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ZUR FORMUNGSTECHNIK FRÜHEISENZEITLICHER KERAMIK AUS OSTTHÜRINGEN Von Klaus Simon Einleitung Unter den Hinterlassenschaften jüngerer ur- und frühgeschichtlicher Epochen stellt die Keramik gewöhnlich den Löwenanteil. Seit eh und je wichtiges, ja oft entschei dendes Hilfsmittel für eine immer weiter verfeinerte zeitliche und räumliche Ord nung des Fundgutes, tritt ihre Bedeutung für kulturhistorische Aussagen demgegen über in den Hintergrund. Vor einem Jahrhundert hatte man dafür noch einen weiteren Blick, der den Menschen in seiner natürlichen und geschichtlichen Wirk lichkeit unmittelbar zu umfassen suchte. Die Tonware bildete damals nicht so ein seitig ein abstraktes archäologisches Ordnungskriterium, vielmehr in erster Linie das - zudem gut überlieferte - Produkt der Töpferei, eines in bestimmte gesell schaftliche Strukturen eingebundenen Produktionszweiges, den man im völkerkund lichen Bereich noch im Zusammenhang lebender Kulturen studieren konnte. Anders als in der außereuropäischen Forschung, in der die „ceramic technology as an aid to cultural Interpretation“ (so z. B. ein Vortragstitel von Matson 1951) seit langem mit Erfolg nutzbar gemacht wird, liegen für Alteuropa nur wenige neuere Studien über die Herstellung prähistorischer Keramik und ihren kultur geschichtlichen Hintergrund vor. Für das näher interessierende Umfeld jünger- bronze- und ältereisenzeitlicher Kulturen im Elbsaalegebiet lassen sich fast allein die Untersuchungen von W. Coblenz über die Verhältnisse in der Lausitzer Kultur Sachsens nennen (Löwe/Coblenz 1956; Coblenz 1960; 1962). Im folgenden werden ergänzend entsprechende Beobachtungen aus der hallstattzeitlichen Dreitzscher Gruppe in Ostthüringen mitgeteilt (aufbauend auf Simon 1974, S. 725 ff.). Aller dings kann hier nur auf einen einzigen Bereich der Töpfertechnik näher eingegan gen werden - auf das oder besser die Formungsverfahren, die sich aus unserem Material in einem sonst selten möglichen Umfang erschließen lassen. Die technologi schen Komplexe Gewinnung, Aufbereitung und Magerung der Töpfererde (bisher Peschel 1969; Simon 1969, S. 276 ff.; 1981, S. 505, Anm. 16), Garnierung plasti scher Zutaten, Oberflächenbehandlung und Verzierung der Formlinge (auch für unser Material gültig: Löwe/Coblenz 1956, S. 163 ff., 170 ff.; Billig 1960) sowie Trocknung und Brand der Keramik (vgl. Simon 1981, bes. S. 504 f.) bleiben also weitgehend außer Betracht. Bestimmte funktionelle Zusammenhänge sollen dabei selbstverständlich nicht übersehen werden, insbesondere was Abhängigkeiten der Formungstechnik von Größe und Form der Gefäße, Eigenschaften des Rohstoffs, 5 Sachs. Bodendenkmal 26 65