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Bis jetzt sind in Preußen 123 Erkrankungen an Cholera nnd 39 Todesfälle festgestellt worden. Nach einer amtlichen Meldung haben die Operationen gegen Hendrik Witboi begonnen. Rach schmierigen Märschen haben unsere Truppen ihre Stellungen erreicht. Das Hauptquartier Generals von Trotha befindet sich in ChamiS. Das Erdbeben in Süditalien hat weit über 300 Menschenleben gesordert. Zahlreiche Ort schaften sind zerstört. Präsident Roosevelt hat den Vorschlag auf Ab schluß eines Handelsvertrages mit Deutschland ablehnend beantwortet; doch fordert er zu weiterem Meinungsaustausch auf. Der Aufruhr in Japan. Die Unruhen und Gewalttaten in Tokio haben nachgerade einen Umfang angenommen und eine Be deutung gewonnen, daß man füglich von einem Auf- ruhre sprechen kann. Wenn die Mitteilungen, die uns bisher telegraphisch zugegangen sind, richtig sind, so handelt es sich nicht nur um einzelne Gewalttaten des Pöbels, sondern um ein planmäßiges, organisiertes Vorgehen, das bestimmte Ziele und Zwecke zu ver folgen scheint. Ob die Polizeibehörden noch Herren der Lage sind, läßt sich schwer beurteilen, da man wohl annehmen darf, daß die nach dem Auslande gehenden Telegramme einer gewissen Zensur unter worfen werden. Man wird sich daran erinnern, daß schon vor der Unterzeichnung des Friedensvertrages Gerüchte von einer Revolution in Japan durch die Blätter gingen. Da diese Gerüchte aber keine Bestätigung sanden, sing man darüber zur Tagesordnung über. Sie er hielten sich jedoch ziemlich hartnäckig; und das Aus bleiben der Bestätigung wurde damit erklärt, daß die Label zerstört worden seien. Nach den neueren Nach richten gewinnt es fast den Anschein, als ob die damaligen Gerüchte wohl begründet gewesen seien. Vielleicht war der Zweck der früheren Unruhen, den Abschluß und die Unterzeichnung des Friedensvertrages noch im letzten Augenblicke zu hindern. Da dieser Zweck nicht erreicht wurde, sind nachher die Unruhen mit um so größerer Gewalt ausqebrochen. Den Japanschwärmern sind die Aufruhrmeldungen schwer auf die Nerven gefallen. Sie haben ja die politische Reise, die maßvolle Besonnenheit, die Freiheit des japanischen Volks nicht genug rühmen können und sind nicht müde geworden, den scharfen Gegensatz zwischen dem konstitutionellen, für das Vaterland be geisterten, zur politischen Selbständigkeit erzogenen japanischen Volke einerseits und dem geknechteten, revolutionär durchwühlten Rußland andererseits zu betonen. Und nun kommt plötzlich die Kunde, daß große Teile des japanischen Volkes etwas getan haben, daß das Gegenteil von politischer Reife bekundet; jetzt erfährt man plötzlich, daß in dem siegreichen japanischen Volke der Aufruhr ebenso sein blutiges Haupt erhebt, vir in dem besiegten Rußland. Was der Aufruhr für einen greifbaren Zweck jetzt noch haben soll, ist nicht recht verständlich. Die Au- aahmr, daß eS sich bei den Unruhen lediglich um Ge walttaten des Pöbels handele, der nur fernem Unmule dir Zügel schießen lassen wolle, ist von der Hand zu weisen und wird durch nichts bestätigt. Dem Pöbel Mn würde eS nicht möglich gewesen sein, derartige mnrdgedungen zu organisieren. Wenn eS sich aber "ich: ausschließlich um den P)bel handelt, sondern um Wtmfiene Unruhen, so muß ein bestimmter Zweck angenommen werden. Daran, daß der Mikado zurück- Mchr?ckt werden könnte, seinerseits den abgeschlossenen zu ratifizieren, ist nicht zu denken. Dadurch wnrde er sich, wenn mau einen gewöhnlichen Ausdruck gebrauchen darf, allenthalben unmöglich machen. Um den Zweck der Unruhen zu verstehen oder wenigstens vermuten zu können, muß man beachten, gegen wen sich die Gewalttaten in erster Linie richteten. Sie richteten sich bekanntlich nicht nur gegen die Re gierung, sondern auch gegen die Ausländer. ES scheint sonach ,n vielen Kreisen des japanischen Volkes eine starke auslandsfeindliche Stimmung zu herrschen, die gerade jetzt besondere Beachtung verdient. Die europä ischen Völker werden gut daran tun. mit dieser Stim mung