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natürlichen Eigenschaften des Rohmaterials vorbestimmte und nahezu ohne Hilfs mittel realisierbare Techniken geht, die im Rahmen urtümlich-bäuerlicher Wirt schaftsformen sicher mehrfach unabhängig voneinander entwickelt worden sind und zum Teil weltweit Verbreitung gefunden haben, wird die Vergleichbarkeit durch den weiten räumlichen und zeitlichen Abstand nicht grundsätzlich in Frage gestellt. Selbstverständlich sind auf diesem Wege lediglich „freie Parallelisierungen“ möglich, die nicht auf direkte historische Zusammenhänge zielen (im Sinne von W. Koppers, z. B. 1953, S. 2 f.). Aus der großen, aber keineswegs unbegrenzten Variation rezen ter Realisierungen werden solche ausgcwählt, in die sich unsere Befunde wider spruchsfrei einpassen. Daß es sich dabei auch im besten Fall nur um Interpretations möglichkeiten handeln kann, versteht sich von selbst. Das ,Dreitzscher Muster' der Gefäßformung Das auffälligste formungstechnische Merkmal an unseren Gefäßen bilden Sprünge und Risse, die etwa parallel zu Boden und Mündung in bestimmter Anordnung mehr oder weniger vollständig kreisförmig die Wandung umziehen (z. B. Taf. 4, 5,7). Sie gehen auf Fugen zurück, die beim Aufbau der Gefäße aus einzelnen Teilen ent standen, normalerweise sorgfältig verstrichen und von einem Tonüberzug verdeckt sind. Bei Autopsie lassen sich solche Brüche im allgemeinen ohne allzu große Schwierigkeiten von zufälligen Beschädigungen unterscheiden, die unregelmäßig polygonal verlaufen. Zweifelsfälle wird es natürlich immer geben. Fehldiagnosen lassen sich also nicht ganz ausschließen, zumal wenn an restaurierten Gefäßen die Bruchflächen nicht mehr direkt geprüft werden können. Das in unserem Material überdurchschnittlich häufige Aufreißen der Garnier grenzen - in Dreitzsch bei fast zwei Dritteln aller beurteilbaren Gefäße 1 - könnte damit Zusammenhängen, daß der zum Töpfern verwendete mehr oder weniger stark gemagerte Ton bzw. Lehm eine ungenügende Bindefähigkeit besessen hat und daß beim etappenweisen Gefäßaufbau zu lange zwischengetrocknet worden ist. Die Ge brauchsfähigkeit der gewiß aus gleicher Hand stammenden Siedlungsware spricht indessen für eine Beherrschung dieser Probleme im Rahmen der gegebenen tech nischen Möglichkeiten. Die Bruchanfälligkeit unserer Gefäße ist offenbar vor allem darauf zurückzuführen, daß sie nur unzureichend gebrannt sind. Eine Auswertung der Keramikhärte führt diesen Zusammenhang deutlich vor Augen. Unter der Sied lungsware wären auch bei besserer Erhaltung weniger Belege mit Fugenrissen zu erwarten, denn sie ist im Mittel regelmäßig besser als die Grabkeramik gebrannt. Innerhalb dieser fällt besonders die Brandqualität der Urnen ab. Wenigstens ein Teil der Leichenbrandbehälter scheint demnach für Funeralzwecke ausgewählt bzw. von vornherein hergcstellt worden zu sein (Simon 1981, S. 519 f., 526 ff.). Die 1 Im hallstattzeitlichen Teil des Gräberfeldes (Grabung 1936) von 113 auswertbaren Gefäßen (ohne Kleingefäße, mindestens Unterteil erhalten) bei 67 (59 °) beobachtet.