vaters ergreifend und sie kräftig drückend. „Folge dem , Pflichtgebot, welches Dein Gewissen Dir auferlegt. Kämpfe « mannhaft für Deine Unschuld, Deine Ehre. Dein Sohn wird « Dir treu zur Seite stehen! Auch durch das Bekenntniß Deiner t alten Schuld erfüllst Du nur eine Pflicht der Ehre, Du hattest griechischen und amerikanischen Nation; der Präfekt der See station, Admiral Lespes, verlas ein Telegramm, worin eS hieß, das russische Volk und die russische Marine seien mit ihrem ganzen Herzen in Cherbourg. Auf dem Diner, welches der Agent der Chicagoer Welt ausstellung in Paris den Ausstellungs-Kommissaren gab, kam es zu einer peinlichen Szene. Ein Herr Street brachte folgenden Toast aus: „Ich trinke auf das Wohl der amerika nischen sowie der französischen Presse. Ich trinke auf den Er folg der Chicagoer Ausstellung. Aber erlauben Sie mir, daß ich nicht auch auf das Wohl der Deutschen trinke!" Die anwesenden französischen Journalisten nahmen den Toast mit eisigem Schweigen auf. Die Taktlosigkeit wurde allgemein ver- urtheilt. König Oskar II. von Schweden und Norwegen bat während seiner Anwesenheit in Christianssand anläßlich der Jubiläumsfeier des 250jährigen Bestandes dieser Stadt eine Rede gehalten, welche sowohl mit Rücksicht auf die gegenwärtigen Verhältnisse zwischen Norwegen und Schweden, wie überhaupt wegen ihres politischen Inhaltes ziemliches Aufsehen erregt hat. Der König betonte mit großem Nachdrucke, daß das norwegische Volk selbständig und vollkommen berechtigt sei, die Rechte der Selbständigkeit für sich in Anspruch zu nehmen. Nur dürfen die Norweger nicht vergessen, daß, wer Rechte erwirbt, gleich, zeitig auch Verpflichtungen übernimmt. Während der lange» Friedensperiode, welche für Schweden-Norwegen bereits länger als drei Viertel des Jahrhunderts andauert, habe aber das norwegische Volk die Vorsorge für den wehrhaften «Schutz des Landes etwas vernachlässigt; er (der König) hoffe nun, das norwegische Volk werde sich immer mehr von der Erkenntniß durchdringen lassen, welche hervorragende strategische Bedeutung Christianssand für das ganze Land besitze. Es erscheine als unerläßlich, daß die Wehrkraft des Landes, insbesondere die kein Recht, auf den von Deiner Hand Gefallenen den Makel, er sei ein Mörder und Dieb gewesen, zu heften! Du schuldest auch ihm die späte Gerechtigkeit, seinen Namen von der auf ihn gebürdeten Schuld zu befreien! Wie dann auch Dein Schicksal sich enlscheiden möge, selbst wenn kurzsichtige Ge schworene Dir keinen Glauben schenken und Dich verurtheilea, Dein Sohn wird mit Stolz auf seinen Vater blicken, der der Gerechtigkeit sich selbst zum Opfer brachte!" Mit freudig aufleuchtenden Augen schaute ver Amerikaner seinen Sohn an, „Du hast entschieden, Kurt!" sagte er mit ernster Entschlossenheit. „Ich folge dem Gebote der Ehre!" XXVIII. Schon am frühen Morgen, lange vor dem Beginn der Dienststunden, saß der Untersuchungsrichter Biederer in seinem Amtszimmer vor dem mit dickleibigen Akten bedeckten Arbeits tische. Er hatte eine ereignißreiche, unruhige Nacht verlebt. Spät am Abend des gestrigen Tages hatte ihn der Doktor Berg in der Stammgesellschaft beim „Greifen" ausgesucht und ihn aufgefordert, trotz der nächtlichen Stunde ein Protokoll aufzunehmen über Mittheilungen, welche zur Entdeckung der Posträuber von höchster Wichtigkeit seien. Freudig