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W. Schlesinger versuchte nachzuweisen, daß der Zeitpunkt des Wüst werdens bei allen Wüstungen im Schönburgischen verhältnismäßig früh, noch im 14. und teilweise schon im 13. Jahrhundert, gelegen hätte 266 . Nur für + Rotlof hält Schlesinger den Abschluß des W üstungsVorgan ges erst im 15. und 16. Jahrhundert für nicht ausgeschlossen 267 . Wie wir aber feststellen konnten und auch in anderen Landschaften nachgewie sen ist 268 , beziehen sich die Angaben über wüste Höfe bzw. Hufen be sonders auf Wirtschaftsflächen. Das trifft wohl auch für H Rotloff zu. Lediglich die Bezeichnungen .wüstes Gut“, ,wüste Hufe“ sind bei jeder Neuaufstellung der Lehens- und Zinsverzeichnisse immer wieder in überkommener Manier übernommen worden 269 . Frühe Wüstungen des 13. Jahrhunderts sind im Erzgebirge urkundlich sicher belegt. + Holzenhain und H Westerfeld bei Grünhain, Kr. Schwarzenberg, sind bereits 1230270 und ± Sebaltendorf, nördlich von Lößnitz, Kr. Aue, 1286 als Wüstungen bezeugt 271 . Als Hilfe zur Datierung der Wüstungen unseres Arbeitsgebietes kön nen die keramischen Lesefunde herangezogen werden, die in der Zeit von 1958 bis 1966 von G. Eismann und teilweise auch bei gemeinsamen Flurbegehungen der Verfasser in den Wüstungsfluren gesammelt wor den sind. Siedlungsgeschichtlich auswertbar sind aber im wesentlichen nur die Keramikreste von H Jäcksdorf und H Gaustdorf, deren Fluren und ehemaligen Siedelplätze verhältnismäßig früh wieder bewaldet wa ren. Die Scherbenfunde der Wüstungen Göpfersdorf, Tümmel, Erlswie- sen, Hainholz, Rüsdorf und Goldbachstraße stammen von Feldfluren. Als ein Unsicherheitsfaktor ist zu vermerken, daß ein Teil besonders der jüngeren Keramik erst nach dem Wüstwerden der Siedlungen, während der späteren Feldbestellung von den Nachbarorten aus, in den Boden ge bracht sein kann. Das ältere Material stimmt mit den Befunden von + Jäcksdorf und + Gaustdorf überein. Nur die Keramikreste der Wü- Wenn man bedenkt, daß diese FIN an der Strecke Waldenburg-Rabenstein auftre ten, also dort, wo reine PN auch zu ON wurden, liegt die Vermutung nahe, daß den FIN die gleiche namengebende Tendenz zugrundeliegt und die FIN daher sehr alt sein könnten. 266 W. Schlesinger 1935, bes. S. 110; vgl. auch K. Hengst 1964, S. 239 ff. 267 W. Schlesinger 1935, S. 109. 268 Vgl. Anm. 239. 269 Vgl. S. 292 unter Nr. 12.4 und Anm. 176. 270 Vgl. H. Löscher und J. Voigt o. J., S. 85 ff.; L. Enderlein 1934, bes. S.23f. (Erkunden), 41, 72 (Karte) u. S. 74—77. Der ohne Datum überlieferte, auf 1231/32 datierte sogen. „Stiftungsbrief“ des Klosters Grünhain ist 1945 bei dem Bombenangriff auf das Schleizer Schloß, in dem auch das Archiv untergebracht war, verlorengegangen. 271 Vgl. K. Blaschke 1957, S. 99. 309