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ALTSTRASSEN IN SACHSEN AM BEISPIEL DER TRASSIERUNG ROCHLITZ - RÜBENAU/KÜHNHAIDE/REITZENHAIN Von Renate Wißuwa Mit der Profilierung der Heimatgeschichte oder vaterländischen Geschichte, wie man gern formuliert, entwickelte sich im vorigen Jahrhundert gleichzeitig das Bestreben, die Geschichte der Straßen und des Straßenverkehrs zu ergründen. In hohem Maße engagierten sich Geographen, die aus der Sicht des Raumes, der geologischen Bedingungen und des Reliefs der Landschaft Verkehrszügen nachgingen. Beispielhaft seien J. Hemleben (1911), H. Schurtz (1891) und H. Wiechel (1902) genannt, die sich vor allem den Pässen des Erzgebirges zuwandten, während J. Leipoldt (1928), E. Pietzsch (1922), P. Roitzsch (1929) und andere Altstraßenfragen im Zusammen hang mit Besiedlung, Wehranlagen und Straßenentwicklung erörterten. Ausgehend von den vorhandenen Straßenführungen umschrieben sie die früh geschichtlichen und mittelalterlichen Verbindungen und kamen so zu einem Modell relativ konstanter, wenig veränderter Straßenverläufe. Einzig E. Mülle (1942) distanzierte sich von dieser Vorstellung und wies nachhaltig auf die Veränderlichkeit der Straßenführung hin. Nach 1945 fehlen bis auf die überblicksartig angelegte Arbeit von A. Speck (1953) grundlegende Veröffentlichungen in Sachsen zum Thema. Sporadische Wortmeldun gen und Artikel erlangten nur lokale Bedeutung und brachten geringen Neuheits wert. Wirtschaftshistoriker spezialisierten sich auf Handelsgeschichte im engeren Sinne, auf die Darstellung des Warentransportes und -Umsatzes, und verbanden Städte und Märkte mit abstrakten Linien. Dem steht die Forderung nach Erforschung der konkreten Straßenführung gegenüber. Seit Ende der 70er Jahre beschäftigten sich Mitarbeiter des Bereiches Ältere Geschichte an der Pädagogischen Hochschule Dresden und Studenten unter Anleitung von Prof. G. Billig mit Fragen der Altstraßenforschung in Sachsen. Dabei geht es einerseits um die Schaffung und Aneignung von Grundlagen und andererseits um eine Darstellung für breite historisch interessierte Kreise zum Verständnis und Schutz der noch in der Landschaft vorhandenen Altstraßenreste sowie um das Aufzeigen und die Wertung von Veränderungen im Straßenbild im Sinne des gesellschaftlichen Fortschritts. Der hier zu behandelnde Verkehrszug überschritt, aus dem nordwestsächsisch nordostthüringischen Altsiedelland kommend, bereits vor der Besiedlung das Erzgebirge. Belegt wird das durch die Hersfelder Grenzbeschreibung, die die