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auf denen dieses Zeichen am Ende eines Stabes erscheint, und da es dort in umgekehrter Steilung mit der Spitze nach innen zeigt, kann es sich dabei weder um einen Strahl noch um eine Pfeilspitze handeln (Schwink. 396). Man hat es daher schlechtweg als Lilie bezeichnet. Gewiß kann ein solches Zeichen auch manchmal auf sehr roh und flüchtig gestochenen Stempeln eine Lilie verkörpern, z. B. auf späten Nordhäuser Prägungen. Auf dem genannten Brakteat Schwink. 396 erscheint aber ein deutliches Lilienzepter in der einen Hand und das dreiarmige Zeichen am Stab in der anderen Hand des Sitzenden, und aus dieser direkten Gegenüber stellung ist klar ersichtlich, daß der Stab, der die herunterhängenden Blattspitzen nicht hat, eben auch kein Lilienstab sein soll. Nun bin ich von Herrn Dr. G. Krug, Herne, darauf aufmerksam gemacht worden, daß es sich bei diesem Zeichen nach seiner Meinung nur um die Brehnaer Helmzier handeln könne. Da diese Ansicht vom Äußerlichen her schon vieles für sich hat, bin ich ihr nachgegangen, um eine Bestäti gung dafür zu finden. Allerdings konnte ich diese unter den bekannten Tatsachen nicht entdecken. Die Brehnaer Helmzier, die drei in einem Punkt zusammengestellte, aus einanderstrebende Pfauenbüschel zeigt, hat tatsächlich eine große Ähn lichkeit mit dem dreiarmigen Zeichen auf den Brakteaten. Vom heral dischen Standpunkt aus fällt es jedoch ungemein schwer, anzunehmen, daß schon vor 1230 das Helmkleinod zur Kennzeichnung der Münzen benutzt worden ist. Das Helmkleinod ist nicht gleichbedeutend mit dem Wappenemblem oder dem Namenssymbol, und es tritt überall erst später auf als die ersteren. Die Orlamünder benutzen das Helmkleinod als Siegel 1227, die Käfernburger erst ab 12333, bei den Brehnaer Grafen tritt das Helmkleinod als Siegel jedoch erst 1267 auf 3 4 , und es ist durchaus kein ständig benutztes und ausschließliches Zeichen wie etwa die Raute bei den Mansfeldern, es erscheint nämlich meistens in Verbindung mit den Seeblättern. Da es sich auch nicht um ein Namenssymbol handelt wie z. B. bei den Minzenbergern, wird man es wohl nicht ohne zwingenden Grund 40 oder 50 Jahre vorverlegen dürfen. Es könnte allerdings immer noch die Möglichkeit bestehen, daß, umgekehrt, die drei Pfauenwedel der Brehnaer Grafen aus einem älteren Familiensymbol hervorgegangen wären, so daß das dreiarmige Zeichen vor den Wedeln benutzt sein würde. Auf böhmischen Denaren des 11. Jh. tritt ein aus drei Stäben zusammen gesetztes Zeichen auf, das die gleiche Form wie das hier besprochene 3 O. P o s s e 1888, Bd. I und V. 4 O. Posse 1888, Taf. X, 3.