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gehobenen und zersplitterten Fund von Vogtsgrün stammt, länger als ein halbes Jahrhundert in einer Sammlung, und der Sammler weiß da mit nichts anzufangen, weil, ja eben, weil er die nötige mühselige Klein arbeit nicht geleistet hat, die auch einen Zufall erst zum „glücklichen“ Zufall macht. Der erworbene Brakteat ist eine besondere Prägung einer Geraer Äbtis- sinnenmünze, ähnlich wie der im Fund von Vogtsgrün aufgetretene Brak teat, den R. v. Höfken abgebildet hat 8 . Auch hier befindet sich im Schleier der Äbtissin rechts und links je ein lockenähnlicher Ansatz, der als eine Nachprägung der Vögte von Weida angesehen wird. In der rechten Hand hält jedoch die dargestellte Person ein dreiarmiges Zeichen, das sich am oberen Ende eines kurzen Stabes befindet. Hier tritt also das Zeichen in einer genau festlegbaren Prägegrenze auf, und man muß es daher als Leitstück für andere stumme Brakteaten ansehen, die nicht sicher einer anderen Münzgruppe zuzuordnen sind. Wenn auch das Zeichen an seinen drei Enden kuglige Verdickungen trägt, so handelt es sich doch nicht um eine Liliendarstellung, denn die Typisierung der Lilie, die herabhän genden Blattenden fehlen. Auch um Strahl oder Pfeilspitze handelt es sich nicht, weil der Vereinigungspunkt ins Innere des Stabes zeigt. Ob wohl die Gestalt der Äbtissin auf eine geistliche Münzstätte hinweist, kann das Zeichen auch nicht, wie auf den früheren böhmischen Denaren, als christliches Symbol aufgefaßt werden, denn in dieser Zeit treten andere Symbole, Palmzweig, Buch, Krummstab, als Würdenzeichen der Kirche an die Stelle früherer Glaubensbekenntnisse. Das Zeichen weist also hier, aufgrund der figürlichen Darstellung, klar und eindeutig auf eine vogteiliche Ausprägung im Raume der Geraer Äbtissinnenmünze hin. Über die vogteilichen Prägungen im Raume der zu Quedlinburg gehöri gen Frauenabtei Gera, die von den Vögten zu Weida ausgegangen sind, hat zuerst H. Buchenau 9 richtungweisende Entdeckungen bekanntgege ben. Er hat dort nachgewiesen, daß die Vögte aus dem Hause Weida den Weidenzweig als ihr Familiensymbol benutzten und ihn vorzugs weise zur Kennzeichnung ihrer Münzen gebrauchten. Als H. Buchenau den Nachweis zu seiner Entdeckung aus den Siegeln der Vögte und vor allem aus dem der Stadt Weida erbrachte, vertrat er die Ansicht, daß so wohl in der Münze zu Weida als auch zu Gera mit dem deutlich erkenn baren Weidenzweig gemünzt worden wäre. J. Erbstein 10 anerkannte die Entdeckung H. Buchenaus, daß der Weidenzweig das Kennzeichen der 8 R. v. Höfken 1894-1897, Taf. 40, Nr. 29. 9 H. Buchenau 1898-1906, S. 17. 10 J. E r b s t e i n.