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Wohlgeborener, Hochgeehrter Herr, Ihr geehrtes Schreiben vom 3. . . habe ich die Ehre in Eile dergestalt zu beantworten, daß - 1. wenn Sie eine Urne der Art, wie Sie anzugeben die Güte haben, einsenden wollen, man dieselbe ohne Zweifel mit Dank annehmen wird; nur dann bedürfte es eines besonderen Vertrags an den Hh. Minister, wenn Sie ein anderes Honorar, als die gebührende Anerkennung dafür verlangten. Dann würde ich bitten, den Hh. Prof. Dr. Hettner, der in den nächsten Tagen als mein Nachfolger ver pflichtet werden wird damit zu beauftragen. 2. die Urnen, welche Sie um Weihnachten so patriot. gesinnt einsanden, sind richtig cingeliefert wor den. Daß Sie von mir darüber keine besondere Anzeige erhalten haben, liegt daran, daß der Geh. Hofr. Schulz an Sie schreiben wollte. Leider ist aber derselbe wieder sehr gefährlich erkrankt ge wesen und noch nicht außer Gefahr. Ich hole also nach, daß man schon Höhern Ortes für Ihre noble Gesinnung vollkommene Anerkennung zu Theil werden läßt. In ehrerbietiger Hochachtung Dresden d. 9 April 1855 Ihr ergebenster M. Chalybcus (Antiken-Kabinets Inspektor) Anlage 2 Originalbericht Preuskers über den reichen Bronzedepotfund von Weißig nach dem Fundstellenbesuch vom 27. 8. 1854 mit Hinweisen auf eine Gußform von Nieder-Zschauitz, datiert auf den 14. 12. 1854: Fund von bronzenen Waffen und anderen Geräthen aus der heidnischen Vorzeit, bei Weißig unfern Scassa in der Nähe von Großenhain und Meißen. Im Herbste 1853 ward zu Weißig bei Scassa unfern Großenhain bei dem Pflügen ein irdenes Ge fäß mit zahlreichen bronzenen Geräthen entdeckt. Das Gefäß ging bei dem Darüberpflügen und dem weiteren Nachgraben in Stücken; die Bruchstücke sind nicht glasirt, sondern nur etwas hartgebrandt, und zeigen von sehr hoher Bearbeitung; sie sind auf 1/2 Zoll und mehr dick und deuten auf eine Höhe und Umfang des Ganzen von 1 1/2 bis 2 Ellen. Der Fund geschah auf einem dem Gutsbesitzer Otto von Weißig gehörigen Felde, die Brudsche ge nannt, an einem Feldraine und zwar unfern von der Mitte des von Weißig nach Leckwitz führenden Fußsteges und etwa 1/ Stunde von jedem dieser Dörfer, und nur einige hundert Schritt von der da selbst vorbeiführenden Eisenbahn, auf Weißig zu, entfernt; - also auch in der Nähe der Elbe, an wel cher jenes Dorf Leckwitz liegt. Das Felsstück an der anderen Seite des Raines heißt die Schädlische; die Gegend geht etwas lehnan und auf der nahen, jedoch ganz unbedeutenden Anhöhe soll nach der Sage einstmals ein Vorwerk des jenseits der Elbe liegenden, einst so mächtigen Rittersitzes und Schlosses Hirschstein gestanden haben, wovon es jedoch weder bauliche Uebcrreste noch sonst nähere Angaben giebt. Lehmgruben finden sich in der Nähe. So viel noch zu erfahren war, so soll das viereckige Bronzestück, - (muthmaßlich das Viertel von einem Brustpanzer) - oben auf, gleichfalls als Decke des Gefäßes, gelegen haben. Ein längst beabsichtigter Besuch des Fundortes ward erst am 27. August 1854 ausführbar, da da selbst das darauf gesäet geweßene Getreide erst abgebracht sein müßte; bei den zugleich vorgenomme nen Nachgrabungen an dem gedachten Fundorte fanden sich noch mancherlei kleine unbedeutende Bruchstücke von Sicheln und anderen Bronzegeräthen in den Erdboden zerstreut vor, die man bei dem ersten Auffinden unbeachtet gelassen hatte. Leider wollte sich aber kein neuer Fund ergeben, obwohl nicht nur um den Fundort ringsherum nachgegraben, auch von da aus mehrere Ellen weit Furchen nach allen Seiten hingezogen wurden, wie man dies bei Urnengrabhügel ebenfalls zu thun pflegt. Das Gefäß hatte kaum 1/2 Elle tief gestanden, mag aber früher ohne Zweifel weit höher mit Erde bedeckt gewesen