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die Tatsache, daß ihre Füllung eine die Funde einschließende Rötelschicht enthielt, lassen am ehesten an ein spätmesolithisches Grab denken. Rotfärbung des Grab grubeninhalts bzw. Rötelstreuung begegnet uns - neben anderen typischen Erschei nungen wie Leichenzerstückelung und/oder Beisetzung der Toten in sitzender Hockerstellung sowie Mitgabe von Wildtierknochen - bei mehreren sicheren Grä bern dieser Zeitstellung, so in Bottendorf, Kr. Artern (Jahn 1949), Bad Dürrenberg, Kr. Merseburg (Bicker 1936; Geupel 1977), und Berlin-Schmöckwitz (Hohmann 1926; 1928; Gramsch 1960, S. 241, 245 f.; 1973, S. 17 ff.) im Gebiet der DDR. Die Regelmäßigkeit dieser Sitte bei mesolithischen Gräbern zeigt ferner eindrucks voll die Nekropole Vedbaek in Dänemark, wo fast sämtliche Bestattungen Rötel streuungen aufwiesen (Albrethsen/Brinch Petersen 1977). Demgegenüber ist eine derartige Rötelbenutzung im Neolithikum unseres Raumes nicht nachgewiesen (Behrens 1973, S. 243). Daß der Fundverband vom Schafberg keinerlei Hinweise mehr auf Knochen enthielt, kann leicht mit seiner Lagerung in reinem Sandboden erklärt werden. Betrachten wir unter dem Aspekt, die erörterte Grube sei ein mesolithisches Grab gewesen, nun erneut das Feuersteininventar, speziell die endretuschierten Klingen, so können für die Verwendung dieser Artefaktform als Grabbeigabe mehrere Paral lelen genannt werden. Das sog. „Männergrab“ von Bottendorf, Kr. Artern, dessen Einordnung in das Mesolithikum kaum zu bezweifeln ist, enthielt zwei Klingen mit schräg retuschiertem Ende, die eindeutig der Leiche mitgegeben worden waren (Jahn 1949, S. 112 f.). Vielleicht ist auch ein entsprechendes Stück in Grab 1 von Berlin-Schmöckwitz so zu werten, falls es nicht - die Toten waren dort auf dem Siedlungsplatz bestattet - „unbeabsichtigt mit der Erdschüttung in die Grube“ ge raten ist (Gramsch 1973, S. 18). Ferner ist möglicherweise aber auch hier das Grä berfeld Vedbaek zu nennen, auf dem mehrere Tote mit z. T. sehr großen „flint blades“, darunter wohl auch Geräten dieses Typs, ausgestattet waren. 4 - Darüber hinaus bilden allgemein Feuersteinartefakte - neben Geräten vor allem Klingen und Kernsteine - durchaus geläufige Beifunde in den meisten der hier genannten meso lithischen Gräber; besonders hervorgehoben sei die große Zahl lithischer Beigaben in Bad Dürrenberg, Kr. Merseburg, und Janislawice, pow. Skierniewice in Polen (Chmielewska 1954). In der Zusammenschau der diskutierten Funde und Befunde ergibt sich, daß für die Interpretation der 1930 auf dem Schafberg in Niederkaina geborgenen Grube als spätmesolithische Grabanlage mehrere Indizien sprechen. Wenn wir aber nach weiteren Zeugnissen mittelsteinzeitlicher Besiedlung in der Umgebung fragen, dann müssen wir geradezu eine Fundleere feststellen. Lediglich aus Burk, Kr. Bautzen, liegen von der bekannten Fundstelle des Spätmagdalenicns (Frenzel 1930; 1932/33; 4 In dem zitierten Vorbericht (Albrethsen/Brinch Petersen 1977) werden die Artefakte nicht einzeln abgcbildet. Die Zeichnungen der Gräber 4 und 10 und das Foto von letzterem in situ (ebenda, Abb. 6, 11 und 12) lassen aber in den „flint blades“ Klingen mit schräg retuschiertem Ende ver muten (den Hinweis auf das Gräberfeld in diesem Zusammenhang verdanke ich Herrn Direktor Dr. B. Gramsch, Potsdam).