war er der Aufforderung gefolgt, für solchen Zweck opferte er gerne eine Nacht, und auch der Gerichtsschreiber und der Gerichtsdiener mußten sie opfern; Beide wurden aus den Betten geholt, das während der Nacht verschlossene Amtszimmer des Untersuchungsrichters wurde geöffnet und dann Doktor Berg auf sein Verlangen ganz förmlich zu Protokoll genommen. Fast unglaublich erschien dem Richter die wichtige Aussage, welche Berg zu Protokoll gab, er wurde durch dieselbe aufs Höchste überrascht; aber seine Ueberraschung stieg noch, als ihm, während er gerade dem Doktor Berg das von diesem zu unterschreibende fertige Protokoll vorlas, der Gerichtsdiener meldete, der Amerikaner sei soeben vor dem alten Schloß, dem Gerichtsgebäude, vorgefahren und verlange trotz der nächtlichen Stunde den Herrn Richter zu sprechen. Der Amerikaner, dessen Schicksal durch die Aussage des Doktor Berg besiegelt werden mußte, kam selbst zum Gericht. Das war ein unverhofftes Glück! Der Richter hatte im Stillen gefürchtet, der Verbrecher werde die Nacht zur Flucht benützen. Diese Furcht war jetzt beseitigt, der Amerikaner konnte verhaftet werden, die nächtliche Stunde schützte ihn nicht, es war ja nicht nöthig, behufs der Verhaftung in sein Haus einzudringen. Und weshalb kam der Amerikaner? Um seinen Knecht Jobst des Mordversuchs gegen Doktor Falk anzuklagen und die sofortige Verhaftung desselben zu fordern. Der Verbrecher klagte seinen Mitschuldigen selbst an! Als ihm der Richter eröffnete, daß sein Wunsch in Erfüllung gehen solle, daß aber auch er verhaftet werden müsse, sagte er, er sei hierauf vorbereitet ge wesen und ließ sich willig ins Gefängniß führen. (Fortsetzung folgt.) bei den jetzigen Festlichkeiten zu haltenden nicht politischen Reden vollkommen festgestellt worden." — Diese Mittheilung, verglichen mit der Berliner Zuschrift der „Pol. Küstenvertheidigung, verstärkt werde. „Wir danken Gott" — sagte der König zum Schluffe — „für den Frieden; sollte aber ein Krieg ausbrechen, so werden die Norweger Schulter an Schulter mit den Schweden kämpfen." Die Rede des Monarchen wurde in Norwegen mit Beifall ausgenommen. Wahrscheinlich wird diese Kundgebung dazu beitragen, größere Kreise der norwegischen Bevölkerung für den Gedanken der Neuorganisirimg und Er weiterung des norwegischen Heereswesens zu gewinnen. Der Telegraph übermittelt die folgende Meldung über die Grundlagen eines russisch-französischen Bündnisses, die bereits in einem Theile der Auflage der letzten Nummer telegraphisch mitgetheilt werden konnte: „Der „Times" wird unter dem 31. v. M. aus St. Petersburg gemeldet, daß über die Grund lagen eines Bündnisses zwischen Frankreich und Rußland der I Botschafter Mohrenheim mit dem Elysee verhandelt habe, i Admiral Gervais habe nach Kronstadt einen Entwurf über die Bedingungen des Bündnisses mitgebracht, um denselben dem russischen Minister des Aeußern, dem Kriegsminister und dem Marineminister zur Erwägung und Ausarbeitung zu unter breiten. Nach Abschluß der betreffenden Verhand lungen würde das Vertragsdokument von den ein- ,einen Ministern, nicht aber vom Kaiser von Ruß- and selbst unterzeichnet werden und bis auf Weiteres in dieser Form verbleiben. Der Admiral habe wiederholte lange und vertrauliche Berathungen mit den Ministern Giers,
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