als einer gegebenen und zunächst unabänderlichen Tatsache zu rechnen. Auch die japanische Regierung wird damit rechnen müssen, wenn sie sich halten will. Es ist deshalb nicht ausgeschlossen, daß in diesen Un ruhen Keime zu Verwicklungen liegen, die einen bedenk lichen Charakter annchmen können. Das japanische Volk scheint doch noch nicht so reif zu sein, wie man annahm: und die japanische Regierung ist durchaus nicht Herrin der Lage. Optimisten mögen vielleicht glauben, daß der Auf ruhr insofern etwas Gutes habe, als Japan zunächst gezwungen sei, sein Augenmerk auf seine inneren Ver hältnisse zu richten, und dadurch veranlaßt werde, etwaige, den Weltfrieden bedrohende Ausdehnungs bestrebungen zurückzustellen. Diese Erwägung ist vis zu einem gewissen Grade richtig. Aber andererseits wird man nicht verkennen können, daß die den Unruhen zu Grunde liegende au-landsfeindliche und friedens feindliche Tendenz, daß der im Aufruhr zu Tage ge tretene Fanatismus dieiapanische Regierung in Bahnen treiben kann, die das Wort von der gelben Gefahr als berechtigt erscheinen lasten würden Jedenfalls hat der Aufruhr eine Bedeutung, die weit über die Grenzen Japans hinauSreicht. Zu den schweren Wolken, die den politischen Himmel in diesem an Ereignissen reichen Jahre umdüstern, ist noch eine dunkele, drohende ge treten. Potitisette Wettscttau. Deutsch«- Reich. Die Kaiserparade des 18. Armeekorps. Die Parade über das 18. Armee korps fand bei Niedereschbach gestern vormittag 9 Uhr statt. Zunächst herrschte Regen, der aber nachließ. Es wohnten der Parade bei der Kaiser und die Kaiserin, der Kronprinz und die Kronprinzessin, der Großherzog von Hessen, sämtliche in Homburg eingetroffene Prinzen und Fürstlichkeiten mit einer außerordentlich großen Suite. Der Kaiser in der Uniform seines hessischen Regiments Nr. 116 stieg, auf dem Paradefelde an gelangt, zu Pferde und ritt an der Spitze der Fahnen kompagnie auf das Feld Vor der Front des Armee korps übergab der Kaiser die neuen Fahnen mit einer Ansprache den Kommandeuren und ritt die Front der zahlreichen, neben der Tribüne aufgestellten Krieger vereine ab. Der kommandierende General, General leutnant v. Eichhorn, überreichte den Frontrupport. Dann ritt der Kaiser die Front des manövermäßig verstärkten 18. Armeekorps ab. Die Fürstlichkeiten schloffen sich an, die Kaiserin und die Kronprinzessin in offenem Wagen. Es erfolgte ein Vorbeimarsch. Der Kaiser führte sein hessisches Regiment Nr. 116, sein badisches Regiment Nr. 11V und sein bayerisches erstes Ulanenregiment. Bei diesen ko oyierten, auch Prinz Leopold von Bayern und der Kronprinz. Der Groß herzog von Hessen führte sein Regiment Nr. 115, sein Garde-Dragonerregiment Nr. 23, mit dem auch Prinz Andreas von Griechenland vorbeimarschierte und sein 25. Feldartilleriereaiment, wobei Prinz Heinrich kotoyierte. Prinzessin Friedrich Karl führte in Uniform das Füsi- nerregiment Nr. 80. Mit dem 6 Ulanenreaiment ntt Prinz Harald von Dänemark. Nach der Kritik setzte sich der Kaiser an die Spitze der Fahnenkompaanie und der Standarteneskadron und führte sie nach Homburg zurück, wo der Kaiser um 12'/, Uhr eintraf. Die Kaiserin und die Kronprinzessin kehrten gegen 12'/, Uhr in offenem Wagen, eskortiert von einer Eskadron des ersten bayerischen Ulanenregiments „Kaiser Wilhelm II.", in da- königliche Schloß zu Homburg zurück. DaS Publikum auf den Tribünen und in den Wagen jubelte den Majestäten auf da- lebhafteste zu. — Bei der gestrigen Galatafel brachte Se. Majestät der Kaiser folgenden Trinkspruch au-: „Sie haben mit der Neu formierung des 18. Korps zum ersten Male heute Ge legenheit gehabt, in der großen Revue sich vor mir zu zeigen. Ich spreche Eurer Exzellenz nochmals meine volle Anerkennung aus über den Zustand, in dem Sie mir da- Korps vorgeführt haben Ich erinnere mich gern und dankbar der Vorarbeiten, die General v. Linde- quist und Sie bei der Zusammenschweißung de- Korps erledigt haben Es ist gewissermaßen heute da- Korps militärisch aus der Taufe gehoben worden unter