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und der ständigen deutschen Siedlung zu rechnen, da deutsche Bauern die günstige Situation des vorbesiedelten Waldes genutzt haben werden. Im Material der bearbeiteten Fundstellen lassen sich aufgrund von Verzierungen in der Halseinziehung Anklänge der Kohrener Keramikgruppe erkennen. H.-J. Vogt (1986 b, S. 426 ff.) zog zur Aufstellung dieser Gruppe auch eine Scherbe aus Nenne witz hinzu. Er betrachtete diese Fundstelle als den nordwestlichsten Ausläufer der Gruppe. Die Masse der Keramik weist aber beträchtliche Unterschiede zur Kohre ner Gruppe auf. Die für diese typische Aufrauhung des Unterteils fehlt vollständig. Weiterhin sind andere Profilierungen zu beobachten. Besonders die weiße Keramik mit den oben gesattelten Kragenprofilen tritt vor allem im Raum Leipzig auf. Hier lassen sich in Nennewitz keine örtlichen Traditionen erkennen. Es besteht aufgrund ähnlicher Funde in Groitzsch, Kr. Borna, eine Verbindung ins Pleißegebiet. In Groitzsch ist diese Keramik nach 1105 belegt (Vogt 1968 b, S. 429). Die Keramik von Nennewitz, besonders die Profilierungen und die Verzierungen, vor allem die sehr häufigen Kammstichverzierungen, lassen eine lokale Gruppe er kennen, die im Westen des Kreises Oschatz, im Nordosten des Kreises Grimma und wahrscheinlich im Osten des Kreises Wurzen verbreitet ist. Sie kann als Variante ne ben die Kohrener Gruppe und die der Leipziger Gruppe nachfolgende spätslawische Keramik gestellt werden. Zur genaueren Einordnung dieser Keramik sind weitere Untersuchungen im genannten Gebiet notwendig. 16 Zur Lage von Pechsieder Siedlungen Die Lage der archäologisch oder namenkundlich erschlossenen Pechsiedersiedlungen läßt entscheidende Aussagen zum Entwicklungsstand der Produktivkräfte zu. Des halb soll hier exemplarisch auf dieses Problem eingegangen werden. Aus dem Gebiet des Wermsdorfer Forstes und der sich nördlich anschließenden Dahlener Heide gibt es bisher drei Fundstellen, die auf die spätslawische Pechsiederei hinweisen. Die wohl aussagekräftigste Fundstelle ist die Pechsiederei von Nenne witz. Sie lag etwa 8-10 km vom slawischen Altsiedelgebiet um Mutzschen und Gött- witz entfernt. Der große Holzbedarf der Pechsieder und auch der Köhler führte zu einer Auflichtung des Waldes. Im Rahmen der seit der zweiten Hälfte des 12. Jh. verstärkt einsetzenden Besiedlung des Gebietes östlich der Saale durch deutsche Bauern wurde diese günstige Voraussetzung ausgenutzt. Etwa um die Wende des 12./13. Jh. ist in diesem Gebiet eine bäuerliche Siedlung nachweisbar, welche den Namen der Pechsiedersiedlung Nennewitz übernahm. Ebenfalls im Wermsdorfer Forst, in der Abteilung 289, wurden spätslawische Scherben des 12. Jh. mit Pechkrusten gefunden. Hier ist allerdings noch nicht abge sichert, daß es sich auch um eine Produktionsstätte handelt. Auf alle Fälle kann hier 16 Die Verbreitung dieser Keramik kann im vorliegenden Fall nur angerissen werden. Weitere Arbeiten zu dieser Thematik sind begrüßenswert.