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läßt ganz deutlich einen breiten verzierten Saum am unteren Ende er kennen. Eine besondere Beachtung verdient aber noch die Tatsache, daß auf allen drei jetzt bekannten Brakteaten der Sonderprägung das Namenssymbol der Weidaer Vögte in anderer Gestalt erscheint, einmal als mehrblätt riger Zweig (Arch. T. 40/28), einmal als Dreiblattspitze (Arch. T. 40/29) und schließlich als Dreiknospenspitze, hier erstmals abgebildet. Mög licherweise kann man darin die drei Varianten aller drei Vogtslinien vermuten, und man könnte die Absicht erraten, daß eine allen drei Vög ten zukommende Ausmünzung und Beteiligung anstelle der Monopol stellung des Weidaer Stammhauses geplant war, womit die Äbtissinnen nicht einverstanden waren und dem sie nur durch den Verzicht auf die Einkünfte begegnen konnten. Es ist bis jetzt nur von einer Münzung für das Plauener Gebiet gespro chen worden, die sich bildmäßig eng an die Meißner und Altenburger Prägungen anlehnt. Man ist versucht anzunehmen, daß diese Münzen auch für die Gebiete des Thüringer Raumes Geltung gehabt hätten, um wenigstens währungsmäßig eine Einheit in dem vielfach zerrissenen vog- teilichen Gebiet herzustellen. Sicherlich haben aber wirtschaftlich-poli tische Gedanken im Vordergrund gestanden, denn die Münzen — auch wenn sie stumm sind, haben sie den Wert von Urkunden, die man sich mühen muß richtig zu interpretieren — sagen etwas anderes aus. Im Fund von Seega — einem sogenannten Sparbüchsenfund — hat H. Buchenau große Thüringer Reiterbrakteaten bekannt gemacht (Nr. 71 bis 76, 114, 334, 335), die, wie er sich ausdrückt, einen dreiteiligen Stab zeigen, der sich im Schilde des Reiters befindet. Von H. Buchenau wer den die Brakteaten Nr. 71—76 in die Zeit vor 1204 gelegt, weil der Reiter eine Krone trägt und somit auf Landgraf Hermann I. gedeutet werden können, als er Pfandinhaber der Mühlhäuser königlichen Münzstätte war. Die beiden Brakteaten Nr. 334/335 setzt Buchenau, wegen ihres schönen und reichen Stempelschnitts, in die Zeit um 1190 und bezeichnet sie als unbestimmte Gepräge. Wie bei diesen trägt auch der Reiter auf Nr. 114 eine Haube, aber dieses Stück ist kleiner und bedeutend leichter, und Buchenau kennzeichnet es als Nachahmung eines Dynasten aus der Zeit um 1205 oder später. Gewiß hatte H. Buchenau gewichtige Gründe für seine frühe Zuteilung der Brakteaten, aber ob sie unbedingt eher entstanden sein müssen als die Münzen des Vogtes Heinrich IV., dürfte wohl schwer zu beweisen sein. Das Gewicht der Stücke ist jedenfalls im Durchschnitt auch nicht höher als z. B. die Äbtissinnenmünzen der Geraer Abtei zur Zeit des Vog tes Heinrich IV., also nach 1209/10. Mein hier abgebildetes Stück (Abb. 3)