Assistenz hoher Paten. Bayrische und badiscke Kontingente sind dabei gewesen und haben die Schönheit de» militärischen Bildes und den Stolz des heutigen Tage- erheben helfen. Ehe ich das Glas auf da- Wohl de- Korps erhebe, möchte ich aber nicht vergessen, daran zu erinnern, daß seit dem Jahre 1897, wo dieselben Truppenteile vor nur in Parade standen, manches Auge sich geschloffen har, das damals noch aus den Reihen des Korps leuchtete. Meine hochselige Frau Mutter ist heimgegangen, und die Chefstelle des Füsilierregiments „v. GerSdorff" ist in die Hand der Tochter übergegangen. Der von unserem Heere so hoch geehrte und geliebte Monarch, der treue Verbündete, König Humbert von Italien ist auch heimgegangen. Aber seit diesen Tagen haben nch die Reihen des Korps in tadelloser Ordnung erhalten und die angestrengte und emsige Friedensarbeit hat andauernd Gutes geschaffen. Ich erhebe mein GlaS auf das Wohl des Korvs, indem ich gleichzeitig die anderen Kontingente und sämtliche Kontingentsherren, die anwesenden und abwesenden, in diesem Wohl mit einschließe, mit dem Rufe: „Es kde das 18. Armee korps l Hurra! Hurra! Hurra!' — Auf den Trinkspruch des Kaisers erwiderte Generalleutnant v. Eichhorn mit einigen Dankesworten, worauf er fortfuhr: „Majestät! Ich bin Soldat, und als solcher darf ich aussprechen, daß kein brennenderer Wunsch in unseren Herzen ist, kein sehnenderes Verlangen in unserer Seele glüht, als Lw. Majestät und unseren Kameraden in Afrika zu zeigen, wie wir für Ew. Majestät und des Vaterlandes Ehre und Ruhm auf dem Schlachtfelde zu sterben wissen. In diesem Geiste rufe ich: Se. Majestät, unser aller gnädigster Kaiser König und oberster Kriegsherr, Kaiser Wilhelm tl. Hurra! Hurra! Hurra!" — Nach der Parade tafel traten die Majestäten mit den Fürstlichkeiten auf die mit einem Baldachin überbaute, nach dem Kurpark führende Terrasse hinaus, um den Zapfenstreich an- zuhüren. Armeemusikinspizient Pwf. Roßberg leitete den Zapfenstreich. Der Kurpark war mit Tausenden Lampions und farbigen Lämpchen malerisch beleuchtet. Die Mission des Herrn von Rosen. Wie aus Paris gemeldet wird, stellte Fürst Radolin am Freitag den LegationSrat von Rosen dem Minister präsidenten Rouvier vor. Ueber die Mission des Herrn von Rosen werden die verschiedensten Vermutungen laut. Der „TempS" meint, die gegenwärtigen Marokko- Verhandlungen beträfen den Konferenzort, die Anleihe, die Mole von Tanger und die Finanzpolizei. Als Ort für die Konferenz stände Tanger und eine Stadt Süd spaniens in Frage. Die Reichstagsersatzwahl in Thorn-Kulm. Die Polen haben das ReichStagsmandat für den Wahl kreis Thorn-Kulm verloren. Die Ersatzwahl am Donners tag hat erfreulicherweise einen Sieg des Kandidaten der vereinigten nationalen Parteien gleich im ersten Wahl gange erbracht. Es wird gemeldet: Bei der Reichstags ersatzwahl im Wahlkreise Thorn-Kulm sind nach vor läufiger Feststellung für Bankdirektor Ortel (Natl.) insgesamt 14 803, für Redakteur BrejSki (Pole) 13 558 und für Redakteur Sremski (Soz.) 460 Stimmen ab gegeben worden; Ortel ist somit gewählt. Die Landtagswahlen in Schwarzburg- Rudolstadt hätten fast eine sozialdemokratische Mehr heit für den Landtaa ergeben Endgültig gewählt wurden 8 Sozialdemokraten, 2 Liberale, 2 Mitglieder deS Bundes der Landwirte, 1 Rationalliberaler. Ferner sind 3 Stichwahlen erforderlich, und zwar je eine zwischen dem Bund der Landwirte und den Sozial- oemokraten, zwischen den Liberalen und den Sozial demokraten und zwischen den Liberalen und dem Bund der Landwirte. In 2 Wahlkreisen finden Nachwahlen statt, da die Sozialdemokraten in beiden denselben Kandidaten aufgestellt hatten. Man kann aber jetzt schon die beiden Wahlkreise den Sozialdemokraten zu rechnen. Die drei Stichwahlen werden ziemlich sicherlich die Wahl der bürgerlichen Kandidaten ergeben, so dag im Landtage sich die Stimmen der Sozialdemokraten und der bürgerlichen Parteien voraussichtlich die Wage halten werden, wenn nicht gar die Sozialdemokraten doch noch die Mehrheit erlangen.