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BRAKTEATEN DES VOGTES VON WEIDA-GERA Ein neuer Beitrag zur reußischen Münzgeschichte Von Gerhard Müller Die großen schriftlosen Brakteaten, die etwa vom Beginn des 13. bis ins 14. Jh. hinein in der Markgrafschaft Meißen und in deren Nachbarländern geprägt worden sind, wurden 1931 von W. Schwinkowskil in einem über sichtlichen Komplex zusammengefaßt. Es war dies ein erster ersprieß licher Schritt in das schier undurchdringliche Gestrüpp der vielen Prä gungen gleicher, ähnlicher und nachgemachter Fabrik, durch die das Meißner Brakteatengebiet besonders gekennzeichnet ist. Seitdem werden immer wieder Versuche unternommen, einzelne kleinere Dynasten auf grund unscheinbarer Eigentümlichkeiten erkennbar zu machen und so den großen Komplex der Brakteaten in näher datierbare und namentlich faßbare Gruppen aufzulösen. Wie feinfühlig und bedachtsam diese win zigen Eigentümlichkeiten aus den allgemein gebräuchlichen Darstellun gen herausgeschält werden müssen, zeigen z. B. die Apoldaer Brakteaten, die nur durch die realistische Darstellung des Apfels, anstelle des allge mein benutzten Reichsapfels, als solche erkennbar sind, oder die von G. Krug 1 2 entdeckten Brakteaten der Burggrafen von Leisnig, die ein kokardenähnliches Zeichen an die Stelle eines sonst gebräuchlichen Ster nes setzten. Bei der Suche nach weiteren dynastischen Eigentümlichkeiten richte ich seit Jahren mein Augenmerk auf ein strahlähnliches Zeichen, das sich manchmal auch auf Brakteaten der Meißner Fabrik in der Hand eines Dargestellten befindet und das zu verschiedenen Deutungen Anlaß geben kann. Man hat dieses Zeichen bisher entweder als Strahl, als Pfeilspitze oder als Lilie bezeichnet. Tatsächlich stellt es einen Strahl dar, wenn es sich um Brakteaten aus der Münzstätte Strehla handelt oder um das Stralsunder Stadtzeichen, um eine Pfeilspitze handelt es sich z. B. auf Brandenburger Denaren. Strahl oder Pfeilspitze wären also die natür lichsten Erklärungen für dieses Zeichen. Nun gibt es aber Brakteaten, 1 W. Schwinkowski 1931. 2 G. Krug 1939. 21’ 323