Volltext Seite (XML)
mäßige Regierung in vergangenen Montage Abend ie Debatte über die polnische en erielle Blatt dann Mann der Be völkerung angeordnet. Diese Aushebung, welche 240,000 Rekruten unter die Jahnen ruft, soll am 1. Nov. d. H. im ganzen Reiche wartet; wohl aber hält man den Abbruch der diplomatischen Verbindungen nicht für unmöglich, Wie der Telegraph anzeigt, hat der amtliche Moniteur die nach Paris gesandte russische Antwortnote am 22. Juli voll ständig veröffentlicht. Dieselbe enthält starke Anklagen wegen der Duldung, welche die französische Regierung der polnisch Agitation in Paris angedeihen läßt. „Die polmsche Emigration daselbst", heißt eS in der Note, „hat unter Benutzung ihrer ge sellschaftlichen Verbindungen eine ungeheuere Verschwörung or- ganifirt »u dem Zwecke, die öffentliche Meinung in Frankreich durch systematische Verleumdungen irre zu führen und die Un ordnungen im Königreiche Polen zu nähren, theils durch mate- riefle Unterstützung, theilS durch den Schrecken eines geheimen ComitöS, theils und hauptsächlich durch Verbreitung deS festen Glaubens an eine active Intervention des Auslandes zu Gunsten sucht, fügt eS schließlich mit fetter Schrift die Worte hinzu: „Die bewaffnete Besetzung Holsteins auf Grund de- PatentS vom L0. Mär» d. I. würde kein Bundesatt, keine Execution, sie würde der Krieg sein". — Die nach den zur Zeit deS Frieden- befolgten Regeln in den letzten zwei Jahren vom Exer- citium freigebkebenen Rekruten find jetzt einberufen worden; ebenso ist die Einberufung der zahlreichen Offiziere, welche der Reserve angehören, angeordnet worden. Rußland. Die kaiserliche Regierung hat gleichzeitig mit der Absendung ihrer Antwortnoten und unter ausdrücklichem Hin weis auf die gegenwärtigen Verhältnisse eine allgemeine Re- kruten-Aushebung von 10 Mann auf 1000Mann der Be- völkeruna anaeordnet. Diese Aushebung, welche 240,000 Rekruten ist noch nicht entdeckt. n § Großbritannien. Am vel^angenen Montage Abend begann endlich im Unterhause die Debatte über die polnische Frage und es erhoben sich mehrere Sprecher für die Wiederher stellung der alten polnischen Grenzen, indem sie zugleich nachzu weisen suchten, daß die Festsetzungen des Wiener Vertrags ihren Zweck, Polen eine gute Regierung zu geben und Europa den Frieden zu sichern, verfehlt hätten. Rußland gegenüber fruchte die rücksichtsvolle Sprache nichts, und alle Bemühungen der Diplomatie würden erfolglos bleiben, sobald nicht die Waffen im Hintergrund stünden. Lord Palmerston erwiderte im Namen der Regierung: Die Wiederherstellung Polens in seinen alten Grenzen würde einen europäischen Kneg erfordern; ein solcher Krieg würde die bestehenden Eractate annulliren, auS denen allein die Mächte ein Recht zur Intervention ableiten könnten, und würde Polen Rußland gegenüber dem unstreitbaren Rechte der Eroberung Preis geben. Leider widersetze sich Rußland einem Waffenstillstände, ohne welchen von Verhandlungen schwerlich Erfolge zu erwarten seien. England werde indessen mit Frank reich und Oesterreich die weiteren Schritte berathen und die Re gierung erbitte dazu daS Vertrauen des Parlaments. Die zu Gunsten der Wiederherstellung Polens in seinen früheren Grenzen eingebrachte Motion wurde zurückgezogen und es blieb mithin die Verhandlung ohne positives Ergebniß. DaS Ministerium legte zugleich die russische Ditwortnote auf den Lisch des HauseS meder, über deren unbefriedigenden Inhalt in den englischen Blättern nur eine Stimme herrscht. Dänemark. Das der Regierung nahestehende „Dag bladet" sagt schon jetzt rund heraus, daß Dänemark auf die letzten BundeSbeschlüffe nicht anders antworten werde, als mit einem bestimmten und unbedingten Nein. Weder der König, dem die Ehre verbiete, weiter zurück zu weichen, noch die Nation, deren Geduld zu Ende sei, würden neue Zugeständnisse ertragen, und daS Ministerium könne daher gar mcht anders, als in obigem Sinne antworten. Indem das ministerielle Blatt dann werter auf die angedrohte BundeSexecution zu sprechen kommt und dieselbe als mit der Bundesgesetzgebung unvereinbar dar- zustellen sucht, fügt eS schließlich mit fetter Schrift die Worte hinzu: „Die bewaffnete Besetzung Holsteins auf Grund deS Papst mißbilligt zwar die Einmischung des Klerus in den Auf stand, erklärt aber deren Entstehung und Ursache, und setzt schließlich auseinander, was der Czaar für den KatholiciSmuS im russischen Reich thun müsse, um