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Antwort des Inspektors des Antikenkabinetts auf weitere Angebote Preuskers, Urnen betreffend (9. April 1855): Für das Königl. Antiken-Kabinett erlaube ich mir nachträglich eine Sammlung bronzener Geräthe aus der germanischen Zeit unter nach stehenden Verhältnißen anzubieten. 1. Diese vor Kurzem erst in der Meißner Umgebung gefundenen bronzenen Waffen und andere Ge räthe können, wie die zugleich mitentdeckten, offenbar zum Einschmelzen bestimmten ganzen Bronze massen und zahlreiche Bruchstücke erweisen, nur von einer Metallgießerei herrühren. Sie wurden beim Ackern entdeckt und befanden sich in einem, jedoch völlig zerbrochenen irdenen Geräthe. 2. Sie bestehen aus a) 22 bronzenen Sicheln, wovon 10 zerbrochen, jedoch wiederum leicht zusammensetzen sind, (3 Pfd.* schwer) b) 88 größere und kleinere Sichel-Bruchstücken, und zwar 32 vom Griff, 34 aus der Mitte, 22 von der Spitze (zusammen 6 Pfd.) c) 9 bronzenen Celts (Pfrahmen) wovon 4 defect (8 3/4 Pfd.) d) 10 einzelnen Bruchstücken von solchen (3 3/ Pfd.) e) 3 kleine Schwertbruchstücke (6 Loth) f) 4 bronzene Lanzenspitzen, wovon jedoch 3 defect (14 Loth) g) 4 bronzene Ringe nebst 5 Bruchstücken solcher (1 1/8 Pfd.) h) das Viertel eines bronzenen Schildes oder Harnisches (1/2 Pfd. schwer) i) eine Anzahl kleiner, zum Theil defecter bronzener Gegenstände, z. B. eine Messerklinge, ein kleiner viereckiger defecter Meißel, Draht, Ring- und Nadelbruchstücke, so wie solche von Gefäßen oder Verzierungen und dergl. (28 Loth) k) 7 theils kuchen-, theils stangenförmige Bronzemaßen zum Schmelzen (Barren) (5 3/ Pfd.) 1) eine Anzahl ungeformter Bronze-Bruchstücke zu demselben Zwecke (4 1/4 Pfd.) 3. Für diese Gegenstände erbitte ich mir den Ersatz von 23ge -. Sollte diese Summe zu bedeutend erscheinen, so würde sich dieselbe durch den Verkauf der Bruchstücke sub 1 sowie eines Theils der Bruchstücke sub b, d und k zum Einschmelzen, um mehrere Thaler vermindern lassen, wofern man nicht auch diese Überreste der Aufbewahrung für werth halten sollte. Und wäre auch dann der Preiß noch zu hoch, so würde ich bereit sein, gegen Rücksendung einiger jener Celts und Sicheln auf eine Herab setzung desselben um einige Thaler einzugehen, damit wenigstens die Hauptmasse des Fundes geneigter Annahme gewürdigt werden möge. 4. So mir die Localität des Fundortes vor jetzt noch nicht näher mitgetheilt werden kann, die jedoch späterhin genau beschrieben werden soll, so wünsche ich auch, daß, obschon eine Nachricht von jenem Funde im Allgemeinen ohne Weiteres beliebig veröffentlicht werden kann, eine spätere specielle Be schreibung des Fundes nach den einzelnen Hauptsächlichsten Stücken und deren Abbildung mir Vorbe halten bleiben möge, zu welchem Zwecke ich bereits Abzeichnungen derselben zurück behalten habe. 5. Zugleich bitte ich für den Fall der Annahme dieser Geräthe um die Genehmigung, daß dieselben meiner Alterthümer-Sammlung, als nachträglich dazu erlangt, beigefügt, auch, soweit als rathsam, mit meinem Namen bezeichnet werden möchten. Dieser Fund erscheint an sich, so wie wegen des vaterländischen Fundorts, so wichtig, daß er eine gesicherte Bewahrung und fernere Erhaltung für vaterländische Forschungen unbezweifelt verdienen möchte, so daß ich mich dringend verpflichtet halte, ihn sowohl zur Beachtung kundiger Forscher, als zu jener Vereinigung mit meiner Sammlung ehrerbietigst darzubieten. Großenhain, d. 30 Januar 1854 Karl Preusker emerit. Rentamtmann * Aus technischen Gründen wurde hier auf das damals gebräuchliche Zeichen für Pfund verzichtet.