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nisse jedoch am Eythraer Fundplatz fehlen, ist eine kulturelle Zuweisung unserer Tonware zu der des Prager Typs nicht möglich, zumal von deren Verbreitungsbild das Gebiet der Weißen Elster unberührt bleibt (Verbreitungskarte bei Brachmann 1984, Abb. 1). Die dominierenden, selbst in Einzelheiten übereinstimmenden Merk male rücken unser Gefäß aber zweifellos in seine zeitlich-kulturelle Nähe. Beson ders sei in diesem Zusammenhang auf das Vorhandensein kratzerartiger Wischspu ren auf der Oberfläche einiger Gefäße des Prager Typs hingewiesen, so z. B. an hohen Töpfen aus Brandgräbern von Gohlis und Paußnitz, Kr. Riesa (Spehr 1967, S. 86 ff., besonders Abb. 2,3), die auch am Eythraer Stück wiederkehren. Südlich der Gruppe vom Prager Typ siedelten wohl schon seit der Wende vom 6. zum 7. Jh. Sorben südöstlicher Herkunft, deren frühester Fundniederschlag archäo logisch-kulturell mit „Rüssener Gruppe“ und „Donautypus“ (Vogt 1968 a, S. 1 ff.; 1971, S. 177 ff.), „Rüssener Phase der Leipziger Gruppe“ (Brachmann 1978, S. 91 ff.) und „Donautypus“ (Coblenz 1979, S. 141) unterschiedlich umschrieben wird. Auf einen Nenner gebracht: „Die archäologische Kultur vom Rüssener Typ der Leipziger Gruppe wird repräsentiert durch ... Keramik donauländischer Provenienz.“ (Herr mann 1984, S. 25). Bei den Trägern dieser Kultur handelt es sich mit ziemlicher Ge wißheit um die ersten slawischen, genauer sorbischen Siedlergruppen zwischen Mulde und Saale (Verbreitungskarte bei Brachmann 1978, Abb. 42). Archäologie und ver gleichende Sprachforschung haben dafür gewichtige Argumente ins Feld führen können (zusammenfassend Brachmann 1984, S. 55 ff.). Die Datierung der Gruppe in die zweite Hälfte des 7. und erste Hälfte des 8. Jh. ist gesichert (Vogt 1973, S. 398 f.). Darüber hinaus wird mit ihrem Erscheinen bereits um 600 gerechnet (Vogt 1973, S. 400; Brachman 1984, S. 56). Das legen schriftliche Überlieferung und Rüssener Funde im frühen Milieu der Gruppe vom Prager Typ nahe. Zum Rüssener Formenbestand gehören auch hohe Töpfe (Vogt 1968, Abb. 2; 1973, Abb. 2; Brachmann 1978, Abb. 41). Genaue Entsprechungen zum Eythraer Stück sind bisher allerdings nicht beschrieben worden. Bei der weiträumigen Ver breitung verschiedenster Spielarten dieses Gefäßtyps, die offenbar nicht nur an be stimmte archäologische Gruppierungen gebunden sind, und in Anbetracht unserer immer noch lückenhaften Kenntnisse über die Tonware der Rüssener Gruppe wol len wir diesen Umstand nicht überbewertet wissen. Obwohl der Brunnen allein auf grund des hohen Topfes nicht eindeutig zur Rüssener Gruppe gestellt werden kann, gibt es doch einige Hinweise, die diese Vermutung bestärken. Zunächst sei an die verzierte Rüssener Scherbe (Abb. 10,2) aus der obersten Ver füllung des Brunnenkastens erinnert. Da in ihm Brettreste der Oberkonstruktion in allen Tiefenlagen bis obenhin angetroffen wurden, muß er sich verhältnismäßig schnell zugesetzt haben. Es dürften also nur wenige Jahre nach Aufgabe des Brun nens vergangen sein als die Scherbe in den Boden gelangte. Die Möglichkeit ihrer sekundären Verlagerung hier außer acht gelassen, scheint damit ein gewisser zeit licher und somit auch kultureller Zusammenhang gegeben zu sein. Gestützt wird die Annahme durch weitere frühslawische Funde aus den beiden Kiesgrubenbereichen und vom südlichen Vorgelände der ehemaligen Ziegelei Schubert (vgl. Abb. 1), wor-