den Frieden und die Wohlfahrt in Polen wiederherzustellen. Die österreichische General - Correspondenz meldet auS Neapel, daß dort in aller Stille, aber mit Energie und Aus dauer, ein Ereigniß von ungeheurer Bedeutung und Tragweite tiefe Wurzeln zu schlagen angefangen: nämlich das Auftreten und Umsichgreifen deS Protestantismus, der nun bereits Allenthalben „bedenkliche" Fortschritte zu machen beginne. Das obengenannte Wiener Blatt beklagt dann weiter, daß die Bibeln zu Spottpreisen im Lande verbreitet werden und nennt die Namen Derjenigen, welche für die Sache der evangelischen Kirche thätig find. Unter diesen Umständen ist wohl an der Wahrheit dieses erfreulichen Fortschritts nicht zu zweifeln. ' Frankreich. Die Pariser Blätter, welche bisher sich in Betreff der erwarteten russischen Antwortnote sehr sanguinischen Hoffnungen Hingaben, sind durch den Inhalt des seitdem einge gangenen diplomatischen ActenstückS (s. unter Oesterreich) arg enttäuscht worden. Sie bettachten den von Rußland eingeschla genen Weg lediglich als ein Mittel, Zeit zu gewinnen, und wo möglich em ferneres Zusammengehen der drei Mächte, deren Einigung schon zeither auf vielfache Schwierigkeiten stieß, noch mehr zu erschweren oder unmöglich zu machen. Das „PayS" sagt unter Anderem: „Für die französische Regierung, welche binnen Kurzem entweder ihren Gesandten aus Petersburg av- berufen oder die Unterhandlungen auf den von Rußland ange- deuttten Grundlagen annehmen muß, giebt es eine Hauptpflicht, nämlich die, ihre eigenen Interessen und die Würde Frankreichs mit den Bedürfnissen und Rechten der polnischen Nation zu ver einen." Allgemein gespannt ist man auf die Entschließungen deS in Vichy weilenden Kaisers, dem die russische Rote sofort zuge sandt worden ist. Das französische Kabinet hat sich sogleich mit den Kabineten in London und Wien in Verbindung gesetzt, und man erwartet, daß alsbald neue gleichlautende Noten nach Pe tersburg abgehen werden, welche entschieden und dringender als die bisherigen diplomatischen Aktenstücke ein offenes Eingehen auf die von den drei Mächten als Minimum aufgestellten sechs Puncte verlangen. Kriegerische Maßnahmen werden indessen nicht er der unsinnigsten Verlangen der Aufständischen. Dieser Einfluß ist die Hauptquelle der Agitation, die sonst unter der Action des Gesetzes und vor der Gleichgiltigkeit oder Abneigung der Massen erloschen sein würde. Dort muß man die moralischen Ursachen des peinlichen Zustandes der Dinge suchen, dessen schleunige Beseiti gung die französische Regierung im Namen des Friedens und der Menschlichkeit verlangt. Wir glauben gern, daß sie nicht gestatten werde, ihren Namen zum Besten der Revolution in Polen, in Europa zu mißbrauchen." — Der Vorschlag, die polnische Frage lediglich zum Gegenstände der Verhandlung zu machen, hat sowohl in Paris, wie in London böseS Blut ge macht und man erblickt darin besonders einen Versuch, Oester reich von den Westmächten zu trennen. Am 17. Juli ist die officielle Bestätigung der Besetzung der Hauptstadt Mexiko in Paris eingetroffen. Ein Ordonnanz offizier Überbrachte. zugleich dem Kaiser die silbernen Schlüssel jener Stadt und eine Anzahl erbeuteter Fahnen. Dem Gerüchte, al- solle Meriko in eine französische Kolonie verwandelt werden, wird widersprochen, vielmehr versichert, daß die Occupation nur so lange dauern solle, bis daselbst für immer eine redliche und regel mäßige Regierung in Thätiakeit sein werde. Unter allen Um ständen gedenke aber Frankreich Besitz von der minenreichen Provinz Sonora »u nehmen und in emem Hafen dieser Gegend eine »französische Station zu begründen. Die Regierung lenkt schon jetzt die Aufmerksamkeit der Kapitalisten auf dieses metall reiche Land hin. Belgien. In Brüssel ist am 15. Juli in einer Conferenz der betheiugten Mächte ein Vertrag über die Aufhebung deS ScheldezollS abgeschlossen worden. Alle bei der Schiffahrt auf diesem Flusse, welcher bekanntlich den Hafen von Antwerpen bildet, betherligten Staaten haben sich zur Zahlung der stipulir- ten Ablösungssumme verstanden; nur daS auch auf volkswirth- schaftlichem Gebiete jedem Fortschritt abholde Mecklenburg hat seine Zustimmung noch beanstandet. Niederlande. Auf den Erzbischof von Utrecht ist ein Mordversuch gemacht worden. Während er schlief, wurde auf ihn ein Pistolenschuß abgefeuert und der 70jährige Prälat be findet sich infolge dessen in ernster Lebensgefahr. Der Mörder